Bilder oben: links Jack 1956 wikipedia CC BY-SA 3.0 siehe weiter unten - rechts: Hans Bernhard wikipedia CC BY-SA 3.0 )


Biografie Ramses VI.


Chronologie der Dynastien


KV 6 Ramses IX.

Das Grab Ramses VI. im Tal der Könige gehört zu den schönsten und eindrucksvollsten Gräbern im Tal der Könige. Seine breiten Flure und hohen Decken lassen kaum das klaustrophobische Gefühl aufkommen, das sich in vielen der älteren Gräber einstellt. Ramses VI. übernimmt das angefangene Grab seines Vorgängers Ramses V. und so gelingt es ihm trotz einer relativ kurzen Regierung von sieben oder acht Jahren, noch einmal eine gewaltige Grabanlage beinahe fertigzustellen, mit einer nahezu vollständigen Sammlung der wichtigsten Jenseitstexte. Trotzdem blieb das Grab auch beim Tode von Ramses VI. unvollendet. 

Grabeingang von KV 9 
im Tal der Könige

Bild:    Egypt-Nilecruise1.JPG
Autor: Grosty 16.08.2008
Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Das Grab steht seit der Antike offen und ist schon seit damaliger Zeit durch seine farbige Dekoration ein Magnet für die Besucher. Hiervon zeugen fast eintausend Graffiti, die zum Teil noch aus griechischer und römischer Zeit stammen. Damals wurde es "Grab des Memnon" genannt, wie aus dem Graffiti in Griechisch und Latein hervorgeht. Bei den Gelehrten der französischen Expedition war es unter dem Namen "La Tombe de la Metempsychose" als " Grab der Seelenwanderung" bekannt.

1888 legte Georges Daressy im Auftrag des Service des Antiquities de l'Egypte das Grab fast vollständig frei. Das Grab wurde während der loptischen Zeit teilweise ausgeräumt und im 19. Jahrhundert von Pococke kartographierot.  Einzig die Grube im Sarkophagkammerboden wurde erst 1985 durch Erwin Brock ausgeräumt. Dabei entdeckte man Fragmente von Bestattungsmaterial wie Uschebtis und die Trümmer des königlichen Sarkophages. 

KV 9 ist das erste Königsgrab im Tal der Könige, welches vollständig fotografisch wiedergegeben wurde, einschließlich aller Übersetzungen der Texte im Jahre 1954 von Piankhoff/ Rambotat. Das Königsgrab KV 9 entspricht in der Architektur seinen zeitlichen Vorgängern und ist, da man nicht bei Null anfangen musste, das letzte Königsgrab, welches noch die traditionelle Bauform mit Ablauf von Korridoren, Räumen und Hallen aufweist.

Gemessen am Volumen des ausgehauenen Gesteins ist KV 9 eine der größten Anlagen im Tal der Könige. Der Eingang liegt unmittelbar über dem Grab von Tutanchamun.

Fritz Abitz konnte im März 1987 feststellen, dass Ramses VI. fast die gesamte schon ausgeführte Dekoration seines Vorgängers abschlagen und nach einer völlig neuen Konzeption die frisch verputzen Wände neu dekorieren ließ. Die Dekorationen wurden üblicherweise in eine dicke Putzschicht eingeschnitten, diese wurde dann abgeschlagen und eine neue aufgetragen. Dieser Vorgang muss wegen der damit verbundenen Unterbrechung der Steinarbeiten im Grab erhebliche Zeit in Anspruch genommen haben. Anscheinend war dem König das Dekorationsprogramm, welches den oberen Teil des Grabes zu einer geschlossenen Einheit zusammenfasste, derart wichtig, dass er dafür einen erheblichen Mehraufwand in Kauf nahm, statt die bereits ausgeführten Dekorationen einfach zu übernehmen. Einzig das Eingangsbild des Königs vor dem Sonnengott adaptierte er durch kleine Korrekturen.

Der vordere Teil des Grabes von Raum E (Brunnenschacht) war für Ramses V. beschriftet worden. Die einzigen bekannten Begräbnisobjekte, welche Ramses V. zugeordnet werden können, sind ein Fragment eines Holzkastens und möglicherweise ein hölzerner Sargnagel aus der Grabung von Th. Davis.

Das Datum (allerdings nicht den Ort) der Beisetzung von Ramses V. im 2. Jahr seines Nachfolgers bezeugt ein Ostrakon (1.II. AHt) Wohl im zweiten Jahr seiner Regierung entschloss sich Ramses VI. zu einer erheblichen Vergrößerung der Grabanlage, wie aus einem Papyrus in Turin hervorgeht. (Papyrus Turin 1923,verso) Es wird nach den Textfragmenten vermutet, dass der unter Ramses V. begonnene Vortrieb bis zum zweiten Korridor unterhalb der ersten Pfeilerhalle reichte.

Aus Auszügen des Nekropolentagebuches der Arbeitermannschaft von Deir el-Medine geht hervor, dass im "III. Monat der smw-Jahreszeit, Jahr 2" die von Ramses IV. auf 120 Mann verdoppelte "Mannschaft des Königs" wieder auf 60 Mann reduziert wurde. Diese Verringerung der Arbeiter erfolgte aber erst nach der Beerdigung von Ramses V. im 2. Jahr von Ramses VI. Die reduzierte Arbeitermannschaft wurde wohl für ausreichend gehalten, das bereits angefangene Grab zeitgemäß vollends beenden zu können. Es arbeiteten also ca. 60 Mann während der gesamten Regierungszeit, wenn man von einem halben Jahr Planungszeit absieht. Für das 2. und 4. Regierungsjahr ist die Arbeit an KV 9 schriftlich verbürgt.  (Jahr 2 auf einem Papyrusfragment in Turin, Jahr 4 - Ostraka Kairo CG 25269)

Verschluss und Beraubung:

Bereits wenige Jahrzehnt nachdem man das Grab versiegelt hatte, wurde KV 9 ausgeraubt, vermutlich kurz bevor die Mumien entfernt wurden; seitdem steht es offen. Ein Verschluss des Grabes ist nur an 4 Stellen nachweisbar: Der Eingang war nach der Laibung, d. i. vom 1 Korridor aus mit einer Doppeltür verschlossen, wie die runden Ausnehmungen an der Decke, jeweils nahe der Seitenwand, für Türzapfen belegen. Gleiche Merkmale finden sich zu Beginn des 2. und 3. Korridors und zu Beginn der Sarkophaghalle. Sicherheitstechnisch ist der Verschluss der Gräber nur mir versiegelten Holztüren nicht so abwegig, wenn die im Laufe der Zeit im Tal eingetretenen Veränderungen berücksichtiget werden. 

Nach mehr als 200 Jahren Gräberbau im Tal mussten zunehmend große Massen des aus den Gräbern geschafften Steinanhiebs den Talboden als Schutthalden bedecken. Die Zuschüttung der Grabzugänge in der ersten Bauperiode auf das anstehende Niveau mit diesem Material spricht zwar dafür, dass der Zugang immer schwerer aufzufinden war, aber gleichzeitig  auch dafür, dass kleinere Veränderungen innerhalb der Schutthalden nicht mehr sichtbar wurden. Im Tal patrouillierende Wachen konnten deshalb kaum noch erkennen, ob sich jemand an den Schutthalden und damit auch Zugängen zu schaffen gemacht hatte.  Grabräuber konnten demnach in der ersten Nacht sich dem Zugang durch den Schutt verschaffen und durch eine einfache Stellage ihr Grabungsloch von außen mit Steinen so kaschieren, dass eine Veränderung an der Schutthalde nicht auffiel. Mit Wasser und Nahrung versorgt, konnten sie jeweils den Tag in ihrem Grabungszugang verbringen, um dann in den folgenden Nächten bis in das Innere des Grabes vorzudringen. 

Im Papyrus Mayer B wird vom Diebstahl von Metallgegenständen und Tuch aus einem Königsgrab zu einem unbekannten Zeitpunkt berichtet. Dieser einzigartige Bericht bezieht sich wohl auf das Grab Ramses VI. Eventuell kann man davon ausgehen dass aus diesem Grund eine Inspektion des Grabes durchgeführt wurde, von der ein Graffito in der Sarkophaghalle Ramses VI. zeugt. Die Metallgegenstände, die die Diebe aus dem Grab entwendeten, bestanden aus Bronze und Kupfer, sie werden detailliert aufgelistet, wobei festgehalten wurde, dass die fünf Diebe knapp 50 kg Metall unter sich aufgeteilten.

Der  über die Tätigkeit der Grabräuber vorliegende  Papyrus Mayer B (Liverpool), der leider nur fragmentarisch erhalten ist, gibt ein anschauliches Bild der damaligen Verhältnisse wieder, besonders auch über die Mittäterschaft der Beamten und damit sicher auch der Wachmannschaften. Er berichtet, dass die Grabräuber 4 Tage brauchten, um das Grab aufzubrechen. Die Urkunden zeigen jedoch auch an, dass die Grabräuberei noch heimlich betrieben wurde, was für das Königsgrab KV 9 wohl ausschließt, dass der Zutritt durch den versiegelten regulären Eingang erfolgte, dessen Beschädigung am nächsten Tage sichtbar wurde. Wahrscheinlich drangen sie heimlich über die vermauerte Kollisionsstelle über KV 12 in das Königsgrab ein. Ohne eine äußere Beschädigung des Grabes konnten sie in aller Ruhe den riesigen Sarkophag aufbrechen und das Grab plündern. Bei offenen Grabeingängen beschränkten sich die Kontrollen der im Tal patrouillierenden Wachen nur auf die sichtbaren Türen und ihre Siegel.

Sichtbare Änderungen, die von Ramses VI. am Grab KV 9 und dessen Dekoration vornehmen ließ.
- nach den Untersuchungen von Fritz Abitz -

Außenfassade:

Sturz und Türpfosten:  Änderung der Königsnamen von Ramses V. in Ramses VI.
Korridor I:

 

Eingangslaibung:                 Änderung der Königsnamen.
Eingangsbild links:              Der König vor Re-Harachte und Osiris
Änderung der Königsfigur: die Figur des Königs ist überarbeitet. Das Gesicht
                                              des Königs wurde voller und jünger gestaltet; 
                                              die Krone bestehend aus Schlangen und Federn
                                              wurde geändert in die rote Krone des Nordens,
                                              die Position der Hand des rechten Armes wurde
                                              etwas geändert. 

Eingangsbild rechts:    Ebenfalls mit dem König vor Re-Harachte und Osiris
                                      zeigt keinerlei Überarbeitung.

Durchgang zum 2. Korridor:   Änderung der Königsnamen, Spuren von Text
                                                  unter dem neuen Putz

Korridor II. Durchgang zum 3. Korridor: Änderung der Königsnamen
Korridor III: Durchgang zum Schachtraum: Änderung der Königsnamen
Schachtraum - Raum E: Änderungen des Königsnamen. Unter dem Putz Teile alter Reliefs erkennbar.
1. Pfeilersaal: Namensänderungen (festgestellt von A. Piankoff) Fritz Abitz konnte keine Spuren einer Namensänderung feststellen. Der neue Putz, der die Dekorationen Ramses VI. trägt, ist homogen und jeweils ohne sichtbaren Absatz gearbeitet. Ausbesserungen einer vorhandenen Dekoration sind nicht erkennbar. Bei allen oben genannten Stellen ist der neue Putz durch Beschädigungen von Wandteilen herabgefallen und gibt den Blick auf Spuren der früheren Dekoration frei.

In der Grabdekoration von Ramses VI. ist ein fast vollständiger Bruch mit der langen Tradition der Ausgestaltung der Königsgräber festzustellen, der gemessen an der bewahrenden ägyptischen Lebensform fast revolutionär genannt werden kann. Die fast vollständige Änderung des Bildprogramms wirft viele Fragen auf. Warum zum Beispiel ist das ganze Höhlenbuch mit seinen 6 Abschnitten sowie das Buch vom Tage und von der Nacht erstmals für die Dekoration eines Königsgrabes verwendet worden? Die gleiche Frage stellt sich bei dem Buch von der Erde, welches die Wände der Sarkophaghalle bedeckt. Es gibt dafür bis heute keine weitere Vorlage als die, welche im Grab Ramses VI. vorgefunden wurde. Auch die Ausgestaltung aller Decken des Grabes mit sogenannten astronomischen Darstellungen, von denen einige offensichtlich in Bild und Ton eigens geschaffen wurden, ist neu. Die Raumdurchgänge wurden nunmehr auch einheitlich mit auf den König bezogenen Texten versehen.

An den ersten drei Korridoren ist nur eine geringfügige Neigung festzustellen. Am Anfang des zweiten Korridors befinden sich in den Wänden unter der Decke links und rechts je eine lange rechteckige horizontale Nische. Ebenso ist am Ende des dritten Korridors je links und rechts eine vertikale Vertiefung dicht über dem Boden eingehauen. Die Wände sind alle im Relief dekoriert.

Korridorbreite:  3,15 m - 3,19 m
Korridorhöhe  :  3,60 m - 4,05 m
Breite der Tordurchgänge:  2,61 m - 2,80 m

                      Dekoration
                                  - Kurzfassung -
Dekorative Grabfassade:

Auf der Fläche über dem Eingang betet Isis, die Große, die Gottesmutter (links) und Nephtys, die Gebieterin des Westens (rechts) die Sonnenscheibe an, in welcher Chepri (links) und der Widderköpfige Sonnengott (rechts) dargestellt werden. Dieses Bild steht noch ganz in der Tradition der Vorangegangenen Zeit.

1. und 2. Korridor:   ( B und C)
Eingansbild links und rechts.
Links beginnt das Pfortenbuch, rechts das Höhlenbuch.

Nischen:
 
links, Buch von der Himmelskuh, rechts Höhlenbuch.

3. Korridor:
Pfortenbuch links, Höhlenbuch rechts.

Schachtraum:
Kein Schacht, links Pfortenbuch, rechts Höhlenbuch.

1. Pfeilersaal
An den Wänden, die letzten Teile des Pforten – und Höhlenbuchs, Osirisschrein.

Abgang in den 4. Korridor:
Schlangen Meretseger und Nechbet.

4. und 5. Korridor:
1.  -  11. Stunde des Amduat.

Vorraum:
Linke Wandseite Negatives Schuldenbekenntnis, zusätzlich im Raum Teile des Totenbuches 124, 126, 127, 129 und Hymne an Maat

Sarkophaghalle: .
Alle Wände und teilweise im oberen Register der Pfeiler: Das Buch von der Erde.

Pfeiler: Der König vor Göttern.

Sehr schöne Malereien des Buches von der Erde (Bild der Sonnenbarke) von dem sonst nur einzelnen Szenen in die Dekoration anderer Königsgräber (Merenptah bis Ramses IX. dazu Osorkon II.) aufgenommen sind.

Deckengestaltung:

Alle Raumdecken tragen sogenannte astronomische Darstellungen, außer der Raum nach der Sarkophaghalle (nicht fertiggestellt)

Das gesamte Bildprogramm bezieht sich auf die Fahrt des Re durch die Dat und den unter weltlichen Himmel. Der Bruch mit der Tradition innerhalb der königlichen Grabdekoration erfolgte erst mit Ramses VI., jedoch ist eine Tendenz zu entsprechenden Veränderungen bereits in der Regierungszeit König Merenptahs festzustellen.

Deutlich ist im Grab Ramses VI. eine Hinwendung zu Re sichtbar, bei gleichzeitigem zurücktreten des Gottes Osiris. Die vorgenommenen Neuorientierung der Königstheologie im Grab Ramses VI. ist zwar nicht unmittelbar aus den Quellen seiner Regierungszeit zu belegen, entspricht jedoch offensichtlich der Bekannten religiösen und politischen Entwicklung Ägyptens. 

 

(Grabgrundriss nach  OBEO/Friedrich Abitz: Baugeschichte und Dekoration des Grabes Ramses VI. Göttingen 1989)

Der Plan des Grabs folgt den in der 19. Dynastie geltenden Richtlinien, auch wenn die Schachtanlage fehlt und an der rechten Seite der ersten Pfeilerhalle (E bei Abitz) kein Nebenraum abzweigt. Auch fehlen die Nebenräume der Sargkammer, deren Ausbau jedoch nicht vollendet wurde. 

Seit der Zeit von Thutmosis IV. kann die Entwicklung der Bauform des königlichen Grabes als abgeschlossen angesehen werden. Seit dieser Zeit besteht die königliche Grabanlage aus einem oberen Grabbereich mit 3 Korridoren, den Schachtraum und der ersten Pfeilerhalle sowie einem unteren Grabbereich mit dem Abhang aus dem 1. Pfeilersaal (der Abgang aus dem 1. Pfeilersaal gilt hier als 1. Korridor des unteren Grabbereiches) - zwei weiteren Korridoren, dem Vorraum und der Sarkophaghalle mit ihren Nebenräumen.

           Grabplan KV 9 - genannt "Grab des Metempsychosis" oder "Grab des Memnon"
nach Porter & Moss

 

  Dekorationsbeschreibung nach Porter & Moss (übersetzt aus dem Englischen v. J. H. Pirzer)

Korridor A:  PM 1 Eingang 
Äußerer Türsturz: - Sonnenscheibe mit Skarabäus und widderköpfigen Re, zwischen der knienden Isis u. Nephtys
Türpfosten und Türdurchgang: - die königlichen Namen (Horusname) Ramses VI. (usurpiert von Ramses V.)

Korridor A: PM 2 linke Wandseite - zwei Szenen 
Szene 1: (Darstellung usurpiert von Ramses V.) Ramses VI. vor Re-Harachte und Osiris. 
Szene 2: Buch der Tore, Eingangsszene und 1. u. 2.Kapit., drei Register
  mit Widmungstext v. Ramses VI. 

Korridor A: PM 3 rechte Wandseite -  zwei Szenen
Szene 1: - Ramses VI. opfert Weihrauch vor Re-Harachte
Szene 2: - Buch der Höhlen, 1. Kapitel, fünf Register
                 Gottheiten, Schlangen usw.,
                 der König vor Harmachis und Osiris
Decke: Astronomische Darstellungen

Korridor B: PM 4 Eingang zu Korridor B
Äußerer Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe
Türpfosten und Türdurchgang: die Namen Ramses VI.
Decke des Durchgangs: Fliegender Geier
PM 5linke Wandseite 
              3. Kapitel, drei Register I.-III.  die Stunde des 
              Pfortenbuches
Korridor B: PM 6 - linke Wandseite Pfortenbuch
oberer Teil: 4. Kapitel, drei Register u. 5. Kapitel, 
                     Halle des Osiris 
                    (Szene von der Metempsychosis)
unterer Teil: 5 Kapitel, 3 Register
PM 7-8 - rechte Wandseite 
Höhlenbuch, 2  Kapitel, 5 Register, ein langer Text dahinter und Beginn des 3. Kapitels
Decke - Astronomische Darstellungen

Korridor C:  PM 9 - Eingang zu Korridor C
Äußerer Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe,
Türpfosten: Texte
PM 10 - Pfortenbuch, 6. u. 7. Kapitel, drei Register, 
               I.-III. und Nische in III. am hinteren Ende des
               Korridors, mit Text von der Kuh.
PM 11    Höhlenbuch, rechter Teil, 3. Kapitel, drei Register
               I.-III., und Nische in III. am hinterem Ende des 
               Korridors, mit Text des 5. Kapitels
Decke:   Astronomische Darstellungen, im Zentrum die 
               ausgestreckte Nut und das Buch vom Tag und 
               Nacht, sich fortsetzend in Halle D und E.

Halle D:  (Ritualbrunnen) - Eingang zu D
Türpfosten und Türdurchgang: Text
PM 12 -  Äußerer Türsturz mit der geflügelten 
                Sonnenscheibe, Türpfosten und Türdurchgang:
                die Namen von Ramses VI.
Decke des Durchgangs: Fliegender Geier
PM 13: linke Hälfte der Halle: 
                
Pfortenbuch, oberer Teil, 8. Kapitel, drei
                 Register  IV.-VI. (in IV. hält ein Mann eine 
                 Schlange) 
PM 14 -   rechte Hälfte der Halle:  
                
Höhlenbuch, 5. Kapitel, fünf Register, I.-V.,
                 einschließlich Nut und Geb in I.-III. und 
                 Einführungstext.
Decke:    Astronomische Darstellungen, siehe Korridor C

Halle E: Eingang zu E:
PM 15Äußerer Türsturz mit der gefl. Sonnenscheibe
                Türpfosten und Türdurchgang: die Namen von
                Ramses VI.
Decke des Durchgangs: Fliegende Geier
PM 16  linke Hälfte der Halle: 
               
Pfortenbuch, 10. u. 11. Kapitel, drei Register
                und 12. Kapitel, Nun hält auf (?) die Barke 
                des Re
                mit Nut darüber.
PM 17 -   rechte Hälfte der Halle:
               
Höhlenbuch, 6. Kapitel, drei Register, I.-III.
PM 18 -   Doppelszene: 
                 Ramses VI. weihräuchert und libiert vor Osiris,
                 über dem Eingang zu Korridor F.
Pfeiler:
Pfeiler A a-b: Ramses VI. opfert Weihrauch vor Chons
Pfeiler A c-d: Ramses VI. libiert vor dem widderköpfigen
                       Amun-Re
Pfeiler B a-b: Ramses VI. vor Meretseger
Pfeiler B c-d: Ramses VI. opfert Vasen und libiert vor 
                       Ptah-Sokar-Osiris
Pfeiler C a-b: Ramses VI. opfert Weihrauch vor
                       Ptah, der sich in einem Kiosk befindet.
Pfeiler C c-d: Ramses VI. opfert Weihrauch vor
                       Re-Harachte.
Pfeiler D a-c-d: Höhlenbuch, Teile des 6. Kapitels 
Pfeiler D b:    der ibisköpfige Thot

Fries an allen Pfeilerseiten, sechs Gottheiten / sie bilden auf 
enigmatische Weise den Königsnamen
Decke: - Astronomische Darstellungen

Abgang zu Korridor F:
PM 20 - Nechbet als Schlange, Amduat, Beginn des 1. Kap.
               vier Register, I.- IV. mit Neith als Schlange
               darunter (Affen, Göttinnen u. Schlangen mit 
               Doppelnamen, in I.- IV.
PM 21 - Meretseger als Schlange, Amduat, Beginn des
               6. Kapitels, vier Register, I.- IV. mit Selkis als 
               Schlange darunter.

Korridor F: Eingang PM 22
Äußerer Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe,
Türpfosten und Türdurchgang: die Namen von Ramses VI.
Decke des Durchgangs: Fliegender Geier
PM 23 - Amduat  oberer Teil: 
               Einführungstext, 1. Kapitel vier Reg. und 2. Kap.
               drei Register
               Amduat: unterer Teil: 3. Kapitel drei Register
PM 24 - Amduat: 6. u. 7. Kapitel, drei Register I.-III.,
               und Teil des 8. Kapitels (Gott innerhalb einer
               fünfköpfigen Schlange in II. im 7. Kapitel / drei
               krokodilköpfige Götter im 8. Kapitel)
Decke: - Barke des Re und das Buch vom Tag und Nacht


Korridor G:
Eingang:
PM 25
Äußerer Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe
Türpfosten und Türdurchgang: die Namen von Ramses VI.
Decke des Durchganges: Fliegende Geier
PM 26 - Amduat: oberer Teil  - 4. Kapitel, 
                              unterer Teil - 5. Kapitel, jedes mit drei
                                                     Register
PM 27 - Amduat:  8. bis 11. Kapitel, sechs Register I.-VI.
               (Teil von IV.-V., 15 Gottheiten im 9. Kapitel /
               vier heilige Widder in V.)
Decke: - Szenen mit cryptographischen Text.

