"Dieses unberührte Grab. . . bot zum ersten Mal in der Geschichte der ägyptischen Ausgrabung Gelegenheit, die Bestattungsstätte einer bedeutenden Persönlichkeit aus der Frühzeit zu untersuchen. Es ist 1500 Jahre älter als die Königsgräber des Neuen Reichs. Durch die kleine Öffnung konnten wir einen prachtvollen Alabastersarkophag sehen, dessen Deckel sich noch an seinem Platz befand. Zum Teil auf und zum Teil hinter dem Sarkophag lagen etwa 20 vergoldete Stäbe und Stangen eines großen Zeltes, an der Westseite des Sarkophags mehrere goldene Platten mit Fayenceintarsien und auf dem Boden standen in wirrem Durcheinander zahlreiche vergoldete Möbelstücke. "
(George A. REISNER zitiert nach Reeves: Ancient Egypt - The Great Discoveries 2000)Hetepheres I. (Htp-Hr = s / auf altägyptisch "Ihr Gesicht ist gnädig") - [siehe Ranke, PN I, 259.3.] gehörte zum Herrscherhaus zu Beginn der 3. Dynastie (2589-2454 v. Chr.). Sie war die Mutter von Cheops, dem Erbauer der großen Pyramide von Giseh. Die Abstammung Cheops von ihr kann aufgrund zahlreicher belegter Titel aus altägyptischen Quellen gesichert angesehen werden. Hetepheres trug die Titel:
Mw.t-nsw.t-bjtj Mutter des Königs von Ober- u. Unterägypten S3.t-nTr (mit Zusatz n.it X.t=f ) Gottestochter (mit Zusatz "leibliche (Gottesstochter)" xrp.t sSm.tiw SnD.t Leiterin der Schlächter des Akazienhauses xt.it @r.w Die hinter Horus befindlich ist Dd.t ix.t nb.t iri.t = tw n=s Die irgend etwas sagt, das man (dann sofort) für sie ausführen wird. (Quelle: Silke Roth / Die Königinnenmütter des Alten Reiches, S. 72-73) Hetepheres I. ist vor allem aufgrund ihrer Grabausstattung aus dem Schachtgrab G 7000 x in Giza bekannt, wo sich auf kostbar eingelegten Inschriften auf zahlreichen Möbelstücken (die volle Titulatur der Hetepheres I. ist auf der Sänfte und auf dem Deckel der Intarsientruhe belegt) und Tonsiegeln ihr Name belegt ist und wo sie als Mutter eines Königs (siehe Roth/Königinnenmütter) belegt ist. Des weiteren ist auch - wenn auch nur noch als spärliche Reste erkennbar - in der initialen Inschriftenzeile über den Jahresfeldern des König Cheops auf dem Annalenstein der Name der Hetepheres erkennbar - und es kann wohl als gesichert angesehen werden, dass sie die Mutter des Cheops ist ((siehe PM IV., 133. W. Helck, "Bemerkungen zum Annalenstein" in MDAIK 30, 1974, 31-35)
Als weit weniger gesichert erscheint dementgegen die Annahme, nach der Hetepheres eine Gemahlin des Snofru war, was dann auch belegen würde, dass Cheops ein leiblicher Sohn Snofrus war. Als Indiz dafür galten bislang zwei mit Titel und Namen des Snofru beschriftete Bestandteile aus der Grabausstattung der Hetepheres. Dieses waren ein transportabler zeltartiger Baldachin und eine längliche Kiste, in der die dazugehörigen Stoffbehänge aufbewahrt wurden. Die von vielen Forschern unterstützte "Snofru-Gemahlinnen-These" beruft sich auf den Umstand, dass normalerweise so wertvolle Geschenke nur an Königsgemahlinnen gemacht wurden. Die Titulatur der Hetepheres ist zwar aufgrund ihrer Grabausstattung gut bezeugt, aber sie führt nicht den für eine Königsgemahlin zu erwartenden Titel einer "Hm.t nswt" ("Königsgemahlin"). Zwar trägt sie den im Alten Reich nur den Königsmüttern vorbehaltenen Titel "zA.t nTr" (Gottestochter) mit dem Zusatz "leibliche" und den ebenfalls im Alten Reich gebräuchlichen Titel "xt.it @r.w" (Die hinter Horus befindliche), was aber keine beweiskräftige Aussage zu einer Ehebindung mit Snofru zulässt. Lt. Silke Roth Zitat (Königsmütter) kann "das Fehlen charakteristischer Titel nur damit erklärt werden, dass Hetepheres keine Gemahlin des Snofru war und Cheops folglich evtl. nicht dessen Sohn". Das Vorhandensein der Grabausstattung mit dem Namen Snofrus in G 7000 x sagt lt. Roth zunächst nicht mehr aus, als dass Hetepheres eine Angehörige des Hofstaates König Snofrus war und von ihm bestattet wurde.
