Chronologie

Biografie Djoser

Grab Chasechemui

Bilder oben: links: after G. Dreyer MDAIK 56   - rechts: PKG)

Sitzstatue des Chasechemui
- Oxford, Ashmoleam Museum of Art  E. 517 -
(Bild mit freundl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland)
- alle Bildrechte liegen beim Bildurheber - 

Der Horusname des letzten altägyptischen Königs der 2. Dynastie lautete Chasechemui (vollständig: Hor-cha-sechemui). Er war lt. den Ägyptologen Wolfgang Helck und Jürgen von Beckerath der Nachfolger von König Peribsen/Sechem-jb und regierte bis um 2740 v. Chr. (siehe Lexikon der Pharaonen/Thomas Schneider, S. 314). 

Chasechemui oder Chasechem ("die Macht ist erschienen") - wie er sich am Anfang seiner Regierungszeit nannte - stellte anscheinend mit brutaler Gewalt die Reichseinigung wieder her und nannte sich dann "Chasechemui" ("die beiden Mächte sind erschienen" - Horus und Seth). Diese Reichseinigung von Ober- und Unterägypten durch Chasechemui erfolgte nach einer Zeit der politischen Unruhen, vergleichbar mit der Epoche unter Narmer und Skorpion II. und legte damit die Basis für eine über 500 Jahre währende stabile Periode des Alten Reiches.

Auf dem Serech dieses Königs befinden sich  nun der Horusfalke und das Sethtier brüderlich Seite an Seite über der Palastfassade. Beide tragen manchmal auch die Doppelkrone.

Damit war die wiedergewonnene politische Einheit in eine Formel gebracht. Sein nun das ganze Land kontrollierendes Schatzhaus trug den Namen „Haus der roten Krone“. 

Namen von König Chasechem/Chasechemui

Horusname 1.  #aj- sxm.wj Chai-sechemui
"Als die beiden Mächte gekrönt" (nach Siegfried Schott - Altägyptische Festdaten 1950)
2.  Horus-Seth-Name:
(@r-StX) xaj-sxmwj
Htp-nTrw jm=f
  

 

Hor Seth) Chasechemui hetep netscherui (netjerui) imef "Erscheinen der beiden Mächte, in dem die Ahnen in ihm (=des Königs) ruhen. (Helck Unters.  zur Thinitenzeit. S. 118. u. J. v. Beckerath/Handbuch)
Nebtiname 1. xaj-sxmwj-Nbtj Htp-nTrwj-jm.f Cha-sechemui-nebi Hetep-nebui-imef/ „Erscheinen der Doppelmacht der Zwei Herrinnen, in dem die beiden Götter befriedet sind"(Schneider)
2. xaj-sxmwj-nbw-xt.s[n} Nebti-chai-sechemui-nebu
chet-sen
"Erscheinung der Doppelmacht der zwei Herrinnen, Goldener ihres Leibes" (Schneider)

 

Namen:

Es sind viele verschiedene Namensvarianten von König Chasechemui bekannt. Die meisten von ihnen sind in einem Serech (stilisierte Palastfassade) geschrieben, auf der der Horusfalke thront. Die einfache Namensformel des Königs "Chasechem" (Erscheinen der Macht") scheint nur in Hierakonpolis bezeugt zu sein, könnte so also evtl. nur eine bloße lokale Variante darstellen mit Rücksicht auf den dortigen Lokalgott Horus. Verschiedene Ägyptologen vermuten aber auch, dass der König vor seinem Sieg über Unterägypten noch den Namen "Cha-se-chem" trug und diesen dann nach der Reichseinigung auf "Hor-cha-sechemui" erweiterte ("Chasechemui " bedeutet ja: "Erscheinen der beiden Mächte [Horus und Seth]" und Seth war ja bekanntlich der Feind des Horus.

Sehr ungewöhnlich erscheint auch der sog. "Horus-Seth-Name" des Königs, der "Erscheinen der beiden Mächte, indem die Ahnen in ihm ruhen" lautete (siehe Helck: Unters. zur Thinitenzeit. S. 118). Dieser Name wurde als "programmatisches  Epitheton" im Serech dem eigentlichen Horusnamen beigefügt. 

Lt. Wolfgang Helck in "Untersuchungen zur Thinitenzeit S. 118" sollte dieser Name den König als großen Reichseiniger zeigen und eine Verbindung zu den großen Herrschern schaffen, die einst über ein geeintes Reich geherrscht hatten. 

Im "Turiner Königspapyrus" und in der "Königsliste von Sakkara" taucht ein weiterer Name auf, der zu Spekulationen unter den Forschern führte. In der Kartusche steht der Name "Bebeti", wobei sich aber die meisten Ägyptologen dazu neigen, dass dieser Name eine Fehlinterpretation aus ramessidischer Zeit ist und auf Abschreibfehler der ramessidischen Schreiber beruht. Der Ägyptologe Wolfgang Helck schlug vor, dass Chasechemuis Eigenname evtl. "Besch" gelautet haben könnte, da dieser Name auf mehreren Gefäßen aus Brekzie (vom italienischen breccia: Geröll), wo er in einem Schen-Ring, dem Vorläufer der späteren Königskartusche, erscheint. Dagegen sind andere Ägyptologen, wie z. B. Walter Bryan Emery (Walter Bryan Emery: Ägypten - Geschichte und Kultur der Frühzeit. S. 110.) der Meinung, das Wort "Besch" bedeute "Rebell oder Aufrührer" und bezieht sich eher auf die von Chasechemui besiegten Fürstentümer. Ähnlich dürfte es sich auch mit dem Kartuschennamen Djadjai aus der Königsliste von Abydos zugetragen haben.

Regierungs- und Familiendaten Chasechem/Chasechemui

Regierungsdauer um 2740            v. Chr.
ca. 2714 - 2707 v. Chr.
ca. 2709 - 2682 v. Chr.
ca. 2714 - 2687  v. Chr.
nach Schneider L.d. Pharaonen
Müller-Höveler/Am Anfang...
v. Beckerath/Handbuch
Redford
Dynastie 2. Dynastie (Frühzeit)  
Vorgänger Per-ib-sen nach W. Helck u. Beckerath
Vater ?  
Mutter unbekannt  
Geschwister unbekannt  
Kinder Djoser,  Hetepher-nebti  
Gemahlinnen Ni-maat-hapi nach Wolfgang Helck
Grabstätte Abydos (Buchstabe V)  

 

Chronologie:
- Königslisten und Annalen -

Turiner Papyrus col. III. 1.3  (T. 3, 3;) 
T. 3, 3;   bbtj, er regierte, Jahre 27, (Monate) 2, (Tage) 1, seine Lebenszeit 40 + x

Der Turiner Papyrus gibt dem König 27 Regierungsjahre, 2 Monate, 1 Tag., er führt ihn unter dem Namen Bbtj (Bb.tj ) auf, dabei handelt es sich wohl um eine Fehlinterpretation des hieratischen  #aj-sxm.wj.

Abydos:  
A. 14;  Djadjai 
(+A DA j )

Saqqara: 
S. 48;   Bedi

Manetho :
Cheneres  30 Jahre oder Necherophes

Palermostein:  
(Anmerkung zu diesem Bild: Im Original des Palermosteins
sind im 1. erhaltenen Jahreskästchen (ganz rechts) nur sechs Zählstriche vorhanden - hier irrte der unten genannte Autor, denn er hat 8 eingezeichnet)

Auf dem Palermostein ist seine Regierungszeit nicht erhalten.

Jedoch wird auf dem Palermostein (Vorderseite 5, 4; 1. 5  Nr.4) berichtet, dass in einem Jahr zwischen der 7. und 8.  Mal der Zählung, eine Statue des Chasechemui hergestellt wurde. Diese trug den Namen  „Bilden des Kupfers Hoch ist #aj-sxm.wj`“. Es ist aber nicht gesichert, zu welchem König dieser Teil des Palermosteines gehört.

Datei:   Palermo 2
Autor:  Nephiliskos
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Unter den Ägyptologen ist die Zuordnung dieser Eintragung strittig. Früher wurde von Nebka ausgegangen. Da Nebka aber nachweislich nicht der Vorgänger von Djoser war, kommt  dieser damit nicht mehr infrage. Es kann sich nur um die Jahreskästchen von Chasechemui oder Djoser handeln. Die ganze Theorie steht und fällt mit der richtigen Einordnung des Fragments aus dem Petrie-Museum, weil dadurch die Regierungslängen festgelegt worden sind. Unseres Erachtens spricht die Wahrscheinlichkeit eher für Chasechemui als für Djoser, da wir uns die Frage stellen, warum der Nachfolger von Chasechemui gegen Ende seiner Regierungszeit eine Statue seines Vorgängers aufstellen sollte. Zwingend sind diese Argumente allerdings nicht, sondern nur rein hypothetisch.

Die Statue ist als ausführliches Determinativ in das Jahresfeld gesetzt worden, so dass ihr Aussehen rekonstruiert werden kann: der König beim Kultlauf mit Schurz und weißer Krone auf dem Kopf, in den erhobenen Händen Wedel und mk s- Symbol. Diese Kupferstatue war wohl von beträchtlicher Größe – denn ein ganzes Jahr ist nach ihrer Herstellung benannt!