Halle H: - außen über der Tür - PM 28
Berge stützen den Himmel, Sonnenscheibe usw.
Türpfosten und Durchgang: Namen von Ramses VI.
Decke Durchgang:
fliegende Geier
PM 29 - linke Hälfte der Halle, drei Szenen:
               Szene 1 - Ramses VI. vor Hekau
               Szene 2 - Totenbuch
               Szene 3 - Ramses VI. zur Tür blickend
PM 30 - rechte Hälfte der Halle, drei Szenen:
               Szene 1 - Ramses VI. in Anbetung zweier
                               Feuerseen mit Affen
               Szene 2 - Ramses VI. in Anbetung vor Maat
               Szene 3 - Ramses VI. zur Tür blickend, Totenbuch
                               Hymne an Maat
Decke: "Resurrection" (?) des Osiris mit
               cryptographischen Texten.
Linke Hälfte:  Ramses VI. in der Tages- u. Nachtbarke, 
                         mit vier Reihen von Gottheiten an jeder
                         Seite
Rechte Hälfte: Osiris als Mumie auf einer Bahre vor 
                          [Horus] mit vier Reihen von Gottheiten
                          auf jeder Seite.

Sarkophagkammer I.:  Eingang PM 31
Äußerer Türsturz mit der geflügelten Sonnenscheibe
Türpfosten und Türdurchgang: die Namen von Ramses VI.
PM 32 - vier Register:
Register I.
    -  Ramses VI. kniet an jeder Seite, 4 Szenen:
         Szene 1 - 4:  mit Nut in 2. und Sonnenscheibe in 3.
Register II.- IV. - Szenen, einschließlich liegenden weibl.
                              Figuren in IV.
PM 33 - Buch von Aker
PM 34 - vier Register: I. - IV. Buch von Aker
Register I. - Mumie in einem Berg, Barke des Re auf Aker
                     (menschenköpfig), darüber Mumie mit vier 
                      Figuren des Osiris, Stundengöttinnen u. Text.
Register II.  - fünf Szenen:
Szene 1. - 5.: mit Barke des Re in IV.
Register III.
- Szenen, einschließlich "mounds" (?)
Register IV. - die aufgehende und untergehende Sonne 
                        über Aker und zwei "mounds"
PM 35 -  fünf Szenen
Szene 1. - 5. einschließlich mumienförmigen Gott mit 
                     Krokodil in 2. und Szenen aus dem Buch
                     von Aker in 3. (zwei Barken jede mit Göttin
                      stehend auf (?) Mumie in 3.
An der Basis kniende, kopflose Gefangene.

Pfeiler in der Sarkophaghalle
Pfeiler A a - b  Ramses VI. opfert die Maat vor falkenköpf.
                         Ptah-Sokar
Pfeiler B a - b  Ramses VI. vor Anubis, zwei kleine Szenen
                         darüber 
Pfeiler B c - d   Ramses VI. opfert Salbe vor Meretseger
Pfeiler C a - b   Ramses VI. vor Osiris, zwei kleine Szenen
                          darüber
Pfeiler C d - d   Ramses VI. mit Gottheiten in Schrein über
                          ihm, er opfert die Maat vor Ptah-Sokar
Pfeiler D a - b   Ramses VI. opfert die Maat vor Ptah,
                           der sich in einem Naos befindet.
Decke:    Astronomische Darstellungen
                 Die ausgestreckte Göttin Nut an jeder Seite
                 mit dem Buch von der Nacht in der linken
                 Hälfte, und dem Buch vom Tag in der rechten
                 Hälfte
Hieratische Graffito mit dem Namen des Schreibers und dem Datum Jahr 9 von Ramses IX.

Raum J:
PM 36 - äußere Türpfosten mit Text von Ramses VI.
PM 47 - Rückwand
               Pfortenbuch, 12. Kapitel, Barke des Re - gestützt
                von Nun, Ramses VI. kniend an jeder Seite mit 
                Dekan und vereinigten Gottheiten an an den
                Seitenwänden.

 

Grabzugang und Fassade:

 

Grabeingang KV 9 - Ramses VI.

Der im Freien liegende Eingang besitzt keine Stufen mit dazwischen liegender Rampe, sondern führt in leichtem Gefälle zum ersten Tor und Korridor.

 

 

Photo
Harry Burton: Tutankhamun tomb photographs: A photographic record in 5 albumscontaining 490 original photographic prints - representing the excavations of the Tutankhamun and its contens Band 1 (1879-1940)

Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Der Grabeingang war mit Sicherheit nicht zugeschüttet, denn sonst wäre die dekorative Grabfassade sinnlos gewesen. Sicherheitstechnisch ist der Verschluss der Gräber nur mit versiegelten Holztüren nicht so abwegig, wenn die im Laufe der Zeit im Tal eingetretenen Veränderungen berücksichtigt werden. Der Verschluss des Grabes ist lt. E. Thomas nur an vier Stellen nachweisbar. Sie nimmt deshalb an, dass für den oberen Grabbereich ein ständiger Zugang gegeben war. Der Eingang war nach der Laibung vom 1. Korridor, aus mit einer Doppeltür verschlossen, wie die runden Ausnehmungen an der Decke, jeweils nahe der Seitenwand, für die Türzapfen belegen.

                 Eingangsszene über dem Grabeingang mit üblichen Aufbau
          -  Änderung der Königsnamen von Ramses V. in die von Ramses VI.  -

Die Titulatur steht jeweils zwischen den Göttinnen und der Sonnenscheibe, dahinter erschienen keine Textkolumnen mit Götterreden mehr.
                                      (Zeichnung nach Piankhoff )

Das Bildprogramm im oberen Grabbereich ist nicht wie in den zeitlich vorangegangenen Königsgräbern nach Raumart und -folge gegliedert. Die Wände der 5 Räume im oberen Grabbereich (1., 2. und 3 Korridor, der sogen. Schachtraum sowie der 1. Pfeilersaal) sind durchgehend, d. h. im 1. Korridor beginnend und an der Rückwand des 1. Pfeilersaales endend, mit zwei Unterweltsbüchern dekoriert. An den linken Wandseiten befinden sich fortlaufend in den 5 Räumen die 12 Stunden des Pfortenbuches und auf den gegenüberliegenden rechten Wänden die 6 Abschnitte des Höhlenbuches in einer jeweils vollständigen Fassung.

1. Korridor (A)

(Nummerierung nach Porter u. Moss / und nach F. Abitz)

Die Reliefs im vorderen Bereich des 1. Korridors haben unter Witterungseinflüssen und menschlichen Eingriffen stark gelitten.

Auf der Fläche über dem Eingang zum ersten Korridor A beten die Gottesmutter Isis (links) und Nephthys, die Gebieterin des Westens (rechts) die Sonnenscheibe an, in welcher Chepri (links - die wiedergeborene Sonne) und der widderköpfige Sonnengott (rechts) dargestellt werden. Das bedeutet, dass links mit Chepri die Regeneration und rechts, mit der unterweltlichen Form des Sonnengottes, die Fahrt durch die Unterwelt angesprochen werden. U. a. findet sich die Seiteneinteilung auch in den "Eingangsbildern" des 1. Korridors wieder: Osiris wird dort links als lebender Gott mit gelösten Gliedern, rechts in Mumienform dargestellt. Dieses Bild steht noch ganz in der Tradition der vorangegangenen Zeit.

Dekoration linke (südliche Wand)

Die linke Seite (Südwand) des 1. Korridors zeigt zu Beginn Szenen aus den ersten drei Kapiteln des Pfortenbuchs. Ramses VI. schreitet ins Grab. Ursprünglich war hier Ramses V. dargestellt, doch die Figur Ramses V. wurde von Ramses VI. abgeändert. 

Der König (links nicht im Bild) steht vor den Göttern Re-Harachte und Osiris. 

Der König mit erhobenem Arm die Götter grüßend, der Gott Osiris  (rechts) mit den Doppelfedern über dem Widdergehörn, mit gelösten Gliedern als lebender Gott, seine Stirn ist mit dem Uräus versehen.

 

Bild:   Horus  and Amon - Ramses IV. tomb
Autor: Hotepibre (aus engl. Wikipedia)
Lizenz: Cc-by-sa-2.5

Der umfangreiche Text zum König lautet: 

(Abkürzungen nach J. v. Beckerath, Königsnamen)

Text zum König, links:
"König, (Beinamen 4) Schutz Ägyptens, Schützer der Götterneunheit des abgeschirmten Landes des Re, täglich, (Nebtiname 1) ///// (Throname, Eigenname) von der Götterneunheit der Nekropole geliebt. (Goldname), der die Denkmäler seines Vaters baut, Herr der Götter ///// (Thronname, Eigenname) von Osiris-Chontamenti geliebt". 
(
der Text steht in zwei Kolumnen hinter dem König)

Vor dem König: "Nebti-Name 1, Thronname, Eigenname, selig".

(Quelle:
OBO 89 Friedrich Abitz)

Unter der gesamten Darstellung des Königs vor den beiden Göttern befindet sich, anstelle des auf der rechten Wand vorhandenen schreinförmigen Unterbaus, ein in drei Zeilen angeordneter Text:

"Der lebende Horus, (Horusname, Horusname 1, Nebtiname, Goldname, König, Beiname 4) Schützer Ägyptens, der das ganze Land mit Denkmälern füllt, in seinem Namen: Nebtiname 1, Thronname, Eigenname, Eigenname mit Zusatz) dem Leben gegeben wird wie Re. Er machte (dieses) als ein Denkmal für seine Väter, die Götter, die Herren der Unterwelt, dass die Worte erneuerst werden, dass sie unzählige heb-sed-Feste verleihen mögen. Er, der auf dem Thron des lebenden Horus ist, mögen alle Fremdländer unter seinen Füßen sein. (B 3, B 2, T, E) wie Amun-Re, König der Götter, dem Leben gegeben ist in Ewigkeit und unabsehbar wie seinem Vater Osiris-Chontamenti". 
(Quelle:
OBO 89 Friedrich Abiz)

Bei Osiris steht: "Osiris-Chontamenti, Onnophris, Herr des abgeschirmten Landes."

(Quelle:; A.l Piankoff, R. VI. )

 

rechts: Die Beischrift zum König befindet sich in zwei senkrechten Zeilen hinter ihm:
(N 1, T) ///// der die Lebenden leitet /////  (T) ewiglich", 
Über ihm sind Spuren seiner beiden Namen; 
Vor dem König: "Eine Räucherung für seinen Vater Re machen /////, dass er Leben geben möge, wie (das) des Re in Ewigkeit und unabsehbar, immerdar".
Bei Osiris steht: "Osiris-Chontamenti, Herr von Abydos, großer Gott, Herr des [Himmels]".

Die Beischriften zu Re-Harachte scheinen keine wesentlichen Unterschiede aufzuweisen. 

(Quelle:
OBO 89 Friedrich Abitz)

 

Das Gesicht des Königs ist überarbeitet und wurde voller und jünger gestaltet. Die Krone, welche vorher aus Schlangen und Federn bestand, wurde geändert in die rote Krone des Nordens,

(Königskopf mit Änderungsspuren
Detailbild: E. Weidenbach 1840)

Die Position der Hand des rechten Armes wurde ebenfalls etwas verändert. 


(Bild: E. Weidenbach 1840)

Hinter dieser Szene segelt die Sonnenbarke in drei Registern zwischen zwei Bergen (einer steht auf dem Kopf) am westlichen Horizont durch. Neben dieser Darstellung stehen 12 Götter des Westens. Gestalten knien vor Stäben, einer davon mit einem Kopf des Anubis (der so genannte "Hals des Re"), ein anderer mit einem Widderkopf ("Kopf des Re"). Rechts davon ist die Sonnenbarke bereits durch das zweite Tor gesegelt, das von einer großen Schlange bewacht wird - dem Wächter der Wüste. 

Die Wand dahinter ist in drei Register eingeteilt: 

  1. das mittlere repräsentiert den Nil

  2. die oberen das östliche und

  3. das untere das westliche Ufer des Flusses.

Die Barke, in welcher der Gott Re steht, wird von vier Gottheiten gezogen. Eine aufgerollte Schlange ("die Umhüllende") schützt Re. In einer langen Reihe stehen 24 Männer, von denen die ersten zwölf Re anbeten und die zwölf anderen die "Gerechten, die in der Unterwelt leben" sind. Der Gott Atum lehnt sich im unteren Register auf einen Stab und beobachtet die Verdammten - die vier sogenannten "Erschöpften" und 20 nackte Männer mit gefesselten Armen, die als Lügner und Gotteslästerer bezeichnet werden. 

Ebenfalls von einer Schlange bewacht wird das dritte Tor, das "Tor der sengenden Flammen". Dahinter stehen 12 Mumien, die "Heiligen der Unterwelt", mit einer Schlange über ihren Köpfen. Rechts davon entsteigen 12 Götter dem Feuersee der Unterwelt. Im mittleren Register wird die Barke mit dem Sonnengott Re von vier Göttern durch einen langen Tunnel mit Stierköpfen und stehenden Stieren an den Enden gezogen. Das ist die "Barke der Erde", auf der 7 Götter sitzen. Die Erdbarke wird von 8 Göttern gestützt und reist durch einen Tunnel und taucht vor dem vierten Tor wieder auf. Im unteren Register sind weitere Götter zu sehen.

Dekoration rechte (nördliche Wand)

 

KV 9 - rechte Wandseite des 1. Korridors
Die nördliche (rechte) Wandseite des 1. Korridors ist mit Inschriften und Szenen aus dem Höhlenbuch dekoriert. Ebenso wie das Pfortenbuch auf der Südwand setzt sich auch das Höhlenbuch durch die ersten fünf Räume von KV 9 fort. 

Der erste Abschnitt auf der rechten Wandseite beginnt mit einer Opferszene des Königs (Ramses VI.), der mit Nemeskopftuch und Uräus bekleidet vor Re-Harachte und Osiris in Mumiengestalt Weihrauch opfert.

Zwischen König und Göttern befindet sich ein Opferständer. 

Photo
Harry Burton: Tutankhamun tomb photographs: A photographic record in 5 albumscontaining 490 original photographic prints - representing the excavations of the Tutankhamun and its contens Band 1 (1879-1940)

Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

 

Links von einer Sonnenscheibe steckt eine widderköpfige Gestalt von Re seine Hand bis in die Mitte von fünf Registern aus; er bereitet sich auf seinen Abstieg in die Unterwelt und die Auseinandersetzungen mit den Feinden von Osiris vor.

 "Ich bin Re", sagt der Gott, "ich betrete die Schatten des Zwielichts. Heißt mich mit offenen Armen willkommen." 

(Zeichnung:  OBO 89/ bearb. v. 
Nefershapiland)

Die sechs Abschnitte der Reise werden in 3 Registern gezeigt. Die Gestaltung der sechs Abschnitte ist sehr unterschiedlich. Die beiden ersten Abschnitte bringen jeweils 5 Bildregister ohne Text und dann einem großen Textblock. 

             Rechte Seite des 1. Korridors
Im oberen Register werden drei Schlangen von neun Kobras und einer Reihe von stierköpfigen Göttern mit menschlichen Körpern gefolgt, die den Eingang in die Unterwelt bewachen. Im zweiten Register stehen neun ovale Särge. In den Särgen liegen Götterfiguren - einige mit dem Gesicht nacht unten, einige nach oben und eine der Gottheiten steht aufrecht. Dahinter stehen neun schakalköpfige Götter, die sich leicht vor ihnen verbeugen. Es sind die Götter, welche die Seelen der Toten beschützen. Ein männlicher und eine weibliche Gottheit halten Sonnenscheiben empor. 

(Zeichnung: Zwei Königsgräber/Hornung)

Im mittleren Register laufen zehn männliche und eine weibliche Gestalt auf den Gott zu und verbeugen sich ehrfurchtsvoll. Dahinter stehen vier von Schlangen beschützte Götter in Ovalen und Osiris in einem Schrein; auch er wird von einer Schlange beschützt. Es folgen vier weitere Särge mit Göttinnen. Im vierten Register stehen neun Göttinnen auf Körben, ihnen folgen neun Götter in Ovalen und vier Gestalten, die über Kesseln mit brennendem Fleisch stehen. Unten schließlich wird die Folter der Verdammten thematisiert.

In diesem Raum bewachen drei Schlangen 16 Übeltäter, Feinde von Osiris, die in den Ort der Vernichtung verbrannt wurden. Die ersten acht wurden geköpft. Re verkündet: „Oh ihr, die ihr enthauptet werdet, ihr Feinde von Osiris, deren Köpfe abgeschlagen wurden, hört mich an: Ich trete über euch, ihr existiert nicht mehr für mich!“  

Auf diese Szene folgten ausführliche Inschriften, in denen beschrieben wird, in welchem Zusammenhang die Szenen mit Re und dem König stehen, die durch die Unterwelt wandern. Beispielsweise lautet der Text zu den neun Kobras im oberen Register (Auszüge): 

„Oh Enneade (Götterneunheit) der Uräuskobras, deren Flammen aus dem Maul die Feinde des Osiris verbrennen, macht ein Zeichen der Unterwerfung, zieht euren Arm zurück: Siehe, ich bereite den Westen, um Osiris beizustehen, um jene zu begrüßen, die bei ihm sind. Ich bringe seine Feinde zum Ort ihrer Hinrichtung, ich befehle alle, die ihm folgen, ich erhelle die Dunkelheit der geheimnisvollen Kammer des Königs (Ramses).“

(Textquelle: Kent Weeks/Luxor und das Tal der Könige)

Die Feinde von Osiris, die „das Böse in der verborgenen Welt verbreiten“ sind im unteren Register zu sehen. 

Decke in Korridor A:

Die "Geierdecke" im 1. Korridor ist durch eine "astronomische Decke mit Sternbildern, Listen von Dekangestirnen und Visierfiguren ersetzt worden. Diese wird im 2. Korridor und an den Seiten der oberen Pfeilerhalle weitergeführt. Die astronomischen Darstellungen an der Decke im 1. Korridor sind stark beschädigt. 

2. Korridor ( B )

Am Anfang des 2. Korridors befinden sich in den Wänden der Decke zwei rechteckige horizontale Nischen. Am Türposten der Pforte zum 2. Korridor steht: 

Der vollkommene Gott, Herr des Unabsehbaren, Schützer dessen, der in der Dat ist ///// König von Ober- und Unterägypten, Herr der Beiden Länder (Neb–maat–re mer– amun)|, der Sohn des Re, Herr der Kronen (Ramses–Amunherchepeschef)|, Gerechtfertigt “

(Textquelle: S. Grallert in „Bauen–Stiften–Weihen “

 

KV 9 -  2. Korridors mit je einer rechteckigen Nische in der ersten Hälfte der linken und rechten Wandseite

Photo: erstellt 1. Jan. 1922
Harry Burton: Tutankhamun tomb photographs: A photographic record in 5 albumscontaining 490 original photographic prints - representing the excavations of the Tutankhamun and its contens Band 1 (1879-1940)

Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

 

Südliche (linke) Wandseite:

Auf der südlichen (linken) Wand des 2. Korridors sind ähnliche Szenen wie nach dem dritten Tor zu sehen. Danach tauchen aber nach dem vierten Tor, der "Herrin des Essens" andere Götter auf. In einer großen Nische sind zwölf Schakale, Götter und Kobras zu sehen, welche an den Ufern eines kleines Sees entlanggehen. Eine Barke wird im unteren Register zu neun mumifizierten Gottheiten gezogen, welche in "ihren Särgen" liegen und auf die Wiederbelebung durch den Sonnengott warten.

Am Rande von dreieckigen Wasserflächen in der Unterwelt stehen zwei Gruppen von je sechs Göttinnen und eine gewaltige Schlange repräsentiert den Lauf der Zeit. Im untersten Register steht links Horus, der über die Köpfe von elf Göttern auf eine Kobra blickt, die den Schrein von Osiris bewacht. Zwölf Götter nähern sich dem Schrein und vier Männer beugen sich über die "Feuergraben", in welche die Verbrechter geworfen werden. Auf der restlichen linken Wand des 2. Korridors ( C ) befinden sich zwei Hauptregister, die in jeweils drei Unterregister geteilt sind. Die oberen Register befassen sich mit der fünften Stunde des Pfortenbuches sowie mit Szenen der Gerichtshalle. In den unteren Registern befinden sich die letzten Teile der sechsten Stunde. Das fünfte Tor heißt "Sie handelt". Das oberste Register ist mit 28 stehenden Göttern gefüllt, wovon zwölf ein Seil bei sich haben, um die Felder der Unterwelt zu vermessen. Diese Götter bereiten sich darauf vor, den neu ankommenden Toten Ackerland zuzuweisen. Die Zeit wird auch hier wieder durch aufgerollte Seile und Schlangen symbolisiert; im unteren Register ist ihnen das Wort "Lebenszeit" zugeordnet.

Neun Männer mit verbogenen Armen ziehen im mittleren Register die Barke des Re, "jenen, die den sich Bewegenden tragen". Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um Männer handelt, welche den Toten während der Mumifizierung die Eingeweide herausnahmen, sie galten als unberührbare Kaste. Im unteren Register auf dem oberen Teil der Wand lehnt sich Horus auf seinen Stab und beobachtet die vier Gruppen, in die Ägypten die Menschheit einteilt: Ägypter, Asiaten, Nubier und Libyer. Auch die Fremden werden von Osiris gerichtet.

           Die Gerichtshalle des Osiris
Die Gerichtshalle des Osiris im Pfortenbuch wurde am rechten (westlichen) Ende des 2. Korridors ins Dekorationsprogramm aufgenommen. Osiris sitzt auf einem Thron vor neun "gerichteten Toten", die auf einer Treppe zu ihm aufsteigen.

Auf dem Podest steht eine Balkenwaage in Form einer Mumie. Vier umgekehrte Gazellenköpfe ("die Röhrenden") und - oben rechts - eine Anubis-Figur erscheinen über Osiris.

 Ein Schwein wird von zwei Affen mit Stöcken vertrieben. Das Schwein galt im Alten Ägypten als Symbol des Bösen. Diese Szenen tauchen etwas zur Hälfte des nächtlichen Sonnenweges auf, dem dunklen und tiefsten Punkt auf der Reise durch die Unterwelt. Diese Darstellung war so wichtig, dass die Oberpriester sie durch Inschriften verdeutlichten, die vermutlich nur ihnen allein bekannt waren.
(Um-Zeichnung: Ippolito Rosellini in Monumenti delk Culto)

Das Tor zur sechsten Stunde, welches "Herrin der Dauer" heißt, nimmt die untere Hälfte der Wand ein. Zwölf Götter, die gegabelte Stöcke in den Händen halten, folgen anderen zwölf Göttern, die eine Schlange mit zwölf menschlichen Köpfen auf dem Leib tragen. Die Schlange ist Apophis, der Feind des Re und die Götter sind jene, die "Apophis im Himmel abwehren, während sie auf dem Weg in die Unterwelt sind". Die Köpfe, die sich auf dem Leib der Schlange befinden, verkörpern die Menschen, welche Apophis verschlungen hat.

