Biografie Thutmosis III.

Beamte Thutmosis III.

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Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite -nummerierte Verweise im Text
PM = Porter Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Rechmire
- Wesir und Vorsteher der Stadt -

Rechmire stammte aus einer mächtigen Familie, die vor ihm bereits mindestens zwei Wesire fürs ägyptische Reich gestellt hatten. Seine Amtszeit begann mit dem Ende der langjährigen Amtszeit seines Onkels Useramun durch dessen Tod. Thutmosis III. setzte Rechmire als Nachfolger in das Wesiramt ein und übte dieses bis zum Tod des Königs und noch eine kurze Zeit zu Beginn der Regierung Amenophis II. aus. Rechmire ist im Jahr 32 erstmalig unter Thutmosis III. erwähnt. Es ist aber unklar, ob Rechmire das Amt des Wesirs über ganz Ägypten oder nur über den südlichen Landesteil ausübte. In seinem Grab TT 100 nennt er sich voller Stolz: "Größter der Großen, Würdigster der Freunde [smr] sowie Vorsteher der höchsten Ämter" (siehe Julia Budke in Kemet 3/2001, S. 26). Im weiteren Verlauf der Regierung von Amenophis II. verlieren wir dann Rechmire aus den Augen. Entweder ist er dann verstorben oder was wahrscheinlicher ist, in Ungnade gefallen (vielleicht aufgrund der großen Macht, die seine Familie im Laufe der Jahre erlangt hatte)

Rechmire rühmte sich, ".....es habe weder im Himmel noch auf der Erde oder in irgendeinem Winkel der Unterwelt etwas gegeben, womit er sich nicht auskannte". Das war sicherlich eine recht unbescheidene Übertreibung, doch war es sich so, dass er zu den am besten unterrichteten und mächtigsten Männern im ganzen Reich gehörte. Und all diese Erkenntnisse hatte der Wesir täglich seinem König zu berichten und sich mit dem Schatzmeister gegenseitig auszutauschen. Er hatte die Aufsicht über alle möglichen Bereiche, die in dem Reich anfielen, wie u. a. die Wirtschafts- und Finanzaufsicht und die Vertretung des Königs, während dessen Abwesenheit. Über all diese Pflichten berichtet Rechmire in seinem Grab Theben tomb 100 (TT 100) in Abd el Qurna. Als Symbol seiner Macht trug der Wesir eine Figur der Maat um den Hals - erkennbar durch die Feder auf dem Kopf der Göttin.

Rechmire war sehr stolz auf seine hohe Stellung an der Spitze der Beamtenschaft von Ägyptens Verwaltungsapparat und voller Stolz gab er in Inschriften auf den Wänden seines Grabes ausführlich wieder, wie der König die Pflichten seines Wesirs lobte. Seine detaillierten Inschriften liefern heute das vollständigste und wichtigste Zeugnis für das Wesirrat - ja sogar für das Funktionieren der ägyptischen Regierung insgesamt, auf der Höhe der imperialen Macht des Landes. Lt. der Inschriften in seinem Grab trug Rechmire folgende Titel:

  1. Wesir von Theben (TAt j-n-njsw-rsjt)

  2. Vorsteher der Stadt (jmjrA-njwt )

  3. Vorsteher aller Arbeiten des Amun (jmjrAkAt nbt-n-Jmn)

  4. Leiter der Handwerkerschaft des Amun ( jmrrA Hmwt n Jmn)

  5. Vorsteher des Sna–Betriebes des Amun ( jmjrA Sna n Jmn)

  6. Vorsteher der Beiden Schatzhäuser ( jmjrA Sna n Jmn)

  7. Vorsteher der beiden Schatzhäuser von Gold und Silber ( jmjrA prwjnbw jmjrA prwj-HD) (Urk. IV, 1171,17)

  8. Gefolgsmann des Königs (Smsw-njswt)

 

Sein "Verschwinden" (oder sein Sturz) in der Regierung von Amenophis II. hing evtl. mit der neuen Innenpolitik des jungen Königs zusammen, in der Amenophis II. seine Vertrauten aus Kindertagen förderte.

Der Vater von Rechmire war der Wesir von Unterägypten, Neferweben und sein Großonkel war der Wesir Ahmose Aa-mehu. Die Mutter von Rechmire trug den Namen "Bet" und seine Ehefrau hieß "Meryt". Beide trugen den Titel "Königsschmuck" (hekeret Nesut). Zwar sind einige der Namen seiner Kinder (und auch sein eigener und der seiner Frau Meryt) in seinem Grab TT 100 (in dem er aber nie bestattet wurde) getilgt, konnten aber teilweise rekonstruiert werden. Die Töchter hießen:

  1. Takhaout, 

  2. Mutneferet 

  3. und Henuttawy

und die Söhne:

  1. Mencheper-re-seneb

  2. Amenhotep

  3. Meri

  4. Senoseret

 

Außerdem wurden ein gewisser Baky und seine Frau At erwähnt - evtl. Verwandte der Mutter des Wesirs (Quelle: www.osirisnet.net)  .

Grab TT 100
Rechmires Grab Theben tomb 100 befindet sich am Fuße des Berges von Sheik Abd el-Qurna in Theben-West und ist historisch äußerst bedeutend aufgrund seiner Bildqualität und die im Grab enthaltenen Inschriften, welche bedeutsam für das Verständnis der verschiedenen Funktionen und Aufgaben des Wesiratamtes ist. Des weiteren enthält es auch großartige Darstellungen mit Tributzahlungen fremder Völker und die umfassendste Version der Darstellung des Rituals der Mundöffnung, wie sie in keinem anderen Grab erhalten ist (Quelle: wwww.osirisnet.net)  

Die Kapelle wurde direkt in den Fels gehauen und hat einen T-förmigen Grundriss mit einem offenen Vorhof. Die Anlage führt 25 Meter tief in den Felsen. Die Vorhalle ist 20 Meter breit. Die Haupthalle ist einmalig, denn sie wird nach hinten hin immer höher, so dass sie am Ende ein Höhe von 8 m erreicht. Die Kapelle ist zum größten Teil ausgemalt, wobei die Dekoration gut erhalten ist und eine wichtige Quelle der Information zur Verwaltung, Handwerk und Gewerbe (wie Metallgewinnung etc.) sowie der Kunst aus dieser Zeit bildet. Die Kapelle besitzt keine Grabkammer, so dass angenommen werden kann, dass das eigentliche Grab des Rechmire an einem anderen Ort zu suchen ist im Tal der Noblen und seine Kapelle evtl. ausschließlich seinem Totenkult diente.

Das Grab TT 100 war schon den ersten Besuchen des Westufers von Luxor bekannt und diente im 19. Jahrhundert als Wohnhaus und für die Viehzucht. Die ersten Aufzeichnungen über die schönen Dekorationen stammen von Robert Hay aus dem Jahre 1882, Hoskins, Cailliaud, Wilkinson, Prisse d'Avennes (der einige der Darstellungen kopierte) und anderen. Erst 1889 wurde das Grab mit einem Eisentor verschlossen und durch Virey vollständig vermessen. Norman de Davies und seine Frau Nina erhielten im Jahre 1906 vom Metropolitan Museum in New York den Auftrag das Grab zu untersuchen. Als Fotograf kam Harry Burton dazu. Die Arbeiten dauerten bis 1940 und gipfelten in der Veröffentlichung von zwei Werken "Paintings from the tomb of Rekh-mi-Re at Theben, PMMA 10, New York 1935" und "The defacement of the tomb ofRekh-mi-Re at Thebes PMMA 11" Chronique d'Egypte, 1940).

Während der Regierungszeit von Amenophis II. (Sohn von Thutmosis III.) wurden viele der Darstellungen von Rechmire, seiner Frau Meryt und seiner Kinder in unterschiedlicher Ausführung gelöscht. An einer Stelle in der Querhalle, wurden die Silhouetten ausgemerzt und mit roter Farbe übermalt - an anderer Stelle beschränkte man sich nur darauf, die Gesichter zu zerstören. Die Gründe dafür sind unbekannt, aber man geht davon aus, dass diese Handlung bei einem zu Lebzeiten so mächtigen Beamten wie Rechmire nicht ohne Zustimmung des Souveräns möglich gewesen wäre. Man nicht an, dass der Wesir unter Amenophis II. in Ungnade fiel, da ab Mitte der Herrschaft dieses Königs ein anderer Wesir mit Namen "Amenemopet (TT 29)" (ein Cousin des berühmten Sennefer) für Oberägypten zuständig war. Später wurden viele der Darstellungen in der Kapelle unter Echnaton zerstört, die mit dem Gott Amun und anderen Göttern in Verbindung gebracht wurden. 

Jahre später sind weitere Schäden in der Kapelle entstanden: ein zweiter Eingang wurde in die Fassade geschlagen, wobei es sich um das Werk eines Einheimischen handelte, der dort seine Wohnung oder sein Begräbnis in der Kapelle errichtete und dabei die Inschriften über die Aufgaben und Pflichten eines Wesirs schwer beschädigte. Die gesamte Querhalle diente anschließend als Wohnraum und der Längsraum alls Stall, wobei Staub und Furchen sowie eindringendes Wasser und Fledermäuse dem Bauwerk weiter schädigten. 1940 wurden große Wandflächen bei einer "sogenannten Restaurierung" (die es hier gar nicht brauchten!) mit einem weißen Putz gebürstet - ein Skandal, den Norman de Garis Davies scharf anprangerte (Quelle: wwww.osirisnet.net)  

Im November 1900 fand der brit. Ausgräber Percy E. Newberry bei seiner Freilegung des Vorhofes von TT 100 eine aus Bronze bestehende Schale mit einer plastischen Figur der Göttin Hathor in ihrer Kuhgestalt. Insgesamt wurden drei Bronzeschalen gefunden die wahrscheinlich von modernen Grabräubern hier versteckt und später vergessen wurden (heute im Mus. Kairo: JdE 34738, JdE 34739 und eine im Metropolitan Museum of Art New York No. 30.8.67). 

Beschreibung des Grabes TT 100
Da zur Zeit der Entstehung der Grabanlage das Gelände wahrscheinlich noch unbebaut war, ermöglichte es der zur Verfügung stehende Raum dem Wesir für sich ein großes Grab zu erbauen. Später wurde es aber schnell mit anderen Gräbern besiedelt, wie eine Zeichnung von R. Morales es verdeutlicht. Dem eigentlichen Grab ging ein großer Hof von 19 m Breite voraus. Heute können seine Grenzen nicht mehr genau definiert werden. Die Fassade ist recht grob und undekoriert - einige Lücken wurden mit Putz verfüllt. Links vom Eingang ist ein Fenster oder Ähnliches zu sehen, wie oben schon ausgeführt.

Der vorgelagerte Hof und der Eingang zu Theben tomb 100

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki (Sept. 2019)
- alle Rechte vorbehalten -

Diese teilweise autobiographischen Texte in seinem Grab TT 100 preisen hauptsächlich die Tugenden von Rechmire, aber auch seine besondere Nähe zum König. Ein Vorgehen, das für diese Zeit allerdings nicht untypisch war. Der Text verzeichnet in besonders ausführlicher Weise das Bild von einem gewissenhaften Beamten, der Korruption und ähnlichem Verhalten ablehnend gegenübersteht und unvoreingenommen handelt.

Rechmire führt darin aus: "Ich bin der Vornehme, der Zweite nach dem König, das Zünglein beim Schiedsgericht der beiden Genossen [......]. Ich habe arm und reich gerichtet. Ich habe den Schwachen vor dem Starken bewahrt. Ich habe die Wut des schlechten Charakters zurückgedrängt." (zitiert nach Manfred Clauss: Das Alte Ägypten. Fest, Berlin 2001, ISBN 3-8286-0141-3 in Wikipedia: Rechmire CC BY-SA 4.0 DEED).

Grabplan von Theben Tomb 100
- Rechmire nach PM VII, Oxford 1994 (PM I-1, 206ff)
bearbeitet von Nefershapiland

Eingang
PM 1:  Opfertexte an Re-Harachte, Amun-Re, Thot und Osiris
Querhalle:
PM 2:  zwei Szenen: 1)ganz rechts: der sitzende Grabherr (später ausgemerzt) 
            mit Gans unter dem Stuhl im Gerichtsgebäude beim Inspizieren von 5 Reihen
            von Beamten -Text über die Pflichten eines Wesirs.
            2) 5 Register: mit Steuereinnahmen, Aufzeichnung von Waren aus Oberägypt.,
            Vieh, Gold, Affen, Enten, Tauben und Honig und das Wiegen von Gold
PM 3:  Stirnseite links: autobiographischer Text
PM 4:  Rückwand - linke Hälfte: 
            der Grabherr] mit dem Gefolge bei der Inspektion
            (Darstellungen verteilen sich auf 5 Register - Register I.-V. zeigen die 
             ausländischen Tribute. 1) Menschen aus Punt mit Produkten und Tieren:
            Pavian,Steinbock, Affe, Schimpanse und Weihrauchbäumen.
            2) Kreter mit dekorativen Vasen 3) Nubier mit Tieren: Leopard, Pavian, Affen,
            Giraffe, Vieh und Hunde 4) Syrer mit Tributen: Vasen, Wagen, Pferde, Bär und 
            Elefant. 5) Gruppe Nubier und Syrer mit Militäreskorte, Männer, Frauen und
            Kinder.
PM 5:  linke Hälfte der Rückwand, östlicher Teil:
            [Grabherr] mit Text der seine Ernennung zum Wesir zum Inhalt hat vor  
            [Thutmosis III. mit seinem Ka].
PM 6:  Eingangswand rechts vorne:
            [der Grabherr] bei der Inspektion (5 Register mit Abgaben) - Aufzählung der
            Produkte von Ober- u. Unterägypten, einschl. Tauben, Gold und Honig.
            Männer bringen Stiere mit Kälber und Ziegen.

PM 7:  Eingangswand rechts des Eingangs - Mitte:
            [der Grabherr] inspiziert die Tätigkeiten der Handwerker (5 Register). Reg. 1.-5. Tempelwerkstätten und Magazine (?):
            mit königlichen Statuen (einschl. Statuen des Königs im Kultlauf), des Königs beim Weihen, weibl. Sphingen sowie Grabausstattung.
            Bringen von Gaben usw.; Brot- und Kuchenbacken und bei 5) Reste von Szenen in denen Bier gebraut wird (?).
PM 8: Eingangswand rechts des Eingangs - hinten:
            [der Grabherr] inspiziert Vorgange, die in 5 Register aufgeteilt wird. 1) [Viehzählung 2) [Zählung der Ernte] 3) Einbringung d. Getreides
            4) Das Bringen von Tieren, das Schneiden von Korn, die Flachsernte 5) Pflügen und Säen
PM 9: Stirnseite rechts der Querhalle - zwei Register:
           1) [der Sohn Mencheperre], der sitzende Wesir [der Großvater Amethu - TT 83] und ein Onkel User (TT 61) mit ihren Frauen und vier
           Reihen von Verwandten vor [dem Grabherrn und seine Gemahlin] 2) ähnliche Szene [mit seinem Sohn Amenhotep], dem Sohn 
           Neferweben und Baki, mit ihren Frauen und Verwandten.
PM 10: Rechte Hälfte der Rückwand, westl. Teil:
            [der Grabherr] bei der Inspektion von Vorgängen in 5 Registern: Register I. - 5.: Produkte von der "Straßé des Horus" und des
            Marschlandes: 1) Bringen von Tieren - Steinbock, Oryxantilope, Wildtiere und Hyänen an Teichen) mit jagendem Hund. 2) Weinernte,
            einschl. Männern, welche die Trauben mit den Füssen treten und einer Hymne an Termuthis 3) Bringen und herrichten von Geflügel
            und Fisch 4) Fischen mit Schleppnetzen 5) Das Bringen von Erzeugnissen, einschließlich Honig.
PM 11: Rechte Hälfte der Rückwand, östlicher Teil: die Reste von 2 Szenen, die den [Grabherrn] bei der Jagd in der Wüste zeigten und bei 
            der Vogeljagd 1) Wild und Strauße, Wildtiere, Hyänen, in Ställen und in der Wüste 2) Vögel über dem Papyrussumpf.