Entdeckung: George A. Reisner leitete seit 1905 Ausgrabungsarbeiten im Auftrag des Bostoner Museum of Fine Art im Umfeld der Pyramiden von Giza. Während dieses Projektes begann er 1924 mit der Freilegung der dortigen Grabanlagen. Am 2. Februar 1925, als Reisner sich gerade in der USA aufhielt, stieß sein Fotograf Mohamadien Ibrahim bei den Vorbereitungen zu Fotoaufnahmen auf der Ostseite der Cheops-Pyramide beim Aufstellen seines Stativs auf eine ungewöhnliches Felsspalte, die durch einem Putzmörtelstück verschlossen war. Die Felsspalte erwies sich bei Freilegung als versiegelter tiefer Schacht nebst Treppe. Wie schon so oft erwies sich eine durch Zufall gemachte Entdeckung als Glücksfall für die Archäologie. Der Fotograf teilte seine Entdeckung sofort Alan Rowe mit, dem stellvertretenden Leiter der Ausgrabungen. Reisner unterbrach sofort nach der telegrafischen Benachrichtigung durch seinen Assistenten seinen USA-Urlaub und kehrte nach Ägypten zurück.
Position des Schachtes G 7000x Bild: Lehner-Hetepheres-Plan.jgp
Autor: Didia aus Wikipedia
Lizenz: CC BY-SA 3.0Alan Rowe und das Team der Bostoner Harvard Universität reinigten zwei Wochen lang den senkrechten 27,5 m tiefen Schacht und die Treppe, welche bis obenhin mit Kalksteinen und Geröll versperrt war um die Anlage vor Grabräubern zu schützen. In dem Füllmaterial fanden die Ausgräber verschiedene Artefakte und Keramikscherben. Nahe am Schachtgrunds fand man ein Siegel mit dem Namen der Grabwerkstätte des Cheops (Quelle: Zahi Hawass/Das Geheimnis der Hetepheres, S. 152 in "die Schätze der Pyramiden).
Dieser Treppenschacht mit der Bezeichnung G 7000x, dessen Wände unbearbeitet waren, öffnete sich in eine südlich gelegene 5,22 m x 2,67 m x 1,95 m große Felskammer. In der Westwand des Schachtes (etwa in einer Tiefe von 7,47 m) befand sich in der oberen Hälfte eine ursprünglich vermauerte Nische, in der man drei in eine Schilfmatte gewickelte Beinknochen eines Stieres, ebenso einen gehörnten Schädel eines Stieres, zwei Weinkrüge und einen Kalkstein, ein Silber- und einige Basalt- und Holzkohlefragmente fand (Quelle: Reisner / The Tomb of Hetepheres S. 13ff und Roman Gundacker: Hetepheres I. und das Rätsel ihrer Bestattung in Sokar Nr. 12, 2006, S. 32).
Der Schacht und die Treppe von G 7000x
- nach der Entfernung der ersten Steinverfüllung -Grundriss durch das Schachtgrab
Hetepheres G 7000xBild: Mohammedani Ibrahim (†1939)
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. Diese Datei ist eventuell nicht gemeinfrei in den genannten Ländern, die darüber hinaus nicht den Schutzfristen anwenden: .in Mexiko sind es 100 Jahre, 80 in Kolumbien; Guatemala und Samoa haben jeweils 75 Jahre,Bild: Hetepheres-Lehner-Fig.2.jpg
Autor: Didia aus Wikipedia
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Aufgrund dieser aufgefundenen Gegenstände scheint diese Nische wohl als Opferdepot gedient zu haben. Eine weitere Vertiefung/Aushöhlung fanden die Forscher in der Nähe des Eingangs (1,60 m x 1,40 m x 1,21 m)). Diese war mit komplett mit Schutt gefüllt und wurde von Reisner als "begonnene Vergrößerung" gedeutet. In der Ost- (ca. 40 cm tief) und Westwand (ca. 2.40 m tief) der Felsenkammer befanden sich ebenfalls zwei vermauerte Vertiefungen. Diese Vertiefungen wurden von Reisner "als unfertiger Bauzustand gedeutet, der auf einen Abbruch der Grabarbeiten hindeutet (Quelle; Roman Gundacker: Hetepheres I. und das Rätsel ihrer Bestattung in Sokar 12/2006, S. 30-39)
Alan Rowe, der stellvertretende Ausgrabungsleiter öffnete nach der Beseitigung des Gerölls im Treppenschacht am 8. März 1925 den seit dem Alten Reich verschlossenen Eingang zur Grabkammer, in der sich zahlreiche schöne Fundstücke befanden, welche alle zur Grabausstattung der Königin gehörten. Leider waren die organischen Materialien der Fundstücke schon vergangen - von ihnen blieben nur noch kleine Bruchstücke zurück. Das Goldblech, mit welchem einst die Möbel beschlagen waren, lag nun auf dem Boden der Kammer.
Sehr schnell stellte sich aber heraus, dass es sich nicht um eine ungestörte Bestattung handelte. Man fand die Keramikobjekte zerschmettert vor und auch das Leinen lag zerstreut herum. Reisner ordnete telegraphisch am 12. März an, dass die Kammer wieder bis zu seiner Rückkehr aus Amerika verschlossen werden sollte.
