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Schoschenq I. Bauten

Osorkon I. 

Im Frühjahr / Sommer 926/25 v. Chr. führte König Schoschenq I. nach ägyptischer Chronologie seinen oft kommentierten Palästinafeldzug durch (nach Hornung Jahr 19. Schoschenq I.). Der Auslöser für dieses militärische Unternehmen bleibt allerdings unklar. Ägyptische Quellen zu diesem Feldzug sind eine Triumphszene (im Stil des Neuen Reiches) an der Außenseite des „Bubastidentores“ im Tempel von Karnak (Theben) und ein Stelenfragment aus Megiddo.

Triumphszene Schoschenq I.
im Tempel von Karnak
(Bubastidenhallen)

 

(Bild: Thanks to Jon Bodsworth for
           public domain

 

Die „Triumphszene“ enthält die in diesem Rahmen üblichen Elemente: eine Ansprache des Gottes Amun an den König und eine „Fremdvölkerliste“. Eine Reihe von Phrasen in der Ansprache (Kitchen 1999, 433-440) sind erkennbar älteren Vorbildern entnommen, aber sie enthält auch originelle und ungewöhnliche Passagen (z.B. über Bauten des Königs), allerdings keine konkreten Angaben zu diesem Feldzug. Die Liste (Kitchen 1996, 432-447) enthielt 155 (+ x) Ortsnamen, von denen mehr als 120 noch zu erkennen sind. Sofern identifizierbar, handelt es sich v.a. um Orte in Israel, an der Küstenstraße nach Megiddo und in der Gegend südlich von Juda und im Negev, weniger dagegen in Juda selbst. Jerusalem wird (im erhaltenen Teil) nicht erwähnt. ( Quelle: wibilex.de - das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet)

The map shows the route of Sheshonq I. military campaign in Canaan. The names of the cities written in blue are those which appear in the relief of Karnak. 

Drawn using Mario Liverani, Israel's History and the History of Israel, p.102, and Karnak sources.

Datei:   Sheshonq I. Canaan.jpg
Autor:   Claude Valette
Lizenz:  Creativ Commons Attribution-Share 
              Alike 3.0 Unported.
- bearbeitet von Nefershapiland -

Die Marschrute führte über Gaza, von wo kleinere Truppeneinheiten Richtung Süden / Südosten ausgeschickt werde, gegen die befestigten Städte Judas (?) (falls es so etwas zu dieser Zeit in diesem Gebiet überhaupt gab!)
Nach der Bibel (Kön 11,40) soll König Rehabeam von Juda, um die Eroberung Jerusalems zu verhindern, König
Schoschenq I., die Palast– und Tempelschätze übergeben haben. Jerusalem findet sich auch nicht in der Liste der Eroberten Städte im Siegesrelief Schoschenq I. an der Bubastidenhalle.

(Anmerkung von J. H. Pirzer, Co-Autor von Nefershapiland:
Diese Geschichte entbehrt wohl jeder realen Grundlage, da das „Königreich Juda“ zu dieser Zeit ein kleines dünn besiedeltes und isoliertes Gebiet im Bergland darstellte, dessen Städte – sogar Jerusalem – klein und wenig zahlreich waren. Von großen  Schätze, ob Tempel oder Palastschätze, kann wohl hier nicht die Rede sein, Juda war zu dieser Zeit ein armes und politisch völlig unbedeutendes Land. - siehe: Israel Finkelstein, N. Silberman / Keine Posaunen vor Jericho/ C. H. Beck-Verlag)

Das Hauptheer König Schoschenqs I. rückte nach Sichem und Tirza vor (besondere Einheiten marschierten in Verfolgung des flüchtenden König von Israel, Jerobeams I., ins Ostjordanland) dann nach Taanach und Megiddo, wo Scheschonq I. eine große Gedenkstele errichten ließ. Von diesem nördlichsten Punkt des Feldzugs kehrt das Heer in der Küstenebene nach Gaza und dann Ägypten zurück.         

