Biografie Chephren

Pyramide Chephren

Biografie Cheops

Meresanch III. war eine Tochter des Prinzen Kawab (Bruder des Cheops - oder evtl. auch Sohn) und seiner Gemahlin Hetepheres II. (Tochter des Cheops). Demzufolge war Meresanch, deren Name "sie liebt das Leben" bedeutet, eine Enkelin von Cheops. Obgleich ihr Vater nie König war, bezeichnete sie sich lt. den Inschriften in ihrem Grab als "Tochter des Königs" - was aber auch "Enkelin des Königs" bedeuten kann. Ihr Vater war Prinz Kawab, der nach neuester Lehrmeinung als Sohn König Snofrus und seiner Nebenfrau Hetepheres I. geboren wurde, also eines Bruders oder Halbbruders von König Cheops. Ihre Mutter war Hetepheres II., eine Tochter Cheops, die nach dem Tod Kawabs dann wahrscheinlich ihren Halbbruder Djedefre heiratete, dessen Mutter unbekannt ist. Evtl. bezieht sich Meresanch III. auch bei ihrem Titel "Tochter des Königs" auf ihre Stellung als Stieftochter des Königs Djedefre. Es ist anzunehmen, dass Meresanch im letzten Drittel der Regierungszeit von Cheops (siehe G. A. Reisner, Mycerinus, 244.) geboren wurde - was aber nicht beweisbar ist - und wahrscheinlich erst im Alter von über 50 Jahren starb (lt. Reisner nach der Analyse des Knochenmaterials sogar ca. 55 Jahre; siehe Dunham-W. K. Simpson in Mersyankh III.). (Evtl. am Ende der Regierungszeit von Mykerinos oder kurz nach der Thronbesteigung Schepseskafs [Quelle: Roman Gundacker in Sokar 16, 2008, S. 44]).

Die Knochenfunde befanden sich lt. D. Dunham und W. K. Simpson (Mersyankh III., pl XIVc in Jánosi: Giza 4. Dynastie, S. 350, Anm.2048) ) bei der Öffnung des Grabes vollkommen verworfen im geplünderten Sarkophag. Aus diesem Grund ist die Zuordnung dieses Knochenmaterials an Meresanch III. nicht abgesichert. Es könnte sich also bei den Knochenfunden auch um die Überreste einer späteren Bestattung handeln, denn bekanntlich erfolgten ab der Spätzeit im Ostfriedhof "Wiederbestattungen" in den alten Grabschächten.

Meresanch III. heiratete ihren Onkel Chafre/Chephren, der später Nachfolger ihres Stiefvaters Djedefres wurde und gebar ihm mehrere Kinder. Sie trug die Titel: (Quelle: Roman Gundacker / "Ein Beitrag zur Genealogie der  4. Dynastie in Sokar 16, S. 44)

  1. Königsgemahlin (var. "Königsgemahlin, die er liebt")

  2. die Horus und Seth schaut,

  3. Genossin des Geliebten der Beiden Herrinnen,

  4. die groß an Gunst, die groß an Gunst des Thot, die groß an Auszeichnung, die groß an Auszeichnung der Beiden Herrinnen,

  5. Gefolgsfrau des Horus,

  6. Gefährtin des Horus (var. "Gefährtin des Horus, die er liebt")

  7. Begleiterin des Horus,

  8. Gottesdienerin des Bapef,

  9. Gottesdienerin des Thot, 

  10. Gottesdienerin der Hathor (var. "Gottesdienerin der Hathor, Herrin von Denderah"),

  11. Königstochter (var." leibliche Königstochter" bzw. "Königstochter, die er liebt)" Meresanch (sie liebt das Leben).

(Der Titel: "die Horus und Seth schaut" ist ein gebräuchlicher Königinnentitel des Alten Reichs (IV. bis VI. Dynastie).

Die Dekoration ihres Grabes G 7530sub und die Darstellungen in dem Grab ihres Sohnes Nebemachet (LG 86 - siehe Lepsius, Abt. II. Tafel 14a) und des Totenpriesters Chemetnu (G 5210 Lepsius, Text S. 69f und Baud, Band 2, S. 461, S. 543) sind die wichtigsten Quellen, wo alle die für sie bezeugten Titeln aufgeführt sind. Lt. den Darstellungen in ihrem Grab und auch aus denen ihrer Kinder, sind zumindest fünf Abkömmlinge aus dieser Verbindung bekannt.

  1. Nebemachet (bekleidete während der Regierungszeit Mykerinos das Wesirat - evtl. als Nachfolger Nefermaats II.).
    Er war mit Nebuhetep verheirat und ihm gehörte das Grab LG 86 (evtl. auch LG 12 (siehe Lepsius u. Reisner/Giza Necropolis, S. 224)

  2. Niuserre - der als einzigster ihrer Söhne mit Chephren den Wesirtitel nicht trug, und in einem Felsgrab in Giseh bestattet wurde (ohne Nummerierung - siehe weiter unten)

  3. Duare - der während der Regierungszeit Mykerinos das Amt eines Wesirs innehatte. Duare/Duaenre gehörte die Mastaba G 5110 (LG 44) auf dem westlichen Gräberfeld der Cheops-Pyramide. Dort wurde ein aus Rosengranit gearbeiteter Sarkophag gefunden, der sich heute im Museum Egizio in Turin befindet.

  4. Chenterkai - erscheint nur als titelloses Kind.

  5. Schepsesetkau - als einzig namentlich erwähnte Tochter.

Im Grab der Meresanch III. werden weitere Kinder dargestellt - allerdings ohne Beischriften. Entweder sind diese mit den oben genannten Kindern identisch oder es sind weitere namentlich nicht bekannte Abkömmlinge. Das weitere Schicksal der Nachkommen von Meresanch III. und deren Familien muss aufgrund fehlender Angaben (etwaige Enkelkinder) im Dunklen bleiben. Weitere Aufschlüsse über die Familienzusammenhänge wären wünschenswert und könnten durch neue Grabungen in den Gräbern der oben aufgeführten Söhne erfolgen - spezielle in LG 86, dem Grab von Nebemachet. Offenbar schaffte es aber keiner ihrer Söhne, König zu werden, denn Meresanch III. trug nicht den Titel einer "Königsmutter". 

Meresanch III. hat lt. den beiden Datumsangaben auf dem Türsturz über dem Eingang ihres Grabes bis in Jahr 1, 21. Schemu I. gelebt. Es ist allerdings unter den Ägyptologen nicht ganz unstrittig, auf wessen Regierungszeit sich dieses Datum bezieht. Während George Reisner und der Wiener Ägyptologe Roman Gundacker von Schepseskaf ausgehen, sind andere Forscher aufgrund neuerer Untersuchungen der Auffassung, es handle sich hier eher um Mykerinos.

Der Türsturz über dem Grab nennt zwei Datumsangaben. Auf dem ersten wird der Todestag von Meresanch III. angegeben: Jahr 1, 21. Tag der Schemu- Zeit. Auf der zweiten Datumsangabe steht der Tag ihrer Beerdigung: Jahr 2, 18 Tag der peret-Zeit - d. h. also, dass ihre Beerdigung 273 Tage nach ihrem Tod stattfand.

1.  sA.t-nj cwt Mrj=c-anx rnp.t sp 1 Abd 1 cmw cw 21 Htp kA=cH
   
xp(j)=c (j)r wb.t
"Königstochter Meresanch (III.), Jahr des 1. Mals, 1. Monat des Sommers, 21. Tag: Ihr Ka begab sich zur Ruhe; sie wurde zur Balsamierungsstätte gebracht."
2.  Hm.t-nj cwt Mrj=c-anx rnp.t (m-)xt sp tp(j) Abd 2pr(j).t cw 18 xp(j).t(j)=c(j)r js=c nfr
"Königsgemahlin Meresanch (III.), Jahr nach dem 1. Mal, 2. Monat des Winters, 18. Tag: Sie wurde zu ihrem schönen Grab gebracht."

(Quelle: Roman Gundacker /Zur Genealogie der 4. Dynastie, Sokar 16, S. 39)

 

Die Mastaba G 7530/40 und 7540sub auf dem Giseh-Plateau

 

Belege der Meresanch III. im Felsgrab G 7530/7540 sub. Giseh
(Quelle: 

Relief Grabfassade und Mattenrolle im Eingang

Relief Türleibung im Eingang
Relief im Hauptraum
Relief im Schlachtraum
Sarkophag der Meresanch III. - heute Kairo JdE 54935
Fragment einer Mantelstatue der Meresanch III. - heute Boston 30.1457
Doppelstatue Hetepheres II. und Meresanch III. - heute Boston 30.1456
Relieffragmente in der Kultkapelle der Mastaba G 7530-7540
in der südlichen Ostfassade 
sonstige Funde:
Relief im Grab ihres Sohnes:
Nb(=i) mAxt, (Prinz Nebemakhat) LG 86 Giza,
Friesinschrift am Grab des #mt.nw, ( Chemetnu)G 5210, Giza - Wab-Priester desKönigs und Gottesdiener des Cheops
(Quelle: 

Das Grab wurde am 23. April 1927 von George Reisner und seinem Team am letzten Tag der Grabungs-Saison entdeckt und anschließend im Auftrag der Harvard Universität und dem Museum of Fine Art in Boston freigelegt (G. A. Reisner, BMFA 25, 1927, 64ff.) Publiziert wurde die Anlage 1974 durch D. Dunham und W. K. Simpson (The Mastaba of Queen Mersyankh). 

Die Anlage befindet sich im Prinzenfriedhof an der Ostseite der Cheops-Pyramide und liegt unter der Nordost-Ecke der Mastaba G 7530/40, die südlich der großen Grabanlage des Prinzen Anch-chaef (G7510) und östlich der Gräberreihe der Doppelmastabas errichtet wurde.

Unter den Gelehrten ist die Zuordnung der Doppelmastaba G 7530/40 umstritten. Einige sind der Meinung, sie wäre wohl zunächst für Hetepheres II. (die Mutter von Meresanch III.) während der Regierungszeit von Chephren gebaut worden, was jedoch von Peter Jànosi (österreichischer Ägyptologe) bezweifelt wird, da im Mastabamassiv "der Schacht zur Sargkammer, der in der Regel im Mastabamassiv liegen sollte, fehlt". (Zitat Jànosi in: Die Grabanlagen der Königin Hetepheres II./ZÄS 123, 1996) Schon Reisner erkannte, das dieser Komplex G 7530/40 nicht die ursprüngliche Anlage war, sondern ein aufgegebener Vorgängerbau (G 7530/7520) unmittelbar nördlich von G7530/40 existierte, der im Norden des Komplexes lag. Der Mastabakern der älteren Anlage, der heute als G 7520 bezeichnet wird, besaß zumindest eine Schachtanlage, die jedoch nicht verwendet und erst in späterer Zeit benutzt wurde. Der südliche Teil der älteren Anlage (G 7530) wurde dann evtl. in dem Bau der Mastaba G 7530/40 integriert, wobei Teile des Oberbaus der alten Anlage abgerissen und in den neuen Bau wiederverwendet wurden. Dieser ältere Vorgängerbau könnte lt. Reisner Teil einer Anlage gewesen sein, die dann ursprünglich für die neue Grabanlage Hetepheres II. in G 7520-7530 bestimmt war. Irgendwann während der Regierungszeit von König Chephren wurde der nördliche Teil der Anlage jedoch aufgegeben und man erweitere die Mastaba nach Süden. U. a. wurde auch Baumaterial aus dem älteren Bauteil wiederverwendet. Auffallend ist, dass die neue Anlage keinen Bestattungsschacht aufweist, sondern nur eine kleine Kapelle, die im Süden der Mastaba liegt und eine schmale Scheintür im Norden der Mastaba-Fassade.