Unter seiner Leitung wurde die Grabkammer nun erst am 21. Januar 1926 erneut geöffnet und man verzeichnete und fotografierte in über 300 Arbeitstagen jedes der Objekte, die in der Kammer gefunden wurden. Durch diese Vorgehensweise konnte der originale Fundort der zum Teil zerfallenen Fundstücke genau bestimmt werden.
Die Forscher fanden zahlreiche wertvolle und schöne Fundstücke, darunter mehrere Objekte aus vergoldetem Holz wie
einen transportablen Baldachin (auseinandergenommen) mit Namen des Snofru. | |
hölzerne
Kiste (vergoldet) für die Vorhänge des Bettbaldachin mit Name des
Snofru (JdE 72030) | |
ein hölzernes Kanopenbett mit Goldauflage - (Kairo JE 57711) | |
ein weiteres hölzernes Bett mit
Goldauflage und Intarsien und Löwenbeinen (JE
53261) | |
Alabaster-Sarkophag mit Benutzungsspuren - heute Kairo JE 51899) | |
Zwei zylindrischer Lederköcher für Stöcke - (eines davon heute Kairo JE 89619; PM III.², 181) | |
Kanopentruhe aus Alabaster (heute Kairo JE 52462) | |
hölzerne Sänfte mit Goldauflage (heute Kairo JE 52372 - PM III², 181) | |
Zwei hölzerne Armstühle mit Inlays (einer davon heute Kairo JdE 53263 - PM III², 181) | |
vergoldetes Schmuckkästchen für Silber-Armreifen (heute JE 53265-81 und Mus. of Fine Art 47.1699) | |
Große vergoldete Truhe (heute
in Kairo - PM III², 181)Waschkrug und -becken | |
mehrere hölzerne Truhen: mit
Leinen, 8 Alabasterkrügen, Steingefäße, | |
Fragmente einer Figur der
Hetepheres aus Goldfolie (heute Kairo T.N.22.2.60.11 - PM III², 181 | |
und andere Kleinobjekte wie z. B. Werkzeuge aus Knochen, Kupfer-Geräte und ein Messer mit Holzgriffen. (Quelle:
Reisner "The tomb of Hetepheres"; Mark
Lehner: Geheimnis der Pyramiden. München, |
Die Grabausstattung der Hetepheres
war sehr zerbrechlich und nur die großzügige Goldauflage, mit denen die einzelnen
Objekte verziert waren, war es zu verdanken, dass sie einigermaßen ihre Form
bewahrten. Dadurch und dank der gewissenhaft durchgeführten Aufzeichnungen
(die sich auf 1701 Manuskriptseiten beliefen) und den Zeichnungen und
Fotografien (1057 Bildern) war es möglich, die schönsten Fundstücke mit
Hilfe von frischem Holz zu restaurieren.
(Quelle: Reeves "Faszination Ägypten")
Der größte Teil des Grabfundes von
G 7000x befindet sich heute im ägyptischen National-Museum in Kairo,
während einige kleinere Stücke und Faksimile der größeren Objekten
der Grabausstattung im Museum of Fine Art in Boston aufbewahrt werden. Unter
den Forschern herrscht noch Unklarheit, inwieweit die gefundenen Objekte der
Grabausstattung nur zum Hof von König Snofru gehörten und erst nach dessen
Herrschaft in den Besitz der Hetepheres I. gelangten und denen, die in die
Herrschaftszeit von König Cheops hergestellt wurden und somit vermutlich zum
Haushalt der Hetepheres als Königsmutter gelangten. Es besteht auch die
Möglichkeit, dass einige Möbel und Grabbeigaben erst eigens für die
Bestattung der Hetepheres hergestellt wurden (siehe: Roman
Gundacker: Hetepheres I. und das Rätsel ihrer Bestattung. In: Sokar. Nr. 12,
2006, S. 30-39).
Der Sarkophag - links im Bild - |
Alabastersarkophag
aus dem Grab der Hetepheres |
Bild: Mohammedani Ibrahim (†1939) |
Bild: ca. 1927 von George Andrew Reisner (1827-1942) |
Der 2 m x 85 cm x 80 cm große Alabastersarkophag (heute Kairo JE 51899) befand sich etwa einen Meter hinter dem Eingang an der Ostwand der Grabkammer. Lt. Reisner war die zur Grabkammerwand zeigende Seite des Sarges beschädigt, was allerdings seiner Meinung nach nicht in G 7000x geschehen sein konnte. Der Sarkophag selber war unbeschriftet - der Deckel, der an beiden Enden jeweils zwei vorstehende Handgriffe besitzt, ist an der Außenseite 5 cm dick und wird durch einen 5 cm breiten und 4 cm tiefen Vorsprung auf dem Sarkophagunterteil fixiert. Außerdem wurden Hinweise darauf gefunden, dass der Deckel des Sarkophags irgendwann in der Antike mit Hilfe eines Werkzeuges entlang des oberen Randes aufgehebelt wurde, was daraufhin deutet, dass der Inhalt des Sarges gestört wurde (siehe dazu: Reisner: The Tomb of Hetep-Heres. S. 15f.)
