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Zum Grab in Abydos


Chasechemui

Von den Königen der Vorgeschichte war König "Hor Narmer "sicher der Bedeutendste. Er steht an der Schwelle zwischen prädynastischer- und dynastischer Zeit. Manche Gelehrte setzen ihn mit dem Reichsgründer "Menes" gleich - andere setzen diesen mit  "Hor Aha" gleich. Es kann vermutet werden, dass König Narmer der Vater von Hor Aha war - mit Sicherheit war er dessen direkter Vorgänger.

Das Herrschaftsgebiet Narmers erstreckte sich wahrscheinlich schon über den größten Teil des späteren Reichsgebietes mit  Ausnahme evtl. Teile des Westdeltas.

Regierungs- und Familiendaten Hor Narmers

Dynastie: 0. Dynastie ( Frühzeit) ca. 3000 Jahre vor Chr.
Regierungsdauer: unbekannt  
Vorgänger: ---------  
Vater: ---------  
Mutter: ---------  
Geschwister: ---------  
Kinder: evtl. Hor Aha  umstritten
Gemahlin: Hotep-Neith (?) versuchsweise nach J. Tyldesley u. Compl. Royal F.
Grabstätte: Abydos B 17/ B 18 Doppelkammergrab
     

 

Königsfamilie: 
Nach J. Tyldesley 
"Die Königinnen des Alten Ägyptens" 

 

"Hotep-Neith

Gemahlin König Narmers:     ( versuchsweise)
und evtl. Mutter von König
" Hor Aha ".
Hotep  Neith  =  „ [die Göttin] Neith ist zufrieden “

Titel:  
Gefährtin der Beiden Herrinnen “, „ Erste der Frauen “

Vielleicht stammte sie aus einem Lokalen Fürstenhaus. Ihre Grabstätte ist evtl. die Große Lehmziegel-Mastaba in Naqada.

Die früher oft geäußerte Ansicht, Hotep – Neith stamme aus dem Norden Ägyptens, ist nicht länger aufrecht zu erhalten. Da sie möglicherweise in Neqade begraben war, weist dies eher auf ein hier ansässiges lokales Fürstenhaus hin.

Nirgends wird Hotep – Neith "Königsgemahlin oder Königsmutter" genannt. Auf einem Elfenbeintäfelchen aus dem Grab König Djers in Umm el–Qaab wird sie als „ Gefährtin der beiden Herrinnen “ bezeichnet, was wohl soviel wie "Königsgemahlin" bedeutet.

Nur auf einem einzelnen Siegel aus dem Neqadagrab, steht ihr Name auf einem Serech, welches  jedoch anstatt mit dem sonst üblichen Falken, gekreuzte Pfeile, das Symbol der Göttin Neith bekrönt ist. Es gibt Gelehrte, die das als Zeichen sehen, dass sie eventuell für ihren Sohn (?) Hor Aha die Regentschaft führte.

Die Variante, dass sie als Gemahlin von König Hor Aha für dessen Nachfolger Djer regierte, wird heute mehrheitlich abgelehnt

Königsname:

Bei Narmer finden wir noch vier unterschiedliche Namensformen: Einmal das vollständigen Serech mit der eingezeichneten Palastfassade und dem darauf ruhenden Namenszeichen – das ganze von einem hockenden Falken bekrönt.

Weiter gibt es die uns von der Palette her geläufige Serech -Form ohne Horusfalken sowie  ein komplettes Serech, bei dem aber die mer – Hieroglyphe unter dem Palast steht und schließlich den Wels der Nar– Hieroglyphe allein mit dem MerZeichen darunter, wie er einen Feind schlägt, uns so die magische Kraft des Königsnamens zeigt.

