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Bauten Ramses IV.

Nachfolger Ramses V.

(Bilder oben: links: Sebi/wikipedia - gemeinfrei / rechts Andred Kottlewski/Aachen)

"Ich bin ein legitimer Herrscher,
kein Usurpator,
ich bin an der Stelle dessen,
der mich gezeugt hat, wie der Sohn der Isis....."

(Inschrift auf Gedenkstein aus Abydos, Ramses IV. - heute in Kairo JE 48831)

Ramses IV. ließ sich ebenso wie seine Vorgänger ein Grab im Tal der Könige anlegen. Es trägt heute die Nr. KV 2 
(Kings Valley). Es liegt am Eingang der Nekropole, unweit der älteren Hauptgruppe im östlichen Tal und weist feine, leuchtendbunte Wandmalereien auf. Auf den Wänden neben dem Grabeingang sind koptische Graffiti zu sehen.

Das erste Grab für Ramses als er ein Prinz war, lag im Tal der Königinnen (QV 53) und später, als er schon Thronfolger war, bekam er vielleicht ein Grab im Tal der Könige, das heutige  KV 2.

KV 2 stand schon wären der Antike offen, was die über 700 griechischen und römischen Inschriften beweisen, die über das ganze Grab verteilt sind. Später wurde es durch die Kopten genutzt, es finden sich mehr als fünfzig koptische Graffiti aus dieser Zeit. Da das Grab bequem gleich am Eingang zum Tal der Könige liegt und einen fast ebenen Boden besitzt, diente es sogar bis zum frühen 20. Jahrhundert als Schlaf– und Rastplatz für Touristen. 

Die erste moderne Beschreibung des Grabes stammt  von dem Jesuitenpater Claude Sicard, der das Tal der Könige im Jahre 1708 besuchte. Die erste wissenschaftliche Beschreibung und einen Plan des Grabes Ramses IV.  lieferte Richard Pococke, ein anglikanischer Geistlicher im Jahre 1738.  

In dieser Zeit entstand wohl diese Zeichnung, die den Sarkophag des Königs wiedergeben soll.  

 

(Bild: gemeinfrei)

 

Die einzigen Funde aus dem Grabinneren sind die „Leichen“, die J. G. Wilkinson im ersten Drittel des 19 Jahrhundert in den „Nischen“ (Uschebtikammern) hinter der Grabkammer sah. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um Nachbestattungen aus der Dritten Zwischenzeit. 1829 wohnte Champollion mehrere Monate im Grab, 1837 benutzte es dann Hermann Fürst Pückler–Moskau als Speisesaal.

Im Rahmen der Expedition von Th. M. Davis, wurde 1905/06 der Schutt vor dem Eingang des Grabes durch E. R. Ayrton untersucht, wobei einige Bildostaka mit figürlichen Darstellungen und zahlreiche Uschebti Ramses IV. aus Kalkstein, Calcit und Fayence gefunden wurden. Des weiteren wurden Fayence-, Glas– und Holzfragmente und eine Gruppe von Tonscherben „mit Gips– und Farbresten“ gefunden,  die zum Teil den Namen Ramses II.  trugen und eindeutig als improvisierte Paletten (als Malerpaletten von den Grabarbeitern benutzt) verwendet worden waren.

In der gleichen Kampagne stieß Ayrton (Grabungsleiter unter der Davis-Expedition) bei der Freilegung des Prinzengrabes KV 9 (Montuherchepeschef) auf weitere Ostraka und die Reste eines Gründungsdepot mit dem Namen Ramses IV., das wie er annahm von dessen Grab hierher verschleppt worden war. Howard Carter fand im Januar 1920 fünf Gründungsdepots vor dem Eingang zu KV 2, auch er vermutete, dass Ayrtons Fund im Prinzengrab zu einem sechsten Depot gehörte. In den Gründungsdepots sind beide Varianten des königlichen Thronnamens vertreten. Zwei der Depots lagen in Nordosten, zwei im Südwesten und eins direkt vor dem Grabeingang. Heute sind insgesamt neun „Gründungs–Depots“ bekannt,  also ungewöhnlich viele. 

Ein früher Stich vom Eingang zum Grab Ramses IV.  
(Bild: gemeinfrei)

Champollion ( in der Mitte) in orientalischer Kleidung während der franko-toskanischen Expedition.
 (Bildnis von Giuseppe Angeletti)

Ein erhalten gebliebenes Gebet Ramses IV. an Osiris, überliefert auf einer Stele aus Abydos aus seinem 4. Regierungsjahr: "Schenke mir eine wohlbemessene Lebensfrist und lass mich ebenso lange regieren oder länger“ (wie mein Vorgänger), wurde nicht erhört. (vgl. Hayes 1990, 371)  Dem Pharao war nur eine Regierungszeit von sieben Jahren gegeben. Seine Mumie wurde 1898 im Königsdepot des Grabes Amenophis II. gefunden.  