Die
Öffnung des Sarkophags der Hetepheres am 3. März 1917 wurde in der
Öffentlichkeit mit großer Spannung erwartet.
Neben Reisner waren der amerikanische Botschafter, der Kämmerer des
ägyptischen Königs Fu'ad, der Chefinspektor der Altertümer für Giza und
die beiden Assistenten Reisners sowie sein Zeichner Lindon Smith anwesend. Der
damals noch relativ unbekannte Dows Dunham, einer von Reisners Assistenten,
dem überwiegend die schwierige Aufgabe der Grabausräumung oblag und der bei
der Wiederherstellung der mit Gold überzogenen Möbeln half, berichtet über
die Öffnung des Sarkophags:
"Am 3. März 1927
versammelte sich eine namhafte Gesellschaft ungefähr 30 Meter unter
der Erdoberfläche.....Auf ein Nicken von Reisner wurden die Winden in
Bewegung gesetzt, die für diesen Zweck zuvor angebracht worden waren.
Langsam entstand zwischen dem Deckel und dem Sarklphag ein Spalt. Er
erweiterte sich allmählich, bis wir in den oberen Teil des Sarkophags
blicken konnten; nichts war zu sehen. Während sich der Deckel weiter
hob, konnten wir tiefer in das Innere und schließlich bis auf den
Grund des Sarkophag sehen.......Nicht ein Wort wurde gesprochen, aber
Erstaunen und Enttäuschung durchdrang die Kammer."
(Dows Dunham) |
Der Alabastersarkophag wurde am 18. April 1927 aus dem Grab gehoben und in das Museum nach Kairo gebracht.
Dazu auch der Zeichner Lindon
Smith (zitiert nach Nicholas Reeves "Faszination Ägypten
2000")
"Als [der Deckel] hoch genug angehoben war, sodass ich hineinspähen konnte, sah ich zu meiner großen Bestürzung, dass die Königin nicht darin lag – der Sarkophag war leer! Ich wandte mich an Reisner und sagte mit lauterer Stimme als beabsichtigt: „Georg, sie ist ein Blindgänger!“ Daraufhin fragte der Minister für staatliche Bauprojekte: „Was ist ein Blindgänger?“ Reisner erhob sich von seiner Kiste und sagte: „Gentlemen, ich befürchte, Königin Hetepheres gewährt keine Audienz.“ Dann fügte er hinzu: „Mrs. Reisner wird im Lager eine Erfrischung servieren .......““ |
Lt. Dows Dunham drehte sich Reisner um und schaute auf die verputzte Nische in der Westwand. Was mag wohl dahinter liegen. Es dauerte nicht lange, bis die Blockierung der versiegelten Nische entfernt worden war und weit hinten in der ca. 2.40 m tiefen Nische und vom Mauerputz abgedichtet der schlichte, quadratische Kanopenkasten der Königin aus Alabaster (heute in Kairo JE 52452) zum Vorschein kam. Die Kanopentruhe stand auf einem kleinen Holzschlitten, der aber für eine Rekonstruktion zu schlecht erhalten war. Die wohl noch original versiegelte Kanopentruhe (48,2 cm x 48,2 cm x 35 cm) wurde durch einen Deckel verschlossen, der zwei kleine vorspringende Griffleisten besaß und ohne Vorsprung flach auf der Truhe lag. Der Behälter war in vier 26,2 cm tiefe Fächer unterteilt, von denen drei in einer Natronlösung liegende Pakete enthielten. Im vierten Fach lag vertrocknetes organisches Material, welches die Eingeweide der Hetepheres darstellte, die nach altägyptischem Brauchtum von der Mumie getrennt einbalsamiert und in einem "Kanopengefäß" bestattet wurden.
Auf dem Deckel des Kanopenkastens befand sich ein stark beschädigtes Lehm-Siegel, das von einem kleinen, durchlöcherten Keramikdeckel geschützt war.
Geöffneter Kanopenkasten Bild: George Andrew Reisner (1867-1942) Diese Bild- oder
Mediendatei ist gemeinfrei,
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. |
Die Wiederherstellung der Möbel aus der Grabausstattung dauerte mehrere Jahre. Eines der schönsten Möbel im Grab der Hetepheres war der hölzerne Tragestuhl, dessen Rückseite mit in Gold geschriebenen Hieroglyphen-Inschriften dekoriert war. Das Holz des Tragestuhls (Original in Kairo JE 52372) war im Laufe der Jahrtausende ziemlich zusammengeschrumpft, aber die kleinen goldenen Hieroglyphenzeichen lagen noch in ihrer originalen Reihenfolge, so dass die Inschrift ganz deutlich lesbar war. Zur besseren Bequemlichkeit der Königin war die Sitzfläche der Sänfte ausziehbar.