Peter Jánosi schließt aufgrund dieser Befundlage zwei Lösungen in Betracht: (Zitat Jánosi in: "Grabanlagen/ ZÄS 123)

  1. "Entweder war von Anfang an, als man die Erweiterung von G 7530-7540 plante, keine Schacht-Sargkammer-Konstruktion vorgesehen, 

  2. oder die Felsanlage der Meresanch III. (G 7530sub )existierte bereits und machte den Schacht in der Mastaba G 7530-7540 überflüssig" 

Es ist allerdings aus der Architektur der unterirdischen Kapelle G 7530sub und den darin befindlichen Darstellungen nicht zu erkennen, ob dieser Bau von Hetepheres II. oder ihrer Tochter Meresanch III. in Auftrag gegeben oder begonnen wurde. Einige Gelehrte möchten Hetepheres II. als Urheberin für die Ausführung und Gestaltung dieser Anlage sehen, was aber vor allem auf die häufigen Darstellungen der Mutter von Meresanch III. in der Anlage sowie auf die Inschriften des Granitsarkophags beruht. Im übrigen gibt es auch keinerlei Anhaltspunkte dafür, das die Tochter Meresanch III. vor ihrer Mutter Hetepheres II. verstarb (lt. Jánosi ist die Sarkophaginschrift kein Beweis dafür).

Höchstwahrscheinlich plante die Königsgemahlin Meresanch III. über einige Jahre lang, sich mit ihrer Mutter Hetepheres II. eine Grabanlage zu teilen. Dieses ist aus der Position der unterirdischen Felsanlage G 7530sub ersichtlich, die lt. Peter Jànosi zeitlich am Ende der 4. Dynastie anzusetzen ist. Meresanch III. ließ wahrscheinlich während ihrer Ehe mit König Chephren die unterirdische Anlage G 7530sub für sich errichten. Zu irgendeinem Zeitpunkt (evtl. zu Beginn der Regierung Bicheris oder  Mykerinos) wurde die ursprüngliche Mastaba G 7520-7530 von Hetepheres II. aufgegeben und später von ihrer Tochter Meresanch III. übernommen und zum Grabkomplex G 7530-7540/7530sub umgestaltet. Die endgültige Bestattungsanlage der Hetepheres II. ist bislang unbekannt

  Grundriss und Querschnitt der Mastaba G 7530sub

a.  Eingangsraum
b.   Kultkammer mit Schachtanlage 
c.   verschließbarer Statuenraum

1.        Zweite Scheintür
2. + 3. Statuennischen

(Plan: nach G. Reisner 1942)
- bearbeitet von Nefershapiland -
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Die Anlage G 7530sub besteht aus drei Räume und der unterirdischen Bestattungsanlage. Der Eingangsraum a ist der größte der Anlage und misst 7,10 x 3,35 x 2,60 m. Auffallend ist, dass sich die Opferkapelle, die sich normalerweise im Kernbereich der Mastaba befindet, wurde hier ein unterirdischer Bau errichtet, der in dieser Form einzigartig in der Mastaba-Architektur ist (siehe Dunham und Simpson, Giza Mastabas 1, S. 1). Der Zugang zum Eingangsraum liegt im südlichen Drittel der Ostwand.  Die Darstellungen zeigen ihren Vater, den Prinzen Kawab und die Königstochter Hetepheres II.

Die vier Wände des Eingangsraumes waren vollständig mit Reliefs und Inschriften verziert. Zumeist befindet sich die vorhandene Dekoration in einem guten Erhaltungszustand, obwohl die Farbe der Malereien oft nicht mehr vorhanden ist. 

Eingangsraum - Ostwand:

An der Ostwand des Raumes a befinden sich Darstellung von den Eltern Meresanch III. und ihrer Söhne Cheneterka, Duaenre und Niuserre. Auf der dekorierten Fläche mit einer Höhe von 1,35 m wird auf der linken Seite in einer großen Darstellung der Vater von Meresanch III., Prinz Kawab gezeigt.

Darstellung Kawab an der Ostwand der Mastaba

Er wird in dieser Darstellung als beleibter Mann gezeigt, was evtl. eine realistische Darstellung ist. Sein Gesicht zeigt einen Mann von Autorität mit hoher Stirn, fleischigen Lippen und eine gebogene Nase. Es ist nicht erkennbar, ob er eine Kurzhaarperücke trägt oder eigenes Haar ist. Kawab trägt den typischen weißen ägyptischen Schurz, der kurz unterhalb des Knies endet. Um seinen Hals trägt er eine Perlenkette, die in einem herzförmigen Amulett endet. An beiden Handgelenken befinden sich Armbänder. (Dunham: the Mastaba of Queen Mersyankh) führt hier weiter aus, dass "...quer über der Brust und unter der Perlenkette und dem Amulett-Anhänger Spuren des diagonalen weißen Bands eines Vorlesepriesters zu erkennen sind". 

Über der Darstellung Kawabs befindet auf einer Fläche von 6 Spalten eine Inschrift die lautet: "Ihr Vater, der Iri-pat (Rangtitel), ältester leiblicher Königssohn, Vorlesepriester, Oberhaupt, Leiter der göttlichen Ämter und Assistent (?) des Duwa, Kawab". (TLA nach Simpson, Giza Mastabas 1, 10, fig. 4)

(Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

 

Dahinter wird in einer Darstellung, die bis zur Hälfte der Kawab-Szene reicht, die Grabinhaberin und ihre Mutter gezeigt. Meresanch und Hetepheres stehen gemeinsam in einem einfachen Papyrusnachen, der von einem in kleinerem Maßstab abgebildeten Steuermann in Richtung Papyrusdickicht gelenkt wird. 

  Meresanch und Hetepheres in einem Nachen

Meresanch III. umfasst ihre Muter und beide ziehen an Papyrusstengeln des Dickichts. Dieses Ritual ist unter dem Begriff des "Rascheln" oder "Ausreißen" des Papyrus für die Göttin Hathor bekannt und in etlichen Gräbern des Alten Reiches anzutreffen (siehe Wettengel: Zu den Darstellungen des Papyrusraschelns, SAK 19 (1992) 323-338)

 

 


(Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)
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bearbeitet zur besseren Sichtbarkeit von Nefershapiland -

 

 

  Meresanch III. und ihre Mutter Königin Hetepheres II. 
       - Mutter und Tochter beim "Papyrusrascheln" - 

In der Darstellung des "Papyrusraschelns" wird die Mutter der Meresanch III., Hetepheres II., ausdrücklich bezeichnet wird  als:

"Ihre Mutter, die Tochter des Königs von Ober- und Unterägypten Chufu, die große Favoritin Hetepheres. Ihre geliebte Tochter, die Horus und Seth schaut."

(Zeichnung aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

Die Beischrift zu dieser Szene lautet: 

"Sie reißt den Papyrus für (die Göttin) Hathor im Sumpfland gemeinsam mit ihrer Mutter, (während) sie alle guten Dinge des Sumpflandes erblicken".
(Textquelle: Peter Jánosi - Gräberwelt der Pyramidenzeit,  Zabern, S. 72)

Dieses "geheimnisvolle Ritual" ist eine Handlung, welche eine versteckte Anspielung auf die Jenseitshoffnung der Grabbesitzerin darstellt. Im alten Ägypten galt das Sumpfland von jeher als geheimnisvolles und undurchdringliches Gebiet, das sicher durchquert werden musste, um ins Jenseits zu gelangen. Mit Hilfe des sog. "Rascheln" sollte die Herrin des Sumpflandes, die Göttin Hathor, aufmerksam gemacht werden und der Verstorbenen während der Jenseitsreise beistehen.

                                   Großformatiges Relief an der Ostwand

Meresanch trägt eine kurze, schwarze Perücke, die mit einem Stirnband geschmückt ist. Um den Hals trägt sie eine große Perlenkette. Auch um die Handgelenke und an ihren Füßen trägt sie Ketten. Ihr langes Kleid, das von breiten Schultergurten gehalten wird, ist unter der Brust aufwändig mit einem Perlenmuster verziert. In der rechten Hand hält sie Papyrusblüten, mit der linken hält sie die Taille ihrer Mutter Hetepheres. Am Heck, hinter Meresanch steht ein Schiffer oder Diener, der mit einer langen Stange das Boot fortbewegt. Das Papyrusboot dringt mit seinem Bug in den Papyrus-Dickicht ein.  

Teile dieser Wand sind durch eindringende Feuchtigkeit zerstört und auch die Farben haben stark gelitten.

Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

Der Rest der Ost-Wand ist in vier Register unterteilt.  Im 1. Register wird eine Prozession von 13 Stiftungsgüter abgebildet, die Meresanch III. gehörten, bestehend aus Männern und Frauen, die sich in Richtung der linken Wandseite bewegen. Alle Güter sind mit Namen benannt, die in einer Kartusche eingeschlossen sind. Ein Gut hieß „Gut des Chufu“, zehn Güter stammen von Chephren, ein Dorf von Djedefre sowie ein „Gut des Geistes“. Dieses letzte Gut bildete ihre Grabstiftung und sollte  - theoretisch für immer – die Opfergaben liefern, während alle übrigen nach ihrem Tod an die Krone zurückfielen.    

Prozession der Totenopfer-Domänen
Vor ihnen befindet sich jeweils eine Inschrift mit dem Namen der Toten-Domäne. Auf den Köpfen tragen sie jeweils Körbe, die mit den Gütern der Domänen gefüllt sind.
(Zeichnung:
aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

Im nächsten Register folgt eine Jagd-Szene von Wasservögeln mit einem großen Netz. Das Netz wird von mehreren Männern gezogen, welche den Anweisungen des Anführers folgen, während über dem Netz weitere Vögel fliegen, die diesem entkommen sind. 