Ungewöhnlich lang dauerte bei Ramses IV. die Planung und Platzwahl für das Königsgrab, sie beanspruchte offenbar das ganze erste Regierungsjahr. Das kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Vordergründig war der neue König zunächst damit beschäftigt, die Verschwörung gegen seinen Vater und gegen ihn selbst als designierten (?) Thronfolger vollends niederzuringen und die Schuldigen ihrer Bestrafung zuzuführen, sowie unsichere Beamte durch loyale zu ersetzen. Die Stabilisierung der Lage wird einige Zeit gedauert haben, da sich ja Mitglieder des zunächst eingesetzten Gerichtshofes als unzuverlässig erwiesen und selbst abgeurteilt werden mussten. Diese äußeren Gründe mögen die Planung etwas verzögert haben, aber bedeutsamer war ein anderes Problem, das sich stellte. Die Entwicklung des Königsgrabes war an einem Wendepunkt angelangt, die systematische Erweiterung der Anlage und der Dekoration hatte mit Ramses III. ein Ausmaß erreicht, das sich nicht mehr übertreffen ließ, die Grenzen des Wachstums waren erreicht. Ramses IV. war schon über 40 Jahre alt und konnte mit keiner sehr langen Regierungszeit rechnen.

Es spricht für die Persönlichkeit des Königs, dass er die Herausforderung annahm und das Konzept des Königgrabes gründlich überdachte oder überdenken ließ. Das Ergebnis war wahrhaft revolutionär – zum erstenmal seit Ramses I. treffen wir auf ein Königsgrab, das weder Pfeiler und Treppen und kaum Nebenräume besitzt bis auf die obligatorischen Nischen und die Uschebtikammern. In der Dekoration des Grabes fehlen bis auf die Eingangsszene die sonst üblichen Darstellungen des Königs vor den Göttern. Dafür erweiterte Ramses IV. die sonst üblich verwendeten Korridormaße, so dass dem Gesetz von der „Erweiterung des Bestehenden“ doch Genüge geschieht und das Grab viel geräumiger als alle früheren ist – ein Grabpalast mit Korridoren, die über drei Meter breit und über vier Meter hoch sind.

In eleganter Weise wird in diesem Grab die seit den Thutmosiden doppelt geführte Raumfolge (je zweimal die Folge von Korridoren / Vorkammer / Pfeilersaal ) in eine einzige zusammengezogen; der dritte gewölbte Korridor dient als Scharnier, dass zwischen oberen und unterem Grabbereich vermittelt. Auch die Korridore führen nicht mehr steil in die Tiefe, sondern verlaufen beinahe horizontal.

Beginn der Arbeiten am Grab

Da das planende Gremium wohl nicht gleich nach Regierungsbeginn zusammentreten konnte, war es nicht überraschend, dass mehr als ein volles Jahr und drei Monate nach dem Thronwechsel verstreichen,  bis eine königliche Kommission unter dem Bauleiter und Wesir Neferrenpet in Theben eintrifft und sich am folgenden Tag dem "18 Tag des II. Monats der Aht-Jahreszeit" in das Tal der Könige begibt, "um einen Platz zum Aushauen  ( sD) des Königs-Grabes (hr) Usermaat-re-setepenamun ausfindig zu machen".

In Begleitung des Wesirs, dem ja die oberste Bauleitung oblag, befanden sich mehrere hohe Beamte: genannt werden in den Quellen die beiden königlichen "wd pw" Hori und Amenchau, von denen der erste auch von anderen thebanischen Denkmälern als Beamter von Ramses IV. bekannt ist. Wdpw– und wb3– Beamte werden meistens als „Truchses“ oder 
„Mundschenk“ übersetzt. Als Platz für das Grab wurde eine Senke im Tal, ein wenig abseits von den anderen bisherigen Gräbern, ausgesucht

Am "19. Tag des I. Monats" der Aht- Zeit werden die Rationen für zwei Monate an die "Arbeiter der Mannschaft"verteilt. (Ostraka el-Medina De M 45), so dass alle Voraussetzungen für einen guten Beginn der Arbeiten gegeben waren und der Wesir beruhigt in die nördliche Residenz zurückkehren konnte, um dem König Bericht zu erstatten. Für den folgenden Monat spricht ein anderes Ostrakon noch von besonderen Fischzuteilungen an die Mannschaft. (Ostrakon Deir el–Medina De M 46.)  

Hieratisches Ostraka el-Medina De M 45:
Anmerk.
:  „[Jahr 2, zweiter Überschwemmungsmonat / 3ht] Tag 17.  [ ...... ] Der Stadtgouverneur Neferrenpet kam in die Stadt [Theben], desgleichen der Königsdiener Hori und der
Königsdiener Amencha, Sohn des Techy,  [ ..... ] und sie begaben sich ins Tal der Könige, um nach einem Platz zu suchen, an dem ein Grab für User–maat–re   Setep–en–amun geschlagen werden konnte  ...........   ( wörtlich „ um eine [gut] auszuhöhlende Stelle “auszusuchen)

Auf der Stele des Vorarbeiters Ankirkaui (Inherchau) BM EA 588 wird berichtet, dass vier Tage nach dem Begräbnis von Ramses III., also am 28. oder 29. Tag des I. Monats der Aht- Jahreszeit  der hohe Würdenträger Hori zum großen Platz kam und einige Beförderungen innerhalb der Arbeiterschaft bestätigte. Er verteilte auch Belohnungen an den Vorarbeiter Anhirkaui, der feines Leinen, Öl, Honig, Sahne und einige Sonderzuteilungen an Grundnahrungsmittel bekam. Unter den Geschenken befanden sich auch Silbergefäße "aus Aschkelon" - wohl Palästina.  