Da sich manche Namensbelege nur auf die Hieroglyphe desWelses beschränken, ist klar, dass nur dieses Element den Namen des Königs ausmachte, zu dem dasMeiselzeichen “ hinzutritt, d. h. attributiven Charakter hat. In gut ausgeführten Schreibungen (siehe Palette) hat diese Hieroglyphe jene gedrungene Form, die für das mnh nicht aber das mr - Zeichen typisch ist. Entsprechend möchte Goedicke, den Namen  "N ar – mnh – Hrw " lesen wobei mnh  trefflich gerade als königliches Attribut nachgewiesen ist. Die Herrscherbezeichnung ist demnach in  nar  zu sehen, für das es keine befriedigende ägyptische Etymologie gibt. Anderseits ist die Wurzel  nar  semitisch gut als Bezeichnung des  "Kämpfenden “ bekannt, in welcher Bedeutung es ramessidisch als  narn  in den ägyptischen Inschriften zur Kadeschschacht genannt wird. Auf diese Weise analysiert, kann der Name Nar – mnh – Hrw trefflicher Kämpfer des Horus gelesen werden und entsprechend damit genau dem Schema, das auch bei den anderen Horusnamen der frühen 1. Dynastie aufgezeigt wurde. Beckerath, der in Narmer mit ziemlicher Sicherheit den Vater von Hor Aha sieht, übersetzt den Namen als Nar – mer “ – „böser Wels“ / „schlimmer Wels oder auch Schlagwels“.   

W. Helck vertrat die Ansicht, es handele sich bei dem Namen um einen Fremdnamen, der in butischer Schrift wiedergegeben ist, was jedoch völlig unbewiesen bleibt, ob es diese überhaut wirklich gegeben hat.

  1. Horusname:   nar´-mr „Schlagwels ”

  2. Horusname:   identisch mit H 1

  3. Horusname:   nar

  4. Horusname:   nar-mr  T Aj (mit Zusatz: „der Männliche “)

( nach Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen)

Der Name König Narmers ist belegt in: Arad;  Tell Erani (Gath – Südpalästina);  Minschat Abu Omar 44;  Zawijet el – Aryan; Helwan;  Tarkhan 414;  Tarkhan 415;  Tarkhan  1100;  Tarkhan 1982;  Umm el – Qaab (Abydos);  Hierakompolis;  Ostdelta ; Negade

Funde und Belege:

Wie bei König Skorpion stammen auch von König Narmer die wichtigsten Funde aus dem Horustempel von Hierakonpolis. Die schon für König Skorpion angenommene Verteilung der Vorgänge, nämlich die Kampfdarstellungen auf der Palette und die Unterwerfungsszene auf dem Prunkkeulenkopf, finden sich bei Narmer wieder.

Prunkpalette:

heute in Kairo JE 32169 = CG 14716
Material: Schiefer (Grauwacke)
Höhe: 64 cm
Tiefe: 2.5 c

1894 gefunden von Quibell in Kom el-Ahmar (Hierakonpolis) - unter dem Tempelboden.

Im oberen Register zeigt die Vorderseite den König bei der feierlichen Inspektion der geköpften und gefesselten feindlichen Häuptlinge. Man hat ihnen die mit Hörnern versehenen Köpfe zwischen den Füßen gelegt. Dieses ist ein deutliches Zeichen für den erzielten Sieg über die Rebellen und dass diese bestraft wurden. 

Prunkpalette König Narmer
Auf der Vorderseite ist der König mit der roten Krone von Unterägypten im oberen Register bei der Inspektion der geköpften und gefesselten Feinde dargestellt, während er auf der Rückseite der Palette mit der weißen Krone Oberägypten auf dem Kopf einen in die Knie gesunkenen Feind am Schopfe packt und erschlägt.
(Bildquelle:
bearbeitet nach W.B. Emery, Ägypten, Geschichte u. Kultur der Frühzeit/Goldmann-Verl. 1961)

Der König trägt die sog. Rote Krone und schreitet in feierlicher Prozession nach rechts, gefolgt von einem Sandalenträger, dessen Titel mit einer Rosette der Schriftgöttin Seschat geschrieben wird und daher vermutlich „ Schreiber “ bedeutet. Über dem Sandalenträger befindet sich ein Rechteck, das durch das eingeschriebene Schriftzeichen als Sakristei oder Ankleidekammer identifiziert wird. Dem König voraus schreitet ein Mann mit langen Haaren, dem die Schriftzeichen  T t vermutlich als Wesir ausweisen. Vier kleine Personen schreiten an der Spitze des Zuges. Sie tragen dem König vier Standarten als Symbol seiner Herrschaft voran.