Mit dem Tode Chasechemui ist die archaische Periode der ägyptischen Geschichte zu Ende, und das Land steht an der Schwelle der ruhmreichen Pyramidenbauer.

Nachfolge:

Auf dem Palermostein folgt auf Chasechemui sehr wahrscheinlich König Djoser. In späteren Königslisten wird ein König Nebka als Nachfolger auf Chasechemui genannt, so dass man allgemein früher diesen als Nachfolger des Chasechemuis ansah. Ab 1995 führte das DAIK unter G. Dreyer zusammen mit dem DFG eine Nachuntersuchung des Grabmals Chasechemuis durch, die 2002 erfolgreich abgeschlossen wurde. Bei den Ausgrabungen von 1995 wurden u. a. auch eine große Anzahl von Verschlüssen gefunden, meistens solche mit Siegelabrollungen des Chasechemui - aber einige von ihnen tragen den Horusnamen NTrj-Xt (dieses ist der Horusname von König Djoser). Andere Königsnamen wurden nicht gefunden. Günter Dreyer führt dazu weiter aus

"...Die meisten dieser Verschlüsse kamen im Bereich des nördlichen Zugangs zutage, zu dem eine Rampe hinterführte, die aber nur zur Anlage und Beschickung des in eine ca. 7,5 m tiefe Grube eingebauten Grabes diente. Nach der Bestattung war es nicht mehr zugänglich, da die Grabgrube über der etwa 5 m unter Wüstenniveau liegenden Decke wieder mit Sand aufgefüllt wurde und darüber vermutlich auch noch ein wohl wenigstens 2 m hoher Sandtumulus aufgeschütttet wurde.

Es kann danach kein Zweifel daran bestehen, dass auch die Verschlüsse mit Namen des NTrj-Xt (Djoser) zur Grabausstattung gehörten".
              (Zitat Günter Dreyer aus "Stationen", Festschrift für Rainer Stadelmann 1998)

 

Siegel mit dem Namen von König Djosers, die im Grab Chasechemuis gefunden wurden, beweisen eindeutig dass Chasechemui von diesem bestattet wurde.

Bilder aus MDAIK 54

Es wurden bislang ca. 40 Verschlüsse und Verschluss-Fragmente mit dem Horusnamen König Djosers gefunden. Es wurde lt. Aussage in dem Artikel von Günter Dreyer damals damit gerechnet, dass sich weitere Funde, insgesamt in den Halden des Nordabschnitts und am Südzugang befinden.

Es wurden auch "Nilton-Verschlüsse" mit Siegelungen der Nj-mAat-@p gefunden. Ähnliche Exemplare wurden auch schon von E. Amelineau und W. F. Petrie geborgen (wobei Petrie angab, dass sie aus den südlichen Kammern 45-54 des Grabkomplexes stammten). Aufgrund der Lesung der Ägyptologen H. Junker (siehe MDAIK 3, 1932, 139f in "Festschrift für Stadelmann", Anmerk. 10) und P. Kaplony (IÄF II, 527 ff) und Wolfgang Helck, die den Titel "mwt mst-njswt" mit "Mutter, die den König geboren hat" (Junker) dagegen Helck und Kaplony mit "mwt msw-njswt" - "Mutter des Königskindes" war Ni-maat-Hap als Tochter des Chasechemui, Frau des Nebka und Mutter des Djoser (H. Junker, P. Kaplony) oder als Gattin des Chasechemui und Schwiegermutter des Djoser (Wolfgang Helck) angesehen worden.

Günter Dreyer führt nun aber aus, dass bei der Betrachtung des Gesamtbefundes (mit den Vorkommen der Siegelabrollungen des NTrj-Xt (Djoser) mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass Ni-maat-Hap als Witwe des Königs Chasechemui zusammen "mit ihrem bereits regierenden Sohn Neteri-het (Djoser) die Bestattung des Chasechemui vorgenommen hat", womit eindeutig dieser als Nachfolger des Chasechemui und als Dynastiegründer der 3. Dynastie zu bestimmen ist, wobei anzumerken ist, dass diese "besondere Stellung als Begründer einer neuen Dynastie auch in der auffälligen Hervorhebung des Djoser im Turiner Papyrus deutlich wird und dabei offenbar aus einer noch korrekteren Vorlage übernommen wurde." (Zitat aus G. Dreyer "Festschrift", S. 33 - Anmerk. 13)

"Aus der Bestimmung von Djoser als Nachfolger des Chasechemui ergibt sich außerdem, dass die bisher Nebka und Djoser zugewiesenen Jahresangaben auf dem Palermostein (siehe Helck: Thinitenzeit, 166-167) auf Djoser und Sechemchet zu beziehen sind."
              (Zitat Günter Dreyer aus "Stationen", Festschrift für Rainer Stadelmann 1998, S. 34)

Ereignisse aus seiner Regierungszeit:

Viele Ägyptologen waren früher aufgrund des "Horus-Seth-Namens" von Chasechemui der Meinung, dass dieser aufgrund der Hinwendung seines Vorgängers Peribsen zu dem Gott Seth, in Konfrontation zu diesem stand und ihn bekämpfte. Es sah so aus, als ob diese Theorie durch Inschriften auf den Steinstatuen und Gefäßen, die von heftigen Kämpfen und Unruhen berichteten, untermauert würde (siehe hier ). In der neueren Forschung wird diese These nicht mehr vertreten, denn gegen einen Konflikt zwischen Peribsen und Chasechem/Chasechemui spricht, dass die Grabanlagen beider Könige in Abydos unmittelbar nebeneinander angelegt wurden und außerdem König Sechemib, der Vorgänger von Chasechemui, Peribsen bestattete, bevor Chasechemui an die Macht kommen konnte.

Scheinbar ist es während der Machtergreifung Chasechems/Chasechemuis zu heftigen Kämpfen im unterägyptischen Nildelta gekommen - über Kämpfe zu diesem Zeitpunkt in Oberägypten wird nichts berichtet. Nach Meinung der Ägyptologen Nicolas Grimal und Jochen Kahl wurden die Pläne zur Wiedervereinigung des Reiches nicht von allen Fürsten mitgetragen. Speziell die im Norden (Unterägypten) herrschenden lokalen Fürsten weigerten sich scheinbar, ihre mit der Reichsteilung unter Ninetjer erreichte Unabhängigkeit wieder aufzugeben (Quelle: Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt.). Um dennoch seine politischen Ziele zu erreichen, war Chasechemui gezwungen militärisch gegen die rebellierenden unterägyptischen Fürsten vorzugehen und diese zu unterwerfen. Nach seinem Sieg zog er in die Hauptstadt Nechen ein und stiftete für deren Hauptgöttin Nechbet mehrere Denkmäler als Dank für die Reichseinigung, welche den Inschriften zufolge von der "Himmels- und Kronengöttin" Nechbet vollzogen wurde. Den alten Traditionen folgend feierte er das Vereinigungsfest - auch Tag des Festes der Thronbesteigung (siehe: James-Edward Quibell: Hierakonpolis, Part 1). Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, welche das Vereinigungsfest gemeinsam mit dem Fest der Thronbesteigung feierten, beging Chasechem dieses Fest nicht bei seinem Regierungsantritt, sondern erst nach der erneuten Unterwerfung Unterägyptens.

Nach Wolfgang Helck (Untersuchungen zur Thinitenzeit. S. 118) gab Chasechemui dem Unterwerfungsjahr den Namen "Jahr des Kampfes und des Schlagens Unterägyptens" (Beischrift auf einer Vase aus rotem Granit - gefunden in Hierakonpolis von J. Quibell 1898). Weiterhin nannte er "47.209 erschlagene Rebellen", welche er auf seinen Feldzügen getötet hatte.

       Londoner-Fragment vom Annalenstein

Das Fragment mit der Bezeichnung P1 (nach W. Helck; allgemein jedoch als LF betitelt) befand sich einst rechts vom Palermostein und befindet sich heute in London (Petrie-Museum).

Auf dem oberen Teil der Vorderseite befindet sich die Inschrift, welche evtl. der Regierungszeit des Chasechemuis oder des Djosers zugeordnet wird (vorrausgesetzt  die Einordnung des Fragments ist korrekt)

Der Urheberrechtsinhaber Jon Bodsworth erlaubt es jedem, dieses Werk für jeglichen Zweck, inklusive uneingeschränkter Weiterveröffentlichung, kommerziellem Gebrauch und Modifizierung, zu nutzen.
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Nach Siegfried Schott "Altägyptische Festdaten 1950"  musste die Stadt Memphis mindestens bis das Jahr 18 der Regierung Chasechemuis Tribut leisten. Der größte Teil der Denkmäler des Königs stammen aus Hierakonpolis dem altägyptischen Nechem (seiner eventuellen Residenz). Der Herrscher entwickelte hier auch eine beachtliche Bautätigkeit.

