Biografie Djedefre


Pyramide Cheops


Pyramide Djoser


Überreste von Djedefre's Pyramide in Abu Roasch
- Blick von der Nordöstlichen Ecke aus -

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König Djedefre (Ra-djedef) bestieg nach dem Tode König Chufus (Cheops) den Thron Ägyptens und unter seiner Führung wurden die abschließenden Baumaßnahmen am Pyramidenbezirk seines Vaters in Giseh ausgeführt und alles für seine Bestattung vorbereitet. Dazu gehörte auch die rituelle Beisetzung der königlichen Barken in die dafür vorgesehenen Bootsgruben. Auf den Kalksteinblöcken, mit denen die Grube verschlossen wurde, vermerkte Djedefre seinen Namen in einer Kartusche.

Der Friedhofsbezirk bei Abu Roasch
- nach Fakhry -

Nach Abschluss der Bestattung seines Vorgängers begann man mit der Planung und Ausführung der Grabanlage für den neuen König Djedefre. Als Standort für seinen eigenen Pyramidenbezirk wählte man ein erhöhtes Felsplateau ca. 8 km nördlich der Pyramide seines Vaters im Südwesten einer größeren Nekropole am Rande des heutigen Dorfes Abu Roasch. 

Es ist bis heute ungeklärt, warum Djedefre diesen Standort für den Bau seiner Pyramide wählte. In der Literatur ist des öfteren als einer der möglichen Gründe für den Standortwechsel angegeben, dass ein Zusammenhang zwischen der besonderen Hinwendung des Königs zum Sonnengott Re existiert, den Djedefre erstmals als "Sohn des Re" in seine Titulatur einfügte, und der Wahl des Standortes des Grabbezirks, der lt. Georges Goyon auf einen Sonnentempel ausgerichtet war. Aber auch diese Theorie ist ohne ausreichende Belege nur rein hypothetisch anzusehen. Evtl. erfolgte die Verlegung des Pyramidenbezirkes ausschließlich aus wirtschaftlichen und umweltbedingten Gründen. Der von früheren Forschern oft angenommene Bruch zwischen dem neuen König und seinem Vorgänger wegen der Aufgabe von Giza als Begräbnisplatz, hat sich als reine Spekulation herausgestellt. 

Durch den neuen Standort des Bauwerkes war ein sehr langer Aufweg von  ca. 1,7 km vom Totentempel zum Opfertempel notwendig (der längsten Aufweges einer ägyptischen Pyramide). Die Fundamente des Aufweges sind heute noch sichtbar, der Taltempel selbst wurde noch nicht ausgegraben. 

Ca. 2 km nordöstlich des Pyramidenkomplexes, südlich des Dorfes Abu Roasch beim heutigen El-Madawarah - in der Nähe der Lepsius I. Pyramide, befand sich ein Steinbruch, den man für den Abbau der Kalksteinblöcke benutzte, mit denen das Grabmal gebaut wurde. Die Forscher fanden heraus, dass die Einschnitte für die Blöcke eine Höhe von 0,90-1,30 m hatten, und dieses sehr gut mit den noch erhaltenen Fundamenten der Pyramide übereinstimmt
(Quelle: Interview mit Michel Valloggia durch Michael Haase in SOKAR Nr. 13, 2006, S. 26, Verlag Michael Haase).

Pyramidenbezirk:

Lage Abu Roasch
Antiker Name der Pyramidenanlage "Sternenzelt des Radjedef" -  CHd.w  +dj=f-Ra s
Basislänge 106,2 m  ( 202 ägypt. Ellen) lt.  IFAO *
Böschungswinkel 51°  57`(Quelle: IFAO)
angenommene Höhe  67,4 m ( 128,5 Ellen) bei obigen Winkel
heutige Höhe 10 Meter ( 15 Lagen Kalksteinblöcke)
Volumen (m³) 253.388,96
Verkleidung Granit ( lt. IFAO) und Tura-Kalkstein (?)
Nebenanlagen Totentempel, Nebenpyramide, Bootsgrube, 
Umfassungsmauer
Aufweg ca.: 1500 / 1700 m (?)