Gegen Ende des 3. Monats der (Achet-)Aht-Jahreszeit befindet sich der Wesir wiederum in Theben, dieses Mal außer den drei hohen Beamten auch begleitet vom Schatzmeister Monthemtaui. Er verkündet persönlich eine wichtige Entscheidung, die besagt, dass die Sollstärke der Mannschaft von 60 auf 120 Mann erhöht wird, so dass das Aushauen der Grabräume noch rascher vonstatten gehen könne. (Papyrus Turin cat. 1891 rto. = KRI VI 76/77 ) Diese 120 Mann arbeiteten ca. 5 Jahre am Königsgrab. Gleich nach Herrschaftsantritt des neuen Königs war die Mannschaft von ursprünglich 40 Mann auf 60 aufgestockt worden – (o DM  40 + Straßburg H 42). Da die Korridore dieses Grabes geräumiger angelegt wurden, boten sie auch mehr Platz für die Arbeiten.

Bereits ein Jahr zuvor, beim Übergang vom 1. Monat zum 11. Monat der Aht- Jahreszeit des Jahres I. von Ramses IV. war die Zahl der wachhabenden Medjays Polizei von 19 auf 29 oder 30 erhöht worden. Die Polizeitruppe war zum Schutz der Nekropole da.  Während der Arbeiten am Grab wird dieses zusätzlich von zwei Türhütern bewacht, deren Namen Kha'y und Penmennofer lauteten. Sie waren auch verantwortlich für das beim Grabbau verwendete Werkzeug.

Die Leitung der Arbeiten vor Ort lag in den Händen der beiden Vorarbeiter ( a3 n jzt) Nechemmut (rechte Seite) und Inherchau (linke Seite). Inherchau amtierte bereits mindestens seit dem 22. Jahr Ramses III., und ist noch unter Ramses VI. belegt. Er legte für sich selbst ein Grab an, das heute die Nr. 395 trägt. Nechemmut  ist bis zu Ramses IX. im Amt. Der wichtigste Mann der Nekropolenarbeiter war der Nekropolenschreiber namens Amennacht, Sohn des Ipui; er wurde schon im 16. Jahr Ramses III. vom damaligen Wesir Ta eingesetzt. Umrisszeichner der Mannschaft waren Horischeri (der kleine Hori), Nebnefer, Amenhotep, Hormin und Amenna.


(Nummerierung nach Reeves / Tal der Könige,
Grabplan: Nefershapiland nach PM)

*       A:   Eingangsbereich
*       B:   1. Korridor
*       C:   2. Korridor
*       D:   3. Korridor
*    E:        Vorkammer (Brunnenkammer)
*       F:        Grabkammer mit Sarkophag
*       G:        4. Korridor
*       a+c      Kammer für Uschebtis
*       b          Anex (hintere Sargkammer)  

Das Grab weist den in dieser Zeit üblichen dekorativen Eingang auf
Die Fassade misst 7,85m
= 15 Ellen in der Höhe, 4,97m bis zum überstehenden Felsen. 
Das Eingangstor zum Grab hat eine Höhe von 3,96m bei einer Breite von 2,76m.
Der erste Korridor (nach Reeves B) ist leicht abschüssig und misst 15,24 /15,22m in der Länge, 
bei einer Breite von 3,14 / 3,16m - das sind 6 Ellen, 
die Höhe liegt mit 4,22m - knapp über 8 Ellen.

Bei Ramses IV. sind wir in der glücklichen Lage, sein Grab mit einem antiken Grabplan zu vergleichen, der sich heute im Ägyptischen Museum in Turin (Papyrus Turin 1885 KRI VI 38-60) befindet.

Auf der Vorderseite des Papyrus befindet sich der Plan von KV 2 aufgezeichnet. Der Papyrus erhält im Begleittext die Namen jedes Raumes und beschreibt seinen Verwendungszweck. Auch die genauen Maße werden genannt. Das Blatt misst heute 86 x 24,5 cm, ursprünglich mal 45 cm in der Höhe. Obgleich der Königsname fehlt, steht außer Zweifel, dass es sich dabei um den Plan von KV 2 handelt. Wenn man der schematischen Darstellung auf dem Papyrus glauben darf, war der Sarkophag des Königs von mehreren (fünf?) vergoldeten Schreinen umgeben. Es gibt noch eine zweite Planskizze des Grabes. Es handelt sich um ein Kalksteinostrakon, das Ayrton unter dem Schutt am Eingang des Grabes fand. Es zeigt ein Detail des äußeren Zugangsweges. Beide Pläne zeigen das Grab im Endzustand, wobei der Papyrus die vereinfachte Endform darstellt: auf beiden sind die Türen verschlossen und verriegelt. Aus diesen Belegen geht im Vergleich zu den von Kent West gemessenen Werten hervor, dass sich die damaligen Arbeiter genau an die vorgegebenen Maße für KV 2 gehalten haben. Deutliche Abweichungen finden sich erst im hinteren Teil des Grabes, vielleicht, weil Ramses IV. unerwartet starb und die Arbeiter sich beeilen mussten. 

Die Arbeiten am Grab waren eindeutig eingestellt, bevor das Grab fertig geworden war. Der letzte Raum im Grab, Raum I., wurde nie fertiggestellt. Gemäß dem Papyrus sollte er 10.0.0 Ellen lang sein, tatsächlich misst er nur 5.1.3 Ellen.  