Passage zum hinteren Korridor:
PM 12: Äußerer Türsturz und Pfosten: Opfertexte - innerer Türsturz und Pfosten: Texte des Grabherrn.

Hinterer Korridor:   
PM 13: linke Wandseite, Anfang mit 6 Registern.
             I.-III-: Herrichten, Herbeischaffen und Lagern von Lebensmitteln für den Tempel, vor dem sitzenden Grabherrn mit Gefolgschaft.
             IV.-VI.: Ausgabe von Rationen an die Tempeldiener und deren Registrierung - vor dem sitzenden [Grabherrn] mit Gefolgschaft.
PM 14: linke Wandseite - folgend mit 8 Registern: 
              Register I.-IV. Verteilung von Gegenständen vor dem Grabherrn mit Gefolge.
              Register V.-VIII. Tempelarbeiter vor dem [Grabherrn] mit seinem Gefolge.
PM 15:  linke Wandseite - folgend mit 10 Registern:
               I.-X: Begräbnisprozession (mit 68 Episoden) vor Gottheiten:
 
PM 16:  linke Wandseite - folgend mit 4 Registern:
               Register I.-III. [die Söhne] des Grabherrn Menche-per-re-sonb, Mery und Amenhotep - opfern an den Grabherrn und seiner Frau
               Meryt.
               Register IV: der Sohn des Grabherrn Sesostris (?) mit einer Opferliste - führt ein Ritual vor dem Grabherrn u. dessen Mutter aus.
    
PM 17:   rechte Wandseite, Anfang, mit zwei Registern:
               I.: Ein Sohn zusammen mit männlichen und weiblichen Verwandten erbringt Grüße und opfert an den Verstorbenen und seinem'
               Gefolge und den Booten - auf der Rückkehr von den Feierlichkeiten des Amenophis II. in Het-sechem.
               II. - Der Grabherr mit Gefolge empfängt drei Reihen von Beamten und Antragssteller.
               und Booten (?)   
PM 18:  rechte Wandseite - mit 8 Registern mit einem Bankett:
               I.-IV. mit Töchtern, welche ihre Sistren vor dem Grabherrn und seiner Frau opfern.
               V.-VIII. mit [Söhnen[, welche Blumensträuße vor [dem Grabherrn und seiner Frau] opfern.
               dazu Gäste und Musikanten, einschl. weibl. Lautenspielerinnen und Mädchen, die zurückschauen.
PM 19:  rechte Wandseite - mit 10 Registern:
              I.-VII. Rituale vor Statuen des Verstorbenen in 50 Einzelszenen (einschl. Statue, die von 9 Priestern getragen wird, und Opferlisten;
              VIII-X. Bereiten der Versorgung des sitzenden Grabherrn, Garten mit einem Boot in einem Teich, ein Mann bringt Speisen, 
              sitzende Gäste vor dem [Grabherrn und seiner Gemahlin]:
PM 20:  rechte Wandseite - mit vier Registern:
              I. - der Sohn Amenhotep des Grabherrn - vor diesem und dessen Mutter; II. der Sohne Sesostris des Grabherrn vor beiden;
              III. der Sohn Mencheperre vor dem Grabherrn und seiner Frau; IV. ein weiterer Sohn des Grabherrn mit Opferlisten - Ritual vor dem
              Grabherrn und dessen Frau.
PM 21: Rückwand mit Nische und drei Registern:
              I. - Nische, Türsturz mit 
Doppelszene: der Grabherr kniet vor Osiris und einer Göttin, auf den Türpfosten Opfertexte; auf den Seiten-
              wänden opfert der Sohn Mencheperra-sonb vor dem Graberrn und seiner Frau.

             Register II: Scheintür mit Texten an jeder Seite - heute im Louvre C 74. Register III. - Reste einer weiteren Scheintür.

Obere Scheintür aus dem Grab Theben tomb 100
heute im Louvre, Paris N 225 / C 74

Die obere Scheintür befindet sich jetzt im Louve, Paris, Raum 24. Bis auf auf das untere rechte Drittel ist die Scheintür noch intakt. Auf dem rechten Pfosten befinden sich Gebete an Amun, Djeseret, Osiris-Sokar, den Herrn von Rosetau und Osiris, den Herrn von Abydos und Anbetungsformel.

Champollion hatte diese Scheintür bei seinem Besuch im Grab auf dem Boden liegend gefunden. 

Bild:     Fausse-porte de Rekhmire N 225
Autor:  Sebi, Wikipedia 2007
Lizenz: the copyright holder of this work, release it into the public domain.

            Reg. III. - Reste einer unteren Scheintür. Die direkt in den Fels gehauenen Inschriften befinden sich heute in einem sehr schlechten      
            Zustand und bestehen aus den üblichen Anrufungstexten und Titeln des Grabinhabers Rechmire.

Auf der Innenseite der vorderen Tür /(Türsturz und Pfosten) befinden sich Texte mit traditionellen Gebete an Re-Harachte, Amun-Re, Thot und Osiris (PM I-1, 206ff). 

Wenn man das Grab betritt, kommt man direkt hinter dem Eingang in eine Querhalle mit zwei Flügeln (Nord- und Südflügel). In einer Linie mit dem Eingang öffnet sich in der Mitte der Querhalle eine große schmale Längshalle, die 30 m tief in den Fels hineinreicht und am Westende eine Höhe von über 8 m erreicht. Am Ende der Halle befinden sich zwei übereinanderliegende Scheintüren und darüber eine Nische mit einer Statue. Nur die Türen und die Scheintüren wurden eingraviert - der Rest der Kapelle (etwa 300 m²) wurde mit einer Kalktünche bemalt. Die Qualität der gesamten Dekoration des Grabes ist außergewöhnlich und von hoher Qualität. Die Hieroglyphentexte der Querhalle sind auf graublauem Untergrund gemalt - an einigen Stellen aber rot gezeichnet. An den anderen Stellen sind die Hieroglyphen meist in blauer Farbe aufgemalt. Die Decken des Grabes sind stark beschädigt. Von den dekorativen Motiven, die dort einstmals waren, ist kaum noch etwas sichtbar. Längs- und Querfarbbänder ahmen wie allgemein üblich in dieser Zeit, Holzbalken nach und auf ihnen befinden sich Inschriften.

Querhalle / Transvershalle

Die Querhalle ist durch die Eingangswand in zwei Flügel unterteilt. Wenn man sich beim Betreten (hinter dem Eingang) nach links wendet, öffnet sich der Südflügel, an dem sich interessante Texte (über die Aufgaben eines Wesirs sowie Szenen mit Tributen der Fremdländer befinden. Am nördlichen Flügel (rechts vom Eingang) befinden sich traditionelle Jagd- und Fischereidarstellungen sowie die Genealogie des Grabeigentümers. An der Oberseite der Wände befinden sich die klassischen Checker-Friesmuster. Unten an der Basis der Wände verläuft ein Band aus zwei gelben und roten Bändern, die von schwarzen Linien begrenzt werden. Darunter ist ein leerer Raum, der bis auf den Boden verläuft (6+7). 

Nördlicher Flügel

Die Querhalle (Transvers-Halle) von Theben Tomb 100 von Rechmire
- gesehen rechts vom Eingang aus (Nordflügel)

Die Querhalle (auch Transvers-Halle) ist durch den Eingang in zwei Flügel unterteilt - nach Norden (hier im Bild) und nach Süden. Der nördliche Flügel zeigt Szenen der Jagd und Fischerei-Szenen sowie die Genealogie des Wesirs. Auf der rechten Seite der Ostwand (Eingangswand) ist die Erhebung der Steuern für die Gebiete nördlich von Theben zu sehen, in der Mitte Versorgungsszenen der Tempel. Jedes Mal wurde hier die Darstellung des Grabeigentümers gelöscht.

Auf der linken Wand-Seite des Nordflügels (Westwand) befinden sich nur noch im mittleren Teil der Wand einige Szenen (Jagdszenen und rechts davon ein Flussgelände). Auf der linken Hälfte der Wand sind die Szenen der Jagd und des Speerfischen fast verschwunden. Im Mittelteil der Wand befanden sich Jagdszenen in der Wüste. Bei dem Besuch von Davies war noch viel mehr erhalten - zum Glück hat er Abbildungen davon gezeichnet.

Die Rückwand der Querhalle (Nordwand) ist der Genealogie von Rechmire gewidmet. Auch der Wesir Useramun und der Vater von Rechmire, der Wesir Neferweben sind erwähnt und dargestellt (7). 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved - 

 

Rechte Wand hinter dem Eingang - Theben Tomb PM I-1 209 (6)
- Steuererhebungen für die nördlichen Städte -

Auf der nördlichen Seite - rechts vom Eingang - befinden sich Darstellungen von der Steuererhebung der nördlichen Städte. Der Text lautet: ".....von dem Land in Koptos bis zu den Ländereien in Assiut....." (Urk. IV. 1129 Helck). 

 Hier gibt es eine Einteilung in 5 Register, in welcher 40 Beamte die landwirtschaftlichen und tierischen Abgaben sowie Gold und Silber inspizieren und eintragen. Leider sind heute die Darstellungen der fünf Register mit Steuererhebungen relativ schlecht erhalten. Der Schauplatz der Steuererhebungen für die südlichen Städte befindet sich auf der linken Seite (südliche) des Eingangs.

Die Szenen sind teilweise schwer beschädigt und das 5. Register ist praktisch "verschwunden".  Über dem Platz, wo sich früher eine Darstellung des Wesirs befand, befindet sich eine Inschrift: "Rechmire prüft die Rechnungen". Die Abgaben werden mit "jpw" bezeichnet. Unter den Abgaben taucht auch deutlich mehr Silber als Gold auf. Auf einer Wiegeszene mit einer Standwaage wird das Edelmetall abgewogen und von den Schreibern registriert. Dafür gab es nur im Norden Papyrus und Honig. Weitere Abgaben waren Rinder, Tauben, Ziegen und Schmuck sowie Pfeile und Bögen.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki

 

Rechte Wand hinter dem Eingang - Theben Tomb PM I-1 209 (7)
Überprüfung der Tempel-Werkstätten

Die Szenen (PM I-I 209 [7] beschreiben den Wesir Rechmire beim Inspizieren der Tempelwerkstätten mit Königsstatuen und Steingefäßen, Bögen, Helmen, Schildern usw. - wohl in einem Magazinraum. Ein Text dazu beschreibt diese Szenen: "Rechmire inspiziert verschiedene Lebensmittel, die täglich an den Tempel geliefert werden; er inspiziert den Fortschritt wunderschöner Monumente, die er im Namen des Herrschers, des vollkommenen Gottes, Herrn der beiden Länder, Men-cheper-re - möge er leben - in Auftrag gegeben hat, für immer - für den Tempel des Amun und andere Heiligtümer, die in seiner Verantwortung stehen". (7)

Lt. den Beischriften handelt es sich um Weihegeschenke und Opfergaben, die Thutmosis III. dem Tempel des Amun und anderen Tempeln gestiftet hat. 

In der Mitte des Bildes befinden sich eine Reihe von Statuen aus Stein, die für die Aufstellung in einem Tempel bestimmt waren, sowie Sphingen aus rosafarbenen Granit zum Säumen der Prozessionswege. Die Statuen zeigen den König (Thutmosis III.) und seine Gemahlin. Interessant sind die beiden letzten Statuen: sie zeigen den König, der mit einem Fuß auf einen Nubier sitzt (wahrscheinlich ruhte der andere Fuß auf einem Asiaten). Bei der Sphinx-Figur darunter handelt es sich um eine Figur mit dem Kopf einer Frau, welche die sog. "hathorische Perücke" trägt. 

Im unteren Register auf dem Bild wird der Transport von Speisen gezeigt, wie die Inschrift bestätigt "Der Obere der Werkstätten von Amun, der Aufseher der Altäre in Karnak, der Bürgermeister, der Wesir Rechmire bringen täglich Opfergaben zum Tempel des Amun [....]". 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki

Rechts von den Sphingen-Statuen befinden sich große Stapel von Fertigprodukten aus den Werkstätten wie: Halsketten aus Gold und Silber und Edelsteinen, Stoffe, Helme, Schüsseln und Becker aus Gold und Silber, Weihrauchgefäße, Peitschen, verschiedene Vasen aus Stein und Salben, ein Bett, ein Fußbrett, verschieden Stöcke in Form von Schlangen und drei Zauberstäbe aus Elfenbein.

In der benachbarten Szene PM 8 (5 Register) inspiziert Rechmire das "Zählen von Rindern (zerstört), das Abmessen von Getreide (zerstört) und Szenen aus der Landwirtschaft, die zu der Domäne des Amun-Tempels gehört. In der unteren Szene blicken die Träger nach rechts zum Ausgang des Grabes und zum Tempel. Eine Person geht ihnen voran, die ein Räuchergefäß in dem sich Weihrauch befindet, trägt. Darauf folgen 6 Männer, die jeweils ein mit einem Entenkopf verziertes Tablett auf ihren Schultern tragen. Dahinter folgt eine Person, welcher eine Schulterstande mit zwei Körben und Papyrusstielen trägt und als letztes ein Mann, der lt. Inschrift "Mery, Aufseher der Werkstätten von Amun" (ein Sohn von Rechmire) ist. Als letztes folgt ein Mann, der eine Tasche und einen Stock trägt (7). 

Im 4. Register, das schwer beschädigt ist, wird die Herstellung von Brot dargestellt. Der Teig wird zubereitet, in Formen gegossen und gebacken. Diese Tätigkeit wird auf der linken Seite (nur noch auf den Zeichnungen von Davies sichtbar) vom "Schreiber der Opfergaben im Tempel des Amun, Menche-cheper-re-seneb" überwacht. Das 5. Register ist heute verschwunden. Evtl. wurde hier die Herstellung von Bier dargestellt.

Auf der Rückwand des nördlichen Flügels der Querhalle (PM 1-1, 210 [9] (2 Register - schwer zerstört) befand sich im I. Register der Sohn des Grabherrn mit Namen Mencheper-re-seneb und der stehende Großvater, der Wesir Amethu (TT 83) sowie der Onkel User (TT 61) mit ihren Frauen und vier Reihen von Verwandten vor dem [Grabherrn und seiner Gemahlin]. Im II. Register - ebenfalls schwer zerstört waren ein weiterer Sohn des Grabherrn mit Namen Amenhotep und die Söhne Neferweben und Baki mit ihren Frauen und Verwandten zu sehen.

Westwand der nördlichen Querhalle:
Auf der linken Seite (Westwand) des nördlichen Flügels sind nur noch im mittleren Teil Szenen vorhanden wie Jagdszenen und rechts davon eine Landschaft (Gelände am Fluss). Die Darstellungen auf der linken Seite mit Szenen von Jagd und Fischfangdarstellungen sind heute verschwunden

Auf der linken Seite (Westwand) des nördlichen Flügels sind nur noch im mittleren Teil Szenen vorhanden wie Jagdszenen und rechts davon eine Landschaft (Gelände am Fluss). Die Darstellungen auf der linken Seite mit Szenen von Jagd und Fischfangdarstellungen sind heute verschwunden

Westwand der Querhalle von TT 100 - Rechmire
mit Jagdszenen (PM 1-1, 210 [11] )

Die Szenen im Mittelteil zeigen Darstellungen in der Savanne (rund um den Nil) mit rosa Hintergrund. das Jagdgebiet ist von aufgestellten Netzen umgeben, die von Pfählen gehalten werden. Die Jäger treiben das Wild mithilfe ihrer Jagdhunde in die Falle, wo ihr "Herr" nur noch seine Pfeile abschießen muss. Die Tiere sind dicht beieinander dargestellt, da nur wenig Platz auf dem Mauerteil gewesen ist. Die Jagdbeute sind Strauße, Oryxantilopen, Steinböcke, Gazellen, Hyänen, Wildbullen und Hasen. Einige kleinere Tiere werden lebend gefangen. Die Szene wird von einer Beischrift begleitet: "Rechmire reist durch die Wüstentäler, gleitet zwischen den Hügeln und genießt die Jagd auf Wüstentiere." (7) (Übersetzung von P. Sullivan - ins Deutsche: von Nefershapiland).