Mehrere Relieffragment, welche den Chasechemui bei einem Sedfest zeigen, wurden in Hierakonpolis gefunden. Aber es ist fraglich, ob man aus diesen Darstellungen eine dreißigjährige Regierungsdauer herleiten kann (allerdings bescheinigt ihm der Turiner Königspapyrus 27 Jahre, 2 Monate und 1 Tag) denn Sedfeste sind auch in Verbindung mit dem "Vereinigungsfest" bekannt.

Funde aus der Zeit Chasechemui:

Der oberägyptische Ort Kom El-Ahmar (dem griechischen Hierakonpolis / altägypt. Nechen ) ist einer der ältesten bekannten Kultplätze in Ägypten. Wie aus den Keramik-Funden aus der Naqada-III-Zeit ersichtlich erscheint, wurde die Anlage bis zum Ende der 2. Dynastie genutzt - also bis zum Ende der Regierung Chasechemui. Bei seinen Ausgrabungen im Jahre 1905 fand J. E. Quibell dort zwei Sitzstatuen aus Diorit und poliertem Sandstein. Auf dem Serech (stilisiuerste Palastfassade, die den Horusnamen des Königs enthält) sind Horus und Seth in küssender Pose dargestellt. 

Es ist wahrscheinlich, dass Chasechemui damit die Gleichberechtigung der Götter Horus und Seth dokumentieren wollte, um eine endgültige Einigung von Ober- und Unterägypten zu erreichen.

Den größten Teil der Denkmäler des Chasechemui fanden die Ausgräber in Hierakonpolis (seiner evtl. Residenz) und es ist davon auszugehen, dass der Herrscher her eine beachtliche Bautätigkeit entwickelte. Unter den vielen Objekten aus Hierakonpolis befinden sich ein Türflügel aus Granit, den man im Tempelbezirk der Stadt fand, des weiteren fanden die Ausgräber um Quibell drei Steingefäße mit einer identischen Siegesinschrift und zwei Statuen mit weiteren Siegesinschriften auf dem Sockel und das Fragment einer Stele.

                 Karte von Oberägypten

Das oberägyptischen Kom El-Ahmar, das griechischen "Hierakonpolis" (der evtl. Residenz des Chasechemuis) - altägyptisch "Nechen" (wohl "Burg" oder ähnlich) - liegt 1 km südwestlich des heutigen Dorfes el-Muissat auf dem Westufer des Nils. Im Mythos spielt Nechem eine bedeutende Rolle: gemeinsam mit Necheb (Elkab) auf dem gegenüberliegenden Ufer bildete der Ort Nechen das Gegenpaar zum unterägyptischen Pe und Dep (heute Tell el-Farain) im Delta. Nechen bildete in der Frühzeit das Zentrum des 3. oberägyptischen Gaues. Auf 3 km etwa erstrecken sich südlich und südwestlich des Dorfes el-Muissat die Überreste vorgeschichtlicher Siedlungen und Friedhöfe.

Bild:    Oberägypten.jpg
Autor:  W.wdny
Lizenz:  GNU FDL

Zu Beginn der 1. Dynastie trat die als Kom el-Ahmar bekannte unregelmäßig geformte Stadtumwallung an die Stelle der früheren Siedlung am Wüstenrand. Die Ausgrabungsstätte und insbesondere die Nekropole waren schon früher von Händlern aus Luxor vollständig umgegraben worden und deshalb wandten sich 1897-1900 die Ägyptologen J. E. Quibell und F. W. Green nach einer enttäuschenden ersten Untersuchung der spärlichen Oberreste Kom el-Ahmar selbst zu. 

Dabei stießen die Ausgräber auf gewisse technische Schwierigkeiten, die in der ägyptischen Archäologie damals noch nicht zu überwinden waren. In seiner frühesten Form hat der aus Ziegeln errichtete Tempel wohl einen Sandhügel enthalten, der mit Steinen abgestützt und verkleidet war in der Form, wie ihn die Hieroglyphe wiedergibt, die zur Schreibung von Nechen diente. Als Stifter für den Tempel müssen vor allem die Könige Narmer und Chasechemui gelten. 

An der südlichen Spitze, der etwa ein Sechstel der gesamten Fläche ausmachte, erhob sich einst der Tempel von Nechen. Dieser wurde allerdings in den 1860ziger Jahren zur Errichtung einer Fabrik im nahe gelegenen Ort Esna weitgehend abgetragen. Dieser Teil des Tempelkomplexes wurde in den Jahren 1897-99 von J. E. Quibell und F. W. Green freigelegt. 

Viele der frühen Weihegaben für den Tempel wurden zu einem späteren Zeitpunkt zusammengetragen und im sogenannten "Main-Deposit" vergraben worden. Der Zeitpunkt, zu dem dieses geschah, ist allerdings unbekannt. Die größte Bedeutung unter den Funden muss man sicherlich einer 64 cm hohen zeremoniellen Palette aus Grauwacke beimessen, die sich heute in Kairo befindet und in der Ägyptologie unter dem Begriff "Narmerpalette" bekannt ist.

Bei der Räumung einer kleinen mit Ziegeln verstärkten Grube im nördlichen Tempelbezirk fand man in der dritten von fünf Kammern einer Seitenkapelle den aus Blattgold geformten Kopf eines Falkens von Hierakonpolis (Kairo JE 32158), dessen Körper der aus Kupferblech bestand, sofort mit der hereinströmenden Luft zerfiel. In einer weiteren Kammer unterhalb des Mauerfundaments, in der fünften Kammer,  fand man die beiden berühmten Kupferstatuen Pepis I. aus der 6. Dynastie sowie zwei Objekte: einen Keramiklöwen, der sich heute im Ashmolean Museum in Oxford befindest und die Sitzstatue des Königs Chasechamui (heute Kairo JE 32161) aus grünem Schiefer, welche die Inschrift "Erscheinung der Macht", den Namen des Chasechem, trug. der vermutlich aus der 6. Dynastie stammte. 

           Sitzstatue aus Hierakonpolis
       - 
heute in Kairo JdE 32161 = CG 3056 -
              Material: Grüner Schiefer (Schist=
     - Höhe: 56.5 cm; Breite: 13,3 cm: Länge 30 cm.  -


Die Statue befand sich im Boden eines Saales im Osten des Tempels vergraben. Der Kopf war schon vor ihrer Umbettung während des Neuen Reiches beschädigt und das fehlenden Teil wurde nie gefunden. Ein kleineres, ebenso lange verschollenes Stück des Sockels hat man aber vor einiger Zeit im Londoner Petrie-Museum wiedergefunden.

 

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Der König ist thronend auf einem Thron mit kurzer Rückenlehne dargestellt. Er trägt die sog. " Weiße Krone" Oberägyptens sowie einen halblangen, langärmeligen Mantel (das sog. Sedfestgewand) mit einem breiten Bordürenband, der vorne übereinandergeschlagen ist. Die  Füße und die Rückenlehne wurden nur reliefartig aus dem Schieferblock herausgearbeitet. Die rechte Hand liegt zur Faust geballt auf dem Schenkel, der linke Arm ist gebeugt, die Faust liegt auf dem rechten Vorderarm. 

Beide Hände sind zum Halten von Szeptern oder Keule durchbohrt. Die nackten Füße stehen flach auf dem Sockel auf. Die Figur ist wie die in Oxford (siehe unten) durch eine Inschrift auf der Basisoberfläche als Bild des Königs Chasechem ausgewiesen. 

Die rechte Hälfte des Kopfes und die Nase ist leider abgesplittert, doch die erhaltene Gesichtshälfte offenbart uns, wie meisterhaft der Bildhauer Augen und Gesichtsmuskulatur wiederzugeben vermochte.

Auf dem Sockel befinden rundum Darstellungen von grotesk verkrümmten, getöteter Feinde.  Rechts ist ein durch einen Pfeil niedergestreckter Mann abgebildet, der durch fünf Papyrusstengel, die aus seinem Kopf wachsen, als Unterägypten personifiziert (Papyrus–Land: t A mhw) wird. Links davon wird die Anzahl der getöteten oder gefangenen Feinde angegeben. Danach will der König die Zahl von "47209 unterägyptischer Rebellen" niedergemetzelt haben. Falls dies den Tatsachen entsprechen sollte, müsste es sich hierbei um den gesamten Bevölkerungszensus der unterägyptischen Rebellen handeln und somit hätte der König das alte Problem der beiden gegensätzlichen Bevölkerungsgruppen auf einen Schlag gewaltsam gelöst, indem sie nicht mehr existierten!
             (Bild: aus Walter B. Emery / Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit/Goldmann-Verlag 1964)

Eine dritte Sammlung von Objekten fanden die Ausgräber in einem Raum, der unterhalb der Mauern eines Bauwerkes südlich der Kammern, in welchen sich der Falke und die anderen Statuen befanden, lag. Dieser Raum erhielt wegen seiner Funde den Namen "Hauptdepot" (Main-Deposit). Viele der Funde waren inzwischen im Lauf der Zeit verrottet und konnten nicht mehr gerettet werden. Den Experten gelang es aber zahlreiche Statuen und Statuetten aus Elfenbein, Basalt, Kalkstein und Fayence in mühevoller Kleinarbeit zu restaurieren. Darunter befanden sich Falken, Paviane, ein Nilpferd, Frösche und ein Löwe aus Kalkstein sowie eine eine zweite teilweise erhaltene Kalkstein-Statue des Chasechemui, die sich heute im Ashmolean-Museum in Oxford befindet (E 517). Auf ihrem Sockel befinden sich die gleichen Angaben bezüglich der getöteten Feinde wie auf der ersten Statue. 

