home

Karnak - Tempel des Amun

Nilkreuzfahrt

Zwischen dem II. und dem III. Pylon befindet sich eines der größten sakralen Bauwerke aller Zeiten. Kein Teil des Amun-Tempels ist berühmter oder eindrucksvoller als dieser gewaltige, von Pfeilern gestützte Saal und lässt auch heute noch den Besucher ebenso erschauern wie jenen unbekannten Venezianer im Jahre 1589, der dort eintrat und "im ersten Augenblick dachte, es wäre ein Traum, dass er eine solch große Zahl von Säulen sehe, von einem gewaltigen Umfang und wie Bäume in einem Wald. Champollion schrieb  1828 an seinen Bruder: "Die Einbildungskraft, die sich zu Hause in Europa um einiges höher als unsere Kolonnaden emporschwingt, hält an und stürzt ohnmächtig zu Boden vor den 140 Säulen des großen Hypostyls von Karnak."

Etwas nüchterner betrachtet, bildet die Große Säulenhalle ein Rechteck von etwa 5.300 m2 und ist 103 Meter lang sowie 53 Meter tief. Das basikale Bauwerk wird in der Mitte durch einen zentralen Prozessionsweg geteilt. Die nördlichen und südlichen Seitenwände des großen Hypostyls (Große Säulenhalle) verbinden den II. und III. Pylon miteinander. Die Ostseite des II. Pylons bildet ihre Westwand und die Westseite des III. Pylons ihre Ostwand. 

             Freie Rekonstruktion des großen Säulensaals von Karnak. 
Deutlich ist hier in dem Schnittbild die Grundkonzeption dieses eindruckvollen Raumes zu sehen, insbesondere das erhöhte Mittelschiff, dessen aus mächtigen Sandsteinblöcken gebildetes Dach von Papyrussäulen mit geöffnetem Kapitell getragen wird. Durch Fenster hoch an den Seitenwänden beleuchtet, war dieser Teil des Säulensaales weniger dunkel als die Seitenschiffe.
                          (Schnittzeichnung: Description de l'Egypte, 1799)

Das Dach der Halle wird von 2 x 6 großen, 22,40 Meter hohen Papyrussäulen  aus Sandstein mit offenen Kapitellen getragen. Diese 12 Säulen haben einen größeren Umfang  (ca. 10 Meter) als die anderen 122 kleineren mit geschlossenen Kapitellen, welche immerhin noch eine Höhe von 14,74 Metern und einen Durchmesser von fast zwei Metern aufweisen. 
Die 12 großen Säulen bilden paarweise und in gleich großen Abstand eine Kolonnade zwischen dem II. Pylon im Westen und dem III. Pylon im Osten und sie teilen damit die Halle in zwei gleiche Hälften. In gleich großen, aber in dichterem Abstand stehen dazu die kleineren Papyrusbündelsäulen in je 7 Reihen. Nur zwischen der 4. und 5. Säule einer jeden Reihe ist der Abstand etwas größer, wodurch quer zu dem wuchtigen Säulengang ein zusätzlicher schmaler Gang zwischen den Nebentoren in der Nord- und Südmauer gebildet wird. Auf den Kapitellen aller Säulen liegen Abakus und Architrave - von den Deckplatten sind nur noch wenige erhalten.

                   Große Säulenhalle

Der Höhenunterschied zwischen den beiden mittleren Säulenreihen und den übrigen Säulen des Hypostyls - immerhin fast 8 Meter - machte es möglich, Lichtgaden entland der Mittelachse zu installieren. Einige der mächtigen Sandsteingitter in den Fenstern sind auch heute noch vorhanden. 

Bild: New Internat. Encyclopedia 1902
         dieses Bild ist gemeinfrei

Durch die Gitterfenster fiel Licht von obenein und beleuchtete den Prozessionsweg in der Mittelachse und die unmittelbar angrenzenden Bereiche der Seitenschiffe, während weiter draußen die Räume immer dunkler wurden. Überall im Saal standen Statuen, die im Dämmerlicht geisterhaft gewirkt haben müssen. 

         Durch die Lichtgaden fiel Licht von oben herein. 
Den Höhenunterschied zwischen dem Mittel- und den Seitenschiffen des Großen Säulensaales nutze man für monumentale steinerne Fenstergitter mit je acht bis zwölf 5,20 Meter hohen Lichtschlitzen.
             Relief von Ramses II. 
auf einem steinernen Gitterfenster in der Großen Hypostylhalle des Karnak-Tempels.

Foto: Olaf Tausch,
Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation
aus der englischen Wikimedia Commons.

Die Originaldatei ist  hier  zu finden
Foto:     Rèmih
Lizenz:  
GNU-Lizenz für freie Dokumentation
aus der englischen Wikimedia Commons.
Die Originaldatei ist   hier   zu finden.

 

Der schottische Zeichner David Roberts malte 1848
auf einer seiner Ägyptenreisen die Große Kolonnade.

Eines der Seitenschiffe der Säulenhalle

Bild: David Roberts (1796-1864This image is in the public domain because its copyright has expired.

  (Bild: Jon Bodsworth - copy free)

Der Name der Großen Säulenhalle ist in den Inschriften und Dekorationen an den Innenwänden der Halle erstaunlicherweise nur in elf Ritualszenen erwähnt, was eigentlich bei den Ausmaßen der Halle nicht häufig ist. Am häufigsten kommt er an den Inschriften der Dekorationen an der Westwand (Süd- und Nordhälfte) vor, dagegen nur einmal an der Südwand (Osthälfte) und zweimal an der Wand der Vorhalle (Südhälfte). Er ist weder an eine bestimmte Gottheit noch an eine bestimmte Ritualszene gebunden. In dem Ritual zum Talfest erscheint der Name der Halle in den Beischriften des verstorbenen Königs:

" [Es ist] der König, der Herr der beiden Länder (S.I.)|, gerechtfertigt, der sich im Gefolge seines Vaters Amun im Gotteshaus 'Ach (S.I.)| befindet, welches im Hause des Amun ist...!

In einer großen Szene am Haupteingang auf der Westwand/Nordhälfte wird der Name der Halle in der Bezeichnung des Gottes Amun-Re genannt: 

"Worte zu sprechen von Amun-Re, dem Herrn der Throne der beiden Länder, der im Gotteshaus 'Ach (S.I.)| weilt, im Hause des Amun ist.

Das Königstum wird in dieser Szene an den König übergeben und seine Titulatur wird festgesetzt. 