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen
- all right reserved - 

 

Querhalle Theben tomb 100 - Westwand
(PM 1-1, 210 [10-11] )

Ganz rechts befand sich eine große Figur von Rechmire, die vollständig gelöscht ist - darüber ein Text mit der Angabe der Namen seiner Eltern (dem Wab-Priester des Amun Neferweben und der Dame Bet). Dann spricht Rechmire: ".....ich freue mich, die hervorragenden Produkte zu sehen. Ich erhalte Abgaben von der Straße des Horus, Lang- und Kurzhörner-Rinder, Fische, Vögel, Früchte, Lotusblumen, Pflanzen......aus dem Delta mit Spenden aus von den Wegen des Horus".
(Bei den "Die Wegen des Horus" handelt es sich um eine Region im Nordosten des Reiches - an der Grenze zu Asien) (7). (Übersetzung von P. Sullivan - ins Deutsche übersetzt von Nefershapiland). 

Im oberen Register werden noch lebende Tiere verschiedener Arten von den Dienern zum Mastplatz geführt - nur eine Hyäne scheint tot transportiert worden zu sein. Ganz rechts - am Ende des Registers sind aufgestapelte Kadaver zu sehen. 

Im zweiten Register darunter sind die verschiedenen Produkte des "Horusweges" dargestellt sowie die Herstellung des Weines. Auf der linken Seite pflücken drei Männer die Trauben von einem Weinspalier und  in Körben zur Weinpresse transportiert, wo sie dann von vier Männern mit ihren Füssen "zerpresst" werden, während die Männer sich mit ihren Händen an Seilen festhalten. Diener fangen den ausgepressten Saft der Trauben auf und gießen ihn dann in eine Amphore. Ganz am Ende sehen wir einen Schreiber, der die verschiedenen Produkte vom "Horusweg", die hier aufgestapelt sind, aufzeichnet.

Das 3. und 4. Register ist wesentlich schlechter erhalten und zeigt das "Eintopfen" der gerupften und gebundenen Vögel aus dem Sumpf sowie die Zubereitung der getrockneten Fische aus einem Netz.

 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen
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Südlicher Flügel
Der südliche (linke) Flügel der Querhalle enthält interessante Elemente wie zum Beispiel Szenen, welche die Aufgaben Rechmires als Wesir wiedergeben. An der linken Eingangswand ist eine Steuerschätzung dargestellt, welche den Bereich südlich von Theben betrifft. Der einleitende Text beginnt mit:
  … Die Abrechnungen der Halle des Wesirs [der] Südstadt. Abrechnung … betreffend, die sich im „ Kopf von Oberägypten  “ befinden, angefangen mit Elephantine und  der Festung Biggeh ….    (Helck, Urk. IV, 1120). Diese südlichen Regionen umfassen - ebenso wie die nördlichen Regionen - 40 Steuerbezirke (also insgesamt 80). Jeder der 80 Bezirksbeamten überbringt seinen Anteil: landwirtschaftliche Produkte, Vieh und andere Dinge - manchmal auch Schmuck wie Ringe oder Halsketten aus Gold und Silber. Jeder der Beamten wird mit seinem Titel, seinem Bezirk und mit der Angabe seiner Produkte beschrieben. Die Aufgabe des Wesirs ist es, den ordnungsgemäßen Empfang dieser Produkte zu kontrollieren

Blick in den südlichen Flügel der Querhalle 
PM I-I, 207-209 [2-5]

Die südliche Hälfte der Querhalle enthält sehr interessante Elemente, wie einen langen Text über die Pflichten eines Wesirs, einen "Wesir-Investitur" Text von Thutmosis III und Tributszenen der Fremdländer, sowie Steuerschätzungsszenen für die südlichen Städte des Reiches.

Am Ende der Ostwand (linke Seite Seite) sitzt der Wesir und blickte nach links. Diese Darstellung wurde vollständig gelöscht. 

Auf der Rückwand (Südwand) befindet sich eine große Inschrift mit 45 Zeilen. Zahlreiche Teile dieser Inschrift waren im Laufe der Jahrhunderte heruntergefallen und beschädigt. Die Inschrift gibt die Autobiographie des Wesirs wieder. 

Auf der Westwand (rechts), die in drei Teile unterteilt ist, wird der Tribut der Fremdvölker an Thutmosis III. aufgeführt sowie die Installation des Wesirs Rechmire, dessen Darstellung aber ebenso wie auf der Ostwand vollkommen getilgt wurde.

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki

Ostwand:

Querhalle (linke Wand) - südliche Seite, Steuerschätzungen mit Produkte aus den südlichen Städten
PM I.-I. 210 [2]

Auf der linken und rechten Seite der Eingangswand der Querhalle befinden sich Darstellungen von jeweils 40 Steuerbezirke (insgesamt 80). Auf der südlichen (linken) Seite befinden sich die südlichen Städte.  Rechts vor den aufgestapelten Gütern steht jeweils der zuständige Steuerbeamte, der die Steuergüter registriert.  Über jeden der Beamten steht eine Information mit Titel, seinem Bezirk und was er als Steuerabgabe herbeibringt.

Das Bild von Davies zeigt das 1. Register (oben) und 2. Register (rechte Seite) mit mehreren Affen, einen Korb mit Fellen, Produkte des Nebes-Baumes, Bögen aus Holz, gefüllte Schalen und Körbe mit Kuchen aus Früchten. Im 2. Register bringt der Beamte weitere Nebes-Baumfrüchten, verschiedene Kisten und Kästen und Körbe.

Das Bild von Elvira zeigt das Ende des  1., 2.+3. Register (von oben) rechte Seite: mit Kühen und ihren Kälbern, Gold und Silberringe. 

Umzeichnung: Norman de Garies Davies 1935 Foto: Courtesy to Elvira Kronlob, Engelskirchen
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Die nächste Szene - nach rechts folgend - beschreibt die "Pflichten eines Wesirs". Ganz rechts erscheint der sitzende Grabherr (später völlig gelöscht) - ganz schwach noch erkennbar mit einer Gans unter seinem Stuhl, in der großen Gerichtshalle. Der gelöschte Bereich wurde sogar mit einer roten Farbe übermalt.

Vor dem Wesir liegen vier große Matten, auf denen je 10 rote Stäbe liegen. Es dürfte sich dabei evtl. um die 40 Schemu handeln, das sind ledernen Gesetzbücher, die vor dem Wesir ausgebreitet werden. Die "Großen der Südlichen Zehn" stehen rechts und links von ihm - dazu viele Schriftgelehrte, zwei Beamte, die Bericht erstatten, zwei Angeklagte (säumige Steuerzahler ?) - insgesamt 40 Personen. Der Saal wird durch Säulen begrenzt, die auf halber Höhe mit den Kartuschen des Königs (Men-cheper-Re und Thutmosis) dekoriert sind. Zwei Boten (im obersten und untersten Register) eilen außerhalb des Gebäudes in Richtung Gerichtshalle. Sie tragen in ihren Händen eine Pflanze und der andere einen Stock und werden von einem anderen Beamten begrüßt.

Querhalle - TT 100 / Rechmire
Südliche Seite - Gerichtshalle
PM I.-1, 206 (2)

Ganz rechts (heute gelöscht) saß der Grabherr auf einem Stuhl in der großen Gerichtshalle. Unter seinem Stuhl ist der Geist einer Ganz zu sehen. Vor ihm - eingerahmt mit Säulen, auf denen sich die Kartuschen von Thutmosis III. befinden - sehen wir 5 Reihen mit 40 Personen. Vor der großen Halle sind weitere Personen. 

In der Gerichthalle sieht man vier große Viereckige die wohl Matten darstellen, auf denen je 10 rote Stäbe liegen.

Es dürfte sich dabei um die 40 Schemu handeln, das sind ledernen Gesetzbücher, die vor dem Wesir ausgebreitet werden.

 

 

Photo: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- alle Rechte vorbehalten -

Südwand
Die Südwand des linken Flügels der Querhalle ist von einer großen Inschrift (45 Zeilen) bedeckt. Zahlreiche Stücke dieser Inschrift waren im Laufe der Jahre heruntergefallen und beschädigt. Die Inschrift gibt die Autobiographie des Wesirs wieder (PM I.-I. 206 [3]. 

Westwand
Die linke Hälfte der westlichen Rückwand der Querhalle ist von links nach rechts in drei Teile gegliedert:

  1. die Tribute der Fremdländer (PM I.-I. 207 [4]

  2. Amtseinsetzung des Wesirs Rechmire (PM I.-I., 209 [5]

  3. Thutmosis III., der in einem Pavillon sitzt (PM I.-I 209 [6]

Rechmire (Darstellung zerstört), der hier als Stellvertreter seines Königs auftritt, nimmt in Begleitung seines Gefolge die Abgaben der Fremdländer entgegen. Die Tribute werden am rechten Ende der Szene zu "Haufen" aufgeschichtet und von den Schreibern dann notiert. Einige davon sind Steuerabgaben, die von den ägyptischen Beamten in den Vasallenregionen wie z. B. Nubien erhoben werden. Andere sind echte Tribute, die den besiegten Völkern auferlegt worden sind. Diese Tribute werden in der Beischrift als "Inu" bezeichnet. Außerdem gibt es "Geschenke", die von den Botschaftern der asiatischen Länder, der Kreter oder der Bewohner des Landes Punt überbracht werden. 

Querhalle - TT 100 / Rechmire
Südliche Seite - Tribute (PM I.-I. 207 [4] 

Der Grabherr (zerstört - nicht im Bild) inspiziert (mit seinen Beamten) in 5 Registern die Tribute der Fremdländer, die rechts zu großen Haufen aufgetürmt werden.

1. Leute aus Punt mit Produkte und Tieren und Weihrauch-Bäumen
2. Kreter mit dunkelroter Hautfarbe mit Gefäßen aus Gold und Silber - in Form
    verziert oder Trinkbecher, geformt wie Tiere, sowie Barren und Ringe aus Silber
3. Länder des Südens wie Nubien und der Sudan: Nubier bringen Hunde, Ochsen
    mit gebogenen Hörnern einen Pavian und Meerkatzen, von denen eine auf den
    Hals einer Giraffe klettert (siehe Bild weiter unten). Tierhäute und Elefanten-
    Stoßzähne, Öl aus Nubien in weißen Gefäßen.
4. Tribute aus Syrien und Palästina. Die Männer haben eine sehr helle Hautfarbe
     und tragen ein langes, weißes Gewand. Die Männer bringen Vasen - einige 
     davon aus Gold, einen Streitwagen mit zwei Pferden, seltene Hölzer, Waffen 
     (Bögen, Köcher und Schwerter) Salbenbehälter aus Elfenbein und zwei
     sehr schöne Vasen aus Glaspaste.
5.  In der untersten Reihe sehen wir die Gefangenen als auch die Geiseln der
     Vasallenländer Nubien und Retenu. Der König forderte von den unterlegenen
     und besiegten Völkern die Entsendung der Söhne der hohen Würdenträger an
     seinen Hof, wo sie in Ägypten eine Ausbildung erhielten und nach ihrer 
     Rückkehr starke Unterstützer für Ägypten sein würden (7). 

 

Photo: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- alle Rechte vorbehalten -

I. Register von oben: Männer aus Punt
Im obersten Register naht eine Karawane aus Punt, die Myrrhe und auch einen Myrrhebaum, Elefantenzähne aus Elfenbein, Gold und Edelsteine sowie einen Geparden, Leopardenfelle, einen Mantelpavian, einen kleinen Affen, Straußeneier und -federn bringen. Der mitgebrachte Reichtum aus dem Lande Punt wird vor den Schreibern zu einem Haufen aufgestapelt. Der Myrrebaum wird von zwei Männern mit dunkler Hautfarbe und kahlgeschorenen Köpfen oder nach ägyptischer Mode halblang frisiert, getragen und soll wohl eingepflanzt werden. Sie tragen einen kurzen Schurz, der zwischen den Beinen in einem Zipfel ausläuft. 

Querhalle (linke Wand) - südliche Seite - Tribute der Fremdländer
Tribute der Leute aus Punt und der Kreter

Ausschnitte aus einer Darstellung von der linken Seite der Querhalle. Der Wesir Rechmire erhält im Namen des Königs Tribut aus den Fremdländern. Im oberen Register befinden sich Straußenfedern, Eier, Myrrhenbäume, Elfenbeinstoßzähne, Gold, Affen und verschiedene Produkte aus dem Lande Punt.

Im darunter liegenden Register sehen wir die Tribute der Leute aus Keftiu (der Insel Kreta): Silber Gold, Lapislazuli und Bronze. 

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved - 

II. Register: die Kreter
Die Kreter (siehe Bild oben - 2. Register) werden mit einer dunkelroten Hautfarbe dargestellt - so wie sie auch in der kretischen Malerei zu finden sind - mit langem Lockenhaar, Sandalen mit Riemen und dem minoischen oder mykenischen (?) Lendenschurz mit Gürtel. Sie bringen die Produkte ihres Handwerks mit - hauptsächlich verzierte Gefäße (Schalen ?) aus Gold und Silber, aber auch Barren und Ringe aus Silber, Dolche, lange Ketten und Stücke von Lapislazuli, die alle zu Füssen der Schreiber aufgehäuft werden.

Kreter bringen Geschenke
- II. Register - Querhalle (linke Wand) -
PM I.-I. 207 [4]

Die Kreter - hier in einer sehr schönen Zeichnung von Nina Garis Davies - bringen dekorative Vasen - einige sogar aus purem Gold als Geschenke nach Ägypten. 

fac-simie von Nina Garis Davies - Szene aus Grab Rechmire
- Metropolitan Museum of Art Acc.: 31.6.42 -
public domain

III. Register: Leute aus dem Süden, Nubien und dem Sudan
In der 18. Dynastie erlangte das ägyptische Reich schnell wieder die Kontrolle über diese Gebiete, die nun Vasallengebiete von Ägypten wurden und von diesem verwaltet wurden. Ihre Beiträge waren nun Steuereinträge. Die Tributträger haben schwarze Hautfarbe, krauses Haar und tragen Lendenschurze aus Tierhäuten. Einige Nubier tragen "Fliegenanhänger" um den Hals. Die nubischen Träger bringen Ochsen mit gebogenen Hörnern, Hunde einen Pavian und Meerkatzen. Eine sehr schöne Zeichnung zeigt einen Affen, der auf den Hals einer Giraffe klettert. Des weiteren bringen sie Tierhäute, Giraffenschwänze, Elefantenstoßzähne, Straußeneier und - federn, Stämme aus Ebenholz, Goldringe und Salben und Öl aus Nubien in großen weißen Gefäßen, welche auf der rechten Seite aufgestapelt werden.

Querhalle (linke Wand) - südliche Seite - Tribute der Fremdländer
Tribute aus den südlichen Ländern (Nubien und Sudan)

Bemerkenswert ist eine Darstellung, welche eine Giraffe zeigt, auf deren Hals eine Meerkatze hinaufklettert. Ein weiterer Mann mit dunkler Hautfarbe führt eine Meerkatze an einer Leine und der Träger davor trägt einen Élefantenstoßzahn aus Elfenbein über seiner Schulter und er führt einen Pavian an einer Leine.