Die Ausgräber sind sich  allgemein einig, dass es sich bei den hier gefundenen Fundstücken um Opfergaben und Ausrüstungsgegenständen aus früherer Zeit, die irgendwann vor dem Neuen Reich "rituell bestattet" wurden, da sie zu dieser Zeit überflüssig geworden waren.

                                     Sitzstatue Chasechemui aus Hierakonpolis
                                   - heute in Oxford, Ashmoleam Museum of Art  E. 517 -
Sie ist der Statue in Kairo sehr ähnlich. Nur hier ist der Körper in einem schlechteren Erhaltungszustand, dafür ist der Kopf vollständig erhalten. Sie besteht aus Kalkstein und misst 60 cm in der Höhe. Die Sockelreliefs sind identisch mit der Kairoer Statue.  
Bild: Mit freundlicher Genehmigung Heidi Kontkanen
- Alle Rechte liegen beim Bild-Urheber
Bild:     Khasekhem oxford2.jpg
User:    Udimo
Lizenz:  (
CC BY 3.0)

 Sitzstatue Chasechemui aus Hierakonpolis
                                  
- heute in Oxford, Ashmoleam Museum of Art  E. 517 -

                - beide Bilder: Mit freundlicher Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - 
Alle Bildrechte liegen beim Bild-Urheber

Auf einem Herzgefäß des Königs Chasechem aus rotem Granit, aus Hierakonpolis (Kom el Ahmar) - gefunden durch Quibell 1898 - die aus einer Zeit vor der Wiedervereinigung von Ober- und Unterägypten stammt, wird der Sieg des Chasechem über seine Feinde in Unterägypten dargestellt (allerdings ist der Name der unerlegenen Stämme nicht belegt). 

Die Geiergöttin Nechbet sitzt auf dem sn-Ring (Schen-Ring), in dem sich die Hieroglyphen  "bAs" (Rebellen ?) befinden. Sie überreicht den durch seinen Horustitel (Falke mit Weißer Krone auf dem Serech sitzend mit dem Namen Chasechem) repräsentierten König das heraldische Zeichen der Vereinigung der beiden Länder (smA-tA wj). Wie oben schon erwähnt, hielten die frühen Ägyptologen die Hieroglyphen "bAs" zunächst für den Geburtsnamen des Königs Chasechem, wogegen man heute allgemein dazu neigt, dieses als die Bezeichnung für "Rebellen" oder den Namen des vom König besiegten Landes zu erklären. Über und neben dem Bild der Nechbet befindet sich folgende Inschrift "rnp.t aHA Hwj MH.w „(Jahr des Bekämpfens und Schlagens von Unterägypten) - nach W. Helck.

  Herzgefäß aus rotem Granit aus Hierakonpolis

 

Unterhalb des oberen Rands befindet sich eine Darstellung mit dem Sieg des Königs über seine Feinde in Unterägypten.

 

Zeichnung
nach J. E. Quibell, Hierakonpolis ERAH (1900)
Vase aus rotem Granit aus der Zeit, bevor Chasechem Ägypten wiedervereinigte und seinen Namen in Chasechemui änderte. Der Horus-Falke trägt hier interessanterweise nur die Weiße Krone Oberägyptens.

Entdeckt in Hierakonpolis (Kom el-Ahmar) durch Quibell 1898. 

Bild:      Khasekhem 2.jpg
Autor:   Photo by Juan R. Lazaro at Flickr
Lizenz:  CC BY-SA 2.0
Der geschlagene Feind wird durch einen knienden Mann repräsentiert dem drei Papyrusstengel auf dem Kopf wachsen, vor ihm eine Keule die an ihm lehnt. Die gleiche Darstellung des Mannes mit den drei Papyrusstengeln und der Keule findet sich auch auf einem Etikett des Narmers wieder.
Bild:      Khasekhem 1.jpg
Autor:   Photo by Juan R. Lazaro at Flickr
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

 

Das sog. "Fort" von Hierakonpolis:

Ein Bauwerk des Chasechemui könnte ein im Stil der abydenischen Talbezirke (Sedfesthof) errichteter Ritualbezirk sein, den man in der Wüste etwas hinter der alten Stadt Nechen (Hierakonpolis) fand. Diese Anlage weist große Ähnlichkeit mit dem "Schunet el-Zebib" in Abydos auf, die man allgemein Chasechemui zuweist. Bei dem Bauwerk, das in der Ägyptologie "Fort" genannt wird, handelt es sich um eine Anlage, die zwar nur ein Drittel so groß wie die Anlage in Abydos - aber trotzdem war sie ein Meisterwerk, das noch heute in seiner ursprünglichen Höhe erhalten und ein Zeugnis für die Konstruktionsfertigkeiten seines Erbauers ist. 

Das sog. "Fort" von Hierakonpolis 
- Lehmziegelumfassungsmauer, die mit einem Nischenmuster dekoriert ist -

Bild:        Hieraconpolis Umfassungsmauer
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

 

Nischengegliederte Umfassungsmauer und Schlammziegelbauten in einer Seitenkammer der Struktur.

Bild:        Hieraconpolis Umfassungsmauer 1
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

Bild:        Hieraconpolis Umfassungsmauer 2
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

 

Struktur von Hierakonpolis aus der Zeit König Chasechemui

Bild:        Hieraconpolis 1
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

 

Nordöstliche Ecke der Umfassungsmauer aus Schlammziegel des sog. "Forts" 

Bild:        Hierakonpolis 3
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

Bild:        Hierakonpolis 2
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

 

Umfassungsmauer aus Schlammziegel des sog. "Forts" 
König Chasechemui in Hierakonpolis

Bild:        Hierakonpolis 4
Autor:     Kairoinfo4U at Flickr-Album
Lizenz:   
CC BY-NC-SA 2.0

Es handelt sich bei dem Bauwerk in Hierakonpolis um eine rechteckige, von einer hohen, mit Nischenmuster dekorierten Hauptmauer aus eingefasste Anlage (meist als "Fort" bezeichnet) von 65 x 57m Abmessung, der eine dünnere, fünf Meter starke Außenmauer vorgelagert ist., die eine erhaltene Höhe von ca. zwölf Meter aufweist. Der mit Ziegelsteinen ummauerte Bezirk trägt die wissenschaftliche Bezeichnung HK29A und wurde in der Naqada-II.-Zeit errichtet und hat eine Größe von 3.705 m². Die Anlage diente den königlichen Zeremonien. Aus den Funden der Naqada-III.-Zeit und denen aus Unterägypten und Palästine nach ist erkennbar, das diese Anlage bis zum Ende der 2. Dynastie genutzt wurde. Im Jahre 1905 fand J. E. Quibell dort das Fragment einer Statue aus Lapislazuli, die den König Chasechemui darstellt. Laut Renèe Friedmann handelt es sich dabei wahrscheinlich um das Oberägyptische Kronenheiligtum (pr-wr) - der Urform des ägyptischen Heiligtums. Dies wurde erstmals in der Zeit von König Narmer und König Aha in Wanddarstellungen überliefert (Quelle: dt. Wikipedia Chasechemui )

Zum Teil stehen die bis zu 5 m dicken Mauern noch heute bis zu 8 m an. Die Anlage umfast ein Gebiet von 0,49 Hektar (3705m2), ist also nur ein Drittel so groß wie die in Abydos. Sie besitzt im Unterschied zu dem Bauwerk in Abydos nur einen Haupteingang - ein monumentales Tor an der östlichen Ecke zwischen zwei rechteckigen Türmen. Außerdem ist die Anlage in Hierakonpolis quadratisch und nicht rechteckig wie die in Abydos. Unterschiedlich ist auch die Umfassungsmauer, die an ihrer Innenseite ein Nischenmuster aufweist. Im Inneren des Bauwerkes, nahe der Mitte, wurden geringe Reste einer Kultstätte aus Ziegeln gefunden. Hier fand man einen Granitblock, bei dem es sich vielleicht um ein Libationsbecken gehandelt haben könnte. Ein beschrifteter Granitpfosten am Eingang, der unmittelbar außerhalb des Torbaus der Lehmziegelumfriedung gefunden wurde, ist der Grund, weshalb diese Anlage überhaupt König Chasechemui zugeschrieben wurde.