*Institut Francaise d'Archeologie Orientale 

Unter den Wissenschaftlern ist der Grad der Fertigstellung der Djedefre-Pyramide umstritten. Die Frage, ob der Bau ursprünglich zwar fertiggestellt, anschließend dann aber bis in die heutige Zeit von Steinräubern fast vollkommen zerstört und abgebaut wurde, oder ob man sie nie fertiggestellt hatte ist bis heute nicht geklärt. Der französische Grabungsleiter  Professor Michel Valloggia, der seit 1995 im Auftrag des IFAO und der Universität Genf in Abu Roasch gräbt, kommt aufgrund  von stratigraphischen Analysen des Geländes zu der Schlussfolgerung, dass die Pyramide beim Tod des Djedefres größtenteils fertiggestellt war, andere Teile des Grabbezirkes - wie die östlichen Kultanlagen - späteren Baudatums sind. (Quelle: Interview mit Michel Valloggia durch Michael Haase in SOKAR Nr. 13, 2006, S. 20, Verlag Michael Haase).

Auf jeden Fall kann als Tatsache festgestellt werden, dass der Pyramidenkomplex so weit fertiggestellt war, dass der Totenkult funktionsgemäß durchgeführt werden konnte. Ein Totenkult durch die Priester konnte bis in die 6. Dynastie nachgewiesen werden.

Auf Anordnung König Menkaures (Mykerinos) wurden sogar einige Jahre nach dem Tod Djedefres Restaurierungsarbeiten an den maroden Bauten des Grabbezirkes in Abu Roasch durchgeführt. Petrie fand Fragmente eines Throns, der zu einer Diorit-Statue mit den Hieroglyphen für "Men....Ra" - was wahrscheinlich zu Menkaura zu ergänzen ist. Rainer Stadelmann vermutet, dass dieser später Restaurierungsarbeiten an der Pyramide vorgenommen habe (Quelle: Lehner/Geheimnis der Pyramiden, S. 121).

Vermutlich begann der Steinraub bereits in der Ramessidenzeit - auf jeden Fall lag der Höhepunkt der Zerstörung in der römischen Zeit, im 2. Jahrhundert v. Chr. und setzten sich bis ins 19. Jahrhundert fort. Vor allem wurde die Pyramide in der koptischen Zeit, als in der Nähe mehrere Klöster erbaut wurden, als billiger Steinbruch benutzt. Außer dem gesamten Unterbau der Pyramide wurde auch das Kernmauerwerk zerstört. Dieses wurde durch die abgeschiedene Lage des Bauwerkes begünstigt, ebenso wie durch die große Menge des wertvollen Rosengranits.

Erforschung:

Als John Shae Perring um 1837 das Königsgrabmal des Djedefre zum erstenmal aufsuchte und über sie berichtete, stand noch sehr viel mehr von dem Bauwerk als heute, denn es diente lange Zeit danach noch als Steinbruch. Flinders Petrie berichtete, dass täglich rund 300 Kamelladungen Stein abtransportiert wurden. John Shae Perring konzentrierte sich bei seiner Ausgrabung besonders auf die Substruktur und veröffentlichte seine Grabungsergebnisse im Jahre 1839. Auch Flinders Petrie ging bei seinen Untersuchungen zu Beginn der 80ziger Jahre des 19. Jahrhunderts ähnlich vor. 

Lepsius katalogisierte die Djedefre-Pyramide und eine von ihm festgestellte mögliche Königinnenpyramide (heute als Kultpyramide bekannt) von wahrscheinlich 50 Ellen Seitenlänge unter den Nummern Lepsius II. und III. in seiner Pyramidenliste. Auf den während der Lepsius-Expedition entstandenen Aquarellen ist noch die unterste Stufe der Pyramide zu erkennen.

