Biografie Cheops

Pyramide Cheops

Grabschatz der Hetepheres

Allgemein werden mit dem Begriff "Nebenpyramiden" die sog. Königinnen- und die sog. Kultpyramide bezeichnet, die in unmittelbarer Nähe einer Königspyramide liegen. Diese lassen sich seit dem Beginn der 4. Dynastie nachweisen und bilden einen charakteristischen Bestandteil  von fast allen königlichen Pyramidenbezirken des Alten Reiches. Dagegen sind diese aber nur vereinzelt  (außer im Bezirk von Sesostris I.) im Mittleren Reich in den königlichen Anlagen zu finden. 

König Cheops war der erste, welcher nachweisbar als erster Nebenpyramiden als Bestattungsanlagen in seinem Pyramidenbezirk errichten ließ. Diese "kleinen Pyramiden" stehen nicht im inneren Komplex der Cheops-Pyramide, sie befinden sich außerhalb der inneren Umfassungsmauer, von welcher die Große Pyramide umgeben ist. Lt. Zahi Hawass, der in den 90ziger Jahren die Basen der drei Königinnen-Pyramiden freigelegt hatte, scheinen diese kleinen Pyramiden eher ein Teil des östlichen Gräberfeldes zu sein, auf welchem die Mastabas der königlichen Verwandten liegen. Auf der Ostseite der Königinnenpyramiden befanden sich jeweils eigene Kultanlagen, wobei die Anlage von GI-a bis auf das Felsfundament verschwunden ist. Dafür liefern aber die beiden anderen Kultbauten (GI-b und -c) noch ausreichend architektonische Anhaltspunkte aus denen sich eine relativ gesicherte Rekonstruktion von GI-a erstellen lässt.

Außerdem besitzt jedes dieser Bauwerke eine Gruft unter dem Bodenniveau, welche durch einen geneigten Gang mit der Oberfläche verbunden ist. Ebenso wie bei der großen Pyramide befinden sich auch hier zwei in Ostwest-Richtung orientierte Gruben für Totenbarken.

              Königinnenpyramiden
        im Osten der Cheopspyramide

Die Zuordnung ist rein hypothetisch und wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert.

 


(Plan nach Reisner: bearbeitet von Nefershapiland

Die drei Nebenpyramiden des Cheops waren als Grabmäler für die weiblichen Familienmitglieder erbaut und befinden sich südlich des Totentempels. Allerdings bereitet die Zuweisung an ihre Eigentümer noch einiges Kopfzerbrechen. Sie werden in der Ägyptologie als GI-a bis G1-c bezeichnet. Die "Königinnenpyramiden" stehen auf abfallendem Felsuntergrund und sind ihrer Bauweise nach sehr ähnlich. Aufgrund des abfallenden Untergrunds war es notwendig, für die Pyramide G1-c eine besondere Basisfläche zu errichten. 

Die Baudatierung und die Bauplanung der drei Nebenpyramiden ist wegen der fehlenden Baugraffiti mit evtl. Datumsangaben auf den Blöcken nur sehr unsicher möglich. Die Bauarbeiten an den Königinnenpyramiden dürften lt. Reissner und G. Goyon (siehe Reissner, Giza I. 71 und Goyon, die Cheopspyramide, Lübbe-Verlag 1979, S. 202 - in Peter Jánosi; Die Pyramidenanlagen der Königinnen) wahrscheinlich frühestens erst mit Fertigstellung des ersten Drittels der Königspyramide begonnen worden sein. (Goyon geht sogar davon aus, dass der Baubeginn erst zu dem Zeitpunkt erfolgte, als "sich die Arbeit an der Großen Pyramide der Spitze näherte und deshalb dort eine geringere Anzahl von Arbeitern erforderlich war".

   Nebenpyramiden
 des Cheopsbezirks

GI. a-c

(Abbildung nach Reisner "Giza I. Map of Cemetery G 7000 - bearbeitet von Nefershapiland)

Die Forscher gehen davon aus, dass die Errichtung der drei Königinnenpyramiden des Cheops von Nord nach Süd erfolgte, was aus der Architektur der einzelnen Anlagen und aus dem Umstand hervorgeht, dass das Baugelände etwas nach Südosten abfällt (siehe dazu W. Kozinski: "The Investment Process Organisation of the Cheops Pyramid"´, Warschau 1969 in ZÄS 96, 1970 in Jànosi die Pyramidenanlagen der Königinnen, Wien 1996). Die drei Königinnenpyramiden wurden wahrscheinlich nicht gleichzeitig zu einem bestimmten Zeitpunkt errichtet, sondern in mindestens zwei Bauphasen, wobei die Pyramide GI-a zeitlich irgendwann nach der Errichtung des königlichen Totentempels in der ersten Bauphase errichtet worden ist, was aus dem besten Standort dieser Anlage abzuleiten ist. Da es aber keine Baugraffiti mit einer konkreten Datumsangabe auf den Blöcken der drei Nebenpyramiden gibt, ist eine genaue Datierung nicht möglich. Maragioglio und Rinaldi  waren der Meinung, dass die Pyramide GI-c evtl. erst später hinzugefügt wurde, da sie auf einem wesentlich ungünstigerem Bauuntergrund als die beiden anderen Pyramiden steht und daher näher an GI-b herangerückt werden musste, was aus dem Abstand der Pyramiden zueinander hervorgeht. GI-c besitzt des weiteren eine kleinere Basis und gewisse Baumerkmale in der Architektur und der unterirdischen Anlage, welche zu der Annahme führen, dass sie nicht in der gleichen Bauphase wie die beiden anderen Königinnenpyramiden errichtet worden ist.

  Die Cheops-Pyramide mit Bootsgruben und Nebenpyramiden
Links im Bild sind neben den Resten des Aufweges die drei sog. "Königinnenpyramiden" zu sehen.

Bild:      Giza from the air
Autor:   kairoinfo4u
Lizenz:  CC BY-NC-SA 2.0

 

Entdeckungsgeschichte:

Der britische Offizier Sir Richard William Howard Vyse  war der erste, welcher sich eingehend mit diesen Nebenpyramiden der Cheops-Anlage befasste. Er war auch der erste Forscher, der Messergebnisse der Königinnenpyramiden vorlegte. Nach Untersuchung der unterirdischen Anlagen musste Vyse aber enttäuscht feststellen, dass die Gräber bereits vollständig ausgeplündert waren. Wahrscheinlich wurden die Nebenpyramiden in der Spätzeit als Bestattungsplatz wiederverwendet, was aus den von Vyse entdeckten Bestattungsresten und dem Fund von einigen Gegenständen im Inneren der Bauwerke hervorgeht. Die Nebenpyramiden des Cheops wurden von Richard Lepsius nur beiläufig erwähnt (siehe LD Text I. 29), während W. M. F. Petrie um 1883 weitere Vermessungen vornahm (siehe Petrie "The Pyramids and Tempels of Gizeh, London 1983, 121 ff). 