 Aus dem Bau in Hierakonpolis stammt der Fund zweier Stelen aus poliertem Sandstein, wo jedoch in dem Serech des Königs sein Seth- und Horusname gemeinsam präsentiert wird. Evtl. wollte Chasechemui die Gleichberechtigung der beiden Götter Horus und Seth präsentieren und eine endgültige Einigung von Ober- und Unterägypten erreichen.,

                          Horus-Seth-Serech   
           
              

Datei:   Khasekhemwy Horus-Seth serekh.png
Autor:  Nephiliskos
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Dieser Horus-Seth-Name auf dem Block aus Hierakonpolis wird nun aber nicht wie allgemein üblich von einem einzelnen Horusfalken eingeleitet, sondern beide Götter Horus und sein Gegenspieler Seth thronen hier gemeinsam auf dem Serech und scheinen sich zu "küssend" gegenüber zu sitzen.
Bild:     Hierakonpolis khasekhemuy.jpg
Autor:  Udimu
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Bild:     khasekhemuy, name inscibed on door jamb.jpg
Autor:  Juan R. Lazaro
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Reliefblock des Chasechemui in Hierakonpolis  Ritualbezirk des Königs, Granodiorit,
      Höhe 130 cm, Breite 135 cm, Kairo JE 33896

   Fragment einer Alabaster-Vase des Chasechemui
 - gefunden im Tempel des Horus in Hierakonpolis 
von Quibell 1898 - heute im Ashmolean Museum, Oxford

Dieser Block, der aus dem Tempel des Horus in Hierakonpolis stammt, war mit flach erhabenen Relief dekoriert. Im Zuge einer späteren Wiederverwendung wurde die Szene flächig abgeschlagen, so dass die Darstellung nur noch verschwommen erscheint. Die Hauptszene aber ist noch erkennbar: der König und die Göttin Seschat im Kontext des Gründungsrituals schlagen die Messpflöcke für einen Tempelbau ein. Obwohl die meisten Inschriften unleserlich sind, ist der Horus-Name des Königs über seinem Kopf erkennbar.
(Quelle:
Quibell, J. E. P.6 Hierakonpolis I, pl. II)

 (Quelle: Quibell, J. E. "Hierakonpolis" I, pl. XXXVII.)

Bild:     Hierakonpolis khasekhemuy 3.jpg
Autor:  Juan R. Lazaro
Lizenz: (CC BY 2.0)

Bild:     khasekhemuy 2.jpg
Autor:  Juan R. Lazaro
Lizenz: (CC BY 2.0)

 

Zahlreiche kleinere und größere steinerne Fragmente (zu Teil unveröffentlicht) stammen von hier. Eines der Relieffragment (heute Kairo JE 33895 / CG 57107 mit den Abmessungen 65 x 37cm) beinhaltet im unteren Register rechts den Serech mit dem Königsnamen (Horus-Name) - über ihm die Himmelhieroglyphe. Über dem Serech (srh)  mit dem Namen  #ja-sxm“,  links befindet sich eine Gruppe von Hieroglyphen, die wahrscheinlich zu lesen ist als:
dbt r smtoder „dbt r dwt– „Demütiger der Fremdländer“.

Das obere Register zeigt den König (große Teile der Figur des Königs sind zerstört) kniend, auf dem in einem liegenden Mann mit negroiden Geschichtszügen personifizierten Land. Über dem Kopf des Mannes befindet sich ein Bogen und darüber das Zeichen für "Land", hier steht also t A st i  (Ta-Seti /Nubien)“.

Vermutlich wurde dieser Quarzitblock in schiefergrüner Farbe kurz vor oder nach der erneuten Reichseinigung aufgestellt. Es ist die einzige bekannte Stele  mit der Namensform Chasechemui. Gefunden wurde sie nahe des Tempelgebäudes in Hierakonpolis – heute in Kairo
(Quelle: Rifaat Abdullah Farag  in MDAIK 36 – Seite 77 bis 79)

Bild:     khasekhemuy 1.jpg
Autor:  Juan R. Lazaro
Lizenz: (CC BY 2.0)
Bild: aus Emery / Ägypten, Geschichte und Kultur
 der Frühzeit 1964 - bearb. v. Nefershapiland

(Zu dieser Thematik siehe auch: Dr. Nicola Alexanian– „Die Reliefdekoration des Chasechemui aus dem sogenannten "Fort"  in Hierakonpolis, in N. Grimal – „Les Crieres de dation …" , BDE 120/1998)

In den Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts - Abteilung Kairo (MDAIK) Band 36 aus 1980 gibt Rifaat Abdallah Farag einen Überblick auf die in Hierakonpolis gefundenen Steinspolien. Dabei führt er außer dem oben schon beschriebenen und bebildertem Fragment (heute Kairo JE 33895) noch einen

  1. Türrahmen an, der sich heute ebenfalls in Kairo befindet:
    Höhe: 1,55 m - Breite 1,20 m,
    Material: Rosengranit aus Assuan.
    Beschriftet ist der
    Block an der Vorderseite und an den Seiten,
    an der Vorderseite wurde das Bild des Sethtiers ausgekratzt.

  2. Linkes Türgewände, heute im Museum in Kairo:
    Gefunden in der Nähe der Süd-Ost-Seite der Umfassungsmauer;
    Maße wurden nicht angegeben.
    Material: grauer Granit
    Die Reliefs sind ausgekratzt. Zu sehen waren der Horus- und der Sethname des Königs.
    Die Schreibung ist identisch mit denen auf den Objekten, die in Abydos gefunden wurden.

  3. Fragment eines Türpfostens oder einer Stele aus rotem Granit in mehreren Fragmenten:
    Die Reliefdarstellungen und die Inschrift sind zerstört.
    Fragment A:
    Serech mit Inschrift:
    #a-sxmwj Ht p nT r wj (jm.f)
    Oben auf dem Serech sitzen links Horus und rechts Seth.
    Fragment B:
    Serech mit zerstörtem Relief - mit einer Seth-Tierdarstellung und darunter zwei Darstellungen des Horus.
    Fragment C:
    Zwei Darstellungen: in der ersten erkennt man noch den unteren Teil des Königs.
    und zwei seiner Söhne in Schreitstellung. Der linke Sohn trägt einen Tierschwanz.
    Die zweite Darstellung ist fast vollständig zerstört. Sie bestand aus einigen Zeichen - drei vertikale Striche und einer evtl. einer Scheibe (?). Dieses Bruchstück fanden die Ausgräber nahe des Eingangs zum sog. "Fort" in Hierakonpolis - demzufolge man dieses Bauwerk auch König Chasechemui zuschreibt.

  4. Großer Block mit dem Namen von König Chasechemui:
    sowie mit einer Liste der Namen von Gütern, die sich evtl. in der Nähe befanden. Dieser Block wurde an der Südseite der Umfassungsmauer gefunden. Auf den Photos ist lt. Lansing in "BMMA pt. 2 p. 44" kaum etwas zu erkennen. Auch über das Material des Blocks gibt es keine Angaben, ebenso werden auch keine Maße angegeben.
  5. Granitstele mit dem Namen Chasechemui:
     - gefunden nahe dem Friedhof von Elkab (altägypt. Necheb) - auf dem Ostufer des Nils, gegenüber von Hierakonpolis gelegen - zusammen mit mehreren anderen Fragmenten, eines davon mit Reliefdarstellungen. Aus dieser Entdeckung ist eine Bautätigkeit des Königs hier im Tempel der Geiergöttin Nechbet abzuleiten, die zumindest teilweise in Stein ausgeführt wurde.

Die handwerkliche Gestaltung all dieser Bauteile steht auf recht hoher Stufe und die Ähnlichkeit mit den Skulpturen aus den ersten Jahren der 3. Dynastie ist so auffallend, dass kein Zweifel an ihrer zeitlichen Einordnung besteht. Stilistisch stehen sie schon ganz auf der Linie der kanonischen Kunst des Alten Reiches.

                                                                                              
*

Viele Grabbeigaben, darunter Gefäße aus Sandstein und Brekzie, fanden die Ausgräber im abydenischen Grab des Chasechemui. Die Ränder der Gefäße waren mit Gold überzogen. Interessant ist die Tatsache, dass die Verwendung von Gold als Verzierung für Grabbeigaben erstmals bei diesem König archäologisch nachweisbar ist. Erstaunlich gut erhalten - trotz ihres Alters -  sind einige Bronzegefäße aus dem Grab Chasechemuis, wodurch sie für die Forscher einen Eckpunkt für den frühen Beginn der ägyptischen Bronze-Zeit darstellen, die bis ca. 1360 v. Chr. währte (siehe dazu: A. J. Spencer. Early Dynastic Objects. Catalogue of Egyptian Antiquities in the British Museum)

      Versiegelter Topf - Grabausstattung in Abydos
   - Karneol und Gold; Höhe 4,2 cm; Dm: 6,5 cm -
                             Kairo JE 34941 
             Versiegelter Topf - Grabausstattung 
    - Dolomit und Gold - Höhe 7,2 cm; Dm 10,5 cm -
                                Kairo JE 34942

beide Bilder: Jürgen Liepe, Berlin
Offizieller Katalog - das ägyptische Museum Kairo 1986
-
alle Rechte vorbehalten -
bearbeitet und beschnitten von Nefershapiland

Die Ausgräber fanden in der Grabausstattung des Königs in Abydos mehr als 200 Steinvasen. Sechs Gefäße bestanden aus Dolomit und eines aus Karneol und waren mit Golddeckeln verschlossen. Diese bestanden aus einen recht kräftigen Goldblatt, das sich dem Rand des Gefäßes anpasst und das unter dem Rand mit einer goldenen Kette festgehalten wird, die mit einem Lehmknödelchen versiegelte war. 