Stelenfragment aus Megiddo:

(Quelle: Ullrich Schipper in "Israel und Ägypten zur Königszeit)

Einen weiteren wichtigen Hinweis, dass dieser Palästina-Feldzug tatsächlich stattgefunden hat, stellt das in Megiddo gefundene, aber (da aus dem Schutt der Schumachergrabung von 1905 stammend) leider unstratifizierte (d. h. nicht einer bestimmten Siedlungsschicht zuzuweisende) Fragment einer ca. 312 x 156 cm großen Stele dar, auf welcher der Geburtsname, sein Epitheton "Geliebter des Amun" und sein Thronname erhalten. Mit der Stele im Zentrum der Stadt hat der König seinen Machtanspruch sichtbar markiert. Sicher ist, das die Stele Schoschenqs/Schischaks (nach A. T.) in Megiddo nach der Eroberung in der Stadt durch den König aufgestellt worden sein muss. (terminus post quem)

Das Fragment wurde im Rahmen der Chicagoer Grabung von 1926 auf einem Schutthaufen der alten Schumachergrabung von 1905 gefunden und 1929 von C. S. Fisher publiziert  -  die Fundumstände sind äußerst dubios. Nach Fischers Angaben wurde ihm das Fragment zu Beginn der Grabung von einem palästinensischen und einem ägyptischen Arbeiter gebracht, die es auf der Spitze des Schutthügels der Schumachergrabung fanden. Fische berichte, er habe daraufhin den ganzen Schutthügel nach weiteren Stücken absuchen lassen und – da dieser Fund zu Beginn der Kampagne gemacht wurde – die Anweisung ausgegeben, auf weitere Fragmente zu achten. Ein Blick in die späteren Grabungspublikationen zeigt jedoch, dass kein einziges weiteres Stück der Stele gefunden wurde.

Bedenkt man, dass die ursprüngliche Stele eine Größe von ca. 3 x 1,5 m gehabt haben dürfte und der Königsname in der Schreibung des Fragmentes höchstens zweimal verzeichnet war, so ist es doch sehr erstaunlich, dass ausgerechnet das "Filetstück" gefunden wurde. Der Erhaltungszustand des Fragmentstücks ist sehr schlecht. Es lassen sich zwei Kartuschen erkennen, in der rechten der Geburtsnamen König Schoschenq und das Epitheton mrj-Imn, in der linken der Rest seines Thronnamens !D-xpr-Ra  stp-n-Imn. Über der linken Kartusche steht der Titel nTr-nfr, links daneben sind ein Ne -, ein AnchZeichen sowie ein DjedPfeilers zu erkennen. Das Stück muss ursprünglich Bestandteil einer sehr großen Stele gewesen sein. Beachtet man, dass ägyptische Stelen immer nach einem bestimmten Schema aufgebaut sind, so lässt sich von der Größe des Fragments in etwa auf die der Gesamtstele schließen. Nach einem Rekonstruktionsvorschlag Fishers könnte es sich um eine Rundstele gehandelt haben, die ca. 3,12 x 1,56 m groß war.

Die Stele bringt die Inbesitznahmen Megiddos durch Schoschenq I. zum Ausdruck. Da sich gerade am archäologischen Befund erkennen lässt, dass der König die Stadt vermutlich nicht komplett zerstörte, dürfte es ihm lediglich darum gegangen sein, Megiddo in Besitz zu nehmen. Scheschonq I. hat demnach Megiddo zu seinem Hauptstützpunkt in Palästina gemacht und von dort aus die Eroberungszüge ins Inland unternommen. Megiddo war jedoch ein Handels– und kein politisches Zentrum, so dass sich die These bestätigt, nach welcher der König auf seinem Feldzug keine politische Oberhoheit anstrebte, es ging ihm um die internationalen Landhandelswege.

        Stelenfragment von Meggido - Umzeichnung
(
Zeichnung: Ussishkin, Notes, 72. Fig. 1 
aus Israel u. Ägypten, B. U. Schipper)
        (Foto des Stelenfragment von Megiddo)

(Bild::
Orientale Institute University of Chicago)

Ein Privatzeugnis für diesen Feldzug ist die Erwähnung König Schoschenqs I. auf dem Kartonagensarg eines thebanischen Priesters namens Hori, der ihn offenbar auf dieser Unternehmung begleitete.

(Mumien – Kartonage im Fitzwilliam Museum Cambridge E  8.1896 )
Von der Inschrift darauf ist die Zeile 1 von besonderem Interesse, da sie sich wohl auf den Palästinafeldzug Schoschenq I. bezieht
(Quelle: ÄAT Bd. 8/1 Ägyptische Biographien der 22. u. 23. Dynastie Teil 1, S. 252-253  v. Karl Jansen-Winkeln, Harrassowitz, Wiesbaden 1985)

1. „ ........... Der Prophet des Amunrasonther Hrw, gerechtfertigt, der Sohn des Vorstehers der Städte des Wesirs J a3, gerechtfertigt; [der Prophet] des Amunrasonter, der wirkliche Schreiber < des Königs >, [sein ge]liebter, [der begleitet] den König auf seinen Zügen in den Ländern von RTnw.".