Der Name der Großen Säulenhalle steht zwar nur indirekt, aber trotzdem eindeutig fest. Er lautete " 'Ach (S.I.)| ".
(Quelle: Der Amun-Tempel von Karnak/Ali El Sharkawy)

Baugeschichte:

Trotz intensiver Forschung in den letzten hundert Jahren konnte bis heute die Baugeschichte nicht hundertprozentig rekonstruiert werden. Frühere Theorien, dass bereits Amenophis III. , welcher den III. Pylon und den Rohbau von dessen Vorhalle errichten ließ, die 12 Säulen längs der Mittelhalle nach dem Muster seines Kolonnadenbaus
 in Luxor aufstellen ließ, sind widerlegt.
(Haeny, o.c., 44ff. und Arnold, o.c. 120) 

           Nördliche Hälfte der Großen Hypostylhalle 
Die linken kleineren Säulen tragen oben die Fenster mit den Sandsteingittern. Im Hintergrund ist der heute noch aufrecht stehende Obelisk der Hatschepsut zu sehen 
            (Bild:
Die blauen Bücher, Ägyptische Kunst 1968)
           Blick in die Mittelkolonnade der Säulenhalle
Paarweise bilden die 12 großen Säulen eine Kolonnade zwischen dem II. und dem III. Pylon im Osten, was die Halle in zwei gleiche Hälften teilt.
                       (Bild: Elvira Kronlob)

 

"Ein Wald aus Säulen"
- in zweiter Reihe hinter den großen Säulen sind oben auf den kleineren Säulen Reste der Gitterfenster erhalten geblieben.
Überall im Großen Säulensaal standen Stauten,
welche im Dämmerlicht geisterhaft gewirkt 
haben müssen.
(Foto: Jon Bodsworth public domain) (Foto: Elvira Kronlob)

Es bleibt daher ungeklärt, welcher König für das Konzept der Großen Säulenhalle von Karnak verantwortlich war, ebenso der Verlauf der einzelnen Bauphasen. Die verschiedentlich geäußerte Überlegung, dass Ramses I. den Bauplan entwarf und den Bau begann - sein Name erscheint in fünf Szenen und ist von den nachfolgenden Königen unberührt geblieben - wird durch seine kurze Amtszeit zeitlich begrenzt.  Es besteht die Möglichkeit, dass Ramses I. wirklich den Plan für die Halle entwarf und mit dem Bau begann, der Weiterbau aber nach seinem Tod von seinem Sohn Sethos, der ihm auf den Thron folgte, fortgeführt wurde und die fünf Szenen als Andenken an seinen Vater erhalten blieben. 

Im Allgemeinen werden von den Ägyptologen die Dekorationen der Nordhälfte Sethos I. zugewiesen und seinem Sohn Ramses II. die der Südhälfte der Halle. Auf Ramses I. gehen die fünf Szenen zurück.  

Bisher nahm man an, dass Ramses II. die unter Sethos I. begonnenen Dekorationsarbeiten vollenden ließ - abgesehen von einigen Dekorationen auf den Säulen, die auf Ramses IV. zurückgehen. Die neueren Forschungen zeigen aber, dass diese Ansicht nicht zwingend ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ramses II. Szenen ganz oder teilweise usurpieren ließ, denn in vielen Szenen ist eine Überarbeitung der Kartuschen festzustellen. (siehe Murnane in: JNES 34, 1975ff., Nelson, Great Hypostyle, z. B. Pl. 34,14, Barguet, Tempel d'Amon-Re, 59 ff. und Seele o.c., § 78ff.) In der 20. Dynastie ließ Ramses IV. Restaurierungsarbeiten an den Wänden durchführen und an manchen Wandbereichen weitere Dekorationen anbringen.  

Die Reliefszenen im Inneren des Säulensaales sind ausschließlich religiösen Inhalts. Sie zeigen den König, der den Göttern opfert, die Prozessionen der Heiligen Barke und verschiedene Tempelrituale. Das Schema der Handlungen in den Ritualszenen ist zumeist immer : Agierung und Reagieren. Das heißt, der Gott wohnt im Tempel, während der König zu ihm kommt. Er tritt vor den Gott, häufig begleitet von einer oder zwei Schutzgöttinnen oder göttlichen Begleitern, die ihn durch die Zeremonie leiten. Der Gott reagiert auf die Ankunft des Königs und verkündet dann zusammen mit seinem göttlichen Gefolge seinen göttlichen Willen.

Sethos I. 
in der Nordhälfte der Säulenhalle
- Diese Szene in erhabenem Relief zeigt den König, welcher von der Göttin Hathor zum thronenden Amun-Re geführt wird.
(Bildausschnitt: Hanne )

          Basrelief - Sethos I. im Opfergestus vor Amun und Mut.
              - Nordost-Seite des Hypostyls von Karnak
In dieser Szene wurde die königliche Figur drei mal modifiziert.
 In der ursprünglichen Gestaltung trägt der König den Zeremonialbart und steht aufrecht. Das Ohr des Königs ist unter dem Nemes-Kopfputz zu sehen. In der nächsten Gestaltung der Szene beugt der König sich vor und der Bart ist entfernt worden. Der neue kraushaarige Kopfputz verbirgt sein Ohr. 
(Text siehe
"The Temples of Karnak" - Schwaller de Lubicz, S. 569)

In den Szenen wird der König gezeigt, der den Göttern opfert, die Prozessionen der Heiligen Barken und verschiedene Tempelrituale. Sehr schön ist auch eine weitere Szene in erhabenem Relief in der Nordhälfte des Säulensaales, wo Sethos von der Göttin Hathor zum thronenden Amun geführt wird. Etwas weiter eine Szene, in der Ramses I. in einer Anbetungsszene mit acht Göttern erscheint. Links der Tür auf der Nordwand des Saals tragen Priester in vollem Ornat eine reich verzierte Heilige Barke auf den Schultern. König Sethos I. begrüßt die thebanische Triade. 

Besonders erwähnenswert ist ein für Sethos I.  prachtvoll ausgestaltetes erhabenes Relief, in der er ein Bündel Papyrus darbringt. Mund und Nase sind sehr sorgfältig ausgearbeitet und die Wangen fein modelliert, sogar die Perücke und der breite Kragen sind äußerst detailreich dargestellt. Der Gott Thot steht auf der rechten Seite der Tür und schreibt die Namen des Königs auf ein Blatt des Kugelbaumes. 

Bild:      Karnak-Tempel Great Hypostyle Hall
User:     Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY-SA.2.0

In diesem Relief, das an die vorhergehende Szene anschließt,  kniet Sethos I. vor dem in einem Naos sitzenden Amun-Re. Hinter dem König steht die Göttin Sachmet und hält die Palmrispe mit Millionen von Jahren für den König bereit.