Nachdem die 24 Götter Apophis besiegt hatten, können die Menschen den Bauch der Schlange verlassen und in die Unterwelt eintreten.; ihre Köpfe schauen bereits hervor. Zwölf Männer halten ein doppelt gedrehtes Seil, welches an einer aufrecht stehenden Mumie gebunden ist. Dieses Seil ist wieder ein Symbol für den Lauf der Zeit. Im mittleren Register folgt die Barke von Re den zwölf Männern mit den bedeckten Armen. Ein Gott steht im untersten Register vor zwölf Mumien ("die Schläfrigen"), die auf Bahren mit einer riesigen Schlange liegen. Zwölf andere Götter gehen auf eine kreisrunde Feuergrube zu, in der eine zusammengerollte Kobra liegt. Das Erscheinen von sechs Menschen, Göttern und Seelen im Zusammenhang mit der Zwölf bezieht sich natürlich auf die zwölf Stunden der Nacht, die der Sonnengott und seine Barke durchreist.

Rechte (nördliche) Wandseite:

 

         Strafen für die "Verdammten" - aus dem Höhlenbuch Grab Ramses VI.
links:   Strafende mit Messern, die den gefesselten "Feinden" den Kopf vor die
            Füße gelegt haben.
rechts: Kessel mit dem Schatten, den Seelen und dem "Fleisch" der Verdammten.
Den "Feinden "bleiben in den Unterweltsbüchern der Ägypter alle "Wohltaten" verwehrt, die der Sonnengott den "Seligen" spendet. In vielen Szenen schildern die Dichter der Unterweltsbücher ausführlich die verschiedenen Arten der Peinigung und entfalten einen ganzen Katalog von Höllenstrafen, den wir derart reichhaltig nur aus dem Mittelalter kennen.

Im Höhlenbuch wurde den Sündern in mehreren Szenen der Kopf buchstäblich "vor die Füße! gelegt, an anderer Stelle werden die Geköpften umgekehrt von strafenden Dämonen gepackt. Sogar das Motiv vom Herausreißen des Herzens von den dem in verschiedenen Texten gesprochen wird, wird hier im Höhlenbuch in brutaler Deutlichkeit abgebildet. 

                                        (Bilder: Tal der Könige - E. Hornung)

Auf der nördlichen (rechten) Seite des 2. Korridors wird der zweite Abschnitt des Höhlenbuches in fünf Registern dargestellt. Vier Schlangenwächter des Tores folgen im oberen Register auf einer aufrecht stehenden Schlange ebenso wie die  zwölf Götter, die "Fürsten der Manifestationen". Die in Särgen liegenden Götter werden jede Nacht für kurze Zeit zum Leben erweckt, wenn das Licht des Re über ihnen erscheint: "Siehe, ich scheine auf euch, während ihr mir eure Gesichter zuwendet." Acht der Götter haben Mäuseköpfe, vier Welsköpfe. Sieben Göttinnen, jede mit eigenem Attribut, liegen in Särgen. Re spricht zu ihnen: "Wenn ihr meine Seele zu meinem Körper geleitet, werde ich eure Seelen zu den Särgen führen, in denen eure Körper liegen. Ich werde euren Weg beleuchten und eure Dunkelheit vertreiben.

Im 5. Register stehen messerschwingende, bärtige Dämonen bereit, um vier gefesselte und enthauptete Körper zu foltern. Sauber aufgestapelt liegen die Köpfe vor ihnen. Es folgen vier weitere und nochmals acht Feinde, die auf dem Kopf stehen. 

Den vier letzten auf dem Kopf stehenden Verdammten wurde das Herz herausgerissen und zwischen die Füße gelegt siehe Bild). Der Text beschreibt sie als "die Blutigen mit herausgerissenen Herzen am Ort der Vernichtung, sie müssen sich an ihren eigenen Exkrementen übergeben".

Die Dekorationsfläche des 2. Korridors ist durch die lange Nische in der ersten Wandhälfte beschränkt. Die 5 Bildregister enden mit der Nische, der Textblock beginnt unmittelbar danach. Die Nische liegt mit ihrer unteren Kante etwa in der Wandmitte. Über die Nische ist das 1. Register, die Nische durchlaufend sind das2. und 3. Register und unterhalb der Nische das 4. Register angebracht. Die Textkolumnen, die nach der Nische als Textblock folgen, sind etwa 20 % schmäler als die des 1. Korridors; hierdurch endet der Textblock des 2. Abschnittes noch vor dem Durchgang zum 3. Korridor. Die jeweils ersten Szenen der 3 Register stehen noch im 2. Korridor. Die fortgeführten Register nehmen dann etwa 2/3 des 3. Korridors ein.

Ein Teil des 2. Registers wurde in die große Wandnische gemeißelt. Neun Klagende reißen sich an ihren Haaren und klagen und weinen. Vor einer mauseköpfigen Gottheit ("der Augenlose" - eine Form von Osiris) stehen zwölf mumifizierte Götter. Im 3. Register betrachtet der widderköpfige Gott rechts fünf Männer, welche anbetend vor ihm stehen. Andere stehen hinter den Männern auf den Seitenwänden und der Rückwand einer der Nische (sie symbolisiert einen Sarg) - vor einer Sonnenscheibe in einem Kasten. Im 4. Register steht Horus vor zwölf Osirisgestalten in Särgen und den Göttern der göttlichen Gerichtshalle. 

 An der Decke setzen sich die Darstellungen mit astronomischen Motiven aus dem 1. Korridor fort.

3.  Korridor  ( C )

Am Ende des 3. Korridors befindet sich am Boden der linken Wand eine kleine Nische, die mit einem Teil des Buches "der Himmelskuh" dekoriert wurde. In diesem Buch wird über eine kurze, aber durchaus ernstzunehmende Revolte der Menschheit gegen den Gott Re berichtet.

Linke (südliche) Wand:

An der linken südlichen Wand des 3. Korridors setzt sich die 7. Stunde des Pfortenbuches fort. Die Pforte (Tor) befindet sich allerdings schon am Ende des 2. Korridors ("der Sitz ihres Fürstens). Das oberste Register, dem 1. von 3 Register zeigt eine Szene, in der zwölf der gesegneten Verstorbenen Körbe mit Getreide auf den Köpfen tragen, zwölf weitere tragen Maat-Federn. Im mittleren Register ziehen vier Männer eine Sonnenbarke, in der sich Re-Harachte und eine über ihn wachende Schlange befinden. 

Die Barke bewegt sich auf eine große Göttergestalt und sieben Pfähle mit Schakalköpfen zu.  Bei dem Gebilde handelt es sich um die "Stangen von Geb", an denen 14 Verbrecher gefesselt wurden. Im unteren Register steht der "Fürst der Freunde", eine große Gestalt, vor zwölf Getreide erntenden Gestalten mit Sicheln in den Händen. Die Inschrift lautet: "Nehmt eure Sicheln, erntet das Korn, ich gewähre euch einen Anteil an den Pflanzen. Ihr habt mich erfreut." 
                        (Zeichnung: Ibid, S. 371, Fig. 124 aus E. Hornung/Tal der Könige)

Die 8. Stunde des Pfortenbuches setzt sich jenseits des Tores ("Das Strahlende") fort. Zwölf Götter tragen ein zusammengerolltes Seil mit menschlichen und Falkenköpfen darauf, während zwölf andere eine Schlange tragen. Die erste Gruppe soll das "Seil tragen und die Geheimnisse erzeugen", die zweite "die gerollte Schlange tragen und die Stunden schaffen". Die Heilige Barke des Re wird im mittleren Register in eine Prozession gezogen, welche von zwölf Göttern mit Szeptern und vier Mumien ("die kämpfenden Gesichter") angeführt wird. Im unteren Register stützt sich ein Gott auf einen Stab und betrachtet die zwölf "Perfekten Geister", die auf Betten liegen und die zwölf Mitglieder des "Gerichts, das urteilt".

Rechte (nördliche) Wand:

Der 3. Abschnitt des Höhlenbuches ist hier an der rechten (nördlichen) Wand anders aufgeteilt als die beiden ersten. Die Inschriften in den drei Registern begleiten jede der 15 Szenen, statt erst am Ende als kompletter Block aufzutauchen. Ramses VI. liegt oben rechts als Osiris in einem Oval und wird von zwei Schlangen beschützt. 

Sieben Götter mit welsartigen Köpfen sind mit  Aker assoziiert und stehen unter der Schlange Nehebkau, in der sich alle heilige Energie bündelt. Des weiteren liegen in zwei Hügeln widderköpfige Mumien, die ihre Vereinigung mit den Sonnenscheiben erwarten. 

Drei Götter erscheinen in ovalen Sarkophagen. In einem Schrein, der von Schlangen geschützt wird, steht Osiris. Acht Gottheiten, die geschworen haben, sich niemals niederzulegen, sondern Osiris bis in alle Ewigkeit beizustehen, stehen in Ovalen. Im 2. Register steht Re als widderköpfiger Gott vier mumifizierten Osirisgestalten gegenüber. 

Der Gott Aker, der die Erde repräsentiert, als doppelte Sphinx - wird von drei Formen von Osiris (rechts) und vier Göttinnen (links)  begleitet. Darüber sind ein Skarabäus und ein liegender Gott Geb dargestellt. Er liegt schützend über einem der Osiris-Körper. 

Links davon werden drei Ovale - eines mit Osiris, die anderen mit Kopf und Auge der Sonne - von Ouroboros (Schlangen, die sich in ihren eigenen Schwanz beißen) und vier sich verbeugenden Gestalten umgeben. Eine krokodilköpfige Form von Osiris steht auf einer Schlange und wird von zwei stehenden Göttern angebetet.

Das Höhlenbuch zeigt im 3. Register auf dem Kopf stehende Männer und Frauen. Vier der Männer, die im Text als Feinde von Osiris bezeichnet werden, wurden enthauptet. "Ihr seid Feinde ohne Seele, ihr werdet meine Strahlen nicht sehen." 

Die Verdammten werden von acht kleinen Gestalten toter Seelen begleitet, die zum Ort der Vernichtung verdammt wurden. Ein ithyphallischer Osiris, der von einer Schlange umgeben wird,  liegt in der Mitte des Registers unter einer Sonnenscheibe und einem Aker. 

Im 4. Register sind eine Schlange und ein widderköpfiger Gott zu sehen, der zur Linken einer Sonnenscheibe steht. Diese Szene beschreibt die Wiedergeburt von Osiris und Re und ist ähnlich dem Beginn des ersten Abschnitts. Auf der oberen Hälfte der rechten Wand folgt eine lange Inschrift, die sich mit Re befasst. Im oberen Register ist Osiris mit den beiden Göttingen Isis und Nephthys zu sehen. Diese Szene zeigt den Beginn seiner Wiederauferstehung. In einer weiteren Szene weiter links beten Anubis und Horus den erneuerten Körper des Osiris an und baden und kleiden ihn neu ein. Es folgen Darstellungen mit einem Gott und einem Mungo vor einem Herzen - beide in Ovalen. Diese Szenen sollen den Beginn des Schöpfungsaktes symbolisieren. Das mittlere Register zeigt den widderköpfigen Re vor den Wächtern der Unterwelt - daneben steht Horus vor zwei Ovalen mit Osiris und einer Schlange mit dem Namen "Schreckliches Gesicht". In der dritten Szene verbeugt sich Anubis vor Osiris.

Im unteren Register stehen vier gefesselte Männer, "die Blutbefleckten, die Weinenden", auf dem Kopf vor einem Gott, der "Katze von dort, wo es kein Entrinnen gibt" heißt und eine Form von Re repräsentiert. Eine Göttin  ("die Vernichterin") hält die Hand des löwenköpfigen "Zerstörers", der über einem Wächter der verdammten steht. Der Begleittext erklärt, dass die Übertäter nicht mehr auferstehen werden, sondern dass "ihre Körper verwandelt wurden und sie auf ewig verrotten und niemals die Verwesung (die sie umgibt) verlassen werden". Links davon treffen die Verstümmelten und die Elenden auf einen Mann mit dem Namen "Vernichtungsgesicht".

Ritualbrunnen ( D )
     - kein Schacht -

Der Schachtraum ( D bei Abitz ) besitzt eine etwas größere Breite, als der vorangegangene 3. Korridor und der folgende Durchgang zwischen den Pfeilern des 1. Pfeilersaales. Die etwas größere Breite des Schachtraumes hat einen freien Raum geschaffen, der seitlich des Nutbildes zur Aufnahme parallel laufender Textbänder mit den Königsnamen und -titeln geführt hat. Ein Schacht ist in KV 9 nicht vorhanden. Ob der mangelnde Fertigungsgrad das Aushauen eines Schachtes verhindert hat oder ob hierfür andere Gründe vorliegen ist noch unklar.

Dekoration:

Fast die ganze südliche (linke) Wand wird von der 9. Stunde aus dem Pfortenbuch ausgefüllt. Sie ist in zwei Gruppen zu je drei Registern unterteilt. Am Ende der Wand stehen die beiden Tore zur 9. und 10. Stunde. Im oberen Register stehen neun "Ba-Vögel" mit Armen und Menschenköpfen vor einem stabhaltenden Gott. Hinter ihnen laufen zwölf menschengestaltige Götter, deren Beischrift lautet: "Jene, die Seelen in das grüne Land auf der Insel der Flammen führen“. Im zweiten Register wird die sehr schön ausgemalte Barke des Re zu "Dem, der im Abgrund ist" gezogen. Dieser ist ein Gott, der neben einer großen, rechteckigen Wasserfläche steht. In der Wasserfläche treiben 15 männliche Gestalten in verschiedenen Positionen, wobei es sich um die Leichen von Ertrunkenen handelt, die nicht mehr mumifiziert werden oder an Begräbnisfeierlichkeiten teilnehmen können, weil ihre Körper verloren sind. Um dennoch die Unterwelt erreichen zu können, bedürfen sie einer besonderen Hilfe. Die Beischriften dazu lauten (in Teilen): "Streckt eure Köpfe aus, oh ihr Ertrunkenen. Eure Arme sollen sich bewegen, ihr ,die ihr unter Wasser seid. Steckt eure Beine aus, oh, die ihr schwimmt. Es soll Atem in euren Nasen sein, die ihr unter Wasser kriecht. Ihr sollt die Herrschaft über das Wasser haben, ihr sollt zufrieden sein in eurer Kälte, ihr werdet euch zu dem Urozean bewegen ……… ihr werdet nicht untergehen. “

          Brunnenkammer südliche (linke) Wand -  9. Stunde des Pfortenbuches 

Die 9. Stunde des Pfortenbuches zeigt die vogelgestaltigen Seelen, „die in den Flammen sind“ die „Vergöttlichung durch Ertrinken“ darunter und die Schlange „Großer Feuriger“, die gegen die gefesselten Verdammten Feuer speit.  

                       (Bild: „Das Alte Ägypten“ von A. Eggebrecht)

Im letzten 3. Register der 9. Stunde steht Horus mit seinem Stab am linken Ende der Wand. Zwölf gefesselte Feinde gehen zu einer Feuer speienden Schlange, die sieben Mumien in ihren Windungen festhält. Bei den an den Armen gebundenen Männern handelt es sich um Feinde von Osiris. In einer Inschrift wird ihnen verkündet, dass sie verdammt sind, enthauptet zu werden und dass ihre Seelen vernichtet werden. Die Schlange wird angewiesen, ihr Maul zu öffnen und Flammen zu spucken auf die Feinde des Osiris um ihre Körper zu verbrennen und ihre Seelen zu vernichten.

Auf der unteren Hälfte dieser Wand ist die 10. Stunde des Pfortenbuches in drei Registern dargestellt. In den oberen Registern werden kopflose Götter mit den Kronen von Oberägypten gezeigt, die einen Pfahl aufstellen, auf dem ein menschlicher Kopf steckt, rechts davon tragen vier weitere kopflose Gestalten die Krone von Unterägypten und stellen ebenfalls einen Pfahl auf. Weitere Schlangendarstellungen - u. a. die sechsköpfige Schlange "Die Geherin", die doppelköpfige Schlange "Bote der Erde", deren beide Köpfe die Krone von Oberägypten tragen -  und der doppelköpfige Löwe Aker, der "Gott der Erde", der eine zweiköpfige Gestalt mit den Gesichtern von Horus und Seth stützt, folgen im 4. Register von oben. 

Auf der rechten (nördlichen) Wand des Ritualbrunnens (Brunnenkammer) wird die Wiederbelebung des Osiris als Fortsetzung des 5. Abschnittes des Höhlenbuches gezeigt. Oben rechts hält eine große Gestalt der Himmelsgöttin Nut Re-Harachte und eine Sonnenscheibe in ihren erhobenen Händen. Die Göttin wird von menschenköpfigen Schlangen und Krokodilen, welche die Kräfte des Universums repräsentieren, sowie von auf dem Kopf stehenden Figuren eines Skarabäus, eines Widders, eines Gottes und eines Kindes flankiert. Jede dieser Figuren trägt eine Sonnenscheibe auf dem Kopf.

                                          Rechte Wand der Brunnenkammer
Der 5. Abschnitt des Höhlenbuches ist geprägt von zwei großen Figuren der Göttin Nut (rechts) und Osiris (links) mit dem Ba-Vogel auf dem Kopf. Vor ihm befindet sich eine schützende Schlange.

Nut hält die Sonnenscheibe und Re-Harachte in den erhobenen Händen. Die beiden Schlangen neben der Nut-Gestalt repräsentieren die Feinde des Re.

Die beiden Göttergestalten repräsentieren Himmel und Erde - dazwischen befinden sich drei Register mit Szenen und Inschriften, welche die Reise der Sonne bis zum Sonnenaufgang beschreiben.

 (Bild: wikipedia - gemeinfrei - Book of caverns - )

Die Beischrift zum ithyphallischen Osiris lautet:

„Dieser Gott geht vorbei (am) Herrn des Westens (OSIRIS) in seiner geheimen Höhle. So ist dieser Gott beschaffen in seiner geheimen Höhle, während dieser Gott zu ihm spricht und eine Zeitlang verweilt, indem er für ihn sorgt. Der Ba dieses Gottes wandert hinter Re, während Finsternis dann den Leichnam umhüllt, nachdem dieser große Gott an ihnen vorbeigezogen ist “
                    
(Text: E. Hornung, Unterweltsbücher)

Der Vorgang ist demnach, dass der Leichnam des Königs von Re täglich bei seiner Unterweltfahrt versorgt wird und der Ba des Königs hinter Re wandert, das heißt, ihn auf seiner Tages- und Nachtfahrt begleitet. Unmittelbar unter Osiris stehen die ersten 7 Verse der 4. Litanei des Höhlenbuches.

Schematische Darstellung d. recht. Seiten- u. Ausgangswand des Brunnenraumes
                   
(Zeichnung:  aus OB 89 Fr. Abitz 1989)

Osiris in seiner ithyphallischen Form steht im obersten Register rechts neben der Sonnenscheibe und hat die Arme im Verehrungsgestus für Re-Harachte, der sich in der Hand der Nut-Figur befindet, erhoben. Hinter ihm stehen vier menschenköpfige Schlangen, die versuchen den Sonnenaufgang zu verhindern. In der zentralen Darstellung unterstützen die Götter Atum und Chepre-Ptah-tjenen, die "Fruchtbarkeit der Erde". Daneben steht links ein Gott in Anbetungshaltung vor zwei Ovalen; in einem davon steht eine Mumie mit dem Namen "Sie ist die Erscheinung von Osiris". In einem anderen Oval sitzen zwei Kinder, welche das Kind von Re und der Geist von Re darstellen. 

Anubis steht im 2. Register vor vier Manifestationen des Horus - dargestellt als falkenköpfige Mumien. Im Oval hinter Anubis befindet sich der "Stab der Macht von Atum, der die Unterwelt schuf und das Reich der Toten hervorbracht". Links davon umstehen vier Göttinnen in ihren Särgen eine Sonnenscheibe.

Eine namenlose Göttin hält im 3. Register zwei Stäbe, an denen Feinde gefesselt sind. In der Mitte des 3. Registers ragen zwei Arme aus der Unterwelt empor, die einen großen Kessel, der mit Herzen und Köpfen der Verdammten gefüllt ist und welche dem Feuer übergeben werden sollen. 

In einem anderen Kessel befinden sich vier enthauptete Körper, die den Feinden des Re gehören. Zwei Götter halten unter der Darstellung der Nut im 4. Register (nicht im Bild) einen ovalen Sarg, der mit den Hieroglyphen für "Fleisch" gefüllt ist. Er bezieht sich auf die Körperteile von Re und Osiris. Das Symbol des Gottes Re (der Kopf eines Widders) wird von Horus und Osiris flankiert, die eine Sonnenscheibe anbeten. Im 5. Register begrüßt Re die Göttin Tayet, die "Weberin", die dabei helfen soll, den Körper zu restaurieren (nicht im Bild).

1. Pfeilersaal  ( Halle E )

(Nummerierung nach Porter u. Moss und F. Abitz)

Eine steile Rampe führt durch den 4-Pfeiler-Saal ( E ) in den unteren Grabbereich. Dieser Raum ist eine relativ neue Bauform, welche erst von Ramses II. (KV 7) eingeführt wurde. Bis einschließlich KV 57 (Haremhab) besaß dieser Saal 
2 Pfeiler, erstmalig mit Sethos I. (KV 17) erhielt die Pfeilerhalle 4 Pfeiler, jedoch führte vor Ramses II. der Abgang in den unteren Grabbereich stets entlang der linken Seitenwand des Raumes in die Tiefe. 

Die Spuren der Arbeit während der Regierungszeit von Ramses V. an KV 9 enden an der Schwelle des 1. Pfeilersaales. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass dieser Saal für die Dekoration vorbereitet gewesen ist, d. h. dass die Wände geglättet und evtl. auch verputzt waren. Ein Vordringen in den unteren Grabbereich ist sehr gut möglich, bleibt jedoch Spekulation. Die mangelnde Ausführung von Teilen des Höhlenbuches an der rechten Seitenwand des 1. Pfeilersaales kann verschiedene Gründe haben.

Wie ansonsten üblich gibt es hier keinen Nebenraum zum 1. Pfeilersaal. Würde ein solcher Nebenraum unter Ramses V. begonnen worden sein, könnte sich durch eine evtl. Vermauerung der Putz an dieser Stelle anders verhalten, als an den anderen anstoßenden Wandteilen, deren Putz unmittelbar auf den Fels aufgetragen wurde. Es gibt daher keine eindeutigen Spuren und damit gesicherte Erkenntnisse, ob Ramses V. im 1. Pfeilersaal Dekorationen mit anderer Gestaltung als Ramses VI. beginnen oder noch vollenden ließ. (Quelle Zitat aus: Orbis Biblicus et Orientalis 89 / Friedrich Abitz 1989)

Dekoration:

An der linken Wand des 1. Pfeilerraumes befinden sich Darstellungen aus dem Buch der Pforten, während auf der rechten Seite die letzten Teile aus dem Buch der Höhlen zu sehen sind. Auch hier ist der erhöhte Einfluss des Gottes Re erkennbar, denn durch Hinzufügen einer Sonnenscheibe und eines Sonnenpektorals wird Osiris mit dem Sonnengott identifiziert.

Die Sonnengeburt am Ende der Unterweltsfahrt des Sonnengottes Re wird im Schlussbild des Pfortenbuches (links) und des Höhlenbuches (rechts) auf der Rückwand des 1. Pfeilersaales dargestellt. Beide Schlussbilder umfassen die den Raum beherrschenden Szene in der Mitte der Rückwand, auf welcher der König (links u. rechts) vor dem Schrein mit der Doppelform des Rücken an Rücken auf seinem Thron sitzenden Osiris erscheint. Diese Darstellung als Schlussbild des oberen Grabbereichs diente dazu, die Wandlung des verstorbenen Königs zum "Osiris-König" rituell zu gewährleisten. (siehe F. Abitz, König und Gott, S. 4 ff.)