Systematische Forschungen erfolgten hier erst in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts, als zunächst der französische Ägyptologe Emile Gaston Chassinat vom IFAO (1868-1948) in den Jahren 1901-1903 und etwa 10 Jahre später - von 1912-1913 - nach ihm Pierre Lacau (1873-1963) mit weiteren Forschungen und Ausgrabungen begannen. Emil Chassinat entdeckte bei seinen Ausgrabungen den berühmten Porträtkopf des Djedefre aus dunklem Rosenquarzit und eine Statue des Djedefre-Sohnes Setka, die ihn in der Gestalt eines Schreibers zeigt sowie die untere Hälfte einer Doppelstatue des Djedefre zusammen mit seiner Gemahlin. All diese Funde befinden sich heute in Paris, im Louvre. Leider hat weder Chassinat noch Lacau eine abschließende Publikation der von ihnen geleiteten Ausgrabungen veröffentlicht. 

Porträtkopf des Djedefre, heute im Louvre

der Djedefre Sohn Setka - als Schreiber

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Autor: Rama aus Wikipedia
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In den 20ziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Pyramidenbezirk des Djedefre dann von Pierre Montet und Fernand Bisson de la Roque untersucht, danach erfolgten weitere Forschungen durch Vito Maragioglio und Celeste Rinaldi erst wieder in den 60ziger Jahren des 20. Jahrhunderts. 

Zur Zeit  befindet sich ein französisch-schweizerisches Grabungsteam der Expedition des Institut Francais d'Archèologie Orientale unter der Leitung von Michel Valloggia vor Ort führt seit dem Jahre 1995 die bislang ausgiebigsten Ausgrabungen des Djedefre-Komplexes durch. 

Die Pyramide:

Die Pyramidenanlage des Djedefres liegt hoch oben über einer natürlichen Felserhebung von 12 m Höhe und rund 150 m über dem Nil-Tal. Das Plateau fällt nach Osten hin fast senkrecht ab, d. h. ein Zugang von dort aus war unmöglich. Man erreicht die Pyramide aber bequem vom Wadi el-Karen aus, das im Nordosten liegt. Von dort unten begann der lange Aufweg, dessen Fundamente heute noch teilweise sichtbar sind. 

Vom Oberbau der Djedefre-Pyramide ist heute bis auf den knapp 10 m hohen Stumpf, der aus ca. 15 Lagen von Kalksteinblöcken besteht und der auf den anstehenden Fels aufgelegt wurde,  nichts mehr vorhanden. Der Felssockel macht ca. 44 Prozent des Gesamtvolumens der Pyramide aus, was zu einer deutlichen Materialersparnis führte. Einige Forscher vermuten zudem, dass dieser Felssockel als Symbol des Urhügels der altägyptischen Schöpfungsmythologie diente. 

 

   Verkleidungssteine der Djedefre-Pyramide

Durch die Wahl eines Felskerns als Pyramidenkern, waren die Baumeister gezwungen, die unteren Lagen der äußeren Granitverkleidungssteine aus Rosengranit geneigt nach innen zu verlegen. 

Datei:    Radjedef-PyramideVerkleidung.png
Autor:   GDK
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Der Böschungswinkel der Pyramidenwand rief einige kontroverse Diskussionen unter den Wissenschaftlern hervor, denn angeblich sollte sich dieser anhand der gefundenen Verkleidungsblöcke auf 60° berechnen lassen, was einige Forscher für ein Anzeichen dafür hielten, dass Djedefre eine Stufenpyramide im Auge hatte. Andere Ägyptologe waren der Meinung, er habe geplant, eine Mastaba, ähnlich den späteren Gräbern der Chentkaues und des Schepsekaf zu bauen. Normalerweise hatten die Steinlagen von Stufenpyramiden einen sehr viel steileren Böschungswinkel, der bei 72-75° lag und die Mastaba des  Schepseskaf besitzt einen solchen 65° (Quelle: Mark Lehner/Geheimnis der Pyramide)