Bild:      Karnak-Tempel Great Hypostyle Hall 1
User:     Kairoinfo4U
Lizenz:   CC BY-SA.2.0

Ursprünglich waren die Szenen in kräftigen, beinahe grellen Farben gehalten, wovon heute nur noch geringe Reste der originalen Wandbemalung erkennbar sind. Die handwerkliche Qualität der Künstler unter Sethos I. scheint viel höher gewesen zu sein als später unter seinem Sohn Ramses II. Die Künstler unter Sethos erschufen fein gemeißelte Reliefs und viele der Figuren sind oft nachgearbeitet worden, bis sie mit den Proportionen zufrieden waren. Bei den Reliefs, welche unter Ramses II. entstanden, erscheinen die Verzierungen oft als wenn sie hastig ausgeführt wurden; häufig im versenkten Relief mit kaum herausgearbeiteten Details. 

Ramses vor dem Perseabaum

Ramses II. kniet vor dem Kugelbaum und empfängt von Amun-Re, Mut und Chons (letzterer ist hier nicht im Bild) eine Vielzahl von Jubiläen.

 

(Bildausschnitt: Hanne Siegmeier)

Die Große Säulenhalle hat die Jahrhunderte nicht ohne Schaden überlebt. Brandspuren wurden an den Säulen des Mittelschiffes der Hauptachse, an der Vorhalle des II. und des III. Pylon sowie an der Außenseite des zweiten festgestellt.
Eine der Säulen fiel im Oktober 1899 um und riss weitere zehn Säulen mit sich. Um den heutigen Zustand der Säulenhalle zu erreichen, wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen. 

Die dicht stehenden Säulen sollten einen Papyrussumpf symbolisieren.

Foto:       Frankmnl at en wikipedia
Subject: Karnak Temple, Luxor, Egypt Date: May 4, 2006
Lizenz:    Creative Commons Attribution-Share Alike
2,5 Generic
  licence.
 
aus Wikipedia
Die Originaldatei ist   hier   zu finden.
Foto:       Forrestjunky   Juli 2008
                - Wikimedia Commons
Lizenz:    Creative Commons Attribution-Share Alike
4,0 Unported
    Licence.
  
aus Wikipedia
Die Originaldatei ist   hier   zu finden.

 

Statuen im Großen Säulensaal:

Überall im Großen Säulensaal standen Statuen, die im Dämmerlicht geisterhaft gewirkt haben müssen. Von Amenmesse befanden sich sechs Quarzitstatuen im Großen Hypostylsaal, die wahrscheinlich auf der Mittelachse des Tempels standen. Drei dieser Statuen befinden sich heute noch in der Hypostylhalle. Alle drei bestehen aus Quarzit und sind kopflos und wurden von König Sethos II. usurpiert.

Standstatue Nr. 1 vom Typ Stabträger - wahrscheinlich hergestellt für Amenmesse

Der König trägt einen langen Schurz, er hält links eine Standarte deren Oberteil abgebrochen ist. Auch der Kopf ist abgebrochen und befindet sich heute in New York, Metropolitan Museum of Art, no. 34.2.2. Dass die Statue durch Sethos II. usurpiert worden ist, wurde von Barguet festgestellt.
Material:       rotbrauner Quarzit
Maße:           (ohne Kopf) Höhe: 1,97 m; Breite: 43,5 cm (max); Tiefe 60 cm, Basis-Höhe: 42,1 cm
Standort:        Hypostylhalle, im Südosten, nördlich der Säule Nr. 71, nach Westen blickend
Bild:  Elvira Kronlob Bild: Elvira Kronlob

               Statue Nr. 2: Karnak - Hypostyl,  Der König als Stabträger - wahrscheinlich Amenmesse
Diese Statue vom Typ vom Typ Stabträger wurde höchstwahrscheinlich für Amenmesse hergestellt und von Sethos II. usurpiert. Der König ist bekleidet mit einem kurzen Faltenrock mit Ziergehänge. Links hält er eine Standarte, deren Oberteil abgebrochen ist. 

Auf der linken Seite der Statue ist zwischen Rückenpfeiler und linkem Fuß des Königs die Figur sowie Titel und Name der Königin Takhat  (&Axat) eingemeißelt. Die Königin trägt ein langes Gewand und eine flache Krone, auf der sich ein Abbild der Göttin Mut mit ausgebreiteten Schwingen und ein großer Uräus mit Kuhhörner und Sonnenscheibe dazwischen befindet. Auch der Uräus an ihrer Stirn weist ein Kuhgehörn mit Sonnenscheibe dazwischen auf. Außerdem trägt sie eine kurze Perücke mit Seitenlocke die über ihre linke Schulter fällt. In ihrer linken Hand hält sie eine Lotusblüte, die rechte hat sie anbettend erhoben. Die Inschrift nennt sie „Königstochter, Königsgemahlin (&Axat)|“.

Nach Barguet ist die Statue von König Sethos II.  usurpiert worden, auch der zweite Titel „Königsgemahlin“ beim Bild der Königin scheint verändert worden zu sein. Der Rückenpfeiler ist komplett um ca. 5 – 8 mm abgearbeitet worden, da die original Schriftzeichen jedoch ca. 7 – 10 mm tief eingearbeitet waren, sind davon noch einige Spuren sichtbar geblieben.

Anhand der verbliebenen Spuren der original Inschrift ist ersichtlich das dieses Statue einst auf den Namen von König Men–mi–re  setepenre  Amenmesse beschriftet wurde.
(Quelle:
Amenmesse Six Statues at Karnak / Frank J. Yurco)

Material:          rotbrauner Quarzit
Maße:              (ohne Kopf) - Höhe: 2,58 m; Breite: 67,5 cm; Tiefe: 95 cm.
Standort:          Hypostylhalle, im Südwesten, nördlich der Säule Nr. 70, nach Osten blickend
                      Bild: Elvira Kronlob                       Bild: Elvira Kronlob

                         Nr. 3:  Kniestatue, Original wohl auch hergestellt für Amenmesse.
Usurpiert von Sethos II., (nach Barguet). Der König trägt das Nemeskopftuch, den kurzen plissierten Schurz und hält eine Opfertafel vor sich auf den Knien. Von der originalen Inschrift findet sich heute keine Spur mehr.

Material:            rotbrauner Quarzit
Maße:                ohne Kopf - Höhe 1,39 m, Breite 49,2 cm (max.), Tiefe 98, 4 cm
Standort heute:  Hypostylhalle, im Nordosten, nördlich der Säule Nr. 4 - 
                            nach Westen blickend.

Bild: Elvira Kronlob Bild: Elvira Kronlob

 

Statuengruppe aus Karnak mit Amun-Re - Großer Säulensaal
- Material: Kalzit-Alabaster, Höhe 5,55 m -   

Die Statuengruppe wurde aus zahlreichen Fragmenten zusammengesetzt und ist modern stark ergänzt. Aus stilistischen Gründen wird diese Großplastik König Haremhab zugewiesen, die dann durch Ramses II. auf sich umgewidmet wurde. Um das äußere Erscheinungsbild des Denkmals wiederzugewinnen und eine Aufstellung zu ermöglichen, wurden fehlende Partien an den Beinen und Oberkörpern in Zement nachgebildet. Hauptsächlich betreffen die aufgetretenen 
Beschädigungen die beiden Statuen, während der breite Rückenpfeiler und der hohe Fußsockel wesentlich besser erhalten geblieben sind.