Im Grab Ramses IV. finden sich dank der Verdoppelung der Arbeiterschaft keine unfertigen Wände, die noch Meißelspuren aufweisen, wie in vielen anderen Königsgräbern. Die Wände und Decken sind bereits alle geglättet und zumeist mit einer dünnen, gipsartigen Putzschicht bedeckt. Sie ist an der Decke des ersten Korridors stark abgebröckelt. Die Dekoration der Wände ist bis zum Ende der Sargkammer durchgehend in versenktem Relief ausgeführt mit bunter Bemalung. In den Räumen hinter der Sargkammer wurde die Dekoration nur mehr auf die geglätteten Wände aufgemalt, und zwar im ersten Raum F noch recht sorgfältig, in der hinteren Kammer und in den Nischen aber ziemlich flüchtig.

Manche Gelehrte sind der Meinung, dass der ursprüngliche Grabplan aus Zeitnot vereinfacht wurde. Diese Abänderung brachte mit sich, dass eine abfallende Rampe sowie die Grabkammer im ursprünglich dem Brunnen und der ersten Säulenhalle zugedachten Bereich angelegt werden mussten. - F. Abitz führt dazu aus, die Sarkophaghalle ist nicht dem Plan entsprechend angelegt, sondern in einfacherer Form an den unvollendeten Bauzustand der Raumfolge angehängt worden, offenbar durch den vorzeitigen Tod des Königs verursacht.

Das im Grab vorhandene Gefälle von Mitte des dritten Korridors, den Vorraum beschneidend, bis in die Sarkophaghalle, beruht auf einer Planänderung. Der Bau dieser das Gefälle verursachenden Rampe wurde offensichtlich durch die außerordentliche Größe und Schwere des Sarkophages erforderlich. Aus dem noch sichtbaren ursprünglichen Raumniveau ist zu erkennen, dass für die Rampe E und Sarkophaghalle kein Gefälle vorgesehen war.

Eingang:

Zwei Meter vor dem originalen Grabeingang wurde  1974 ein moderner Eingang mit Eisentüren aufgemauert. Den alten Zugang von 3,66 Breite - also exakt 7 Ellen - bildeten 18 flache Stufen mit einer Rampe in der Mitte. Das Grab besitzt den in dieser Zeit üblichen dekorativen Eingang. Die Fassade misst 7,85 m = 15 Ellen in der Höhe und 4,97 m bis zum überstehenden Felsen. Die große Sonnenscheibe in der Mitte über dem Eingang enthält Skarabäus und widderköpfigen Gott als Morgen- und Nachtgestalt des Sonnengottes, von Isis und Nephthys angebetet. Vor den Göttinnen ist ihr Name beigeschrieben, zwischen ihnen und der Sonnenscheibe stehen die beiden Kartuschen des Königs. Das Himmelszeichen schließt die Szene nach oben hin ab, während nach unten und nach den Seiten das Wüstengebirge die Szene beendet.  

1. Korridor (B):

Der erste Korridor ist leicht abschüssig. Er misst 15,24/15,22 m in der Länge und hat eine Breite von 3,14/3,16 m, das sind 6 Ellen. Die Höhe liegt bei 4,22 m - knapp über 8 Ellen. Die beiden ersten Korridore sind mit dem Text und den Figuren der Sonnenlitanei ausgeschmückt.  Schützend breiten Vögel ihre Flügel an der Decke aus, neben Geiern und Falken auch geflügelte Skarabäen. Der König steht vor Re-Harachte - rechts von ihm beginnt die ausführliche Kopie der Litanei des Re - diese nimmt den Rest der Wand auf der linken Seite ein und setzt sich auf der rechten Wand des Korridors fort. Sie besteht aus 120 Inschrift-Säulen in versenktem Relief und preisen den Sonnengott. Die Inschriften wurden hier in einem Teil des Grabes angebracht, der am frühen Morgen von der Sonne beschienen wird.

KV 2 Grabkammer

Eingangskorridor

 

 

Wikimedia commons:
The copyright is in the public domain, because it has expired. 
Digital ID: 88434 Zangaki-Photogr.1860-1920

Viele Graffiti bedeckten die Wände, einige eingekratzt, andere in rötlich-brauner Farbe. Auf der linken Wand wurde ein verziertes Kreuz zwischen die Beine des Königs gemalt. 

Ein Bild am Anfang der rechten Wand zeigt zwei ungelenk gemalte christliche Heilige unter einer koptischen Inschrift. Ein Mönch mit Namen Jakob, der sich selbst als unfähig für das Leben mit seinen Brüdern bezeichnet, hinterließ folgenden Text:

„Möge jeder, der hier eintritt, meiner gedenken und für mich beten. Und möge Gott die Versuchung des Satans von mir nehmen …. Ich bin elend … der sehr elende und arme … ein größerer Sünder als die ganze Welt“. (Übersetzung: Rob Demaree)

2. Korridor (C):

 

     Blick in den Eingangskorridor B - 2. Segment.


Der zweite Korridor ist mit 12,64 m plus 1,05 m des Türdurchgangs zum Dritten Korridor etwas kürzer als der erste. 

Seine Breite beträgt ebenfalls 3,14 m bei einer Höhe von 4,185 m. Die bereits in der 18. Dynastie belegten, von Sethos II. und Siptah vorübergehend aufgegebenen Nischen im vorderen Teil des zweiten Korridors sind wieder ausgeführt, wie bei Ramses III.. Ihre Länge beträgt 5 Ellen (2,63 m), die Höhe 2 Ellen (1,04 m). In der Tiefe messen sie rund eine Elle 
(53-56 m).

 

                (Bild: Andre Kottlewski, Aachen)

Auf beiden Seiten des zweiten Korridors befinden sich über 150 Inschriftsäulen, welche die Litanei des Re fortsetzen. Des weiteren sind hier einige der 74 verschiedenen Formen des Gottes Re dargestellt. In den Nischen im vorderen Bereich der Wände befinden sich weitere Manifestationen des Sonnengottes.

