Biografie Thutmosis I.
Begräbnis Thutmosis I.
Bauten Thutmosis I.
Nubischer Raum: |
Die ersten Jahre des Königs sind durch energische militärische Operationen bis tief in den Sudan und nach Vorderasien geprägt. Der neue König zeigte sich als begabter Feldherr und kühner Eroberer, der lange Zeit als solcher im Gedächtnis der Nachwelt erhalten blieb.
Bereits in seinem 2. Regierungsjahr führte er einen Feldzug gegen Nubien, da in diesem Gebiet ein Aufstand gegen die ägyptische Vorherrschaft ausgebrochen war. Anscheinend brachen solche Aufstände regelmäßig bei einem Herrscherwechsel in Ägypten aus – dieses könnte meiner Meinung nach daran gelegen haben, dass die ägyptischen König die Vasallenfürsten auf ihren Namen einschworen, und diese sich beim Tode des jeweiligen Herrschers nicht mehr an diesen Eid gebunden fühlten.
Ein uns namentlich unbekannter nubischer Thronprätendent stand an der Spitze des nubischen Widerstands. Thutmosis I. ging es bei seinem ersten Kriegszug jedoch nicht nur darum, einen Aufstand niederzuwerfen, nein er wollte erobern und die nubische Frage ein für allemal klären.
Von den Kriegstaaten des Königs und dem Verlauf des Feldzuges haben sich mehrere voneinander unabhängige Zeugnisse erhalten.
Grabbiographie des Offiziers Ahmose Pennechbet in seinem Grab in El Kab |
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Grabbiographie des Offiziers Ahmose, Sohn des Abu/Ebana in seinem Grab in El Kab |
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Felsinschrift bei Tangur am Felsen des Batu
el-Hagar (Bat el-Hagar), südlich von Semna/Kumma gelegen. |
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Große Felsstele bei Tombos am 3. Katarakt |
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Grenzinschrift bei Kurgus, nahe des heutigen el-Kensia (am Rande der Steppe wurden unter Thutmosis I. Inschriften angebracht. |
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Große Felsstele bei Assuan, bei der Rückkehr des Heeres zu Beginn des Jahres 3. |
Eine Grenzinschrift auf einem mächtigen Quarzitblock, die der König bei diesem Feldzug in Kurgus, zwischen dem 4. und 5. Katarakt gelegen, hinterließ, (später ließ hier auch Thutmosis III. eine Inschrift anbringen; Thutmosis I. errichte hier auch einen Festungsbau), zeigen, wie weit Thutmosis I. nach Süden vordrang (weiter als dies jemals ein ägyptische König zuvor getan hatte), und damit wichtige Gebiete für den für den innerafrikanischen Handel, die Schifffahrt und den Zugang zu den Goldminen unter ägyptische Kontrolle brachte.
Die genaue Stelle der Felsinschrift ist bei Hagar el
– Merwa nahe Kurgus/ el – Kensia, ca. 150km Stromauf des vierten Katarakts
und etwa 50km südlich des heutigen Abu Hamed am großen Nilbogens gelegen.
Bis nach Khartum der heutigen Hauptstadt des Sudans sind es nur mehr 550km.
Dieser Kriegszug Thutmosis
I. bedeutete nun auch den endgültigen Zusammenbruch und das
Verschwinden des Reiches von Kerma. Die nubischen
Gebiete werden fortan durch fünf nubische Vasallenfürsten verwaltet. Die
Oberaufsicht und das Eintreiben der Tribute aus diesem Gebiet untersteht einem
hohen ägyptischen Beamten mit dem Titel eines "Königssohns
von Kusch".
Jedoch zurück zum Verlauf des Feldzuges:
Der König segelte mit seiner Kriegsflotte bis zum ersten Katarakt. Hier
stellte sich ihm jedoch ein Hindernis entgegen. Der für die Durchfahrt der
Stromschnellen benutzte Kanal war anscheinend durch Gesteinsbrocken versperrt
und schwierig zu passieren.
Ahmose schreibt in seiner Grabbiographie darüber:
„ Seine Majestät wurde daraufhin wütend wie ein Panther. Seine Majestät entsandte seinen ersten Pfeil und er blieb in dem Leibe jenes Feindes. Es wurde dort im Augenblick ein Gemetzel veranstaltet, fortgeführt wurden die Leute als Gefangene. “. |
Nach diesem bedeutenden Sieg setzte der König seinen Zug stromauf bis zur Insel Tombos fort. Diese Insel liegt zwischen Nauri, aber noch etwas nördlich von Kerma, inmitten des Kerngebiets des Reiches von Kerma.
In riesigen Schriftzeichen ließ Thutmosis I. in die Felsen gegenüber der Insel Tombos seine Titulatur und Namen einmeißeln, dazu das Datum „ Jahr 2, 15. Tag des 2. Monats Ax.t ". Insgesamt wurden hier fünf Siegesreliefs eingemeißelt, in denen die militärischen Erfolge des Königs gepriesen werden.