Die Königsfigur ist besonders schwer beschädigt worden. Von ihr wurden nur noch Teile des rechten Beines, des linken Armes und mehrere Fragmente des Schurzes aufgefunden, während vom Körper der Amun-Statue zwar der Erhaltungszustand  nahezu identisch mit dem der Königsfigur ist, aber glücklicherweise der Kopf des Gottes mit Partien der Federkrone, des Bartes und des Halskragens geborgen werden konnte. Bei dem Gesicht ist nur die Nase angestoßen. Vom Rückenpfeiler fehlen der obere Abschluss und Teilbereiche des unteren Endes, während sich weitere Schadstellen im Verlauf der einzelnen Brüche zeigen. Fast vollständig zerstörst ist die Oberfläche des Standsockels der Statuen-Gruppe.

Statuengruppe mit Amun-Re
(Bild: HÄB 42)

Gruppenbildnis im Großen Säulensaal
(Bild: Elvira Kronlob)

Die Aufstellung der Statue an ihrem heutigen Standort im Großen Säulensaal erfolgte 1913 durch den damaligen Chefarchitekten von Karnak, den Franzosen G. Legrain. Die Statuengruppe befindet sich zwischen der Rückseite des nördlichen Turmes des 2. Pylons und der ersten Säule des hohen Mittelschiffes. Lt. Matthias Seidel/Die königlichen Statuengruppen scheint dieser Standplatz mit dem originalen Aufstellungsplatz identisch zu sein, denn auf Grund der Größenverhältnisse kommt eine Aufstellung vor dem Pylon nicht in Frage, ebenso im Bereich der beiden Seitenschiffe des Säulensaales.
Beschreibung:
Der König und Amun-Re stehen gleichgroß auf einem extrem hohen Basissockel und haben jeweils das linke Bein zur Schrittstellung vorgesetzt. Der Gott trägt die hohe charakteristische Federkrone, den Götterbart und einen kurzen Schurz, dazu einen Halskragen und um beide Handgelenke einen Armreifen. Amun-Re hält in der zur Faust geballten rechten Hand ein nicht mehr zu identifizierendes Göttersymbol. Der rechte Arm hängt am Körper herab, der linke Arm ebenso.

Der König trägt den dreigeteilten Schurz. Der linke Arm liegt am Körper an und seine Faust umfasst ein mks-Zeichen. Am Handgelenk trägt der König einen Armreif. Der rechte Arm ist zerstört, aber höchstwahrscheinlich umarmt er mit diesen den Gott, wenngleich eine sichere Entscheidung diesbezüglich nicht möglich ist, da die rechte Schulter der Amunfigur ebenfalls fehlt. Bei der Krone kann es sich eigentlich nur um eine Landes- oder Kompositkrone gehandelt haben, denn der Kronentypus der Königsfigur wird sich in der Höhe der Federkrone des Amun angepasst haben. 

Einst war die Statuengruppe ca. 40 cm tief in das Bodenpflaster eingelassen, was die überdimensionale Wirkung des mächtigen Sockels milderte, dem Bauwerk aber einen verbesserten Stand verschaffte und die lichte Größe auf das ansprechende Maß von 10 ägyptischen Ellen reduzierte.

Alle Inschriften auf der Doppelstatue stammen ausschließlich aus der Usurpationszeit Ramses II., der wie üblich alle denkbaren Flächen zur Beschriftung nutzen ließ. Während an den Inschriften des Rückenpfeilers keinerlei Spuren der Originalbeschriftung - die sicherlich auch nur auf dem Rückenpfeiler selbst, nicht aber and den Seiten vorhanden war - auszumachen sind, erscheint das Niveau der Texte zwischen den Beinen und Füßen der Figuren merklich versenkt, was für die Tilgung der ursprünglichen Beschriftung sprechen dürfte.

Auf dem Basissockel, zwischen den Füßen Thutmosis und Amun-Re, befindet sich ein Inschriftenfeld mit drei Kolumnen:
"Herr der Beiden Länder:[Wsr-]mAa.t-[Ra.w stp.n-Ra.w],
Herr des Erscheinens: [Ra.w-msj-sw mrj-Jmn.w,
dem Leben gegeben werde wie Re];
[erwählt von] Amun-Re, Herr [der Throne der Beiden Länder]"

Zwischen den Beinen des Königs und des Amun-Re wurde eine Doppelkolumne angebracht.
"Es lebe der Vollkommene Gott, reich an Denkmälern im Haus seines Vaters [Amun-Re, Herr]
der Beiden Länder: Wsr-mAa.t-Re.w  stp.n-Ra.w." (
User-maat-re setepen-re)
Es lebe der Vollkommene Gott, der Nützliches tut im Hause seines Vaters [Amun-Re],
Herr des Erscheinens:
Ra.w-msj-sw mrj-Jmn.w"

       oberer Teil des Rückenpfeilers                                                                      unterer Teil des Rückenpfeilers
        (Bild: Elvira Kronlob)                                           
                                               (Bild: Elvira Kronlob)
Auf dem Rückenpfeiler stehen zwei voneinander abgesetzte Textkolumnen:
"[Horus]: KA-nx.t mrj-MAa.t, König von Ober- und Unterägypten:
Wsr-mAat.t-Ra.w stp.n-Ra.w, aufgezogen von Amun, als Kind auf den Armen der Mut, Herrin des Himmels,
zum Herrscher, der alle Länder in Besitz nimmt, [Sohn] des Re: [...]
Rede von Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder:
Siehe, ich bin der Schutz deiner Glieder und der Reichtum deiner Jahre;
siehe, es freut sich mein Herz, wenn es deine Vollkommenheit sieht und die Existenz deiner Statue veranlasst [....

(Eine exakte Parallele bietet die Rückenpfeilerinschrift einer kolossalen Standfigur Ramses II. in Luxor;
vergleiche R. A. Schwaller de Lubicz, Le Temple de I´Homme II. 1957, Tfn. 18-22)

          linke Schmalseite, Rückenpfeiler- oben                                                   linke Schmalseite , Rückenpfeiler unten
               (Bild: Elvira Kronlob)                                                                                   (Bild: Elvira Kronlob)              
Auf der linken Schmalseite des Rückenpfeilers ist eine weitere Kolumne zu erkennen:
"[Horus]: KA-nX.t mrj-MAa.T, König von Ober- und Unterägypten,
Herr der Beiden Länder, Herr des Rituals:
Wsr-mAa.t-Ra.w stp.n-Ra.w,
leiblicher Sohn des Re, von ihm geliebt;
Ra.w-msj-sw mrj-Jmn.w ihm werde Leben gegeben."
Nur geringe Zeichenreste sind von den Inschriften auf der rechten Schmalseite des Rückenpfeilers und unter dem entsprechenden Bein der Götterfigur erhalten, welche aber klarstellen, dass es sich erwartungsgemäß um kurze Titulaturzeilen handelt. Dasselbe gilt auch für die Inschriftenreste auf den Sockelseiten. Die Gürtelschnalle der Königsfigur beinhaltet den Geburtsnamen Ramses II., die der Amun-Statue den Thronnamen des Herrschers.