(Bild: „Das Großreich“ von Leclant)

 

Text links zu Osiris:
„Es spricht Osiris, Herr des Unabsehbaren, [Stier] des Westens, der Millionen [von Jahren] seiner Lebenszeit durchschreitet, Herr des Unabsehbaren und der Ewigkeit"

Text rechts zu Osiris:
„Es spricht Osiris Chontamenti, Onnophris, Herrscher des Totenreiches, er der erwacht heil an der Spitze der Lebenden“

(Quelle: OB 89 / F. Abitz)

 

Bei gleichem Szenenaufbau und an gleicher Stelle ist im Grab Ramses VI. eine wesentliche Änderung zu den bisherigen Darstellungen vorgenommen worden. Der Gott Osiris ist jetzt auch mit den Wesensmerkmalen des Sonnengottes ausgestattet. Über ihm schwebt eine Sonnenscheibe, er trägt ein Pektoral mit dem Sonnenboot und auf seine Oberarme sind geöffnete Schwingen und die mit einem Uräus ausgestattete Sonnenscheibe (ähnlich wie der Kopfschmuck bei Re-Harachte) angebracht. 

(Zeichnung: OB 89 / Friedrich Abitz)
                                             Schlussbild Höhlenbuch

 

Der König vor der Doppelform des Osiris im Schrein - Rückwand des 1. Pfeilersaales
(Bilder:
Andre Kottlewski, Aachen)

Die Beischriften zum König bestehen nur aus Titulatur und Namen (Nebtiname, Thronname und Eigenname) und links vor ihm einer Textkolumne, welche nach der Schreibrichtung an Osiris gerichtet ist: "Ich gebe dir das Unabsehbare als König der Beiden Länder, ewiglich wie Re im Himmel". Die Schreinpfosten und der das Schreindach tragende Balken sind als Schriftbänder ausgebildet worden. 

Pfeiler in der oberen Pfeilerhalle:

Aus Platzmangel wurden nur Teile des Höhlenbuches in die Fronten mehrerer Pfeiler eingemeißelt. Die Pfeilerseiten im 1. Pfeilersaal, die dem Grabinneren zugewendet sind, tragen gleichermaßen die Bilder der Götter des Himmels und der Unterwelt. Auf dem Pfeiler D a-c-d ist ein liegender Gott, ein Skarabäus und ein Widderkopf zu sehen, die in zwei ovalen Sarkophagen erscheinen, welche von zwei Göttinnen flankierst werden. Darunter stehen eine sich verneigende Gottheit mit einem Stab in der Hand auf einem Hügel, der einen gefesselten, enthaupteten Mann umschließt. 

Links sind zwei Ovale mit falkenköpfigen Göttern, den "Zertramplern" unter einer Sonnenscheibe zu sehen.  Osiris, der von einer Schlange begleitet wird, steigt am Boden des Pfeilers aus der Erde auf. Auf beiden Seiten versinken zwei männliche Gestalten kopfüber in der Erde. Oben links auf dem Pfeiler liegend vier enthauptete Gestalten in ovalen Sarkophagen unter einer Sonnenscheibe. Andere Pfeiler zeigen Ramses VI. mit Chons, Amun-Re, Meretseger, Ptah-Sokar-Osiris, Re-Harachte, Ptah und Thot.

            Die Dekoration der Pfeilerseiten im 1. Pfeilersaal
                          
(Zeichnung F. Abitz, OB 89)

 

Der ibisköpfige Gott Thot mit der Mondscheibe und Mondsichel auf dem Kopf steht auf der Fläche eines Pfeilers.. Ramses VI. räuchert und spendet eine Libation vor der Gottheit im Schrein Blick in die obere Pfeilerhalle – an den Pfeilern der König vor Göttern

(Bild:  Baukunst Alter Hochkulturen" Burkhard-Verl.1965) 

Bild: „Das Großreich“ von Leclant)

 

Über den bildlichen Darstellungen auf den Pfeilern befindet sich jeweils ein Uräenfries und darüber eine Figurenprozession in zwei unterschiedlichen Fassungen. E. Hornung sieht in den Figurenprozessionen aenigmatische Schreibungen der beiden Kartuschennamen des Königs.

 

     (Zeichnung: F. Abitz, OB 89)

      Götterdarstellung am Pfeilerfries

v. rechts nach links:
1.  Re
2.  Amun
3.  der König
4.  Maat
5.  Schu-Onuris
6.  König als Herr der Kronen

 

(Bild:  "Baukunst Alter Hochkulturen" Burkhard-Verl.1965 - Ausschnitt erstellt von Nefershapiland)

 

Linke (südliche) Wand der 1. Pfeilerhalle:

Die linke Wand der 1. Pfeilerhalle zeigt die 10. und die 11. Stunde des Pfortenbuches. Apophis erscheint hier als mehrmals gewundene
Schlange. Über ihm das Krokodil "Schessches", aus dessen Schwanz ein Schlangenkopf ragt. Vor der Gruppe packt ein halb liegender Gott "der Alte" das Vorderende eines Seiles, an dem hinter ihm drei speertragende Götter, "Die mit den Speeren", mit anfassen. In der 11. Stunde des Pfortenbuches packt ein unsichtbares Wesen mit dem Namen:
"Der Körper von dem, der verborgen ist",das Seil, an das die Schlange Apophis und seine Gehilfen angekettet sind. Geb und die "Horussöhne" spannen
das Seil.

Auf der südlichen Wand (linken) des 4-Pfeilersaals (Raum E nach Porter u. Moss) ist die 11. Stunde des Pfortenbuches eingemeißelt. Das Tor ("Das Heilige") ist im Brunnenraum zu sehen. Vier menschenköpfige und vier schlangenköpfige Götter, die mit Messern und Stöcken bewaffnet sind, bewegen sich auf Apophis, der als riesige Schlange dargestellt wird, zu. Dieser wird von einer gewaltigen Faust aus der Unterwelt ("Der Körper von dem, der verborgen ist") festgehalten und ist mit einem langen Seil gefesselt. Er wird von 16 Göttern gehalten, die auf der Schlange stehen.
Weiter rechts halten vier Schlangen das Seil fest. Fünf Gestalten der „Hilflosen“ lösen sich von der Kette und bewachen es. 

Die Sonnenbarke setzt im mittleren Register ihre Reise fort; vor ihr sind vier stehende Götter, vier weitere, die Sterne halten, und vier sitzende Götter zu sehen, einige davon mit Tierköpfen. Ein großes Boot transportierst das frontal dargestellte Gesicht des Gottes Re.
                                                     
(Bild: E. Hornung /Tal der Könige)

Auf der rechten Seite ist eine geflügelte Schlange zu sehen, gefolgt von einem Mann, der eine Lampe hält, vier betende Frauen und eine zweiköpfige Gestalt von Seth-Horus mit sechs Kobras, die auf zwei Bögen stehen. Im unteren Register sind 12 göttlicher Ruderer mit zwölf Göttinnen als Repräsentanten der Zeit zu sehen, welche die göttliche Barke aus der Unterwelt zurück ans Sonnenlicht geleiten werden. Die Göttinnen nehmen das "Nefert-Seil" auf, um Re in Nut zu ziehen. Davor bewegen sich vier Göttinnen, mit Zepter und unterschiedlichen Köpfen, auf das Auge des Re zu. 

Die 12. Stunde beschreibt hinter dem zwölften Tor, dem "Geheimnisvollen Eingang" die Vorbereitungen für die Wiedergeburt der Sonne am Morgen.. Die Götter tragen im oberen Register Sonnenscheiben in den ihren Händen, andere Götter tragen Sterne. Ein krokodilköpfiger Gott steht vor zwölf Götter und acht Göttinnen, die auf Schlangen sitzen. Vor der Sonnenbarke bewegen sich neun mit Messern und Stöcken bewaffnete Götter im mittleren Register auf Apophis zu, der in fünf Klammern gekettet ist, damit er den Sonnenaufgang nicht verhindern kann. Eine weitere Gruppe von Göttern und Göttinnen mit unterschiedlichen Kronen- und Kopfputz ist im unteren Register zu sehen. Sie sollen die Autorität des Gottes Re symbolisieren. Die Sonne tritt nun durch ein Doppeltor, das von Isis und Nephthys bewacht wird in den Tag. Ein Skarabäus rollt über der Barke die Sonne auf die Göttin Nut zu, welche die Reise der Barke durch den Tag bewachen wird.

Auf dem Schlussbild des Pfortenbuches hebt der Gott Nun (Kopf und Oberkörper sind zerstört) aus der Tiefe des Urgewässers auf seinen Armen die Sonnenbarke zum Himmel. Die Himmelsgöttin Nut streckt von oben herab ihre Arme zur (zerstörten) Sonnenscheibe, und ganz oben deutet die in sich zurückgekrümmte Gestalt des "Osiris, der die Unterwelt umschließt" auf die nächtliche Sphäre des Sonnenlaufes, die zum Aufgang aus dem Urgewässer zurückführt.

Rechte (nördliche) Wand der 1. Pfeilerhalle:
- Beschreibung nach Hornung/Tal der Könige -

Nach einer längeren Inschrift beschließt die im 5. Abschnitt des Höhlenbuches enthaltenen Szenen. Es folgt der 6. Abschnitt, in dem Auftritt der Sonne bei Dämmerung vorbereitet wird. Wieder sind im oberen Register Särge zu sehen, in denen Götter liegen, die von Anubis beschützt werden. Sie werden überragt von ihren "Ba-Vögeln" Links steht Anubis vor dem Sarkophag von Re. Darin sind ein Widder, der Kopf eines Falken und eine Sonnenscheibe zu sehen. Links und rechts sind weitere Särge zu sehen mit den Göttinnen Senet und die "Fresserin", sowie Fleischhieroglyphen. 

Als Abschluss des Abschnittes erscheint abermals die Sonnenbarke im mittleren Unterregister. Sie wird von der Unterwelt von 12 Göttern mit den Köpfen von Menschen, Widdern und Falken in den Tag gezogen. An Bord sind die Symbole des Sonnengottes, ein Widder mit einer Sonnenscheibe auf den Hörnern, ein Skarabäus und ein Vogel. Sie alle bewegen sich auf einen großen Skarabäus und einem sitzenden Sonnenkind zu, welche die morgendliche Verjüngung andeuten (Quelle: Hornung/Tal der Könige). 

Vier Götter stehen im mittleren Register bereit, um die Morgensonne zu begrüßen, die von einem Skarabäus geschoben wird und sich zwischen zwei Bergen zeigt. Die Szene wird flankiert von Menschen und den Symbolen für "Fleisch" in ovalen Sarkophagen. Links stehen weitere Göttergestalten vor einem Hügel mit einer feindlichen Schlange, auf dem ein Widderkopf liegt und vor einem Oval, das aus der Erde hervorsteigt.

Das 3. Register zeigt die bekannten Bestrafungsszenen mit enthaupteten Männern, deren Köpfe zu ihren Füßen liegen und deren Herzen herausgerissen wurde. Die Männer sind die "Verrotteten, voller Fäulnis....bedeckt mit dem Blut der Gezüchtigten, der Geköpften, der Feinde, die auf der Seite liegen, von denjenigen, die untergehen, nachdem sie getötet wurden mit blutbefleckten Schatten. Ramses VI. wird auf der Rückwand in einer Doppeldarstellung bei einem Rauch- und Trankopfer vor Osiris gezeigt.

Deckendekoration 
    
des 3. Korridors, 
      des Schachtraumes u. 
      des Mittelteils der 1. Pfeilerhalle

Die Deckendekoration des 3. Korridors ( C bei Abitz )des Schachtraumes und des durch die Pfeiler begrenzten Mittelteils des 1. Pfeilersaales sind ebenfalls der Sonnenfahrt vorbehalten. Der Körper der Göttin Nut erstreck sich übergreifend mit dem Buch vom Tage und der Nacht über die drei genannten Räume, jeweils unterbrochen durch die Türstürze der Durchgänge D/E und E/F. Der Oberkörper der Göttin Nut grenzt unmittelbar an die Doppelform des Osiris im Schrein auf der Rückwand des 1. Pfeilersaales an und umschließt von der Decke aus als 3. und 4. Komponente der Unterweltsfahrt des Sonnengottes das Osirisbild. 

Die Füße der Göttin Nut stehen zu Beginn des 3. Korridors auf der linken Deckenseite; ihr Körper läuft im 3. Korridor, im Schachtraum und zwischen den Pfeilern des 1. Saales entlang der rechten Deckenseite, somit berühren ihre Hände die linke Seite der Decke des 1. Pfeilersaales. Sie verschluckt die Sonne am Ende des 1. Pfeilersaales und gebiert sie am Beginn des 3. Korridors. 

Das Buch des Tages:
Am Anfang von 3. Korridor gebiert Nut den Sonnengott. Isis und Nephtys knien vor der schwangeren Göttin Nut. Man sieht die Sonne in ihrem Unterleib und sie bereitet sich auf die Geburt vor. Darüber erscheint die neu geborene Sonnenscheibe. Ein geflügelter Skarabäus beschützt sie. Schu, der in einer Sonnenbarke steht, stützt die Göttinnen. Darunter sind die Barke der Nacht und die Barke des Tages zu sehen - umgeben von Wasser. Die beiden Göttinnen Isis und Nephtys tragen die Sonnenscheibe von einem Boot zum anderen. Der Wasserkörper wird schmäler und wird zu einem Fluss, der nach Westen über die Decke fließt. Das ist die Reise der Sonne während des Tages. Über die oberen und unteren Register verteilen sich eine Reihe von Göttern. Vier Affen begrüßen im mittleren Register die aufgehende Sonne.

Ihnen folgen neun Barken. Götter töten die Apophis-Schlange, den Feind des Sonnengottes, indem sie ihre Messer ins Wasser stoßen. Die Prozession schließt in einer Szene, in der die Sonne an Nut ausgeliefert wird. Sie wird sie verschlucken und damit die Reise durch die Nacht einleiten.

Die Deckendarstellung im Grab von Ramses VI. ist gegenläufig dargestellt, d. h. das Verschlucken der Sonne durch die Göttin Nut erfolgt entsprechend der wahren Himmelsrichtung im Westen und die Sonne wird im wahren Osten wiedergeboren. So beginnt die Fahrt des Sonnengottes im Buch vom Tage im Osten und endet im Westen, während das Buch von der Nacht die Reise des Sonnengottes entsprechend den wahren Himmelsrichtungen vom Westen zum Osten zeigt. 

Das Buch vom Tage nimmt ebenfalls eine Deckenhälfte der Sarkophaghalle ein, während die andere Hälfte das Buch von der Nacht zeigt. Jedes der beiden Bücher wird in der Sarkophaghalle jeweils von der Göttin Nut umschlossen.

Das Buch von der Nacht:
Das Buch von der Nacht berichtet von der zwölfstündigen Reise der Sonne durch die Nacht und den Körper der Himmelsgöttin Nut. Die Szenen von der 4-Pfeilerhalle zurück bis zum Anfang des 3. Korridors. Zwischen den Armen der Göttin steht der König allein und ohne jegliche Beischrift. Offensichtlich repräsentiert er die 1. Stund. Das wird daraus ersichtlich, dass sich die 2. Stunde von der Innenkante des inneren Armes bis zu dem senkrechten Schriftband mit dem Text zur 2. Pforte erstreckt.

Die Reise beginnt mit den Figuren der Geister, der Adligen und der Toten. Die Nachtreise endet an einem Altar für einen Skarabäus, aus dem Wasser über die Hieroglyphe für "Himmel" läuft. Weiter links sehen Isis und Nephthys, die sich gegenseitig den Sonnengott reichen, um ihn für seine Reise durch den Tag vorzubereiten.

Zwischen den Seitenwänden und den Pfeilern im 4-Pfeiler-Saal sind kleinere astronomische Szenen mit Sternbildern und Listen der Dekane zu sehen.

Abgang zum unteren Grabbereich:

Die Räume des unteren Grabbereiches werden durch das Bildprogramm in 3 Abschnitte gegliedert.

  1. die Korridore mit den 11. Stunden des Amduat,
  2. der Grabvorraum mit Teilen des Totenbuches,
  3. die Sarkophaghalle mit dem Buch von der Erde.

KV 9 - Blick auf die Rampe in den unteren Grabbereich
Die Wände sind mit Szenen aus dem Amduat dekoriert.

Bild: Thanks to Heidi Kontkanen, Finnland (2011)

Der untere Grabbereich beginnt mit der aus dem 1. Pfeilersaal nach unten führenden Rampe, die in das kurze Korridorteil übergeht, welches vor dem 4. Korridor liegt. Mit dem Grab Ramses II. wird der Abgang in den unteren Grabbereich offen in die Mitte des 1. Pfeilersaales verlegt; in den Gräbern von Haremhab und Sethos ist nach E. Thomas (Necropoleis, S. 92 und Aufriss der beiden Gräber, S. 93) der zu dieser Zeit noch aus der linken hinteren Ecke des 1. Pfeilersaales als Treppe ausgebildete Abgang in den unteren Grabbereich verfüllt und im 1. Pfeilersaal mit einem Estrich versehen worden. Die Verschlussform zeigt, dass mit dem ersten Pfeifersaal der obere Grabbereich endete.

Die Wangen der Rampe im 1. Pfeilersaal sind mit in das Grabinnere gerichteten, geflügelten Schlangen geschmückt, deren Leib in eine Vielzahl von Windungen ausläuft. Die Flügel umschließen die Kartuschen des Königs. Links ist die Schlange "Nechbet" beigeschrieben. Sie trägt die Krone von Ober- und Unterägypten. Rechts ist sie mit der Beischrift "Meresger Gebieterin des Westens" versehen und trägt die Krone von Unterägypten. Noch im Bereich der Rampe, jedoch auf den Seitenwänden vor dem Durchgang zum 4. Korridor, werden durch die Schräge der Wand dreieckige Flächen gebildete, die zu einer zweiten, gleichartigen Schlangendarstellung genutzt worden sind. Die Schlangen tragen keine Kronen und umschließen mit ihren Flügeln den Sn-Ring. Ihre Beischrift lautet links "Neith" und rechts " Selket". Die Decke des kurzen Korridorstückes im Bereich der Rampe zeigt, wie die Unterseiten der Stürze der Durchgänge, den fliegenden Geier, hier zweifach, darunter die Titel und Namen des Königs links und rechts von dem zur Mitte gestellten Zeichen  " " abgehend. 

4. Korridor  ( F )

Im unteren Grabbereich hinter dem 4-Pfeiler-Saal ist das Grab Ramses VI. mit Inschriften und Szenen aus dem "Amduat", der "Schrift der Unterwelt", ausgemalt - auch "Schrift des verborgenen Raumes" genannt. Das Buch beschreibt in 12 Stunden oder Abschnitten die Reise des Sonnengottes und des Königs durch die Unterwelt

Das Amduat wurde seit Thutmosis I. bis zur Herrschaft Echnatons in den Sarkophaghallen der Königsgräber in der Abfolge der 12 Stunden des Buches wiedergegeben. In den Gräbern von Tutanchamun und Eje wird nur der Beginn der 1. Stunde an einer der Schmalseiten der Sarkophaghalle dekoriert. Nach der Restauration durch Haremhab ersetzte das Pfortenbuch in seinem und im Grab von Ramses I. das Amduat vollständig. Seit Sethos I. stellt das Amduat wieder einen Teil des Bildprogramms dar. Allerdings werden nur einzelne Stunden oder Gruppen von Stunden auf die verschiedenen Räume des Grabes verteilt. Sethos I. gibt, auch in verschiedenen Räumen, die ersten 11 Stunden wieder, ohne die 12. Stunde. In allen anderen Königsgräbern der Zeit nach Echnaton werden nur wenige Stunden, darunter auch nicht die 12. Stunde des Buches dekoriert.

Somit ist Ramses VI. der erste Herrscher nach Amenophis III., der das Amduat in der vorgegebenen Stundenfolge in seinem Grab anbringen lässt. Allerdings verzichtet auch er auf die Wiedergabe der 12. und letzten Stunde mit dem Erscheinen des Sonnengottes am Osthorizont. Des weiteren ist der Text unvollständig und die Inschriften manchmal durcheinander.

Linke Wand der Rampe und linke Seite des 4. Korridors

Auf der linken Wand der Rampe, die von der 4-Pfeiler-Halle in den 4. Korridor führt, ist der Text der ersten 5 Nachtstunden fortlaufend dargestellt und beginnt mit der 1. Stunde des Amduats und nimmt vier Register ein. In 42 Quadraten sind im oberen Register neun Paviane, zwölf Göttinnen, drei krokodilköpfige Götter, drei mit Schakalköpfen, drei mit Menschenköpfen und zwölf weitere stehende Göttinnen zu sehen. Jede Gestalt wird namentlich genannt, wie z. B. die krokodilköpfigen Götter als "Jene, die durch die Unterwelt gehen". Eine Sonnenbarke trägt im 2. Register acht Seefahrer, zwei Göttinnen und den widderköpfigen Sonnengott. Zwei Maat-Gestalten sowie andere Götter, darunter Osiris stehen vor der Barke. Im 3. Register befindet sich eine weitere Barke mit einem Skarabäus, der von zwei Gestalten angebetet wird; davor sind Schlangen, Götter und Göttinnen zu sehen. Im untersten Register besetzen Paviane, Schlangen, Götter und Göttinnen 42 Quadrate - wie im 1. Register. In einer Inschrift wird beschrieben, wie der Sonnengott die Götter der Unterwelt anweist, ihm bei seiner Reise zu helfen. 

Der Beginn der Reise über eine Wasserfläche mit dem Namen "Wernes" wird in der 2. Stunde des Amduats beschrieben. Im oberen Register sind Göttinnen vor einem Löwen, einer Stele, einem Paar Krummstäben, einer Gestalt mit den Köpfen von Horus und Seth und zwei sitzenden Göttern zu sehen. Rechts davon schwingen sechs sitzende Götter mit Tierköpfen ihre Messer um damit die Feinde des Sonnengottes abzuwehren. Im mittleren Register sind wiederum mehrere Barken, einschließlich der großen Barke des Sonnengottes zu sehen. Die Buge dieser Barken sind mit Kobraköpfen, Kronen oder Gottheiten verziert. Die zweite Barke trägt ein Krokodil, die dritte ein Symbol für die Göttin Hathor und die vierte die Feder der Maat und eine Sonnenscheibe. Stehende Götter tragen die Symbole der Zeit oder von Sternen. Osiris steht inmitten anderer Götter. Rechts davon halten stehende, erlöste Verstorbene Weizenstängel oder tragen im Haar. Dieses sind die Bauern der Unterwelt, denen der Gott Ackerland zugewiesen hat. Ganz unten auf der Wand setzt sich in der 3. Stunde die Reise des Sonnengottes über die Wasser des Osiris fort. Im oberen Register sitzt ein Pavian auf einer kleinen sandigen Insel und ein anderer in einem Schrein. Vor ihnen schreiten Götter und Göttinnen aus. Die Sonnenbarke folgt im mittleren Register - ohne den Sonnengott - drei anderen Schiffen. Jedes dieser drei Schiffe hat einen anderen Bug. Im unteren Register werden zwei Gruppen sitzender Osiris-Gestalten - durch fünf ibisköpfige, messerschwingende Männer getrennt. Die darauffolgende Inschrift des Amduats - wie im Grab von Thutmosis III. - fehlt hier.

