Regierungs- und Familiendaten:

Regierungsdaten 874  - 860 v. Chr.
874  - 853 v. Chr
nach Lexikon d.  Pharaon.
nach Hölscher
Dynastie 22 . Dynastie (Oberägyptische Linie)  
Vorgänger Smendes II.  
Vater Schoschenq (Sohn Osorkon I.)
   (Hohepriester des Amun)
 
Mutter Nesnebascheru nach L. d. Pharaonen
Geschwister unbekannt        
Kinder [...]du/aw[..]                          (Sohn)
[Tadita]nebethen                 (Tochter)
Isetweret I.                          (Tochter)
nach "Complete Royal
Families"

Harsiese I., der erste König der Oberägyptischen Linie der 22. Dynastie war der Nachfolger von Smendes II. ( des Sohnes Osorkons I.) im Amt des Hohenpriesters des Amun zu Karnak.

Sein Vater war der bekannte Königssohn (Sohn Osorkon I.) und Hohenpriester des Amun, 
"
Schoschenq", bei dem es sich eventuell um den späteren König Schoschenq (II.) handelt. Als Mutter wird eine Dame namens Nesnebascheru "Zugehörig zur Herrin von Ascheru" genannt.

Eingesetzt in Theben wurde er eventuell noch durch Takelot I. oder auch erst durch König Osorkon II. Damit hätte aber einer dieser beiden Könige mit der Regel gebrochen, dass kein Sohn eines thebanischen Hohenpriesters selbst wieder Hohenpriester sein darf, um keine mit dem König konkurrierende Regentenlinie zu ermöglichen. Jedoch sind die Strukturen der Herrschaftsteilung in der Libyerzeit für uns schwer zu durchschauen.

Harsiese war wahrscheinlich nicht nur Königssohn, sondern stammte durch seinen Vater Prinz Schoschenq direkt verwandtschaftlich von der 21. Dynastie ab. Durch die Annahme eines Horus- und Thronnamens wird Harsiese zum König, der sich in Theben eine Allianz unter den hohen thebanischen Familien schuf. Seine Stellung dürfte der des Priesterkönigs Pinudjem I. aus der 21. Dynastie vergleichbar gewesen sein.

Harsiese setzte seinem Sohn (dessen Name zerstört: ..... djw.....: auf einer Granitwanne 1903/04 in Koptos gefunden, die auch den Namen Harsiese I. [in Kartusche] samt Königstitulatur trägt wurde für die Bestattung seines Sohnes verwendet) nach der Übernahme der königlichen Würde als Hohenpriester des Amun zu Karnak ein. Dieser wird auf dem Sarkophag aus Koptos als "Königssohn des Landesherrn Harsiese" bezeichnet. 

Der Name ist heute leider zerstörst und aus dem Grunde unsicher zu lesen: ,
Daressy liest ihn  [ pA] - djw - [Bastt]
und Legrain entziffert ihn als , - - - wohl  [pAy.f - TAw] - [m]  [Bastt].

Dieser Sohn von Harsiese konnte ihm nur im Amt gefolgt sein, falls Harsiese I. nicht wie früher immer behauptet. einen Aufstand gegen den König in Tanis versucht hätte. Wahrscheinlich war dieser Sohn aber nur kurz im Amt als des Hohenpriester des Amun. Als Nachfolger in diesem Amt zu Karnak wird dann ein Sohn König Osorkons II. namens Nemrud, Fürst von Herakleopolis eingesetzt.

Nach "Complete Royal Families"

Harsiese A. 
Sohn von (König ?) Schoschenq (II.?), dem Sohn König Osorkons I.

Titel:
" Hm - nTr n Imn
( hemet - netjer en Amun ) Hoher Priester des Amun"

Harsiese A begann seine Laufbahn als einfacher Priester des Amun, wie auf einer Bes-Statue berichtet wird. Unter König Osorkon II. war er dann  bis in das Amt des Hohenpriester des Amun aufgestiegen. Auf der Statue des Nebnetjeru III. wird er mit diesem Titel genannt. 

Harsiese A nimmt ab der Mitte der Regierung
Osorkon II. nun seinerseits königliche Titel an und schreibt seinen Namen in Kartusche.