Der nächste Forscher, der sich mit den Königinnenpyramiden beschäftigte, war Reisner, der 1924 mit Ausgrabungen in der Nekropole G 7000 begann, die östlich der Nebenpyramiden liegt. Bei dieser Gelegenheit legte er u. a. auch zum erstenmal die drei Königinnenpyramiden G I a-c mitsamt den noch verbliebenen Resten ihrer Kulteinrichtungen frei. Er kam aber zu keinem anderen Ergebnis als vor ihm Vyse und Petrie. Die beiden italienischen Forscher Maragioglio und Rinaldi unternahmen zwar keine Ausgrabungen bei den Nebenpyramiden, veröffentlichten aber trotzdem 1965 ihre Untersuchungen an den Königinnenpyramiden, welche auf ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen anderer Forscher und ihren eigenen Beobachtungen an der damals noch sichtbaren Architektur fußte. Nichtsdestotrotz bilden ihre Veröffentlichungen auch heute noch die Grundlage für die Beschäftigung mit diesen drei Nebenpyramiden (Eine Zusammenfassung dieses Werkes ist bei Zahi Hawass: The Funerary Establishments of Khufu,Khafre and Menkaura during the Old Kingdom, Ph. D. University of Pensylvania 1987 zu finden).

Zahi Hawass hat auch während seiner Zeit als Leiter des SCA die Nordseite der drei Königinnenpyramiden vom anwehten Sand und Schutt befreien lassen und dabei die Pyramidenbasen freigelegt, was den Forschern einen detaillierten Einblick in die Konstruktion der Pyramidenfundamente und der Verkleidungsblöcke erlaubte.

Die Ruinen der Königinnenpyramiden östlich der Cheops-Pyramide. 
Davor die Überreste des Basaltpflasters des Totentempels der Königsgrabstätte. 

Bild:     Pyramides reines Kheops.JPG
Autor:  Sebi (aus der freien Wikipedia)
Lizenz:  Public domain
Zitat Sebi: Ich gewähre jedem das bedingungslose Recht, dieses Werk für jedweden Zweck zu nutzen, es sei denn Bedingungen sind gesetzlich erforderlich.
Bild: Peter Alscher, Amberg

 

Erhaltungszustand:

Die sog. "Königinnenpyramiden" des Cheops-Pyramidenbezirks wurden irgendwann nach dem Ende des Alten Reiches mitsamt ihrer angeschlossenen Kapellen stark zerstört. Alle drei Anlagen wurden fast vollkommen ihrer Verkleidung beraubt (Zahi Hawass hat vor etlichen Jahren die Grundkanten der drei Nebenpyramiden freilegen lassen und hat dabei wesentlich mehr Verkleidungsblöcke freigelegt). Die Nebenpyramiden weisen heute jeweils einen unterschiedlichen Erhaltungszustand auf, wobei die Pyramide GI-c die am besten erhaltene ist. Im Inneren von GI-b und -c sind Stufen zu erkennen, während bei GI-a diese nur aufgrund des Befundes bei den beiden anderen angenommen werden kann, da der Oberbau von GI-a bis auf die untere Hälfte heute nicht mehr vorhanden ist. Der innere Aufbau der Nebenpyramiden ist heute ungeklärt. Daher kann nicht entschieden werden, ob die Königinnenpyramiden in "Stufen" oder in "Schalenbauweise" errichtet worden sind. Maragioglio und Rinaldi schlossen die Schalenbauweise für die Pyramide GI-a mit einiger Wahrscheinlichkeit aus, während dieses für die Pyramide GI-b aufgrund der äußeren sichtbaren Architektur zwar nicht völlig von der Hand zu weisen ist, es aber unwahrscheinlich sei, dass bei zwei Bauwerken, die zeitlich nahe zueinander errichtet wurden, zwei unterschiedliche Bauverfahren angewendet wurden (siehe Maragioglio/Rinaldi "L'Architettura IV. 175 Obs. 50) (Quelle: Jánosi "Die Pyramidenanlagen der Königinnen", Verlag der österr. Akademie der Wissenschaften Wien 1996)

Kultanlagen der Nebenpyramiden:

Bei den Untersuchungen der Königinnenpyramiden wurde ein bestimmtes System von Kult-Räumen festgestellt, die einen festen Bestand der Anlage bildeten. Allerdings war hier im Gegensatz zu den königlichen Kultanlagen keine feste Ordnung erkennbar, d. h. jede Kultanlage der Königinnenpyramide bildete ihr eigenes System von Räumen und unterschied sich teilweise erheblich von den anderen. Auch fehlten im Vergleich zu den königlichen Tempeln bestimmte Räume, was wohl in der Funktion des vergöttlichten Königs und seiner Rolle als Herrscher liegt.

Der sog. "Totenopferraum" war der wichtigste Raum des Pyramidentempels. Hier wurde das Opfer für die Verstorbene dargebracht.  Die Totenopferkapellen der Pyramiden G1 a-c entstanden aus dem Architekturvorbild der privaten Gräber, was deutlich daraus zu erkennen ist, dass diese Kapellen unmittelbar an das Pyramidenmassiv herangebaut worden ist. Über die einstige Höhe der Kultanlagen besitzen wir keine Kenntnisse, ebenso ist die Bedachung  (Frontispiz) unbekannt.

G I-a

 

Besitzer der Königinnenpyramide:

In der heutigen Forschung liegen keine gesicherten Erkenntnisse über die Besitzer der drei Königinnenpyramiden vor. Reisner schrieb diese Pyramide GI-a aufgrund der baulichen Nähe zur Mastaba G 7110-7120 des Prinzen Kawab dessen Mutter zu, welche er für identisch mit der Hauptkönigin des Cheops hielt. In dieser Mastaba befindet sich eine sog. "Filiationsinschrift," die den Namen von Prinz Kawabs Mutter Meritites nennt. Der Wiener Ägyptologe Peter Jánosi spricht zwar in seinem 1996 erstellten Werk "Die Pyramidenanlagen der Königinnen" von "allgemein vorgenommenen Zuweisung dieser Pyramide an eine Königin Meritites", führt aber an, dass "eine Überprüfung dieser Identifizierung zeigt, dass sie im wesentlichen auf zwei Indizien und zahlreichen Annahmen beruht". 