Aber die Grabungen des Institut Francais d'Archèologie Orientale unter der Leitung von Michel Valloggia haben gezeigt, dass die Pyramidenwände einen "Standard-Böschungswinkel" von ungefähr 52° aufwiesen. Die Grabungen an der Basis der Pyramide ergaben ein um 12° nach Innen geneigtes Fundament der Verkleidung, was der Pyramidenverkleidung einen verbesserten Halt gab. Eine ähnliche Technik wurde bereits zuvor an den Königinnenpyramiden König Cheops angewandt. Durch die geneigte Anbringung der Verkleidungssteine, nicht aber des Kernmauerwerks, verringert sich der Neigungswinkel der Pyramide auf 48° bis 52°. Die Forscher gehen heute von einem Seitenwinkel von 52° aus. Dieser entspricht dem Neigungswinkel der Cheops-Pyramide (Quelle: dt. Wikipedia)

    Pyramidenfundament mit Neigungswinkel

Bei den Ausgrabungen an der Nordecke und am Zentrum der Pyramidenbasis wurde eine Fundamentsschicht mit einem Neigungswinkel von 12 ° nach innen zutage gefördert. Erstaunlicherweise reduziert sich dieser Winkel in der Nordecke allmählich und geht einige Meter weiter von der Ecke  in eine Horizontale über, wodurch eine komplizierte Formung der Ecksteine vermieden wird. Die gleiche Beobachtung wurde von den Forschern bei den Nebenpyramiden von Chufu gemacht.

Bild:      Satellite pyramid Djedefre  
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Das um 12° nach innen geneigte Fundament der Verkleidungssteine (links), das gegen die Ecke der Pyramide in die Waagerechte übergeht (mitte).

Fundament der Pyramide
 auf der Südseite von der Südwest-Ecke aus

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           Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Ohne Zweifel stellt die Djedefre-(Redjedef-)Pyramide eine Ausnahme zu den Grabbauten der frühen 4. Dynastie da. Neue Fakten sind nunmehr durch die Grabungen des französisch-schweitzerischen Wissenschaftlerteams ermittelt worden. Für die Pyramide war vermutlich eine ursprüngliche Basislänge von ca. 106,20 m (etwa 200 Ellen) geplant gewesen. Heute sind davon noch 97 m erhalten. Das würde bedeuten, die Pyramide hätte bei einem vermuteten Neigungswinkel von 52° eine Höhe von 67 m und ein Gesamtvolumen von 131.043³ erreicht (Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, S. 120 ff).

Obwohl die Djedefre-Pyramide damit deutlich kleiner ist als die seines Vaters Chufu in Giseh und insgesamt nur 10 %  des Bauvolumens der Cheops-Pyramide besitzt, überragt sie dennoch durch ihre erhöhte Lage auf dem Felsplateau von Abu Roasch die Große Pyramide von Giseh. Falls die Pyramide vollständig fertiggestellt wurde, entsprach das Bauwerk in der Größe etwa der 3. Pyramide von Giseh, der Mykerinos-Pyramide.

Das Kernmauerwerk bestand aus Kalksteinblöcke, die in horizontalen Schichten verlegt und von unterschiedlicher Größe und unregelmäßiger Form waren. Die dadurch entstandenen Lücken füllte man teilweise mit Gipsmörtel auf, was durch den freiliegenden, gigantischen Schacht sehr gut zu erkennen ist. Leider ist es heute nicht mehr erkennbar, ob der Pyramidenkern eine Stufenstruktur besaß, ähnlich wie z. B. bei der Mykerinos-Pyramide.

Der Name der Pyramide, den die Forscher auf Inschriften fanden, lautete "Sternenzelt des Radjedef" ( sHdw Dd.f-ra).

Das Pyramideninnere
- Substruktur - 

Anders als bei dem seit König Snofru herrschenden Trend, die Grabkammer immer höher in den Pyramidenkörper zu verlegen, kehrte sein Nachfolger Djedefre zu einem früheren Konzept aus der 3. Dynastie zurück und begann den Unterbau der Pyramide als senkrechten Schacht mit einem Grundriss von 23 x 10 m rund 21 m hinab in das gewachsenen Felsgestein. Die Steinverkleidung der Schachtwände fiel nahezu vollständig dem Steinraub zum Opfer. 