An der Oberkante der Wände werden die kunstvoll ausgeführten Namen und Titel des Königs aufgeführt. Auf der Decke befinden sich das Ba des Sonnengottes Re, der von Isis und Nephthys in Falkenform flaniert wird. 

Die mit Sternen geschmückte Decke im 3. Korridor ist zuerst eben, dann gewölbt und mit einer ausführlichen Königstitulatur in der Mitte versehen.

Bild:       Egypt-4A-026
Autor:   Dennis Jarvis (2004) aus Flickr-Album
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

Bild:       Egypt-4A-027
Autor:   Dennis Jarvis (2004) aus Flickr-Album
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

 

3. Korridor (D):

Der dritte Korridor ist eben und besitzt eine gewölbte Decke. Er ist ebenfalls 3,14/3,16 m breit und durch die Wölbung der Decke 5,01 m hoch. Das sind 9 Ellen 4 handbreit. Die Gesamtlänge mit dem Durchgang zu Vorkammer beträgt 13,26/13,19 m. Das sind 25 Ellen. Der Durchgang ist 1,09 m lang.

Im dritten Korridor tauchen erstmals Texte aus dem Buch der Höhlen auf. Hier ist das Amduat durch ein jüngeres Unterweltsbuch ersetzt, das Höhlenbuch, erster und zweiter Abschnitt. Es sind viele Ovale in den Darstellungen, die Sarkophage meinen, in denen Götter oder erlöste Verstorbene liegen. Im untersten Register ist die Bestrafung der "Feinde" dargestellt, welche gefesselt und schon zum Teil geköpft sind. Die mit Sternen geschmückte Decke ist zuerst eben, dann gewölbt und mit einer ausführlichen Königstitulatur in der Mitte versehen. Auf den Türsturz, der sich über dem Abgang zum  unteren Bereich des Grabes befindet, sind geflügelte Uräen und die Kartuschen des Königs zu sehen.  

Raum E. /Vorkammer:

Von Korridor D führt eine Rampe durch Raum E hinunter zur Grabkammer. Raum E ist normalerweise in anderen Gräber identisch mit der Brunnenkammer, hier wurde er aber als Vorkammer genutzt. Als man den auf Raum E folgenden Raum (mit Pfeilern) in die Grabkammer umwandelte, wurde die sog. Brunnenkammer zur Vorkammer. Sie ist mit 74 Inschriftsäulen aus dem Totenbuch verziert. Kapitel 123, 124 und 127 schreiben dem Toten vor, was sie in der Halle des Gerichtes zu antworten haben. Kapitel 125 ist das "Negative Bekenntnis". 

Die Kartuschen des Königs sind durch gelbe Farben hervorgehoben.. An der Decke erstrecken sich drei Inschriftenbänder mit den Namen des Königs über ein Muster aus gelben Sternen vor einem blauem Hintergrund. 

   4. Segment Vorkammer zur Grabkammer  
Blick auf die Vorkammer (Brunnenraum) und der dahinterliegenden Sargkammer. 

 


An der Decke erstrecken sich drei Inschriftenbänder mit dem Namen des Königs über ein Muster aus gelben Sternen vor blauem Hintergrund.

 

 


           (Bild: Nefershapiland)

 

 

Manche Gelehrte sind der Meinung, dass der ursprüngliche Grabplan aus Zeitnot vereinfacht wurde. Diese Abänderung brachte mit sich, dass eine abfallende Rampe sowie die Grabkammer im ursprünglich dem Brunnen und der ersten Säulenhalle zugedachten Bereich angelegt werden musste. –  Friedrich Abitz führt dazu aus, dass die Sarkophaghalle nicht dem Plan entsprechend angelegt wurde, sondern in einfacherer Form an den unvollendeten Bauzustand der Raumfolge angehängt worden sei, offenbar durch den vorzeitigen Tod des Königs verursacht.

Das im Grab vorhandene Gefälle von Mitte des dritten Korridors, den Vorraum E schneidend, bis in die Sarkophaghalle, beruht auf einer Planänderung. Der Bau dieser, das Gefälle verursachenden Rampe, wurde offensichtlich durch die außerordentliche Größe und Schwere des Sarkophages erforderlich. Aus dem noch sichtbaren ursprünglichen Raumniveau ist zu erkennen, dass für die Rampe E und Sarkophaghalle kein Gefälle vorgesehen war.

Die Vorkammer ist annähernd kubisch und ihre Länge beträgt 4,71m bei einer Breite von 4,20m, die Höhe misst 
4,405 / 4,185m.

Grabkammer:

Die Sargkammer misst 7,30 m in der Länge und 8,33/34 m in der Breite bei einer Höhe von 5,22 m. Das Raumvolumen beträgt 317,23 m3.  (Quelle: Theben Mapping v. K. Weeks) 

Die Grabkammer F (im Papyrus mit dem Grabplan in Turin „Haus des Goldes“ bezeichnet) enthält eine Mischung alter und neuer Werke. Die Dekoration wurde in versenktem Relief ausgeführt. Die Szenen vor gelben, die Inschriften vor weißem Hintergrund. An den Wänden stehen Auszüge aus dem Amduat und dem Buch der Tore, aber ab diesem Grab ersetzen die Bücher des Himmels die früheren „astronomischen“ Darstellungen auf der Gewölbedecke. An den Seiten erscheinen Dekanatslisten, welche die wie einen Baldachin über dem Königsbegräbnis ausgestreckten Zwillingsgestalten der Himmelsgöttin Nut einrahmen. 