  1. das erste Indiz beruht auf die Fundsituation der östlich vor der GI-a Pyramide liegenden Mastaba G 7110-7120 des Prinzen Kawab, in der ein Relieffragment mit dem Namen der Meritites (Mrj.t-jtj) gefunden wurde, das zusammen mit anderen Fragmenten zu einer ähnlichen Szene wie die Darstellung in der Mastaba des Prinzen Chaef-Chufu (7130-7140) zusammengesetzt wurde und was von W. Stevenson Smith als Mutter-Sohn-Verwandschaftsverhältnis interpretiert wurde.

  2. Des weiteren wurde der Name dieser Königin auf einer heute verschollenen "Stele" genannt, die Auguste Mariette nahe der Cheops-Pyramide fand und von der er annahm, dass sie aus der Mastaba des Kawab stammte. 

Lt. Peter Jànosi (siehe "die Pyramidenanlagen der Königinnen", Wien 1996) verglich Mariette dann die "Tracht der auf der Stele dargestellten Meritites mit der der Mutter des Chaef-Chufu in G 7130-7140 (A. E. Mariette, Les Mastabas de L'Ancien Empire, Nachdruck Hildesheim/New York 1976, 565), was W. St. Smith (The Old Kingdom in Egypt and the Beginning of the First Intermediate Perios in: CAH Bd. 1/2, Cambridge 1971, 165f) zu der Vermutung führte, die "Stele" sei in der Nähe dieses Grabes gefunden worden und könnte vielleicht sogar ursprünglich von der Mastaba des Kawab stammen. " Weiter wurde angenommen (aufgrund der Inschriften dieser Stele), dass "diese Frau aus dem Harem des Snofru in den des Cheops" übernommen worden sei und sogar noch unter Chephren gelebt habe. Da der Prinz Kawab früher als Cheops Kronprinz angesehen wurde und man davon ausging, dass ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen den Besitzern der Pyramiden und den in deren Nähe liegenden Mastabas bestand, folgerte Smith, dass beide "Meritites" ein und dieselbe Frau waren.

Zu Recht schreibt Peter Jánosi in dem oben genannten Werk, dass diese Schlussfolgerungen aufgrund der "wenig aussagekräftigen Anhaltspunkte" aber spekulativ bleiben müssen und "nichts Wesentliches zur Familiengeschichte beitragen. "Man kann nur mit einiger Bestimmtheit feststellen, dass die Mutter des Kawab wahrscheinlich den Namen Meritites trug" (Zitat: Jánosi in "Pyramidenanlagen der Königinnen, Wien 1996").

Nicht beantwortet werden kann die Frage, ob diese Meritites die Hauptgemahlin des Cheops und damit die Besitzerin der Königinnenpyramide GI-a war, da es keine inschriftlichen Belege aus der heute völlig zerstörten Kultkapelle von GI-a gibt. 

Der amerikanische Ägyptologe Mark Lehner machte den alternativen Vorschlag, GI-a sei ursprünglich als Grabstätte für die Mutter des Cheops, Hetepheres I., erbaut worden. Lt. Zahi Hawass in "die Schätze der Pyramiden" deutet Lehner eine bestimmte Ansammlung von Einschnitten im Felsgestein als Beleg dafür an, dass mit dem Bau von GI-a weiter östlich begonnen wurde. Mark Lehner erwähnt, dass der 1925 unweit der Nord-Ost-Ecke der Nebenpyramide GI-a entdeckte Grabschacht der Anlage G 7000x, der zwar die Grabausstattung der Königin Hetepheres I. enthielt, aber nicht die Mumie, in einer Flucht mit der ursprünglich weiter östlich geplanten Lage von GI-a im Norden liegt. Lt. Lehner wurde dann - nach Vollendung der Königinnenpyramide GI-a in ihrer neuen, heutigen Position - die Mumie der Königsmutter mit einer neuen Grabausstattung in die Sargkammer der Pyramide überführt (siehe dazu: Zahi Hawass/die Schätze der Pyramiden, Weltbild-Verlag).

               Nebenpyramide G 1-a

Basislänge:                           47,45 m (90 1/3 Ellen)
Neigungswinkel:                   51°50'
Höhe:                                     ca. 30 m
Entfernung zur Ostkante
der Cheopspyramide:            56,2 m
Sarkophag:                             ?
Kanopenkasten:                     ?
Bootsgruben:                          1

Besitzer:                                  Hetepheres I. oder
                                                 Meritities
                                                 


(Dieses Bild wurde von Sebi als gemeinfrei gestellt)

 

Architektur:

Der Großteil der früheren Pyramidenverkleidung wurde entfernt. Von seiner ursprünglichen Höhe hat das Bauwerk fast zwei Drittel verloren. Da das Gelände hier nicht ideal für einen Pyramidenbau war, fällt es von Nord nach Süden und von West nach Ost unregelmäßig ab (siehe Reisner: Giza I, 15f) und die Architekten der Königinnenpyramiden waren gezwungen, stabilisierende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, welche auch heute noch in der Bauausführung der Pyramiden sichtbar sind. Die beiden Pyramiden GI-a und GI-b wurden ohne erkennbares Fundament errichtet.

Unter Zahi Hawass wurde der Bereich östlich der Königinnen-Pyramide GI-a bis auf das Felsgestein hinunter frei geräumt und es wurden Einschnitte im Gestein gefunden, die ein Rechteck bilden. Die Forscher nehmen nun an, dass es sich bei diesen Einschnitten um die Einbettung für eine ehemals vorhandene Plattform handelt, auf der eine Kultkapelle stand. Von dieser Kapelle ist außer diesen Spuren nichts mehr geblieben.

Der im Norden der Pyramiden liegende Eingangskorridor lag ursprünglich in einer Höhe von ca. 1 m und besitzt eine steile Neigung, welche von GI-a bis GI-c mehr und mehr abnimmt. Der horizontale Gang zwischen Eingangskorridor und Vorkammer hat in der Anlagen von GI-a eine Länge von 3,2 m (6 Ellen). Bis zum Ende der VI. Dynastie bleibt dieser horizontale Eingangskorridor ein Element der Nebenpyramiden und enthält die Fallsteinvorrichtung. Aus einer Erweiterung des horizontalen Eingangskorridors scheint dann die sog. Vorkammer entstanden zu sein. Diese diente wohl zur Einbringung der Verkleidungsblöcke für die Sarkophagkammer. Über eine steile Rampe (29°30' bzw. 24° Neigung) wurde eine Verbindung bis an den Durchgang in der Westwand der Vorkammer geschaffen, welche vor diesem Durchgang horizontal endete. Eine andere Erweiterung in der Ostwand der Vorkammer von GI-a diente dazu, das Manövrieren und Bewegen des Baumaterials (Verkleidungsblöcke) und auch der Grabausstattung nebst Sarkophag mit Hilfe von Seilen zu erleichtern (siehe Petrie, Pyramids (1883)).