Rechts hinter dieser Vogelfang-Darstellung im Sumpf sitzen drei Männer, die lt. der Inschrift "das Papyrus ziehen" und eine gelbe Papyrusmatte mit roten Bändern. Die Inschrift darüber lautet: wxA qn ("das Machen einer Matte"). Im Register darunter sind ebenfalls drei Männer zu sehen, wobei einer eine Ente aus dem Käfig holt und die beiden anderen sich mit dem Rupfen der Vögel beschäftigen.
                         (Zeichnung:
aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

In den beiden unteren Registern befinden sich weitere Darstellungen, so zum Beispiel eine Prozession von Kranichen und Gänsen und mehreren schwarzweiß-gefleckten Ochsen und einem Kalb, die von Männern geführt werden. Alle Männer sind mit dunkelroter Hautfarbe porträtiert und tragen einen weißen Schurz.

                            3. und 4. Register der Ostwand im Eingangsraum
Szenen mit Kranichen, Gänsen, Ochsen und einem Kalb, darunter Szenen auf dem Wasser mit Booten und Männer beim Fischestechen.
                  (Zeichnung: 
aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

Das unterste, 4. Register, besteht aus zwei unabhängigen Szenen. Im linken Teil sind vier Boote zu sehen, wobei die beiden vorderen mit den Gütern der Domänen beladen sind. Im ersten Boot befinden sich Körbe, die mit Vögeln und Lotusblumen gefüllt sind. Im zweiten, kleineren Boot befinden sich drei Männer, der eine paddelt und der andere stakt das Boot. Ein dritter Mann in der Mitte hält ein Kalb in seinen Armen. Die Männer in den letzten beiden Boote scheinen in einem Kampf verwickelt zu sein. Rechts neben diesen nautischen Szenen sind drei Hirten mit ihrer Herde von Schafen zu sehen. Sie scheinen mit ihrem rechten Arm eine Peitsche zu schwingen, ein vierter Mann stützt sich auf seinen Stock - evtl. ein Aufseher? Inmitten der Herde steht ein weiterer Mann, der ebenfalls eine Peitsche schwingt. Vor der Herde ist ein Mann zu sehen, der die Szene beobachtet oder eine Zählung vornimmt. Ihm folgt ein Mann, der eine Tasche über seinen Schultern trägt (evtl. mit Getreide gefüllt ?)

Im Nordteil der Wand werden Reliefs mit der Herstellung landwirtschaftlicher Güter gezeigt und im Südteil der Wand Darstellungen mit Handwerkern bei der Anfertigung von Statuen und beim Schmelzen von Metall, eines Schreins und eines Sarkophages sowie einer Scheintür.

Vor der Nordwand befinden sich zwei Pfeiler mit Darstellungen und Nennungen der Meresanch III., außerdem drei Durchgänge zum nördlich gelegenen Raum. Die westlichen und östlichen Durchgänge waren teilweise vermauert, der mittlere Durchgang wurde einst durch eine doppelte Holztür mit Öffnung nach außen verschlossen. Noch heute sind die sichtbaren Rillen davon auf dem Boden zu erkennen. In der Westwand befindet sich in der Mitte ein weiterer Pfeiler und dahinter zwei Durchgänge, die in den westlich gelegenen Kult- oder Schachtraum führen. Diese Durchgänge waren beide ebenfalls mit zweiflügeligen Holztüren verschließbar, die nach außen zu öffnen waren (siehe D. Dunham - W. K. Simpson, Mersyankh III., 9, 13, plan C). 

An der Südwand (links vom Eingang) befinden sich drei auffällige Nischen, in denen sich aus dem Fels gehauene Schreiberstatuen befinden. Da diese Nischen und auch die Statuen keine Beischriften enthalten ist deren Identität nur spekulativ anzunehmen.

  1. die Nische auf der rechten Seite der Wand (direkt unter der oberen Bettdarstellung mit den beiden Frauen) hat eine äußere Breite von 50 cm und ist 77 cm hoch bei einer Tiefe von 34 cm. Als einzigste der drei Nischen ist sie von einer 5 cm tiefen Aussparung umgeben. Im Inneren befindet sich eine aus dem Felsen gehauene Schreiberstatue. Reisner vermutete, dass diese Nische ursprünglich mit einer Platte verschlossen und mit einer Putzschicht überdeckt war. Obwohl es keinerlei Inschriften zu den Statuen gibt, vermutet G. Reisner, dass diese Schreiberfigur  wahrscheinlich Chemetnu, den Älteren dargestellt - einen Handwerker, der den Bau der Kapelle leitete. Dieser wird am südlichen Türpfosten und an der Westwand der Eingangskammer genannt und abgebildet.

  2. Die zweite Nische (mittlere Nische) ist 40 x 63,5 cm groß und 32 cm tief und enthält ebenfalls die Figur eines sitzenden Schreibers, für den Reisner (ebenfalls ohne Beschriftung) Chemetnu den Jüngeren vorschlägt, der evtl. erst nach dem Tod von Hetepheres II. hinzugefügt wurde. DDie Nische B (mittlere Nische) ist 40 x 63,5 cm groß und 32 cm tief und enthält ebenfalls die Figur eines sitzenden Schreibers, für den Reisner (ebenfalls ohne Beschriftung) Chemetnu den Jüngeren vorschlägt, der evtl. erst nach dem Tod von Hethepheres II. hinzugefügt wurde. Dieser gleichnamige Sohn des obigen Handwerkers erscheint und wird auch benannt auf einem Pfeiler im westlich gelegenen Raum.

  3. Die Nische C misst 75 x 37,2 x 32 cm und enthielt vier aus dem Fels herausgeschnittene Schreiberstatuen, in denen Reisner die Kinder von Chetemnu dem Jüngeren sehen möchte. (Ebenfalls ohne Inschriften) Diese Personen sind ansonsten nirgends anders im Grab der Meresanch benannt.

*

Südöstlich gelegene, breite Wand mit Schiffen

Auf der kleinen südöstlich gelegenen 1,60 m breiten Wand - gleich links vom Eingang - befinden sich einige interessante Szenen, die in fünf Register unterteilt sind. Die beiden obersten Register zeigen zwei nautische Szenen, wobei der rechte Teil des 1. Registers nicht mehr vorhanden ist (der Bug des ersten Bootes fehlt). Die Ruderer links fehlen; am Heck stehen zwei Schiffer, die ein langes Ruder halten, während vor ihnen ein Beamter auf einem Stuhl mit einer Rückenlehne sitzt. Seine Identität ist unbekannt - hinter ihm sitzt ein weibliche Person, deren Name oder Funktion ebenfalls nicht bekannt ist.

Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

Das zweite Boot davor besitzt die typische Form eines Papyrusbootes, was aus der Form des Bugs und des Hecks ersichtlich ist. Auf der Steuerbordseite sitzen drei Ruderer - vor ihnen steht ein Aussichtsperson (der Kapitän ?) und hält einen Stab in seinen Händen, während er in Richtung des ersten Bootes blickt. In der Mitte des Bootes sitzt eine weibliche Person auf einem Stuhl, dessen Kopfteil mit einem Kissen gepolstert ist. Sie atmet den Duft einer riesigen Lotusblume, während eine Dienerin, die vor ihr kniet eine weitere Pflanze in den Händen hält. Hinter der hochrangigen Dame (evtl. handelt es sich hier um Meresanch III. selbst) kniet eine weitere Dienerin, die einen Sonnenschutz hält. Am Heck des Papyrusbootes steht Schiffer, der das Steuerruder hält. 

1. nautische Register auf der schmalen, südöstlich des Eingangs gelegenen Wand

 

(Zeichnung:  aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

Die nautische Szene setzt sich im zweiten Register darunter fort. Auch hier sind wieder zwei Boote dargestellt, die sich ebenfalls in Richtung einer nicht dargestellten Ausfahrt zur linken Wandseite bewegen. Beide Boote im 2. Register besitzen einen Holzrahmen über dem ein als Sonnenschutz drapierter Baldachin liegt. Oben auf dem Sonnendach erscheint ein Mann, der evtl. auf einer Art Kabine sitzt (?). Auf der Backbordseite sitzen 11 Ruderer, während vorne am Bug ein weiterer Mann mit einer langen Stange steht, der evtl. die Wassertiefe prüft. In der Bootsmitte steht in einer sehr beschädigten Darstellung eine Frau, während am Heck drei weitere Ruderer stehen, die das Boot antreiben. Auch das zweite Boot besitzt einen Baldachin, unterscheidet sich aber am Bug, den ein Tierkopf als Galionsfigur ziert, vom ersten Boot. Dieses Schiff wird von acht Männern mit langen Rudern angetrieben. Auch hier stehen am Heck zwei Männer, die das Ruder bedienen. Am Bug befindet sich ebenfalls ein Mann, der mit einer langen Stange die Wassertiefe prüft. In der Mitte des Boote steht ein weiterer Mann, der sich an dem Baldachin festhält.

Beide Register müssen zusammen als eine Szene mit vier Booten gesehen werden, die sich alle in Richtung auf eine imaginäre Ausfahrt auf der linken Wandseite bewegen.

  Handwerkerszenen im Grab Meresanch


(Zeichnung: 
aus der Arbeit von Dunham & Simpson und Reisner)

Während in den beiden oberen Registern eine nautische Szene dargestellt wird, zeigen die unteren drei Register verschiedene Handwerker bei der Arbeit. Auf der linken Seite des 3. Registers werden Maler- und Bildhauerszenen gezeigt, wobei Reisner den ersten Handwerker als einen "Maler Rehay" identifiziert (der Text über dieser Person ist nicht lesbar), der eine weibliche Statue bemalt. Rechts neben ihm arbeitet der "Bildhauer Yenkaf" (Name lt. Reisner) an einer sitzenden weiblichen Statue. Dahinter sind drei Männer zu sehen, die einen Schlitten mit einer Statue, die sich in einem Schrein befindet, ziehen. Ein weiterer Mann befindet sich hinter dem Schrein und unterstützt die Arbeit. Als Abschluss folgt abermals eine Gruppe von Männern, die eine Sitzstatue mit Hilfe eines Schlitten ziehen, während vor der Statue ein Mann steht, der diese weiht.

Im 4. Register werden Handwerker bei der Herstellung und beim polieren eines Sarkophages aus Granit (wobei noch Spuren der roten und schwarzen Farbe erkennbar sind) mit deinem Palastfassaden-Dekor gezeigt. In der Inschrift werden die beiden Männer als "Handwerker" angegeben. Danach folgt eine schwer beschädigte Szene mit einem sitzenden Handwerker. Auch die beiden weiteren Szenen sind schwer beschädigt und kaum noch zu erkennen. Aufgrund der Zeichnungen aus der Arbeit von Reisner und Dunham polieren und schnitzen die Handwerker vermutlich eine der Scheintüren. Der Handwerker in der letzten Szene des 4. Registers arbeitet wahrscheinlich mit einer Säge.