Bild: Courtesy Kairoinfo 4U
- all rights reserved - 

IV. Register: Retenu (Syrien-Palästina)
Die Männer im IV. Register aus Retenu haben alle eine sehr helle Hautfarbe und tragen lange, weiße Ärmelkleider, die am Saum und in der Mitte mit bunten Besatzstreifen verziert sind. Als Tribute bringen sie einen Bären und sogar einen Zwergelefanten, aber auch Kupferbarren und Pferde mit Zaumzeug und Wagen mit, sowie Waffen (Schwerter, Bögen und Köcher voller Pfeile, aber auch feingearbeitete Metallgefäße, Weihrauch, Öl und Honig (?) mit, außerdem Gold- und Silberringe, die rechts am Bildrand aufgehäuft und von den Schreibern genauestens registriert werden.

Querhalle (linke Wand) - südliche Seite - Tribute aus Retenu (Syrien-Palästina)

Im IV. Register von oben sind Menschen aus Retenu zu sehen. Alle Männer haben sehr helle Hautfarbe und tragen das lange weiße Gewand ihrer syrisch-palästinensischen Heimat. Sie bringen einen Braunbären und ein Elefantenbaby mit, aber auch Vasen - einige davon aus Gold, einen Streitwagen mit Pferden und zwei wunderschöne Vasen aus Glaspaste.

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved - 

V. Register: Die Geiseln und Gefangenen aus den Vasallenländern Nubien und Retenu
Das V. Register zeigt Gruppen von Gefangenen aber auch Geiseln der Würdenträger aus den Vasallenstaaten. Der König zwang die Würdenträger der eroberten Regionen (hier Nubien und Retenu) dazu, einige ihrer Kinder an den ägyptischen Hof zu entsenden, wo sie eine Ausbildung und eine ägyptische Erziehung erhielten und später als "Botschafter Ägyptens" in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Die Gefangenen wurden in zwei Gruppen eingeteilt,  denen jeweils Wachen, bewaffnet mit Knüppeln und Wurfstöcken, vorausgingen oder folgten.

Die Beischrift lautet: "[Herbeibringen] der Kinder [der Fürsten] der südlichen Fremdländer zusammen mit den Kindern [der Fürsten] der nördlichen Fremdländern, die als Kriegsgefangene Seiner Majestät …, (Menmaatre)| … aus allen Fremdländern gebracht wurden, um das Arbeitshaus für die Hörigen des Gottesopfers seines Vaters [Amun], des Herrn der Throne der beiden Länder, aufzufüllen, weil er (Amun) alle Fremdländer vereint in die Faust Seiner Majestät gegeben und die Fürsten ihm unterworfen hat … “. (Übersetzung: Helck, Urkunden IV. )

Querhalle (linke Wand) - südliche Seite - Geiseln und Gefangene aus Nubien und Retenu

Im V. Register sind Gruppen Gefangener und Geiseln zu sehen, die von Wachen (ganz links) mit Knüppeln und Wurfstöcken bewacht werden. Am linken Ende der Darstellung sind Frauen aus Asien zu sehen. Sie tragen lange, weitärmelige Kleider, (mit einer merkwürdigen dreistufigen Form), welche in der Taille mit einem Gürtel oder Band gebunden sind. Sie sind sehr hellhäutig und haben lang herabfallende Haare. Sie werden auch von Kindern begleitet - eines ist offensichtlich schon groß genug selber zu laufen, das andere wird von seiner Mutter auf dem Arm getragen oder sitzen in Körbe. Davor werden männliche Syrer in die Gefangenschaft geführt. Vor und hinter den syrischen Gefangenen geht jeweils ein ägyptischer Soldat. Nach rechts schließen die gefangenen Südvölker an.

Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
- Ausschnitt erstellt von Nefershapiland -
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Nach rechts folgend befand sich ein großes Bild des Wesirs als Zeuge der Ehrungen und als stellvertretender Empfänger der Tribute und Abgaben. Der Begleittext, der im Gegensatz zu der Abbildung Rechmires noch vorhanden ist, lautet: "Empfang der Bediensteten der südlichen Regionen, zusammen mit denen von Punt, der Retenu Bediensteten, der kretischen Bediensteten und zusammen mit der Beute aus allen fremden Ländern........" (Quelle:www.osirisnet.net) .

Am Ende der westlichen Rückwand - vor dem Durchgang zur langen Halle - folgt ein Text zur "Amtseinsetzung Rechmires zum Wesir" und eine heute kaum noch erkennbare Darstellung König Thutmosis III. (der hier in seiner osiden Form mit der Atef-Krone dargestellt wird und durch seine heute noch gut sichtbare Kartusche zu identifizieren ist) der in einem Kiosk sitzt, vor dem einst Rechmire (heute zerstört) mit Gefolge als Empfänger der Tribut und Abgaben aus den südlichen Ländern stand (PM I.-I.  209 [5] ). Das Dach des Kiosk wird von lotusförmigen Säulen getragen. Darüber befindet sich die geflügelte Sonne (deren Namen in der Amarna-Zeit zerstört wurden).

Schmale Längshalle

Die lange Halle ist in der Grabarchitektur sehr ungewöhnlich. Die Decke verläuft in einem Winkel von 12° parallel zur Oberfläche des Hügels und ist am Westende fast 8 m hoch. Der Raum selber ist sehr schmal und weniger als 2 m breit - aber dafür 30 m lang. Das hat den Vorteil, dass es den Künstlern möglich war, eine reiche und vielfältige Ikonographie an den Wänden darzustellen. Beide Wandseiten sind in zwei Hälften unterteile: religiöse und weltliche Szenen.
 

Grab TT 100, Rechmire,
 Längshalle 

Grab TT 100, Rechmire, Scheintüren
am Ende der Längshalle

Die große Längshalle öffnet sich hinter der Querhalle in einer Linie mit dem Eingang. Sie ist sehr schmal, (weniger als 2 m breit) aber über 30 m tief in den Felsen geschnitten. In den Texten wird sie mit "der lange Durchgang nach Westen" beschrieben. Die Decke folgt dem Hang des Hügels (in einem Winkel von 12° parallel zur Oberfläche des Hügels) und an ihrem westlichen Ende ist sie mehr als 8 m hoch. Hier befinden sich zwei übereinander liegende Scheintüren (rechtes Bild) - und darüber befindet sich in einer Nische eine Statue. Die untere Scheintür ist in einem sehr schlechten Zustand - die Inschriften wurden direkt in die Felswand geschlagen und bestehen aus den üblichen Anrufungsopfern und Titeln des Grabherrn. 

Die obere Scheintür befindet sich heute im Louvre (C 74 / N 225) - nachdem Champollion es bei seinem Besuch im Grab auf dem Boden liegend gefunden hatte. Darüber befindet sich eine Statuennische, die ebenfalls direkt in den Fels geschlagen wurde - ihr innerer Boden liegt etwa 6 m über dem Boden der Längshalle. 

Auf dem beiden Innenseiten der Nische befindet sich eine Doppelszene: sie zeigt Rechmire und seine Frau Meryt vor einem Opfertisch, auf dem sich Opfergaben befinden, welche von dem ältesten Sohn des Grabbesitzers geweiht werden. Zwei vertikale Inschriftenzeilen befinden sich auf der Rückwand der Nische. Auf der einen wird Rechmire und auf der anderen seine Frau erwähnt. Die Forscher nehmen an, dass hier einmal eine Doppelstatue in der Nische stand.

Auf dem Türsturz der Nische wird Osiris als "Herr der Nekropole" verehrt und Osiris wiederbelebt - beschützt von den westlichen und östlichen Göttinnen. In der Mitte des Sturzes erscheint ein Tempel. Auf beiden äußeren Rahmen der Nische befinden sich Texte mit Gebeten an verschiedene Gottheiten.

An den Wänden der Längshalle befinden sich in ihrer östlichen Hälfte "weltliche Szenen" und in der westlichen Hälfte "religiöse Szene. 

Beide Bilder: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved -

Auf den Innenwänden der Türöffnung befinden sich auf den Türpfosten als auch auf dem Türsturz Texte, die aber heute vor allem auf den beiden Pfosten zum großen Teil (vor allem im unteren Bereich der Türpfosten) nicht mehr vorhanden sind. Auf dem Türsturz beschreibt Rechmire seine Beziehung zu den Göttern.

Südwand - linke Seite der Längshalle (PM I.-1. 210 [13-16] )
Östlicher Teil (vorne)
Auf der linken (südlichen) Wandseite der Längshalle (PM 13) werden die Aufgabenbereiche des Wesirs dargestellt. Die Darstellungen sind jeweils in mehreren Register (oben und unten) aufgeteilt. Der gesamte Wandabschnitt an beiden Wänden ist insgesamt in vier Bereiche aufgeteilt (je zwei weltliche und zwei religiöse Teile) - vor jedem einzelnen Abschnitt sitzt der Wesir oder steht. Erkennbar ist er an seinem bis zur Brust hochgezogenen Gewand, eine enge Tunika, die von Trägern oder Riemen gehalten wird und an der Oberseite mit Fransen versehen ist. In seinen Händen hält der Wesir die Insignien seines Amtes. Begleitet wird er von seinen Beamten, die jeweils in drei Register hinter ihm dargestellt werden. Über dem Wesir befindet sich eine Inschrift.

Die Szenen auf der linken (östlichen) Wand zeigt weltliche Szenen, die im Tempel des Amun stattfinden. Die Darstellungen beginnen hinter dem Durchgang zur Querhalle in insgesamt 6 Registern. Hier ist Rechmire in seinem Aufgabenbereich in Bezug auf den Amuntempel dargestellt. An der rechten Seite der Szenen erscheint der sitzende Wesir:

Lange Längshalle - südliche (linke) Wandseite - I. Abschnitt links
- der Aufgabenbereich Rechmires in Bezug auf den Amuntempel -

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
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In unserer Beschreibung der linken Wandseite haben wir diese in 4 Sektionen unterteilt - in jeder der einzelnen Sektionen steht oder sitzt der Wesir und kontrolliert die Arbeiten. Angefangen wird hier links oben im vorderen Bereich (unterteilt in 3 Register) mit dem I. und II. "weltlichen" Abschnitt (der Überwachung der Warenlieferungen an die Schatzkammer des Amun-Tempels durch den Wesir und deren Transport in die 3 Magazine des Amun-Tempels sowie in der 2. Sektion (darunter) mit der Belohnung der Diener und der Ausgabe der Kleidungs- und Wäschestücke an die ausländischen Frauen und an die Diener sowie die stark beschädigten Szenen des Pflügens und der Viehzucht durch die Kriegsgefangenen.

I. Abschnitt links oben (in drei Registern) - nach dem Durchgang: (PM I.-I. 210 [13-14] )

  1. In einer großformatigen Darstellung ist der Wesir am Ende des linken oberen 1. Abschnitts auf einem kleinen Hocker sitzend zu sehen. Er trägt das Amtsgewand des Wesirs und hält einen Stock und ein Szepter. Die Beischrift über Rechmire erklärt die Geschehnisse, die sich vor dem Wesir abspielen (Quelle: Helck, Urk. IV., 1141): „Entgegennehmen von Hülsenfrüchten und Honig im Schatzhaus des Tempels, alle Kostbarkeiten unter Verschluß halten … in Amt als oberster Schriftführer (?) … “. Zu seinen Füßen (in drei Unterregistern) sehen wir Untergebene (?) die sich vor ihm "auf die Erde werfen" ("riechen die Erde" lt. Beischrift). Vor dem Wesir befinden sich drei Register unterschiedlicher Länge - aufgrund der Deckenschräge.

    Im oberen Register sind wieder zwei Personen zu sehen, die sich auf die Erde werfen. Dahinter stehen Säcke, in denen Pflanzen-Knollen transportiert wurden und die jetzt in großen Stapeln vor ihnen liegen - andere Beamte messen die Menge ab und Schreiber notieren die Menge.

  2. Im zweiten Register darunter werden die Früchte in Mörsern zerstampft und zerquetscht und zu einer Art "Mehl" zermahlen, das aber für die Herstellung von Brot oder Kuchen noch mit Weizenmehl oder Gerste vermischt werden muss, da es kein Gluten enthält. Mehrere Männer rühren den Teig dann auf einer Stein- oder Holzplatte in Kegelform an und die "Kuchen oder Brote" werden danach in einer Art Pfanne unter Zugabe von Fett oder Honig (?) auf einer aus Ziegeln gebauten Kohlenpfanne in einem Herd gebacken.

    Wichtige Süßstoffe im alten Ägypten waren Datteln und Honig. Bienenzucht war seit dem Alten Reich bekannt - wurde aber nur sehr selten in Darstellungen gezeigt. Die Bienen wurden im antiken Ägypten in aufeinandergestapelten Tonröhren gehalten, die mit Nilschlamm verschlossen und anschließend mit den Fingern mit einem kleinen Flugloch versehen wurden. Aus diesem Röhren entnahm man den Honig nach Ausräuchern des Bienenvolkes, ohne die Bienen dabei zu töten. Schließlich wurde der Honig zur Vorratshaltung in speziellen Gefäßen versiegelt.

    Herstellung von Honig - im Grab von Rechmire

    Fac-simie von Nina Garis Davies - Szene aus Grab Rechmire - Metropolitan Museum of Art
    Acc.: 30.4.88
    Ein kniender Mann entfernt die Honigwaben und ein weiterer Mann beruhigt die Bienen mit Rauch. Hinter den beiden steht eine Schüssel mit weißem Bienenwachs. 

    Bild: Nina de Garis Davies
    - Metropolitan Museum New York


  3. Das 3. Register zeigt den Transport der Opfergaben zum Tempel und die andere Hälfte zeigt die den Transport von Waren in Amphoren und Krügen mit Wein und Öl in ein Lagerhaus. Die Träger und Hafenarbeiter entladen die Schiffe. Sie sind mit einem ledernen Lendenschurz bekleidet und zeigen, dass sie aus der untersten Bevölkerungsschicht stammen. Geleitet werden sie von einem "Vorsteher der Last-Schiffe " (lt. Beischrift). Eine weitere Beischrift lautet: "Hereinbringen lassen von Wein in das Magazin [des Tempels]. Es ist der Wesir Rechmire, der die Lieferung empfängt". 

    Lange Halle - Grab Rechmire TT 100 - linke Seite
    Überwachung des Transports und Lagerung der Waren in Amphoren und Krügen vom Hafen zum Lagerhaus in den Schatzkammern des Amun-Tempels.

    Im mittleren Register sehen wir ganz rechts einen ägyptisch aussehenden Mann mit einem Stock in der Hand, der die Transportarbeiter beaufsichtigt. In der Mitte tragen zwei Männer gemeinsam ein großes "Bündel" (?). Eine große Amphore wird in einem Tragenetz von zwei Männern transportiert.

    Weitere Amphoren und Produkte sind links zu einem großen Stapel aufgetürmt und stapeln sich vor dem Magazin. Davor steht im mittleren Register ein gebeugt stehender Arbeiter, der die Produkte überreicht.

    Bild: Courtesy to Kairoinfo4U
    - alle Rechte vorbehalten -

    Ein ägyptischer Beamter weiter links beaufsichtigt das Lagern der Weinamphoren, ein anderer ägyptischer Schreiber notiert vor ihm aufgestapelte Gaben wie Bündel aus Reet und Haufen mit einem unbekannten Material. Die Beischrift lautet: „Empfangen der jnw–Gaben der südlichen Oase zusammen mit den jnw–Gaben des Deltas vor dem Vorsteher von Theben und Wesir Rechmire“.