Diese vier Standarten gehören zum klassischen Symbolinventar der pharaonischen Herrschaft und sind später unter dem Namen Horusgeleit“ bekannt. Das Ziel des königlichen Auszugs bilden die oben beschriebenen zehn auf dem Boden ausgestreckten enthaupteten Gestalten. 

Über ihnen sieht man ein Schiff und erklärende Schriftzeichen. Die beiden Zeichen vor dem Schiff (Türflügel und Schwalbe) lassen sich als „Großes Tor“ lesen und beziehen sich möglicherweise auf den Schauplatz des Geschehens. Über dem Schiff sieht man einen Falken mit einer Harpune („ Horus hat sich des Harpunengaus bemächtigt “ ? ) – vielleicht ist hier der  7. unterägyptische Gau gemeint, der in späterer Zeit als Gauzeichen „ Harpune - Schiff “ führte.  Es handelt sich hierbei also offenbar um die Besichtigung hingerichteter (eher als gefallener) Feinde.

Der Napf für die Augenschminke wird im Mittelteil der Palette durch die langen Hälse zweier Phantasielöwen, die miteinander verschlungen sind, gebildet. Gleich darunter sieht man, wie der König als Stier eine Stadt (mit nicht lesbaren Namenszeichen) zerstört und gleichzeitig den "Feind" zertritt.

Auf der Rückseite der Palette sieht man den König mit der weißen Krone auf dem Kopf, wie er einen in die Knie gesunkenen Feind erschlägt. Dem Feind sind zwei Zeichen beigeschrieben, die man entweder ideographisch als„ Harpunensee “ – „ Hapunengau “ o.ä. lesen oder phonethisch als „ Wasch “ (wa-S/WaS) und dann als Eigennamen des Erschlagen verstehen kann, er würde dann soviel bedeuten wie
Der Einzige des Seelandes “.

Bei diesem Feind handelt es sich vielleicht um einen letzten Angehörigen der sogenannten
Papyrusdickichtdynastie des Turinerpapyrus.

Rechts oben, über dem Feind und vor dem König, befindet sich eine komplexe Darstellung die als Mittelding zwischen Bild und Schrift zu verstehen ist. Ein Falke steht auf einer Papyrusstaude mit sechs Blüten und hält in der einen Klaue ein Tau, das an einem Kopf befestigt ist. Dieser Kopf kommt aus dem Landstück heraus, auf dem die Papyrusstaude wächst und das er gewissermaßen personifiziert. Die Szene ist zu lesen als der Falke (der König oder der Gott) hat das Papyrusland ( = das Delta, oder Unterägypten) unterworfen oder „ Horus bringt das gefangene Unterägypten “. Vielleicht spielt auch die Zahl sechs eine Rolle (die sechs Blüten, siehe oben): „ und hat dabei sechstausend Gefangene gemacht “ oder ähnlich.

Im unteren Bildfeld sieht man zwei gefallene Feinde; die Schriftzeichen lassen sich als „ Sais“ (?) und vielleicht Memphis (?) deuten. Eine andere Auslegung interpretiert sie als Verkörperungen zweier Orte  ( „ Mauer “ und „ Schleife“) die Tod am Boden liegen.

