Biografie Ramses IV.


KV. 2

Der Tod von Ramses III. wird den Arbeitern von Deir el-Medina durch den Polizeihauptmann Mentmose gemeldet. ( Pap. Turin 1949 und 1945 verso 1,10 - 15 ) 

„ Dritter Monat der smw – Jahreszeit, Tag 16. Der Polizeihauptmann Mentmose meldete den Männern des Grabes: „ Der königliche Horusfalke User – maat – Re – meri – Imen, Sohn des Re   ...........................  ist zum Himmel aufgeflogen, und der König Heka – maat – re – setepen – Imen, sitzt an seiner Statt auf dem Thron des Re “.                                                   

Das Nekropolentagebuch des Grabschreiber vermeldet am selben Tag.
 (Ostraka  De M  Nr. 39. 16 ) - Datum:

„ 16 Tag des III. Monats der smw – Jahreszeit, Jahr 32  ...............   der Falke ist zum Himmel  geflogen."

Im Großen Papyrus Harris  wird Ramses III. gleich nach der einleitenden Titulatur, als Herrscher des Totenreiches vorgestellt:

„ Ein König, der mit der Weißen Krone erscheint wie Osiris, ein Herrscher, der im Totenreich ( jgrt ) aufgeht wie Atum, ein Herr des Thronsitzes und des Palastes in der Nekropole, Zeit und Ewigkeit durchwandelnd als König der Unterwelt “.

Solche jenseitigen Epitheta sind für ein königliches Dokument ganz ungewöhnlich und sollen mit Nachdruck betonen, dass der Herrscher bereits seinen Palast (Pr - wr) in der Unterwelt bezogen hat und als Osiris über die Toten herrscht. Daher lag der Gedanke nahe, das Datum  zuvor als Todestag  von Ramses III. zu erklären, obwohl man damit in Wiederspruch zum  „ 15 Tag des III. Monats der smw – Jahreszeit  “ als Termin der Thronbesteigung von Ramses IV. gerät und man deshalb das Tagesdatum " Tag 6" im Papyrus ändern wollte. Ein solches "Versehen" des Schreibers bei einem so bedeutenden Dokument ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Lt. De M 44 bestieg Ramses IV. am " 15. Tag des III. Monats der smw-Jahreszeit"  den Thron, der gleichzeitig allgemein als der Todestag von Ramses III. angesehen wird - dies ist nach Jürgen von Beckerath der 17. April 1152 / 1151 v. Chr. - die äußerste Zeitgrenze der Thronbesteigung, wahrscheinlich also April 1151 v. Chr. 

Falls Ramses III. am 15. Tag des III. smw – Monats starb und am gleichen Tag sein Sohn Ramses IV. den Thron bestieg und den Arbeitern von Der el – Medina schon am 16. Tag des III. Monats der smw – Jahreszeit der Tod bekannt gegeben worden ist, so muss Ramses III. in Theben oder dessen näheren Umgebung gestorben sein und der Thronfolger muss sich in seiner Nähe aufgehalten haben. Wenn der von Cerny angenommene Termin der Beisetzung Ramses III. am 24. Tag, des I. Monats der 3xt – Jahreszeit richtig ist, käme man mit dem Todestag 6. III. smw auch auf eine extrem lange Dauer der Einbalsamierung, mit dem 15. Tag dagegen kaum über die traditionellen 70 Tage. Starb Ramses III. aber in Unterägypten wie früher angenommen wurde, dann käme zur Balsamierungsdauer noch die Dauer der Überführung nach Theben hinzu. Dann könnte der Tag 6 als Todestag auch korrekt sein, denn in 10 Tagen konnte die Nachricht von seinem Tode leicht nach Theben gelangen.

Wie schon gesagt fand nach Ostraka  De M 40 am „ 24 Tag, I. Monat der 3xt – Jahreszeit “ die Beisetzung statt, nach einer weiteren Information des gleichen Ostraka gelangte am „3 Tag, I. Monat der 3xt – Jahreszeit" die Grabausstattung (oder ein Teil davon) in das Tal der Könige. Hier blieben also noch einige Fragen offen, sicher ist nur, dass man den Thronwechsel am 15. Tag des III. Monats der smw – Jahreszeit gefeiert hat und mit diesem Datum eine neue Regierung begann.

Thronbesteigung:

Der glatte Thronwechsel spricht gegen eine Ermordung Ramses III., es wird auch nirgends ausdrücklich gesagt, dass Ramses III. durch diese Harimsintrige ums Leben kam, auch zeigt die Mumie des Königs keinerlei äußere Verletzungen.