Auf dem linken Oberarm des Königs sind noch Zeichenreste des Statuennamens erhalten: 
"Ra.w-msj-sw mrj-Jmn.w, erwählt von [Amun-Re]".

Datierung:
Aus der Gesichtsstilistik der Amunsfigur und an strukturellen Kriterien ist eine Orientierung für den Nachweis der zeitlichen Einordnung der Kolossalfigur unter Haremhab zu erfolgen, da an den Inschriften keine unmittelbaren Usurpationsspuren abnzulsen sind. Es wurde festgestellt, dass die beiden Statuen weit vor dem Rückenpfeiler aufgebaut sind, d. h. dass sie sich quasi von ihm gelöst haben, während bei ramessidischen Statuengruppen die Figuren meist tief im Werkblock verharren, so dass sie wie ein sehr stark erhabenes Relief wirken. Es können an den Gesichtszügen des Gottes keine Stilelemente der Portraitkunst Ramses II.
ausgemacht werden, was auch insbesondere ein Vergleich mit dem berühmten Sitzbild dieses Königs im Turiner Museum zeigt, das in den ersten Regierungsjahren Ramses II. entstanden sein dürfte. Aufschlussreich ist vor allem die Mundbildung der Karnak-Gruppe mit einem breiten vollen Lippenpaar, das eindeutig in der Stiltradition der späten 18. Dynastie steht und noch nichts von dem typischen ramessidischen Lächeln erkennen lässt. Auch die breite Gesamtform des Gesichtes mit der weichen Wangenbildung und die Ausführung des Augenpaares lassen sich m.E. nur mit dem Vorgeschlagenen Zeitansatz in Verbindung bringen.

Die Physiognomie der Amunsfigur birgt noch letzte Reste des jugendlichen Gesichtsduktus eines Tut-anch-Amun, zeigt aber auch schon deutlich in der zweiten Regierungshälfte des Haremhab einsetzenden Stiltendenzen, die mit Beginn der 19. Dynastie zu einer neuen Auffassung des Königsportraits führen.

(Text nach HÄB 42/Die königlichen Statuengruppen/M. Seidel/Gerstenberg-Verlag)

 

Die Außenwand des Großen Säulensaales:

Während die Szenen im Inneren des Großen Säulensaales nur religiöse Themen zeigen, in denen der König vor den Göttern opfert, die Prozession der Heiligen Barke und verschiedene Tempelrituale, wird an den Außenwänden der Säulenhalle vor allem die überlegene weltliche Macht des ägyptischen Königshaus dokumentiert. Diese Macht und Vorherrschaft über die anderen Nachbarvölker war den Herrschern von Ägypten nach ihren Vorstellungen nur durch den Beistand der Götter, hier natürlich vorwiegend des Reichsgottes Amun, möglich. Auf der gesamten Nordwand und einer kleinen Eckwand im Osten werden die Feldzüge Sethos I. während seiner Herrschaft wiedergegeben. Die Szenen betonen die Männlichkeit und militärische Tapferkeit des Königs. Mehrmals wird als Dank für den göttlichen Beistand dargestellt, wie der König seine Truppen in den Kampf führt und stets nach den erfolgreiche  (!!! ) Schlachten in die Heimat zurückkehrt und dem thronenden Amun-Re - und damit dem Tempel -  die Kriegsbeute und die Tributzahlungen sowie die gemachten Gefangenen darbringt.
Diese Macht des Königs wird in langen Inschriften gepriesen, seine kühnen Heldentaten und die Städte genannt, die er erobert hat.  

                                      Sethos I. im Kampf gegen die Hethiter  

Der König steht in seinem Streitwagen und schießt Pfeile auf die fliehenden Hethiter ab. Die Toten und Verwundeten liegen verstreut auf dem Schlachtfeld. Die Szene ist sehr lebensecht.
Der Kriegsbericht findet sich in den Reliefdarstellungen an der Außenwand des großen Säulensaals zu Karnak. 
                       (Bild aus „Ägypten“ von Erman/Ranke)

 

Äußere östliche  (linke)  Sethos-Wand  - Karnaktempel

Die linke (östliche) Hälfte der äußeren Nord-Wand der großen Säulenhalle ist den Schlachten Sethos I. in Syrien und Palästina gewidmet und zeigt folgende Szenen:

Östliche Hälfte der äußeren North Wand

1. Die Einnahme der Festung von Pekanan
2. Die Abfahrt von Raphia auf der Wüstenstraße
3. Der Beduinen-Überfall und die Wasserspeicher
4. Die Rückkehr Sethos I. zur ägyptischen Grenze
5. das Darbringen der Kriegsbeute für Amun
6. Das neue Angebot des großen Anführer vom Libanon und das Fällen der Bäume.
7. Die Kapitulation von Yanoam
8. Das Fesseln der Gefangenen
9. Die Rückführung der Gefangenen nach Ägypten
10 Das Überbringen der Kriegsbeute an die thebanische Triade
11. Die kultische Handlung des "Erschlagens der Feinde".

Die Mitte der östlichen Wand zeigt Ägyptens Grenze zu Asien hin. Sie ist durch ein langes, schmales Gewässer getrennt - das Wasser des "Einschnitts". Es befindet sich nahe der antiken Grenzstadt Sile / TArw  - in der Nähe des heutigen El-Qantara und die vom Mündungsgebiet des Nils über einen Kanal auch per Schiff zu erreichen war. Das Gewässer wird von einer kleinen Brücke überspannt, die zwischen zwei Gebäuden verläuft - evtl. Grenzstationen mit Soldaten. Das andere Gebäude auf der östlichen Seite sieht asiatisch aus, das auf der rechten Hälfte ist vom Stil her ägyptisch. Auf der Westseite des Sees fährt Sethos I. gefesselten Gefangenen über die Sinai-Halbinsel zur Grenze.  Auf der ägyptischen Seite sieht man Priester aus dem großen Amun-Tempel im Jubelgestus, die auf ihren Instrumenten spielen. Auf der ägyptischen Seite des Gewässers ist alles wohlgeordnet und straff organisiert, während auf der östlichen asiatischen Seite das Chaos und völlige Verwirrung herrscht.