L D. Morenz  (in Göttinger Misszellen 189) interpretiert die jeweiligen unteren Darstellung auf der Vorder- und Rückseite der Palette wie folgt:

Den Stier der einen Menschen niedertrampelt und die zwei Toten/ Unterworfenen kann man möglicherweise zusammenhängend lesen: kA-nxt ptpt . 
Der „Starke Stier “ trampelt nieder die  Feinde der (größeren) Festung,  xft j.w wnt jnb wAD (?) der (kleineren)
Ummauerungen, der Papyrusmaschen (?).

Es scheint sich bei den Feinden auf der Palette um drei verschiedene Arten von Gegner zu handeln.

 

Prunkkeule:

Prunkkeulenkopf (Birnenkopf)
heute in Oxford, Ashmolean Museum
Material: Kalkstein

Die Prunkkeule König Narmers stammt aus der gleichen Grabung wie die Prunkpalette des Königs. Leider war der Keulenkopf bei seiner Bergung zerbrochen und konnte nur in Fragmenten geborgen werden.

Prunkkeulenkopf des Narmer aus Kalkstein
- heute in Oxford, Ashmolen Museum -
gefunden 1894 von Quibell in Kom el-Ahmar

Das Bildfeld des Keulenkopfes ist in ein Hauptfeld und in ein kleineres Nebenteil gegliedert. Das Nebenteil enthält die Darstellung einer Kapelle, wahrscheinlich eines Reihergottes, der auf dem Allerheiligsten, der Kultbildkammer, dargestellt ist. Ein Hof mit weiteren heiligen Zeichen und darunter ein ummauerter Bezirk mit Gazellen, die als Opfertiere dienten befindet sich davor.

1. ummauerter Bezirk m. Gazellen
2. Kapelle eines Reihergottes
3. Reiherbild
4. drei Stockträger
5. Sandalenträger
6. zwei Stockträger
7. Fächerträger mit Fächer

8.   evtl. Schamane (nach Helck)
9.   Kuh mit Kalb in Gatter
10. Geiergöttin  
11. Weiblicher Partner
12. 1.822.000 Stück Rinder u. Ziegen
13. 120.000 Gefangene
14. 3 Läufer und 3 Laufmerkmale
15. Standartengeleit
      (Upuaut, Chons, Horus und Seth)

Das Hauptbildfeld des Prunkkeulenkopfes ist in 3 Teilflächen gegliedert. Die Darstellung des Königs befindet sich im Zentrum, links hinter und unter ihm ist der Großteil seiner Begleitung dargestellt. Auf dem rechten Teil der Fläche sieht man das Standartengeleit, Gefangene und das Vieh. Im Mittelpunkt befindet sich die Darstellung des Königs auf einem Thronpodest mit Stufen, die zum Pavillon hinaufführen. Über dem Baldachin schwebt die geiergestaltige Göttin Nechbet mit ausgebreiteten Flügeln, die den König schützt. Der König trägt die Rote Krone Unterägypten auf dem Kopf und ist bekleidet mit dem eng anliegenden sogenannten Hebsed-Gewand. All dieses weist auf ein Hebsed-Fest des Königs hin ( so W. Kaiser, J. Vercoutter).

In zwei Registern ist die Begleitung des Königs angeordnet: ein hoher königlicher Beamter, der sogenannte  "t. t. " - in ihm wird der Chefideologe des Königs vermutet. Wolfgang Helck meint in ihm einen "Schamanen" zu erkennen. Unter ihm ist der "wdp.w-!r.w“  (Diener des Horus = der König) , der seine Sandalen trägt. Die anderen drei Personen sind Stockträger - evtl. die Leibgarde des Königs. Ebenfalls zur Begleitung des Königs gehören zwei Fächerträger, die unter dem König gezeigt werden. 