Wie nach der Ermordung von Amenemhet I. musste durch ein offizielles Dokument die gestörte Ordnung wiederhergestellt werden. Ramses IV. hat wohl sehr bald den seinem Vater in den Mund gelegten Rechenschaftsbericht im Großen Papyrus Harris aufzeichnen lassen. Dieser gibt Aufschluss über " die vielen Wohltaten und Gunsterweise, die er als König vollbracht hat, als Herrscher auf Erden", also konkret über die gewaltigen Zuwendungen, die er während seiner Regierung den Tempeln des Landes zukommen ließ.

Die Vermutung liegt nahe, dass der König sich der Priesterschaft des Landes versichern wollte, so wie die Priesterschaft sich ihrerseits dem König verpflichtete wohl hoffend auf ähnlich reiche Zuwendungen unter dem neuen König. In diese Richtung weisen die großen Opferstiftungen vom Ende seines ersten Regierungsjahres vom „ 23 Tag, III. Monat der smw–Jahreszeit “, die mit dem die mit dem Aufzeichnen des Königsnamens auf die Blätter des mystischen Ischedbaumes verbunden waren (Inschrift im Cachette – Hof von Karnak – publiziert von W. Helck).

Angeblich wurde die Thronbesteigung Ramses IV. von einer hohen Nilüberschwemmung begleitet. ln wieweit eine solche Aussage der Wirklichkeit entspricht oder nur der traditionellen Vorstellung ist schwer zu beurteilen. Die Schlussgebete in den einzelnen Abschnitten des Papyrus Harris betonen die Legitimität des neuen Herrschers, der von Geburt an zum König bestimmt war und dessen Titulatur den Text beschließt.

Auf auf anderen Dokumenten ergreift der König die Gelegenheit, sich als den von den Göttern vorausbestimmten Nachfolger seines Vorgängers darzubieten. So auf der Stele aus Abydos - heute Kairo JE 48831 - sie zeigt am Anfang eine leider zerstörte Datierung, der dann eine persönliche Rede des Königs folgt. Die Rede besteht aus kurzen Anrufungen an diverser Götter, in denen er seine Fürsorge für sie zum Ausdruck bringt. Anschließend bittet er Osiris um Beistand für seine Herrschaft. Weiter heißt es im Stelentext:

" Ich bin ein legitimer Herrscher, kein Usurpator, ich bin an der Stelle dessen, der mich gezeugt hat, wie der Sohn der Isis. Seit ich aufgetreten bin als König auf dem Throne des Horus, habe ich die Maat in dieses Land geholt, das (vorher) ohne sie war. (Denn) ich weiß, dass du (Osiris) leidest, wenn sie in Ägypten fehlt.............................................................................................  ...........................................................................................................................
Gewährt, dass ihr im Palast seid bei meinen Kindern, lasst sie Befehlsgewalt haben in diesem Land,  .........................................................................................................................................
Knüpft mein hohes Amt an meine Erben an, (denn) seht, der Abscheu Eurer Majestäten sind die „ Krummen “!

Später wird in anderem Zusammenhang nochmals von dieser Stele die Rede sein.

Der Topos vom Wiederbringen der Maat ist uns aus Königsinschriften wohlvertraut, aber die Betonung der Rechtmäßigkeit und die eindringliche Mahnung, dass die Götter von Abydos auch seine Kinder beistehen und das „ Erbe “sichern sollen, sind in dieser Form ungewöhnlich; sie verarbeiten die schlimmen Erfahrungen der Usurpation die derkrummePentawer vergeblich versucht hatte. Vom Datum am Anfang dieser Abydos-Stele ist nur die Angabe der smw –Jahreszeit erhalten.  Ergänzt man als Regierungsjahr „ 1  “, dann könnte die Inschrift unmittelbar nach der Thronbesteigung verfasst sein und damit ganz aktuell der ideologischen Festigung der neuen Herrschaft dienen. Die gleiche Tendenz zeigt ein anonymer, aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Ramses IV. zuzuschreibender Dankeshymnus an Amun-re; er betont, dass der König von seinem Vater zum Thronfolger (rp at) und „ Generalissimus “ ernannt und von Amun zur Nachfolge auserwählt wurde   -

Papyrus Turin Cat. 1882. Zum Dank vermehr der anonyme Beter die früheren Opfer   
um Millionen “ und wirkt so unermüdlich, dass „ die Nacht bei ihm wie der Tag ist “.
Besser als sonst ist für diesen Thronwechsel auch der allgemeine Jubel dokumentiert, der die Erneuerung der Welt begrüßte; denn im Prinzip ist ja jeder Regierungsanfang auch eine Wiederholung der Schöpfung, der Sonnengott erschafft die Welt neu und vollkommener.