Rekonstruktion
des Tragestuhl der Hetepheres |
|
Bild:
QueenHetepheresCardryingChair-MFA Autor: Keith Schengili-Roberts Lizenz: CC BY-SA 2.5 Reconstruction of original on display in Cairo, this copy residing in the Museum of Fine Arts, Boston. |
Der einfache, kastenförmige Tragestuhl war ein Geschenk des Cheops an seine Mutter, der aus zwei Tragestangen besteht, die in goldenen Palmblattkapitellen enden und den Rahmen des Sitzkasten tragen, dessen Leisten aus dunklem Ebenholz gearbeitet waren. Die Seiten und die Rückenplatte bestanden aus hellem Holz, das in den Jahrtausenden verrottet war und daher restauriert werden musste. Lederriemen und mit Kupfer überzogene Zapfen hielten den Tragestuhl zusammen. |
In Höhe der Armlehnen war auf den beiden Seiten der Rückenlehne eine goldene hieroglyphische Inschrift auf dem schwarzen Ebenholz angebracht, die folgendermaßen lautete: |
mw.t n.j-sw.t-bj.t.j xt.t-Hr Xrp-sSmt(j.w) SnD.t Dd.t jX.(w)t nb(.wt) jrj.t(j) n = s sA.t-nTr n(.j)t X.t=f |
"Mutter des Königs von Ober- und Unterägypten, Gefolgsfrau des Horus, Leiterin der Schlächter des Akazienhauses, die jede Angelegenheit gesagt (und sogleich) für sie getan wird, die Gottestochter von seinem Leibe, Hetepheres." |
Zu den Möbeln aus dem Schachtgrab der Hetepheres I. gehörten auch zwei wunderbar gearbeitete Armsessel, die ähnlich ausgeführt waren, deren Holzteile aber komplett zerfallen waren. Einer der beiden Armsessel stand mit dem Rücken zum Alabaster-Sarkophag. Er war mit Blattgold verkleidetet, nur die Rückenlehne und die Sitzfläche bestanden aus naturbelassenen Holzteilen und wurden durch einfache Holzleisten mit Goldüberzug umrahmt. Die Holzpanelen konnten aus der Goldverkleidung rekonstruiert werden. Die vorderen Stützen der Armlehnen waren in einem einfachen Matten-Muster dekoriert, während die Armlehnen dezent aus drei zusammengebundenen Papyrusstängeln gearbeitet waren, dem Wappensymbol für Unterägypten. Die blattvergoldeten Füße des hohen Sessels sind in Form von Löwenbeinen gearbeitet, die auf einem kleinen zylindrischen Podest stehen. Die vorderen "Löwenbeine" sind etwas höher als die hinteren, so dass die Sitzfläche leicht nach hinten abfällt.
Ein Stuhl der
Königin Hetepheres, Foto: mit frdl. Dank an Jon Bodsworth (public domain) |
Dieser Armsessel, der mit Ausnahme der Sitzfläche und der Rückenlehne komplett mit Gold überzogen war, stand ursprünglich mit dem Rücken zum Alabastersarkophag. Er wurde zusammen mit einem ähnlichen Armsessel neben dem Kalzit-Sarkophag der Königin gefunden. |
Leider ist der wertvollere Sessel (Temp. Reg. 22.2.60) unwiederbringlich zerstört und konnte nur teilweise rekonstruiert werden. Lt. Reisner (The Tomb of Hetepheres, S. 29 ff) stand dieser aufgrund der fragmentarisch erhaltenen Löwenfüße im rechten Winkel zum oben beschriebenen ersten Stuhl, in Richtung zum Eingang und mit dem Rücken zum Bett und dem Tragestuhl. Die Innen- und Außenseiten der Rückenlehne des zweiten Armsessels waren besonders reich mit Fayence dekoriert und die Rückenlehne war mit Emblemen und der Göttin Neith geschmückt und die Randleisten trugen Reihen von stilisierten Falkenfedern, die in regelmäßigen Abständen von einem Blumenornament unterbrochen wurden.
Details eines Armsessels
Die Dekoration der Armlehnen bestand aus einem Horusfalken mit ausgebreiteten Flügeln, der auf einer Palme stand.
(Bild: G. A. Reisner ca. 1927)
Diese Bild- oder
Mediendatei ist gemeinfrei,
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. |
( Rekonstruktion des zweiten Armsessels - Temp. Reg. 22.2.60 ) - aus d. Grab d. Hetepheres - nach G. Reisner - bearbeitet v. Nefershapiland |
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. |
Das Bett der Hetepheres ist aus
Holz gearbeitet. Wie im alten Ägypten üblich, besaß es kein Kopfteil,
sondern ein Holzpaneel an der Fußseite, das durch zwei mit Kupfer
überzogenen Holzzapfen, die man in die entsprechenden, ebenfalls mit
Kupfer überzogenen Vertiefungen im Bettgestell miteinander
verbunden war. Das Bett war - mit Ausnahme der löwenbeinigen Abschlüsse
an den Füßen und der Liegefläche war das gesamt Holzbett mit Blattgold
überzogen. Die zum Kopfende hinweisenden Füße sind in Form von
Löwenbeinen gearbeitet und mit dünnen Lederschnüren an den Seitenteilen
befestigt. Die Innenseite des Fußbrettes ist als einziges Teil des Bettes
verziert: alternierend mit eingelegten Federn und Rosetten, die in den
für die Ausstattung typischen Farben Blaugrün und Schwarz gehalten sind.