Drei weitere Register werden im rechten Drittel des großen Bildfeldes dargestellt - von denen folgendes erhalten ist:

  1. Vier Standartenträger mit den Standarten  ( Upuaut bzw. "Wegeöffners", das sogenannte Chonszeichen und 2 Falkenstandarten erscheinen im oberen Register.  Die Standartenträger waren die Begleitung des Königs, welche möglicherweise vor ihm hergezogen ist, um ihn zu Thronestrade zu begleiten. Anschließend nahmen sie ihm gegenüber Aufstellung.
  2. Im mittleren Register, direkt vor dem König ist eine verschleierte, konturlose Gestalt unbestimmten Geschlechts in einer Sänfte (oder Pavillon) dargestellt. Frühere Ägyptologen hielten dies für eine Darstellung einer Hochzeitszeremonie, doch die älteren Ägypter erwähnten ihre Hochzeiten kaum – deshalb ist diese Vermutung wohl abzulehnen. Eine plausiblere Erklärung der Szene ist die, König Narmer zelebriert sein heb – sed vor einer verschleierten Gottheit. Hinter der Sänfte oder Pavillon sind 3 Läufer abgebildet, die zu 3 Laufmalen eilen.
  3. Im unteren Element setzt sich das wichtigste Element dieses Registers fort. Es ist die Zeichnung eines Gefangenen mit auf den Rücken gebundenen Armen, unter die Zahlzeichen die Zahl
    „ 120.000 “ angeben. Möglicherweise handelt es sich bei den Läufern ebenfalls um unterworfene Feinde.

     Eine Ziege und ein Rind sind im unteren Register abgebildet mit einem Zahlzeichen: 
    „ 400.000 “ Rinder und 1.422.000 “ Ziegen , zusammen also 1.822.000 Stück Vieh. Demzufolge müsste eine Gesamtzahl von 120.000 Gefangenen und fast 2 Millionen Stück Vieh als "unerworfen betracht werden. Wie die Darstellung des  " Dbawt jReihers " erkennen lässt, ist das Ereignis in Buto anzusiedeln.

In der bisherigen Forschung wurden diese Darstellungen der Schminkpalette und der Prunkkeule, meist als Dokumente der Reichseinigung (oder zumindest der letzten Phase der Vereinigung von Ober– und Unterägypten) angesehen. Doch müssen nach unseren heutigen Kenntnisstand, der die Vorgänge einer ersten Reichseinigung rund 200 Jahre früher ansetzt (Skorpion I.), die dargestellten Begebenheiten vermutlich anders interpretiert werden.

Vermutlich handelt es sich bei den Ereignissen nur um die Niederwerfung eines unterägyptischen Aufstandes, mithin allenfalls um die Wiederherstellung der Reicheinheit.

Jahrestäfelchen:

Höhe:  3,65  cm
Breite: 4,2    cm
Dicke:  0,25 cm

Inventar Nr.: AB K 1349
Grabung des DAIK  1993

(MDAIK Nr. 54): 1993 wurde beim Durchsieben der Abraumhalden im Bereich der 0. Dynastie Gräber (Friedhof B) von Abydos ein fast vollständiges Jahrestäfelchen König Narmers gefunden. An König Narmer werden diese Etikettäfelchen größer und durch die Angabe eines bestimmten Ereignis einem Jahr zugeordnet.

Auf dem Jahrestäfelchen wird die Handlung des Königs auf der Palette wiedergegeben

Umzeichnung Jahrestäfelchen
 des Narmers.

(Bildquelle: bearbeitet nach W.B. Emery, Ägypten, Geschichte u. Kultur der Frühzeit/Goldmann-Verl. 1961)

Es sind noch Reste von schwarzer Farbpaste auf der eingeritzten Inschrift zu erkennen. Die Höhe beträgt 3,65 cm, die Breite ist 4,2 cm und Dicke 0,25 cm - Inventar Nr. AB K 1349.

Das Jahresereignis auf diesem Annalentäfelchen wird durch den rechts im oberen Abschnitt der Horusnamen angezeigt: den Wels mit Arm, der eine Keule schwingt und einen stürzenden Feind am Papyruspflanzen-Schopf ergreift ( drei Papyrusstengel wachsen aus seinem Kopf). Der geschlagene Feind ist durch die Beischrift eines  "nw-Topfes " genauer bestimmt. 