Als sein Ebenbild sieht man den neuen König der in seinem Palast aufstrahlt wie die Morgensonne, (damit) er die Beiden Länder durch seine Vollkommenheit (nfrw) erleuchtet– Zeile 3 – der großen Wadi Hammamat Inschrift Nr. 12.

Ein Hymnus auf den Regierungsbeginn Ramses IV., den der Nekropolenschreiber Amennacht abgeschrieben oder sogar verfasst hat, spricht von der hohen Nilüberschwemmung (bereits weiter oben schon erwähnt), die für Thronwechsel und Sedfest verbindlich ist, und beschreibt in farbenfrohen Bildern den Anbruch einer neuen, glücklichen Zeit – Ostraka, Turin 570001 ist alt 2161. Die Abschrift stammt aus dem 4. Jahr der Regierung Ramses IV. und verwendet den jüngeren Thronnamen, so dass der Text vielleicht nicht direkt zur Thronbesteigung verfasst wurde. Vergleichbare Hymnen gibt es auf die Thronbesteigung von König Merenptah und Ramses V.

Die ersten Denkmäler machen uns mit der vollständigen Titulatur des Königs gekannt, wie sie bei seiner Thronbesteigung festgesetzt und auch auf einigen Türpfosten seines Grabes zu finden sind. Die Titulatur des Königs geben meist wichtige Einblicke über die Auffassung des Königs von seinem Amt und von seiner Rolle im Weltgeschehen. Im Falle Ramses IV. ist die starke Betonung der Maat in den beiden wichtigsten Namen, im Horusnamen und im Thronnamen, kennzeichnend. Dies ist ein weiteres politisches - religiöses Mittel, um die Trübung der Ordnung nach dem Anschlag auf Ramses III. zu beseitigen und die Kontinuität wiederherzustellen.

Im Horusnamen nennt sich Ramses IV.  „Der von der Maat lebt “    anx-m-M3a.t “ -  als weiteres Element erscheint „Herr von Sedfesten wie sein Vater Ptah–Tatenen “ – „nb- h3bw-sd-mj-jt.f-PtH-&3tnn    in Anlehnung an den Nebti – Namen seines Vaters –„ Mit großen Sedfesten wie Tatenen “. Auch im Goldhorusnamen folgt er einem Schema, das sein Vater geprägt hatte und seine Nachfolger bis zu Ramses IX. übernehmen: „Reich an Jahren“ – „wsr-rnpwt “ – wobei die anderen Könige noch den Vergleich mit einem Gott hinzufügen. Hier geht es um die erhoffte Dauer und Länge der Herrschaft, wobei man auf das große Vorbild von Ramses II. mit seinen 66. Regierungsjahren zurückblicken konnte.

Der Goldhorusname enthält als zweites Element „ Siegreich“ oder „mit großen Siegen“ .

Der Nebtiname Ramses IV. ist ganz dem außenpolitischen Programm gewidmet: „Der Ägypten schützt, der die Neunbogen niederbeugt“ – „mk j-Kmt wafpd f – 9“.

Im Thronnamen seines 1. Regierungsjahres „Wsr-M3a.t-Ra-stp.n-Jmn“ – „mächtig ist die Maat des Re“ oder  „mächtig an Maat ist Re“,  dann ab seinem 2. Regierungsjahr „Hekamaatre  Setpen Amun“ also „Herr der Maat ist Re“ .

(Nach v. Beckeraths Deutung müsste man eigentlich „Herrscher in Bezug auf die Maat des Re“ übersetzen)

Aus uns nicht bekannten Gründen änderte der Herrscher während seines 2. Jahres seinen Thronnamen, von Beckerath hebt die Ungewöhnlichkeit einer solchen Änderung hervor. Zunächst nannte der König sich wie sein Vater und wie Ramses II. "Wosermaatre", ein Thronname, den in dieser Dynastie noch drei weitere Könige führten um in dann in "Hekamaatre" zu ändern.

( Quellen: Norbert Dautzenberg, Jürgen v. Beckerath, Wolfgang Helck
- zusammengestellt von Co-Autor J. H. Pirzer )

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