Ägyptische Frühgeschichte

Badari-Kultur
(ca. 5000 - 3700 v. Chr.)

Die älteste Prädynastische Kultur Oberägyptens war die "Badari-Kultur", die ihren Stammsitz in der Umgebung von Badari, nahe dem heutigen Assiut hatte. Die frühesten Anzeichen ihrer Existenz scheinen weiter als 5000 v. Chr. zu reichen. Sie sind damit ungefähr gleichzeitig mit der bedeutenden prädynastischen Kultur Unterägyptens im Fajum A und Merimde zu sehen.

Die Menschen der Badari-Kultur prägten maßgeblich den Totenkult Ägyptens, indem sie ihren Verstorbenen verschiedene Beigaben ins Grab legten. Diese Sitte zieht sich später durch die gesamte Geschichte der ägyptischen Kultur.

Zuerst waren die frühen Gräber nur Gruben, die im Erdreich ausgehoben waren. Hier wurden die Toten meist auf der linken Körperseite liegend bestattet. Die Beine waren in der sogenannten "Hockerstellung" angewinkelt und der Kopf wies nach Süden, während der Blick gen Westen gerichtet war, der untergehenden Sonne entgegen. Die Toten waren häufig in Matten oder Tierfellen gewickelt, um sie vor dem Sand zu schützen, mit dem sie bedeckt wurden.

Es gibt Anzeichen, die erkennen lassen, dass die Badari-Kultur einen zeitweiligen, aber nicht konstant durchgängigen Fernhandel mit Zugang zum Roten Meer und zum Sinai hatte.

Um 4000 v. Chr. entstand im Süden des Badari-Gebietes eine andere Kultur. Das Stammgebiet dieser nachfolgenden Kultur wurde beim modernen Dorf Naqada, wonach sie auch benannt wurde, lokalisiert. Diese "Naqada-Kultur" war sehr dominant und man kann ein auffallendes Interesse an die kulturelle Missionierung eines sehr weiten Umfeldes feststellen.

Um 3700 v. Chr. - wobei beide Kulturkreise zeitgleich nebeneinander existierten - überlagerte die Naqada-Kultur ihren nordwestlichen Nachbarn.

Naqada-Kultur
( ca. 4000 - 3032 v. Chr.)

Die eigentliche Geschichte Ägyptens fing im Raum Hierakonpolis und Umgebung mit einem Begriff an, der in der Wissenschaft als "Naqada" bezeichnet wird. Naqada ist der Name eines modernen Dorfes am Westufer des Nils, knapp 30 km nördlich von Luxor.

Um 4000 v. Chr. lässt sich hier eine Kultur nachweisen, die rund 1000 Jahre später die Entstehung des gesamtägyptischen Staates einleitete.

Es lassen sich drei Stufen dieser Kultur festlegen:

Naqada I. ca.   4000 - 3600 v. Chr.
Naqada II. ca.   3600 - 3200 v. Chr.
Naqada III. ca.   3200 - 3000 v. Chr.

In ihrer frühesten Stufe reichte die Naqada-Kultur vom Nilbogen bei Qena ausgehend nach Norden bis in die Gegend von Assiut, evtl. noch weiter nach Norden rein. Im Süden stieß sie bis über den 1. Katarakt bei Assuan in unbekannte Territorien vor.

Die Frage, ob das Delta gewaltsam oder friedlich in die oberägyptische Staatlichkeit einbezogen wurde, ist in der Ägyptologie oft diskutiert worden. Zwei Befunde scheinen für die Annahme einer gewaltsamen Einbeziehung zu sprechen: es gibt Anzeichen dafür, dass im Zuge der Ausbreitung der Negade II.-Kultur andersartige Kulturen gewaltsam ausgelöscht wurden, wie z. B. bei Es-Saff. (MDAIK 41 - ein Friedhof der Maadi-Kultur)

Die Naqada-Kultur war die Keimzelle des pharaonischen Staates. Mit ihrem Untergang begann die historische "dynastische" Zeit Ägyptens.

Die prädynastischen Kulturen von Unterägypten wurden im Bereich des Nildeltas durch Beziehungen zu Vorderasien geprägt, die Kulturen Oberägyptens pflegten Kontakt zum Gebiet des heutigen Sudans und Äthiopien. Es scheint aber auch so, dass die gleichzeitigen Kulturen des späteren Ober- und Unterägyptens Beziehungen untereinander gepflegt hatten. Zwischen 3400 und 3300 v. Chr. waren in der Naqada II.-Zeit Siegel in Gebrauch, die Waren kennzeichneten. Das deutet bereits auf eine Verwaltung hin, die den Güterverkehr regelte.