Es dürfte hier entsprechend einem kleinen Elfenbeinzylinder des Narmers aus Hierakonpolis (Kaplony, Inschriften der ägyptischen Frühzeit, AA 8, Ab. 5)  THnw zu lesen sein. Wie die Wasserpflanzen auf dem Kopf des Feindes zeigen, können damit aber nicht "Libyer" gemeint sein, sondern nur Bewohner des Westdeltas. Nach Morenz handelt es sich um einen Repräsentanten des "Pypyrus-Landes": ägyptisch  tA mHw. 

Wohl stellvertretend für den Aufzug von Standarten(trägern), die aus dem weiter links noch teilweise erhaltenen Palast  aH-Palast  kommen, über dem ein schützender Geier schwebt, steht links vom Meißel des Königsnamens eine Falkenstandarte. Zwar lassen sich die Zeichen nicht phonetisch lesen, aber als Siegsfeierlichkeiten deuten. 

Das namengebende Geschehen des Jahres, das ganz ähnlich auch auf der berühmten Prunkpalette des Narmer dargestellt ist, war also:  " Narmer unterwirft die Tehenu-Leute und Siegesfeier". 

In der untersten Zeile ist das Öl und die Menge genannt:
"
hAt (Spitzenqualität ) 300."
Dahinter war wahrscheinlich die Herkunft der Lieferung angegeben. 

Durch das Täfelchen ist nun eindeutig bezeugt, dass es sich hierbei um ein ganz bestimmtes Geschehen handelt, anlässlich dessen auch die Palette gestiftet wurde. Zugleich geht daraus erstmals hervor, dass es Annalenschreibung auch schon vor der 1. Dynastie gab, was Konsequenzen für die Rekonstruktion des Annalensteines haben könnte.

Bei einem neugefundenen Steuer-Vermerk auf einem Gefäßfragment des Narmers, der neben dem Horusnamen des Narmers, welcher noch wie unter seinem Vorgänger "Ka" , mit der Nischengliederung im oberen Abschnitt geschrieben ist, fand sich der oberägyptischen Vermerk, welcher nach Kaplony 
"
hn-mHw" zu lesen wäre. Die Ölqualität wird durch einen horizontalen Strich angegeben. Aus Tarkhan waren von König Narmer bisher nur drei Steuervermerke bekannt. Zwei waren davon mit oberägyptischen Vermerk und nur einer aus Unterägypten.

Wahrscheinlich herrschten in der zweiten Hälfte des vierten Jahrtausends im Gebiet des späteren Ägyptens verschiedene Potentaten, die auf ägyptisch als wr.w-"Große" bezeichnet wurden. Zumindest mit gewisser Wahrscheinlichkeit darf man annehmen, dasss Narmer bei der Unterwerfung des Papyrus-Landes (tA mHw ) mit verschiedenen regionalen Herrschern kämpfte. Wir kennen von ihnen nun vielleicht die Namen Wa-S (?) auf der Palette und  NW  auf dem Annalentäfelchen. Jener NW des Täfelchens könnte unter großen Vorbehalten vielleicht mit dem aus dieser Zeit von Gefäßmarken aus "Tura und Buto" bekannten und möglicherweise N(W) zu interpretierenden Königsnamen von  "srh-Inschriften" verbunden werden. Falls diese Lesung überhaupt stimmt, könnte diese Graphie eventuell ägyptisch als  nw-"Jäger"  aufgelöst werden. Immerhin wissen wir auch heute noch wenig, welche Ethnien in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. im Nildelta legten und welche Sprache gesprochen wurde. 

Noch gänzlich unbewiesen ist Wolfgang Helcks gelegentlich vertretende Hypothese einer butischen Sprache und Schrift. Immerhin darf mit doch recht großer Wahrscheinlichkeit damit gerechnet werden, dass im Gebiet des späteren Ägyptens nicht nur ägyptisch gesprochen wurde. Zur Zeit des Narmers wurde höchstwahrscheinlich das "Papyrus-Land" noch als Ausland konzipiert.