[ ...]du/aw[..]
Sohn König Harsiese A

Titel:
" sA - nsw  (sa – nesu)   Königssohn  
Hm - nTr  tpy  n Imn 
(hem – netjer  tepy  en  Amun) 
 
„ Hoherpriester des Amun zu  Karnak “

Dieser Sohn König Harsiese A ist bekannt durch ein rechteckiges Wasserbehältnis aus Koptos. Vermutlich übernahm er das Amt des Hohenpriesters des Amun zu Karnak, als sein Vater die Königswürde annahm. Evtl. könnte er mit dem späteren König Pedubastis I. identisch sein, falls sich sein zerstörter (anscheinend getilgt worden!) Name zu "Pedubast" rekonstruieren ließe.

[Tadita] nebethen
Tochter Könige Harsiese A

Titel:
"
sAt - nsw  (sat – nesu)  „ Königstochter “

Genannt auf einem Fragment (evtl. Sargfragment) aus Abydos, das sich heute in Philadelphia befindet.


Isetweret I.
Tochter König Harsiese A

Titel:
" 
sAt - nsw  (sat – nesu)  „ Königstochter “

Genannt auf der Statue ihres Sohnes, Djedkhonsiufankh C. aus Karnak und nun in Kairo.

Bauten und Belegstücke:

 

Platte eines Menits:
Sammlung von Bissing
 - heute staatl. Sammlung Ägyptische Kunst Berlin -
Material: 
Dunkle Bronze mit Edelmetalleinlagen aus Silber
hellem Gold (Elektron) und Kupfer
Maße:
Breite 9,5 cm
Herkunft:
wahrscheinlich Theben

Das Stück stammt wahrscheinlich aus Theben und gehörte einst zu den nach unten abschließenden Teil eines "Gegengewichtes" (Menit), das von einem schweren Halskragen im Rücken herabhing. Der nach oben anschließende Teil des Menits ist nicht mehr erhalten.

Durch ihre kostbare Tauschierung mit Kupfer, Silber und hellem Gold weist diese Platte eines Menits auf den hohen Rang ihres Besitzers hin. Der Inschrift nach gehört das Rasselinstrument, das bis auf diese Scheibe verloren ist, dem Hohenpriester des Amun von Theben mit Namen Harsiese, einem sehr bekannten Priesterkönig der 22. oberägyptischen Dynastie.

Die ovale, leicht gewölbte Bronzeplatte zeigt in Einlegearbeit die thronende löwenköpfige Göttin Sachmet mit der Sonnenscheibe in ihrer Erscheinungsform als die liebevolle Muttergöttin Mut und die sanfte Katzengöttin Bastet dargestellt, wie uns die in Silber eingelegten Hieroglyphen  mitteilen. Auf ihrem Haupt windet sich die Uräusschlange. Harsiese wiederum schüttelt ein Sistrum, welches er der Göttin mit dem rechten Arm entgegenstreckt - vielleicht um die wilde Raubtiernatur der Göttin zu besänftigen.

In der Hand des linken herabhängenden Arms hält er ein Menit, dessen ovale Scheibe über der Kette der hier ausgestellten Platte entspricht. Die zwischen den Wappen von Ober- und Unterägypten thronende Göttin hält ein Lebenszeichen (Anch) und einen Papyrusstab in den Händen, während sie die kultische Ehrerbietung des Harsiese, der hier mit der Schläfenlocke dargestellt ist, entgegennimmt, welcher in der Rolle des musikantischen Hathorsohnes Ihi ( daher nackt ) die Löwengöttin durch seine Sistrumklänge milde für sich stimmt, damit sie ihm "Leben, Wohlsein und Gesundheit" gibt. 

Harsiese trägt um den Hals an einer Kette ein in Gold eingelegtes Herzamulett, an der Stirn trägt er den Uräus als Zeichen seiner königlichen Würde, obwohl er in der Inschrift nur als Hohenpriester des Amun und Wesir bezeichnet wird.