    Grabkammer der Königinnenpyramide G 1-a

Die Ostwest orientierte Sarkophagkammer war wohl mit Kalkstein ausgekleidet, allerdings ist die Verkleidung dieser Kammer in GI-a so stark zerstört, dass auf den ursprünglichen Zustand nur geschlossen werden kann. Es ist daher nicht beweisbar, dass die Sargkammer wirklich mit Kalksteinblöcken gedeckt war.

 

(Bild: Jon Bodsworth, public domain)

Offenbar wurde aber auf eine Deckenverkleidung mit Kalksteinblöcken verzichtet, denn es müssten trotz der starken Zerstörungen in der Sarkophagkammer aufgrund ihrer Länge noch Reste der Deckenbalken vorhanden sein. Die Forscher konnten aber keine der noch vorhandenen Kalksteinblöcke in der Sargkammer als Teil der Deckenkonstruktion identifizieren (siehe Maragioglio/Rinaldi: L'Architettura und Reisner, Giza 1, 129 ff in Jánosi: Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 109). Einen ähnlichen Befund zeigen die Privatgräber dieser Zeit, in welchen ebenfalls keine Verkleidungen der Sarkophagkammer-Decke gefunden wurden. Daraus schließen die Forscher, dass ein Einbringen einer Deckenverkleidung in GI-a nicht geplant war, da die großen Deckenbalken nicht durch die Vorkammer transportiert hätten werden können.

In den Königinnenpyramiden GI-a bis -c wurden keinerlei Anzeichen für ein Blockierungssystem gefunden, aber es ist anzunehmen, dass die Eingangskorridore mit Steinblöcken blockiert gewesen waren. Es besteht die Möglichkeit, dass die "merkwürdigen" Rampen in der Vorkammer von GI-a eine ähnliche Funktion erfüllten wie in der Knickpyramide von Snofru. Evtl. lagen die großen Blockierungssteine auf einer schrägen Rampe am Eingang der Vorkammer, die man dann nach unten gleiten ließ und über weitere darübergeschobene Blöcke gesichert hat, so dass ein Zurückschieben nicht mehr möglich war (Quelle: Jánosi: Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 115 mit Abbildungen).

                                                                                                 *
Reisner fand im Nov. 1924 während seiner Ausgrabungen im Ostfriedhof eine Bootsbestattung bei der Königinnenpyramide GI-a. Diese Bootsgrube lag fast in der Nordsüdachse der Pyramide, doch nicht ganz parallel zu deren Südkante. Die Maße dieser Bootsgrube betragen 22,7 m x 4,35 m y 4,70 m (siehe Maragioglio u. Rinaldi in L'Architetturo VI. 178). Nahe der Oberkante der Grubenmauern befindet sich ein Sims. Wahrscheinlich hatten einst auf diesem Sims die Abdeckplatten gelegen.

Bootsgrube bei GI-a

Unter König Cheops sind zum erstenmal auch Bootsbestattungen bei den Königinnenpyramiden belegt.

 

          (Bild: mit freundl. Dank Peter Alscher)

 

Kultanlagen von GI-a:

Wie schon weiter oben (unter Kultanlagen der Nebenpyramiden) ausgeführt, besaßen auch die Königinnenpyramiden zusätzliche Kultanlagen, wobei aber im Gegensatz zu den königlichen Tempeln keine festgefügte Ordnung ihrer Räume erkennbar ist. Der sog. "Totenopferraum" war dabei einer der wichtigsten Räume der Anlage. Hier wurde das Totenopfer für den Verstorbenen dargebracht. 

Die Kultkapelle von GI-a befindet sich an der Ostseite des Bauwerks und ist heute bis auf das Felsfundament nicht mehr vorhanden. Die Fundamentsmaße betragen 16,65 m x 5,7 m (ca. 32 x 11 Ellen - Maße nach Jánosi). Aufgrund der wahrscheinlichen zeitnahen Entstehung mit der Pyramide GI-b ist bei der Kapelle von einem ähnlichen Aussehen wie bei dieser auszugehen. Lt. Peter Jánosi waren in den Königinnenpyramiden von GIa-c keine Räume oder Nischen für die Aufstellung von Statuen vorhanden, d. h. alle Statuen scheinen im Kultraum selbst gestanden zu haben. 

Die Tempeleingänge der Königinnenpyramiden waren auf den Komplex der Cheops-Pyramide hin ausgerichtet. Da aber außer den im östlichen Bereich gefundenen Fundament nichts mehr vom Pyramidentempel übriggeblieben ist, haben wir über den Tempeleingang von GI-a keinerlei Informationen. Das gleiche gilt für die nicht mehr vorhandenen Nebenräume.

G 1-b

 

Besitzer der Königinnenpyramide:

Wenn man der Auffassung Reisners und Smith (Reisner/Smith, Mycerinus 240) folgt, gehört die Königinnenpyramide GI-b einer aus Libyen stammenden Ehefrau von Cheops. Diese Königin war lt. Reisner Mutter von einigen Cheops-Kindern. Reisner ging noch von einem "Familienfehde" zwischen den den verschiedenen Zweigen der Königsfamilie aus und führte dazu an, dass der Cheops-Nachfolger Djedefre sein Grabmal nicht auf dem Giza-Plateau bauen ließ, sondern seine Pyramide in Abu Roasch errichtete. Nach der neueren Forschung wurde diese Theorie ebenso wie die libysche Herkunft einer Cheops-Gemahlin wieder aufgegeben.