Die Kopfstütze war mit einer dicken Schicht aus Gold und Silber
verkleidet und befand sich in einer Goldschatulle. Das Bett ist 21,5 -
35,5 cm hoch, 97 cm breit und ist 178 cm lang.
(Quelle: Maria
Sole Croce (Hrsg.): Ägyptisches Museum Kairo (National Geographic Art
Guide), Hamburg, 2002, S. 88f.; Reisner: The Tomb of Hetepheres. S. 32f.)
Rekonstruiertes Bett der Hetepheres - aus dem Museum of Fine Arts in Bosten - ein Geschenk ihres Sohnes Chufu (Cheops) Rekonstruktion des Originals aus Museum Kairo (JE 53261) |
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Datei: QueenHetepheres Bed-Funerary Museum OfFineArts Boston.png Autor: Keith Schengili-Roberts Lizenz: Creativ Commons Attrib. ShareAlike 2.5 Originalbild - hier - |
Rekonstruierter
Baldachin aus dem Grab der Hetepheres (G 7000x), Giza, 4. Dynastie, ca.
2600 v. Chr, heute im Ägyptischen Museum Kairo (JE 57711) Bild ca. 1930 |
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Bild:
George Andrew Reisner (1867-1942) Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Diese Datei ist eventuell nicht gemeinfrei in den genannten Ländern, die darüber hinaus nicht den Schutzfristen anwenden. In Mexiko sind es 100 Jahre, 80 in Kolumbien; Guatemala und Samoa haben jeweils 75 Jahre, |
Auf dem Sarkophag lagen die in Teile zerlegten goldüberzogenen Holzgestänge eines Baldachins, andere Teile befanden sich zwischen Sarg und der Ostwand. Die Grabkammer von G 7000x war nicht groß genug, um das Schlafzelt aufzustellen. Das Holz zerfiel im Laufe der Jahrtausende und das Gold-Gehäuse fiel auf die Töpferware, die in diesem Teil des Grabes lagerte. Die Kiste, in welcher sich das Holzgestänge einst befand, lag auf dem westlichen Rand des Sarkophagdeckels. Die Holzteile der Kiste waren aber zum Zeitpunkt der Freilegung schon zu Staub zerfallen. Die Intarsienverzierung blieb jedoch unversehrt und wurde in ihrer ursprünglichen Anordnung vorgefunden und aus diesem Grund konnte die Fassade in mühseliger Rekonstruktion wieder hergestellt werden.
Auf der Innenfläche der beiden breiten Stützpfosten des Zelteingangs befanden sich hieroglyphische Inschriften, die in das Goldblech getrieben und dann nachziseliert wurden. Die Inschrift ist durch zwei Darstellungen der Geiergöttin Nechbet in zwei spiegelbildliche Teile getrennt und enthält die Königstitel und den Namen des Snofru und lauten:
"Horus, Neb-Maat
[Herr der göttlichen Ordnung], der Große Gott, beschenkt mit
Leben, Dauer und Macht, König von Ober- und Unterägypten, Herr
der beiden Läönder, Gold-Horus Snofru, Herr der Hepet [Steuer
des Staatsschiffs], Gold-Horus, Erster unter den Göttern
ewiglich."
(Maria Sole Croce: Die Grabausstattung der Königin Hetepheres. S. 89) |
Von den Vorhängen, die sicherlich auf allen vier Seiten der Konstruktion befestigt waren, wurden keine Überreste mehr gefunden. Evtl. wurden diese ursprünglich in der beschrifteten Kiste aufbewahrt. Das Schlafzelt und der mit Hieroglyphen beschriftete Kasten waren demnach Geschenke von König Snofru an Hetepheres.