Rechte Wand der Rampe und des 4. Korridors 

Auf der rechten Seite der Rampe und des 4. Korridors ( F bei Porter u. Moss ) wird die 6. Stunde des Amduats dargestellt. Ihr ist ein größerer Raum zugeteilt worden, als allen anderen Stunden. Es ist die Stunde, in welcher der Sonnengott zu den "Königen von Ober- und Unterägypten, die in der Dat sind" spricht. Die Sonnenbarke schwimmt im Urozean am tiefsten Punkt der Reise durch die Unterwelt.  Neun Götter werden im oberen Register in halb sitzender Pose gezogen. Dieses soll den Vorgang der Wiedererweckung symbolisieren. Vor ihnen stehen neun Zepter der Macht, die Messer aufweisen ( von den neun Zeptern der Macht im oberen Register stehen noch 4 auf der Wand vor dem 4. Korridor ), gegenüber ein Löwe, der sowohl den Sonnengott wie auch Osiris repräsentiert. Er wird "der Stier mit der donnernden Stimme" genannt. Drei Kästen mit Sonnenscheiben und mit dem Hinterleib eines Löwen mit einem Flügel sowie einem menschlichen Kopf stehen vor ihnen. Diese Kästen sind teilweise geöffnet und werden von Schlangen bespuckt. 

Die Sonnenbarke folgt im mittleren Register der rechten Wand dem Gott Thot sowie einer Göttin und 16 mumifizierten Gottheiten, die "Könige von Oberägypten" und "Könige von Unterägypten" genannt werden. Sie sind die Zeugen für die Wiedergeburt des Gottes. Rechts davon sind Darstellungen des Sonnengottes mit einem Skarabäus auf dem Kopf und einer fünfköpfigen Schlange zu sehen. Auch im unteren Register befindet sich eine Schlangendarstellung mit den Köpfen der vier Horussöhnen, die aus ihrem Körper hervorkommen, dazu 14 Götter und Göttinnen und neun Feuer speiende schlangen mit Messern. Die 7. Stunde des Amduats, in den oberen vier Registern der rechten Wand, zeigt die Sonnengottheit bei der Wiedergeburt, während die Kräfte des Bösen, insbesondere die Schlange Apophis, daran gehindert werden, ihn anzugreifen.

Im oberen Register sind die Feinde des Osiris von einem katzenköpfigen Dämon geköpft worden. Drei "Ba-Vogel" des Gottes stehen rechts davon. Im mittleren Register segelt die Sonnenbarke auf eine Schlange zu, die 433 Ellen (über 225 Meter) lang sein soll. Ihr Körper wurden von zahlreichen Messern durchbohrt, um ihre Macht zu zerstören. Rechts davon stehen 4 Kästen, die "geheimnisvollen Formen der Unterwelt, die Kästen mit geheimnisvollen Köpfen", mit Namen Atum, Chepre, Re und Osiris. Der Sonnengott sitzt im unteren Register mit einem Zepter und dem Anch-Zeichen in der Hand auf dem Thron. Rechts davon sitzt ein Krokodil mit dem Kopf von Osiris und einer schmalen Sandbank und sucht nach verlorenen Teilen vom Körper des Sonnengottes. Auch die 8. Stunde des Amduats zeigt im unteren wie auch in den oberen Registern fünf Höhlen, die jeweils mit einer einflügeligen Holztür verschlossen sind. In diesen Höhlen befinden sich drei Gottheiten, die auf den Hieroglyphen für Kleidung sitzen. Jeder dieser Götter bekommt die Kleider für das Leben im Totenreich und sie rufen nach dem Sonnengott. Für die menschlichen Ohren hören sich diese Rufe wie "das Geschrei von Katern", dem "Geräusch von in der Flut einbrechenden Ufern", dem "Brüllen brünstiger Stiere" oder "einem Nest voller Vögel" an. Im mittleren Register vollendet die von acht Männern gezogene Sonnenbarke ihre Reise.

5. Korridor  ( G )

 

Linke Wand des 5. Korridors:

In der 4. Stunde werden wir von der Wasser- in eine Wüstenwelt geführt. Der Name der Wüstenwelt ist Rosetau, und die gewundenen Pfade sind "die abgeschirmten Straßen der Imhet, die verborgenen Tore, die im Land des Sokar, er auf seinem Sand ist, sind". An diesem Orte leben die Schlangen und selbst die Sonnenbarke (im mittleren Register) füllt sich mit Schlangen (im unteren Register), während sie durch die dürre Landschaft gezogen wird. Diese Reise der Sonnenbarke ist kompliziert und beschwerlich. Sie führt über Rampen hinab und durch durch die Wüste. Schlangen und versiegelte Türen behindern die Reise. Im mittleren Register hilft Osiris dem Sonnengott und dem König. Sokar und Horus halten schützend das Auge des Sonnengottes zwischen sich. Die erfolgreiche Reise der Sonnenbarke durch diese Hindernisse wird im unteren Register von 14 Sternen und Köpfen mit Sonnenscheiben angekündigt. 

Auch die 5. Stunde besteht aus einer recht komplexen Serie von Szenen, die im oberen Register mit einem kleinen Hügel als das Grab des Osiris beginnen. Der Hügel wird von zwei Vögeln, die als Repräsentanten von Isis und Nephtys bewacht wird.  Die Sonne, dargestellt als Skarabäus taucht von unten in diesem Hügel auf, um sich mit sieben Männern und sieben Frauen zu vereinen, die das Seil der Sonnenbarke ziehen. Im unteren Register setzt die Barke ihren Weg durch die Unterwelt fort, welche als ovale Höhle dargestellt wird und in der Sokar steht. Der Gott Aker, als sphinxartige Gestalt dargestellt, flankieren die Höhle. Rechts davon sitzen vier Götter; zwei davon tragen Kronen, einen Widderkopf oder die Feder auf den Knien. 

Rechte Wand des 5. Korridors:

Auf der rechten Wand im 5. Korridor ( G  bei Porter u. Moss ) nimmt die 9. Stunde des Amduats das 2. und 3. Register von unten ein. Große Teile davon sind eine Fortsetzung der 8. Stunde, wo die Götter sich auf die Ankleidung im Totenreich vorbereiten. Andere Gestalten tragen Weizenstängel als Nahrung für ein späteres Leben. In dieser Szene segelt die Sonnenbarke, wird also nicht gezogen. Vor der Sonnenbarke sind mehrere Gottheiten mit Rudern zu sehen, rechts davon mehrere Götter beschäftigen sich mit der Ausstattung der Toten. 

Die 9. und 10. Stunde sind im 5. Korridor auf besonders komplizierte Art verschachtelt worden. Die 9. Stunde ist nicht, wie zu erwarten wäre, im 5. und 6. Register nach der dort untergebrachten Einleitung der 9. Stunde fortgesetzt worden. Hingegen wurde im 6. und untersten Register das untere Register der 10. Stunde, das sind die Bilder mit den im Nun Treibenden, eingesetzt. Die 9. Stunde folgt im 5. Korridor nicht der 8. Stunde, obgleich es möglich gewesen wäre, die drei Register, einschließlich des mittleren Registers mit Barke, in dem verfügbaren Raum unterzubringen. Hingegen wurde unter Fortfall der Barke der 9. Stunde, die Barke der 10. Stunde eingesetzt und das untere Register der 10. Stunde in großzügiger Aufteilung als 6. und unteres Register an der Wand angebracht. Die sogenannte "Vergöttlichung durch Ertrinken" wird im unteren Register der 10. Stunde dargestellt und muss von besonderer Bedeutung gewesen sein, denn eine fast identische Szene ist ebenfalls in das mittlere Register der 9. Stunde des Pfortenbuches aufgenommen worden. Die im Wasser Treibenden "teilen das mythische Schicksal des Osiris, der im Wasser dahintrieb, aber von Isis gerettet und als Herrscher der Toten berufen wurde (siehe Hornung, Pfortenbuch II, S. 218). So auch im Text zur 10. Stunde, unteres Register: 

"Ihr seid diese, die im NUN sind, 
die hinter (meinem) Vater dahintreiben."

(Rede des Horus zu den Dahintreibenden - Hornung, Unterweltsbücher, S. 170)

Dieser Inhalt und die Notwendigkeit, das optisch auffällige, als Wasser gekennzeichnete Register als unteres Register einzusetzen, kann zu dem Austausch mit den Registern der 9. Stunde geführt haben.

Die 10. Stunde wird in den Registern über und links neben der neunten Stunde dargestellt. Ein Gott hält im oberen Register ein Zepter, vor ihm sind ein Zepter und ein Skarabäus und Göttinnen zu sehen, die eine Sonnenscheibe halten. In der rechten Szene daneben ist der sitzende Thot zu sehen, der von anderen Gottheiten umringt wird. Er hält das Sonnenauge in seiner Hand. Auch die Göttin Sachmet ist in mehren Formen zu sehen. 

Bewaffnete Wächter beschützen im mittleren Register die Sonnenbarke, wiederum wird diese gesegelt und nicht gezogen. Osiris erscheint als falkenköpfige Schlange, Sokar als Falke, der auf einer Schlange steht. Die Ertrunkenen tauchen im unteren Register auf und der Gott Horus kümmert sich um sie und wird sie sicher in die Unterwelt geleiten. Horus kümmert sich um sie und wird sie sicher in die Unterwelt geleiten.

Die Sonne bereitet sich in der 11. Stunde auf die Wiedergeburt und den Sonnenaufgang bei Tagesanbruch vor. Aus der Tiefe der Unterwelt gelangt die Barke des Sonnengottes zum Osthimmel. Es scheint, dass sich diese Vorstellung in der aufsteigenden Stundenfolge der Seitenwand des 5. Korridors wiederspiegelt. Die 11. Stunde nimmt die oberen beiden Register auf der rechten Wand und ein kleines Stück am linken Ende des dritten Registers ein. Im Text dazu heißt es: (Text E. Hornung, Unterweltsbücher)

11. Stunde "Die geheimnisvolle Höhle der Dat, an welcher dieser große Gott vorbeizieht, um herauszugehen aus dem Ostberg des Himmels". Seine Göttermannschaft rudert ihn zum östlichen Horizont des Himmels".
10. Stunde "... wenn er sein Oval zu dieser Stätte trägt, um danach herauszugehen zum östlichen Horizont des Himmels".
  9. Stunde "Die Götter sind es, die Mannschaft der Sonnenbarke, welche "den im Horizont" rudern, bis er sich niederlässt im östlichen Torweg des Himmels".

Im oberen Register steht ein zweiköpfiger Gott, "der mit dem Gesicht", hinter einer geflügelten Schlange, hinter der wiederum ein Gott mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf steht. Man sieht neben dem Gott zwei "Udjat-Augen"; ihm folgen zehn Sterne und ein Gott auf dem Rücken einer anderen Schlange. Danach kommen einige Götter mit Tierköpfen, einige ohne Arme und vier Göttinnen, die auf zweiköpfigen Schlangen sitzen. Diese Göttinnen atmen Feuer, und sie bringen "den Aufruhr und den Sturm, der in der Unterwelt erscheint". Im mittleren Register segelt die Sonnenbarke auf die Dämmerung zu; vor ihr ist eine riesige Schlange zu sehen, in deren Windungen die Sonne aufgehen wird. Schlangen tragen die Kronen von Ober- und Unterägypten, sie repräsentieren die Göttinnen Isis und Nephthys. Im unteren Register sind große Feuergruben zu sehen, die von Göttinnen unterhalten werden, welche auch die Opferung jener beaufsichtigen, die dem Sonnengott gefährlich werden könnten. Horus überwacht von links die Szene.

Der Beginn der rechten Korridorseite mit der 6. Stunde, anstelle der 7. Stunde macht deutlich, dass die 12. Stunde des Amduats im 5. Korridor nicht vorgesehen ist. 

Deckendekoration
 -  Abgang aus 1. Pfeilersaal
 -  4. Korridor
 -  5. Korridor

Wie stets an den Unterseiten der Durchgangsstürze ist auch auf das kurze Deckenstück vor dem 4. Korridor  (Abgang aus dem Pfeilersaal) der aus dem Grab herausfliegende Geier gesetzt worden. Die Darstellung erfolgte, wohl durch den größeren verfügbaren Raum zweifach und wurde darunter mit jeweils einer Textzeile versehen, die von der Mitte mit dem Zeichen " anx " ausgehend die Titel und Namen des Königs nennt: " König von Ober- und Unterägypten, Herr Beider Länder, Sohn des Re, selig (links), ewiglich, oder "dem Leben gegeben wird". (rechts)

Die Darstellungsform der Decke des 4. Korridors ( F bei Abitz und Porter u. Moss) gibt offensichtlich eine Umgestaltung von wenigen Teilen des Buches vom Tage und umfangreichen Teilen des Buches der Nacht wieder. Die gesamten Abbildungen wurden schon von A. Piankoff und Ch. Maystre (EAT I, Fig. 20 + 21 ) beschrieben, jedoch ohne, dass eine Erklärung gegeben wurde, warum hier so stark von der ägyptischen Bildnorm abgewichen wurde. Die erläuternden Vermerke oder Namen zu den vielen, unterschiedlichen Götterprozessionen fehlen. Die Kartuschen des Königs und zwei Königsinschriften (ohne Wiedergabe der Königsfigur) sind die einzigen zusätzlichen Vermerke.

Die bildlichen Darstellungen an der Decke des 4. Korridors lassen sich in 5 Bildgruppen einteilen:

  1. Die Götterprozession aus dem Buch vom Tage in einem Register entlang der linken, südlichen Seitenwand
  2. Die Götterprozession mit dem Ziehen der Sonnenbarke aus dem Buch von der Nacht in drei Register entlang der rechten, nördlichen Seitenwand.
  3. Das von den äußeren Registern eingeschlossene Mittelteil, mit den großen Barkendarstellungen und den Erscheinungsformen des Sonnengottes, umschlossen von Götterprozessionen;
  4. mit der großen Mehen-Schlange, umschlossen von Göttern;
  5. mit den Seligen auf den Totenbahren.

Schematische Darstellung der Decke des 4. Korridors
(Zeichnung: Fritz Abitz - OB 1989)

Das Buch von der Nacht läuft wie im oberen Grabbereich in Richtung Grabeingang. d. h. dass die (nicht dargestellte) Sonnengeburt ordnungsgemäß im Osten erscheint, während das in das Grabinnere gerichtete Buch vom Tage , ohne Darstellung des Sonnenuntergangs, im Westen erfolgt. Es ist also aus den Himmelsrichtungen der beiden Bücher der Ablauf des Mittelteils zu schließen; im Osten, d. h. zu Beginn des Korridors, werden die Sonnenbarken, im Westen, zum Ende des Korridors, werden die seligen Toten der Unterwelt auf ihren Bahren abgebildet.

Vor dem letzten Bildblock, die seligen Toten auf ihren Bahren, steht folgende senkrechte Inschrift: "Du wirst herausgehen wie Re aus der Erde (der Unterwelt) wie Ptah, König von Ober- und Unterägypten, Herr Beider Länder, du wirst nicht von der Nachtbarke des Re zurückgehalten, Sohn des Re, Herr der Diademe". Auf den Totenbahren werden die Seligen in ihren Särgen (am Ende des Korridors) und in den verschiedenen Phasen der Erweckung und Bewegung nach dem Lösen der Mumienbinden gezeigt, um dann wieder in die Mumienform (zu Beginn der Wiedergabe im Korridor) zurückzufallen. Dieser Gestus der Anbetung und der Ablauf im mittleren Teil zeigen, dass es sich hier um die Erweckung der Toten handelt, die bei der Fahrt des Sonnengottes durch die Höhlen und Grüfte der Unterwelt erleuchtet und belebt werden, denn

"Dieser Gott fährt dahin in dieser Stätte,...
in seinem geheimnisvollen Bild der Ringelschlange....
Ihre leiblichen Bilder bleiben über ihren Leichnamen,
und ihre Türen öffnen sich auf die Stimme dieses Gottes
hin, Tag für Tag.
Dann werden sie (wieder) verhüllt, nachdem er an ihnen vorbeigezogen ist"
(Amduat, 8. Stunde, mittleres Register - E. Hornung, Unterweltsbücher, S. 146)

In das Zentrum des Mittelteils wurde dann die große Mehen-Schlange gesetzt. Die Ausrichtung der die große Mehen-Schlange umrahmenden Götter deutet auf ein eigenes Bildteil hin. Es ist die Schlange, Uroboro, der Weltumringler, welche im Buch von der Nacht den Schrein des Re in der Sonnenbarke umringelt. Die Vermerke für den König bestehen, außer den Inschriften, aus einer Vielzahl seiner Kartuschen, die in den Götterprozessionen eingefügt oder ihnen nachgestellt worden sind. "König von Ober- und Unterägypten, Herr Beider Länder, Sohn des Re, Herr der Diademe, dem Leben ewiglich gegeben wird".
Eine ähnliche Inschrift steht zusätzlich am Bug und Heck der großen, vollständig ausgestatteten Barke. In Inschriften zeigen, dass der König mit in der Sonnenbarke fahren wird.

Die Decke des 5. Korridors ist in zwei unterschiedlich große Flächen unterteilt. Das zum Grabinneren gelegene, fast quadratische Teil der Decke ist durch die Kollision mit dem Grab KV 12 heruntergezogen worden und ergibt hierdurch auch optisch eine eigene Bildeinheit. Die beiden Register sind quer zum Korridor gestellt, die Darstellungen sind zum Grabeingang gerichtet. Die Szenen des 2. Registers wiederholen sich auf der vorangehenden Korridordecke, wenngleich z. T. nur in ähnlicher Form. Die ursprünglich längere Korridordecke ist in 3 Register unterteilt. Nachdem nicht nachweisbar ist, ob es unter Ramses V. oder VI. zu der Kollision mit KV 12 gekommen ist, bleibt auch offen, ob die Notwendigkeit der Zweiteilung der Dekoration von Ramses VI. vorgefunden, oder ob von einer einheitlichen Decke bei der Planung ausgegangen wurde, d. h. man weiß nicht, ob eine Planänderung das Verständnis des Bildprogramms erschwert. Die Wiederholung von Szenen auf beiden Deckenteilen könnte auf eine solche Planänderung hinweisen, gibt jedoch keinerlei Sicherheit.

Schematische Darstellung von Teilen des 1. längeren Deckenteils im 5. Korridor
(Zeichnung: Fritz Abitz, OB 89)

Die Barke des Sonnengottes ist wie im Amduat und Pfortenbuch in das mittlere Register gesetzt und fährt in das Grabinnere, nach Westen. Ihr Rumpf ist eine Schlange und ihr Deck wird durch zwei ineinander übergehende Menschenleiber gebildet, deren ausgestreckte Arme Bug und Heck berühren. Auf dem Deck der Barke befindet sich eine nackte, sich nach Westen beugende Figur. In der Mitte der Barke steht der widderköpfige Sonnengott Re, vor ihm sein Ba. Auf dem Rumpf der Barke sind 12 Sterne angebracht. Es scheint, dass diese Sterne für die Stunden der nächtlichen Finsternis stehen. Seitlich der Barke, im oberen und unteren Register, sind es je drei Höhlen oder Hügel (in den Höhlen stehen Gottheiten, über deren Wesen nichts bekannt ist), welche die Barke offensichtlich während ihrer Fahrt passiert.

In Blickrichtung zur Barke sitzen im oberen und unteren Register Gottheiten und im mittleren Register erheben schreitende Gottheiten anbetend ihre Arme, so als ob sie den Sonnengott empfangen. Diese Gottheiten der 3 Register bilden eine inhaltliche Einheit, wie in der Zeichnung oben belegt ist. Die mit Sonnenscheibe und Stern versehenen Gottheiten der Decke des 5. Korridors erinnern an die Stundengöttinnen aus dem Pfortenbuch und dem Buch von der Erde.

Vor der Barke wird die Nacht- und Geburtsform des Sonnengottes dadurch dargestellt, dass aus der Sonnenscheibe (links im mittleren Register) oben der Widderkopf und unten Chepri mi8t einer kleinen Sonnenscheibe herausragend dargestellt wird. Der Barkenrumpf enthält 12 Sterne, die lt. F. Abitz sicher für die 12 Nachtstunden stehen.

   Abfallendes Deckenstück des 5. Korridors
Etwas weiter, im abfallenden Teil der Decke werden eine Sonnenscheibe und eine Mondsichel von gezeigt, die wohl die Vereinigung von Tag und Nacht oder der At mit dem Himmel darstellen sollen. Flankiert werden die Sonnenscheibe und die Mondsichel von vier Göttern und vier Herzen. 

Das untere Register zeigt eine ähnliche Barke des Re, die jedoch nicht in Schlangenform dargestellt wird. Das Deck wird ebenfalls durch Menschenleiber gebildet. Hier reichen die Arme und der doppelköpfige Re einander die Sonnenscheibe zu. 
(Zeichnung: F. Abitz OB 1989)

Die beiden Deckenbilder zeigen die Unterweltsfahrt des Sonnengottes zur Sonnengeburt, offensichtlich in dem Augenblick, indem das erste Sonnenlicht im Osten erscheint und die Sterne langsam verblassend noch im Westen stehen, ein reales Bild der Vereinigung von Unterwelt und Himmel, oder Nacht und Tag. Der Name des Königs ist nur zweimal zeitlich des aus der Sonnenscheibe herausgekommenen Chepri zu Beginn des mittleren Registers geschrieben.

Kollision mit dem Grab KV 12

Beim Aushauen des linken Deckenteils am Ende des zweiten unteren Korridors (5. Korridor - G bei Abitz und Porter u. Moss) hinter der ersten Pfeilerhalle brachen die Arbeiter versehentlich durch den Boden eines des hinteren Räume von KV 2 ( ein langes Korridorgrab - dessen Datierung wohl in der 18./19. Dynastie liegt - der Besitzer mangels Inschriften aber unbekannt bleibt). KV 8 wurde in die Vorderseite der Felszunge gearbeitet, welche sich nach dem heutigen Eingang aus westlicher Richtung in das Tal der Könige vorschiebt. Da KV 9 in annähernd westlicher Richtung mit mäßigem Neigungswinkel in den Fels führt und das Grab KV 12 in annähernd nördlicher Richtung mit einem ähnlichen Neigungswinkel wie KV 9 in den Felsen abgeht, kam es im Kreuzungsbereich beider Gräber zu einer Kollision.
J. Burton gibt an, dass an dieser Stelle die verbliebene Felsstärke nicht mehr als ca. 20 cm betragen hat, nach seinen Angaben war das Loch damals 2 feet breit und 2,8 feet hoch. Nach dieser Kollision musste eine Planänderung vorgenommen werden. 

Diese Planänderung ist nach der heutigen Kenntnis der ägyptischen Arbeitsweise nachvollziehbar. Das grobe Aushauen des Gesteins wurde stets mit einem größeren Sicherheitsabstand zur entgültigen Deckenhöhe begonnen und erst in einem 2. Arbeitsgang ist die Feinarbeit zur Herstellung der Deckenfläche und der Kanten zu den Seitenwänden vorgenommen worden. 

 Skizze der Kollision vom KV 9 mit KV 12
Die Kollision erfolgte im unteren Grabbereich beider Gräber. Beim Aushauen des linken Deckenteils am Ende des 5. Korridors von KV 9 wurde auf die rechte, untere Seitenwand des letzten Raumes von KV 12 gestoßen.
Sicher ist, das KV 12 vor KV 9 in den Fels geschlagen worden ist.  E. Thomas (Necropoleis, S. 149) hält als spätestes Datum für den Bau von KV 12 die Zeit von Ramses II. oder Merenptah für möglich, evtl. aber auch die Zeit des Haremhabs.