Heute wird die Königspyramide GI-b von einigen Forschern wie Mark Lehner, Rainer Stadelmann und Roman Gundacker hypothetisch  der Königsgemahlin Meritites zugeordnet (diese Forscher schlagen die Königsmutter Hetepheres I. als Besitzer von GI-a vor), und beziehen sich in ihrer Zuweisung u. a auf ein Relieffragment, welches wahrscheinlich aus der Kultkapelle von GI-b stammt, aber nördlich von GI-a gefunden wurde. Auf dem Fragment wird der Königinnentitel "die Horus und Seth schaut" (mAA.t @rw CtX) genannt, der von diesen Forschern Meritites I. zugewiesen wird. Als weiteren Beleg für Meritites I. als Besitzerin von GI-b wird die oben bei GI-a erwähnte (heute leider verschollene) Stele angesehen, wobei es zwischen den dort aufgeführten Titeln mit weiteren Bruchstücken, die in der Kapelle von GI-b und ihrer nächsten Umgebung gefunden wurden, bemerkenswerte Übereinstimmungen gibt. Zusammen gestatten all diese Indizien evtl. eine Zuweisung der Meritites als Eigentümerin der Königinnenpyramide GI-b. (siehe dazu Roman Gundacker in Sokar 16, S. 27, "Zur Genealogie der 4. Dyxnastie" und Lehner: "Geheimnis der Pyramiden", S. 116)

Aber auch hier lässt sich ebenso wie bei der Königinnenpyramide GI-a keine verlässliche Aussage für eine Identifizierung der Besitzerin erbringen und alle oben aufgeführten evtl. Zuweisungsvorschläge der Forscher sind rein hypothetisch.

                   Nebenpyramide G 1-b

Der Pyramideneingang zu GI-b liegt in der Mitte der Nordseite und befindet sich knapp über dem Bodenniveau. 

Der Eingangskorridor besitzt einen steilen Neigungswinkel von 33°10' und ist 14,4 m lang und 1,0 m breit bei einer Höhe von 1,24 m.

(Maße nach Jánosi: Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 184)

(Foto: Jon Bodsworth)

 

Architektur:

Die Königinnenpyramide GI-b liegt ca. zehn Meter südlich von GI-a und ebenso auf der Nord-Süd-Achse wie diese. Die quadratische Basis weist eine Seitenlänge von 49 Metern auf. Die ursprüngliche Höhe scheint  ca. 30 Meter betragen zu haben. Die mittlere der Königinnenpyramiden befindet sich ebenso wie GI-a in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Sie besitzt fast keine Verkleidung mehr und sie hat fast die Hälfte ihrer früheren Höhe verloren. Im Inneren von GI-b sind im Gegensatz zu GI-a Stufen zu erkennen. 

Ebenso wie GI-a und -c besaß auch die mittlere Königinnenpyramide eine Verkleidung aus feinem Turakalkstein. Bei der Errichtung der Kultkapellen waren die Verkleidungsblöcke schon geglättet. Sie waren direkt an das Pyramidenmassiv angebaut, jedoch wurde das Mauerwerk mit den Verkleidungsblöcken nicht verzahnt. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands ist nicht eindeutig zu klären, wie die Verkleidungsblöcke verlegt und fixiert waren. Lt. Peter Jánosi (Die Pyramidenanlagen der Königinnen, 1996) ist über die Pyramidenverkleidung von GI-a und -b zusammenfassend nur soviel zu sagen, dass diese Nebenpyramiden des Cheops eine Art "Übergangsstadium" in der Architektur präsentieren. 

"Evtl. wurden diese beiden Pyramiden noch in "Schalen" errichtet und erhielten dementsprechend geneigte Fundamentbetten zur Aufnahme der Verkleidung, die bis zu einer bestimmten Höhe geneigt war." (Zitat: Jánosi)

Ebenso wie bei GI-a scheint die Vorkammer in dem originalen Bauwerk von GI-b aus einer Erweiterung des Eingangskorridors entstanden zu sein, damit die Verkleidungsblöcke aus Kalkstein über die steilen Rampen (mit einem Neigungswinkel von 24°) in die Sarkophagkammer transportiert werden konnten. Eine  wesentlich fortgeschrittenere Erweiterung als in GI-a (als sog. Rangierkammer für die Verkleidungsblöcke und des Sarkophages) befindet sich in der Ostwand der Vorkammer von GI-b (Erweiterung von 2 Ellen und 5 handbreit). Die schon von Petrie (Pyramids 1883) entdeckte Vorkammer-Erweiterung lässt erkennen, dass sie geplant angelegt wurde, während sie in GI-a wohl original noch nicht vorgesehen zu sein schien und später aufgrund der notwendigen Baumaßnahmen hinzugefügt wurde (siehe dazu Maragioglio/Rinaldi, L'Architettura IV. in Jànosi Die Pyramidenanlagen der Königinnen, 1996, S. 105, Anm. 719)

       Blick in die Grabkammer von G 1-b

Der Fußboden und die Wände der Grabkammer waren ursprünglich vollständig mit Kalksteinblöcken ausgekleidet.

 

 

 

(Bild: Jon Bodsworth - public domain)

 

Kultanlagen von GI-b:

Es ist sicher, dass an der Ostseite der Königinnenpyramide GI-b eine kleine Kultkapelle stand, wobei die Nischen in der den Räumen für den Totenkult als Opferstelle benutzt worden. Von der Kultkapelle sind nur noch sehr wenige Spuren vorhanden. Es ist aber möglich, die Form und Größe der Kapelle z. T. aufgrund der Spuren am Fundament des Felsens zu ermitteln. Die einfache Kapelle besaß wohl die Maße von 14,75 m x 6,20 m, wobei der Kultraum ungefähr 10,50 m x 21,10 m groß gewesen sein könnte. Lt. Reisner (Giza I, 211(1), 372ff) befindet sich in der nördlichen Hälfte der Westwand eine Nische, woraus er folgerte, dass es sich hier um eine rechteckige Kultkapelle handelt, in der sich im Süden eine zweite (heute nicht mehr vorhandene) Nische befand. Weiterhin stellte Reisner aufgrund von vier erhaltenen Kalksteinblöcken vor dem Eingang der Kapelle die Vermutung an, dass diese Kapelle zusätzlich ein Ostwest gerichtetes Vestibül besaß (Reisner: Giza I, 211), was aber von Maragioglio/Rinaldi (L'Architettura IV, 90) bezweifelt wurde. Es ist nicht bewiesen, dass ein solches Vestibül der Kapelle vorgelagert war. 

        Kultkapelle GI-b
        - nach Reisner -

Lt. den Ausführungen von Reisner sollen sowohl die Pyramidenkapelle von GI-a wie auch -b Nischen mit Scheintüren besessen haben, was von den heutigen Forschern auch nicht bezweifelt wird, es ist nur nicht gesichert zu beantworten, ob in jeder Kapelle eine oder zwei Nischen mit Scheintüren existierten, wie sie auch in den ähnlich gestalteten Mastabagräbern dieser Zeit vorhanden waren. 