Schmuckkästchen mit Armreifen vergoldetes Holz (Kairo JE 53265): L 41,9; B 33,7; H. 21,8 cm Armreifen: JE 53266-52281; Durchmesser 9-11 cm Silbereinlegearbeiten mit Karneol, Lapislazuli und Türkis, Der persönliche Schmuck Hetepheres lag in einem mit Goldblech überzogenen Schmuckkasten, auf dessen Deckel die in Treibarbeit gearbeitete hieroglyphische Inschrift stand:
|
In der Mitte des Deckels befand sich ein kleiner
Elfenbein-Knauf, um das Kästchen zu öffnen. Im Inneren des Schmuckkästchens befanden sich zwei herausnehmbare Walzen, auf denen ursprünglich je 10 silberne Armbänder mit sich verminderndem Durchmesser aufgereiht waren. Jeden dieser Armbänder zieren vier Schmetterlinge mit Einlagen aus Türkis, Lapislazuli und Karneol. Innen und Außen ist das Holz des Kästchens mit gerippten Gold-Blättern verkleidet und an den Rändern befinden sich Matten-Muster. (Bild: mit frdl. Dank Jon Bodsworth - gemeinfrei) |
Reisner fand auf einer Schicht aus verfaulten und zerfallenen Holz, welche sich südlich des ersten Sessels befand, Teile von Perlenstickereien und Einlagen und Gold-Blätter. Aus den Fragmenten der Holzteile konnte Reisner eine große hölzerne Kiste (Kairo Temp. Reg. 22.2.60) mit einem Deckel rekonstruieren. In diesem mit Goldblech überzogenen Holz-Kasten befanden sich neben anderen Gefäßen ein aus Kupfer getriebenes Waschgeschirr sowie einem Rasiermesser mit goldenem Griff und kupferner Klinge, zwei Steingefäße, zwei Tongefäße und eine hölzerne Kopfstütze mit Gold- und Silberauflage (heute in Kairo JE 53262). Außerdem befand sich darin der kleinere Kasten, der die silbernen Armringe der Königin enthielt und wohl auch die oben genannten herumliegenden Objekte. Des weiteren enthielt die große Kiste ein hölzernes Kästchen, in dem sich Salbentiegel aus Kalzit (heute in Kairo JE 52373) befanden.
Eine weitere Gruppe von Fragmenten wurde westlich der zerfallenen großen Holztruhe gefunden. In mühseliger Arbeit setzten die Experten diese Fragmente zu einer rohrförmigen Lederhülle (heute in Kairo JE 89619 - PM III.², 181) mit metallenen Scheiben, die sich am unteren und oberen Ende befanden, zusammen. Diese Lederhülle enthielt zwei lange Stöcke mit gerippten Gold-Gehäuse. Ein dritter Holzstab war mit einem Muster von "Min-Emblemen" dekoriert (siehe Reisner: The Tomb of Hetep-Heres. S. 45f.)
Neben diesen Funden fanden die Ausgräber noch weitere hölzerne Kisten, die Töpferwaren (8 Alabasterkrüge), Steingefäße, Geschirr (goldener Becher JdE 52405) enthielten. In der Grabkammer befanden sich auch verschiedene Werkzeuge, welche lt. Reisner evtl. von den Arbeitern hinterlassen worden waren, darunter Meißel, Kupfer-Geräte und ein Messer mit einem Holzgriff. Auf zahlreichen Siegelfragmenten stand als Auftraggeber der Grabausstattung der Name des Königs Cheops (Chufu). - (Quelle: Reisner: The Tomb of Hetep-Heres. S. 34f. und Michael Haase: Eine Stätte für die Ewigkeit. Der Pyramidenkomplex des Cheops. Mainz am Rhein, 2004, S. 75)
Tongeschirr aus dem Grab der Hetepheres Gruppe A, Typ IIb (nach Reisner) hohe Weinkrüge mit "eingezogener Schulter" und kurzen Hals und nach außen gerollten Rand. |
|
Autor:
G. Reisner ca. 1927 This image (or other media file) is in the public domain because its copyright has expired. This applies to Australia, the European Union and those countries with a copyright term of life of the author plus 70 years. |
Fazit: |
George A. Reisner vertrat aufgrund der Fundlage in G 7000x die These, dass die Königsmutter Hetepheres I. wäre noch vor ihrem Gemahl Snofru gestoben und dann von diesem in eine für sie vorbereitete Grabstätte in Dashur (bei seiner Pyramide) bestattet worden.
Nach der Beraubung des Grabes und der Zerstörung ihrer Mumie während der Regierungszeit ihres Sohnes Cheops, veranlasste dieser die Umbettung der noch erhaltenen Grabausstattung nach Giza, in der Nähe seiner eigenen Pyramide. Allerdings ist bislang noch kein Grab für Hetepheres I. in Dashur gefunden worden, so dass G 7000x als einziger Beleg für ihre Existenz dienen muss. Reisner vermutete, dass König Cheops nicht durch seine Beamten über die Zerstörung der Mumie seiner Mutter informiert wurde (?) und dass er deshalb zum Schutz der erneuten Bestattung diese Schachtanlage G 7000x in aller Eile angelegt und darum bewusst auf einen Oberbau für den Grabschacht verzichtet hätte, damit G 7000x "ein geheimes Versteck in der Nekropole G 7000" bleiben sollte (siehe dazu: Reisner/Smith, Giza II. 1; Smith, CAH 1/2, 168 und Seipel, LÄ II, 1172 f).