Blick auf die Wände des zentralen Schachts, der 23 m x 10 m misst und eine Tiefe von 21 m hat.        Blick von der Rampe in die offene Grabkammer
            Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Zu diesem Schacht führte eine abwärts führende, relativ steile offen konstruierter Rampe von 49 m Länge und einer Breite von 5,70 m mit einem Gefälle von 22° 35´in der Mitte der Pyramidennordseite hinab. Dieser absteigende Korridor endete ca. 8 m über dem Bodenniveau der Djedefre-Pyramide. Der Boden ist immer noch mit feinem Tura-Kalkstein bedeckt. Ungeklärt ist, ob die Passage aus Granitblöcke bestand.

                                                       Blick aus der Grabkammergrube auf den freigelegten Eingangsschacht.
            Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck         Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 

Ausschachtung der Grabkammer der Djedefre-Pyramide
Schachtgrund der Djedefre-Pyramide von Norden aus gesehen.
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Lt. dem französisch-schweitzerischen Wissenschaftlerteams unter der Leitung von Michel Valloggia wurden bei den Ausgrabungsarbeiten im Korridorbereich ein Gründungsdepot mit einer Kupferaxt gefunden und zwei Bauarbeiter-Graffiti, die das "Jahr 1, 3. Monat des peret" erwähnen. Des weiteren fanden die Forscher Inschriften mit der Kartusche König Djedefres, die in der Fundamentsschicht auf einem der Blöcke der Rampe entdeckt wurde (Quelle: SOKAR 13, 2006, S. 23 "Im Zeichen des Re" - Interview mit Prof. Michel Valloggia von Michael Haase). Dieses beweist, dass die Arbeiten an der Pyramide unmittelbar nach der Thronbesteigung des Königs begannen.

Deutsch: Substruktur der Radjedef-Pyramide (Rekonstruktion nach Maragioglio und Rinaldi )

Bild:      Radjedef-Pyramide Substruktur 2.png
User:     GDK    aus dt. Wikipedia
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A = Graben der Substruktur, später mit Kalkstein ausgemauert. Ausmauerung nicht mehr erhalten
B = Kammern der Substruktur, Rosengranit, nicht mehr erhalten
C = Gang, vermutl. mit Kalkstein ausgekleidet, nicht mehr erhalten, mündete in etwas höher gelegene Vorkammer
D = Kalksteinmauerwerk des Pyramidenkorpus, noch erhalten
E = Reste der Pyramidenverkleidung, Rosengranit
F = Oberfläche des Pyramidenaufbaus, nicht mehr erhalten
(Text: GDK - siehe oben)

Hinter dem absteigenden Korridor schließt sich eine horizontale Passage mit einer Länge von 5,40 m an. Die Raumgestaltung des unterirdischen Kammersystems war sicher recht einfach gehalten und bestand wahrscheinlich aus einer Vorkammer, die zum Manövrieren des Sarkophages diente und von der ein schmaler Türdurchgang an der Ostseite in die eigentliche Grabkammer führte, die nicht größer war als der Sarkophag selber. Dieser wurde höchstwahrscheinlich schon bei der Konstruktion der Kammer in diese verbracht. 

Aufgrund der Forschungsergebnisse des IFAO unter Leitung Prof. Valloggia besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der Boden der Grabkammer vermutlich mit fünf Kalksteinlagen aufgemauert war, damit man die rechteckige  Sarkophagwanne aus Rosengranit, in den Bodenbereich einlassen konnte. 