In den beiden Pyramiden GI-b und -c wurde jeweils nur eine Nische sicher nachgewiesen und so muss diese Frage offen bleiben. Lt. Peter Jánoisi (Die Pyramidenanlagen der Königinnen, 1996, S. 126) ist diese Frage der Nischen evtl. anhand der "großen Anlagen" G 4000 und G 7510 sowie der Kultkapelle der Mastaba 17 in Meidum zu lösen, wo ebenfalls zwei Nischen vorhanden sind und die Kapellen der Königinnenpyramiden eine Übernahme aus der Mastaba-Architektur darstellen". Durch diesen Vergleich ist es evtl. möglich, dass in GI-b ebenfalls zwei  Nischen in der Kultkapelle vorhanden waren.

Wie schon bei der Beschreibung von GI-a waren auch bei der Königinnenpyramide GI-b keine Räume oder Nischen für die Aufstellung von Kultstatuen vorhanden. Wahrscheinlich standen diese Statuen ebenso wie in den Mastabagräbern dieser Zeit direkt in den Kulträumen.

Im Jahre 1952/53 wurden während der Reinigungsarbeiten im Osten der Cheopspyramide von Kamal El Mallakh eine kleine Bootsgrube an der Südseite der Königinnenpyramide GI-b entdeckt und freigelegt, die der Grube längs der Pyramide GI-a ähnelt.

In den neunziger Jahren wurde diese 16 m lange und bis zu 2m breite Bootsgrube von Zahi Hawass erneut freigelegt und gereinigt. Die eine Seite ragt 6 m über die Westkanten der beiden Pyramiden GI-b und GI-c hinaus.

Im Inneren der Grube fanden die Forscher Reste von Ziegelmauern, welche aber wohl nicht von der ursprünglichen Bootsbestattung stammten, sondern von späteren Bestattungen. Diese Grube wurde von den Ausgräbern wieder mit Schutt und Steinen verfüllt und ist heute nicht mehr sichtbar, da sie von einer modernen Straße überbaut wurde. 

G 1-c

Die südliche Königinnenpyramide GI-c ist von allen drei Pyramiden die am besten erhaltene. Die Forscher fanden noch einen großen Teil des Kernmauerwerks und mehrere Schichten der Verkleidung. GI-c liegt etwa 3,8 m südlich von GI-b und ist etwas nach Osten versetzt. Ob diese Pyramide gleichzeitig mit den beiden anderen oder wie Maragioglio und Rinaldi (L'Architettura IV, 180 ff.) vermuteten, als spätere Hinzufügung zum ursprünglichen Baukonzept der Nebenpyramiden erfolgte, ist heute schwer festzustellen. Die Vermutung der beiden Italiener beruht auf ihren Beobachtungen, dass die Pyramide GI-c auf einem ungünstigem Untergrund steht und darum näher an GI-b herangerückt werden musste. Auffallend ist dabei, dass der Abstand zwischen GI-a und GI-b 10-12 Meter beträgt, während dieser zwischen GI-b und -c nur 4-6 Meter misst. Des weiteren besitzt GI-c eine kleinere Basis (ca. 85 x 85 E) und gewisse Merkmale in der Ausführung der Architektur des Oberbaus und der unterirdischen Anlagen zeigen, dass dieses Bauwerk evtl. nicht zum gleichen Zeitpunkt wie ihre beiden Schwestern erbaut wurde (siehe dazu Die Pyramidenanlagen der Königinnen, 1996, S. 12)

In der Forschung ist zwar  ein Name für die Pyramide GI-c überliefert, doch ist dieser nicht zeitgenössisch, sondern stammt aus der 26. Dynastie. Diese Inschrift wurde 1858 von Mariette am Fuß einer Stele gefunden (heute in Kairo JdE 2091 . PM III),  die in den Ruinen des Isis-Tempels stand, eines kleinen Heiligtums, das auf den Ruinen der östlichen Kapelle der Pyramide GI-c errichtet wurde. In der Inschrift auf der sog. "Inventory-Stele" wird eine Prinzessin "Henutsen" ( Hnwt-Sn) zwar im direkten Zusammenhang mit König Cheops erwähnt, es fehlt aber die Angabe eines Königinnentitels. Obwohl der Name "Henutsen" im Alten Reich des öfteren belegt ist, existieren keine zeitgenössischen Belege, welche diesen Namen mit einer Gemahlin oder Tochter König Cheops in Verbindung bringen und damit auch diese nicht als Besitzerin der Pyramide GI-c nachweisen. Evtl. ist diese Inschrift auf der Inventory-Stele eine abgewandelte Abschrift einer älteren Abfassung, welche auf ein historisches Vorbild zurückgeht.

         Nebenpyramide G I-c,

          Blick von Nordwesten -
davor die Überreste des Isis-Tempels

 

Bild:    Giza piramidi di Henutsen e Cheope
Autor: Francesco Gasparetti
Lizenz: CC BY 2.0

Rainer Stadelmann hält evtl. die auf einer Darstellung in der Chaef-Chufu-Mastaba (G 7130-7140 - östlich der Pyramide GI-c) gezeigte Mutter des Prinzen, deren Name nicht erhalten ist, für identisch mit der Besitzerin der Königinnenpyramide GI-c und mit der auf der Inventory-Stele genannte "Prinzessin Henutsen". Diese Mutmaßung von Stadelmann begründet sich aber nur auf die Position der Chaef-Chufu Mastaba östlich von GI-c (ebenso wie im Falle des Kawab-Grabes mit der evtl. Zuweisung von GI-a an Meritites). Stadelmann identifiziert den Prinzen Chaef-Chufu mit dem späteren König Chephren, welcher dann bei seiner Thronbesteigung seinen Namen änderte.

                             Nebenpyramide G 1-c

Blick auf die Nebenpyramide G I-c von Nordwesten

Datei: Queen Pyramid of Henutsen (G1c).jpg
Autor: Lyn Gateley from Silicon,Valley CA, USA aus Wikip.
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CC BY-NC-SA 2.0
(Bild: Peter Alscher)

 

Architektur:

Die Königinnenpyramide GI-c besitzt noch einen großen Teil ihres Kernmauerwerks und mehrere Schichten ihrer Pyramidenverkleidung. Ihre Seitenlänge beträgt 46,25 m und die ursprüngliche Höhe betrug 29,62 m. Ebenso wie bei den zwei anderen Königinnenpyramiden des Cheops liegt der Eingang etwa in der Mitte der Nordseite, knapp über dem Geländeniveau. Dort sind mehrere Verkleidungssteine in situ erhalten geblieben. Auch die unterirdischen Kammern wurden ähnlich wie in den beiden anderen Pyramiden angelegt. Ein von Nord nach Süd steil hinabführender Korridor mündet nach einer horizontalen Durchgangspassage in einer Vorkammer, die aber im Vergleich zu den Vorkammern in GI-a und -b in ihrer Gestaltung vereinfacht erscheint. Es fehlt die schräge Rampe und auch die Erweiterung in der Ostwand.

