Im Frühjahr / Sommer 926/25 v. Chr. führte König Schoschenq I. nach ägyptischer Chronologie seinen oft kommentierten Palästinafeldzug durch (nach Hornung Jahr 19. Schoschenq I.). Der Auslöser für dieses militärische Unternehmen bleibt allerdings unklar. Ägyptische Quellen zu diesem Feldzug sind eine Triumphszene (im Stil des Neuen Reiches) an der Außenseite des „Bubastidentores“ im Tempel von Karnak (Theben) und ein Stelenfragment aus Megiddo.
Triumphszene
Schoschenq I. im Tempel von Karnak (Bubastidenhallen)
(Bild: Thanks to Jon Bodsworth for
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The
map shows the route of Sheshonq I. military campaign in Canaan. The
names of the cities written in blue are those which appear in the
relief of Karnak.
Drawn using Mario Liverani, Israel's History and the History of Israel, p.102, and Karnak sources. |
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Datei:
Sheshonq
I. Canaan.jpg Autor: Claude Valette Lizenz: Creativ Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported. - bearbeitet von Nefershapiland - |
Die Marschrute führte über
Gaza, von wo kleinere Truppeneinheiten Richtung Süden / Südosten
ausgeschickt werde, gegen die befestigten Städte Judas (?) (falls es so
etwas zu dieser Zeit in diesem Gebiet überhaupt gab!)
Nach der Bibel (Kön 11,40) soll
König Rehabeam
von Juda, um die Eroberung Jerusalems zu verhindern, König
Schoschenq I., die Palast– und Tempelschätze übergeben haben. Jerusalem
findet sich auch nicht in der Liste der Eroberten Städte im Siegesrelief
Schoschenq I. an der Bubastidenhalle.
(Anmerkung von J. H. Pirzer, Co-Autor von Nefershapiland: Diese Geschichte
entbehrt wohl jeder realen Grundlage, da das „Königreich Juda“ zu
dieser Zeit ein kleines dünn besiedeltes und isoliertes Gebiet im Bergland
darstellte, dessen Städte – sogar Jerusalem – klein und wenig zahlreich
waren. Von großen Schätze, ob
Tempel oder Palastschätze, kann wohl hier nicht die Rede sein, Juda war zu
dieser Zeit ein
armes und politisch völlig unbedeutendes Land. - siehe: Israel Finkelstein,
N. Silberman / Keine Posaunen vor Jericho/ C. H. Beck-Verlag)
Das Hauptheer König Schoschenqs I. rückte nach Sichem und Tirza vor (besondere Einheiten marschierten in Verfolgung des flüchtenden König von Israel, Jerobeams I., ins Ostjordanland) dann nach Taanach und Megiddo, wo Scheschonq I. eine große Gedenkstele errichten ließ. Von diesem nördlichsten Punkt des Feldzugs kehrt das Heer in der Küstenebene nach Gaza und dann Ägypten zurück.
Stelenfragment aus Megiddo: |
(Quelle: Ullrich Schipper in "Israel und Ägypten zur Königszeit)
Einen weiteren wichtigen Hinweis, dass dieser Palästina-Feldzug tatsächlich stattgefunden hat, stellt das in Megiddo gefundene, aber (da aus dem Schutt der Schumachergrabung von 1905 stammend) leider unstratifizierte (d. h. nicht einer bestimmten Siedlungsschicht zuzuweisende) Fragment einer ca. 312 x 156 cm großen Stele dar, auf welcher der Geburtsname, sein Epitheton "Geliebter des Amun" und sein Thronname erhalten. Mit der Stele im Zentrum der Stadt hat der König seinen Machtanspruch sichtbar markiert. Sicher ist, das die Stele Schoschenqs/Schischaks (nach A. T.) in Megiddo nach der Eroberung in der Stadt durch den König aufgestellt worden sein muss. (terminus post quem)
Das Fragment wurde im Rahmen der Chicagoer Grabung von 1926 auf einem Schutthaufen der alten Schumachergrabung von 1905 gefunden und 1929 von C. S. Fisher publiziert - die Fundumstände sind äußerst dubios. Nach Fischers Angaben wurde ihm das Fragment zu Beginn der Grabung von einem palästinensischen und einem ägyptischen Arbeiter gebracht, die es auf der Spitze des Schutthügels der Schumachergrabung fanden. Fische berichte, er habe daraufhin den ganzen Schutthügel nach weiteren Stücken absuchen lassen und – da dieser Fund zu Beginn der Kampagne gemacht wurde – die Anweisung ausgegeben, auf weitere Fragmente zu achten. Ein Blick in die späteren Grabungspublikationen zeigt jedoch, dass kein einziges weiteres Stück der Stele gefunden wurde.