Der Text der Großen Siegesstele lautet:
„ Jahr 2, 2 Monat
der Überschwemmungsjahrezeit (Achet),
15. Tag, unter der Majestät des Er hat die Häuptlinge
der Nubier niedergeschlagen, schutzlos sind sie in seiner Faust. Die Herren des
Palastes haben für sein Heer die Festung errichtet, genannt „
Keiner unter den Feinden bietet ihm die Stirn “ (bei Tumbus); er ähnelt
einem Panther unter flüchtenden Schafen, Er hat die Grenzen der Welt
mit seinem mächtigen Schwert enger gezogen. Er drang in Täler ein,
die seine Vorfahren nicht kannten. Seine Südgrenze berührt die
Grenzen dieses Landes Kusch, seine Nordgrenze erreicht das Wasser,
welches rückwärts fließt (den Euphrat),
„ Er
hat den Häuptling Nubiens niedergeworfen, keiner von ihnen hat überlebt.
Die nubischen Bogenschützen sind in einem Blutbad gefallen, sie sind
über die Ebene verstreut, ihre Eingeweide füllen ihre Täler, ihr
Blut strömt nieder wie Regen “ |
Nachdem Thutmosis I. in Tombos eine Festung errichtet hatte und mit einer Truppe belegte, trat er den Rückmarsch nach Theben an. In Elephantine angelangt, ließ er nun den Kanal durch die Stromschnellen räumen, ehe er seine Fahrt fortsetzte.
Eine große Felsinschrift bei Assuan berichtet von der Rückkehr des Heeres am 22. Tag, 1. Monat der smw, Jahr 3, und der Räumung der Fahrrinne bei Sehel durch die Stromschnellen des ersten Katarakts. Diesen Feldzug Thutmosis kann man nur als vollen Erfolg auf der ganzen Linie bezeichnen, nicht nur, dass das Reich Kusch ausgelöst wurde, nein der Einflussbereich Ägyptens reichte von nun an bis über den fünften Katarakt hinaus, wie Inschriften von Gefolgsleuten des Königs bei Kurgus zeigen.
Dieses
neue verantwortungsvolle Amt mit dem Titel eines Königsohn von Kusch
erforderte einen loyalen und fähigen Beamten.
Durch dessen Hände floss der Reichtum der nubischen Gebiete, vor allem Gold
aber auch Elfenbein, Edelhölzer, Felle seltener Tiere, lebende exotische
Tiere, aber auch Arbeitskräfte und nubische Bogenschützen sowie Sklaven.
Dieser
Stellvertreter des Königs hatte nicht nur für die Verwaltung und
Neuorganisation der unterworfenen Gebiete zu sorgen, sondern auch die enormen
Tributzahlungen einzutreiben und sicher nach Ägypten zu senden. In dem
Beamten namens Thure/
Turi hatte Thutmosis
I. sicher den richtigen Mann für diese Aufgabe gefunden, denn
schon unter König Amenophis I. gehörte die Verwaltung Nubiens zu seinen
Aufgabenbereich.
Nach Ansicht
von R. Gundlach (in „ Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht “) wurden in
den nubischen Gebieten vielleicht nach dem Vorbild der vorderasiatischen
Besitzungen Vassalenfürstentümer eingerichtet, die dann von Thure
überwacht wurden.
Der asiatische Raum: |
Den nächsten Feldzug führte König Thutmosis I. nach Syrien. Der Zeitpunkt dieser ersten Unternehmung des Königs auf asiatischen Gebiet, ist nicht exakt überliefert, sie dürfte wohl im 4. oder 5. Jahr unternommen worden sein. Zeitzeugen für die Unternehmungen des Königs in Kleinasien sind wieder Ahmose, Sohn des Ebana, Ahmose Pennechbet und diesmal noch ein "Uhrmacher" namens Amenemhet.
Nach der Herrschaft Ahmoses I. hatte sich unter König Amenophis I. zwischen oberen Euphrat, Tigris und Chabur im Grenzgebiet der heutigen Staaten Türkei und Syrien eine neue Macht etabliert. Hervorgegangen aus einer Völkerwanderung von mit den Hurritern verwandten indogermanischen Kriegern, die aus Nordwestpersien nach Syrien – Palästina und Obermesopotamien vorgedrungen waren und sich offenbar teilweise auch der Hyksosbewegung angeschlossen hatten, konsolidierte sich jetzt der Hurriterstaat von Mitanni unter der Herrschaft einer indogermanischen Oberschicht.