Die Eröffnungsszene und die erste und zweite Stunde des Pfortenbuches (Buch der Tore) beginnen links der Eingangstür und setzen sich im Urzeigersinn um den Raum fort. Es finden sich auch Auszüge aus der sechsten bis neunten Stunde des Amduat in einem Inschriftenfries auf allen Wänden des Raumes.

             Szene aus dem Pfortenbuch - Grabkammer
              - Unterweltsbuch aus dem Grab KV 2 -
Diese Szene soll die Zeit darstellen, welche wie ein Schlangenleib erscheint, aus dem die nächtlichen Stunden wie Göttinnen geboren werden. Nach ihrer Reise werden sie wieder durch den Schlangenleib verschlungen. 

        Szene aus dem Pfortenbuch - Grabkammer KV 2

Gesamtansicht der linken Wandszene aus der Grabkammer


       

Foto:  User Schreibkraft
Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation
aus der freien Encyclopedie Wikipedia

Die Originaldatei ist   hier    zu finden.
Dieses Bild wurde vom Autor Sebi als public domain erklärt.

Die schönste Darstellung der Sargkammer findet sich an ihrer Decke. Sie ist entgegen des gebräuchlichen nicht gewölbt sondern flach, und wird durch lang ausgestreckte Darstellungen der Göttin Nut in zwei Hälften geteilt. In der linken Hälfte wird Nut vom Gott Schu gestützt; der begleitende Text stammt aus dem Buch der Nut. Das "Buch der Nut" beschreibt den Weg der Sonne während ihres täglichen Laufes. Das "Buch der Nacht", das auf der rechten Hälfte der Decke dargestellt ist, beginnt hier mit der zweiten Stunde und endet wegen Platzmangels bereits mit der vierten Stunde. Es beschreibt die Reise der Sonne, nachdem sie von Nut bei Sonnenuntergang verschluckt und am nächsten Morgen wieder geboren wird.

Blick in die Grabkammer von KV 2
-
Noch heute stehen der große restaurierte Sarkophag und sein weitgehend unversehrter Deckel in der Sarkophagkammer.  Zu sehen ist hier die Rückseite des roten Sarkophages aus Granit.  -
(Bilder:
Nefershapiland und Andre Kottlewski)

Bis 1938 war der Boden der Sargkammer mit einer dicken Staub- und Schuttschicht bedeckt. Dazwischen lagen verstreut Kalksteinfragmente mit der Titulatur des Königs. Die Herkunft dieser ist fraglich. Mittlerweile ist der Boden gesäubert und lässt einen um 15-17cm vertieften Teil erkennen. Hier steht der Sarkophag; um den herum bleiben etwa 15 cm freier Raum bis zur Kante der Vertiefung.  

Die Sarkophagkammer war nach den erhaltenen Pfostenlöchern in der ungefähren Höhe des Fußbodenniveaus des dritten Korridors und der "Bänke"  in der Vorkammer durch Holztüren verschlossen. Noch heute stehen der große Sarkophag und sein weitgehend unversehrter Deckel in der Sarkophagkammer. Der Sarkophag wurde in der Antike an einem Ende aufgebrochen und der Deckel wurde entfernt. Als Grundriss zeigt er die Form einer Kartusche wie der seines Vaters Ramses III., wie auch die unten ringsum laufende "Palastfassade" diesem Vorbild folgte. Nach den erhaltenen Farbspuren waren Figuren und Schriftzeichen grünlich ausgemalt. Die Linien, Kartuschen-Umrandungen, Perücken und Armbänder hingegen waren blau.  

In der Antike zerbrach der Deckel des Sarkophages in zwei Hälften. Bei einer neueren Restaurierung wurde er wieder zusammengefügt. Er zeigt in der Mitte eine rundplastische Darstellung des Königs als Osiris mit dem ungegliederten Leib. Die gekreuzten Arme mit den Insignien und der Kopf sind zerstört. Sie lassen sich aber nach den gleichartig gestalteten Sarkophagen der Könige Siptah, Tausret und Ramses III. ungefähr ergänzen. Die rundplastische Königsfigur wird von Darstellungen in erhabenen Relief eingerahmt. Auf der linken Seite sieht man die Göttin Isis, rechts Nephthys, die jeweils eine Hand auf den Leib des Königs legen. Beide Göttinnen stehen jeweils auf dem Zeichen für Gold. Eine hochaufgerichtete Schlange mit Menschenkopf, Perücke und anbetend erhobenen Händen befindet sich auf beiden Seiten zwischen ihnen und dem König. Am Kopfende weist der Sarkophag eine eckige Form auf und ist innen ohne jegliche Dekoration geblieben. Die Außendekorationen orientieren sich am Sarkophag von König Siptah. (Unterweltsbücher)

Der Sarkophag ist aus Rosengranit aus Assuan gefertigt. Gegenüber seinen Vorgängern erfuhr er eine deutliche Steigerung in der Größe, vor allem in der Breite und in der Höhe. Seine Länge beträgt 3,55 m bei einer Breite von 2,05 m, in der Höhe misst der mit Deckel 3,32m - ohne Deckel 2,54 m. Die Dicke der Wände betrug rund 40 cm. Von einem inneren Alabastersarkophag, wie man ihn bei Sethos I. bis zu Siptah kennt, fand sich bei Ramses IV. keine Spur.  