2. "Der Prophet des Amonrasonther, der in den "Himmel" eintritt, der den sieht, der darin ist, der das Geheimnis kennt in der Abgeschiedenheit (?)"

(Übersetzung von Jansen-Winkeln in ÄAT 8/1)

In Ermangelung anderer zeitgenössischer Quellen wird für den Feldzug Schoschenq I. zumeist die Bibel herangezogen. Dabei handelt es sich um die früheste Übereinstimmung zwischen historischen Aufzeichnungen außerhalb der Bibel.
Der aggressive Überfall Schoschenqs I.  wird in der Bibel aus einer eindeutig judäischen Perspektive erzählt.

Zuerst wird die wohl rein fiktive Geschichte von der Flucht Jerobeams nach Ägypten geschildert (1 Buch Könige  11,26 -11.40).

1,40; "Und Salomon suchte von da Jerobeam zu Tode zu bringen. Da machte sich Jerobeam auf und eilte dann weg nach Ägypten zu Schischak, dem König von Ägypten, und er blieb in Ägypten bis zum Tode Salomos “.

Jerobeam floh also angeblich zu "Susinqu" ), wie die Bibel König Schoschenq I. nennt, und er soll dort geblieben sein, bis Saloma starb. Danach sollen ihn die Stämme Israels, als Sprecher für ihre Verhandlungen mit dem  angeblichen “Sohn Salomos, Rehobeam" zurückgerufen haben. 

1. Buch Könige 12,2-12,3: 
" 2. Und es begab sich, sobald Jerobeam, der Sohn Nebats, davon hörte, während er noch in Ägypten war  .................................................................
3. dass man dann hinsandte und ihn rief. “

Jerobeam wurde dann zum König über 10 Stämme außer „den Kindern Israels, die in den Städten Judas wohnten“ gewählt.

1. Buch Könige 12,20: 
"20. Und es begab sich sobald ganz Israel hörte, dass Jerobeam zurückgekehrt war, dass sie sogleich hinsandten und ihn zum König über ganz Israel machten. Niemand folgte dem Hause Davids außer dem Stamme Juda allein. “

Im fünften (so die Bibel) Regierungsjahr König Rehabeams, fiel Schoschenq I. in Palästina mit einem Heer ein. Außer der Liste von eroberten Städten, die der König in der Bubastidenhalle anbringen ließ, hat sich auf ägyptischer Seite kein Bericht über diesen Feldzug, noch weniger eine Datierung dieser Ereignisse erhalten. Doch deutet alles darauf hin, dass der Feldzug in die späten Jahre der Regierung Schoschenq I. fällt, spätestens in sein 21. Jahr (sein vorletztes Jahr) in dem die letzten großen Bauprojekte im Tempel zu Karnak begonnen wurden, die durch den Tod des Königs unterbrochen wurden und zum Teil unvollendet blieben. Vielleicht besteht zwischen den Bauvorhaben und der Beute des Feldzug ja ein Zusammenhang, jedenfalls dürften nur wenige Jahre zwischen den beiden Ereignissen gelegen haben. 

Die Annahme, dass der Palästinafeldzug nicht vor dem 18. und nicht nach dem 21. Regierungsjahr Schoschenqs I. stattfand, dürfte am wahrscheinlichsten sein. 

Rehabeams Jahr 5 wäre somit Schoschenqs I. Jahr 18-2. Étienne Drioton (franz. Ägyptologe 1889-1961) und Jacques Vandier (1904-1973 franz. Ägyptologe und Chefkonservator der Abteilung Ägyptischer Altertümer im Louvre) nehmen Jahr 20 als Datum des Feldzuges an, Erik Hornung (bis 1998 Professor für Ägyptologie an der Universität Basel) das Jahr 19.

Feldzug       925/24       =  Jahr  18
Feldzug       926+/-        =  Jahr  20
Feldzug       928/27        =  Jahr  21

Die Route des Heeres lässt sich vielleicht aus den Namen der palästinischen Städten und Orten erschließen. Allerdings erhebt sich dabei die Frage, die bei all diesen Listen immer bedacht werden sollte: Wie folgen sich die Namen und in welcher Weise sind sie vom Papyrus in die anders angeordneten Schilder der Darstellungen übertragen worden. Es ist auch deutlich durch die Namensformen, dass mit der Zeile 6 eine neue und besondere Gruppe von Namen beginnt.