   Königinnenpyramide GI-c
- rechts davor die Mastaba G 7070 des Snofru-chaef -

verbliebene Verkleidungssteine Pyramide G I-c

File:     Flickr - Gaspa - Giza, piramidi minori.jpg
Autor:  Francesco Gasparetti from Senigallia, Italy
Lizenz: creativ commons, Namensnennung 2.0
An der Nord-Ost-Ecke der Pyramide G I-c haben sich zwei bis drei Lagen des Verkleidungsmaterials aus Kalkstein erhalten.
                    (Bild: Peter Alscher, Amberg)

Ein weiterer steiler Korridor führt von Westen her in die Sarkophagkammer, die ebenfalls mit Kalkstein ausgekleidet war. Lt. Maragioglio und Rinaldi befindet sich in der Südwand der Sargkammer eine vier Zentimeter tiefe Nische, deren Zweck bislang nicht geklärt werden konnte. Von dem Sarkophag und der Grabausstattung fehlen - ebenso wie in den beiden anderen Königinnenpyramiden - jede Spur.

                           Absteigender Gang 
           - zur Grabkammer der Pyramide G I-c -
(Bild: Neithsabes - public domain)

      Blick in die Grabkammer der Pyramide G I-c

(Bild: Sebi - public domain)

 

Kultanlagen von GI-c:

In jüngerer Zeit wurde an der Ostseite der Pyramide ein Isis-Heiligtum angelehnt, in welches die Überreste der Kultkapelle von GI-c aus der 4. Dynastie eingebaut sind. Die Kultkapelle, die auf einer großen Plattform aus riesigen Kalksteinblöcken errichtet wurde, reichte bis an die östliche Pyramidenseite von GI-c heran. Ihr Eingang befand sich einst an der Ostmauer. Die Ausgräber fanden an der Westwand der Kapelle einen Kalksteinblock mit einem Nischenmuster und daher ist anzunehmen, dass auch die Außenwand an der Ostmauer mit diesem in Flachrelief ausgeführten Flechtmattenmuster verziert war. In der Spätzeit wurde der originale Innengrundriss der Kapelle durch Änderungen und Ergänzungen zerstört. Die einstige Höhe ist unbekannt und wir wissen nicht, welche Form das Dach besaß.

Die heutigen Außenmaße der Kultkapelle von GI-c betragen lt. Maragioglio und Rinaldi in L'Architettura IV.  11 x 4,2 m (21 x 8 Ellen) und die Innenmaße lauten 7,9 m x 3,1 m (15 x 4 Ellen) und nach Reisner (Giza I. 248) 9,25 m x 2,15 m. An der Westwand des Innenraumes wurden von den Forschern zwei Nischen rekonstruiert, wovon aber nur die südliche erhalten ist (siehe Maragioglio und Rinaldi in L'Architettura IV, 94 in Jànosi: Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 125, Anm. 816).

Wahrscheinlich wurden Teile der Kultanlage schon im Neuen Reich (Ende der 18. Dynastie) erneuert und auch erweitert. Weitere Kultbauten fügte man in der 21. und 26. Dynastie hinzu. Diesen Bauarbeiten fielen Teile des Mastaba-Massivs von G 7140 zum Opfer (siehe Simpson, Kawab, pl XIIa). Das neue Kult-Heiligtum wurde nach den erhaltenen Inschriften der sog. "Inventory-Stele" als "Tempel der Isis, Herrin der Pyramide" bezeichnet (Quelle: Jànosi: Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 125) Lt. Peter Jànosi ist nicht auszuschließen, dass auch "die Außendekoration der Kapellenostseite, welche Teile einer Palastfassade zeigt (siehe Reisner, Giza I, 381), in die jüngere Zeit zu datieren und dürfte keine originale Reliefarbeit der 4. Dynastie sein. 

Kultpyramide des Cheops:

Die Kultpyramide des Cheops (GI-d) wurde 1992/93 ca. 25 m südöstlich der Cheops-Pyramide zufällig entdeckt. Die ägyptische Antikenbehörde unter Zahi Hawass begann 1991 östlich der Cheops-Pyramide mit Aufräumungsarbeiten in diesem Areal. Schon der Ägyptologe Selim Hassan und auch Georg Reisner hatten dieses Gebiet im Auftrag des SCA erkundet und bei der Freilegung des Cheops-Pyramidentempels viele Kubikmeter Sand entfernt. Danach richtete man diese Stätte für die Besucher her und baute dafür eine moderne Straße, die in Nord-Süd-Richtung direkt über das Basaltpflaster des Tempels an der Ostseite der Pyramide verlief. 

Während der Aufräumarbeiten im Jahre 1991 beschloss man diese Straße wieder zu verlegen, um das Basaltpflaster vor dem Auto- und Busverkehr zu schützen. Während dieser Bauarbeiten wurde dann unter einem Sandhügel an der Südostecke der Cheops-Pyramide eine bislang unbekannte vierte Pyramide entdeckt, welche die Kultpyramide des Cheops war (die Strukturen dieses Bauwerks zeichneten sich bereits auf alten Photografien ab).  abzeichnete). 

Im Vordergrund: Reste der Kultpyramide

Die Kultpyramide ist etwa 25,5 m von der Südostecke der Cheopspyramide entfernt und ihre Ruinen bedecken eine Fläche von ungefähr 24 Quadratmetern. 

Die Kultpyramiden waren ein wichtiges Merkmal der üblichen Pyramidenanlage des Alten Reiches. Viele Forscher sind der Auffassung, dass die Kultpyramiden auf das sog. "Südgrab" im Djoser-Bezirk aus der Zeit der 3. Dynastie zurückgehen. Diese Kultbauten lagen stets südlich der Königspyramiden, weshalb sie auch als "Südgräber" bezeichnet wurden. Der genaue Zweck ihrer kultischen Funktion ist noch nicht genau geklärt.