Im letzten 5. Register werden vier Männer bei der Metallverarbeitung (evtl. bei der Goldschmelze)  gezeigt, während ein weiterer Mann hinter ihnen kniet und Vorbereitungsarbeiten für sie ausführt. Der rechte Teil des 5. Registers ist in zwei übereinanderliegende Darstellungen geteilt und stark beschädigt. Im oberen linken Teil sitzen zwei Männer vor einem Tisch, hinter ihnen befindet sich eine Truhe und ihr gegenüber ein weiterer Mann. Zwei weitere Männer, deren Tätigkeiten nicht zu erkennen sind, befinden sich am Ende der oberen Szene. Im unteren Teil der Szene werden Handwerker bei Holzarbeiten gezeigt, wahrscheinlich bei der Herstellung eines Stuhls oder einer Sänfte und einer Truhe, die evtl. für die Grabbeigaben benötigt werden.

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Die Nordwand des Hauptraumes wird durch zwei Säulen abgegrenzt, die oben in einen zentralen, mit Hieroglyphen beschrifteten Architrav münden. Die Breite dieser nördlichen Begrenzung beträgt 3,35 m - in der Mitte befinden sich zwei Pfeiler, die zusammen mit dem Architrav eine Höhe von 2,60 m haben. Durch drei Öffnungen gelangt man in den sog. Statuenraum ( c ), wobei der Durchgang in der Mitte durch eine Doppel-Tür, deren Rillen heute noch auf dem Boden sichtbar sind, verschlossen wurde - die Öffnungen im Osten und Westen (links und rechts) waren ursprünglich zugemauert.

                            Türsturz mit Inschriften im Hauptraum
Auf dem zentralen Türsturz befindet sich eine Inschrift auf einem blau-grauen Hintergrund, die lautet:
"Die Tochter des Königs von seinem Leib, die Gemahlin des Königs, Meresanch". 

(Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

Nur auf der südlichen (äußeren) Seite der Pfeiler befinden sich Darstellungen und Inschriften. Die auf einem blaugrauen Hintergrund dargestellten Reliefs zeigen fast symmetrische Darstellungen der Meresanch III.

               Nordwand der Hauptkammer mit Blick in den Statuenraum

Die Nordwand des Hauptraumes wird durch zwei Säulen abgegrenzt, die oben in einen zentralen, mit Hieroglyphen beschrifteten Architrav münden. 

(Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

Auf dem rechten Pfeiler (gegenüber der Kawab-Darstellung) wird Meresanch stehend dargestellt. Sie trägt eine Kurzhaar-Perücke und um den Hals eine breite Kette sowie an beiden Handgelenken Armbänder und ein langes weißes, eng anliegendes Kleid mit breiten Schulterriemen. Ihre rechte Hand ruht auf der Brust. Über ihren Kopf befindet sich eine Inschrift, die lautet:

"Die Tochter des Königs von seinem Leib, die Gemahlin des Königs, Meresanch". 

Nur auf der südlichen (äußeren) Seite der Pfeiler befinden sich Darstellungen und Inschriften. Die auf einem blaugrauen Hintergrund dargestellten Reliefs zeigen fast symmetrische Darstellungen der Meresanch III.

Auf dem rechten Pfeiler (gegenüber der Kawab-Darstellung) wird Meresanch stehend dargestellt. Sie trägt eine Kurzhaar-Perücke und um den Hals eine breite Kette sowie an beiden Handgelenken Armbänder und ein langes weißes, eng anliegendes Kleid mit breiten Schulterriemen. Ihre rechte Hand ruht auf der Brust. Über ihren Kopf befindet sich eine Inschrift, die lautet:

"Die Tochter des Königs, von seinem Leib, die Horus und Seth schaut, Begleiterin des Horus, Meresanch".

Zu ihren Füßen befindet sich ein kleiner nackter Junge, dessen Hautfarbe mit roter Farbe gezeichnet ist. Die Beischrift zu ihm lautet:

"Der Sohn des Königs von seinem Leib, Duare". 

Damit ist er also ein Sohn des Königs Chephren.

Auf der linken Pfeilersäule befindet ebenfalls eine Darstellung der Königin Meresanch - hier blickt sie nach rechts und erhebt den linken Arm über ihre Brust. Die Inschrift lautet:

"Die Tochter des Königs, von seinem Leib, Vertraute des Horus, dem Nachfolger des Horus, Meresanch".

Auch hier ist ein nacktes Kind zu Füßen der Meresanch zu sehen, der seinen Finger in den Mund steckt (als Zeichen der Kindheit). Die Inschrift bezeichnet ihn als: (das "anch" wurde später hinzugefügt - siehe Porter/Moss, Bd. 3, S. 198)

"Der Sohn des Königs, von seinem Leib, Ni-user-re-anch".

Der Name ist in einer Kartusche geschrieben, was hier wohl auf den König der 5. Dynastie Ni-user-re bezogen ist, was beweist, dass diese Kapelle der Meresanch noch Jahre nach ihrer Bestattung zugänglich war. (Ni-user-re-anch war der einzige hier genannte Sohn Chephrens, der nicht den Wesir-Titel trug). Evtl. ist diese Darstellung aber auch eine Hinzufügung aus späterer Zeit (?), ebenso wie die Inschrift und die Kartusche, deren Beweggründe uns aber verschlossen bleibt.

*

Die westliche Wand der Hauptkammer misst insgesamt 7,57 m und ist 2,60 hoch. Sie wird von zwei Öffnungen, die durch einen Pfeiler zentriert werden und in eine westliche Kultkammer mit Schachtanlage führt und einer Scheintür am linken Ende der Wand durchbrochen. Jede Öffnung wurde ursprünglich von einer doppelten Holztür verschlossen. Heute ist der Zugang zur Kultkammer nur durch die Öffnung auf der linken Seite möglich, die auf der rechen Seite wird durch eine Metall-Barriere versperrt, um den dahinterliegenden Abstieg zur Grabkammer zu schützen.

Reliefdarstellungen und Inschriften bedecken die gesamte westliche Wand, wobei einige an der nördlichen (rechten) Seite der Wand sogar noch ihre originale Farbbemalung tragen. Am Deckenabschluss der Wand befinden sich Reste eines umlaufenden Blüten-Frieses. Darunter befindet sich ein langer Text in zwei Zeilen, wobei die erste Zeile eine Opferformel an den Totengott Anubis ist.

      nördliche Seite der westlichen Wand 
     - vom Architrav bis zum 1. Durchgang -

In der unteren Zeile steht:
"Ihre Mutter, die Königstochter, die Horus und Seth schaut, Hetepheres, ihre Tochter, die Horus und Seth schaut, die große Favoritin, die Gefolgsfrau des Horus, geliebte Genossin des Horus, vereint mit Horus,
Gefährtin (Ehefrau ?) des Geliebten der Beiden Herrinnen, die hochgelobte
Priesterin des Thot, die Königstochter (und) Königsgemahlin Meresanch."
(Zeichnung:
DunhamDows, Simpson William Kelly : "The Mastaba of Queen Mersyankh III")

An der nördlichen Seite der westlichen Wand befinden sich die Reliefs von drei Personen, die nach links gewandt sind. Dieses sind (von links nach rechts) die Königinnenmutter Hetepheres II., ihre Tochter Meresanch III. und deren Sohn, der Wesir Nebemachet, hinter dem drei nackte Kinder stehen. Auch zwischen Hetepheres II. und Meresanch III. sind zwei Kinder dargestellt.

Ganz vorne steht Hetepheres II., die Mutter der Grabbesitzerin. Sie scheint ein "goldenes Haarnetz" (fälschlicherweise manchmal auch als gelbe "Perücke" gesehen) zu tragen, was aufgrund der verschiedenen fehlerhaften Annahmen zu Legenden über ihre ethnischen Herkunft führte. Hinter der Königsmutter kniet ein kleines Mädchen, das in der rechten Hand einen Farn (?) hält.

Die Königin Meresanch III. trägt eine kurze schwarze Perücke und um den Hals eine blau-weiße Perlenkette und um die Handgelenke Armbänder. Sie hält in der rechten Hand einen Wedel (oder Schnurr mit Bändern ?), welcher über ihre Schulter liegt, der linke Arm hängt gerade herunter. Über dem üblichen weißen, enganliegenden Kleid trägt sie ein gelbes Leopardenfell mit schwarzen Flecken, das bis über die Schulter reicht. Im allgemeinen wird solch ein Leopadenfell von den Sem-Priestern getragen.

Ein kleiner, nackter Junge, der die Jugendlocke als Zeichen der Kindheit trägt, steht vor ihren Füßen. Er hat sein Gesicht in Richtung Meresanch gewandt und hält eine Lotus-Blume in der Hand. Aus der Beischrift erfahren wir, des es sich um "@nt-r-kA" = Chenterka, einen der Söhne von Meresanch handelt.

Bild: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

(Foto: aus der Arbeit von Dunham & Simpson:
The Mastaba of Queen Meresanch III.)
 

Vor der Königin steht in einer Beischrift:

"Ihre Mutter, die Horus und Seth schaut, die große Favoritin, die Leiterin der Schlächter des Akazienhauses, die königliche Gemahlin, Hetepheres.

***Diese Titulatur (Leiterin der Schlächter des Akazienhauses) bedeutet, dass sie nach dem Tod ihres königlichen Gemahls im Totenkult und bei der königlichen Bestattung eine wichtige Rolle spielte.

(Zeichnung: Aus der Arbeit von: DunhamDows, Simpson William Kelly : "The Mastaba of Queen Mersyankh III", Giza Mastabas 1 - bearb. v. Nefershapiland)
Über der Meresanch-Darstellung befindet sich ebenfalls eine Inschrift:
"Ihre leibliche Tochter, die Königstochter, die Horus und Seth schaut, Meresanch, die große Favoritin, die hochgelobte Priesterin des Thot, Begleiterin des Horus, die Gefährtin des Geliebten der beiden Herrinnen, die geliebte Königsgemahlin Meresanch." 

Hinter der Figur der Meresanch wird ein weiterer ihrer Söhne in einer etwas kleineren Darstellung gezeigt. Er trägt einen langen, weißen Rock , der bis hoch über dem Rücken reicht. Über seine Schultern liegt eine breite, weiße Schärpe, was ihn als obersten Vorlesepriester ausweist. Er trägt eine schulterlange, weiße Perücke (evtl. ist auch nur die Farbe nicht mehr vorhanden) - und um den Hals eine Perlenkette sowie Armbänder. Die Inschrift über dieser Darstellung lautet:

"Ihr Sohn, der leibliche Königssohn, das Oberhaupt der VorlesePriester, Nebemachet."

Hinter Nebemachet befinden sich in drei übereinander angeordneten Registern jeweils eine in kleinerem Maßstab dargestellte Figur von Kindern. Im oberen und unterem Register befinden sich jeweils zwei nackte Jungen, die den Finger im Mund haben (als Zeichen ihrer Kindheit). In der Mitte ist ein junges Mädchen zu sehen, das einen Vogel in der Hand hält.