1. Buch Könige 14,25 – 14,26;
„25. Und es begab sich im fünften Jahr des Königs Rehabeam, dass Schischak, der König von Ägypten gegen Jerusalem heraufkam. 26. Und er konnte die Schätze des Hauses Jahwes und die Schätze des Hauses des Königs nehmen; und alles nahm er. Und er nahm dann alle goldenen Schilde, die Salomon gemacht hatte. “

2. Chronik  12,1 – 12,4 / 9
„Und es begab sich, sobald das Königtum Rehabeams gefestigt und sobald er stark war, dass er das Gesetz Jehovas verließ und mit ihm ganz Israel.
2. Aber im fünften Jahr des Königs
Rehabeam zog herauf Sisak / Schischak, der König in Ägypten, wieder Jerusalem. 3. mit 1200 Wagen und mit 60000 Reitern; und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm kam aus Ägypten: Libyer, Suchiter/ Sukkijiter und Mohren / Kuschiter. 4. Und er gewann die festen Städte, die in Juda waren, und kam bis gen Jerusalem   ........................   9. Also zog Sisak, der König in Ägypten, herauf gen Jerusalem und nahm die Schätze im Hause des Herrn und die Schätze im Hause des Königs und nahm alles weg und nahm auch die goldenen Schilde, die Salomo machen ließ “.

Allerdings ist es  wohl bekannt, dass Jerusalem bei weitem nicht das einzige, ja, nicht einmal das wichtigste Ziel war. 
Die Städtenamen in den Schilden des Siegesrelief zu Karnak, lassen erkennen, dass Schoschenq I. Ziel nicht das Herzland Judas war - also auch nicht Jerusalems  – das zu dieser Zeit ein unbedeutendes Stammeskönigreich war – sondern das Nordreich Israel und die Negev–Wüste im Süden. Die einzigen genannten judaischen Städte liegen am Rand der beiden Gebiete. Anscheinend war das Ziel Schoschenq I. hauptsächlich die Kontrolle über die Landhandelswege wiederzuerlangen.
So zog der König auf der Via Maris, bis nach Megiddo, von wo aus er kleinere Stoßtrupps ins Landesinnere entsandte. Ganz gleich ob diese auch Jerusalem eroberten oder – was wahrscheinlicher ist - die Stadt sich durch Zahlungen freikaufte, der Feldzug blieb ohne größere Auswirkung und hatte letztlich nur episodenhaften Charakter.

Das Siegesrelief in Karnak zählt hundertfünfzig Städte und Dörfer auf, die bei dem Unternehmen Schoschenqs I. verwüstet wurden. Sie liegen im Süden, im gesamten westjordanischen Bergland sowie in der Jesre – und der Küstenebene.

Die einst großen kanaanäischen Städte Rehor, Beth–schean, Ta `anach und Megiddo werden als Ziel der ägyptischen Streitkräfte erwähnt, und tatsächlich hat man in Megiddo das Fragment einer Siegesstele mit Thron- und Geburtsnamen König Schoschenqs I.  gefunden –  leider im Schutt früherer Ausgrabungen, deshalb ist die genaue archäologische Verbindung unklar. Das Fragment befindet sich heute im Oriental Institute, University of Chicago.

Dicke Schuttschichten, die das Ergebnis eines Großfeuers und Einsturzes sind, wurden an dieser und anderen großen Stätten im Norden freigelegt und belegen dramatisch den plötzlichen und vollständigen Untergang Kanaans im ausgehenden 10. Jahrhunderts. Schoschenq I. mit seinem Feldzug dürfte der wahrscheinlichste Kandidat für diese Welle der Zerstörung sein. Die Liste in Karnak und die Ergebnisse neuerer Ausgrabungen legen nahe, das Schoschenq I. auch das sich herausbildende Netz früher israelitischer Dörfer im Bergland angriff.

Mit seinem Feldzug konnte König Schoschenq I. allerdings keine dauerhafte ägyptische Herrschaft über Kanaan etablieren. Doch wäre es möglich, dass die großen am Meer gelegenen Handelstädte wie Arwad, Sidon und Byblos mit Ägypten wieder ein Bündnis schlossen.

Es handelte sich zwar bei dem Palästina-Feldzug um einen großen Feldzug, seine Wirkung war jedoch nur von kurzer Dauer. Die Megiddo-Stele wurde, wie der archäologische Befund zeigt, nach dem Tod von Schoschenq I. zerstört und verbaut und die Minenaktivitäten in Timna wurden kurz darauf wieder eingestellt.  König Schoschenq I. starb nur wenige Jahre nach dem Feldzug, so blieb der Palästina-Feldzug nur ein kurzes Intermezzo. Doch handelte es sich dabei um die einzige militärische Operation ägyptischer Könige in Syrien/Palästina vom 12. bis zum 9. Jh. v. Chr.


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