Normalerweise wurden die Salbentöpfe mit einem Stück Leinen verschlossen, hier ersetzt das Goldblatt den jenseitigen Gebrauch des Leinen und ein Goldkettchen das einfach Band. Ein gestempeltes Lehmsiegel enthält den Namen des Eigentümers für die Ewigkeit.  (Literatur: PM V., Seite 87)

 

Salbgefäß aus Brekzie/Dolomit mit Goldblechverschluss
Höhe 5,2 cm; Durchmesser 9,5 cm
  Grabausstattung Abydos
heute in London, Brit. Museum: EA 35547

Mit Goldblech verschlossen und Golddraht umwickelt. Ein gestempeltes Siegel aus Ton enthält den Namen des Eigentümers






weiteres Bild - siehe hier    Britisches Museum London

.

            Gefäße aus dem Grab Chasechemui
Rechtes Gefäß: Hohe runde Schale:
                        Höhe: 11,60 cm; Dm 12,5 cm
                         Material: Bronze - gehämmert
                         heute in London EA 3557
Linkes Gefäß: tiefe Kupferschüssel mit einer 
                          doppelten Tülle, konvexen Seiten und
                          einer flachen Basis.
                          Höhe: 11,4 cm
                          Durchmesser: 7,7 cm
                          heute in London: EA35571
Eine Vase aus dünnem Kupfer mit flachen, konvexen Grundseiten, die oben nach innen gerollt sind. Eine Seite der Vase ist durch den Druck und Korrosion gespalten worden.
                    

Bild:      LimestoneVesselwithGoldCoverKhasekhemwy
Autor:   Captmondo (aus Wikipedia)
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Bild:      Bronzebowlandewer.jpg
The copyright holder (Jon Bodsworth) of this work allows anyone to use it for any purpose including unrestricted redistribution, commercial use, and modification.

 

Steinvase mit dem Namen
des Chasechemui aus Abydos

- heute im Musee National des Antiquites Saint-Germain-en-Laye (Frankreich) -
Bild:      Vase Khasekhemwy.jpg
Autor:   Iry-hor
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

 

Des weiteren wurden Gefäßinschriften entdeckt, die zwei Beamtennamen aufweisen. Sie lauten "Maapermin"(MA Apr Mnw) und "Inichnum" (Jjj n(.j) Xnmw) und können lt. Ilona Regulski ((siehe Second dynasty ink inscriptions from Saqqara paralleled in the Abydos material from the Royal Museums of Art and History in Brussels - PDF hier) aufgrund der schwarzen Tintenaufschrift in die Zeit des Vorgängerkönigs Sechemib bis König Djoser (3. Dynastie) datiert werden.

Ilona Regulski und Peter Kaplony sind der Meinung, dass die Amtszeit des Maapermins eher in die Regierungszeit der Könige Chasechemui und König Djoser (Netjerichet) datiert werden kann als in die des Ninetjers und verweisen dazu auf Vergleiche mit den Tintenaufschriften auf den Gefäßen aus dem abydenischen Grab des Chasechemui. Wolfgang Helck datierte in seinen früheren Aussagen diese Tintenaufschriften des Maapermins in die Regierungszeit von König Ninetjer, was aber von Ilona Regulski mit der Begründung zurückgewiesen wird, ´"dass bestimmte Schrifttypen und Schreibweisen, wie sie in Maapermins und Inichnums Aufschriften zutage treten, zu Ninetjers Lebzeiten noch nicht entwickelt und gebräuchlich  waren". (siehe dazu: Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit - Ägyptologische Abhandlungen. (ÄA) Bd. 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4, S. 398.) (Quelle: Deutsche Wikipedia)

Die oben geschilderte Sachlage des Beamten Maapermin gleicht der seines zeitgenössischen Amtskollgen "Inichnum" und es muss unklar bleiben, welchen Königen diese beiden Beamten gedient haben. Der Name des Maapermin erscheint auf mehreren Gefäßfragmenten aus Kalzit-Alabaster. Diese wurden in den Großen Galerien der Djoser-Pyramide in Sakkara gefunden. Weitere Fundstücke stammen aus zwei Privatgräbern in Sakkara. Hierbei handelt es sich um kurze Gefäßaufschriften aus schwarzer Tinte, die in kursiver Schrift (Hieratisch) ausgeführt sind (siehe W. Helck in: Untersuchungen zur Thinitenzeit ÄA Bd. 45, Harrassowitz 1987, S. 398)

Die Begräbnisstätte des Maapermins ist unbekannt. Die Ägyptologen Wolfgang Helck und J. Spencer vermuteten die Mastabas S2429 und S3009 als mögliche Ruhestätten (siehe Wolfgang Helck: Thinitenzeit) (Quelle: Deutsche Wikipedia)

Tintenaufschrift mit dem Namen des "Maapermin",
rechts davon die Zeichen für „Sed-Fest“
 

(
vergl. Lacau-Lauer: La Pyramide a Degrees, IV. Band. Tafel 10 – 11; Obj. 10.7)
 - Anmerkung in Wikipedia bei der Zeichnung)
Tintenaufschrift vom Boden desselben Gefäßes

- vergl. Lacau-Lauer: La Pyramide a Degrees, IV. Band. Tafel 10 – 11; Obj. 10.8 - 
 
 - Anmerkung in Wikipedia bei der Zeichnung -
Lt. den Gefäßaufschriften hatte Maapermin den Titel: "Kammerdiener des Königs" inne, der ein typischer Rang- und Funktionstitel der königlichen Familienangehörigen der Frühzeit war (vergl. Lacau-Lauer: La Pyramide a Degrees, IV. . Band. Tafel 10 – 11; Obj. 10.8). Außerdem belegen die Aufschriften, dass Maapermin zusammen mit seinem Kollegen Inichnum auch an einem Sedfest mitwirkte und für die Betreuung und Versorgung eines "Ka-Hauses" Verantwortung trug
                                                                 - Quelle: dt. Wikipedia - Maapermin
Bild:      Maapermin
User:     Nerphiliskos at the de.wikipedia
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             (Original text : Benutzer:Nephiliskos)
Bild:      Maapermin2
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             (Original text : Benutzer:Nephiliskos)

Ähnliche Aufgaben und Amtsstellungen wie bei seinem zeitgenössischen Kollegen Maapermin gelten für den Beamten "Inichnum" ( Jjj n (.j) Xnmw ), dessen Name ebenso auf zahlreichen Gefäßfragmenten aus Kalzit-Alabaster erscheint. Sein Wirken dürfte auch am Ende der 2. Dynastie bis Anfang der 3. Dynastie während der Regierungszeit Chasechemuis oder/und Djosers liegen. Der genaue Zeitpunkt muss aufgrund fehlender genauerer zeitgenössischer Belege unklar bleiben. Daher bleibt ebenso offen, welchen Königen er diente. 

Die Gefäßfragmente mit seinem Namen wurden auch in den Großen Galerien des Djoser-Komplexes in Sakkara gefunden und in den gleichen zwei Privatgräbern in Sakkara wie bei seinem Amtskollegen Maapermin und aus dem Pyramidenkomplex des Königs Sechemchet. Es handelt sich um kurze Gefäßaufschriften aus schwarzer Tinte, welche in hieratischer Schrift ausgeführt wurden.

Steinvasenfragment mit dem Namen des Inichnum. 

Bild:     IniChnum.png
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             (Original text : Benutzer:Nephiliskos)

Lt. den gefundenen Gefäßaufschriften hatte Inichnum die Titel "Kammerdiener des Königs" und "Iripat" (Irj-pat = Mitglied der Elite) inne. Außerdem trug er den Titel eines "Sem-Priesters". Alle diese Titel sind Rang- und Funktionstitel die Angehörigen der Königsfamilie innehatten. Inichnum wirkte lt. den Titeln "Aufseher über die Opfergaben an das hut-Ka" und "Geschenke für das Haus des Königs während des Hebsed" an einem Sedfest mit. Außerdem war er für die Versorgung und die Betreuung eines Ka-Hauses verantwortlich. Er teilte sich diese Aufgaben mit seinem Amtskollegen Maapermin.