(Skizze: Abitz OB 89 - bearbeitet von Nefershapiland)

 

Zeichnerische Darstellung der Kollision der beiden Gräber

Bild:         KV 9 & KV 12
Urheber:  R. F. Morgan - wikipedia 25. Juni 2013
Lizenz:     CC BY SA 3-0
- beschnitten von Nefershapiland -

Die Größe der Anlage und die Unterteilung in einen oberen und unteren Grabbereich lassen vermuten, dass die Anlage für eine hochgestellte und dem König wahrscheinlich nahestehende Persönlichkeit geschaffen worden ist (Jedoch stimmt lt. Abitz keines der bekannten Königinnen- oder Prinzengräber mit der Raumart und -folge von KV 12 überein.

Die Kollision mit KV 12 muss auf einer falschen Einschätzung beruhen. Die ägyptischen Baumeister waren sowohl in der Lage, die Entfernung der Eingänge von KV 12 und KV 9 und die Richtung der beiden Grabachsen zu bestimmen, um den Kreuzungspunkt festzustellen. Die Abgangshöhe vom jeweiligen Grabeingang und die korrekten Neigungswinkel der Achsen im Fels konnten sie nur schätzen. Die unbeabsichtigte Kollision beider Gräber wird auf einem solchen Schätzungsfehler beruhen.

Nach der Kollision wurden in KV 9 die nur in der 1. Phase bearbeitete Decke als heruntergezogene Deckenfläche stehen gelassen. (Ob bei Eintritt der Kollision die vorgesehene Korridorlänge bereits erreicht war, bleibt offen). Der dadurch entstandene Absatz ergab ein gesondertes Deckenteil. Weiterhin wurde im Bereich des Durchgangs zum Vorraum der Sturz soweit heruntergezogen, dass dieser mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand frei von der Kollisionsstelle kam. Dadurch entstand eine große senkrechte Fläche über dem Durchgang. Für die Herstellung der im Grab üblichen Höhe des Durchgangs zum Vorraum musste der Fußboden des 5. Korridors eine für die spätramessidische Zeit ungewöhnlich steil nach unten führende Neigung erhalten. Die den 5. Korridor folgenden Räume: Vorraum und Sarkophaghalle, schlossen sich dem so gewonnenen tieferen Niveau an. Dieser untere Grabbereich wurde jedoch sicher erst unter Ramses VI. in Angriff genommen.

Durch den erforderlich gewordenen Sicherheitsabstand zu Kollisionsstelle wurde der Fußboden des 5. Korridors planändernd steil in die Tiefe geführt und bei Beihaltung der im Grab üblichen Höhe des Durchganges eine große senkrechte Fläche über dem Sturz des Durchgangs in Korridorbreite geschaffen und dekoriert. 

 Schutzbild an der Kollisionsstelle

Das Bild ist oben durch das Zeichen "pt" (für Himmel) und unten durch das Zeichen "dw" (Berg)  begrenzt. Eingeschlossen zwischen den beiden großen Zeichen sind die Erscheinungsform des Sonnengottes und die Vernichtung seiner Feinde. 

(Zeichnung: Abitz OB 89)

Das Bild steht in keinem Zusammenhang mit den angrenzenden Deckenbildern des 5. Korridors oder Vorraumes, denn in diesem ist die Unterweltfahrt des Sonnengottes oder auch die Erweckung des Osiris wiedergegeben, während das Schutzbild weder ein Teil der Decke ist, noch die Unterweltsfahrt des Re darstellt. Anhand des Umfangs des wieder vermauerten und verputzten Durchbruchs zu KV 12 ist erkennbar, dass  die Kollisionsstelle unmittelbar an die Decke und die linke Seitenwand anschließt. So sind die beiden Chepri-Darstellungen als Erscheinungsform des morgendlichen (erneuerten) Sonnengottes von der Kollisionsstelle abgewendet, und damit die einzigen Figuren, die nicht auf das Zentrum des Bildes, die Sonnenscheibe, ausgerichtet sind.  Diese Ausrichtung scheint auszudrücken, dass ein Gottesfeind, d. i. ein Eindringling in das Grab, der Regeneration nach seinem Tod nicht teilhaftig wird. Die Sonnenscheibe wird durch die feuerspeienden Schlangen geschützt, welche gleichzeitig die bereits gefesselten oder durch Pfeile getroffenen Feinde bedrohen. Ein weiterer Schutz wird durch die beiden personifizierten Sonnenscheiben mit ihren in Schlangen auslaufenden Beinen am Rande des Bildes und die aus den kleinen Sonnenscheiben herausragenden Köpfe einer Schlange und einem Krokodils gewährleistet. Offensichtlich ist, dass die durch die Kollision entstandene Fläche für ein Schutzbild gegen die Bedrohung des Re angesehen werden muss. Es schützt nicht nur vor dem Eindringen in das Grab von KV 12 aus, sondern auch den wichtigsten Raum, die unmittelbar nach dem Vorraum folgende Sarkophaghalle.

Vorkammer   ( H )

An den 5. Korridor schließt sich die Vorkammer an, die ja seit Ramses II. dem Totengericht und damit der Abwehr des Bösen gewidmet ist. 

Der Raum besitzt eine relativ niedrige Decke, vermutlich hatte man die Befürchtung abermals wie es im 5. Korridor  geschehen war, in das nur 50cm darüber liegende Grab KV 12 durchzubrechen. Die Dekoration der Vorkammer muss im Uhrzeigersinn gelesen werden und beginnt unmittelbar links des Eingangs. In der rechten Hälfte des Raumes erscheint das Kapitel 126, 129 und 127 des Totenbuches in langen Inschriftensäulen. 

Die linke Hälfte des Raumes gibt den Spruch 124 des Totenbuchs wieder und wird vom Ende des Raumes nach vorn gelesen. Der Spruch wird bis auf wenige Zeilen vollständig wiedergegeben. Der König lebt demnach als "wohlversehrter Verklärter", mit der richtigen Nahrung versorgt unter den Göttern. Er ist damit bereits in das Reich des Osiris aufgenommen.

Auszug aus den Sprüchen des Kapitels 124: "Komm du wohlversehrter Verklärter, dass du die Maat aufsteigen lässt zu dem, der sie liebt! Osiris König, Herr der Beiden Länder ist ein wohlversehener Verklärter, wohlversehener (als) alle Verklärten."

Auf der Rückseite steht der König mit zwei seiner Namen in Kartuschen über ihm. Die Inschrift gibt wieder, was der König zu den Wächtern der Höhlen in der Unterwelt sagt. Der Spruch 125 des Totenbuches steht mit seinem Anruf der Totenrichter im Zentrum auf der linken Wand. Es ist das "Negative Schuldbekenntnis", in dem der König bekennt, dass er während seiner Lebenszeit bestimmte Sünden nicht begangen hat. Er betont z. B. dass er nicht gierig war, nicht getötet, betrogen oder Opfergaben für die Götter gestohlen, dass er weder übertrieben noch gestritten noch verleumdete hat.

Der Spruch 126 des Totenbuches beginnt an der rechten Seitenwand der Vorhalle (Kolumnen 1-10). Bis auf wenige Zeilen wird der Spruch vollständig wiedergegeben. Der durch die Vignette des Feuersees dargestellten weiteren Möglichkeit der Bestrafung der im Totengericht Verdammten wird das Geschick der seligen Toten gegenübergestellt.
"Tritt nun ein in Rasetjau und durchschreite die geheimnisvolle Tore des Westens! .....du wirst Tag für Tag innen im Horizont gerufen werden, Osiris König, Herr Beider Länder, Sohn des Re, Herr der Diademe, der selig ist. (Nach E. Hornung wird die Vignette mit dem Feuersee ohne den Spruch 126 auch mit dem Spruch 125 verbunden".

In der oberen rechten Ecke der Seitenwand ist der König betend vor zwei rechteckigen Feuerseen dargestellt; beide werden von vier Pavianen bewacht zwischen denen sich die Hieroglyphe für Feuer befindet. Der König bittet die Paviane um Hilfe für seinen Eintritt in die Unterwelt, und die Paviane sagen sie ihm zu.

Szene an der rechten Wand der Vorkammer       zu Spruch 126 des Totenbuches.


Der König vor zwei rot bemalten Feuerseen, die von Pavianen bewacht werden (zwischen ihnen auf allen vier Seiten die Hieroglyphe für "Feuer").

 

 

 

  Bild: Pemberton "die Schätze der Phanaonen"

Links von dieser Szene befindet sich in der Mitte eine Lobpreisung an die Göttin Maat, "die das Übel fernhält und deren Abscheu Unrecht ist" (Kolumne 1 - 13) und die mit deutlicher Anspielung auf das Totengericht, das ja in der "Halle der doppelten Maat" stattfindet, auch als "Waage des Herrn der Beiden Ufer" bezeichnet wird. Der Text geht dann in eine hymnische Verehrung des Sonnengottes Re über. Am Ende des Textes bittet Maat Re zum König zu kommen, zu "seinem Sohn, dem Falken".

Der Text im Totenbuchspruch 127 ist geteilt. Er beginnt an der Ecke der Seitenwand zur Sarkophagkammer  ( Kolumne 1-5) und setzt sich am Durchgang zur Sarkophagkammer fort (Kolumne 6-11). Der Titel des Spruchs ist bei Ramses VI. abgeändert in: "Buch, die Götter der Grüfte anzubeten, welche ein Mann spricht, wenn er sie erreicht. Eintreten und sehen diesen Gott im Palast der Unterwelt". Der ursprüngliche Titel von TB 127, "Spruch um hinabzusteigen zum Tribunal des Osiris...."passt nach den obigen Ablauf nicht und wurde in den obigen Titel entsprechend abgeändert. Die Teilung des Spruches scheint sich aus dem Schlusstext von TB 127 zu ergeben. "Geöffnet sind mir die Tore von (Himmel) Erde und Unterwelt. Ich bin der Ba des Osiris....." und kann sich auf den in der Abfolge unmittelbar danach erfolgenden Eintritt des Königs in die Sarkophaghalle beziehen, denn eine "Ankündigung" des Geschehens auf den Rückwänden eines Raumes für den folgenden Raum ist in den Königsgräbern manchmal zu beobachten. Hierfür spricht auch, dass der König mit Blickrichtung zum Durchgang, auf der unteren Hälfte der Ausgangswände und damit unmittelbar unter dem genannten Spruchtitel "eintretend" dargestellt wird. Die Sprüche TB 127 und 129 ermöglichen es dem Verstorbenen, sich dem Sonnengott auf seiner Barke anzuschließen und sich an die Götter zu wenden, die den Eingang zu Unterwelt bewachen. 

Offensichtlich ist, dass der Vorraum zur Sarkophaghalle ein weiterer Schritt zur Verklärung des toten Königs Ramses VI. ist, denn in seinen Titeln auf der linken Laibung des Durchganges zur Sarkophagkammer ist das Epitheton "Herr der Maat" zu lesen ("Herr der Maat" wird auf der rechten Laibung nicht wiederholt. Es ist zu beachten, dass die Laibungen ein Teil des Vorraumes sind - der Verschluss der Sarkophagkammer liegt nach dem Durchgang)  und dass der Königstext zum Vorraum gerichtet ist.

Der Eingang zur Sargkammer wird auf beiden Seiten von Figuren des Königs flankiert, und der begleitende Text fordert dazu auf, ihm die Tore der Unterwelt zu öffnen, da er die Ba-Seele des Osiris sei.

(Textquelle: Fritz Abitz "OB 89 - Baugeschichte und Dekoration des Grabes Ramses VI. 1989")

Decke der Vorhalle

 

      Schematische Darstellung der Decke
Auf der Decke sieht man den König mit unterschiedlichen Göttern in den Barken des Tages (links) und der Nacht (rechts) unter einer geflügelten Sonnenscheibe und neben einer Säule mit Kartuschen, in denen seine Namen genannt werden, stehen. Dieses Register ist von dem dahinter durch ein langes Wasserband getrennt, das den himmlischen Fluss symbolisieren soll. Ganz recht schneidet eine Frau Papyrus. 

Thema der Westhälfte ist die Auferstehung des Osiris. Unter dem Wasserstreifen zeigt eine zweite Szene einen liegenden Osiris, der sich von einer Bahre mit Löwenköpfen erhebt. Er wird von einem kunstvollen Baldachin überdacht und empfängt von seinem (heute zerstörten) Sohn Horus das Anch – Zeichen.

(Zeichnung: F. Abitz - Orbis Biblicus et Orientalis 89)

 

Sarkophaghalle ( I ) 

Die Sarkophagkammer ist nicht fertiggestellt worden. Nur die  mittleren Pfeiler der vorderen Reihe sind aus dem Fels herausgelöst und auf allen vier Seiten dekoriert, wobei rechts wieder als einzige Göttin Mereseger erscheint, mit einer hohen Federkrone. Auch die zum Sarkophag zeigenden zwei Seiten der äußeren Pfeiler wurden mit Dekorationen ausgestattet. Die nicht aus dem Fels gelösten Pfeiler der hinteren Viererreihe sind mit Teilen des Buches von der Erde bedeckt. Lediglich die Vorderseiten der beiden mittleren, unfertigen Pfeiler sind mit jeweils einer Textkolumne dekoriert, welche durch ihre Größe auffallen und nicht zum Buch von der Erde gehören. Dadurch, dass nur der Boden des Mittelteils partiell vertieft wurde, sind die vier mittleren Pfeiler größer als die vier äußeren Pfeiler. Die Königs- und Götterfiguren der vorderen Viererreihe sind dementsprechend auf unterschiedlich hohen Flächen der Pfeilerseiten dekoriert worden, ohne dass die Figurenhöhe unterschiedlich ist. Die Figuren stehen stets auf dem umlaufenden Fries der geköpften Feinde, so dass Raum gewonnen wurde, um an den mittleren Pfeilern oberhalb der Figuren zum Teil weitere Register unterzubringen.

Die vordere Pfeilerreihe ist mit den Gottheiten des Totenreiches dekoriert, wobei Ptah-Sokar-Osiris in zwei verschiedenen Erscheinungsformen vertreten ist. Auf der Nordseite ist er falkenköpfig und mit der Osiriskrone, in welche die Sonnenscheibe eingearbeitet worden ist, dargestellt und trägt das Flagelum. Die Beischrift nennt nur ein Epitheton: "inmitten der Schetit". Die zweite Darstellung des Ptah-Sokar-Osiris ist auf der Südseite und wird menschenköpfig mit Stirnband und anch-tragend dargestellt. Nach dem Namen und dem obigen Epitheton folgt dann zusätzlich: "Der Ba des St.A.tj (Ort des Sonnengottes), der in seiner Sonne befindliche, der Leichnam ruht in der Unterwelt des Re, SASA der Ba des St.A.tj ". Der Aspekt des Sonnengottes ist durch die über dem Text angebrachte geflügelte Sonnenscheibe mit dem Königsnamen verstärkt.

Pfeiler der Grabkammer

Details einer der aus dem Fels herausgelösten Pfeiler der Sarkophaghalle. der König opfert die Maat - auf der anderen Pfeilerseite steht der Gott Ptah-Sokar-Osiris.

 

 

 

Bild: mit freundl. Dank saamunra 
- alle Rechte vorbehalten -

 

Die Sarkophagkammer wurde wohl in großer Eile für das Begräbnis des Königs hergerichtet - auf Seitenkammern hat man verzichtet. Die Grabkammer ist 118,5 Quadratmeter groß und besitzt über 300m2 Wandfläche, die mit Relief verziert und auf leuchtend weißem Hintergrund mit lebendigen Rot-, Blau- und Gelbtönen bemalt sind. Obwohl die Sargkammer einen weitgehend dekorierten Eindruck macht, ist sicher, dass weder das geplante Bildprogramm vollständig wiedergegeben worden ist, noch alle Dekorationen an der geplanten Stelle untergebracht werden konnten. Ein unvollendeter Ansatz für einen folgenden Korridor in der Grabachse liegend, ist erkennbar und wird wegen seiner gesonderten Dekoration als "hintere Kammer" oder Raum J (Porter u. Moss/Abitz) bezeichnet. Die Dekoration zeigt ein etwas abgewandeltes Schlussbild aus dem Pfortenbuch, das den Aufstieg der Sonne aus der Tiefe des Urgewässers zum Himmel zeigt und auf beiden Längswänden von den Horussöhnen, dem König und den personifizierten Dekangestirnen angebetet wird, so dass sich hier am Ende Himmel und Unterwelt als die beiden Jenseitsbereiche begegnen. 

Rings um den ganzen Raum läuft ein Fries von knienden, gefesselten und geköpften Feind-Figuren, abwechselnd rot und schwarz bemalt. Die Grube für den Sarkophag ist stärker eingetieft als bisher und enthielt bei seiner Freilegung durch Erwin Brock 1888 noch Trümmer von dem gewaltigen, schwarzen Granitsarkophag, der in der Antike durch rohe Gewalt zertrümmert worden war. Die Ausmaße des Sarkophages waren gewaltig:  Länge 3,60 m , Breite 2,11 m und Höhe 1,72 m. Allein die Dicke des Bodens beträgt einen Meter. Die Seiten des Sarkophages waren schwach graviert und mit Figuren und Texten aus dem Buch von der Erde dekoriert. 

Dekoration: - 

Auf den Wänden taucht zum ersten Mal das Buch der Erde auf. Die Texte und Illustrationen haben die Schöpfungsgeschichte zum Inhalt. Dieses Buch gehört zu den großen Anthologien religiöser und magischen Texte, die u. a. die Reise des Sonnengottes Re in die jenseitige Welt und seinen Weg zum Licht zum Inhalt hat. Im Grunde ist das "Buch von der Erde" eine ausführlicher gefasste Form von Kapitel 11 des Pfortenbuches, in dem die Sonnenbarke sich darauf vorbereitet, aus der Unterwelt zur Erde zurückzukehren. Die Szenen stellen die Unterwelt in großem Details dar.

A. Piankoff veröffentlichte das Buch von der Erde (La crèation du disque solaire, Kairo 1953) und es ist von ihm für das Grab Ramses VI. in englischer Übersetzung wiedergegeben. Die letzte Bearbeitung erfolgte durch Erik Hornung (Unterweltsbücher, S. 425 ff) unter dem Namen "Das Buch von der Erde". Das Buch von der Erde ist durch seine Verwendung in der Sarkophaghalle für Ramses VI. von wesentlicher Bedeutung. Für alle Teile des Buches von der Erde gilt, dass der Sonnengott Re sich auf seiner Unterweltsfahrt befindet. Für die meisten der abgebildeten Szenen gibt es im Text einen Vermerk wie "Passieren der Leichname", oder "Re zieht an ihren Leichnamen vorbei....". Sie preisen den größten Gott, wenn er zwischen ihnen dahinzieht.

Dekoration:
 - Linke Seitenwand / - Südwand -   

Die Bilder auf der Südwand (linke Seitenwand) der Grabkammer sind in das Grabinnere, nach Westen gerichtet. Die Szenen sind in der zeichnerischen Abbildung (siehe unten) nummeriert und nachfolgend mit zusätzlichen Erklärungen aufgeführt. 

Darstellungen auf der Südwand der Sarkophagkammer 

Bild: mit freundlichem Dank saamunra (2017)
- alle Rechte vorbehalten -


                                                     
    (Zeichnung: F. Abitz OB 89 - bearbeitet von Nefershapiland)

      Schematische Darstellung der linken Seitenwand der Grabkammer 1. Szene, linke Seitenwand Grabkammer
  1. Im oberen Register rechts steht Osiris in einem Schrein, der von drei Schlangen beschützt wird. Die auf kleinen Erdhügeln stehenden Gestalten seines Ba verehren ihn. ein kleines Kästchen unter ihm enthält die Mumie des Gottes. Dieses Kästchen wird von Anubis und einer Göttin, welche in den Beischriften als "die Geheimnisvolle" bezeichnete wird, bewacht. Auf beiden Seiten des Schreines heben Götter riesige Kessel über ihre Köpfe. Das Blut der Feinde des Gottes strömt in die Kessel und kopflose Gefangene knien darunter. 
  2. Die 1.Szene und die durch seine Größe hervorgehobene 2. Szene in der Mitte des 1. Registers behandeln demnach beiden den "Leichnam des Osiris". Handelt es sich bei der 1. Szene um das "Grab des Osiris", welches von Schlangen beschützt und den vernichteten Feinden umgeben ist, so zeigt die 2. Szene den "Leichnam des Osiris" zwischen zwei Sonnenscheiben, deren untere aus dem NUN gehoben wird und es umkreisen Osiris die Stunden der Nacht (Sterne) und des Tages (Sonnen)
  3. Die "Geheimnisvolle" trägt die Sonnenscheibe in der zu Re gewendeten und den Ba des Re in der zu Osiris zeigenden Hand. in ihren Händen. Über jedem Symbol wacht eine menschenköpfige Schlange. 
  4. In der komplexe Szene liegt die Sonnenbarke auf dem Rücken von "Aker" und fährt nach Westen. Die Göttinnen Isis und Nephtys sowie zwei Königsfiguren heben den geflügelten Skarabäus (Chepre) hoch. Zwischen den beiden Königsfiguren stehen 5 Kartuschen, links und rechts: "Königs von Ober- und Unterägypten, Sohn des Re"
  5. Das Bild im zweiten Register zeigt den liegenden Gott, aus welchem Horus aufsteigt, beschützt von Atum.
  6.   "So ist dieser große Gott beschaffen, in seinem Oval, das in der Dat ist. Horus kommt hervor aus dem Leichnam seines Vaters. Den Figuren im Oval ist beigeschrieben "Leichnam des Osiris" und "Leichnam des Horus". Links blicken 7 Gottheiten auf 7 Hügel.
  7. Detail aus dem Buch der Erde. "Ihr hebt den Ba des Osiris hoch für ihn, und die, die in der Dat sind, bejubeln den Ba des Osiris - du bist ja Chontamenti!" - 
    Die 5.-7. Szene befasst sich mit dem Leichnam des Osiris, der Geburt des Horus aus
    dem Leichnam und dem Ba des Osiris. Unter zwei Hügeln liegen die Mumien von zwei widderköpfigen Göttern, die "Brüllende" und "Seni", während zwei Götter das "Ba" von Osiris hochhalten.  


  8. "Die Arme des Nun" heben die Sonnenscheibe empor. Re steht vor der Szene, in welcher aus der Sonnenscheibe eine Schlange und ein Hathorkopf emporsteigen. Ein erläuternder Text fehlt.
  9. Re steht vor 4 Schreinen, aus deren Mitte der ein geflügelter Skarabäus der Sonnenscheibe entsteigt. Er wird von zwei Kobras mit Armen und von vier Schreinen flankiert, die Gottheiten wie Osiris enthalten. "Er (Re) kommt hervor, verwandelt in diesen Leuchtenden (?), seine beiden Arme verwandelt in die beiden Kinder des Chepri.
  10. In dieser Szene wird ebenfalls auf die Bestrafung der Feinde angespielt. Text: "So sind diese Gottheiten beschaffen. Sie hüten das Innere des Himmels und die verborgene Schetit, die in der Dat ist." 
  11. Re steht zwischen den Schreinen, in denen mumienförmige Gottheiten stehen, zwischen denen die gleiche "Geburt des Chepri" aus der Sonnenscheibe erfolgt. Text: "Dieser Re hat sich in den großen Chepri verwandelt im Westen" 
  12. Vier Götter tragen die blutigen, enthaupteten Körper der Feinde des Gottes. Das Bild verdeutlicht die Überwindung des Bösen durch den König oder die Gottheiten.