In der Mitte der Westwand der Eingangskammer befinden sich zwei Durchgänge in den westlich gelegenen Schachtraum, der ausschließlich dem Totenopfer und in die Sargkammer führt. Die beiden Durchgänge werden durch einen zentralen Pfeiler getrennt, auf dessen Vorderseite sich eine Darstellung der nach links gewandten Meresanch befindet. Ebenso wie auf den beiden nördlichen Pfeilern ruht ihre rechte Hand auf ihrer Brust. Sie trägt eine große dreigeteilte Perücke und eine Halskette mit blau-weißen Perlen, ebenso wie Armbänder und Fußkettchen. 

Aus der Arbeit von Dunham und Simpson erfahren wir, dass sie bekleidet war mit einem langen Kleid mit Trägern,  wobei heute die Farbe der Darstellungen fast verschwunden sind. Die vertikale Beischrift dazu lautet:

"Die den Horus und Seth schaut, die große Favoritin der Nephty, Herrin von Dendera, die Königsgemahlin Meresanch."

Der südliche Teil der Westwand hinter den beiden mittleren Öffnungen setzt sich aus drei Abschnitten zusammen: 

  1. links des Durchgangs zum Opferraum befindet sich eine weitere spiegelbildliche Darstellung der Meresanch - nach rechts zur Tür blickend. Sie trägt eine lange dreigeteilte Perücke, ein langes Kleid mit Trägern und einen breiten Halskragen. Vor ihr befindet sich eine Beischrift, die lautet:

    "MAAt Hr-%tx wrt Hts Nbty Hmt-nTr BA-pf Mr-sy-anx"
    = Die Horus und Seth schaut, die große Favoritin der Nephty´s, Priesterin des Bapefy, die Königsgemahlin Meresanch.

    Hinter der Königin befinden sich drei kleine weibliche Figuren, die lange Kleider tragen und alle nach rechts blicken - aber alle ohne Beischrift.

    Anschließend folgt eine Scheintür mit einer Opfertischdarstellung, wobei die gesamten Arbeiten an dieser Scheintür einen recht unfertigen Eindruck hinterlassen. Auch an der  linken und rechten Einfassung der Opfertischszene mit Meresanch III.  sind keine sichtbaren Spuren einer Beschriftung erkennbar. 

                                    Südliche Seite der westlichen Wand im Grab der Meresanch III.
    Alle Darstellungen in diesem Bereich haben ihre Farbe verloren. Über der Scheintür und ihrem Pseudo-Architrav befindet sich eine Darstellung, die über die Scheintür hinaus bis in das Relief der nach rechts gewandten Meresanch neben der linken Öffnung reicht. Ganz links, am äußersten Ende der Wand, steht eine anonyme Person und präsentiert eine Opfergaben. Unter dieser Darstellung befindet sich ein Pseudo-Architrav mit zwei Reihen Text.
    1. @tp dj nswt Inpw Xntj sH-nTr qrs.s m smyt jmntj jAwtj nfr [w]rt [x]r nTr aA prt-xrw n.s [t] Hnqt Mr-sy-anx

    2. mwp rnpt tp rnpt +Hwtyt wAg Hb nb Hb [tp] Abd [tp].....nt [ra] nb mAAt [!r]-%tx.......Mr-sy-anh

    Übersetzung: (in Englisch)
    "An offering given by the King and Anubis foremost of the divine booth, that she may be buried in the western necropolis having grown old very gracefully in the sight of the great god. Funerary offerings for her of bread and beer, Meresankh." ; (bottom line) "

    "At the opening of the year, the first of the year, the feast of Thoth, the Wag festival, at every festival, the first of the month, and the first of the half-month, and every day. Beholder of Horus and Seth, the king's wife, Meresankh" .

    (Zitat aus: Dunham Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III., S. 15)

     

    (Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III.)


    2.  Auf dem inneren Bereich der Scheintür sitzt Meresanch auf einem thronähnlichen Stuhl, der auf der Seite 
         mit einer Löwendarstellung verziert ist. Ihre linke Hand ruht auf ihrer Brust, die andere liegt auf ihrem
         Oberschenkel. Sie trägt die lange, dreigeteilte Perücke und ein langes, bis zu ihren Knöcheln reichendes Kleid.
         Vor ihr befindet sich ein reich gedeckter Opfertisch mit Brot, darunter die übliche Opferliste: 
        
    "Tausend an Brot, Bier, Alabaster und Kleidung". Über und rechts von dem Opfertisch mit Brot befinden 
          sich Inschriften, die in drei Kolumnen von rechts nach links gelesen lauten:

    1. die leibliche Königstochter, die er liebt, die Königsgemahlin Meresanch,
    2. Gefährtin des Horus, die er liebt, vereint mit Horus, die große Favoritin
    3, die Gefolgsfrau des Horus, Priesterin des Thot, die Königsgemahlin Meresanch.


          und in einer einzeln eingefassten Inschrift unter der Opferplatte:

    "die Horus und Seth schaut, die große Favoritin, die Gefolgsfrau des Horus, die Königstochter, die er liebt, die Königsgemahlin Meresanch."

    3.   Am äußersten Ende der Wand (links von der Scheintür) befindet sich die sehr beschädigte Darstellung
          eines sich nach rechts bewegenden Mannes, der bekleidet ist mit einem bis zu den Waden reichenden
          langen Schurz. In der rechten Hand hält er eine Papyrus-Rolle. Auf dem Boden vor ihm steht eine Tasche
          oder ein Behälter (lt. Dunham wohl mit seinen Schreibutensilien). In der Beischrift steht in drei Kolumnen:

    Rx nswt jmj-rA pr sS jmj-r-Hm[w]-kA nb jmAx [#mt-nw

    "Der Bekannte des Königs, Aufseher, Schreiber, Aufseher der Totenpriester, Herr der Verehrung, Chemetnu."


*

Die Südwand der Hauptkammer ist 3,33 m lang und wurde zu einem großen Teil mit rosa Mörtel ausgekleidet. Im unteren Teil der Südwand befinden sich drei unterschiedlich große Nischen, in denen sich aus dem Fels herausgehauene Sitzfiguren befinden. Der obere - 1,33 m hohe mit Reliefdarstellungen dekorierte Teil - setzt sich aus fünf Register zusammen.

                     Obere Teil der Südwand - Mastaba der Königin Meresanch III.
Ganz rechts befindet sich eine sitzende Darstellung der Grabbesitzerin, die über eine Höhe von drei Registern reicht. Meresanch trägt eine lange, dreigeteilte Perücke und ein langes, bis zu den Knöcheln reichendes Kleid. In ihrer rechten erhobenen Hand trägt hält sie Lotusblüte vor ihrer Nase, während auf ihren Oberschenkel eine weitere Lotusblume liegt, die sie mit der linken Hand umfasst. Die Königin sitzt auf einem Stuhl, dessen Außenseite mit Papyrusblütenornamenten dekoriert ist. Ein kleines Kind (ob Junge oder Mädchen ist nicht zu identifizieren) sitzt zu ihren Füßen. Davor ist im rechten Teil des dritten Registers vor dem Kind ein Hund mit aufrecht gestellten Ohren zu sehen.

Links vor ihr befinden auf drei Haupt-Register verteilt, Opfergaben auf verschiedenen Tischen und Truhen mit den jeweiligen Trägern davor. Zu den Opfer-Produkten gehören Nahrungsmittel und Getränke (einschließlich Geflügel, Gemüse und Kuchen), des weiteren Schalen und Gläser, Waschutensilien wie Kanne und Becken. 

Im obersten, heute sehr schwer beschädigten ersten Register (zu Dunhams u. Simpsons Zeiten müssen die Reliefs noch wesentlich besser zu sehen gewesen sein- siehe die Zeichnungen) sitzen elf Männer mit vor der Brust gekreuzten Armen sowie drei stehende Männer mit der gleichen Armhaltung vor drei reich gedeckten Opfertischen. Die Darstellung ist ohne Beischrift geblieben.

Im zweiten Register - welches noch schwerere Zerstörungen aufweist - werden zehn Träger mit verschiedenen Opfergaben dargestellt, die sich nach rechts hin auf eine weitere Reihe von Opfertischen zubewegt. Der erste Träger hält in seiner linken Hand ein gefaltetes Tuch (oder ein Stück Stoff) und mit seiner rechten Hand trägt er zusammen mit einem zweiten  Mann einen Opfertisch mit verschiedenen Opfergaben.  Lt .der Beischrift wird der erste Träger als "xrp sH Hm-kA Rry" (Leiter des Speisezeltes - der Totenpriester Rery) identifiziert. Der dritte Träger hält evtl. eine auf einem Stock aufgespießte Ente in seiner linken Hand (nach Dunham, der den Ägyptologen Fischer zitiert). Aufgrund der schweren Zerstörung ist es nicht mehr zu erkennen, was der vierte Träger in den Händen hält, aber sein Name ist in der Beischrift erhalten geblieben: "Hm-kA KA-Tsw". Auch die Tätigkeiten des fünften, sechsten und siebten Trägers sind aufgrund der starken Beschädigungen nicht mehr erkennbar. Der achte Mann trägt eine Gans in seinen Armen, während der neunte zwei Vögel an ihren Hälsen hält - in jeder Hand einen. Als letzter folgt der zehnte Mann, der eine Hyäne in seinen Armen trägt.

Im dritten Register beschäftigen sich zwölf Metzger mit der Zubereitung von Fleischstücken, wobei die ersten drei Männer Fleischteile tragen. Hinter ihnen liegen zwei Rinder auf dem Boden und jeweils ein Metzger macht sich bereit sie zu zuteilen. Hinter den beiden Metzger steht ein Gehilfe, der die Messer schärft. Der zehnte Mann macht sich bereit, den Hals einer stehenden Antilope durchzuschneiden, während sein Gehilfe das Tier festhält. Als letztes folgt der zehnte Mann, der eine kleine Gazelle in seinen Armen hält.

Das vierte und fünfte Register befinden sich im unteren Teil der dekorierten Wand, nehmen aber etwa zwei Drittel der Wandbreite ein. Sie enthalten am rechten Ende zwei  Darstellungen die über die volle Höhe der beiden Register reicht. In den beiden Szenen wird die Bemalung einer Statue der Königin und die Herrichtung eines königlichen Bettes durch zwei Dienerinnen gezeigt. Das Bett steht in einem Pavillon. Der Maler wird anhand der Beischrift als "%S qd[t] Ra-HAy" (der Maler Rahay) identifiziert. 