            Sethos-Wand - Östliche Stirnseite
      -
Außenmauer des Großen Säulensaals  -
Auf einer Inschrift, die man bei Beth Schean im Norden Kanaans gefunden hat, welche aus dem 
1. Regierungsjahr Sethos I. datiert, (ca. 1294 v. Jhr.)  erfahren wir, dass er einen vernichtenden Angriff, ausgehend vom Grenzposten Sile am nördlichen Rand des Deltas gegen die Shasu - ein Stamm bzw. ein Gefüge von Stämmen -  entfesselt hatte. Diese waren für ihre abtrünnige Gesinnung bekannt. (Szene 1) Sethos Streitkräfte waren in drei Divisionen organisiert, die nach den großen Göttern Amun-Re. Ptah und Seth benannt waren. Der König steht auf seinem Streitwagen und verschießt Pfeile auf die Beduinen, die übereinander zu Boden stürzen.

 

(Bild: Elvira Kronlob)

In diesen Szenen und den Inschriften wird die gesamte Geschichte dieses Kampfes gegen die nomadischen Beduinen und den Rebellen des Shasu-Stammes aufgeführt, welche die Ruhe im Gebiet beim Fort von Pekanan (Tharu) an der ägyptischen Grenze störten. Die Festung Tharu wird hier auf einem Hügel liegend, der durch Bäume umgeben war, dargestellt.

Einnahme der  Festung Pekanan
 - Östliche Stirnseite der Außenmauer des Hypostyls - Szene 1.
( Bild: Wilfried Ulrich 2007)

Der König steht in seinem Streitwagen und verschießt seine Pfeile auf die Beduinen, deren Formation panisch auseinander bricht und die von den tödlichen Pfeilen getroffen zu Boden stürzen. Unter den wenigen Flüchtlingen, welche den Pfeilen des Königs entkommen konnten, sind einige, die sich in die Bergfestung retten konnten. 

Vom ethnischen Gesichtspunkt aus erscheinen die Shasu durch schmale, knöcherne Gesichter mit einer verschwindenden Stirn, einer langen gewölbten Nase und einem spitzen Bart gekennzeichnet. Ihre Uniform bestand aus einem Schurz, der innen durch einen Gurt gebunden wurde. Bewaffnet sind sie mit Speeren und Äxten.

Wir sehen auf der Darstellung oben auf der Festung eine Gruppe von drei stehenden Männern, von denen einer seine Arme in einer Abwehrgeste erhebt, während ein anderer seine Lanze als Zeichen der Aufgabe zerbricht.

(Bildausschnitt: Winfried Ulrich)

In der oberen Szene der östlichen Außenwand der Großen Säulenhalle erstattet der Wedelträger des Königs dem vor seinem Streitwagen stehenden König Bericht über die Versprechen der vor "Furcht zitternden" großen Häuptlinge von Retenu, dass alles entsprechend der Aufträge des Königs getan wird, der lautete: "Im Libanon Bäume zu schlagen um ein großes Nilschiff und Flaggenmasten für den Tempel des Amun herstellen zu können."
Der ägyptische Hauptmann mit dem Titel eines
"Wedelträger zur Rechten des Königs" antwortete:
"Es soll alles getan werden, wie du gesagt hast, du Horus, der die Beiden Länder leben macht. Du bist wie Month für jedes fremde Land. Wenn die großen von Retenu (Syrien) so ist der Respekt vor dir in ihren Gliedern.."

Unter den zahlreichen Gefangenen, die der König mit sich fortführt, sind auch die Kinder der Fürsten. Diese Kinder werden an den ägyptischen Königshof gebracht, damit sie später die Führung ihrer Fürstentümer im Sinne Ägyptens leiten konnten.

  Das Fällen der libanesischen Zedernbäume
                -   Szene 6    -

In der Szene auf der Außenmauer des Großen Säulensaals (Östliche Stirnseite) sind zwei große libanesische Anführer dargestellt, die einen Baum fällen, während zwei weitere Männer mittels Taue den Fall der Stämme kontrollieren.

(Bild mit frdl. Genehmigung: Winfried Ulrich)

 

      Zedern aus dem Libanon

In der Darstellung (Szene 6) an der Nord-Ost-Ecke steht der König neben seinem Streitwagen, nachdem er die befestigte Stadt Geder eingenommen hat  und nimmt die Huldigung der libanesischen Fürsten entgegen. 

Im Relief ist zu sehen, wie im dichten Wald der Befehl des Königs die Zedernstämme zu fällen, ausgeführt wird.

Bild links: An illustration from the Encyclopaedia Biblica, a 1903 publication which is now 
in the public domain

(Szene 2) - Am Fuß eines Hügels, wo sich eine Festung befand, deren Name zwar verloren ist, allgemein aber angenommen wird, dass es sich um Raphia handelt, präsentieren hohe Würdenträger Behälter und wertvolle Materialien dem ägyptischen Eroberer. Der König  steht in seinem Streitwagen auf der Straße nach Westen und wendet sich in eine Abschiedsgeste zu den Stadtbewohnern um. In der Inschrift wird er wie folgt genannt:
"Beschützer Ägyptens, der die Oberhäupter Kharu (Palästina) zum Schweigen bringt."

Interessant ist hier, dass es sich um die einzig bekannte bildliche Darstellung von der Straße (Dessert Road). welche die Wüste durchquert, handelt. Es werden befestigte Stützpunkte mit Wasserstellen gezeigt, welche die Armee bei ihrem Vor- und Rückmarsch benutzte.  (Die Dessert-Road wurde auf einem Papyrus von einem Offizier erwähnt, der das ganze mittelöstliche Gebiet beschreibt - siehe A. H. Gardniner, "Anastasi Papyrus 1.1.27-28. Helck, Die Beziehungen Ägyptens pp. 323-27)

In Szene 3 wird über die im Hinterhalt liegenden Beduinen berichtet, die den König zwangen umzukehren und einen neuen Kampf gegen sie auszufechten, in welchem die Truppen des Königs unter dem Schutz von Nechbet, die in ihren Klauen den Sen-Ring hält, an dem das Symbol für das Königsjubiläum hängt, die plündernden Banden von Shasu ausrotten

Sethos-Wand - östliche Hälfte (links)
Sethos I. bringt die Kriegsbeute der thebanischen Triade dar (Szene 10)


(Bild:
Mutnedjmet)

                           Sethos-Wand - östliche Hälfte
Oberes Register:
  Die Rückführung der Gefangenen aus dem Jenoam-
                               Feldzug nach Ägypten (Szene 9) 
Unteres Register: Rückkehr Sethos I. zur ägyptischen Grenze.
                               (Szene 4)
                               (Bild:
Mutnedjmet)

In den folgenden Szenen kehrt Sethos I. nach dem Ende der Schlacht auf seinen westlichen Weg zur ägyptischen Grenze zurück. Hinter dem königlichen Streitwagen befindet sich ein Prinz, vor dessen Füßen die Darstellung der Festung namens 
"Wadjet", Beschützerin des Nordens, dargestellt ist. 
(heute nicht mehr sichtbar) 
(nach den Notizen von Champollion, "Notices descriptives, vol. 2,p. 92)

Mehi ein hoher Militär, folgt mit weitausholendem Schritt direkt hinter dem königlichen Streitwagen. Dies zeigt die hohe Stellung, die Mehi am Hofe Sethos I. innehatte, es wurde schon mehrfach vermutet, dass Mehi  eventuell als potenzieller Thronfolger vorgesehen war. In der linken Hand hält Mehi einen Bogen, in der rechten wohl Schnüre die evtl. zum Binden der Gefangenen dienten. Er trägt eine lange glatte Perücke, ein langes Gewand und einen Pfeilköcher auf dem Rücken. 