Bedenkt man, dass die ursprüngliche Stele eine Größe von ca. 3 x 1,5 m gehabt haben dürfte und der Königsname in der Schreibung des Fragmentes höchstens zweimal verzeichnet war, so ist es doch sehr erstaunlich, dass ausgerechnet das "Filetstück" gefunden wurde. Der Erhaltungszustand des Fragmentstücks ist sehr schlecht. Es lassen sich zwei Kartuschen erkennen, in der rechten der Geburtsnamen König Schoschenq und das Epitheton mrj-Imn, in der linken der Rest seines Thronnamens !D-xpr-Ra stp-n-Imn. Über der linken Kartusche steht der Titel nTr-nfr, links daneben sind ein Ne -, ein Anch–Zeichen sowie ein Djed–Pfeilers zu erkennen. Das Stück muss ursprünglich Bestandteil einer sehr großen Stele gewesen sein. Beachtet man, dass ägyptische Stelen immer nach einem bestimmten Schema aufgebaut sind, so lässt sich von der Größe des Fragments in etwa auf die der Gesamtstele schließen. Nach einem Rekonstruktionsvorschlag Fishers könnte es sich um eine Rundstele gehandelt haben, die ca. 3,12 x 1,56 m groß war.
Die Stele bringt die Inbesitznahmen Megiddos durch Schoschenq I. zum Ausdruck. Da sich gerade am archäologischen Befund erkennen lässt, dass der König die Stadt vermutlich nicht komplett zerstörte, dürfte es ihm lediglich darum gegangen sein, Megiddo in Besitz zu nehmen. Scheschonq I. hat demnach Megiddo zu seinem Hauptstützpunkt in Palästina gemacht und von dort aus die Eroberungszüge ins Inland unternommen. Megiddo war jedoch ein Handels– und kein politisches Zentrum, so dass sich die These bestätigt, nach welcher der König auf seinem Feldzug keine politische Oberhoheit anstrebte, es ging ihm um die internationalen Landhandelswege.
Stelenfragment
von Meggido - Umzeichnung (Zeichnung: Ussishkin, Notes, 72. Fig. 1 aus Israel u. Ägypten, B. U. Schipper) |
(Foto
des Stelenfragment von Megiddo) (Bild:: Orientale Institute University of Chicago) |
Ein Privatzeugnis für diesen Feldzug ist die Erwähnung König Schoschenqs I. auf dem Kartonagensarg eines thebanischen Priesters namens Hori, der ihn offenbar auf dieser Unternehmung begleitete.
(Mumien – Kartonage im
Fitzwilliam Museum Cambridge E 8.1896 )
Von der Inschrift darauf ist die Zeile 1 von besonderem Interesse, da sie sich
wohl auf den Palästinafeldzug Schoschenq I. bezieht (Quelle: ÄAT Bd. 8/1
Ägyptische Biographien der 22. u. 23. Dynastie Teil 1, S. 252-253 v.
Karl Jansen-Winkeln, Harrassowitz, Wiesbaden 1985)
1. „ ........... Der Prophet
des Amunrasonther Hrw, gerechtfertigt, der Sohn des Vorstehers der
Städte des Wesirs J a3,
gerechtfertigt; [der Prophet] des Amunrasonter, der wirkliche
Schreiber < des Königs >, [sein ge]liebter, [der begleitet] den
König auf seinen Zügen in den Ländern von RTnw.".
2. "Der Prophet des Amonrasonther, der in den "Himmel" eintritt, der den sieht, der darin ist, der das Geheimnis kennt in der Abgeschiedenheit (?)" (Übersetzung von Jansen-Winkeln in ÄAT 8/1) |
In Ermangelung anderer zeitgenössischer
Quellen wird für den Feldzug Schoschenq I. zumeist die Bibel herangezogen.
Dabei handelt es sich um die früheste Übereinstimmung zwischen historischen
Aufzeichnungen außerhalb der Bibel.
Der aggressive Überfall Schoschenqs I. wird in der Bibel aus einer
eindeutig judäischen Perspektive erzählt.