    Die Magazine der Schatzkammern
    - TT 100, Grab Rechmire - 

    Vor den Eingängen der Magazine stapeln sich verschiedene Produkte. Vor dem Eingang des 1. (rechten) Gebäudes steht ein Beamter des Schatzhauses (per hedj), während darüber ein anderer Schreiber den Wareneingang aufschreibt. 

    Die Magazine haben ein gewölbtes Dach und wurde aus Lehmziegel erbaut. Links vom Magazin stapeln sich die Produkte, die sich im Inneren befinden. Hinter dem 1. Magazin stehen Körbe mit Früchten sowie andere geschlossene Körbe, deren Inhalt nicht bekannt ist, Töpfe und Vasen mit Verzierungen. 

    Das 2. Magazin scheint Waren nubischen Ursprungs zu enthalten wie Straußenfedern, Lederschilde, Ebenholzperlen (?), Elefantenstoßzähne aus Elfenbein, ein Leopardenfell und in der Mitte der Darstellung Büschel von Domnüssen. Auf der Darstellung (wenn man sie vergrößern) sind Affen zu sehen, die versuchen die Nüsse zu stehlen. Ganz unten befinden sich viele Bögen sowie Gold- und Silberbarren und Goldringe.

    Das 3. Magazin enthält ebenfalls sehr viele Gegenstände, die aus fremden Ländern stammen wie: Taschen mit Türkisen, Lapislazuli, Silberbarren, Flachs-Ballen und Rollen, Gläser mit Weihrauch und Salben, Bünden von Schilfrohren, Silberringe, Kupferbaren und Gläser mit nubischen Olivenöl.

    Ganz links (nicht mehr im Bild) befindet sich ein Eingang zu "den zwei Häusern aus Silber und zwei Häusern aus Gold". Der Eingang sieht aus wie ein Pylon, wie wir ihn am Eingang eines Tempels kennen.

    (Quelle: www.osiriosnet.net/tombes )

    Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen 
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II. Abschnitt unten - nach dem Durchgang (linke Wandseite) - Drei Register

  1. Im 2. Abschnitt unterhalb der Magazine sind im I. Register die aufgestapelten, verschiedenen Produkte zu sehen, die an gefangene Frauen verteilt werden. Weiter links schreiten Frauen, die anhand ihrer Frisuren und Kleidung als Syrerinnen zu identifizieren sind, in langen Kleidern, Frauen vom Typ Nubier und Hethiter zu identifizieren sind - teilweise begleitet von ihren Kindern. Ägyptisch aussehende Männer tragen Stoffballen und Schalen mit Salbe und verteilen diese an die Diener. Die Szenenüberschrift lautet: "Inspizieren der mrw–Arbeit des Gottesopfers [des Amun] zusammen mit den Sna–Betrieben des Gottesopfers, die der König als Beste der Gefangenen herbeigebracht hat, Verpflichten ihre Kinder als bAkw-Abgabe. Es werde ihnen Stoffe, Salbe und Kleidung gegeben als jährliche Versorgung". Schreiber notieren gewissenhaft über die Abgabe an die Gefangenen.

    Aufgestapelte Produkte (Leinenstücke, Pakete und größere Säcke) werden an die Frauen verteilt

    Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
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  2. Das II. Register zeigt Kleidungstücke, die von ägyptischen Männern an die Diener verteilt werden. 

  3. Im III. Register, das sehr stark beschädigt ist, sind Viehzucht- und Pflugszenen zu erkennen, die von Gefangenen ausgeführt werden. 

III. Abschnitt - oben, linke (östliche) Wandseite hinten (3 Register) 
Im 3. Abschnitt der linken Wandseite oben befinden sich Darstellungen, welche eine wichtige Informationsquelle über das Handwerk im antiken Ägypten sind.

Die unteren Register sind stark zerstört, aber der obere III. Abschnitt mit drei Register zeigt sehr schöne Szenen von verschiedenen handwerklichen Tätigkeiten. Ganz rechts steht der Wesir Rechmire, dessen Aufgabe es war, diese Arbeiten zu beaufsichtigen. Hinter ihm stehen - in vier kleineren Unterregistern - vierzig seiner Gehilfen. Die Beischrift über dem Wesir lautet: "Inspiziert alle Handwerker des Tempels des Amun [......] und gibt Anweisungen für jeden Mann für die Herstellung aller Arten von Produkten". (7).

Beaufsichtigen der Handwerker des Amun-Tempels
linke Wandseite der langen Halle (PM 1-1 210 [15-16] )

Rechts steht der Wesir Rechmire vor den "Handwerkern des Amun" - hinter ihm stehen vierzig seiner Beamten (in Unterregistern). Im oberen Register sind rechts zwei Männer zu sehen, einer davon sitzt auf einem Hocker und bohrt mit einem Bogenbohrer Perlen auf. Der andere fädelt die Perlen zu einer Halskette auf. - Ebenfalls rechts, direkt vor dem Wesir fertigen Steinmetze die Statue eines Königs an. Die schwarze Bemalung der Haut der Königsstatue weist auf einen osirianischen Aspekt der Wiedergeburt hin.  

Hinter der Statue werden zwei Handwerker bei der Arbeit gezeigt: einer als Zeichner, der andere als Graveur, der an einem Schrein für die Statue arbeitet.

Dahinter ist ein weiterer Handwerker zu sehen, der Bretter sägt und Schreiner schnitzen ein Bein für das Begräbnisbett.

Im unteren Abschnitt der Wand sehen wir drei Männer, die entlang eines ansteigenden Hangs Material für den Bau eines Gebäudes heranbringen. Es ist nicht ersichtlich, um was für ein Gebäude es sich hier handelt.

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
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  1. Im obersten Register befinden sich die Juweliere - ein Mann, der auf einem Hocker sitzt, durchbohrt mit einem Bogenbohrer Perlen - Interessant ist hier, dass mit dem "Fiedelbohrer" gleichzeitig drei Bohrer bewegt werden können. Hinter dem bohrenden Mann sind zwei Männer damit beschäftigt, die Perlen zu einer Halskette aufzufädeln und ein dritter scheint mit einer Art Nadel durch eine Perle zu stechen, vielleicht um das Loch zu glätten?

    Weitere Darstellungen zeigen das Ausbohren von Steingutgefäßen mit dem typischen Steinbohrer. Der Bohrer besteht aus zwei Holzteilen. 
    Ganz rechts ist noch einmal ein Mann zu sehen, der sich vor dem Wesir auf den Boden wirft ("riecht den Boden"), während er dem Wesir die fertigen Arbeiten der Handwerker zeigt.

  2. Im II. Register wird die Lederherstellung und dessen Verarbeitung gezeigt. Ein Arbeiter schabt ein Fell während ein anderer eines in einen Gerbertopf stopft oder herausholt. Mehrere Handwerker sind mit der Herstellung von Lederarbeiten beschäftigt. Die fertigen Arbeiten werden dem Wesir vorgelegt. Ein Mann bringt Schilde und Körbe. Ein Schuhmacher schneidet Lederriemen für Sandalen zu - ein anderer Handwerker durchsticht die Ösenlöcher, durch welche die Laschen befestigt werden.

  3. Das III. Register ist in zwei halbe Register unterteilt und widmet sich der Holzbearbeitung, den Tischlern und der Tischlerei. Von links nach rechts wird ein kleiner gelber Holzschrein geformt und poliert. Darüber sind die beiden fertiggestellten Türen abgebildet. Die Inschrift rechts davon lautet: "Möbel bauen aus Elfenbein, Ebenholz, sehr edlem – Holz, Meru–Holz und echter Zeder von Libanon. Dieser Fürst gibt (dazu) Anweisung und leitet die Arme seiner Handwerker an“  (Urk. IV, 1148 ff)

    Beaufsichtigen der Handwerker des Amun-Tempels - Holzarbeiten
    linke Wandseite der langen Halle (PM 1-1 210 [15-16] )

    Schreiner fertigen einen Schrein mit Intarsien an. Ein Tischler bringt die Tjet- und Djet-Amulette aus Ebenholz an. Oben im Bild sitzen drei Männer rittlings auf einer Säule, die sie polieren. Zwischen den Männern befindet sich eine weiße Scheibe - evtl. ein Steinsockel, auf der später die Säule stehen soll ?.

    Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
    - all rights reserved - 

    Unterhalb dieser Szene sehen wir zwei Zimmerleute, die sich über ein Bett beugen und Befestigungs-Löcher für die Bespannung eines Bettes bohren. bohren. Daneben sägt ein Mann ein kleines Stück Holz ab und ein anderer arbeitet an einer Djet-Säule.

  4. Unter diesen Darstellungen werden Metallarbeiter bei ihren Tätigkeiten gezeigt. Ganz rechts wird das angelieferte Edelmetall meist in Ringform, gewogen und sorgfältig registriert. Im Korb vor dem Schreiber befinden sich vier Gold- und drei Silberringe. "Zuweisung des Goldes [der Tempeldomäne des Amun], um jeden Auftrag der Residenz auszuführen, wie es ihre Tagespflicht ist in Millionen und Hunderttausenden 
    vor dem Verwalter der Stadt (Theben) und Wesir, dem Verwalter der sechs großen Paläste, Rechmire, dem Gerechtfertigten “
    . Urk. IV. 1150 

Wiegen und Goldschmiedearbeiten
linke (südliche) Wandseite der langen Halle (PM 1-1 210 [15-16] )

Als letztes wird das an die Metallarbeiter gelieferte Metall und das Gewicht der fertig gearbeiteten Objekte überprüft und von dem Schreiber gewissenhaft notiert. Ein kleiner dargestellter Mann reguliert die Waage. Auf einem ihrer "Tabletts" befinden sich 5 goldene Riege und auf der anderen zwei Gewichte. Vor dem Schreiber liegen goldene und silberne Ringe in einem Korb. Hinter der Waage nähern sich mehrere Männer. Einer hält eine große silberne Vase in seinem Arm, ein anderer - in einem kleinen Unterregister darüber - "riecht die Erde" (wirft sich zu Boden).

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved - 

Weitere Darstellungen zeigen die wichtigsten Arbeiten bei der Herstellung von Silber- und Goldgefäßen, wie z. B. die Szene, wo ein kniender Mann mit einem Hammer aus Stein auf eine Goldplatte, die auf einem Amboss liegt schlägt - dann formt und poliert der Goldschmied das Werkstück mit einer Art Stativ, wo das Stück eingeklemmt wird. Zuletzt wird das Arbeitsstück dekoriert - entweder durch Gravieren oder durch Prägen. Ein weiterer Mann schürt ein Feuer in einem kleinen Ofen mit einem Blasrohr, darunter wird ein großes Gefäß poliert. 

Weiter links ist das Bringen von Metallbarren, die Seine Majestät vom Kriegszug in Retenu gebracht hat, um die Türen des Pylons des Amuntempels zu gießen" zu sehen. "Seine Bodenplatten sind in nebwj–Gold ausgeführt, wie die für den Horizont des Himmels … “ (Urk. IV, 1150 c). Das Rohmaterial (wohl Zinn ?) wird in Körben herbeigetragen, das Kupfer dagegen in Barrenform auf den Schultern der Träger herbeigetragen. Holzkohle für die Feuerstellen wird in einem Sack gebracht.

Weiter links ist der Guss der Tempeltüren dargestellt, zwei Arbeiter gießen flüssiges Metall in die Form. Über der großen Gussform laufen Metallarbeiter mit Zangen und Blasrohren. Sie sprechen ein Lobpreis auf den König. Die beiden Türflügel sind oben abgebildet. Träger bringen die Holzkohle und das Erz für den Ofen in Säcken auf ihren Schultern herbei.

All diese Arbeiten werden lt. Inschrift von dem Wesir Rechmire beaufsichtigt.

Metallarbeiten und Gießen eines großen Bronzegegenstandes für eine große Tür
- linke (südliche) Wandseite der langen Halle -

In dieser Szene wird das Gießen eines großen Gegenstandes aus Bronze für eine monumentale Tür (von der beide Türflügel oben abgebildet sind) gezeigt. Drei Metallarbeiter eilen oben mit Werkzeugen in den Händen herbei. Rechts im Bild bringen Träger Körbe mit Holzkohle und Erz für den Ofen. Einer von ihnen schüttet seinen Korb auf einen Haufen mit Kohle. In der Inschrift ist zu lesen, dass hier die beiden Türen des Amun-Tempels in Karnak gegossen werden, deren Oberflächen mit Gold überzogen werden und dass der Bürgermeister, der Wesir Rechmire all diese Arbeiten leitet.

Bild: Courtesy to Kairoinfo 4U
- Ausschnitt erstellt von Nefershapiland
- alle Rechte vorbehalten -

IV. Abschnitt - unten linke (Süd) Wandseite hinten (4 Register) 
Der letzte, untere Abschnitt der linken Wandseite ist sehr stark zerstört. Sie zeigen (in 4 Registern) den Bau und die Dekoration des Karnak-Tempels, die von dem heute nicht mehr vorhandenen Wesir Rechmire beaufsichtigt wurden (hinter ihm befinden sich wieder seine Beamten, die ihm helfen. Die Inschrift über ihn informiert uns, dass er "Alle Arbeiten auf dem Gebiet des Amun von Karnak inspiziert und jeden Mann seine tägliche Arbeit als Teil seiner Überwachung der Arbeit lehrt....."

1. Register:
Als Arbeiter für die schmutzige Tätigkeit wurden anscheinend teilweise Sklaven aus Syrien eingesetzt. Jedenfalls sagt die Beischrift dazu: 
".....die Gefangenen, die S. M. zurückgekauft hat, um im Tempel des Amun zu arbeiten". Es sind sowohl hellhäutige Asiaten als auch dunkelhäutige Sklaven aus Nubien (bekleidet mit einem Lendenschutz aus Leder). Ihre Aufgabe war: " Ziegelstreichen, um das Arbeitshaus [der Tempeldomäne] von Karnak neu zubauen “ (Urk. IV, 1152-1155). Bis heute hat sich an dieser Methode Lehmziegel herzustellen in Ägypten nicht viel geändert. Die fertigen Ziegel trocknen in der Sonne und werden dann aufgestapelt um zum Ort ihrer Verwendung gebracht zu werden.

Das Gewässer, aus dem die Träger das Wasser zur Herstellung der Schlammziegel in großen Tonkrügen holen, wird in den Darstellungen als "Zierteich" gezeigt - umgeben von Bäumen mit einem grünen Ufer und Wasser mit schwimmenden Lilien. 

Metallarbeiten und Herstellung von Lehmziegeln
- Lange Halle, Südwand (linke Wandseite) 4. und 5. Register -

Im 4. Register werden Metallarbeiten dargestellt. Zwei Gruppen werden paarweise gezeigt, um die Herdwärme aufrechtzuerhalten und das Metall zu schmelzen. Eine andere Gruppe gießt ein großes Bronzeobjekt für eine große Tür (beide Türpfosten sind darüber dargestellt) in eine Form, die mit 17 Öffnungen gebohrt ist, um die geschmolzene Bronze in Form zu füllen. Drei Metallarbeiter mit Handwerkzeugen, die fast wie Waffen aussehen, in der Hand, eilen - darüber dargestellt - herbei.

Im unteren Register (Mitte) wird die Herstellung und der Transport von Lehmziegel gezeigt. Die Arbeit wird von Sklaven, die lt. Beischrift: "die Gefangenen, die Seine Majestät zurückgekauft hat, um im Tempel des Amun zu arbeiten" sind, geleistet (Kriegsgefangene aus Nubien und Syrien-Palästina, die durch ihre Hautfarbe zu identifizieren sind. Ihre Aufgabe ist "Das Herstellen von Ziegelsteinen, um 9 Werkstätte des Amun in Karnak wieder aufzubauen".