Dieselbe Figur taucht noch fünfmal auf der Wand von Sethos I. auf und in jedem Fall haben die antiken Künstler diese Figur mit Gips verputzt und zu einem späteren Zeitpunkt (wohl unter Ramses II.) wurde über die Figur Mehis, die eines königlichen Prinzen (mit Prinzenlocke und Wedel in der Hand) graviert – wahrscheinlich wurde  hier Prinz Ramses in seiner Stellung des designierten Thronfolgers dargestellt.  

      Hoher Militär "Prinz" Mehi
Mehi, ein hoher Militär, folgt mit weitausholendem Schritt direkt hinter dem königlichen Streitwagen. Dies zeigt die hohe Stellung die Mehi  am Hofe Sethos I. innehatte. Es wurde schon mehrfach vermutet, dass Mehi eventuell als potenzieller Thronfolger vorgesehen war.

(Bildausschnitt:
Hanne)

                     Die traditionelle symbolische Darstellung des "Erschlagens der Feinde".
                                                 - östliche Hälfte der Sethos-Wand -
Rosellinis Zeichnung rechts zeigt die Szene, die links als Foto  zu sehen ist. Anhand der Zeichnung wird deutlich, wie schwer die Tempelmauer seit den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts in Mitleidenschaft gezogen wurde. 
                                                           (Bild links:
Mutnedjmet)

Die abschließende Szene auf der östlichen Hälfte der Sethos-Wand wird auf fast identische Art und Weise auf jeder Seite des Eingangs dargestellt. Es handelt sich um die traditionelle symbolische Darstellung "des Erschlagens der libyschen, syrischen und nubischen Feinde". Sethos trägt die rote Krone Unterägyptens und hält ein Dutzend gefangengenommener und um Gnade flehender Fürsten, die sich dem König furchtvoll unterwerfen, gebündelt am Schopf, um sie mit der Hedj-Keule zu erschlagen. Amun reicht ihm mit der rechten Hand ein Krummschwert, während seine andere Hand ein Anchzeichen und drei Leinen hält, mit denen die Fremdvölker symbolisch gebunden sind. Die Darstellung dieser Feinde zeigt nicht die wirklichen historischen Gegner von Sethos I., sondern zeigt die Gesamtheit der Feinde an sich, mit deren Zusammenfassung der König das Ausmaß seines Sieges demonstriert.

Auf mehreren Listen, die sich neben dieser Darstellung befinden, werden die südlichen und nördlichen Fremdländer benannt, die traditionell für das Chaos stehen, welches der König mit Hilfe der Götter und nach deren Willen besiegt. Der Gott spricht zu ihm:

"Oh my son of my body. 
I bring to thee the chiefs of the southern countries....
(I turn) my fache to the noreth, 
I work a wonder (for thee), snaring the rebels in their nest.....
I turn my face to the east, I wsork a wonder for thee, 
I bind them all for thee, gathered in thy grasp.....
I turn my face to the west,
I work a wonder for thee, consuming for thee every land of Tehenu...
I turn my face to the earth, (I work a wonder for thee, ...the gods of the horizon of heaven acclaim to thee when Ra is born every morning...
I turn my face to the earth, (I work a wonder for thee, I appoint for thee victories in every country.)"

(Breasted, Ancient Records, vol 3, § 116)

 

Westliche Hälfte der  Sethos-Wand (rechts) im Karnaktempel

Auf der rechten (westlichen) Seite der Sethos-Wand bekämpft der König Libyer und Hethiter. Man sieht im oberen Register nahe dem Rundstab vor der Ecke des II. Pylon ägyptische Streitwagen, die in voller Geschwindigkeit durch die Wüste auf Kadesch zurasen. Kadesch war eine Festung im Lande Amor. Die Soldaten der Festung fallen von den Befestigungen eines Turmes auf einen Hügel herab, getötet von den Pfeilen des Königs. Unterhalb der Festung sieht man einen bewaldeten Hügel, wo sich die erschrockenen feindlichen Soldaten zwischen den Büschen und Bäumen verzweifelt versuchen zu verstecken.

Westliche Hälfte der äußeren Nord-Wand

12. Bogenkampf gegen die Kheta
13. Rückkehr nach Ägypten mit den Gefangenen von Kheta
14. Das Überbringen der Kriegsbeute an Amun, Sachmet-Mut, Chons u. Maat.
15. Harpagon-Kampf gegen die Libyer.
16 Speerkampf gegen die Libyer.
17. Rückkehr mit den Libyschen Gefangenen.
18. Das Überbringen der Kriegsbeute an die Triade von Theben
19. Bogenschießkampf bei Kadesch, das Land des Amor
20. Die Tribut-Präsentation im Tempel
21. Das rituelle Massaker der Gefangenen vor Amun

**** Die "Kheta" sind lt. W. Helck in "Beziehungen Ägyptens zu Vorder-Asien im 3. und 3. Jahrtausend v. Chr. - Wiesbaden 1962"
wohl die Hethither.

In der Szene 12 (unteres Register) 
auf der westlichen Hälfte der äußeren Nord-Wand sieht man den mit der Sonnenscheibe gekrönten König, der in seinem Kriegskampfwagen steht. Er schießt seine Pfeile auf die sich fliehende Armee der
Kheta, die aus Kampfwagen und Infanteristen besteht. Man kann an den sehr deutlichen Details ohne weiteres ihre Rasse und Nationalität erkennen - Shasu, Libanesen und Palästinenser.

 

(Bildausschnitt: Jon Bodsworth

In der folgenden Szene 13 steigt der König auf seinen Streitwagen, in der rechten Hand das Sichelschwert, die Peitsche und die Leinen für die Pferde, die schon für seine Abfahrt angespannt worden sind. In der linken Hand hält er einen Bogen und die Stricke, mit denen er die besiegten Feinde mit sich führt.