Die Schutzgötter von Ober- und Unterägypten - Geier (Nechbet von Elkab) und Schlange ( Wadj von Buto) - hocken rechts und links auf den Wappenpflanzen ihrer Landesteile. Im unteren Teil des Gegengewichtes sieht man das Semataui-Symbol sowie Rechtivögel ( Kiebitze auf Körben ). Den Rand des Menits bildet ein Rosenmuster.

Platte eines Menits -  Sammlung v. Bissing, 1934
 - heute staatl. Sammlung Ägypt. Kunst Berlin -
Die Göttin Sachmet reicht dem vor ihr stehenden Harsiese ein Anchzeichen und ein Papyruszepter als Symbol für die ewige Jugend.
(Bildquelle:
Osiris, Kreuz, Halbmond /Brunner-Traut u.a. / Philipp v. Zabern-Verlag 1984)

In der senkrechten Inschriftenzeile zwischen Harsiese und Sachmet/Mut wendet sich die Göttin an diesen mit den Worten:

" Mut-Sachmet / Mut-Bastet, sie gebe Leben, Wohlsein und Gesundheit dem Priester, Stadtvorsteher von Theben und Wesir Har-si-ese, dem Gerechtfertigten."

 

Schreiberstatue Kairo JdE 37398:

Belegt wird Harsiese auch auf der Schreiberstatue Kairo JdE 47398 des 
PA - di - Jmn - nb - nswt - tAwj: ".......des K
önigsbekannten und Propheten des Hauses des Königs Harsiese, gerechtfertigt......"

Harsiese ist auch mit dem Titel.  " wAH - mw  njswt - bit  !r - zA - Ast " 
auf der Statuette - Cambridge Fitzwilliam Museum E. 11. 1937 aus etwa der selben zeit bezeugt. Noch unter König Oso rkon II. im Amt - siehe Kairo 42208.

Königsnamen:

A:  Hohepriestername Hm - nTr  tpj  n - Ra - nsw - nTrw  !r - SA - Ast "Hoher Priester des Amun,  König der Götter, Harsiese"
( nach Beckerath)
Thronname: *** Hd - xpr - Ra  stp.n - Imn 
Hedj-cheper-re  setpenamun
"Leuchend an Gestalt, ein Re, Erwählter des Re"
Horusname: kn  xaj - m - Wast "Starker Stier, der in Theben erschienen ist."
Geburtsname: !r - sA - Is.t - mrj - Imn 
Harsiese meri-amun
" Horus, Sohn der Isis, geliebt von Amun

Anmerkung: *** Der Thronname Harsiese I. ähnelt sehr dem von König Schoschenq I.

( Quelle: Handbuch der ägyptischen Königsnamen / Jürgen v. Beckerath)

Chronologie:
Nach Kitchen fällt die Regierungsszeit von Harsiese in die Mitte der Regierungszeit von König Osorkons II. 

Kemet Nr. 4/2005:                       874 - 860 v. Chr.      
Lexikon der Pharaonen:              874 - 860 v. Chr.
Complet Royal Families:             867 - 857 v. Chr.
Beckerath Chronologie:    ca.     870 - 850 v. Chr.    

Hoherpriester des Amun:

 NN - Sohn des Harsiese   [ ... ] du/aw[...]                                     

( Quelle: MÄS 20 - Jürgen von Beckerath 1984 )

Der 4. Prophet des Amun zur Zeit König Harsiese I. war ein Mann namens +d - +Hwtj - jw = f - anx 
B - Nxt = f - Mwt (
A).

Von ihm besitzen wir eine:

  1. Stele aus dem Ramesseum: 
    (Ramsesseumstele, Quibell - wohl Teil seiner Grabausstattung)
  2. Sitzstatue:          Kairo, CG 42206 - aus der Cachette
  3. Würfelhocker:   Kairo, CG 42209 - aus der Cachette
  4. Stelophor:          Kairo, CG 42208 - aus der Cachette
  5. Sitzstatue:          Kairo, CG 42207 - aus der Cachette
  6. Würfelhocker:   Karnak  T 35       - aus Karnak, Monthbezirk

Grabbau in Medinet Habu

Sein Grab ließ Harsises I. in Medinet Habu gerade außerhalb der Umfassungsmauer des kleinen Tempels der 18. Dynastie erbauen. Das Grab war wohl auf den Prozessionsweg des Großen Tempels bezogen, entdeckt wurde es bei Arbeiten des Oriental Institute Chicago im Jahre 1927. In der Nähe fanden sich noch weitere Gräber aus der 22. Dynastie. Von keinem dieser Gräber aber hat sich ein Oberbau erhalten. Von diesen Gräbern ist das des Königs Harsiese I. das noch am besten erhaltendste.