Im vierten Register wird ganz rechts eine Frau gezeigt, die einen Fächer in der Hand hält vor einem Stuhl, dessen Armlehne und Beine einem Löwen nachempfunden ist. Hinter ihr steht eine weitere Person, die den Zustand eines Tragestuhles prüft, vor dem ein großer Sonnenschirm mit einer großen Stange angelehnt liegt. Eine weitere Frau steht davor und hält eine große Tasche und Fahne in ihren Händen. Die Person dahinter scheint ein großes längliches Objekt in ihren Händen zu halten. Als nächstes folgen zweimal zwei weitere Frauen, die eine große Truhe mit Hilfe eines langen Stabes oder einer Stange und die nächsten eine Truhe auf ihren Schultern tragen. Eine der beiden hinteren Frauen hält ein Äffchen an einer Leine. Die vorletzte Frau balanciert einen Stuhl mit Rinderfüßen auf dem  Kopf und stützt diesen mit der linken Hand ab, während sie in der anderen Hand eine Tasche trägt. Die Darstellung der letzten Person ist stark zerstört, auch sie trägt einen Gegenstand auf dem Kopf. 

Im fünften und letzten Register befinden sich auf der rechten Seite zwei Kästen auf einer Art Podest - der eine Kasten mit einem gerundeten Deckel und der andere mit einem flachen Deckel, auf dem eine Kopfstütze steht. Dahinter befindet sich eine große Kiste, vor der ein großer Stoffbeutel mit dem Kopf eines Kalbes steht (lt. Dunham, der sich hier auf den Ägyptologen Fischer bezieht). Dahinter befindet sich ein niedriger Tisch, auf dem ein Wedel liegt und zwei Frauen, welche einen kleinen Schrein tragen. Eine weitere Frau trägt einen großen Krug mit beiden Händen und eine dritte eine kleine Vase. Es folgen weitere Personen, wobei die Darstellungen aber sehr stark zerstört sind. Als letztes von den erkennbaren Personen folgt dem Opferzug wahrscheinlich ein Zwerg.

(Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham u. Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III.)

*

Nördliche Kammer
-
Statuenraum - 

Der nördliche Raum war - wie schon oben ausgeführt - vom Hauptraum durch zwei Öffnungen abgetrennt, wobei die mittlere Öffnung zwischen den Pfeilern als verschließbarer Durchgang diente, während die beiden anderen Öffnungen bis zu einer bestimmten Höhe vermauert waren. Die einzige Ausstattung dieses Raumes, bildet eine große Nische in der Nordwand, die zehn Frauenstatuen enthält. Dieses macht deutlich, dass die nördliche Kammer als verschließbarer Statuenraum diente. 

Die nördliche Fels-Kammer ist nicht ganz rechteckig aus dem Felsen herausgehauen: sie misst am südlichen Ende 4,52 m in der Breite und im Norden 4,77 m mit einer Länge von 2,60 m, wobei die Höhe ca. 2,08 m beträgt (Maße nach Dunham: Giza Mastabas, S. 20). Der Kammerboden-Level ist ca. 20 cm niedriger als der in der Hauptkammer.

Die östliche und westliche Wand sind undekoriert geblieben, ebenso die Rückseite der beiden Säulen. An der Nordwand befindet sich eine ca. 15 cm tiefe Nische, in der sich zehn stehende, aus dem Fels gehauene Frauenstatuen der Königinnenmutter Hetepheres, der Grabbesitzerin Meresanch III. sowie einige ihrer Töchter befinden, wobei die Größe der zehn stehenden Figuren von rechts nach links abnimmt. Reisner vermutete - obwohl es keinerlei Beischriften für sie gibt - dass diese Statuen die wichtigsten weiblichen Familienmitglieder darstellten. Wahrscheinlich sind sie in drei Gruppen eingeteilt, wobei die ersten drei in der rechten Ecke lt. Reisner und Dunham evtl. mit die Königsmutter Hetepheres II. zu identifizieren sind und die nächsten vier Statuen die Grabbesitzerin Meresanch III. darstellen. Die letzten drei Figuren an der linken Seite der Nische repräsentieren dann lt. Reisner und Dunham die Tochter Schepseskaf und die beiden kleineren zwei ihrer jüngeren Töchter. Mehrere Familienangehörige von Meresanch III. sind aus dem Felsgrab ihres Sohnes Nebemachet (Lepsius 86 - publiziert von Hassan: Excavations at Giza IV., S. 125-150) bekannt.

Nordwand der Statuenkammer mit Frauenstatuen

In einer 15 cm dicken Nische an der Nordwand der Kammer, befinden sich  zehn stehende, aus dem Fels herausgehauene Frauenstatuen. Die Größe der Figuren nimmt von rechts nach links hin ab.

Bilder: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

Der Erhaltungszustand der Statuengesichter war zur Zeit der Beschreibung und der Fotos von Dows Dunham und William K. Simpson im Jahre 1974 noch wesentlich besser als heute, wo die Gesichter der meisten Figuren fast keine Konturen mehr besitzen.

Die westliche Kammer
-
oder Opferkammer -

Der Zugang in die Opferkammer und damit auch zum Schacht, der in die unterirdische Grabkammer führt, erfolgt durch die beiden Öffnungen, die sich in der Mitte der westlichen Wand des Eingangsraumes befinden. Ursprünglich war jede dieser Öffnungen mit "Flügeltüren" aus Holz verschlossen, heute noch sind die sichtbaren Rillen davon auf dem Boden zu erkennen. Jetzt ist der Zugang auf der rechten Seite aus Sicherheitsgründen durch ein Metall-Gitter verschlossen. Die Maße dieser Kammer betragen 5,45 m in der Länge und 2,62 m in der Breite. Die Höhe variiert von 2,35 m auf der südlichen Seite bis  2,22 m vor dem Durchgang. 

Die 2,62 lange südliche Wand des Opferraumes ist fast vollständig rosa verputzt und über die ganze Breite mit Darstellungen bedeckt. Die Hieroglyphen sind in weiß gehalten. Die rechte Seite der Wand hat stark gelitten und besitzt keine Farbe mehr. Nur aus den Zeichnungen von Dunham & Smith ist zu ersehen, dass die Wand in zwei Register geteilt ist und in der Mitte eine in der Höhe über 2/3 der Wand reichende Opferliste enthält, die das obere Register nochmals in zwei Teile teilt.

Rechts oben sitzt Meresanch auf einem niedrigen Stuhl mit Rinderfüßen (die Darstellung ist sehr beschädigt und kaum erkennbar). Vor ihr befindet sich ein Opfertisch mit Brot. Sie trägt eine lange dreigeteilte Perücke und ein langes Kleid. Die linke Hand liegt auf ihrer Brust, während sie die rechte Hand in Richtung des Opfertisches mit Brot ausstreckt. Über dem Opfertisch befindet sich eine Inschrift:
"MAAt @r-%tX wrt.....
tjst @r Hmt-nTr @wt-@r....
smrt @r mr[sAt  nswt]...

"Die Horus und Seth schaut, der große (....)
vereint mit Horus, die Priesterin der Hathor [..,.]
die geliebte Gefährtin des Horus, die er liebt, Begleiterin des Horus, [die Königstochter....]"


(Hieroglyphen nach Dunham  & Simpson, The Mastaba of Queen Meresanch III.)

In der Mitte der Wand befindet sich eine fünfreihige Opferliste - die oberen drei Reihen 
mit 19,  die unteren zwei mit 18 Fächern. Einige davon sind schwer beschädigt und nicht mehr lesbar. Unterhalb der Opferliste befindet sich eine sehr beschädigte Inschrift, die lautet:

".....[t Hnqt] ? n Hmt nswt Mr-sy-anx m Hb nb r nb Dt."

".....[Brot und Bier] ? für die Gemahlin des Königs Meresanch an jedem Fest (und) jeden Tag für die Ewigkeit".

(Transkription und Übersetzung nach Dunham  & Simpson, The Mastaba of Queen Meresanch III.)

Auf der linken Seite der südlichen Wand werden in zwei unterteilten Registern unterschiedliche Rituale und Tätigkeiten dargestellt. Im obersten Register kniet rechts ein Mann in einem Verherrlichungsritual auf dem Boden - vor ihm befindet sich eine Beischrift:
"
sAxt[j]n wt." - "Verherrlichung durch den Einbalsamierer" (?). Der Mann streckt seinen Arm mit der geöffneten Handfläche nach oben in Richtung der Opferliste aus. Die andere Hand ruht auf seinem Oberschenkel. Vor ihm befinden sich vier Opfergaben: ein Laib Brot, ein Glas, ein runder Kuchen und ein schwer zu identifizierendes Objekt (lt. Dunham evtl. ein Becken ?). Hinter ihn kniet ein weiterer Mann, der in jeder seiner erhobenen Hände einen Brotlaib hält.

Im Register darunter befinden sich drei Männer, die sich in Richtung Meresanch bewegen. Der erste hält einen Vogel am Hals mit seinen Händen, der zweite trägt eine Gans auf seinen Armen und der dritte transportiert einen Rinderschenkel. Nur über der ersten Person befindet sich eine Beischrift: "xrp sH Hm-kA Rry" (Leiter des Speisezeltes, der Totenpriester Rery"), 

Über die ganze Breite der südlichen Wand zieht sich im unteren Teil ein weiteres Register hin, das heute fast ohne Farbe ist. Von rechts nach links gesehen sitzt rechts ein Mann vor einem niedrigen Tisch auf dem verschiedene Töpfe und Vasen stehen. Lt. der Beischrift wird er als "Chemetnu" identifiziert. Dieser Totenkult-Beamte erscheint schon am äußersten Ende der Scheintür in der Hauptkammer. Vor ihm sitzen fünf Männer in der typischen Schreiberhaltung, die eine Schreibtafel oder einen Papyrus in der linken Hand halten und mit der anderen Hand etwas aufschreiben. Dahinter steht ein weiterer Mann mit einem Stock in seiner linken Hand, während er mit seiner rechten einen weiteren Mann mit dem Kopf niederdrückt (evtl. in Vorbereitung auf eine Bestrafung ?). Vier weitere Männer befinden sich in hockender Stellung hinter dem "Übeltäter" - evtl. warten auch diese auf ihre Verurteilung, denn sie werden bewacht von zwei stehenden Aufsehern, wobei der erste seine Hand auf den Kopf des vor ihm platzierten sitzenden Mannes gelegt hat - so als würde er diesen zwingen, nach vorn zu blicken.

Über der gesamte untersten Szene befindet sich eine Inschrift, die an der rechten Seite sehr beschädigt ist. Sie lautet:

"@sb [HqAw njwwt] pr.s Dt , bAH jmj-r pr.......jnt HqAw m DADAt m sAw"

("Bestandsaufnahme von ihrem Haus der Ewigkeit, bevor der Vorsteher (die Zeile wird hier von einem Kopf eines Dieners unterbrochen) die Verantwortlichen unter Bewachung ins Gerichtsgebäude bringen.")

(Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham u. Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III.)