     Boden der Sargkammer
- mit mehreren Lagen des Bodenpflasters, was darauf hindeutet, 
dass der Sarkophag des Königs im Boden eingelassen wurde -

Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Bis zum Beginn der systematischen Ausgrabungen durch das französisch-schweizerische Team ging man davon aus, dass sich unter dem Trümmerhaufen und dem Sand innerhalb der Pyramidensubstruktur auch Reste eines Sarkophage befinden. Schon Flinders Petrie entdeckte bei seinen Ausgrabungen zu Beginn der 80ziger Jahre des 19. Jahrhunderts ein gerundetes Granit- Fragment aus Rosengranit, das er dem Sarkophag des Königs zuordnete. Bei den Untersuchungen durch das Team Michel Valloggia wurden aber keinerlei Spuren eines Sarkophages gefunden.

Bei den Ausgrabungen durch das IFAO wurden große Mengen an Schutt und Steinblöcke, die sich bei der Demontage und der Zerstörung des Pyramidenoberbaus im unterirdischen Schachtsystem angesammelt hatten, mittels schwerem Geräts - aber auch per Hand aus der Grabkammer entfernt. Dabei entdeckte man, einen Grabräubertunnels, der die Granitsperre der Eingangsrampe umging und wahrscheinlich im Kalksteinboden der Vorkammer endete. Dieses ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Kammern und die Passage ursprünglich fertig gebaut waren und es außerdem eine reguläre Bestattung gab. Das unterirdische Kammersystem wurde erst später durch Steinräuber zerstört. Wahrscheinlich besaßen die Grabräuber genaue Kenntnisse über den Aufbau des Kammersystems. Die Beraubung der königlichen Bestattung erfolgte wahrscheinlich in der 1. Zwischenzeit.

                   Schachtbereich über der Vorkommer
 - mit evtl. Nische oder Serdab an der Ostseite der Grabkammer -

                            Grabräubertunnel
Am unteren Ende der Rampe befinden sich die Überreste eines Grabräubertunnels

Bild:      Pyramid of Djedefre Niche.jpg
User:     Roland Unger    aus dt. Wikipedia
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Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Nach Nicolas Grimal (siehe: Chantiers archéologiques et programmes de recherche. Etudes égyptologiques et papyrologiques. 2. Abou Rawash. In: BIFAO 98, 1998, S. 500) besteht die Möglichkeit, dass die Vorkammer evtl. an der Ostseite eine Nische oder eine Erweiterung zu einem Serdab besaß, in der sich vermutlich eine Statue des Königs befand. Maragiolio und Rinaldi vermuteten ebenfalls, dass sich an dieser stelle eine Nische mit einer Stele und davor ein Opfersaal mit einem Altar befunden haben könnte. 

Prof. Valloggia schließt aufgrund der neuesten Forschungen und seiner Rekonstruktion des Kammersystems diese Vermutung nunmehr aus und glaubt, "....dass die Aussparung, die bisher für eine mögliche Nische gehalten wurde, mehr ein Zeichen für den Abbruch der Demontage des Fußbodenbelages ist." (Zitat aus: SOKAR 13, 2006, S. 24 "Im Zeichen des Re" - Interview mit Prof. Michel Valloggia von Michael Haase). 

Rekonstruktion der Substruktur innerhalb der Ausschachtung der Radjedef-Pyramide:

A = Absteigende Passage
B = horizontale Passage
C = Vorkammer
D = Nische (oder Serdab ?)
E = Grabkammer
F = Sarkophag
G = Kanopentruhe
Bild:      Radjedef-Pyramide Substruktur 
User:     GDK    aus dt. Wikipedia
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Weitgehend ungeklärt bleibt der Aufbau der Grabkammer. Flinders Petrie vermutete, dass die Innenmaße einst 17 m x 5 m betrugen haben und der britische Ägyptologe John Shae Perring rekonstruierte über der Grabkammer einige Entlastungskammern - ähnlich denen der Cheopspyramide. Die neuesten Forschungen des französisch-schweizerischen Teams konnten aber zu dieser Vermutung Perrings keine Hinweise finden. Einige Forscher vermuten, dass sich über der Grabkammer einst ein Giebeldach befunden hatte, welches aus mehreren übereinanderliegenden Granitblöcken zusammengesetzt war. Eine andere Hypothese ist ein sich in mehreren Stufen nach oben hin verkleinerndes Kragsteingewölbe, wie es davor bei der Dashur-Pyramide König Snofrus zur Entlastung der Sarkophagkammer verwendet wurde