    (Umgedrehte und geköpfte Verdammte in der Sargkammer Ramses VI.
  13. Vier Feinde mit brennenden Köpfen werden von Göttinnen,  welche "die Feurige" und "die Versengende" heißen, von hinten gefesselt. Die Feinde werden bei lebendigem Leib verbrannt, weil "dieser große Gott sie leiden lässt". 
  14. In dem Register darunter werden die Köpfe der Feinde in große Kessel geworfen, dem "Ort der Vernichtung".
    Die Kessel werden von feuerspeienden Köpfen erhitzt.  
    Beischrift:: "So sind diese Gottheiten (und ?) die Kessel. Sie werfen die Köpfe in ihre Kessel, die Leiber und Herzen in ihre Öfen". 
  15. In der nächsten Szene ist ein großer Sarg mit dem "Leichnam der Vernichtenden" (vielleicht eine Personifikation der "Vernichtungsstätte") zu sehen. Darüber stehen sechs Gottheiten in Schreinen, die die Hände im Anbetungsgestus erhoben haben.
  16. Die Apophis-Schlange umringelt eine rot bemalte Gestalt des Osiris-Chontamenti  umgeben vom Leichnam des "Geb" und dem Leichnam des "Tatenen". Der Kopf der Schlange wird mit einem großen Messer abgeschnitten. Neben dem Schrein stehen die toten Körper der beiden Götter Geb und Tatenen, die der Unterwelt entsteigen.

 

 

(Text nach Abitz OB 89/Hornung Tal der Könige/Weeks Luxor und das Tal der Könige)

Dekoration:
 - Rechte Seitenwand / Nordwand -

Die Bilder und Texte der rechten Seitenwand sind zum wahren Osten ausgerichtet, nur die 5 Barken des Re und sein Geleit ziehen nach Westen, wie dieses für die vielfältig dargestellte Fahrt des Sonnengottes durch die Unterwelt im Grab Ramses VI. gegeben ist. Es ist der Leichnam des "Achti", ("des Horizontischen"), dem Re auf seiner Unterweltsfahrt nach Westen begegnet. 

Rechte Seite der Grabkammer von KV 9  - Buch der Erde. 
- Darstellungen aus Teil A des Buches.
Bildquelle: wikipedia - public domain
Originalquelle:

http://www.thebanmappingproject.com

So ist auch die zur Mitte ausgerichtete, senkrechte Bildachse der rechten Seitenwand unmittelbar auf den König bezogen. Durch das Buch von der Erde kann sich Ramses VI. mit Osiris (linke Seitenwand) und den Gottesleichnam des Achti (rechte Seitenwand) identifizieren und nimmt damit an der Identität von Osiris und Re teil. 

                                 Schematische Darstellung der rechten Seitenwand der Grabkammer
            
(Text nach Abitz OB 89/Hornung Tal der Könige/Weeks Luxor und das Tal der Könige)
  1.  
    Im obersten Register auf der rechten Seite der Wand sind vier Göttinnen und zwei Götter in einem Hügel zu sehen, über den ein weiterer Gott emporragt. Über ihm die Sonnenscheibe. Alle Gottheiten sind mumiengestaltig. Der herausragende Gott in der Mitte heißt: "Der mit leuchtendem Kopf, der die Leichname hütet" und hat die Beischrift: "So ist dieser Gott beschaffen als Leichnam, der die hütet, unter denen er ist". Bei jeder Göttin steht: "So ist diese Göttin beschaffen in diesem Hügel der Finsternis"
     - die gleiche Beischrift (entsprechend "dieser Gott") findet sich 

    auch bei den beiden Göttern im Hügel; mit einer Variante "...in diesem Hügel der Finsternis (und?) Verborgenheit". Im übrigen bleiben die Gottheiten anonym.
    Beischrift:
    "Wenn "Der die Leichname hütet" seinen Kopf der Sonnenscheibe, zugewendet hat, zeigt er seinen Leichnam. Dieser Gott erleuchtet die, unter denen er ist mit den Strahlen einer Rippe (?) seines Fleisches".

    (Zeichnung: aus Hornung/Ägypt. Unterweltsbücher - bearbeitet von Nefershapiland)

  2.  
    In der 2. Szene trägt der alte Erdgott Aker als Doppelsphinx die Sonnenbarke, in der sich am Bug "der Leiter" befindet, in der Mitte der widderköpfige Sonnengott zwischen anbetenden Gestalten des ATUM und des CHEPRI (mit Skarabäus als Kopf). Horus macht sich am Rudergestänge als göttlicher Steuermann zu schaffen. Die beiden Götter, die auf den Pranken des AKERS stehen und ihre Arme zur Sonnenbarke emporstrecken, heißen "Vollkommener Eingang" und "Vollkommener Ausgang", der letztere mit einem Skarabäus als Kopf. 

    Damit wird klar, dass hier die nächtliche Fahrt des Sonnengottes durch die unterweltlichen Erdregionen, sein Eintritt als ATUM und sein Austritt als CHEPRI (in verkehrter Richtung, das Heck voran) in einem einzigen Bild zusammengefasst sind. Darunter liegt eine Mumie ("Der Leichnam, in welchem Re ist") unter einer großen Sonnenscheibe (mit Falkenkopf) und einem Halbkreis, der von abwechselnden Sternen und kleinen Sonnenscheiben gebildet wird. Die Szene wird auf beiden Seiten von zwei Osiris-Gestalten eingefasst. 
    Textauszug der Beischrift über der Aker-Szene:
    "So ist dieser Gott beschaffen auf dem Rücken des geheimnisvollen AKER, indem er in seiner
    Barke verweilt, die in der Dat ist. Er ruft den geheimen Leichnam, das große Geheimnis unter AKER, (zur?) Stunde "Sie durchwandelt die Finsternis"

  3. Die zwölf Stundengöttinnen, jede mit einer Scheibe auf dem Kopf, sowie einem Stern und dem "Schatten-Zeichen" unter den ausgestreckten Händen. Ihre Beschreibung lautet:
    "So sind diese Stundengöttinnen beschaffen. Ihre Gestalten sind in ihren Fingern, ihre Schatten sind unter ihren Zeiten (?). Sie leiten diesen großen Gott im geheimen Westen, die Gestalt des Re zu ihren Stunden. Sie tun ihre Pflicht, das Dahinwandeln und Eintreten in die Erde bei der Höhle dessen, der seine Stunden verbirgt. Wenn dieser Gott das Ufer passiert hat, kehren die "Bau" um, die Geleiter ihrer Leichname, indem sie ihre Finsternis betreten".
  4.  
    Zwischen vier Kreisen steht ein mumiengestaltiger Gott, bekrönt von einem Widdergehörn und einem Federpaar. Zwei kleinere Mumiengestalten verbinden jeweils zwei Kreise. In den Kreisen befinden sich jeweils drei Göttergestalten: In den Kreisen befinden sich jeweils drei Göttergestalten: im Kreis rechts oben drei Gottheiten mit dem Kopf einer Spitzmaus, rechts unten ein spitzmausköpfiger Gott zwischen zwei Mumien, links oben eine falkenköpfige Mumie zwischen zwei anbetende Gottheiten, links unten eine widderköpfige Mumie zwischen zwei anbetenden Göttern. Die mittlere große Göttergestalt bleibt anonym, hat aber die Beischrift: "So ist dieser Gott beschaffen, der Hüter der Leichname im (?) Westen."

    Dahinter steht noch der Vermerk: "Diese Geheimnisvollen - ihre Bau wandeln hinter ihnen", und hinter dem linken Gott: "So ist dieser Gott beschaffen. Sein Kopf ist oben, seine beiden Füße (sind) unten ..." (Rest unklar). Längere Texte zu dieser Szene fehlen.

  5. (Zeichnung: aus Hornung/Ägypt. Unterweltsbücher - bearbeitet von Nefershapiland)
    Ein mumiengestaltiger, anonymer Gott, mit der Sonnenscheibe über sich, steht zwischen vier kleineren Mumiengestalten, die als SCHU, TEFNUT, CHEPRI (mit einem Skarabäus als Kopf) und NUN bezeichnete werden (von rechts nach links). Vor jeder dieser vier Gottheiten steht die kurze Beischrift: "So ist dieser Gott beschaffen. Der Leichnam ist in der Erde, der Ba (aber) durchwandelt die Finsternis. Die Szene wird auf beiden Seiten von einem kurzen Text eingerahmt: 
    "So sind diese Gottheiten beschaffen. RE zieht an ihren Leichnamen vorbei, damit er sie rufe und (ihnen) Weisungen erteile (?)
    Die Strahlen dieses großen Gottes treten ein in die Leiber. 

    Er ruft und erteilt Weisungen euren Leichnamen -  (oh) TEFNUT, die in ATUM ist! Er ruft und erteilt Weisungen den Leichnamen - 
    (oh) NUT, die in ATUM ist! Er ruft und (erteilt) Weisungen.

  6. Ein Kopf und zwei emporgestreckte Arme ragen aus der Erde. Auf dem Kopf steht eine Göttin, "die Vernichtende" mit der Sonnenscheibe zwischen ihren emporgestreckten Händen. 
    (Zeichnung: aus Hornung/Ägypt. Unterweltsbücher - bearbeitet von Nefershapiland)
    Auf die Handflächen sind zwei anbetende Götter gestellt - rechts "Der Westen" links "Der Osten". Bei der Göttin steht die Beischrift: "So ist (diese) Göttin beschaffen. Sie kommt hervor aus der Finsternis, (sie) schaut diesen ganzen Gott, wenn die Arme hervorgekommen sind". Vor der mittleren Gruppe steht der mumiengestaltige Gott "Der den Leichnam zusammenfügt", mit der Beischrift: "So ist dieser Gott beschaffen. Er hütet die Finsternis". Hinter der Gruppe stehen zwei weitere Mumiengestalten, die beide "Der Entstandene heißen und eine offenbar verstümmelte Beischrift haben. 

    Weitere Texte fehlen.

  7. Die Sonnenbarke zeigt eine etwas veränderte Besatzung. Über dem Gott am Steuerruder steht "Horus, Ba des Horus". Der widderköpfige Sonnengott in der Mitte hat keinen Namen beigeschrieben, vor ihm stehen der "Ba des RE" als Vogel und, mit preisend erhobenen Armen, der Gott CHEPRI. Die Uräus-Schlange am Bug ist "Die Leiterin", über der Barke steht der Vermerk "Anpflocken". Vor der Barke ziehen 14 widderköpfige Götter dahin, alle das Gesicht
    zur Barke zurückgewandt und von ihrem anbetenden Ba als Vogel begleitet. Direkt vor der Barke wenden sich ein weiterer Gott und sein Ba-Vogel mit ausgestreckten Armen dem Sonnengott zu.

    (Beides Zeichnung: aus Hornung/Ägypt. Unterweltsbücher - bearbeitet von Nefershapiland)

    Unter der obigen Gruppe steht der ithyphallische Gott "Der die Stunden verbirgt." Er ist umgeben von Sternen, Sonnenscheiben und gepunkteten Linien, die zu den Scheiben führen, die ihm die 12 Stundengöttinnen entgegenstrecken.

    Zwei weitere Linien verbinden ihn mit dem Gott "Der Blutige" und mit der Kind-Gestalt unter seinem Phallus. Um diese Darstellung ringelt sich, zum Teil in der Erde verschwindend, "Die große Schlange, die Ringelschlange". Unter ihr stehen auf jeder Seite drei mumiengestaltige Gottheiten, jeweils mit der (zum Teil unvollständigen) Beischrift: "So ist dieser Gott beschaffen. Die große Schlange, die Ringelschlange, ist über ihm". Vor ihnen ist auf jeder Seite ein aus der Erde ragender Gott dargestellt, der seine Arme preisend erhebt; die Beischrift lautet hier: "So ist dieser Gott beschaffen. Er preist die, unter denen er ist."

  8. Zwei Grabhügel, jeder mit einer liegenden Göttin. Aus jedem der Hügel ragt ein Kopf mit preisenden Armen. 
    Beide Hügel sind mit der Beischrift "Der Springende, der in seinem Hügel ist" versehen, während die beiden Göttinnen als "Mumie" bezeichnet werden. Sonstige Beischriften fehlen. Teile dieses Bildes sind auch auf die beiden folgenden Register verteilt.
  9. In der neunten Szene sind zwei stehende Mumien zu sehen. Die vordere trägt eine große Sonnenscheibe, aus welcher der Kopf eines Käfers ("der zur Geburt gehörte") mit preisenden Armen hervorschaut.
    Die Beischrift lautet: "So ist dieser Gott beschaffen. Er erhebt den "der zur Geburt gehört". Auf dem Kopf der hinteren Mumie steht eine anbetende Göttin; vor ihr sind drei kleine Sonnenscheiben dargestellt. Der Text, der diesem Bild vorausgeht lautet (Textauszug)"Passieren des TATENEN-Leichnams durch diesen großen Gott, indem er vorübereilt am Leichnam des NUN.
    (
    Zeichnung: aus Hornung/Ägypt. Unterweltsbücher - bearbeitet von Nefershapiland)
  10. Die Mitte dieses streng symmetrischen Bildes nimmt eine Mumiengestalt mit der Sonnenscheibe ein ("Der die Stunden vernichtet"). Von innen nach außen folgen auf beiden Seiten eine Uräus-Schlange (rechts "Mit vollkommener Gestalt", links "Mit mächtiger Gestalt"), ein Kopf und ein Arm, die beide aus der Erde ragen; auf den Handflächen steht jeweils ein Gott, der eine kleine Sonnenscheibe in den vorgestreckten Händen hält. Eine stehende Mumie mit der Sonnenscheibe und dem Namen "Mit streitbarem Gesicht" bildet auf beiden Seiten die Begrenzung der Szene. 
    Außer einer einzelnen, wohl unvollständigen Zeile "Die Stunden, welche die Finsternis unter den Sohlen durchwandern" gehört der folgende kurze Text zu dieser Szene: "So sind diese Götter beschaffen. Sie hüten die beiden vernichtenden Arme, die in der Vernichtungsstätte sind. Sie sind es, welche ihre Sonnenscheibe hochheben, ihre beiden Arme sind es, die Re hochheben. Ihre beiden Arme vereinigen sich mit den Leichnamen der Unterweltlichen....(unklar ?)
  11. Von der oberen und untersten Begrenzung des Registers ragen je zehn Köpfe heraus, die oberen mit dem "Schatten"-Zeichen, die unteren mit preisenden Armen; nach der Beischrift ist das "Gefolge" (des Sonnengottes) gemeint. Hinter den Köpfen strecken zwei Göttinnen ihre Arme anbetend zur Sonnenscheibe hin. Der begleitende Text (Textauszug) lautet: "So sind diese Götter beschaffen. Sie preisen den Größten Gott, wenn er zwischen ihnen dahinzieht. Sie empfangen seine Sonnenscheibe mit großem Schatten, und sie empfangen ihre Leichname".
    Die drei Grabhügel hinter dieser Szene sind wie die Grabhügel der 8. Szene gestaltet und gehören vermutlich zur gleichen Szene. Allerdings werden die liegenden Göttinnen hier in ovalen Sarkophagen dargestellt, und die 

    erste von ihnen heißt entsprechend "Mumie, die zum Sarkophag gehört", während die beiden anderen als "Mumie, die im Hügel ist" bezeichnet werden. Bei den Hügeln steht, wie in der 8. Szene, die Beischrift "Der Springende, der in seinem Hügel ist" und dazu der Text: " So sind diese Gottheiten beschaffen in ihrem Hügel. Sie strecken ihren Kopf aus dem Inneren ihres "Geheimnisses" hervor, (damit) sie das Licht RES empfangen. Sie atmen durch seine Strahlen in ihrem Hügel, als Weisung des RE, wenn er (ihnen) zuruft (?)"

  12. Abgesehen von den beiden Grabhügeln am Ende des Registers, die noch zur 8. Szene gehören, enthält dieses Register Darstellungen und Texte aus einer Komposition, die man als AKER-Buch bezeichnet. Im Mittelpunkt steht die Darstellung des Erdgottes AKER als Doppellöwe, mit einer Göttergestalt im Oval auf seiner Brust. Die in die unterweltliche Erdregion eintretende Sonnenbarke wird vom Gott TATENEN, dem Gott der Erdtiefe, mit emporgestreckten  Armen
    in Empfang genommen und, nach ihrer nächtlichen Fahrt, wieder entlassen. Hinter TATENEN stehen auf jeder Seite drei Mumiengestalten "Die im NUN sind" und in der Mitte heben "Die Arme des NUN" eine rote Sonnenscheibe aus der Tiefe des 

    Urgewässers empor. In der ein- und austretenden Sonnenscheibe wird ein widderköpfiger Skarabäus vom vogelgestaltigen "Ba des ATUM" und "Ba des CHEPRI" angebetet. 
    Von rechts her ziehen sieben Ba-Vögel die Sonnenbarke heran. Über ihnen steht die Beischrift:
    Einschlagen eines schönen Weges durch diesen großen Gott. Die, unter denen er ist, verweilen in der Barke. Die Bau der Ufer (sagen) zu Re: Dahinziehen in der Barke durch diesen großen Gott, wenn er die Höhle des NUN durcheilt. 
    Links davon packen 14 "Uräen" mit menschlichen Köpfen und Armen das Zugseil der Sonnenbarke. Die erste Hälfte sind die "Leitenden", die andere Hälfte "Die vom Ufer" mit der Beischrift: "Ziehen dieses großen 

    Gottes durch die Göttinnen, welche leiten, die in den Ufern (?) sind, damit (er) erstrahle im Ostberg. Was die Göttinnen, die in den Ufern (?) sind, zu RE-HARACHTE sagen: Siehe, Re ist vortrefflich gezogen, vortrefflich gezogen! Er zieht dahin zur Höhle des NUN!" 

    Unter den ziehenden Wesen sind noch einige Nebenfiguren dargestellt. Rechts umfassen
    "Die Arme des Geb" eine Mumie "Die Beweinte" auf einem Grabhügel, in welchem sich ein weinendes Auge- und vier "Fleisch-Zeichen" befinden. 
    Ein "klagendes" Götterpaar steht neben dem Hügel; hinter im folgen noch weitere Gottheiten, darunter die Uräus-Schlangen "Flammende" und "Verbrennende". Links von AKER sind zwei Götter ("Der mit verborgenem Arm" und "Der mit geheimem Arm") in ovalen Sarkophagen
    dargestellt, zwischen den mumiengestaltigen Wächtern

    "Ba des Verborgenen Landes" und "HORUS der Dat" (mit Falkenkopf). 
    Dazu gehören einige Beischriften:
    "So sind diese Götter beschaffen in ihren Sarkophagen. Ihre Geheimnisse sind in ihren Fingern. Ihr Gesicht  ist in der Erde, unzugänglich für die, welche vor ihnen sind. Was RE sagt, wenn er das Ufer passiert: Oh Geheimnisvoller....(Rest fehlt).
    Über den beiden Grabhügeln am Ende des Registers:
    "(Der Gott in) jedem Hügel ist hervorgekommen, nachdem er (RE) die passiert hat, die unzugänglich im Inneren ihrer Sarkophage sind. Dieser große Gott ruft....(Rest fehlt)

    (Text und Bilder [coloriert von Nefershapiland] Ägyptische Unterwelts-Bücher / Erik Hornung)

 

  Rechte Seitenwand der Grabkammer Ramses VI. mit Deckendekoration
                         mit Darstellungen aus dem Buch von der Erde
- im Vordergrund der 2001 restaurierte Sarkophag aus Granit -

Bild: mit freundlichen Dank saamunra
. alle Rechte vorbehalten - 

 

Rückwand der Sarkophaghalle:

 

          Linke und rechte Rückwandseite der Sarkophaghalle - mit Teil-Darstellungen des Buches von der Erde
Die Darstellungen des Buches von der Erde auf der linken und rechten Seite der Rückwand der Sarkophaghalle sind untereinander nicht in der für die Seitenwände vorgenommenen Form vergleichba4. Die Szenen sind auf die Vor- und Rücksprünge der nur zum Teil herausgeschlagenen Pfeiler und deren Zwischenräume dekoriert worden. Wahrscheinlich waren diese Szenen für die Rückwände des fertiggestellten Raumes, d. h. für die Wände der nicht ausgeführten hinteren Kolonnade bestimmt, während die Pfeiler sicher Königs- und Götterfiguren tragen sollten, wie sie in der ersten unfertigen Pfeilerreihe zu sehen sind. Insoweit ist der Standort des Buches von der Erde an dieser Stelle als "Notdekoration" anzusehen und es bleibt ungewiss, ob es sich hier um die ursprünglich vorgesehene und auch vollständige Wiedergabe von Bild und Text handelt. 

Auffällig ist, dass der vor 2 Szenen stehende Re und die Bestrafung der Feinde gleichermaßen auf der linken Rückwand, wie auf der linken Seitenwand erscheinen, während solche Szenen ebenso auf der rechten Rückwandseite, wie auf der rechten Seitenwand fehlen. Ferner ist zu vermuten, dass 3 weitere Szenen, die sich auf der 1. Pfeilerreihe des Raumes befinden, zum Buch von der Erde gehören und möglicherweise einen Teil des nicht ausgeführten Bildprogramms für die beiden Eingangswände, das sind die Wände der nicht fertiggestellten 1. Kolonnade, bilden sollten.

Die beiden Seitenwände können durch ihre komplementären Inhalte und ihren Aufbau eine eigene, in sich geschlossene Darstellung über die Unterweltsfahrt des Sonnengottes enthalten. Dem stehen auch die ähnlichen Szenen der jeweils anliegenden Rückwandseiten des Raumes nicht entgegen, denn eine "Überleitung" vor der linken zur rechten Raumseite ist nicht zu erkennen. Nach dem vorliegenden Material muss offen bleiben, ob es sich um ein abgeschlossenes Buch in unvollständiger oder für Ramses VI. umgearbeiteter Form handelt und ob es einen "Ablauf" aller Szenen in "Buchform" gegeben haben könnte; dieses ist aus der Sarkophaghalle Ramses VI. nicht eindeutig ablesbar.
                       
(Text und Bilder aus OB 89/Baugeschichte und Dekoration des Grabes Ramses VI.)

 

Linke Seite:
Links auf der Rückwand der Sarkophagkammer steht im oberen Register (1. Szene) der widderköpfige Sonnengott und vor ihm die Sonnenscheibe - vor ihnen befindet sich ein Ba-Vogel ("der Mächtigste des Westens") auf einer Stangen-Konstruktion in anbetender Haltung. Dahinter ist Apophis als Schlange dargestellt, aus deren Windung der Skarabäus Chepri und ein weiterer anbetender Ba-Vogel hervorkommen. Vor der Schlange stehen die beiden Götter Atum und Schu. 

Im Register darunter (2. Szene) wird der widderköpfige Sonnengott von einem anbetenden Gott begrüßt. Hinter ihnen strecken zwei widderköpfige und zwei schlangenköpfige Götter ihre Arme schützend gegen eine Sonnenscheibe, aus der ein Falkenkopf herausragt. (im Text als "Unterweltlicher Horus" bezeichnet(. Beigeschriebene Namen fehlen, und der Text, der zu dieser Szene gehört, ist mit dem Text der ersten Szene vertauscht worden.