Links im Bild füllen Arbeiter Gläser mit Wasser aus einem See, der von Bäumen gesäumt wird. Das Wasser wird in Lehmhaufen unten links gegeben. Arbeiter werden bei der Herstellung von Ziegelsteinen aus Lehm gezeigt, die dann in der Sonne trocknen.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

2. Register:
Im 2. Register - unterhalb rechts von der Ziegelherstellung -  ist eine große Lücke, wo evtl. der Transport von Blöcken dargestellt war - widmen sich die Künstler bei der Dekorierung der Wände der Bildhauerei und wir sehen Szenen mit der Herstellung von kolossalen Sitzstatuen und einer Standstatue des Königs aus Rosengranit. Umgeben von Gerüsten sind zwei Kolosse aus rotem Granit, die noch im Bau sind, zu sehen.
 Zwischen den beiden Statuen wird an einem Sphinx und einer großen Opfertafel - beide aus Kalkstein - gearbeitet. Ein Zeichner füllt die Hieroglyphen auf einer Säule der stehenden Statue mit grüner Farbe aus.  

Lange Halle, Südwand (linke Wandseite) 2. Register Teil 4 
- Statuen und Steinmetzarbeiten -

In dieser Szene ist die Herstellung von kolossalen Sitz- und einer Standstatue des Königs aus Rosengranit zu sehen. Zwischen den Statuen wird an der Herstellung einer großen Sphingenfigur und einer Opferplatte gearbeitet.

Ganz rechts befand sich - ebenso wie im oberen Abschnitt - die großformatige Figur des Wesirs, die heute nicht mehr vorhanden ist.

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- alle Rechte vorbehalten -

3. Register:
Die Darstellungen im 3. und 4. Register sind sehr schlecht erhalten - scheinen aber im 3. Register drei mit Kalksteinblöcken beladene Boote zu zeigen, die anlegen - ein viertes verlässt nach dem Abladen seiner Ladung den Hafen. Danach folgen eine große Lücke und unbedeutende Überreste eines im Bau befindlichen Gebäudes. Nach Davies soll  dahinter - nach einer weiteren Lücke - ein Trupp Arbeiter zu sehen sein, die einen Rohling aus einem Block herausschneiden, andere arbeiten daran, die Oberfläche zu polieren und ihn mit einer Schnur zu vermessen, damit er quadratisch wird.

4. Register:
Vom 4. Register ist heute nicht mehr viel zu erkennen. Lt. Davies zeigen sie Arbeiter in kleinen Gruppen von sechs oder sieben Personen und einen Vorarbeiter, der sie beaufsichtigt. Ganz rechts sind einige Schreiber zu erkennen.

Westliche Hälfte der Südwand:
Dieser (hintere) Teil der Südwand ist dem Bestattungskult des Grabinhabers gewidmet - ebenso wie das westliche Ende der Nordwand. Die Darstellungen zeigen wie der Verstorbene zu Osiris wird, der "wahr an Stimme" (maa-cheru) ist. In der Kapelle von Rechmire werden diesbezüglich viele Rituale dargestellt, aber nicht immer in einer logischen Reihenfolge. Es werden im Bestattungsritual verschiedene Phasen dargestellt: wie die Prozession zur Nekropole; die Einbalsamierung und die Mumifizierung; die Grabprozession; das Ritual der Mundöffnung und das Darbringen der rituellen Opfer. 

Am rechten Ende der Südwand - vor den Scheintüren der Rückwand - befinden sich vier Darstellungen des Wesirs und seiner Frau - sitzend vor dem Opfertisch. Davor steht jeweils ein Sempriester (im Leopardenfell gekleidet). Durch einige Inschriftenkolumnen getrennt stehen davor vier Gottheiten: die Göttin des Westens, der Totengott Anubis, Osiris und eine Falkenstandarte. Vor diesen Gottheiten befinden sich 11 Register, in denen der Bestattungsablauf dargelegt ist. Diese Bestattungsriten werden nachfolgend kurz erklärt und beginnen am unteren Register: (nach PM I.-I. 213ff [17-20])

Lange Halle - TT 100
Südwand (linke Wand hinten) - westliche Seite 

An der Südwand - ganz hinten vor den Scheintüren - sehen wir in vier Registern übereinander den Verstorbenen und seine Frau Meryt vor prall gefüllten Opfertisch sitzend. Diese Opfergaben werden ihnen in den obersten drei Registern von ihren Söhnen Mencheperreseneb, Mery und Amenhotep geweiht und präsentiert. Die Bilder der Söhne sind alle später ausgehackt worden. Das sitzende Paar im dritten Register wurde mit roter Farbe übermalt.

Im untersten Register sieht man die Opferliste und Priester (in zwei Halbregister übereinander dargestellt), die weihräuchern und libieren und den gefüllten Opfertisch
, der vor Rechmire und seiner Mutter Bet steht, weihen (diesmal ist das sitzende Paar ausgemerzt). Die Ausmerzungen wurden in der Amarnazeit vorgenommen - wobei hier besonders das Leopardenfall der Sem-Priester zerstört wurde. Hinter den Sem-Priestern befinden sich an der Südwand Auszüge aus den Pyramidentexten und davor steht - nach links blickend jeweils eine Gottheit.

Von oben nach unten: eine Falkenstandarte - der Totengott Osiris - Anubis und die Göttin des Westens. Vor diesen Göttern wird in 11 Registern der Ablauf der Bestattung beschrieben.

Zeichnung: Davies, paintings pl XXIV. - bearb. von Nefershapiland



Lange Halle - linke Seite - hinten
PM I.-I. 210 (15ff)

Auf dieser Darstellung sitzen Rechmire und seine Gemahlin (oder Mutter ?) am Ende der linken Wand (in der langen Passage in vier übereinander liegenden Darstellungen (drei hier im Bild) vor einem Opfertisch mit Opfergaben, die von einem ihrer Söhne (in der Gestalt des Sem-Priesters) präsentiert wird. 

Die Gestalt der Söhne ist jedes Mal ausgemerzt - im 3. Register von oben ist auch die Darstellung des Ehepaares mit roter Farbe übermalt.

 

 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
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Untere drei Register:
Die Szenenfolge verläuft von unten nach oben. Die ersten drei Register unten enden alle vor dem Bild der Göttin des Westens. Im 1. und 2. Register war links wohl die Abydosfahrt (mit Booten) dargestellt, die allerdings heute sehr zerstört ist, wo die Verstorbenen (fiktiv) an den Feierlichkeiten zu Ehren des Großen Totengottes Osiris teilnehmen sollen. Die Hinfahrt erfolgt mit dem aufgerollten Segel im untersten Register und die Rückreise unter vollen Segeln im 2. Register.

Die Göttin des Westens
Lange Halle - linke Seite - hinten
PM I.-I. 210 (15ff)

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
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Im untersten Register sehen wir den Sarkophag, der mit einem durchbrochenen Katafalk bedeckt und auf einem Schlitten platziert ist, der von Ochsen und einigen Männern gezogen wird. Ein Priester des Sokar im engen, langen Gewand ohne Ärmel und ein weiterer Mann, der ein Trankopfer aus Milch auf die Erde gießt, gehen vor dem Schrein mit dem Verstorbenen. Zwei als "Weihen" bezeichnete Frauen stehen vor und hinter dem Sarg. Hinter dem Schlitten folgen die "Neun Gefährten", welche die üblichen langen Stöcke in ihren Händen halten. Darüber werden die üblichen Grabbeigaben gebracht und dahinter - nach einer Lücke - wird auch die Kanopentruhe in die Nekropole gebracht, womit die Darstellung "der Ankunft am Grab" abgeschlossen ist.

Im zweiten Register von unten bringen die Träger die üblichen Bestattungsbeigaben (wie Kisten und Vasen - aber auch einen Rinderschenkel). Auch eine Schlachtszene ist zu sehen und zwei Männer bringen Teile des Schlachtopfers (Bein, Rippen und das Herz des Tieres) in einem Behälter, der zusammen mit den anderen Opfergaben auf eine Art "Altar" als Gabe für die Göttin des Westens aufgestapelt wird. 

Im dritten Register von unten wird die Überfahrt gezeigt. Ganz links sind zwei Nachen zu sehen, auf der sich jeweils eine mumienförmige Statue mit der roten (unterägyptischen) Krone befindet. Ein Vorlesepriester empfängt die Boote. Vor der rechten Statue wird ein "Gottesopfer" in Form eines Rinderschenkels niedergelegt - anschließend werden die Zeremonien der Landung von dem Priester vollzogen. Die beiden Landepflöcke sind mumienförmig mit spitz zulaufenden Enden. Dahinter - wieder durch eine heute dort vorhandene breite Lücke getrennt - ist wohl der Grabinhaber in einer symbolischen Darstellung auf einer Vase sitzend zu sehen (wie im Grab von Renni in Elkab) - unter Verwendung eines "Chemet-weret-Korbes"- Als nächstes kommen vier Trauergäste, welche als Zeugen der Reinigung der Mumie des Verstorbenen unter einem Baldachin beiwohnen.

In der nächsten Szene scheinen zwei Männer den Sarkophag in die entgegengesetzte Richtung zu einem Gebäude zu ziehen, das von einem Checker-Fries gekrönt wird und vor dem ein Ritualpriester steht und der den Toten mit Rezitations-Texten empfängt. Dann segelt der Verstorbene in einem Papyrusboot, in dessen Mitte ein kleiner Baldachin steht, der von den beiden "Trauergästen" Isis und Nephthys bewacht wird, zu einem Landeplatz, der durch zwei Gebäude gekennzeichnet ist und vor dem ein Priester mit einer langen Papyrusrolle steht, der den Verstorbenen begrüßt. Der Torbau ist von zwei Palmen und zwei kleinen sog. "Chem-Kapellen" charakterisiert. Daneben steht ein weiteres Gebäude mit einer von zwei Fenstern durchbohrten Vorderseite und mit vier schöne stabförmigen Säulen oder Pfeilern.

Es schließen sich zwei" Muu-Tänzer" der Szene an, die ihren charakteristischen Tanz aufführen. Sie haben den Status von Göttern und ihre Aufgabe ist es, den Mumientransport zu überwachen und sie sind auch die Fährleute, die für das Übersetzen des Verstorbenen zum Horizont des Ostens - und damit in das Reich des Sonnengottes - verantwortlich sind. 

Register 4 - Muu-Tänzer und zwei "merkwürdige" Gebäude

Links sehen wir zwei Gebäude, wovon das linke eine zentrale Tür hat und von zwei kleinen Kapellen ("Chem") mit zwei Palmen bekrönt wird. Das andere hat eine von zwei Fenstern durchbrochene Vorderseite und auf seinem Dach wird es von vier schönen Säulen gekrönt. In der Mitte des Bildes sehen wir zwei Muu-Tänzer, (Wächterfiguren), die gerade ihren charakteristischen Tanz aufführen.

Ganz rechts folgt eine virtuelle Flussreise, welche den Verstorbenen nach Sais im westlichen Delta bringt.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -

Die virtuelle Flussfahrt führt den Verstorbenen nun nach Sais: "......Geleiten den Rechmire und anlegen in Sais, wo der Große Gott liegt". Sais befindet sich im westlichen Delta und hier wird die Göttin Neith verehrt und angeblich soll sich hier das Grab des Großen Totengottes Osiris befinden. Vier Männer treideln das Boot nun zu einem Tor, vor dem ein Mann eine Rinderkeule weiht. Diese Szene dürfte als Teil des "Zuges zur Balsamierungshalle" aufzufassen sein.

Register vier bis sechs (vor dem Gott Anubis - rechts)
Im 4. Register
 ruht ein truhenförmiger Schrein auf eine Art Schlitten (der Inhalt des Schreins bleibt unbekannt), der von sechs Männern gezogen wird - davor befindet sich ein Ritualpriester. Acht Personen folgen - eine davon schwingt einen Stock. Eine weitere Prozession von Trägern tragen Essen - sie sind durch Textspalten voneinander getrennt, in denen die Empfänger dieser Opfergaben aufgeführt sind. An der Spitze der Prozession erscheint ein Zeremonienpriester, der sich an den Ka von Rechmire - aber auch an die Götter Atum, Geb, Osiris, Thot und Amun wenden. Das 4. Register endet mit einem Speiseopfer vor Anubis und vor einem Gebäude mit der Form einer Palastfassade.

Im 5. Register ist eine Parade von Trägern zu sehen, die Opfergaben (Möbel, Gegenstände in Truhen, Kleidung (wie Lendenschurze), Salbentöpfe, Waffen (Bögen und Pfeile sowie Schilde), Schreibmaterialien, Stoffe, Halsketten und Spiegel herbeitragen, welche für den Ka des Rechmire bestimmt sind.

Parade der Opferträger und  Boot mit zwei Priestern
5. und 6. Register der westlichen Hälfte der Südwand der Langen Halle

Im Register 6 (von unten) sehen wir ein Papyrusboot, das auf dem Nil fährt. An Bord befinden sich zwei Priester - von denen der vordere in ein weißes Totentuch gehüllt ist und der andere ein Vorlesepriester ist, der hinten am Bug kniet. Vor dem Boot stehen zwei weibliche Trauergäste.

Hinter dem Papyrusboot steht ein Mann, der einen großen Zirkel in seinen Händen hält vor einem in Parzellen aufgeteiltem Grundstück. Vor ihm ein Mann, der mit erhobener Hand vor einem weißen Schrein steht.

Im darunterliegenden Register Nr. 5 sieht man die Parade der Opferträger, welche Möbel, Truhen mit Gegenständen (die oben drauf dargestellt sind) tragen, Salbentöpfe, Waffen, Lendenschurze, Schreibmaterialien, Stoffe, Halsketten und Spiegel.

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki

Im 6. Register sehen wir mehrere Boote auf dem Nil: das erste befördert zwei Personen, von denen eine paddelt - der andere opfert dem Nilwasser Vorderbein und Herz eines Tieres für eine gute Überfahrt zum Westufer. Es folgt ein Mann, der mit erhobener Hand vor einem Schrein steht - gefolgt von einer Szene, die sich in einem in Parzellen aufgeteilten Grundstück abspielt. Die nächste Szene spielt sich wieder auf einem Boot auf dem Nil ab und an Bord befinden sich zwei Priester - einer davon ist in einem weißen Leinengewand gekleidet. Davor sehen wir weitere Trauergäste - u. a. drei Figuren, die unter einer Art Glas zu sehen scheinen und ein geschlossener Schrein, der auf beiden Seiten von einem Lektorpriester und einer Trauernden eingerahmt wird (7)-

Lange Halle, Südwand (linke Wandseite) 
- 3 Register vor Anubis -

Anubis steht rechts in einem Schrein - vor ihm spielen sich die Handlungen der Register 4 - 6 ab. Das 4. Register (unten) endet mit einem Stapel von Speiseopfern vor Anubis und einem Gebäude, das die Form einer Palastfassade hat. 

Im 5. Register darüber wird eine Prozession von Opferträgern gezeigt, an dessen Ende sich zwei Boote (eines mit dem Sarkophag und eines mit Priestern - welches das andere schleppt - befinden. Die Prozession kommt vor der Anubiskapelle an, wo ein Mann seine Hände auf eine Truhe legt. Ein anderer opfert davor zwei Vasen.

Bild: Courtesy Kairoinfu4U
- alle Rechte vorbehalten -

Im 6. Register (oben) sehen wir ganz links ein Boot an dessen Bug eine Priesterin (nicht in Bild) steht und zwei Priester knien unter einem Baldachin. Es folgt ein Ritualpriester, der ein "Pesech-Kaf-Messer" an eine Kapelle (Bedeutung ist hier nicht klar ?) weiht, in der sich eine unbekannte Gottheit befindet.

In der Mitte des Bildes sehen wir nun ein "Heiliges Gebäude", das von einem Checker-Fries umgeben ist und sich in einem geschlossenen Bereich befindet. In ihm befinden sich vier "Götter der großen Tore" (ohne Arme), die sich paarweise gegenüber stehen. Ihre Körper sind gelb und schwarz oder dunkelblau.