Bei den Aufräumarbeiten in der Ausschachtungsgrube wurde das Fragment eines großen Granitbalkens gefunden, dessen eines Ende nicht in einem Winkel von 90° zu Seitenfläche abschloss, sondern unter einem Winkel von 135°. Aus diesem Fund schlossen die Forscher, dass es sich hierbei um einen Teil des Giebeldachs der Grabkammer handelte. Die Forscher entdeckten auf diesem Granitbalken-Fragment eine Inschrift, die auf König Djedefre verweit - des weiteren fanden sie einen Kalksteinblock, der mit ähnlichen Inschriften gekennzeichnet war (Quelle: dt. Wikipedia - Anmerkung 18/Michel Valloggia: Au coeur d'une pyramide. Une mission archéologique en Egypte. S. 60)

Pyramidenkomplex:

Der rechteckige Pyramidenkomplex des Djedefre ist in Anlehnung an das Djoser-Areal wieder Nord-Süd ausgerichtet -  während der Pyramidenkomplex seines Vaters Cheops und auch der des Snofrus aus der 4. Dynastie eher quadratisch bzw. ostwestlich orientiert waren. Rainer Stadelmann vermutet hierfür topographische Gründe.

A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N


Pyramide
evtl. Königinnenpyramide (?)
Kult- oder Königinnenpyramide
Totentempel
Schiffsgrube
Innere Einfriedungsmauer
Äußere Einfriedungsmauer
Aufweg
Innerer Aufweg
Zugang zur Grabkammer
Grube der Grabkammer
Werkstätten und Unterkünfte
Bäckerei/Brauerei, später Kultbau
Tore

Hell: noch nicht freigelegte Teile des Komplexes
Bild:      Radjedef-Pyramide.prg
User:     GDK    aus dt. Wikipedia
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Äußere und Innere Umfassungsmauer

Durch die neuesten Forschungen ist nun bekannt, dass der Pyramidenkomplex des Djedefres ursprünglich von zwei Umfassungsmauern umgeben war. Die Forscher fanden von der äußeren Umfassungsmauer nur noch an der Nordkante einige wenige archäologische Reste. Die Einfriedung der Djedefre-Pyramide weicht von der Pyramide seines Vaters in Giseh ab und erinnert eher an ein "Wiederaufleben" an den Djoser-Typus. Der Grabungsbefund zeigt auch, dass die Oberkante der Mauer eine Abrundung aufweist, ähnlich wie später bei den Bauten der Königin Chentkaus I. in Giseh. 

Der Komplex wurde von der äußeren Mauer in nordsüdlicher Richtung umschlossen. Ebenfalls eine Anlehnung an die Bauten der 3. Dynastie sind die neun monumentalen Eingangstoren. Die Forscher sind der Meinung, dass die äußere Umfassungs-Mauer nach ihrer Fertigstellung ein Gebiet von ca. 217 x 267 m umfasste. 

Rekonstruktion der nördlichen Außenmauer
 mit Eingangstor 

Bild:      PyramidofDjedefreEntranche Djedefre  
User:     Roland Unger in dt. Wikipedis
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Die Entfernung von der äußeren Umfassungsmauer bis zur Pyramide beträgt an der Nordseite rund 100 m, was die doppelte Distanz wie auf der Süd-, Ost- und der Westseite ist. Hierfür haben die Forscher bislang noch keine gesicherte Erklärung gefunden.
(Quelle: KEMET Jahrgang 17, Heft 3, Juli 2008 Thomas Kühn)

Bislang wurden bei den neueren Forschungsarbeiten im Areal nördlich der Pyramide keine weiteren Bauten gefunden. Man vermutete hier aufgrund der nordsüdlichen Ausrichtung des gesamten Pyramidenkomplexes das Vorhandensein eines nördlichen Totentempels nachweisen zu können, ähnlich der Baupraxis der Djoser-Pyramide. Diese Hoffnung hatte sich aber bislang nicht bestätigt, stattdessen fand man die Überreste von Steinbrucharbeiten aus römischer Zeit.