Zuerst wird die wohl rein fiktive Geschichte von der Flucht Jerobeams nach Ägypten geschildert (1 Buch Könige 11,26 -11.40).
1,40; "Und Salomon suchte von da Jerobeam zu Tode zu bringen. Da machte sich Jerobeam auf und eilte dann weg nach Ägypten zu Schischak, dem König von Ägypten, und er blieb in Ägypten bis zum Tode Salomos “. |
Jerobeam floh also angeblich zu "Susinqu" ( ), wie die Bibel König Schoschenq I. nennt, und er soll dort geblieben sein, bis Saloma starb. Danach sollen ihn die Stämme Israels, als Sprecher für ihre Verhandlungen mit dem angeblichen “Sohn Salomos, Rehobeam" zurückgerufen haben.
1. Buch Könige 12,2-12,3: " 2. Und es begab sich, sobald Jerobeam, der Sohn Nebats, davon hörte, während er noch in Ägypten war ................................................................. 3. dass man dann hinsandte und ihn rief. “ |
Jerobeam
1. Buch Könige 12,20: "20. Und es begab sich sobald ganz Israel hörte, dass Jerobeam zurückgekehrt war, dass sie sogleich hinsandten und ihn zum König über ganz Israel machten. Niemand folgte dem Hause Davids außer dem Stamme Juda allein. “ |
Im fünften (so die Bibel) Regierungsjahr König Rehabeams, fiel Schoschenq I. in Palästina mit einem Heer ein. Außer der Liste von eroberten Städten, die der König in der Bubastidenhalle anbringen ließ, hat sich auf ägyptischer Seite kein Bericht über diesen Feldzug, noch weniger eine Datierung dieser Ereignisse erhalten. Doch deutet alles darauf hin, dass der Feldzug in die späten Jahre der Regierung Schoschenq I. fällt, spätestens in sein 21. Jahr (sein vorletztes Jahr) in dem die letzten großen Bauprojekte im Tempel zu Karnak begonnen wurden, die durch den Tod des Königs unterbrochen wurden und zum Teil unvollendet blieben. Vielleicht besteht zwischen den Bauvorhaben und der Beute des Feldzug ja ein Zusammenhang, jedenfalls dürften nur wenige Jahre zwischen den beiden Ereignissen gelegen haben.
Rehabeams Jahr 5 wäre somit Schoschenqs I. Jahr 18-2. Étienne Drioton (franz. Ägyptologe 1889-1961) und Jacques Vandier (1904-1973 franz. Ägyptologe und Chefkonservator der Abteilung Ägyptischer Altertümer im Louvre) nehmen Jahr 20 als Datum des Feldzuges an, Erik Hornung (bis 1998 Professor für Ägyptologie an der Universität Basel) das Jahr 19.
Feldzug
925/24
= Jahr 18
Feldzug
926+/- = Jahr 20
Feldzug
928/27 = Jahr 21
1. Buch Könige 14,25 – 14,26; |
2. Chronik
12,1 – 12,4 / 9 |
Allerdings ist es wohl bekannt, dass Jerusalem
bei weitem nicht das einzige, ja, nicht einmal das wichtigste Ziel war.
Das Siegesrelief in Karnak zählt
hundertfünfzig Städte und Dörfer auf, die bei dem
Die einst großen kanaanäischen
Städte Rehor, Beth–schean, Ta `anach und Megiddo werden als Ziel der ägyptischen
Streitkräfte erwähnt, und tatsächlich hat man in Megiddo das
Dicke Schuttschichten, die das
Ergebnis eines Großfeuers und Einsturzes sind, wurden an
Mit seinem Feldzug konnte König
Schoschenq I. allerdings keine dauerhafte ägyptische Herrschaft über Kanaan
etablieren.
Es handelte sich zwar bei dem Palästina-Feldzug um einen großen Feldzug, seine Wirkung war jedoch nur von kurzer Dauer. Die Megiddo-Stele wurde, wie der archäologische Befund zeigt, nach dem Tod von Schoschenq I. zerstört und verbaut und die Minenaktivitäten in Timna wurden kurz darauf wieder eingestellt. König Schoschenq I. starb nur wenige Jahre nach dem Feldzug, so blieb der Palästina-Feldzug nur ein kurzes Intermezzo. Doch handelte es sich dabei um die einzige militärische Operation ägyptischer Könige in Syrien/Palästina vom 12. bis zum 9. Jh. v. Chr.