Hinter diesem Gebäude ist eine Szene mit drei Wasserbecken - gefüllt mit "Urwasser" zu sehen, welches Chepri, Heqet und Sokar gewidmet ist, wie die Beischriften belegen. Ganz rechts stehen vier Kapellen, die seitlich offen sind und von den Göttern Sokar, Ti und einem Avatar von Sachmit (?) bewohnt werden (7). 

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
- alle Rechte vorbehalten -

Register sieben bis neun (vor dem Gott Osiris)
Ganz rechts steht Osiris in einer Kapelle mit einem gelben/orangefarbigen Hintergrund. Die Szenen zeigen ganz rechts eine Metzger-Szene, in der ein Ochse zerlegt wird und anschließend das abgeschnittene Vorderbein des Tieres von einem Priester gereinigt wird. Davor steht ein Vorlesepriester mit einem Gefährten und rezitiert einen Text. Es folgen mehrere Priester und zwei Frauen. Einer der Priester versucht mit zwei Stöcken (?) böse Geister abzuwehren, während die beiden Frauen Weihrauch verbrennen. All diese Personen stehen vor einem hohen Torgebäude, dessen Name lt. Beischrift " das dreimal große Haus" ist. Der Eingang wird von vier Säulen, die von einer Hohlkehle bekrönt sind, überragt, die ein Dach mit einem ägyptischen Gesims getragen wird. 

Reinigung von zweier Gebäuden (oben und geschlossener Schrein (Mitte)
Register 7 - 5 (von oben)

Im oberen 7. Register findet die Reinigung von zwei Gebäuden statt, die als Schreine der "beiden Kronen des Nordens und des Südens" zu verstehen sind. Dahinter errichten zwei Männer, die Obelisken errichten, davor steht ein Mann, der Erde ausgräbt (evtl. das Fundament für einen Tempel). Ein Ritualpriester steht rechts mit einem Stab in der Hand vor einer knienden Frau.

Im 6. Register darunter (Mitte) stehen links Figuren, die unter einer Glasglocke zu stehen scheinen, über sich die eine hängende Vase oder Lampe befindet. Als nächstes folgt ein weißer Pavillon, vor dem ein Mann seine Hand erhebt. Als nächstes folgt ein geschlossener, blauer Schrein, der auf beiden Seiten von einem Lektor und einem weiblichen Trauergast eingerahmt wird. Nach rechts folgt eine weitere Bootsszene. Am Bug steht eine Frau und zwei Priester knien auf dem Boot unter einem Baldachin.

Im untersten (5.) Register sehen wir in der Mitte den Sarkophag, der von den "neun Gefährten" getragen wird, gefolgt und vorrausgehend von Trauernden. Ganz rechts ein Priester mit einer Art Leuchter, auf der eine Flamme brennt.

Bild: Courtesy Kairoinfo4U
- all rights reserved - 

Auf der anderen Seite des Gebäudes befinden sich Lampen, die den mysteriöses "Tenenu" begleiten (die Natur des Tenenu wird in der Fachwelt immer noch diskutiert. Evtl. handelt es sich um einen Halbpriester, der am Ritual der Mundöffnung teilnehmen wird). Die Handlung beginnt mit dem Landen des Vorlesepriesters gegenüber dem "Per-Duat" (dem Haus des Morgens) - einem Ort, an dem Zeremonien der Mundöffnung vollzogen werden. Der Tekenu kauert auf der Schmalseite eines Bettes. Dahinter folgen drei Szenen, die man in umgekehrter Reihenfolge zu sehen hat. Sie beginnt mit einer Opferhandlung durch eine Frau, die zwei Kugelgefäße in ihren Händen hält, in denen sich wohl „grüne Augenschminke“ befindet.

Ein Vorlesepriester steht links neben dem Altar, dann folgt das Errichten zweier Obelisken, dahinter das Reinigen zweier Gebäude, die als "Schreine der beiden Kronen des Nordens und des Südens" (Kornhäuser) zu identifizieren sind. Zwei Personen errichten einige kleine Obelisken. Unmittelbar daneben gräbt ein Mann Erde aus, wie es für das Fundament eines Tempels gemacht wird. Ein Ritualpriester steht mit einem Stab vor einer knienden Frau, die eine Trauernde darstellt und die vor einer Truhe zwei Vasen mit grünem Kajal darbringt. Als letztes folgt eine weitere Szene mit Ruderern, die ihre Ruder präsentieren.

Umzeichnung Register 7 (unten) bis 11
(Umzeichnung: Davies paintings XXIV)
- bearbeitet von Nefershapiland -

Ganz rechts steht der Gott Osiris vor 3 Register, wobei vor ihm die Register 8 + 9 zu einem großen Bereich mit einem Teich und einem Schlachthof verschmelzen, der um das Gewässer herum gruppiert ist.

Im unteren Register (7. Register)sehen wir ganz rechts eine Szene, in der zwei Obelisken errichtet werden, Ein Ritualpriester steht mit einem Stab in der Hand vor einer knienden Frau, die vor einer Truhe hockt. Es folgt ein Boot auf dem sich eine große Kiste (?) befindet und davor stehen zwei Priester. Den Abschluss dieses Registers wird von einer rituellen "Ruderlaufszene" gebildet.

Im 8. Register (darüber) sehen wir ganz links ein Boot mit dem Sarkophag, das vertäut am Ufer liegt. davor kniet ein Mann und bietet zwei Vasen an. Hinter ihm hockt eine Frau, die in einem weißen Leinengewand gehüllt ist. Dann kommt ein Vorlesepriester, der eine Formel vorträgt.

Im 9. Register sehen wir wieder ein Boot auf dem sich eine große Truhe befindet und davor eine Standarte mit einem Falkenemblem der westlichen Wüstennekropole. Davor stehen wieder die beiden "Muu-Tänzer", die im "Pavillion von Muu" stehen.

Nach rechts folgend verschmelzen die Register 8 und 9 nun zu einem großen rechteckigen Bereich, der um einen von Sykomoren umgebenen Teich herum gruppiert ist und der "Schlachthof" genannt wird. Um den Teich herum liegen acht niedergeworfene Rinder. Links sind zwei Männer im größeren Format dargestellt (diese leiten wahrscheinlich die Schlachtungen) vor denen  jeweils paarweise sechs Männer in einem kleineren Format stehen. Nach rechts folgen vier rechteckige, miteinander verbundene Bassins, welche den Abschluss des "Heiligen Bezirkes" bilden und mit dem Urwasser gefüllt und den Göttern Chepri, Heqet und Sokar geweiht sind. 

Vor ihnen knien zwei Frauen, die kugelförmige Vasen darbringen. Über dem Bassin befindet sich ein "Teichgarten", umgeben von Palmen und Bergahornen. 

Ein Garten mit Teich und rechts vier rechteckige, miteinander verbundene Bassins.
Um den Teich herum liegen 8 niedergeworfene Rinder

Ganz rechts vor der Szene steht der Totengott Osiris.
Ganz oben, die 14 geschlossenen Kapellen und die Falkenstandarte.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen
- alle Rechte vorbehalten -

Register zehn und elf (ganz oben)
Die beiden oberen Register beinhalten nur 14 geschlossene Kapellen - die Götter werden nicht genannt und als Schlussszene erscheint eine Falkenstandarte (das Symbol des Westens und der Nekropole). Die Inschriften nennen die vier Söhne des Horus und die Götter Ptah, Sendet, Herer, Her-sen, Menkeret von Pe und Dep (7). 

Rechte (Nördliche) Wandseite (PM I.-I. 
Der hintere Teil der Nordwand ist fast identisch mit dem westlichen Ende der gegenüberliegenden Seite der Südwand und zeigt vier übereinander liegende Register. Das Ehepaar (Rechmire und seine Frau / oder seine Mutter ?) sitzt vor einem Tisch, auf dem sich Opfergaben stapeln. Ebenso wie auf der anderen Seite wurden auch hier die Darstellungen der Kinder des Paares, die als Sem-Priester auftraten, ausgemerzt. 

Im untersten Register ist das sitzende Paar heute verschwunden. Vor ihnen türmen sich Opfergaben auf einem Tisch, die von den Tempelpriestern (auch wieder in zwei Halbregister unterteilt wie auf der gegenüberliegenden Wand) überbracht werden. Über dem Tisch befinden sich Inschriften mit detaillierten Informationen zu den Opfergaben, die für den Ka des Wesirs Rechmire (der in den Inschriften namentlich genannt wird ".....Du [...] zu deinem schönen Körper für die Ewigkeit. Oh Osiris, Bürgermeister, Wesir, Liebling von Anubis, Rechmire".

Im zweiten Register von unten übernimmt Mencheperre-seneb (der Sohn) die Rolle des Sem-Priesters, der vor dem Opfertisch mit Gemüse, Vögel, Früchte (Feigen, Datteln und Weintrauben) und Brot vor seinem Vater und seiner Großmutter opfert. Über dem Opfertisch befinden sich Steingefäße, die wahrscheinlich Salben oder Öle enthalten (7). 

Im dritten Register von unten ist es wahrscheinlich der Sohn Sesostris, der als Sem-Priester fungiert (ebenfalls ausgemerzt) und vor Rechmire und seiner Frau ein Trankopfer und die Weihung der Opfergaben durchführt.

Im vierten und obersten Register übernimmt wahrscheinlich der Sohn Amenophis diese Rolle. Rechmire sitzt hier wieder mit seiner Mutter vor dem Opfertisch. Der Verstorbene ist in allen vier Beischriften immer als "Rechmire" ausgewiesen. Oft wurde er allerdings durch Aushacken dem Vergessen anheimgegeben. 

Opfergaben für Rechmire und Ehefrau/oder Mutter
- rechte Wandseite - hinten

Die Darstellung ganz hinten am westlichen Ende der Nordwand ist fast identisch mit der Darstellung auf der gegenüberliegenden Südwand. Der Verstorbene und seine Frau sitzen vor dem reich gefüllten Opfertisch. 

Davor stehen abermals seine Kinder - die als Sem-Priester amtieren. Ebenso wie auf der anderen Seite sind auch sie wieder ausgemerzt und nur noch anhand der Umrisse zu erkennen. Im untersten Register (nicht im Bild) ist auch das Ehepaar ausgemerzt. 

 

 

 

 

Bild: Courtesy Heidi Kontkanen, Helsinki
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Vor den Sem-Priestern und den Szenen der Mundöffnung rechts davon befinden sich 10 Text-Kolumnen mit Formeln, welche die Opfergaben und die Rolle eines Sohnes zum Thema haben.

Nach rechts hin wird das "Ritual der Mundöffnung" in 50 Einzelszenen vollzogen. Der Ablauf ist nicht ganz vollständig und beginnt rechts unten bei Rechmire - die oben anschließenden Registermüssen auch jeweils von rechts her gelesen werden. Der Verstorbene ist immer als "Rechmire" ausgewiesen.Oft allerdings wurde er durch Aushacken dem Vergessen anheimgegeben. 

Das Ritual der Mundöffnung im Grab von Rechmire
- Lange Halle, Nordseite - 

Das Ritual der Mundöffnung ist schon aus dem Alten Reich bekannt, wurde aber in seiner Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte verändert. Ursprünglich wird es durch magische Bewegungen an einer königlichen oder göttlichen Statue durchgeführt, um diese wiederzubeleben, so dass sie zu einer Hypostase des Gottes wird. Später wird diese Szeremonie an jedem Objekt durchgeführt, das einen Teil der Göttlichkeit beherbergen kann. Später wird dieser Ritus auch an dem leblosen Leichnam eines Verstorbenen durchgeführt, um ihn wieder zum Leben zu erwecken und um seine Sinne wiederherzustellen: Sehen, Hören und Riechen, was bewirkt, dass der Verstorbene in ein übernatürliches Wesen, das sich frei zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten bewegen kann. Das Ziel dieses Ritual war es, den Fortbestand des Verstorbenen im Jenseits zu sichern. Bei Rechmire scheint es, dass dieses Ritual gezielt an einer Statue des Verstorbenen durchgeführt wurde. 

Bild oben: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved - 

Szenen der Mundöffnung an eine Statue des Wesirs

Bild: Courtesy to Elvira Kronlob
- alle Rechte vorbehalten -.

Merkwürdigerweise wird lt. der Darstellungen dieses Ritual bei Rechmire - in Bildern dargestellt - aber ohne Reihefolge durchgeführt. Fast überall sind die Namen des Wesirs und die der Sem-Priester ausgemerzt - alles andere ist aber noch recht gut erhalten.

Die untersten Register sind nicht mehr vollständig erhalten. Der Text beim (nicht mehr vorhandenen) Grabherrn sagt, dass er in der großen Halle sitzt, nachdem alles in der Tempeldomäne des Amun getan ist, was der König lobt. (Urk. IV. 1158 „Die Großen der Behörden, die [Vorsteher] … [kommen], um bei … Rechmire zu speisen … “ . Leider ist die Darstellung des Gastmahls schlecht erhalten. 

Szenen unterhalb der Mundöffnungs-Sektion
Der große Bereich unterhalb der Mundöffnungssektion zeigt vier Abschnitte: die Verehrung einer Statue, ein rituelles Begräbnisbankett vor der Statue, Bootsfahrten in einem großen Gartenteich und ein offizielles Essen für seine Beamten (7). Die Szenen sind stark zerstört, so dass eine genaue Beschreibung nicht möglich ist.

Darstellungen unterhalb der Mundöffnungszeremonie

Links oben: Die Verehrung einer Statue von Rechmire; darunter: ein rituelles Begräbnismahl mit Männern
rechts oben: der Garten von Rechmire; rechte Seite: ein Bankett für die Offiziellen von Rechmire

Umzeichnung: Davies Paintings XXV 
- bearbeitet und beschnitten von Nefershapiland

  1. Die Verehrung einer Statue von Rechmire:
    Ganz links in der oberen Szene befand sich höchstwahrscheinlich eine große Figur des Grabherrn vor zwei Registern mit Opferträgern (oben) und im zweiten Register Reste einer Szene, die sich in einem Gebäude (?) vor den Überresten einer Statue Rechmires abspielen. Vor der Statute steht eine männliche Person (evtl. einer seiner Söhne ?) Nach rechts ist eine Gruppe weiblicher Trauergäste (mit weißen Kleidern bekleidet) zu sehen, wobei einige die "Nwn"-Geste (Nini-Geste) machen. Eine von ihnen hockt auf dem Boden.

  2. Das rituelle Begräbnisbankett:
    Im unteren Register ist ein Begräbnisbankett dargestellt. Einige Männer sitzen auf niedrigen Hockern und bedienen sich von den Opfergaben, die vor ihnen aufgestapelt sind. Ganz vorne - aber heute nicht mehr vorhanden - hat sich wohl die Statue des Grabinhabers befunden. 

  3. Der Garten des Rechmire:
    Der Wesir Rechmire besaß - wie alle hochrangigen Beamten - natürlich auch einen großen Garten mit einem Gartenteich, auf dem auch rituelle Praktiken an der Statue des Verstorbenen durchgeführt wurden. Links vom Teich - auf der Darstellung oben in perspektivischer Sichtweise dargestellt - steht auf einem Sockel ein Gebäude mit einer weißen Fassade, das seitlich von Rundstäben eingefasst ist. Der Teich hat eine rechteckige Form und wird von drei Baumreihen mit Bergahornen und abwechselnd Dattelpalmen und Dompalmen umsäumt. Im Becken befinden sich Wasserpflanzen und Fische.