Sargkammer - Wandansicht rückwärtige linke Wand                                   vom Eingang aus gesehen 
                   (Bild: Nefershapiland)

Sargkammer Ramses IV.
Wandansicht hintere
 Wand
(Bild Nefershapiland)

Sarkophagkammer - Barke des Sonnengottes

Bild:       Egypt-4A-029
Autor:   Dennis Jarvis (2004) aus Flickr-Album
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

 

Hinterer Durchgang (G):

Der Korridor (G) hinter der Grabkammer ( F)  ist mit dem ersten Teil des Höhlenbuches ausgemalt und  wird an jeder Seite von einer Tür durchbrochen, die in je eine seitliche Uschebti-Kammer führt. Dieser hintere Korridor hat eine Länge von
 6,96 m und 2,58 m in der Breite, sowie 3,46 m in der Höhe. Die Wände des Korridors sind nicht mehr mit Reliefs ausgemalt, sondern mit Malereien und Texten aus dem ersten Abschnitt des
"Höhlenbuches", dazu erscheinen in Nischen Opfergaben und verschiedene Gottheiten in Schreinen.

Am hinteren Ende des Korridors öffnet sich ein weiterer kleiner Raum. An der Rückwand, über dem Durchgang zur letzten Kammer, schwebt eine Sonnenbarke über dem Gott Aker, (Übersetzung: Erde) der als Erdhügel dargestellt ist, neben dem zwei Sphingen stehen. An der mit Sternen geschmückte Decke des kurzen Korridors läuft ein breites Inschriftenband mit der Titulatur des Königs.

Hintere Seitenkammern (a-b-c):

Vom hinteren Korridor G aus gehen eine linke (c) seitliche Kammer (Maße: Höhe 1,75 m x 1,6 m Breite x 3,66 m in der Länge) und eine rechte (a) seitliche Kammer ab, (Maße: Höhe 2,09 m x Breite 2.25 m x 2,35 m in der Länge) sowie eine hintere letzte Kammer (b) - auch Annex genannt.
Die beiden engen seitlichen Kammern dienten zur Aufbewahrung der Totenfiguren. An den Wänden der Kammern waren diese Figuren abgebildet. Auch die hintere, kleine letzte Kammer (b) ist mit Grabbeigaben wie Betten, Schreine und Kanopenkrüge ausgemahlt. Eine Doppelsphinx über dem Eingang verkörpert die Unterwelt, durch welche die Fahrt der darüber sichtbaren Sonnenbarke geht. Dieser letzte Raum des Grabes misst nur 2,75/2,88 m in der Länge, 2,25 m in der Breite und 2,09 m/2,07 m in der Höhe.
 

Die Kammern jenseits der Sarkophaghalle sind mit Szenen aus dem "Buch der Höhlen" und dem "Buch der Erde" sowie mit den bildlichen Darstellungen der Gegenstände geschmückt, die hier eventuell  lagerten. 

Hinterer Annex - (b) des Grabes
Blick in die Kammer b (hinter der Grabkammer

Bild:       Egypt-4A-030
Autor:   Dennis Jarvis (2004) aus Flickr-Album
Lizenz:  CC BY-SA 2.0

Königliche Mumie:

Die Mumie Ramses IV. wurde 1898 in Raum Jb im Grab von Amenophis II.  (KV 35) in einem Sarg, der ursprünglich einem Wab-Priester namens Aha-aa (?) gehörte, aufgefunden. Die originale Dekoration war mit Mörtel verdeckt. In schwarzer Tinte stand darauf der Name von Ramses IV. Nach Nicholas Reeves wurde der Sarg bei der Wiederbestattung in KV 14 in derselben Werkstatt gefertigt, wie die Särge von Sethos II. und Siptah. Mumie und Sarkophag wurden im Jahr 13 von Smendes I. dann in KV 35 (Amenophis II.) untergebracht.

Grafton Elliot Smith wickelte die Mumie 1905 aus und untersuchte sie. Auf der Mumie fand sich ein Etikett vom Typ I. - heute im Museum von Kairo. Grabräuber hatten die Mumie auseinandergeschnitten. Während der Umbettung in das Versteck im Grabe Amenophis II. während der 21. Dynastie wurde sie recht unsorgfältig neu gewickelt (es gelangte ein Holstück vom Sarg (?) in die Bandagen) und in einen Sarg aus Sykomorenholz gelegt, der ursprünglich einem Beamten oder Priester der 20. Dynastie gehört hatte und jetzt durch die Aufschrift "Osiris König Hekamaat-Re, Sohn des Re und Herr der Diademe Ramses" (ohne Zusatz) für den König adaptiert wurde. Dieser Sarg befindet sich seit 1900 im Museum von Kairo. (CG 61041 = JH 34567)

Ein Graffito des Schreibers Penamun, des gleichen Mannes, der im Jahr 16 von (Smendes?) im 4. Monat der Peret-Jahreszeit, am Tage 11 ebenso auch die zweite Restaurierung der Mumie Amenophis I. vornahm,  dokumentiert vielleicht das Entfernen der Königsmumie aus ihrem Grab.

Die Mumie Ramses IV. wurde zusammen mit den Mumien von Thutmosis IV., Amenophis III., Merenptah, Sethos II., Siptah, Ramses V. und Ramses VI., sowie einer nicht zu identifizierenden weiblichen Mumie in der zweiten Seitenkammer im Grab Amenophis II. gefunden.