Aus den gleichen Gründen wie oben bei Maapermin schon ausgeführt, sehen Ilona Regulski und Peter Kaplony die Amtszeit des Inichnum in die Regierungszeit von Chasechemui und Netjerichet. Gewisse Probleme treten hierbei lt. Ilona Regulski bei dem Vermerk "17. Mal der Viehzählung" auf, dessen Schreibweise (in der der Vermerk festgehalten wurde) erstmals unter König Netjerichet auftritt. "Problematisch daran ist der Umstand, dass die Viehzählung als zeremonielle, staatliche Steuereintreibungh nur alle zwei Jahre auftritt. Somit wäre ein 34. Regierungsjahr für den Herrscher belegt, unter welchem Inichnum amtiert hatte. Eine solch lange Regierungszeit ist aber bislang nur für König Ninetjer bezeugt. Ilona Regulski überlegt daher, ob entweder Chasechemui oder Djoser jeweils vielleicht länger regiert haben könnten, als bislang angenommen (Quelle: dt. Wikipedia - Inichnum )

Ebenso wie das Grab seines Kollegens Maapermin ist auch die Begräbnisstätte von Inichnum unbekannt. Wolfgang Helck und J. Spencer vermuten die Mastaba S2429 und S3009 als mögliche Ruhestätten

Familie:

Die verwandtschaftlichen Verhältnisse Chasechemuis sind alles andere als klar. Allgemein wird angenommen, dass Chasechemui und dessen Gemahlin Ni-maat-hapi  ( N.j-mAa.t-@p = "Zugehörig zu Apis ist die Maat" - siehe Silke Roth: Die Königsmütter des Alten Ägyptens, S. 384) die Eltern von König Djoser (der Nachfolger des Chasechemui) waren. Wahrscheinlich hatte Chasechemui noch weitere Söhne, doch gibt es über deren Identitäten keine gesicherten Angaben. 

Nach Wolfgang Helck bestand eine Verwandtschaft von Chasechemui zu seinen Vorgängern Peribsen und Sechemib. Eine gemeinsame Herkunft der beiden Herrscher Peribsen und Chasechemui aus dem abydenischen Fürstentum bei Hierakonpolis führt Helck auf die erneute Zuwendung dieser beiden bei der Wahl des Bestattungsortes auf dem Königsfriedhof von Abydos zurück. Eine heute nicht mehr vertretene Hypothese besagte, dass Chasechemui mit Peribsen identisch gewesen sei. Dagegen spricht aber, dass beide Herrscher eigene Gräber in Abydos anlegten und auch jeweils eigene Tempelanlagen und Forts bauten,

Nj-maat-hapi  (N.j-@p-mAa.t /N.j-mAat-@p)

 

"Zugehörig zu Apis ist die Maat"
bzw. "Die Maat gehört Apis" (Ranke, PN 1, 172.19)

 
höchstwahrscheinlich Gemahlin von Chasechemui
 
Titel: 
Hm.t nswt =
Königliche Gemahlin
mw.t msw nswt = Mutter der Königskinder
mw.t nswt = Mutter des Königs
mw.t nswt bjt = Mutter des Königs von Ober- u. Unterägypten
xt.jt @r.w = Geschützt durch Horus
Dd(.t) jx.t nb(.t) jri(t.=tw) n=s = Die irgendwas sagt, das (man)
                                                            dann sofort) für sie ausführen wird
“.
Grab: :  
Vater:              unbekannt
Mutter:           unbekannt
Kinder:            Djoser, 
@tp-Hr-Nb.tj (Roth: Königsmütter, S. 61 u. Dodson 
                                                               Complete families)
Belege für Ni-maat-hapi
Siegelabrollungen der Werft der Ni-maat-hapi aus dem Grab des Chasechemui in Abydos - heute Kairo CG 11106-11112, 11143, 11145;
2 Relieffragment von einem Naiskos des Djoser aus Heliopolis - heute in 
Turin Inv. Suppl. 2671/21 (Zuordnung fraglich)
Siegelabdruck mit dem Namen und den Titeln der Ni-maat-hapi, Fundort:
Beit Khallaf - heute London UC 149-152 (PM V, 37. - Helck Thinitenzeit 107. IÄF 1, 527;
Inschrift im Grab des Meten (
MTn), Saqqara: Berlin 1105;
Granitschale: ehem. Slg Kofler-Truniger K 412 P/VI.
Statue des Meten aus dessen Grab, Saqqara: Berlin 1106
Alabasterschale des Sn=j: Privatsammlung Schweiz

(Quelle: S. Roth: "Königsmütter", S. 384)
Quellen:
Complete Royal Families, Lexikon der Pharaonen, 
Silke Roth ÄAT 46 Königsmütter

Ni-maat-hapi ("Die Maat gehört Apis" siehe Ranke, PN 1, 172.19) wird heute als Mutter des nachfolgenden König Djoser allgemein anerkannt. Sie war eine weit über ihre Zeit hinaus bedeutende Persönlichkeit, wie aus der Existenz einer mit ihrem Namen verbundenen Totenstiftung aus der frühen 4. Dynastie mit dem Namen "Ka-Haus der Königsmutter" (xw.t kiA n.j(t) mw.t nswt) dokumentiert wird, aus deren Erträgen die umfangreiche Lieferung von täglich 100 Brotrationen an den Haushalt des Beamten Meten (MTn) bestritten wird. Diese besondere Auszeichnung fand Niederschlag in dem Epitheton "Hm pr mw.t nswt" ("Versorgter der Königsmutter") das in dem Beamten Meten einen Nutznießer dieser etablierten Institution erkennen lässt (Quelle: Zitat aus S. Roth: Königmütter).

Ni-maat-hapi  ist auf Steingefäße und Tonsiegel mit ihrem Namen und Titel "Mutter des Königs" (Mw.t-nswt) belegt. Auf einem der Siegel erscheint sogar der Titel "Mutter der Königskinder", welches die älteste Quelle für ihre Stellung als Muter zweier erbberechtigter Thronnachfolger und damit auch indirekt als Königsgemahlin darstellt. Dieser einzigartigen Titel der Ni-maat-hapi wurde ausschließlich auf Siegelabrollungen aus dem Grab des Chasechemui gefunden. Auf den später zu datierenden zeitgenössischen Belegen führt Ni-maat-hapi den Titel einer "Königsmutter" (mw.t  nswt) oder die für sie erstmals belegten Variante einer "Mutter des Königs von Ober- und Unterägypten ("mw.t nswt bjt"), Auf einer Granitschale - die jedoch vermutlich postum hergestellt wurde - werden beide Stadien ihrer Königinnenschaft in der Inschrift als "Königsmutter und Königsgemahlin" (mw.t nswt Hm.t nswt) wiedergegeben (Quelle: Silke Roth, "Königsmütter", S. 60). 

Inschrift einer Granitschale
der Ni-maat-hapi 

 

 

(Bild: Silke Roth´s Die Königsmütter des Alten Ägypten, Abb. 24)

Eine besondere Hervorhebung ihrer Machtstellung und ihrer wirtschaftlichen Verfügungsgewalt ist auch aus den Siegelabrollungen der Werft der "N.j-@p-mAa.t" (Ni-Hapi-maat) und aus ihrem persönlichen Siegel aus dem Grab ihres Gemahls Chasechemui in Abydos (heute Kairo CG 11106-11112, 11134) erkennbar. Diese Machtstellung versetzte die Königin in die Lage, das Königsgrab ihres Mannes Chasechemui und ein großes Provinzgrab mit Gütern zu beliefern. In diesem Zusammenhang ist wohl auch ein weiterer Titel der Ni-maat-hapi zu sehen, der "Die irgend etwas sagt, das (man) (dann sofort) für sie ausführen wird"  (Dd(.t) jx.t nb(.t) jrj(.t=tw) n=s), der sich auf beiden oben erwähnten Siegelzylinder befand. Außer Ni-maat-hapi trugen nur noch drei weitere Königinnen des Alten Reiches diesen "Ehrentitel": Hetepheres I. (die Mutter des Cheops), Chent-kaus I. und II. (#nt.j-kA.w=s I.) und Meritites I. (Mrj,t-iti=s I.), wobei nach Silke Roth "Königsmütter", Seite 60, Anmerkung 325 bei #nt.j-kA.w=s I. die Variante "Die irgend etwas Vollkommenes sagt,  das man (dann sofort) für sie ausführen wird" für Chentkaus I. belegt ist.

            Siegelabrollung der Ni-.maat-hapi
           - aus dem Grab des Chasechemui -
der betreffende Titel befindet sich in der dritten Zeile von links, in Leserichtung:
(Dd(.t) jx.t nb(.t) jrj(.t=tw) n=s)
(Quelle: S. Roth / Königinnen, S. 382)
Bild:     Nimaathapisiegel1.png
User:    Nephiliskos
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Der Name der Königin Ni-maat-hapi erscheint auf Tonsiegeln aus dem Grab ihres Mannes Chasechemui sowie in der Mastabas K 1 in Beit Khallaf. Es ist aber unbekannt, wer der Eigentümer dieser Mastaba K1 ist. Es fanden sich dort (K1) in der Grabkammer Überreste eines männlichen Skeletts, sowie Kornsäcke, Weinkrüge und Tonsiegel mit der Namen des Königs Netjerichet (Djoser) und der Königin Ni-maat-hapi (heute in London UC 149-152 (PM V, 37), was eine Zuweisung dieser Funde in die Übergangszeit von der 2. zur 3. Dynastie erlauben. 

Siegelabdruck im Detail mit dem Namen und Titel der Ni-maa-hapi, Fundort Beit Khallaf, Mastaba K1.
Bild:     Nimaathapisiege2.png
User:    Nephiliskos
Lizenz:: CC-by-sa 3.0/de

 

Auf einem Relieffragment aus Heliopolis ist Ni-maat-hapi evtl. anlässlich der Begehung des Hebsed-Festes gemeinsam mit der Königstochter Inet-kaes (Ini.t-kA=s) und der Königsgemahlin des Djoser Hetepher-nebi (@tp-Hr-Nb.ti) zu Füßen des Djosers abgebildet. Der Name der dritten Person, die sich an den Beinen des Djoser klammert, ist weggebrochen. Die Identifizierung als Ni-maat-hapi wird unter den Ägyptologen kontrovers diskutiert.