Da vor Skorpion und Narmer verschiedene regionale Potentaten - die  wr.w.  - herrschten, darf König Nar-mer also gewissermaßen tatsächlich in aolter ägyptologischer Tradition und in der historisch-metaphorischen Redeweise, als eigentlicher Gründer Ägyptens - und damit als eine Art Menes - verstanden werden.

Felsinschrift im Wadi-el-Qash
- Keramikscherben in Süd-Palästina -

Eine Felsinschrift im Wadi – el – Qash in der östlichen Bergwüste gelegen, durch das die Handelsstraße zwischen Koptos und Quseir am Roten Meer führt, zeigt den Horusnamen Narmers, ein Beweis, dass der König Expeditionen ausgesandt hat, um jene Gegend erkunden zu lassen, die reich an Halbedelsteinen war und in der es in der Frühzeit sogar Gold gab.

Die fernste Erwähnung Narmers findet sich in Südpalästina in Tell Erami (Tell Gath/ Tell esh – Scheich): Keramikscherben ägyptischer Keramik, ein deutliches Zeichen für einen lebhaften Handel mit diesem Gebieten.

Pavian-Statue aus Alabaster

Zeit des Narmer, um 3000 v. Chr.

heute in :Ägyptische Museum Berlin

Höhe:        52 cm
Material:  Kalzit (Alabaster)
Inv.-Nr.     22607'
Fundort:    unbekannt
erworben:  1927

 

Statue eines hockenden Pavians
Zeit des Narmer

Durch den Namen des Königs Narmer an der Vorderseite des Sockels ist sie in die Zeit des Narmers zu datieren.
(Bildquelle:
die Kunst Ägyptens/Walther Wolf/Kohlhammer-Verlag 1957)

Im Ägyptischen Museum Berlin befindet sich die berühmte ca. 52 cm hohe Alabasterstatue (Argonit) eines männlichen hockenden Pavians mit zwischen den Knien herabhängenden Armen. Sie stellt den "Großen Weißen", den königlichen Ahnengott dar. Diese Statue eines hockenden Mantelpavians ist die früheste bekannte Tierplastik des Alten Reiches. 

Sitzfigur eines Pavians
- Ägyptisches Museum Berlin -

 

An der Vorderseite des Sockels ist mit etwas rohen Hieroglyphen der Name des Königs Narmer eingemeißelt.  Seit dem Beginn des Alten Reiches wurde der Pavian nicht mehr als selbstständige Gottheit verehrt. Statt dessen ließ ihn sein würdiges, Weisheit assoziierendes Aussehen zum heiligen Tier des für Wissenschaften und Schreibkunst zuständigen Gott Thot werden.

Sitzfigur eines Pavians mit der Namenskartusche des Königs Narmer
- Frühzeit ca. um 3000 v. Chr. aus Kalzit-Alabaster - 
Fotoquelle: Wikipedia
Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, 
weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Da die 1927 erworbene Statue aus dem Kunsthandel  stammt, bleibt ihr genauer Fundort leider unbekannt.

Tongefäß mit Namen Narmers:

Im Sommer/Herbst 1978 entdeckte eine Expedition der Münchner Staatlichen Sammlung ägyptischer Kunst unter der Leitung des Ägyptologen Hans Wolfgang Müller, etwa 160 km nordöstlich von Kairo am Deltarand gelegen, einen vollständig erhaltenen Friedhof aus der 1. Dynastie. Eines der dortigen Hockergräber enthielt ein Tongefäß mit dem Namen von König Narmer. Dieses ist der erste unmittelbare Beweis für Narmers Herrschaft zumindest über Teile des Deltas. Es gibt Gelehrte, die der Meinung sind, Narmer habe in Memphis einen Palast gegründet und dieses wäre dann später irrtümlich auf Menes ( Aha ) übertragen worden.

( Co-Autor: J. H. Pirzer)

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