In der  3. Szene stehen hinter einem anbetenden Götterpaar vier Götter mit menschenköpfigen Pfählen. Die beigeschriebenen Namen fehlen auch hier, der Text lautet: "So sind diese Gottheiten beschaffen. Ihre Leichname hüten ihre Pfähle. Dieser große Gott spricht zu ihnen, ohne dass sie zu ihm sprechen. Er ruft die Pfähle in der Schetit (und?) die, welche

die Bau der Toten hüten. Ihre Bau wandeln hinter ihm, während ihre Leichname an ihrem Platz bleiben. Dann umhüllt sie Finsternis. Was Re zu den Göttern sagt, die im Gefolge des Osiris-Orion sind: Götter, ihr Götter im Gefolge des Osiris-Orion! Oh du, den Aker hochgehoben hast, groß ist dein Ba und dein Leichnam, den ich geschützt habe!"

In der 4. Szene beugt sich ein Gott mit Szepter zwischen zwei Hügeln, von denen jeder eine Sonnenscheibe enthält über einen anbetenden Ba-Vogel. Aus jedem Hügel ragt eine anbetende Göttin. Es folgen vier Osiris-Gestalten, jede mit einer Sonnenscheibe hinter sich, zu der sich  Arme emporstrecken. Wieder bleiben alle dargestellten Wesen anonym, doch gibt die Beischrift einige Erläuterungen (siehe E. Hornung/Totenbücher S. 456)
Im Register darunter (5. Szene) fesseln drei Götter drei knieende "Feinde" die Arme auf dem Rücken zusammen. Sie heißen "Die über den Stricken", jeder der Feinde ist ein "Umstürzler". Dahinter drei ovale Sarkophage, auf jedem eine sphinxartige, auf dem Bauch liegende Mumie, hinter jedem Oval steht eine Göttin, die ihre Arme schützend ausstreckt. 

Rechte Seite:
In der 1. Szene werden acht ovale Sarkophage von einer Schlange bewacht. In den oberen vier Ovalen befinden sich "normale" Mumien, in den vier unteren sphinxartig auf dem Bauch liegenden Mumien. Über den Ovalen sind einige kurze Beischriften zu sehen.

2. Szene:
Zwischen zwei aus der Tiefe ragenden Armen, die ein Götterpaar tragen, steht eine Schlange auf ihrem Schwanz. 

Es folgt eine große stehende Göttermumie mit der Sonnenscheibe auf der Brust, dann nochmals zwei "Arme der Finsternis", die ein widderköpfiges ("Kopf des Re") und ein schakalköpfiges Szepter ("Nacken des Atum") auf ihren Handflächen halten; über ihnen ein großes auf dem Schwanz stehendes Krokodil. 

3. Szene
Eine Reihe von Darstellungen (ovale Sarkophage mit Mumien, Ba-Vögel mit Schatten, Barken mit Mumien, u.a.), die in den Zusammenhang des Aker-Buches gehören. In den Ovalen befinden sich "die beiden Ba"), "Der Leichnam" und die beiden Göttinnen Tefnut und Nut. Die erste Barke enthält die Mumie des Osiris mit der klagenden Isis, die zweite Barke die falkenköpfige Mumie des "Unterweltlichen Horus" mit Nephtys. 

Sonstige nennenswerte Beischriften fehlen.

4. Szene:
Ein Hügel, der eine Sonnenscheibe und einen anbetenden Gott enthält. Vor dem Gott steht eine unvollständige Beischrift: "...das Licht schauen. Wenn dieser große Gott ihnen zuruft, atmen sie. Wenn er spricht, betet (ihn) der an, der sie hütet. Dann umhüllt sie (Finsternis). So ist dieser große Gott (beschaffen)....."

Zwischen zwei anbetenden Göttinnen ("Die den in der Erde anbeten") und zwei Köpfen mit anbetenden Armen ist hinter dem Hügel ein großes Oval dargestellt. Es enthält zwei Götter ("Mit verborgenem Leib") und unter jedem drei "Fleisch"-Zeichen. Der Text über dieser Szene lautet: "So sind diese Götter beschaffen in ihrem Sarkophag. Sie ....(Auslassung) unter ihnen. Das Auge Res geht  hervor unter ihnen, und sie wehren das Feuer ab, das im Auge Res ist. Die beiden Göttinnen preisen sie, die Göttinnen hüten sie.

5.  Szene:
Unter der Sonnenscheibe sind vier anbetende Götter dargestellt; sie heißen "Der Erehebende", "Der mit machtvollem Arm", "Der mit strahlendem Arm" und "Der mit anbetendem Arm". Neben jedem Gott steht ein Ba-Vogel und ein "Schatten"-Zeichen, das sich anbetend verneigt. Über der Darstellung steht ei n Text, der am Schluss unvollständig ist: "Vorbeiziehen durch diesen großen Gott in seiner Sonnenscheibe; nachdem er zu den geheimnisvollen Kanälen (?) gelangt ist. Hochheben dieses großen Gottes durch die, die in den 

Kanälen sind, auf ihren Armen. Die Abendbarke und die Morgenbarke durchziehen die Nut hinter ihm. Der Gott kommt heraus mit dem Ba (und) die Bau und Schatten empfangen ihn (den Re). Der Himmel nähert sich der Dat, die alten und großen Götter (empfangen.....).

     (Bilder / Text: Theben Mapping und Ägyptische Unterweltsbücher - E. Hornung / Luxor u. das Tal der Könige/ Weeks)

 

Deckendekoration:

Die astronomische Decke der Sarkophaghalle wölbt sich über dem durch die Pfeiler begrenzten Innenteil und zeigt die zweifache Darstellung des Nutbildes. Die Göttin Nut verschluckt die Sonne im Süden und gebiert sie neu im Norden. Die Einzelheiten der Darstellungen wurden weiter oben mit den ähnlichen Darstellungen der Decken des oberen Grabbereiches  beschrieben.

Astronomische Deckendekoration in KV 9

Bild: mit freundlichem Dank saamunra
- alle Rechte vorbehalten -

Die Anordnung der beiden Deckenbilder orientiert sich einerseits nach der wahren Himmelsrichtung, indem das Buch vom Tage im Osten und das Buch von der Nacht im Westen liegt. Andererseits erfolgt die Sonnengeburt aus dem Schoß der Nu im wahren Norden, welcher gleichzeitig als Westen gilt und damit in der "falschen" Himmelsrichtung. Obwohl die Himmelsrichtungen uns falsch gewählt erscheinen, ziehen durch die vorgenommene Einteilung von Deckenbild und Seitenwänden die Barken und Götter der Stunden des Tages "richtig" zur rechten Seitenwand mit den Re-betonten Szenen und umgekehrt die der Nacht zu Osiris.

Nut, ägyptische Himmelsgöttin im Grab von Ramses VI.

Bild:     Goddess Nut 1.JPG aus Wikipedia
Autor:  Hans Bernhard
Lizenz: CC-BY-SA-all
Bild:     Goddess Nut 2.JPG aus Wikipedia
Autor:  Hans Bernhard
Lizenz: CC-BY-SA-all

Unterhalb der beiden Nut-Deckenbilder ist jeweils ein breiter Textstreifen angebracht, welcher das Tonnengewölbe nach unten abschließt. Der Text beginnt jeweils in der Mitte der Zeile mit dem Zeichen " " und läuft nach links und rechts über die volle Länge des Raumes und enthält dementsprechend 4 Textteile. Die Textteile enthalten ausschließlich Attribute des Königs, die ihn in differenzierter Weise als vergöttlichtes Abbild, Erbe oder Sohn des Sonnengottes charakterisieren, wobei ein Textteil (rechte Ostseite) nur aus Epitheta besteht, die mit Amun zusammenhängen.

An der Decke als Nachthimmel ist die Fahrt des Sonnengottes durch die Stunden mit dem ewigen Ablauf von Sterben und Neugeburt der Sonne dargestellt, während die Außenwände mit dem Buch von der Erde die Verbindung von Osiris und Re zeigt. Beide Systeme vollziehen in unterschiedlicher Form die Regeneration. Verbunden sind sie untereinander durch die gleichartige Ausrichtung mit der Sonnengeburt aus dem Schoß der Nut und der Re-betonten Seitenwand im nördlichen Teil der Halle.

Anbau  (J)

Der kleine Raum hinter der Sarkophaghalle scheint der Beginn eines in der Achse des Grabes weiterführenden Korridors zu sein. Der Fußboden steigt im vorderen Bereich an. Dieses Ansteigen entspricht der Treppe oder Rampe, die aus den vertieften Teil der Sarkophaghalle auf das Niveau der Kolonnade führt. Das vordere Deckenteil ist waagerecht und in der Höhe der 1. Kolonnade der Sarkophaghalle ausgeschlagen worden, somit handelt es sich hier eindeutig um das Ausgangsteil aus der zweiten hinteren, nicht fertiggestellten Kolonnade der Sarkophaghalle. Danach senkt sich der Fußboden wieder waagerecht, während die Decke noch nicht vollständig ausgearbeitet und niederer als am Beginn des Korridors ist. Der Raum ist in der Steinbearbeitung unausgeführt geblieben und wahrscheinlich erst nach dem Tod des Königs in Eile und flüchtig verputzt sowie mit der vorgefundenen Dekoration versehen worden.

Die Seitenwände sind in jeweils 2 Register eingeteilt, in denen oben 7 und unten 8 Götter mit anbetend erhobenen Händen auf die Rückwand des Raumes zuschreiten. Nach den Beischriften handelt es sich um Götter, die die Dekansterne repräsentieren und im oberen Register der rechten Seitenwand auch um die Horuskinder, Amset, Hapi, Duamutef und Kebehsenuf. Die Dekane sind unvollständig, die richtige Folge ist nicht immer eingehalten und es wimmelt von Schreibfehlern. Die Flüchtigkeit der Arbeit ist in der unterschiedlichen Ausführung und den unregelmäßigen Abständen der Figuren gut erkennbar, ferner ist nur im oberen linken Register den Göttern ein Stern über ihr Haupt gesetzt.

Blick in den Annex (Anbau J) der Grabkammer
- mit Blick auf den restaurierten inneren Sarkophag -

Bild: mit freundlichem Dank saamunra (2017)
- alle Rechte vorbehalten -

Auf der Rückwand des Raumes ist die Hochhebung der Sonnenbarke durch den Gott NUN dargestellt. Die Komposition des Bildes entspricht dem Schlussbild des Pfortenbuches, jedoch sind wesentliche Veränderungen vorgenommen worden: die verringerte (unbenannte) Besatzung der Barke ist zur Sonnenscheibe (der unter der Sonne befindliche Chepri fehlt - die Mitte der Sonnenscheibe ist zerkratzt, es ist daher nicht völlig ausgeschlossen, dass der fehlende Chepri in der Sonnenscheibe dargestellt war) ausgerichtet. Die zurückgekrümmte Figur des Osiris, der die Dat umschließt, fehlt, dafür ist in gleicher Haltung (ohne Umschließung der Dat) eine weibliche Gottheit, sicher Nut, nach Osten gewendet, dargestellt, neben dem nach Westen gewendeten Gott Nun ist mit betend erhobenen Händen beidseitig der kniende König mit seinem Namen wiedergegeben. Die Wasserfläche wurde hier nicht dargestellt, der Bilduntergrund bleibt ungestaltet. Das Bild wird am unteren Rand durch eine Schilfmatte (?) abgeschlossen.

Sarkophag:

Die Sarkophagwanne aus schwarzem (rotem?) Granit wurde im Gegensatz zu manchen Erklärungen zum geänderten Konzept in KV 1 (Ramses VII.) nicht umgekehrt über die Grube gelegt, um deren Deckel zu bilden, sondern der Sarkophag stand mit der Öffnung nach oben darüber, um den Mumiensarg des Königs aufzunehmen.

Größere Mengen einer harzigen Flüssigkeit - Rückstände rituellen Salböls - wurden über den anthropoiden Sarg des Königs gegossen, flossen außen herab über Deckel und Wanne und sammelten sich auf dem Boden des Granitaußensarkophags. Hätte die Wanne umgekehrt über der Grube gelegen, wäre dies nicht möglich gewesen und am Boden der Grube wurden auch keine Spuren einer harzigen Substanz gefunden.

  Grabkammer Ramses VI.  


Im Vordergrund die Vertiefung im Boden der Grabkammer über die der steinerne äußere Sarkophag stand - der vor vor einigen Jahren durch das ARCE restauriert und in der Sarkophagkammer wieder aufgestellt wurde. Dahinter die Rückwand der Sargkammer und rechts der Annex - davor der zertrümmerte und nur noch in Bruchstücken vorhandene, unvollendete innere anthropoide Sargkophag aus grünem Konglomerat, der schon im 19. Jahrhundert in der Sargkammer entdeckt wurde.

 

 

Bild: Mit freundl. Dank saamunra
- alle Rechte vorbehalten - 

 

 

Der zertrümmerte und durch die ARCE restaurierte innere Sarkophag aus innere anthropoide Sarkophag aus grünem Konglomerat. Die Gesichtsmaske ist eine Kopie - das Original befindet sich im Britischen Museum.

 

Bild: Mit freundl. Dank saamunra
- alle Rechte vorbehalten - 

 

In dem äußeren Sarkophag aus Rosengranit, von dem nur die Sargwanne restauriert werden konnte, befand sich ein zweiter, anthropoider Sarg, der in viele kleine Fragmente zerbrochen war. Über 250 Bruchstücke konnten gesammelt werden, bei weitem nicht alle, was die Restaurierung erheblich erschwerte. Es gelang jedoch einen großen Teil des Sarkophags zu rekonstruieren, so dass seine ursprüngliche Form und Größe wieder erkennbar wurde.

Restaurierter äußere Sargwanne aus Rosengranit

Erwin Brock fand 1985 auf dem Boden der Grabkammer noch Trümmer von dem gewaltigen schwarzen Granitsarkophag, der in der Antike durch rohe Gewalt zertrümmert wurde. Seine Ausmaße waren gewaltig: Länge 3,60 - Breite 2.11 und Höhe 1,72 m. Die Seiten des Sarkophages waren schwach graviert und mit Figuren und Texten aus dem Buch der Erde dekoriert.

2001 begann die Restaurierung des stark zerstörten Sarkophages direkt vor Ort. Diese Arbeiten wurden durch das ARCE (American Research Center) ausgeführt und vom USA ID finanziert.

Bild: mit freundlichem Dank saamunra (2017)
- alle Rechte vorbehalten -

 

Im Britischen Museum (EA 140) befindet sich das am besten erhaltenste Stück des anthropoiden Sarkophags - die Gesichtsmaske (Höhe 83 cm).

Bei der Restaurierung dieses inneren Sarkophages wurde eine Kopie dieses Stückes mit dem restlichen noch vorhandenen Bruchstückes dieses Sarges wiedervereint.

Bild: mit freundl. Dank saamunra
- alle Rechte vorbehalten - 

Es ist durchaus möglich, dass der König noch einen anthropoiden innersten Calcitsarkophag besaß, aber die von Brock entdeckten Fragmente sind unbeschriftet und könnten von Nachbestattungen stammen. Auch im Eingangsbereich des Grabes König Amenmesses (KV 10) fanden sich ebenfalls Sarkophagfragmente von Ramses VI. 

Spuren eines Sarkophages für Ramses V. sind nicht bekannt. Falls es je welche gegeben haben sollte, wurden sie möglicherweise von seinem Nachfolger usurpiert. Zu Brocks weiteren Funden gehörten Tonwaren, Fragmente von Holz- und Kalcit-Uschebtis und eine Münze des römischen Kaisers Maximian.

Vier Alabaster-Uschebtis Ramses VI
. fanden sich 1901 bei El-Bersche, wohl eine Weihegabe in einem hiesigen Tempel. Heute befinden sie sich im Museum Kairo. (JE. 35167) 

Im Museum Louvre, Paris befindet sich eine Gruppe von Ushebtis mit seiner Kartusche. 

Uschebtis Ramses VI. - Louvre Museum N 616, N 2266

Bild mit freundlichem Dank Heidi Kontkanen, Finnland


Ein weiterer Uschebti des Königs befindet sich im Museum zu Kairo (JE 96857 = CG 48415). Er misst 26 cm und besteht aus bemaltem Holz. Der genaue Fundort ist unbekannt. Der König trägt das Nemes-Kopftuch und den Zeremonialbart. In beiden Händen hält er Hacken für die Feldarbeit. Im unteren Bereich weist der Uschebti Zerstörungen auf. Als Text trägt er das 6. Kapitel des Totenbuches.

Mumie Ramses VI.:

1898 wurde die Mumie von Ramses VI. von Victor  Loret in KV 35 (Amenophis II.) in einer Seitenkammer des Grabes zusammen mit der von Ramses V., Thutmosis IV., Merenptah, Sethos II., Siptah, Ramses IV. und einer nicht identifizierten weiblichen Mumie (vielleicht Tausret oder Hatschepsut) gefunden. Die Mumie von Ramses V. lag im Unterteil eines weiß bemalten Holzsarges, die von Ramses VI. in einem ursprünglich einem Hohenpriester des Re namens Mencheperre gehörenden Ersatzsarges. 

Es sind allerdings bei isolierter Betrachtung der antiken Markierungen zu der Mumie Ramses VI. Zweifel über die Identität der aufgefundenen Mumie entstanden. Die Identifizierung beruht auf folgenden Angaben von Victor Loret.

Zitat: 
" Wanne und Deckel des Sarges sind aus Holz. Darauf befindet sich in schwarzer Farbe gemalt der Name des ersten Propheten des Amun und des ersten Propheten von Thutmosis III., Ra. Auf dem Deckel ist der zerkratzte Thronname Ramses VI. eingeritzt. Die Mumie selber trägt keinen Namen."

Eine sichere Identifizierung für Ramses VI. ist nur dann gegeben, wenn seine ohne Markierung gelassene Mumie tatsächlich in dem, mit seinem Namen versehenen Sarg gelegen hat. Jedoch geben die Fundumstände so deutliche Hinweise, dass Zweifel weitgehend ausgeräumt werden können. Auch ist die Mumifizierung des Körpers lt. G. E. Smith, der sie 1905 untersuchte, eindeutig der 20. Dynastie zuzuordnen.

Zustand der Mumie bei ihrer Auffindung:

Die Mumie Ramses VI. befand sich bei ihrer Auffindung in einem sehr zerstörtem Zustand. Kopf und Oberkörper waren buchstäblich in Stücke zerhackt. Dies geht wohl auf das Konto der Grabräuber, die so schneller an die Schmuckstücke gelangten. Die Priester benutzten später für die Restaurierung der Mumie ein grobes Brett des Sarges, auf dem sie Fragmente des Körpers festgebunden wurden, um ihr wieder die Form einer Mumie zu geben. Sehr wahrscheinlich ist die Ansicht von Fritz Abitz, das dieses im ursprünglichen Grab geschah, richtig, denn das Sargbrett, auf der die Mumie festgebunden war, ähnelt in der Verzierung sehr der Sargwanne Ramses III. und dürfte somit wirklich Teil der königlichen Grabausstattung gewesen sein.

Bei der anatomischen Untersuchung der Mumie Ramses VI. durch G. E. Smith stellte man fest, dass Ramses VI. ungefähr 1,71 m groß war.  Kurzgeschorene Haare auf der Oberlippe, dem Kinn und teilweise am Kopf (Haare auf dem Kopf nur 1 mm lang) wurden  festgestellt.

Die Zähne waren nur wenig abgenutzt,  daher schätzte man sein Alter auf etwa vierzig bis fünfzig Jahre. Die Zerstörung der Mumie erlaubt keine weiteren detaillierten Angaben, doch ist die Kreuzhaltung der Arme gesichert. Der zerhackte Körper des Königs wurde sehr nachlässig unter Verwendung neuer Binden auf dem Sargbrett fixierst, um den Körper zusammenzuhalten.

Nach der Befreiung der Mumie von diversen Umhüllungen fand G. E. Smith folgendes vor:

der Schädel war durch Axthiebe gespalten, der Kiefer ohne Verbindung mit dem Schädel,

der Hals vom Körper getrennt,

die Gesichtsknochen zerbrochen,

das rechte Schulterblatt und der obere Teil der Schulter waren zerschmettert (nicht zerhackt!)

der linke Oberarm war an der Schulter abgerissen, der Rest des Armes war am Ellenbogen abgehackt,

die linke Hand, Finger und Handgelenk zeigen die Spuren von Axthieben.

Alle Rippen und der linke Hüftknochen waren zerbrochen, die vorderen Teile der Rippen fehlen.

Auffallend war auch, dass die Körperteile nicht entsprechend ihrer natürlichen Position neu eingebunden worden. So lagen am Hals der linke Hüftknochen und der Rest des Beckens; der rechte Ellenbogen und ein Teil der Schulter fanden sich am rechten Schenkel, während ein Rippenstück zu den Fußknöcheln gelegt worden war.

Teile von anderen Mumien wurden offensichtlich mit in die Mumie von Ramses VI. mit eingebunden, wie eine weibliche rechte Hand und von einem männlichen Körper ein verstümmelter Unterarm und die rechte Hand. Wahrscheinlich sollten die fremden Mumienteile die fehlenden Teile vom Körper Ramses VI. ersetzen (?). Es ist vielleicht sogar  zweifelhaft, ob die Priester dies bei ihrer Nachlässigkeit der Arbeit überhaupt wahrgenommen haben.

Nicolas Reeves - Tal der Könige - schreibt hierzu:
Zitat:
" Die Mumie war offenkundig zur selben Zeit behandelt worden, wie jene Sethos II., denn der rechte Unterarm und die rechte Hand dieses Königs waren versehentlich zusammen mit dem schwerbeschädigten Leichnam Ramses VI. verpackt worden."

G. E. Smith gibt Ramses VI. ein mittleres Lebensalter, wahrscheinlich älter als Ramses V., aber jünger als Ramses IV. Anhand von Röntgenbildern stellte W. M. Krogmann und M. H. Bear ein Sterbealter von 30 - 35 Jahren fest.

   Die Mumie Ramses VI. kurz nach ihrer Auffindung
im
noch eingewickeltem Zustand und nachdem man die sie umhüllenden Leintücher entfernt hatte.
(Bild: Emile Brugsch - bearb. v. Nefershapiland)

 Der stark beschädigte Kopf der ausgewickelten 
                          Mumie des Königs
(Bild: aus "Mumien" /A. Pierre Leca /bearb. v. Nefershapiland)

 

Funde im Grab:

Die einzigen Gegenstände, die in KV 9 gefunden wurden, und die Ramses V zuzuordnen sind, sind das Fragment einer hölzernen Kiste und ein hölzerner Sargnagel. Die anderen Objekte im Grab stammen von Ramses VI. Bruchstücke eines anthropoiden Sarkophags aus grünem Mischgestein fand man im Grab; der Deckel und die Seitenwände des Sarkophags sind graviert mit Auszügen aus dem Buch der Erde. Ein Fragment des Sarkophags mit einer Darstellung von Ramses VI befindet sich heute im Britischen Museum. Eine große Sarkophagwanne aus rotem Granit wurde ebenfalls im Grab aufgefunden, zusammen mit nahezu 200 Ostraka, welche die Arbeit im Tal der Könige betreffen. Während der Räumungsarbeiten der Sarkophaggrube in der Grabkammer legte Edwin Brock unbeschriftete Kalzitfragmente frei, die möglicherweise nicht zum Originalinhalt des Grabs gehören, sowie Keramik, Holzteile, Kalzit-Uschebits und eine Münze des römischen Kaiser Maximian. Die Mumien von Ramses V und Ramses VI wurden im Jahre 1898 im Versteck von KV 35 entdeckt

(Co.-Autor J. H. Pirzer)

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