Der amerikanische Ägyptologe Mark Lehner stellte diese Theorie von Reisner von der "Beraubung der ersten Bestattung Hetepheres I." unter dem Hinweis infrage, dass "eine Restauration der Königinnenbestattung in Dashur wesentlich plausibler erschiene, da selbst nach deren Umbettung immer noch der Schutz für die übrigen dort beigesetzten Familienmitglieder und Beamten sowie vor allem des Königs selbst hätte gewährt werden müssen." (Zitat: Roman Gundacker in "Hetepheres I. und das Rätsel ihrer Bestattung, SOKAR 12/2006, S. 34)
Als Erklärung für die fehlenden Oberbauten des neuen Grabes G 7000x schlug Lehner stattdessen vor, dass es sich bei dem Schachtgrab von G 7000x in Verbindung mit dem T-förmigen Aushub GIx als Teil einer nicht vollendeten Pyramidenanlage handelt (Quelle: Lehner, Hetepheres, 1-44 in Silke Roth: Königsmütter, S. 75).
Lehner erklärt in seiner sehr umfangreichen und komplizierten Rekonstruktion der Ereignisse, dass man nach der endgültigen Planung des Ostfriedhofes diese "rudimentäre Pyramidenanlage G Ix zugunsten von der Pyramide G1-a aufgegeben hätte, in welcher dann die Königsmutter Hetepheres I. beigesetzt worden sei. Das ursprüngliche Grab G 7000x sei dann nach Fertigstellung von G I-a nochmals geöffnet worden und die Mumie nebst dem größten Teil der Grabausstattung sowie unter Hinzufügung einer neuen, vergleichbaren Grabausstattung in die erste Königinnenpyramide G I-a umgebettet worden. Später schlägt Mark Lehner (siehe Lehner: Hetepheres, 84 f) vor, dass "Hetepheres I. schließlich in G I-b bestattet wurde, als G I-a die Funktion der Kultpyramide des Königs übernahm. Dieses hätte lt. Peter Jànosi (siehe Pyramidenanlagen der Königinnen, S. 19, Anm. 122) "bedeutet, dass die Bestattung vom ursprünglichen Standort mit der alten Grabausstattung weiter wegverlegt worden wäre.
Die im ursprünglichen Grab verbliebenen Grabgegenstände sowie der Kanopenkasten mit den Eingeweiden der Königsmutter sind dabei wegen der "geringen Entfernung zur endgültigen Ruhestätte der Hetepheres in G 7000x verblieben, dessen Eingang schließlich von der Pflasterung der "Königinnenstraße" verdeckt wurde (Quelle: Zitat in Silke Roth: Königsmütter, S. 75; siehe dazu auch Edwards, JEA 75 aus 1989)
Der Wiener Ägyptologe Peter Jànosi stellte in seinem Werk "Pyramidenanlagen der Königinnen", S. 19 zwar fest, dass die Theorie Lehners von der "Einbringung und Anordnung des Begräbnisses in G 7000x und der Vorgänge bei der offiziellen Entnahme des Leichnams der Königsmutter" noch nachvollziehbar wäre, aber der Annahme von den umfassenden Änderungen in der Planlegung des Pyramidentempels und der Kultpyramide des Königs unter Hinweis auf die mittlerweile im Westen der Königinnenpyramiden entdeckte Kultpyramide des Cheops müsse widersprochen werden.
Der Ägyptologe Roman Gundacker kommt in seinem Beitrag: "Hetepheres I. und das Rätsel ihrer Bestattung, SOKAR 12/2006, S. 37" zu dem Fazit, dass Hetepheres I. lt. ihren Titeln eine "rangniedere Angehörige des Hofstaates von König Snofru war, welche mit der Thronbesteigung ihres Sohnes Cheops mit Snofru zur Königsmutter und damit zur ranghöchsten Frau Ägyptens aufstieg. Aus dem Titel "Leiterin der Schlächter des Akazienhauses" kann man herleiten, dass sie Snofru überlebte und ihr demzufolge ein neues, besseres Grab (das wohl in Dashur) lag, zustand. Festgestellt werden muss aber, dass das Schachtgrab G 7000x nicht die endgültige Grablegung von Hetepheres I. sein kann, sondern sie wahrscheinlich von ihrem Sohn Cheops als Königsmutter ein ihrem Rang entsprechendes Grab erhielt, welches lt. Roman Gundacker und Mark Lehner wohl die Königinnenpyramide G I-a sei.
Lt. Peter Jànosi (Pyramidenanlagen der Königinnen) ist die Möglichkeit nicht zuzuschließen, dass die Schachtanlage von G 7000x evtl. eine ältere, bereits vorhandene Anlage aus der 3. Dynastie war, als Cheops sich diesen Teil des Gizaplateaus als Baugrund aussuchte. Es muss aber ungeklärt bleiben, warum dieses Grab keinerlei Oberbauten oder Kultanlagen besaß oder ob diese später aus Platzgründen abgerissen wurden. Sowohl Reisners als auch Lehners Rekonstruktionsvorschläge stehen mehrere ungelöste Widersprüche entgegen. Eine plausible Erklärung, welchen Zweck die Anlage G 7000x diente, wird sich wohl nicht mehr mit Sicherheit rekonstruieren lassen, ebenso wie die Frage nach dem letztendlichen Bestattungsplatz der Königin Hetepheres I.