    Der Garten mit Teich des Wesirs Rechmire
    - lange Halle, rechte Seite unten -

    In der langen Halle des Grabes befindet sich an der rechten Seitenwand eine Szene, in welcher sich eine Barkenfahrt mit einer Statue auf einem Teich befindet. Auf der linken Seite des Teichs - von Bäumen umsäumt befindet sich ein Gebäude (Kiosk oder Kapelle ?) mit Tür- und Gesimsornament. Die Barke wird von zwei Mannschaften zu je drei Männern vom Ufer des Teiches aus getreidelt. Auf der Barke - unter einem Baldachin befindet sich die Statue des Wesirs (heute zerstört).

    Am Ufer pflückt ein Gärtner Datteln und zwei andere bewässern die Bäume der Gartenanlage. Die Bäume bestehen aus Sykomoren, Datteln- und Dompalmen. 

    Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
    - all rights reserved -

    Eine Nechmet-Barke wird von zwei Mannschaften zu je drei Männern vom Ufer des Teiches aus getreidelt und trägt einen an den Seiten offenen Baldachin. In der Mitte der Barke befand sich die Statue des Wesirs - die aber gelöscht wurde - vor dem Schrein macht ein Priester ein Trankopfer und libiert, während dahinter ein weiterer Priester mit erhobenen Armen klagt. Links am Ufer - an der dem Gebäude zugewandten Schmalseite des Teiches wird die Barke von einem Mann mit einem Papyrusstiel und Zwiebelbündeln in seiner Hand, erwartet. Am oberen Rand des Teiches pflückt ein Gärtner Datteln und zwei andere bewässern die Bäume der Gartenanlage. Sie tragen an einer Stange befestigte Krüge über ihre Schultern. Der Garten ist in drei gleichmäßig bepflanzte Sektionen gegliedert. Die äußere Reihe der Bäume besteht aus Sykomoren, die mittlere abwechselnd aus Datteln- und Dompalmen und die innere wieder aus Sykomoren.

  4. Bankett für die Offiziellen des Wesirs:
    Die Szene auf der rechten Seite des Gartens zeigt eine offizielles Bankett für die Beamten, wo der Verstorbene seinen Untergebenen für ihre Anwesenheit bei seiner Bestattung rituell dankt. Diese Szene ist weitgehend zerstört und erscheint in drei Registern in einem Gebäude mit weißen Säulen. Die Darstellung des sitzenden Wesirs wurde mit roter Farbe übermalt - bei diesem Bankett erscheint er allein, ohne seine Familie, vor einem Opfertisch sitzend. Mehrere Diener bringen den Gästen Brot, Gemüse, Obst, Fleisch und Getränke. Es sind auch Schreiber anwesend. 

Ein festliches Bankett
Auch Rechmire hat auf die Verewigung eines großen Festes nicht verzichtet, jedoch handelt es sich wohl hier um das „Schöne Fest vom Wüstental“. Der Festreigen wird vom Grabherrn mit seiner Gemahlin eröffnet. Beide sitzen getrennt vor den Festgästen auf einem löwenfüßigen Stuhl, vor ihnen ein Speisetisch mit reichen Gaben. Urk. IV, 1162  „Herz erfreuen, Schönes betrachten, an Tanz und Gesang erfreuen, mit Myrrhenöl salben, mit qeb –Flüssigkeit einreiben, Lotosblüten zur Nase (halten), Brot, Bier, Milch, süßer Wein und alle Dinge sind vor dem Ka des Fürsten und Grafen, des Verwalters der Stadt (Theben) und Wesirs, Rechmire, des Gerechtfertigten. Seine Schwester (= Gemahlin) ist bei ihm, die er innog liebt, die Herrin seines Hauses, Merit, die Gerechtfertigte". 

Das Bankett der Frauen - oberes Register - Nordwand

Umzeichnung: nach Davies, paintings, pl. XXVI - 1943, The tomb of Rekh-mi-re at Thebes)
Publication of the Metropolitan Museum of Art Egyptian Expedetion.

Das "Bankett der Frauen" ist von seiner Qualität und Ausgewogenheit sehr interessant auf aufschlussreich. Männer und Frauen sitzen getrennt (jedenfalls in den Darstellungen) auf einer Matte am Boden mit Ausnahme "seine (des Rechmires) geliebte Mutter, die Geschmückte des Königs, Bet, die Gerechtfertigte". (Quelle: Urk. IV. 1153 ff), die auf einem Stuhl sitzt (3. Register von oben). Vor ihr steht ein reich gedeckter Tisch - eine Dienerin schenkt ihr ein Getränk ein.

Verschiedentlich werden Kränze überreicht - anderen Gästen werden Lotusblüten überreicht. Das Orchester besteht aus einer Harfenisten, einer Lautenspielerin, einer Tamburinspielerin und zwei Frauen, die eine vierkantige Trommel (die nur von Frauen gespielt wird) spielen.

 

Vor dem Paar stehen zwei ihrer Töchter, die Rechmire ein Sistrum bzw. eine Menat-Halskette und zwei Hathor-Symbole im Zusammenhang mit der Fortpflanzung entgegenhalten. Auf der anderen Seite des Opfertisches bringen zwei ihrer älteren Töchter dem Paar ebenfalls Sistren dar.Die Inschrift dazu lautet: (Urk. IV, 1163)   " Sie (die Sistren) reinigen den Verwalter der Stadt. Die Tochter des Re (Maat) lobt dich und liebt dich. Sie gibt ihnen Schutz täglich hinter dich. Sie umarmt deine Glieder. Du unterstützt ihre Majestät (Maat), während sie sich an deiner Brust befindet. Du verbringst eine schöne lange Lebenszeit auf Erden, indem dich Leben, Heil und Gesundheit umfängt “.

Rechmire und seine Frau Meryt sitzen auf Stühlen, die auf Matten stehen. Der Wesir trägt seine offizielle Wesirskleidung und greift mit seiner linken Hand nach einem Sistrum und mit der rechten Hand nach einer Menat-Kette, die ihm seine Töchter reichen. Hinter ihm sitzt seine Frau Meryt und legt ihren Arm um seine Schulter. In ihrer rechten Hand hält sie eine Lotusblume. 

Die Darstellung im unteren Register ( unter dem sitzenden Ehepaar) ist heute völlig verschwunden. Wahrscheinlich überreicht aber einer der Söhne einen Blumenstrauß. Die Begleittexte über dem Paar und dem Sohn sind aber erhalten geblieben.

Das Frauenbankett - Lange Halle, rechte Wandseite

Die obersten vier Register werden von dem Frauenbankett belegt. Gäste werden von jungen Mädchen bedient, teilweise stehen ältere Frauen hinter ihnen. Die jungen Frauen unterscheiden sich durch andere Frisuren von den älteren - sie haben lange Locken an den Seiten und am Oberkopf und sie tragen transparente Kleider. Sie bieten den Gästen Lotusblumen an und legen den Damen Blumenketten um den Hals. Die Gäste werden mit duftenden Salben gesalbt und es werden ihnen Getränke serviert.

Im 3. Register von oben (in der Mitte) befindet sich eine einzelne Darstellung eines jungen Mädchens, das in der ägyptischen Kunst einzigartig ist: es ist zu fast 3/4 von hinten dargestellt.

In dem 5. Register beginnt das Bankett der Herren, das aber nicht so aufwendig wiedergegeben wird wie das der Frauen.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved -

Das Bankett der Männer
Dieses Bankett läuft in etwa gleich ab wie das der Frauen - scheint aber etwas langweiliger zu sein. Das Orchester besteht aus einem Harfenisten, einem Lautenisten und Sängern. Es gibt aber keinen Tamburinspieler. Der Künstler scheint sich hier keine allzu große Mühe bei den Darstellungen gemacht zu haben.

Die Treffen mit dem neuem König und die Rückkehr von Rechmire
An diese Festmahl schließt sich rechts die Darstellung zweier Schiffe an. Diese beiden prächtig ausgestatteten Barken stellen das Reiseboot des Grabherrn dar. Oben legen sich die Ruderer schwer ins Zeug, angetrieben von Aufsehern mit Peitschen. Unten ist das Schiff bereits gelandet. Weiter Rechts wird der gerade angekommene Rechmire mit seinem Gefolge von eine Sohn und Verwandten willkommen geheißen. Das Bemerkenswerte ist jedoch die Beischrift. Sie berichtet, dass Rechmire von Sechem–hut zurückkommt, wo der König ihn empfangen hatte. Rechmire wurde dabei vom neuen König (Amenophis II.) in seinem Amt bestätigt, worüber in Theben großer Jubel herrschte.

Rückkehr des Wesirs Rechmire nach Theben
- östliches Ende der Nordwand der Langen Halle in TT 100 -

Die Darstellung am östlichen Ende der rechten Wand (Nordwand) der Langen Halle zeigt in einer groß angelegten Szene die Rückkehr des Wesirs Rechmire mit seinem Gefolge von einer Bootsfahrt und den Empfang durch seine Familie. Die Inschrift berichtet, wie Rechmire stromabwärts nach "Hute-Sechem" (Diospolis Pava) zu einem ersten Treffen mit seinem neuen Herrscher (nach dem Tod von Thutmosis III.) eilte und von Amenophis II. mit bei diesem Antrittsbesuch auch das Ehrengold verliehen bekam. der Wesir trägt das für einen Wesir typische Gewand und den "Schebiu-Kragen", bestehend aus drei Reihen linsenförmiger Goldscheiben, Oberarmreifen und flache Armbänder am Handgelenk.

Das obere Schiff fährt unter vollen Segeln und auf jeder Seite befinden sich 12 Ruderer, angetrieben von mit Peitschen ausgerüsteten Vorarbeitern. Das untere Schiff liegt bei seiner Rückkehr am Kai von Theben - das Segel ist eingeholt und alle Passagiere und Ruderer sind von Bord gegangen.

Den Großteil seiner Dienstjahre verbrachte Rechmire jedoch unter Thutmosis III. bis dieser ca. 1425 v. Chr.  verstarb und sein Sohn Amenophis II. den Thron bestieg. Zu diesem Zeitpunkt war die Dekoration im Grab TT 100 noch nicht fertiggestellt und der große Wandbereich auf der Ostseite der nördlichen Wand (zum Eingang hin) blieb leer. 

Vermutlich stellte wohl die "'Verleihung des Ehrengoldes" an ihn den Höhepunkt seiner Karriere dar, was evtl. auch der Anlass für die Änderung der Dekoration im Grab von Rechmire war. Die oben beschriebene Szene überdeckt nämlich eine ursprünglich ganz anders geplante Darstellung an dieser Stelle.

Einige Jahre später verlor Rechmire anscheinend die Gunst seines neuen Königs Amenophis II. und fiel in Ungnade - er wurde durch einen persönlichen Vertrauten des Königs mit Namen Amenenheb, genannt Pair, ersetzt.

Bild: nach Garis Davies, paintings, pl XXVI (New York 1943)

 

Die Schiffe des Wesirs Rechmire
- Rechte Seitenwand der Langen Halle, vorne - östlicher Teil der Wand

An die Darstellung des Festmahls schließt sich rechts die Darstellung zweier Schiffe an. Diese beiden prächtig ausgestatteten Barken stellen das Reiseboot (?) des Grabherrn dar. Die gesamte Szene zeigt die Rückkehr des Wesirs von seiner Begegnung mit dem neuen König Amenophis II. - dem Nachfolger des gerade verstorbenen Königs Thutmosis III, der um 1425 v. Chr. starb. Der Wesir eilte gleich nach Erhalt der Todesnachricht seines Königs nordwärts den Nil hinunter zu einem Treffen in "Hout-sechem" (Dispolis Parva) - das etwa 110 km nördlich von Luxor liegt.

Das obere Boot wird noch gerudert, während das Boot in der unteren Darstellung bereits an Land festgemacht hat. 

Die Beischrift besagt, dass Rechmire von Sechem-hout zurückgekommen ist, wo er von dem neuen König AmenophisII. empfangen wurde. Dieser hat ihn in seinem Amt bestätigt und er wurde von seiner Familie gefeiert und bejubelt. Es war eine glückliche Rückkehr und ihm wurde vom König des Ehrengold verliehen.

Text Urk. IV, 1159.10 – 1160.4  
1 (Zurück)kommen seitens des Stadtvorstehers und 
2 Wesirs Re[mire, der Gerechtfertigte,]
3 von seinem Gehen nach @w.t-%xm
4 von seinem Gehen, um Seine Majestät zu empfangen, 
5 um den König einen Strauß zu geben, 
6 dem König von Ober- und Unterägypten (aAxpr.wRa)|, dem Leben verliehen sei ewiglich. 
7 Nun, dieser Wesir, der Vorsteher der Arbeiten und der Vorsteher der Handwerkerschaft, 
8 er war sehr wachsam im Aufsehen der Arbeit 
9 für den Herrn, (nämlich) alle Bauwerke in der Domäne des [Amun] 
10 (und) die Tempel der Götter von [Ober-] und Unterägypten, zur Vollkommenheit ausgeführt, 
11 errichtet für die Zukunft gemäß dem Wunsch Seiner Majestät,
12 (und) im Durchführen von dem, aufgrund dessen man den Gott preist, 
13 das Ehrengold wird ihm gegeben aufgrund der Größe seiner Vortrefflichkeit in der Meinung [seines] Herrn, 
14 wenn er die Äußerung seines Herrn verwirklicht. 

Nach rechts hin sehen wir die Diener des Wesirs, die in zwei Registern dicht hinter ihrem Herrn stehen, beladen mit Blumen und Geschenken. 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved -

Rückkehr nach Theben - der Empfang des Wesirs

Nach der glücklichen Rückkehr nach Theben wird Rechmire von seinem Sohn, den 2. Propheten des Amun, Mench-cheper-re-seneb, empfangen, der ihm einen Blumenstrauß überreicht. Hinter ihm haben sich die Kinder und Enkel des Wesirs, sowie seine anderen Verwandten versammelt und bereiten ihm einen großen und glücklichen Empfang. Sie alle freuen sich und sind erleichtert, weil ein neuer König immer ein Risiko für die Beamten des alten Königs ist, denn es besteht das Risiko, alles zu verlieren.

Im oberen Register bringen sechs Männer Blumen - aber nur ein Name blieb erhalten: Ken-amun. Im unteren Register stehen elf Frauen, die lt. Beischrift alle "Sängerinnen des Amun" waren. Jede hält eine Sistrum- und Menat-Kette in der Hand.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Helsinki
- all rights reserved -


Rechmire war also noch zu Beginn der Regierung  von Amenophis II. im Amt und wurde von diesem bestätigt. Die Verleihung des Ehrengoldes stellte wohl den Höhepunkt in der Karriere Rechmires dar, aus diesem Grund veranlasste er wohl auch die Dekoration seines Grabes zu ändern. Die oben beschriebene Szene überdeckt nämlich eine ursprünglich ganz anders geplante Szene, die aber nie vollendet oder ausgeführt wurde. Dies zeigt, dass die Grabbemalung hier zu dieser Zeit noch nicht vollendet war und Rechmire noch in Amt und Würden war. Jedoch scheint er nicht lange danach bei seinem neuen König in Ungnade gefallen zu sein und wurde durch einen persönlichen Vertrauten des Königs mit Namen "Amenenheb, genannt Pair" ersetzt. 

Der untere Teil (unterhalb der Rückkehrdarstellung von der Reise) der Wand wird von einer Szene eingenommen, in welcher der Wesir Bittsteller und Beschwerdeführer empfängt. Die Darstellung von Rechmire ist heute - ebenso wie in vielen Bereichen seines Grabes - verschwunden. Er wurde zusammen mit seinen Schreibern vor drei Registern gezeigt, in denen sehr viele Bittsteller, Männer und Frauen, aufgeführt sind (7).

Literatur und Quellen:
1. dt. Wikipedia: Thutmosis III.
#2. S. Hallmann in "Ägypten und das Alte Testament 66": Die Tributszenen des Neuen Reiches.
3. 
 (wwww.osirisnet.net)
4. Norman de Garies Davies - plates "the tombs of Rechmire at Theben", 1944


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