Die Königsgemahlin des Djoser führt die Titel:
"Die den Horus schaut" und "Groß an Hetes-Szepter und "Königstochter", womit sie evtl. eine Schwester oder Halbschwester des Djosers war.

Bild:         Hetephernebti.png
Benutzer:  Nephiliskos
Lizenz::     CC-by-sa 3.0/de

Es ist anzunehmen, dass die Mutter des Djosers (Ni-maat-hapi) zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Diese Annahme wird unterstützt durch ihre Siegel aus dem Grab ihres Gemahls Chasechemui, die bei den neuerlichen Ausgrabungen des DAIK im Grab Chasecchemui gefunden wurden. Neben weiteren Belegen für das bekannte Werftsiegel der "Mutter der Königskinder" traten zahlreiche Siegelungen des Königs Djoser zutage (siehe MDAIK 54, 1998, S. 164-166). Dieses lässt vermuten, dass Djoser und die Witwe Ni-maat-hapi gemeinsam die Bestattung des Chasechemui vorgenommen ausgerichtet haben. 

Ni-maat-hapi erscheint nicht im Grabbezirk ihres Sohnes Djoser - ihr Name wurde durch die Darstellung des Friedhofgottes Anubis ersetzt. Es ist aber zu vermuten, dass für sie eine Begräbnisanlage in der unmittelbaren Umgebung des Grabes ihres Gatten Chasechemui in Abydos zumindest vorgesehen und vorbereitet wurde. Da Ni-maat-hapi ihren Gatten mutmaßlich um mehrere Jahre überlebt hatte, vermuten die Forscher, dass sie evtl. in der "Nekropole der neuen Residenz ihres Sohnes bestattet wurde". (Quelle: siehe S. Roth "Königsmütter", S. 67) Dieses Annahme beruht auf die Tatsache, dass das KA-Haus der Königin Ni-maat-hapi, das mit einer umfangreichen Totenopferstiftung ausgestattet war, sich in der Nähe des Amtsitzes des Beamten Meten befand. Dieser war bekanntlich der Nutznießer der Totenopferstiftung.

Hetep-her-nebti

 

(@tp-Hr-nb.t j)

 
Tochter des Chasechemui
- und Königliche Gemahlin des Djoser -
 
Titel:
MAA-@r.w = "die den Horus schaut"
Wr.t-hts    =   „
Groß an Hetes-Szepter
zA.t nswt =   "Königstochter"
Grab: :  unbekannt - wahrscheinlich Galeriegrab unter der Stufenpyramide   des Djosers in Sakkara.
Vater:             Chasechemui
Mutter:           Ni-maat-hapi
Kinder:           Inet-kaes (höchstwahrscheinlich)
Belege für Hetep-her-nebti
Fragmente konischer u. oben abgerundeter Grenzstelen aus dem Djoserbezirk: heute Chigaco OI 13652; Neuchtatel 324; Kairo JdE 52508-52509, T.N. 31.3.33.40-31.3.33.43; der Aufbewahrungsort der übrigen Fragmente ist unbekannt; zwei Relieffragmente von einem Naiskos des Djoser aus Heliopolis: heute Turin Inv. 2571

(Quelle: MDAIK  Bd. 54 2003)

Quellen:
Complete Royal Families, Lexikon der Pharaonen, 
Silke Roth ÄAT 46 Königsmütter; MDAIK 54 2003

Hetep-her-nebti ist ausweislich ihres Titels "Königstochter", der neben den Titeln "Die den Horus schaut" und "Groß an Hetes-Szepter", die u. a. im Frühjahr 1985 bei Restaurierungsarbeiten an der Djoser-Stufenpyramide im Südhof des Bezirks auf einer sog. "Wendemarke" (heute in Chicago, Oriental Institute Museum) gefunden wurden, als Tochter des Chasechemui zu identifizieren. Die Königin ist gut belegt auf 12 Stelen aus dem Grabbezirk Djosers und zwei Relieffragmente aus Heliopolis (Quelle: Bettina Schmitz "Königssohn").

Fragment einer Lauf- Stele (Wendemarke) 
am Eingang  zu Djosers Stufenpyramidenkomplex in Sakkara

 

Am anderen Flussufer, in Heliopolis, zeigt ein beschriftetes Fragment eines steinernen Schreins, von Djoser dem Sonnengott Re geweiht (der heute zerstört ist),  zwei winzige Frauengestalten (siehe Bild weiter oben), die neben einem riesigen, sitzenden König dargestellt sind. Sie tragen keine Insignien, aber über ihren Köpfen befinden sich zwei Inschriften, die sie als "Königstochter Inetkaes und Hetep-her-nebti, "die den Horus sieht" titulieren. 

Aufgrund der beiden anderen hier genannten Titel, die seit der 1. Dynastie als wichtigste Titel für eine Gemahlin des Königs belegt sind (die Bezeichnung "Königliche Gemahlin" kommt mit Sicherheit erst in der 4. Dynastie auf), wissen wir, dass Hetep-her-nebti eine Gemahlin - und damit auch Schwester- oder Halbschwester des König Djosers war. 

Auf einem zweiten Relieffragment, das aus dem Naiskos des Djoser von Heliopolis stammt (heute Turin - Inv.-Suppl. 2671) stammt, befindet sich ein Teil einer Upuaut-Standarte, der das Chons-Emblem auf Standarte sowie offenbar eine weitere Standarte folgt. Hinter dem Chons-Emblem und unterhalb der Upuaut-Standerte ist jeweils der Beginn einer Inschriftenzeile erhalten geblieben. Da sich die Zeichen unter der Upuaut–Standarte zu einem Königinnentitel und dem Namen der !tpHrNb.t i ergänzen lassen, ist anzunehmen, dass die Königin unter der Standarte stand.

Zweites Relieffragment von einem Naiskos des Djoser 
aus Heliopolis (Turin Inv. Suppl. 2671 /2671/21 = III.1.1./1:3) mit dem Teil einer Upuaut-Standarte mit Fragmenten des Namens der
!tpHrNb.t i (Hetep-her-nebti)
Drawing from W.S.Smith "A history of Egyptian Sculpture and painting in the Old kingdom (1946)

In diesem Zusammenhang ist ein weiteres (bislang unpubliziertes) Fragment zu betrachten, auf dem eine entgegengesetzt ausgerichtete Upuaut–Standarte angebildet ist. Die beiden Gruppen könnten die Einrahmung einer Gründungsszene gebildet haben.

Königliche Grabstelen:

(nach dem Artikel von Rifaat Abdallah Farag: "A Stela of Khasekhemui from Abydos" in MDAIK 36 1980)

Während der Vermessungsarbeiten des Gebiets von Araba el–Madfuna durch den Inspektor Rifaat Abdallah Farag im Februar und März 1977 wurden die Reste ramessidischer und koptischer Bauten untersucht, die ungefähr einen Kilometer südlich des Tempels Sethos I. liegen. Diese Bauten bestanden vorwiegend aus ungebrannten Lehmziegeln, es fanden sich aber auch eine große Anzahl von Spolien. Sie waren zum Teil in einem spätantiken Webereibetrieb verbaut, darunter befand sich auch die in zwei Stücke zerbrochene Granitstele des Königs Chasechemui, die ziemlich sicher von seinem Grab in Umm el-Qaab stammen dürfte. Beide Teile lagen Seite an Seite, verbaut in einer Mauer. 

Die Stele besteht aus Rosengranit von Asswan und ist von professioneller Arbeit (Höhe 1,64m; Breite 0,53m; Dicke 34,5m). Es hat aufgrund der drei Löcher (drei in die obere Hälfte und drei in die untere Hälfte), die man in die Stele bohrte, den Anschein, dass diese zerbrochene Stele einmal als Gegengewicht einer Sakija (Wasserschöpfwerk) diente.  Außerdem befand sich je ein Loch in der Seite.

Obwohl die Inschrift der Stele beschädigt ist, kann man doch noch lesen:

Hrw Sth #a-sxmwj Htp n trwj jm.f “.

Auf dem Serech sitzen die Götter Horus und Seth (links Seth - rechts Horus) und beide blicken sich an. Vom Sethtier ist nur der Schwanz erhalten. Horus trägt die Doppelkrone als Symbol der Beiden Länder. Diese Stele stand sicher ursprünglich am Grab des Königs in Umm el–Qaab. Es ist möglich, dass sie nahe des Eingangs im Norden stand. Traditionell müsste ein Gegenstück der Stele erwartet werden. Eine Verbindung dieser Stele mit dem sog. Fort Shunet Ez–Zibib, das Chasechemui zugeschrieben wird, ist eher unwahrscheinlich.

Vorderseite der Stele aus Araba el–Madfuna

Rückseite der Stele aus Araba el–Madfuna

Bildquelle: MDAIK 36 / 1980 Rifaat Abdallah Farag

 

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