Als Dank für den göttlichen Beistand ist mehrmals dargestellt, wie der König dem thronenden Amun und damit dem Amun-Tempel die erbeuteten Kostbarkeiten und Tributzahlungen darbringt.

Überbringen der Beute 
an die thebanische Triade
 - Szene 14 - 

Nach der Rückkehr des König nach Theben opfert er die Kriegsbeute an Amun, Sachmet-Mut (mit dem Löwenkopf) - Herrin von Asheru -  Chons und Maat, Tochter des Re.

Im oberen Register (Szene 15 u. 16) auf der westlichen Hälfte der äußeren Nordwand, ist der Sichelschwertkampf des Königs gegen den Libyschen Häuptling, der gut an den zwei Federn in seinen Haaren zu erkennen ist, dargestellt, während die Libyer unter den vorstürmenden Hufen der ägyptischen Pferde zusammenbrechen. In einem weiteren Kampf gegen einen lybischen Häuptling ersticht der König diesen in einem Zweikampf mit einem Speer.

In dieser Darstellung (Szene 16) sind links und rechts zwei Prinzen erkennbar, von denen man annimmt, das sie Söhne von Sethi I. gewesen sind. Der Ältere starb bevor er regieren konnte und der zweite war der spätere Ramses II.  Ihre Darstellung in dieser Szene verursacht ein historisches Problem durch die Tatsache, dass sie mehrere Male nachgearbeitet worden sind und jetzt durch zwei Kolumnen von Text überlagert werden, von dem aber nichts mehr blieb als die Wörter "....wie Ra" auf dem Prinzen links (Ramses)

(Szene 18 und 17 ) - Westliche Hälfte der Sethos-Wand  / oberes Register
- Rückkehr mit den lybischen Gefangenen  (17) und Darbringung der Gefangenen vor der thebanischen Triade (18) -

Auf der rechten Darstellung, (17) die sich in der Mitte der westlichen (rechten) Hälfte der Sethos-Wand befindet, steht Sethos I. auf seinem Streitwagen, der mit den Köpfen seiner Feinde geschmückt ist und hält die Zügel in den Händen. 
Vor ihm (18) befinden sich zwei Reihen von lybischen Gefangenen, die an Händen und Armen in den bizarrsten Positionen gefesselt sind. Der König hält die Schnüre, mit denen die Gefangenen gebunden waren in den Händen.

Auf der äußersten rechten Seite der Sethos-Wand nähern sich ägyptische Streitwagen der Festung von Kadesh. Man sieht auch hier lebensechte, sehr realistisch wirkende Bilder getöteter Feinde, die am Boden liegen und vom Turm herabstürzende, von Pfeilen durchbohrte feindliche Soldaten, aber auch überlebende Männer, die in panischer Furcht versuchen zu fliehen oder sich im Schutze der Bäume zu verstecken.

Die Festung von Kadesh, welche auf einem Hügel liegt und von Wäldern umgeben ist, wird in einer Inschrift zwischen den beiden Türmen beschrieben als: "Land von Kadesh, Land von Amor".  Das unterscheidet sich von dem berühmten Kadesh, welches am Orontes gelegen ist und das sehr häufig unter Ramses II. dargestellt ist. Es wird immer in einer Fluss-Schleife dargestellt, wird aber trotz des abweichenden ethnischen Aussehens der Kämpfer und der ungewöhnlichen Repräsentation dieser Festung hier auf einem bewaldeten Hügel wegen der Erwähnung in Verbindung mit dem Land Amor, als identisch gleichgesetzt. (Vergleiche: A. H. Gardiner, "Onom", vol. 1, p. 140 und W. Helck: "Die Beziehungen Ägyptens" p. 293).

Mit voller Geschwindigkeit rasen die ägyptischen Streitwagen durch die Wüste auf die Festung Kadesh  (rechts oben) im Land Amor zu. Soldaten stehen auf den Befestigungen eines Turmes, andere fallen von Pfeilen des Königs getroffen herab in die Tiefe. Die Toten und Verwundeten liegen verstreut auf dem Schlachtfeld. Rechts unten im Bild ist ein verschreckter Hirte zu sehen, der versucht seine Herde aus der Gefahrenzone hinter dem Hügel in Sicherheit zu bringen. Er hebt voller Furcht seine Hände als er sieht, wie ein ägyptischer Streitwagen auf ihn zurast.
                                                                     (Bildquelle:
Ägypten II. "das Großreich / J. Leclant 1980)

Die abschließende Szene auf der westlichen Seite der äußeren Nordwand ist identisch mit der Abschluß-Szene auf der östlichen Seite. Es ist abermals die Darstellung "Erschlagen der Feine", eine Ritual, das schon in der prädynastischen Zeit ihren Ursprung findet.

         Sethos-Wand
- äußere Nordwand, westliche Hälfte -

      Erschlagen der Feinde


(Bilder: Jon Bodsworth)


Außer auf der äußeren Nordwand des Großen Hypostyls in Karnak befinden sich auf der gesamten Südwand militärische Operationen in Bild und Text, welche aber von Ramses II. stammen. Zwar sind die Reliefs und Inschriften auf dieser Wandhälfte nicht so gut erhalten, wie auf der Nordwand unter Sethos I., trotzdem ist Ramses II. zu erkennen, wie er in einzelnen Feldzügen die Städte und Festungen in Syrien erobert. Ebenso ist dargestellt, wie er gegen die Hethiter kämpft. In prahlerischer Weise schildern die Inschriften die Überlegenheit der Ägypter.

Ramses II. dekorierte die südliche Außenseite der Säulenhalle mit monumentalen Reliefs in versenkten Relief. Diese Szenen entsprechen parallel den Schlachten-Reliefs seines Vaters Sethos I., dessen Darstellungen sich auf der Nordseite befinden.

Die Südfassade ist mit Bildern der Kadesh-Schlacht Ramses II., die - obwohl die Hethiter nicht besiegt worden sind - zum Nationalepos stilisiert wurde. Die Kampfszenen auf den Wänden verherrlichen die militärischen "Siege" Ramses II. gegen die Hethiter in der Schlacht von Kadesch, deren Ausgang aber allgemein von den Ägyptologen als höchstens "Unentschieden" bewertet wird.

 Kadesh-Schlacht unter Ramses II.

 

 

 

 

(Bild: Jon Bodswoth)

 

weiter zum III. Pylon des Karnak-Tempels

  www.Luxor-westbank.com                  
Öffnungszeiten:
Sommer 06.00 bis 18.00 Uhr, Winter 06.00 bis 17.00 Uhr
Eintrittspreise:
Tempel-Komplex 20 LE, Open-Air-Museum zusätzlich 5 LE


home

Sitemap

Tempel des Amun I.

Luxortempel

Esna-Tempel