*

Die westliche Wand der Opferkammer ist etwa 5,40 m breit und 2,30 m hoch und enthält in ihrer Mitte eine weitere Scheintür, die rechts und links von  jeweils  zwei aus dem Felsen gehauenen Statuen flankiert wird. Diese Figuren stellen die Grabbesitzerin Meresanch III. und ihre Mutter Hetepheres II. dar. Die Statuen werden an den Enden der Wand von einer Palast-Fassade Dekoration flankiert.

     Westliche Wand der Opferkammer

Rechts und links der mittleren Scheintür in der westlichen Wand befinden sich jeweils zwei Nischen, in denen sich aus dem Fels gehauene weibliche Statuen befinden. 

 

 

(Foto: aus der Arbeit von Dunham & Simpson:
The Mastaba of Queen Meresanch III.)

 

                                          Nischen mit jeweils 2 Statuen - links und rechts der Scheintür
Auf beiden Seiten - links und rechts der Scheintür befindet sich jeweils eine Nische mit ca. den gleichen Abmessungen wie die Aussparung der Scheintür - in der sich  jeweils zwei stehende, aus dem Fels gehauene Statuen von Meresanch und ihrer Mutter Hetepheres befinden. Am Ende der Wand werden diese mit einer Palast-Fassaden Dekoration, ohne Inschrift, flankiert, Beide Frauenfiguren tragen  schwere Perücken und ein eng anliegendes Kleid. Die Darstellungen in beiden Nischen unterscheiden sich dadurch, dass sie sich auf der rechten Seite an den Händen halten und auf der linken Seite sich gegenseitig an die Hüfte fassen.

Bilder: mit frdl. Genehmigung Heidi Kontkanen, Finnland - all rights are by Heidi Kontkanen)

 

     Rechte Felsnische mit zwei weiblichen Statuen, 
die Meresanch III. und ihre Mutter Hetepheres II. darstellen.
   Nördliches Ende der Westwand mit Palastfassade
Auf beiden Seiten der Wand
ist neben den Statuennischen das Bild einer Palastfassade abgebildet, welches ohne Inschriften in Flachrelief auf die Felswand dekoriert wurde.

(Foto: aus der Arbeit von Dunham & Simpson:
The Mastaba of Queen Meresanch III.)

 

Umzeichnung der Palastfassade in der westlichen Wand neben den beiden Nischen.
(Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham & Simpson:
The Mastaba of Queen Meresanch III.)

Über der Scheintür und den zwei Nischen mit den Felsstatuen befindet sich ein zentrales Architrav mit einer Inschrift.

""Ein Opfer, das der König gibt und Anubis, der Herr des Heiligen Landes, Vorderster der göttlichen Kapellen (?) [divine booth) dass ihr Begräbnis in der westlichen Nekropole schön sein. Möge sie in Frieden gehen zu der Nekropole in Verehrung vor dem großen Gott, Herr des Begräbnisses. Mögen ihr weitere Opfer gegeben werden an Brot, Bier und Kuchen in ihrem Grab und in Busiris und in Abydos und jeden weiteren Ort an dem möglicherweise ein Totengedenken für die Edle Dame abgehalten wird, am Beginn des  Jahres, beim Thot-Fest, beim Wag-Fest, beim Fest des Sokar, beim großen Fest, das Rokesh-Fest (RkH), bei der Min-Prozession, beim Monats-Fest des Sadj, am Beginn des Monats beim ersten Halbmond. Leibliche Königstochter, die Horus und Seth schaut, die Königsfrau Meresanch".

     (Übersetzung: aus der Arbeit von Dunham u. Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III.)

 

  Scheintür an der westlichen Wand der Opferkammer
 - (Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham u. Simpson: 
             The Mastaba of Queen Meresanch III.)

In der Wandmitte - unterhalb des Architravs - befindet sich in einem ausgesparten Bereich eine unfertig erscheinende, sehr beschädigte Scheintür. Im oberen Bereich ist die Königin Meresanch sitzend vor einem Opfertisch mit Brot dargestellt. Unter dieser Darstellung befindet sich eine Beischrift:

"%[t nswt] n[t]xt.f m[AAt] @r-%tx Mr[-sy-anxx]

"Die Tochter des Königs, von seinem Körper, die Horus und Seth schaut, Meresanch".

*

Die nördliche, 2,17 m lange Wand des Opferraumes ist ebenso wie die südliche Wand mit einer dunkelrosa farbigen Putzschicht bedeckt. Die Darstellungen und Inschriften sind auf der linken Seite beschädigt und fast alle Farben sind heute verschwunden. 

Das Szenarium der Nordwand ist in vier Register unterteilt, die Darstellungen von Festlichkeiten und Szenen mit der Herstellung von Brot und Bier, die dann zu einem Unterstand gebracht werden zeigen.

 Auf der westlichen (linken) Seite der Wand befindet sich in Höhe der ersten beiden Register eine Darstellung der Königin Meresanch, die auf einem schlecht erhaltenen Stuhl sitzt und den Festlichkeiten beiwohnt. Meresanch trägt eine lange schwere Perücke und ein langes - heute fast nicht mehr sichtbares - Kleid und hält in ihrer rechten Hand den Stamm einer Lotusblüte (die Blüte selber ist nicht mehr sichtbar - auch vom Schmuck, den die Königin sicherlich trägt, ist nichts mehr erhalten geblieben). Vor ihr befindet sich eine kurze Beischrift, die lautet:

"Wrt Ht  sAt nswt Mr-sy-anx"

"Die große Favoritin, die Königstochter Meres-anch"

 - (Zeichnung: aus der Arbeit von Dunham u. Simpson: 
             The Mastaba of Queen Meresanch III.)

Rechts neben der Königin befinden sich zwei Register, die sich mit Musik und Tanz beschäftigen. 

  1. Das erste Register zeigt neun Männer, die sich in Richtung Meresanch bewegen. Die ersten beiden Männer, die sich direkt vor der Königin befinden, halten Geflügel in ihren Händen. Die Titulierung des ersten Mannes, der direkt vor Meresanch steht, ist erhalten geblieben und lautet: 

    [xrp] sH Hm-kA.......

    "Leiter des Speisezeltes, der Totenpriester [......]"

    Hinter diesen beiden stehenden Personen, hocken fünf Musiker auf dem Boden - die ersten beiden spielen auf einer Harfe, während die nächsten beiden Flötenspieler sind mit unterschiedlichen Instrumenten. Der letzte Musiker scheint ein Sänger zu sein, der seine linke Hand an sein Ohr hält. Die letzten beiden Personen werden stehend dargestellt, wobei der erste ein kleines Kalb in seinen Armen trägt und der hinter ihm stehende Mann mit seiner rechten Hand eine Kiste auf seinen Schultern trägt (leider ist diese Darstellung teilweise zerstört).

  2. Im zweiten Register werden neun männliche und drei weibliche Personen gezeigt. Ganz links hockt ein Mann auf dem Boden und trinkt aus einem Gefäß, welches er mit beiden Händen umfasst. Der Mann hinter ihm hält eine vorbereitete Ente in seiner rechten Hand und ein konisches Brot in der linken. Dahinter befinden sich vier tanzende Frauen, die in kurzen Röcken gekleidet sind, den Kopf nach rechts gedreht haben. und ihren rechten Arm über ihren Köpfen halten. Ihnen folgen drei weitere Tänzer, die ihren rechten Arm zum Gruß erhoben haben. Als letztes befinden sich am rechten Rand drei Frauen in eng anliegenden, langen Gewändern, die in die Hände klatschen.
  3. Das dritte Register dehnt sich über die ganze Länge der Wand aus (d. h. bis unter die sitzende Figur der Königin) und zeigt auf der linken Seite in einer sehr beschädigten Darstellung eine Laube oder Pavillon für die Königin oder die Gäste. Erkennbar ist noch eine einzige Säule mit einem lotusförmigen Kapitell. Davor erscheinen vier Diener, die verschiedene Opfergaben wie Vögel und rundes konisches Brot zu der obigen Struktur bringen. Weitere Gefäße und Gläser werden dahinter von zwei Männern und einer Frau vorbereitet in in Körbe gestapelt, damit sie weggetragen werden können. Am Ende des Registers befinden sich in drei Reihen aufgestapelt mehrere Objekte, wie konische Brote und Becher gefüllt mit konische Brote in der Mitte sowie unten sechs Krüge.
  4. Das vierte Register dehnt sich ebenfalls über die gesamte Länge der Wand aus - ist aber am äußersten linken Rand nicht mehr vorhanden. In diesen Szenen wird die Herstellung von Brot und Bier dargestellt. Von links nach rechts erscheint auf der linken Seite ein Mann, der seinen Kopf nach hinten gedreht hat, als ob er nach etwas schaut, sich aber nach links bewegt. Vor ihm befinden sich in einer Doppelreihe mehrere Bierkrüge - davor ist ein Mann zu sehen, der die Bierkrüge füllt. Eine weitere Person lehnt sich auf einen großen Bottich und mischt den Brei zum Aufbrühen des Bieres oder sie knetet einen Teig für die Herstellung des Brot. Es folgen weitere Szenen, die sich mit der Herstellung von Brot beschäftigen. Ein stehender und zwei kniende Handwerker werden beim Kneten von Broten gezeigt. In einer Beischrift steht: "jr.(j) n.k Hsb" = Ich bin auf dich angewiesen" (Das soll wohl bedeuten, dass ohne die Tätigkeit dieses Mannes nichts gemacht werden kann). Über diese Dreiergruppe ist ein Haufen von ungebrannten Broten gestapelt. Dahinter kniet ein weiterer Mann vor einem großen Korb mit Mehlsäcken - er dreht sich zu seinen Vorderleuten und ruft lt. der Beischrift: "Wn.Tn jw nn tA" = Schneller, es ist heiß". 
    Am Ende des Registers befindet sich eine weitere Dreiergruppe, wobei eine Frau Korn malt und ihr Kollege das Mehr siebt.
    Über ihnen befindet sich eine Beischrift, die bei Dunham & Simpson nicht aufgeführt ist, die aber wohl soviel wie "...nicht verstreichen lassen." (lt. H. G. Fischer bei Osiris.net) heißen soll. Im unteren Teil der Darstellung hockt eine Frau vor einem Stapel vorbereiteter kleiner Brote um diese in den konischen Formen zu backen.