So um 3300 v. Chr., in der mittleren Stufe der Naqada II.-Zeit erreichte die Naqada-Kultur eine Ausdehnung bis ins nördliche Mittelägypten hinein. Im Süden grenzte es wohl am 2. Katarakt;  hatte also im Wesentlichen seine natürlichen Grenzen erreicht, wobei der Großteil des Ostdeltas wohl noch nicht erfasst war. In dieser Zeit entstand das früheste dekorierte Grab Ägyptens, welches als das "Bemalte Grab von Hierakonpolis" bekannt ist. Die mit Ziegeln verkleideten Wände waren verputzt und auf gelben Hintergrund bemalt, wie man es zuvor nur auf Keramik gefunden hat.

So um 3200 v. Chr. - am Ende der Naqada II.-Epoche - bildeten sich die Orte
This/Abydos, Naqada/Ombos und Hierakonpolis als Zentren handelspolitischer Macht heraus. An diesen Orten entstanden beeindruckende Grabanlagen von höchst einflussreichen Persönlichkeiten. Man kann sicherlich annehmen, dass es zwischen den drei Eliten-Machtblöcken von Oberägypten untereinander um die Vorherrschaft im Naqada-Reich Rivalitäten gab, wobei sich wahrscheinlich im weiteren Verlauf der Fürst von Hierakonpolis gegenüber dem Machtblock von Abydos durchsetzte und danach das Gebiet seines Rivalen, dessen Friedhof als Zeichen der mahnenden Präsenz der "Falken-Fürsten" übernahm.

Jetzt standen sich innerhalb des Naqada-Reiches nur noch zwei Machtzentren gegenüber: Hierakonpolis/This mit dem Zeichen des Falken, welcher die hohe Weiße Krone Machtsymbol trug und der Fürst von Naqada-Ombos, dessen Zeichen das Seth-Tier war und das die sogenannte Rote Krone als Symbol trug.

Die Rote Krone des Nordens und die Weiße Krone des Südens symbolisierten schon in der Naqada-Stufe II. den Norden und Süden symbolisiert. Später wurden diese auf die beiden Landesteile übertragen. (so T. Wilkinson: Early Dynastic Egypt)

Dieser Konflikt zwischen den beiden Machtzentren löste das Falkenreich für sich und übernahm die Führung über ein geeintes Naqada-Reich, welches immer mehr an Ausdehnung und Macht gewann.

In Unterägypten existierte die zeitgleiche "Buto-Maadi-Kultur", welche einen schwunghaften Handel mit Südpalästina trieb, von dem das Naqada-Reich ausgeschlossen blieb. Nachdem die Naqada-Kultur der Stufe II.-b oder Stufe c. (Feindatierungen der Naqada-Stufe II. a-d) erreicht hatte, scheinen die erfahrenen Händler aus Südpalästina den Handel in ihre Hände genommen zu haben und der Naqada-Kultur eine Art "Entwicklungshilfe" geleistet zu haben. Früher hatten sich diese Importartikel eher gleichmäßig auf mehrere elitäre Gräber der Naqada II. c-d Stufe verteilt, während sich in Naqada III. plötzlich diese nur noch auf wenige besonders prachtvolle Anlagen der Oberschicht konzentrierten.

Ein außergewöhnlicher Vertreter die Oberschicht bildete zum Beispiel das Grab U-j im Friedhof U in Umm el Qaab zu Abydos.

Günther Dreyer vom deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Kairo hat in Umm el-Qaaab ("Mutter der Töpfe") eine Anordnung von Königsgräbern (Friedhof U) freigelegt, die bis in die prägdynastische Zeit zurückreicht. Unter den dichtgedrängten Grubengräbern fallen größere Kammergräber aus Lehmziegeln ins Auge. Das größte davon ist Grab U-j, in dessen Grabkammer einst ein Holzschrein stand. Im Inneren fand Dreyer ein elfenbeinfarbenes Heqa-Zepter.

Dieses Grab ist wie ein Modell eines Hauses mit 12 Kammern , einem Zentralhof und symbolischen Schiebetüren zu Vorratsräumen mit Hunderten von ägyptischen und importierten palästinischen Töpfen gebildet. Die hier bestatteten Könige bezogen lt. den sehr frühen Hieroglyphen bereits aus Provinzländereien und von weiter her gewaltige Einnahmen. Dieses vom ganzen Lande unterhaltene, hausähnliche Grab leitet zu den Pyramiden des Alten Reiches über.

Zwischen U-j und dem rund 150 Jahre späteren Grab des Hor-Aha liegt offenes Land, abgesehen von 11 rechteckigen Gräbern, von denen drei aus zwei ziegelverkleideten Gruben den Königen der "O."-Dynastie gehören: Ihi-Hor, Ka und Narmer.

 

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