Obwohl die Hurriter
noch immer „ eines der rätselhaftesten Völker des Vorderen Orient
“ sind, dürfte es als erwiesen gelten, dass bedeutende kriegstechnische
Errungenschaften auf sie zurückgehen, so der von Pferden gezogene leichte
Kriegswagen, die Panzerung der Pferde, Wagenlenker und Bogenschützen sowie der
zusammengesetzte Bogen.
Diese neue Macht
erhob nun Anspruch auf die Oberhoheit über die Stadtfürstentümer Nordsyriens,
die zuvor von den Hyksos kontrolliert worden
waren. Der Grund dafür war wohl der,
dass sie sich aufgrund ihres Verwandtsaftverhältnis
zu den Hurritern als deren Erben ansahen. Diese Gebiete betrachtete nun aber
auch aufgrund ihres Sieges über die Hyksos, auch Ägypten als zu ihrem
Einflussgebiet gehörend.
Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis es um diese Territorien, die von
beiden Machtblöcken beansprucht wurden, zu einem offenen Konflikt kommen
musste. Anscheinend ging wiederum in dieser Frage die Initiative von Thutmosis
I. aus. Der König strebte anscheinend eine schnelle und endgültige Lösung des
Problems auf militärische Weise an.
Thutmosis
I. marschierte
also in seinem 4. oder 5. Regierungsjahr mit einem starken Heer durch das Gebiet
von Palästina und Syrien. Er stieß dabei auf keinen Widerstand, was dafür
spricht, dass Stadtfürstentümer dieser Regionen
die ägyptische Oberhoheit anerkannten.
Nach dieser für
die Ägypter erfolgreichen Schlacht, überschritt Thutmosis I. als erster ägyptischer König mit einem Teil seines
Heeres den Euphrat und drang somit in mitanisches Gebiet ein. An welcher Stelle
genau der Euphrat überschritten wurde, ist heute nicht mehr zu klären Nach einer späteren
Inschrift Thutmosis III.
ließ sein Großvater am Ostufer des Euphrats in der Gegend von
Karkemisch eine Siegesstele aufstellen, die dieser bei seinem Vorstoß über den
Euphrat noch vorfand. Auch ob die Stadt Karkemisch von Thutmosis I. eingenommen wurde, ist unbekannt. Dies dürfte
jedoch fraglich erscheinen, da wir aus hethitischer Quelle wissen, dass sie von
den Hurritern im Kampf gegen Hantilis erobert
worden ist. Der Name des Mitannikönigs, gegen den Thutmosis
I. kämpfte, wird nicht überliefert. Es könnte sich dabei eventuell
um Saturna I. gehandelt haben.
Bis in die Zeit Thutmosis
IV. wurden Kämpfe um diese Gebiete mit
wechselnden Erfolg geführt, bis es dann unter diesem König (wohl auch unter
dem Druck der erstarkten Hethiter) zu einem Friedenschluss zwischen den beiden Mächten
kam.
Berichte über den 1. Feldzug Thutmosis I.: |
Der Offizier Ahmose, Sohn des Ebana (JaH msw ) berichtet über den Feldzug als der König
„
……… nach RTnw
(Retenu) zog
……… er
erreichte Naharina. Seine Majestät fand den Feind, als er das Heer |
Der Offizier J
aH – msw –
pn – Nxbt berichtet ebenfalls, er
habe „ …. im Lande Naharina als Beute,
21 Hände, ein Pferd und einen Wagen “ gemacht.
Diese Angabe zeigt mit der hohen Händezahl, dass die Gefechte anscheinend recht heftig gewesen sein müssen.
Auch die Grabbiographie des „ Uhrmachers “ Imn – m – HA.t / Amenemhat berichtet über diesen Feldzug, der dabei quasi als Fortsetzung der Hyksoskriege gedeutet wird:
„
[ …………. Seine Majestät zog] gegen ein Fremdland, Mi
– ta – ni mit Namen, indem die Feinde [ …………… ]
Thebens. Hinaufziehen Seiner Majestät aus diesem Fremdlande, nachdem
er das als Vergeltung für das Böse getan hatte [ ……… ]. “ |
Das
„ Böse “, was
sie getan haben sollen, erinnert an die Einschätzung der Hyksosherrschaft bei
Königin Hatschepsut
in der Speos – Artemidos – Inschrift.
In
seiner Biographie wird das Land Mitanni (M – tjni) erstmals
schriftlich erwähnt – die Ausdrucksweise
„ ein Land, das man Mitanni nennt “
zeigt, dass das Land den Ägyptern damals erst bekannt wurde.
Das Grab Amenemhats
liegt in der thebanischen Nekropole, ist aber heute leider zerstört.
Erst nach
diesem Teil seiner Biographie folgt der Anruf an die Grabbesucher mit der
Schilderung seines Lebens, das in der Erfindung einer Wasseruhr gipfelte. Er
erwähnt auch
Die ägyptische Grenze in Syrien zur Zeit König Thutmosis I.
( Co. Autor J. H. Pirzer)