Die Ostwand des Opferraumes ist sehr unregelmäßig und misst an der nordöstlichen Ecke des Raumes südwärts zu der nördlichen Öffnung in den Hauptraum 1,27 m. Die Wand und auch der mittlere Pfeiler zwischen den beiden Öffnungen waren ursprünglich verputzt und dekoriert. Die Dekoration der Wand ist heute fast nicht mehr sichtbar scheint lt. Dunham & Simpson wohl nur im Entwurf gezeichnet worden zu sein. In drei Registern sind im oberen zwei Männer zu sehen, die eine große Tasche auf einer Stange tragen, gefolgt von zwei weiteren Männern, die wohl ähnliche Tätigkeiten ausüben. Im mittleren Register ist ein Stapel von Getreide zu sehen, während links davon drei Männer die Spreu vom Weizen trennen. Auch im unteren Register ist ein Getreide-Stapel zu sehen, links davon steht ein Mann, der das Getreide in einen Behälter schaufelt. Es scheinen auf der linken Seite noch weitere Figurenzwei  vorhanden gewesen zu sein, die aber nur schwach skizziert zu sehen sind.

Der mittlere Pfeiler zwischen den  beiden Öffnungen in den Hauptraum ist 0,85 m breit. Lt. G. Reisner wurde er nach dem Tod Chemetnu des Älteren dekoriert. Auf der linken Seite ist die stehende Figur der Meresanch III. dargestellt. Sie trägt die lange, dreigeteilte Perücke und ein eng anliegendes Kleid, sowie als Schmuck eine große Halskette und einen breiten Halskragen und Fußbänder. In ihrer linken Hand hält sie eine Lotusblume an ihre Nase. Über ihr befindet sich eine Inschrift in fünf Kolumnen:
"Die Horus und Seth schaut, die große Favoritin, die leibliche Königstochter, vereint mit Horus, Königsgemahlin, geliebt von ihm, Meresanch."

(Text und Zeichnung: nach Dunham u. Simpson: 
The Mastaba of Queen Meresanch III.)

Vor ihr steht in einer verkleinerten Darstellung ein Mann mit kurzen Haar (oder einer Kurzhaarperücke). Er trägt einen Schurz der knapp bis unter die Knie geht und präsentiert der Königin einen Papyrus oder eine Tafel. In der Beischrift in drei Kolumnen steht:
"MAA sS jmj-r pr jmj-r pr jmj-r pr Hm(w)-kA nb jmAx Hr nb.f ra nb sS #mt-nsw Srj"

"Kontrolleur des Geschriebenen, Leiter und Aufseher der Ka-Priester, Herr der Verehrung vor seinem Herrn an jedem Tag, der Schreiber Chemetnu, der Jüngere."

(Text aus dem Englischen: nach Dunham u. Simpson: The Mastaba of Queen Meresanch III.)

 


Grabkammer:

Die unterirdische Anlage mit dem Sarkophag ist über einen senkrechten Schacht zugänglich, der im westlichen Raum (Opferkammer) - nahe der Scheintür -der Felsanlage liegt. 

Die Öffnung im Boden zum Abstieg ist 2,08 m breit und steigt 5,13 m in die Tiefe bis zur Grabkammer. Heute steigt man über eine neu installierte Treppe in die Kammer hinab. Man betritt die Grabkammer, die sich im Westen des Abstieges befindet, durch einen kleinen Durchgang, der 1,70 m breit und 2.00 m lang ist. Die Kammer selber hat eine Länge von 5,70 m und eine Breite von 2,97 m bis 3.30 m (die Breite variiert) sowie eine Höhe von 1,97 m. Sowohl der Durchgang als auch die Grabkammer selbst sind ohne Dekoration und Inschrift. 

Der schwarze Granit-Sarkophag stand in der Nähe der westlichen Grabkammerwand. Der Deckel war von Plünderern angehoben und dabei mit großen Steinen unterstützt - siehe Foto des aus den Werken von Dunham & Simpson  - 
Der Sarkophagdeckel wurde von Plünderern angehoben und zur Öffnung mit großen Steinen unterstützt. Im Sarkophag fanden die Archäologen nur den Schädel und einige Knochen von einem weiblichen Skelett. Die Skelettfunde wurden von Dr. Douglas E. Derry am 16. Dez. 1927 aus dem Sarkophag entnommen und untersucht. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Königin Meresanch (
wenn man die in dem Sarkophag gefundenen menschlichen Knochen mit den sterblichen Überreste von Meresanch III. gleichsetzt) zum Zeitpunkt ihres Todes etwas über 50 Jahre alt war und ca. 1,54 m groß war. Ihr Schädel, der in mehrere Stücke zertrümmert war und von Dr. Derry wieder zusammengefügt wurde, scheint sehr breit und flach und nach hinten verlängert gewesen zu sein. Auch ihre Mutter Hetepheres II., die mit ihr zusammen in den Grabdekorationen dargestellt ist, wird hier lt. Derry: "with a flat-topped head..." gezeigt. Der gleiche Schädeltyp erscheint in den Gräbern von Nefersheshemre und Kaemhent in der VI. Dynastie in Sakkara und interessanterweise auch 1000 Jahre später bei Echnaton und Tutanchamun (Quelle: Dr. Douglas Derry)-

Vor der Südwand der Grabkammer befand sich eine 70 x 70 cm breite und 48 cm tiefe Grube, in der sich neben anderen Kanopenvasen auch eine der auf dem Boden neben dem Sarkophag liegenden Vasen befunden haben musste. Diese sog. Kanopenvasen enthielten ursprünglich die Eingeweide der Verstorbenen und sind unbeschriftet geblieben.

Der schwarze Granitsarkophag aus der Grabkammer Meresanch III. befindet sich heute im Museum Kairo (JE 54935) und misst 2,16 m x 0,87 m x 0,795 m in der Höhe. Der unbeschriftete Deckel hat eine Höhe von 0,175 m (Maße nach Dunham  Simpson). Beide Längs- und Querseiten sind mit einer Palastfassaden-Täfelung dekoriert, an der Längsseite mit sechs Platten und auf der Querseite mit drei Platten.

Im obersten Abschnitt der Sarkophagwanne ist eine horizontale, umlaufende Zeile mit der ausführlichen Titulatur der Hetepheres II. zu sehen
MAAt @r-%tX wrt Hts wrt Hst Xrp sSmt SnDt Hmt-nTr BA-(p)f smAt mry Nbty sAt nswt nt Xt.f mrt.f @tp-Hrs

"Die Horus und Seth schaut, die große Favoritin, die hochgelobte, die Leiterin der Schlächter des Akazienhauses, die Priesterin des Bapefy, Gefährtin des Geliebten der beiden Herrinnen, die geliebte leibliche Königstochter, Hetepheres."

(Text und Zeichnung: nach Dunham u. Simpson:  The Mastaba of Queen 
Meresanch III.)

 

An dem oberen Rand des südlichen Endes steht von rechts nach links:
"@mt-nTr +Hwtj xt @r Hmt nswt mrt.f sAt nswt @tp-Hr.s"

"Priesterin des Thot, Begleiterin des Horus, geliebte Königsgemahlin, die Königstochter Hetepheres."

An dem oberen Rand des nördlichen Endes steht von rechts nach links:

"&jst @r smr [t] @r Hmt-nTr *A-sp sAt nswt @tp-Hr.s"

"Vereint mit Horus, Gefährtin des Horus, Priesterin des Tjasep, die Königstochter Hetepheres."

Diese Inschriften belegen, dass der Sarkophag ursprünglich für die Mutter der Meresanch III., die Königsgemahlin und Königstochter Hetepheres II., angefertigt wurde. Weitere Inschriften befinden sich an den Enden der beiden Längsseiten des Sarkophages und man kann deutlich erkennen, dass diese nachträglich angebracht wurden. Lt. Peter Jànosi (siehe: Giza Mastabas I.), da die Hieroglyphen Teile der Palastfassaden-Dekoration überschneiden, die in der Ausführung der Nischen unvollendet blieben. 

""_j.n.(j) n sAt nswt Hmt (nsw) Mr-sy-anx"

" ich habe gegeben der Prinzessin und Königin Meresanch"
Reisner übersetzte: 
"(that which)
I have given to my daughter, the King's wife, Meresankh"

Übersetzung von Peter Jànosi:
"ich habe ihn gegeben [meiner] Tochter, der Königin Meresanch".

Diese sekundär angebrachte Inschrift lässt also erkennen, dass es sich hier nur um eine Stiftung der Hetepheres II. an ihre Tochter, die Königsgemahlin des Chephren, Meresanch III. handelt. Ähnliche Stiftungsinschriften sind im Alten Reich oft anzutreffen, aber man kann lt. Peter Jànosi (siehe ZÄS 123 v. 1996 Grabanlagen) daraus keine weiterreichenden Schlüsse bezüglich der Aussage, ob Hetepheres zu diesem Zeitpunkt noch lebte oder ob die Widmungsinschrift auf dem Sarkophag als plötzlicher Tod der Meresanch III. zu verstehen ist, ziehen. 

Nach den Untersuchungsergebnissen des Knochenmaterials im Sarkophag soll Meresanch III. ein Lebensalter von mehr als 50 Jahren erreicht haben (vorrausgesetzt, dass die im Sarkophag gefundenen Knochenfragmente von Meresanch III. stammen und nicht von einer späteren Bestattung). Die Gründe für die Überlassung des Sarkophages von Hetepheres II. an ihre Tochter Meresanch sind uns nicht bekannt. Ein Lebensalter von über 50 Jahre war für die damalige Zeit auffallend hoch, darum ist die obige Vermutung eines plötzlichen Todes von Meresanch als Grund für die Sarkophagüberlassung an diese sehr unwahrscheinlich, denn es drängt sich hier die Frage auf, was die
Mutter, die um einiges älter als ihre Tochter gewesen sein muss, dazu bewog, das Grab ihrer
Tochter zu überlassen? Aus diesem Grund wird von einigen Ägyptologen (siehe Peter Jánosi) gemutmaßt, dass Hetepheres zu einem uns unbekannten Zeitpunkt ihre alte Grabanlage aufgab, weil sie eine neue, evtl. hochwertigere Begräbnisstätte erhielt und dabei folglich auch einen neuen und wohl anders gestalteten Sarkophag bekommen hat. 

Im Grab der Meresanch III. fanden sich an verschiedenen Stellen eine Doppelstatue von ihr und ihrer Mutter, Fragmente von weiteren Statuen und drei Diener-Statuetten. Alle diese Funde befinden sich heute im Museum of Fine Arts in Boston.

            Doppelstatue von Meresanch III. 
              mit ihrer Mutter Hetepheres II
                             (MFA 30.1456)

Diese Doppelstatue der Grabeigentümerin Meresanch III. (kleinere Figur rechts) aus bemaltem Kalkstein fand Reisner 1927 vermutlich in den Trümmern des kleinen Innenhofes an der Vorderseite der Mastaba-Kapelle. Eine Inschrift auf dem Sockel der Statue lautet:

vor Hetepheres: "die Horus und Seth schaut, die Gefährtin des Geliebten der beiden Herrinnen"

vor Meresanch III. "Seine Tochter, die Königsfrau, geliebt von ihm."

Bild:      HetepheresIIandMeresankhIIIBoston
Autor:   Captmondo
Lizenz :
  CC BY-SA 3.0        

 


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