Nach dem Befund der ersten Untersuchung 1905 durch G. E. Smith, später  auch durch J. E. Wente (X-Ray Atlas of the Royal Mumies) war Ramses IV. bei seinem Tode mindestens 50 Jahre alt. Der König war 1,60 m groß und fast kahlköpfig, jedoch mit gut erhaltenen Zähnen. Man fand ein Loch im Hinterkopf von unbekannter Herkunft und Bedeutung wie auch bei anderen Mumien aus Der el-Bahari. Die Köcher vorn am Hals entstanden durch ein Insekt.  

                                                     - Mumie Ramses IV. - 
                           gefunden 1898 im Mumienversteck im Grab KV 35 (Amenophis II.)
                                                        - heute im Museum Kairo -
(Bild:
Catal. General Antiquites Egyptiennes du Musee du Caire: The Royal Mummies /DT57.C2 vol59)

Die Mumie war von den Balsamierern vollkommen mit der duftenden Flechte "Pseudevernia furfuracea" ausgefüllt worden. Der Schnitt in die Leiste, durch den dies geschehen war, wurde dann mit einem gedrehten Stoffstreifen grob zugenäht. In ihrem Brusthohlraum enthielt die Mumie außer Sägespäne auch noch Teile der inneren Organe. Unter die Lider der Augenhöhlen schoben die Balsamierer ganz gewöhnliche Küchenzwiebeln um den Gesichtsausdruck zu verleihen. Die vorspringende Nase verrät die Verwandtschaft mit seinen Vorfahren. Eine Harzkugel dichtete den Anus ab. Die Arme der Mumie sind überkreuzt.

Der Todestag wird in das Jahr 7, wahrscheinlich am III. prt 29, sicher aber zwischen III. prt 24 und IV. prt 2 errechnet. Der Begräbnistag soll nach W. Helck das Jahr 1 (Ramses V.), II. smw (8 oder 9) sein.  

Uschebtis und Grabbeilagen:

Von all den Beigaben, die man dem König in seiner Sargkammer beigegeben hatte, ist so gut wie nichts erhalten geblieben. Zur Grabausstattung gehörten wohl das Fragment einer Holzschachtel mit magischen  Texten, welches Carter vor dem Eingang des Königsgrabs fand. Dagegen lassen sich eine ganze Reihe von Totenfiguren des Königs feststellen.

Sie wurden an ganz verschiedenen Orten gefunden und nicht alle stammen ursprünglich aus den beiden Räumen hinter der Sargkammer, die speziell für Uschebti vorgesehen waren. Drei sind seit längerer Zeit bekannt und wurden in der Literatur immer wieder erwähnt. Nur ein Fragment in Kairo CG 24973 aus Alabaster, dem Kopf und Füße fehlen, scheint direkt im Grab gefunden zu sein. Eine vollständige Figur aus heller Fayence in Kairo CG 48414 wurde bereits von Mariette in Abydos gefunden. Es reiht sich damit in die ansehnliche Zahl von Totenfiguren thebanischer Grabinhaber ein, die an völlig anderen Orten, weit entfernt von der eigentlichen Grabstätte, gefunden wurden. Vor allem in den angesehenen Nekropolen von Saqqara und Abydos ließ man sich durch solche Figuren gern „vertreten“. 

 Uschebti Ramses IV. im Louvre

Ein drittes, sorgfältig bemaltes und mit dem Totenbuchspruch 6 beschriftetes Uschebti aus Kalkstein befindet sich schon seit langem im Louvre. Seine Herkunft scheint unbekannt zu sein. N. Reeves möchte wegen der guten Erhaltung nicht an eine Herkunft aus dem Königsgrab denken. Das Stück, dessen Material immer wieder fälschlich als „Holz“ bezeichnet wird, besteht aus Kalkstein.

Der Uschebti hält in jeder Hand eine Hacke, damit er im Jenseits für den verstorbenen König das Feld bestellen kann.

(Bild: Dieses Bild aus dem Louvre (2006) wurde von seinem Autor Sebi als public domain erklärt.)

Dazu kommt das Fragment eines Uschebti (Stein, schwarz bemalt) im Univerity College London, das Petrie diesem König zugewiesen hat, welches aber eher zu Ramses IX. gehört.

Bei den Grabungen durch Ayrton im Auftrag von Theodore Davis konnten etwa 20 sehr rohe Uschebtis aus Alabaster, dazu noch zahlreiche Bruchstücke, im Schutt vor dem Königsgrab geborgen werden, 14 weitere Uschebtis fanden sich in der Nähe des Siptahgrabes. Carter hat bei seinen Arbeiten 1920 im Schutt vor dem Grabeingang ebenfalls „eine große Zahl“ von Uschebtifragmente aus Alabaster und Fayence gefunden.

John Romer fand im März 1979 nochmals drei ganze Uschebtis Ramses IV., und noch ein Fragment aus Alabaster im Grab von Ramses XI. Der Schacht im Grab Ramses XI. war offenbar als „Cachette“ für königliche Beigaben benutzt worden. Anscheinend tragen alle bekannten Uschebtis Ramses IV. den jüngeren Thronnamen des Königs „Heka-maat-re“, sind also nicht sofort nach Regierungsbeginn angefertigt worden.

Nach H.D. Schneider muss man bei Ramses IV. mit ursprünglich mindestens 400 Uschebtis rechnen.




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( Co-Autor: J. H. Pirzer)  


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