Die anderen stark zerstörten Gräber ähnlichen Typus hier in Medinet (vergleiche Grab 2) dürften Mitgliedern der königlichen Familie gehört haben. Kapellen ähnlicher Art, die auch Angehörigen der Hohepriesterfamilie gehörten, liegen im Ramesseum.

Vom Oberbau des Grabes Hasiese fand sich keine Spur mehr (ein einziger Reliefblock mit dem Namen Harsieses fand sich wiederverbaut in einem Tor aus ptolemäischer Zeit), lediglich der unterirdische Bereich konnte archäologisch von U. Hölscher untersucht werden.

Den Beweis dafür, dass diese Gräber einen kapellenartigen Oberbau hatten, sieht R. Stadelmann darin, dass der Namen dieser Kapelle nämlich „ Haus des Königs Harsiese “ in einem Priestertitel aus der 26. Dynastie erhalten ist. Für den Totenkult an seiner Grabkapelle sind Priester noch aus der frühen 
26. Dynastie belegt.

Das Grab selbst, besteht aus einem langen schrägen Treppengang, der in eine schlichte Vor– und Grabkammer (errichtet aus Sandsteinblöcken wahrscheinlich vom Totentempel Ramses II. oder eines Baus Ramses II. in Medinet Habu) führt.

Vorkammer und Treppenabgang waren vollkommen mit großen Quadern zugesetzt, um das Eindringen von Grabräubern zu verhindern. Jedoch waren die Räuber von oben senkrecht durch die Steindecke der Grabkammer in diese eingedrungen. Beim öffnen der Grabkammer durch die Ausgräber stand der Sarkophag aus Rosengranit noch an seiner ursprünglichen Stelle, nur der schwere Deckel war durch die Räuber ein wenig beiseite geschoben worden, so dass sie die Mumie hatten herausziehen können. Da das Grundwasser heute in den Wintermonaten um 2,50m höher steht als zur Zeit der Erbauung des Grabanlage sind so gut wie alle organischen Stoffe im Grab vergangen. Außer dem Schädel und einigen Knochen im Sarkophag fand sich nichts mehr vom Leichnam Harsieses.  

Jedoch fand sich von der Grabausstattung vier prächtige mit der Königstitulatur des Harsieses versehene Kanopenkrüge aus Alabaster, allerdings ohne Deckel und Uschebti, erhalten geblieben. 

Der sehr sauber gearbeitete Sarkophag – heute Kairo JdE 59896 - trägt außen wie innen religiöse Texte, bei denen der Name der ursprünglich Besitzern, der Königin Hanut – mi – Re / Henutmire, (einer Tochter Ramses II. - anders eine Schwestergemahlin Ramses II. ?) überall ausgemeißelt, aber nicht durch den Namen Harsieses ersetzt wurde. Lediglich einen neuen Deckel aus Rosengranit von ziemlich grober Arbeit ließ Harsiese I. anfertigen, auf dem er seinen Namen in Kartusche mitsamt Königstitulatur anbringen ließ.

Der Kopf des mumienförmigen Sarkophagdeckel gibt nicht wie traditionell den des Verstorbenen wieder, sondern ist als Haupt eines Falken gestaltet wie dies in Tanis von Sarg Schoschenq II. bekannt ist. 

Der Schädel Harsieses I. weist ein teilweise verheiltes Loch über dem rechten Auge auf. Da die Schädelverletzung geheilte Wundränder zeigt, lebte Harsiese zumindest noch einige Zeit nach dem ihm diese Verletzung zugefügt wurde.

Brester sprach von einer tödlichen Pfeilschusswunde. Eine neuere Bewertung ist vorsichtiger und hält auch eine Trepanationswunde für möglich (Trepanation oder Verletzung durch eine Waffe ?).

 

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