(Bild:
Jon Bodsworth - public domain)

Der Zustand der Pyramide GI-d ist sehr schlecht, denn die 21,75 m breite Pyramide war bis auf die untersten Steinlagen abgetragen worden. Bei seiner Suche fand Hawass auch mehrere Blöcke der ursprünglichen Pyramidenverkleidung aus feinem weißen Turakalkstein, die nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz lagen, sondern an der Südseite herabgefallen waren und nun verstreut auf dem Boden lagen. Das Team der Antikenbehörde fand auch größere Blöcke aus rohem Kalkstein und Schutt, aus dem Kernmauerwerk der Kultpyramide, die sich U-förmig um den Unterbau herum gruppierten. Beim Fundamentpflaster war die Fundsituation wesentlich besser, denn man fand dort noch einige Blöcke in situ, durch die man, zusammen mit den ebenfalls in situ aufgefundenen Verkleidungssteinen, die Maße der ursprünglichen Basislinie, die den Fuß der untersten Verkleidungslage markiert, ziemlich genau feststellen konnte, was für die Rekonstruktion des Oberbaus wichtig war.

Die ursprüngliche Basislänge, die durch Messungen von der noch erhaltenen Basislinie im Osten zu dem einzelnen Block im Westen ermittelt werden konnte, beträgt 21,75 m (ungefähr 41,5 Ellen). Der durchschnittliche Neigungswinkel, welcher durch den Fund eines trapezförmigen Stück Tura-Kalkstein, der an drei Seiten noch erhalten war und der einst die Hälfte der dritten Steinlage unterhalb der Pyramidenspitze bildete, betrug in diesem Bereich 52,40 °.  Die Unterseite dieses 2,7 m langen und 0,56 m hohen Steines war an den Außenseiten durch Wind und Wetter mit einer hellbraunen Patina überzogen. Das Kernmauerwerk der Pyramide war von der Nordseite her fast völlig abgetragen. Auf einem an der Südseite der Pyramide gefundenen Kernsteinblock fand man auf seiner nach Norden zeigenden Seite eine mit roter Tinte geschriebene Inschrift. Sie lautete: "imy rsy gs" (der auf der Süd[Rück]seite ist) (Quelle: Die Nebenpyramide des Cheops/Zahi Hawass), was wohl eine Arbeitsanweisung für die Arbeiter war.

              Pyramidion der Kultkapelle
Der bedeutendste Fund dieser Grabung war aber der Schluss-Stein (Pyramidion) der Kultpyramide, welcher das zweitälteste Pyramidion ist, das jemals gefunden wurde (das älteste gehört zur Roten Pyramide des Snofru in Dashur).
 
Das Pyramidion wurde aus feinem Tura-Kalkstein gearbeitet und weist noch die natürliche Patina auf. Die Unterseite des Pyramidion war pyramidenförmig gearbeitet (konvex)) - damit man es auf die (heute nicht mehr vorhanden) Abschluss-Seite der Pyramidenoberfläche aufsetzten konnte.

(Bild: Jon Bodsworth - Thanks für public domain)

Das Ereignis des Aufsetzens des Pyramidions auf die Pyramide scheint in pharaonischen Zeiten ein großes Ereignis gewesen zu sein, wie man von den kürzlich in Abusir gefundenen dekorierten Blöcken weiß. Es war das offizielle Zeichen für den Abschluss der Bauarbeiten an der Pyramide. Aufgrund der Messungen, die Prof. Dr. Josef Dorner vom Deutschen Archäologischen Institut Kairo vorgenommen hat, konnte für das Pyramidion der Cheops-Kultpyramide ein Winkel von 51°45 bestimmt werden, obschon die Ecken an der Basis und die Spitze selbst nicht mehr vorhanden sind. Dieser Winkel entspricht damit fast genau dem der Cheopspyramide und hatte lt. Prof. Dorner eine ursprüngliche Höhe von 13,80 m. 

Die Kultpyramide besitzt einen für Nebenpyramiden nicht unüblichen T-förmigen Unterbau - eine absteigende Eingangspassage von 5,35 m Länge, die von Norden her zu betreten war mit einer querliegenden, rechteckigen Grabkammer. Das Team vom SCA unter Leitung von Zahi Hawass fand die unterirdische Struktur ohne Abdeckung vor, d. h. über dem T-förmigen Einschnitt und vom Kernmauerwerk war nichts mehr erhalten als einige unregelmäßige Reste, die sich um den Unterbau herum gruppierten. Das Kernmauerwerk war von der Nordseite her fast völlig abgetragen. Die rechteckige Grabkammer war Ost-West ausgerichtet und misst ca. 8 m x 3,5 m. Das Team von Hawass fand im Fußboden der Grabkammer einen Einschnitt von einem Meter Breite, der sich direkt vor dem Eingang befand. Die Wände der Kammer sind bis zu einer Tiefe von 2,85 m in den Felsen eingemeißelt, wobei sich die Nord- und Südwand mit zunehmender Höhe leicht nach innen neigen. Aufgrund der auf dem Kammerboden und an der Südseite gefundenen Spuren von rotem Mörtel schließen die Forscher, dass die Grabkammer wohl einst mit Kalkstein ausgekleidet war. Zahi Hawass berichtet: "....dass am westlichen Ende der Kammer vier kleine Löcher, jeweils ein Paar in der Nord- bzw. in der Südseite zu sehen sind. Sie sind nach oben gerundet und etwa zehn Zentimeter tief. Der Abstand zwischen den zwei Löchern je Paar beträgt 1,45 m. In diese Löcher scheint man hölzerne Querträger eingesetzt zu haben, die vielleicht zum Herablassen oder Abdecken eines Gegenstandes am westlichen Ende der Kammer dienten". [Zitat Ende] (siehe dazu: Die Nebenpyramiden des Cheops/Zahi Hawass in "Die Schätze der Pyramiden, 2004 Weltbild-Verlag)

Das Team vom SCA unter ihrem damaligen Leiter Zahi Hawass hat im Rahmen einer teilweisen Rekonstruktion der Kultpyramide GI-d die unterste Lage der Pyramidenverkleidung mit neuen Steinen nachgebildet. Auch die obersten drei Lagen der Pyramidenspitze konnten mit Hilfe neuen Steinmaterials rekonstruiert werden, wobei der oben erwähnte trapezförmige Stein aus der drittletzten Steinlage in die Rekonstruktion eingefügt wurde. Heute sind diese Reste für die Besucher nördlich der Fragmente der Kultpyramide zu besichtigen. 

Die Zuordnung der im Jahre 1952/53 während der Reinigungsarbeiten im Osten der Cheopspyramide von Kamal El Mallakh gefundenen kleinen Bootsgrube, die sich zwischen der Königinnenpyramide GI-c und GI-b befindet, ist nicht gesichert und gehört doch eher zur hier beschriebenen Kultpyramide und nicht wie bisher geglaubt zu einer der Königinnenpyramiden.


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