                                                                                *

Eine innere Umfassungsmauer mit den Maßen 135 x 135 m (Maße nach KEMET Jahrgang 17, Heft 3, Juli 2008, S. 20, Thomas Kühn) umschloss die Pyramide und auch Teile des Totentempel sowie einige Nebengebäude. Sie bestand aus zwei Begrenzungsmauern aus Trockenmauerwerk. Der Raum zwischen den beiden Mauern war mit losem Steinmaterial aufgefüllt und die Außenseiten zusätzlich mit einer weiteren Mauerschicht verkleidet und mit Lehm verputzt. Die innere Umfassungsmauer besitzt im Bereich der Kultpyramide eine Ausbuchung nach Süden, um die mit einzuschließen. Bei der Untersuchung der inneren Umfassungsmauer fanden sich eingelassen Regenrinnen in ihr.

Kult- bzw. Königinnenpyramiden

Das französisch-schweizerische Team unter der Leitung von Michel Valloggia fand bei Ausgrabungen im Bereich des inneren Hofes im April 2002 nur fünf Meter von der Südostkante der Königspyramide entfernt Reste einer kleinen Pyramide. Die kleine Satellitenpyramide ist ebenso wie die Königspyramide exakt nach Norden ausgerichtet und hat eine Basislänge von 10,50 m (entspricht 20 Königsellen). Erhalten sind heute noch 5 Steinlagen mit einer Gesamthöhe von ca. 2.0 bis 2.10 m. 

Michel Valloggia - Leiter des französisch-schweizerischen Ausgrabungsteams - hält die neu entdeckte Satellitenpyramide für eine Königinnenpyramide, während der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann sie für die Kultpyramide des Königs hält und unermauert dieses dadurch, dass sich das Bauwerk an die für Kultpyramiden typische Position befindet und sie  innerhalb der inneren Mauer des Pyramidenbezirkes liegt. Zudem weist der dreikammerige Unterbau nach Stadelmanns "Dreikammertheorie" die Merkmale einer königlichen Pyramide auf, während die Königinnenpyramiden der Cheops- und Mykerinos-Komplexe lediglich zwei Kammern besitzen (Quelle: dt. Wikipedia - Anmerkung 27: "Das Dreikammersystem der Königsgräber der Frühzeit und des Alten Reiches in: MDAIK 47, 1991, S. 373-387)

Falls es sich bei dieser Nebenpyramide um das Grabmal einer Königin des Djedefre handeln sollte wie von Michel Valloggia vorgeschlagen, war dort vermutlich die Königin Chentetenka oder Hetepheres II. bestattet.

Nebenpyramide mit Unterbau (nach Valloggia):

A: erhaltenes Mauerwerk
B: Substruktur
C:
Pyramidenumriss
Bild:     RadjedefNebenpyramide-Südost 2.png 
User:     GDK    aus dt. Wikipedia
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Die Nebenpyramide befindet sich auf einer Achse mit dem Totentempel und innerhalb der inneren Umfassungsmauer, da diese in ihrem südlichen Bereich eine Ausbuchtung besitzt und damit die kleine Satellitenpyramide umschließt. Lt. Michel Valloggia besaß die Pyramide einen recht steilen Neigungswinkel von 60° was einer Pyramidenhöhe von ca. 11,80 m entspricht. Der Pyramidenkern ist in horizontalen Schichten gemauert und besteht aus unterschiedlich geformten Kalksteinblöcken, wobei die äußeren Schichten aber regelmäßige Formen aufweisen. Aufgrund fehlender Fundlage ist über das ursprüngliche Verkleidungsmaterial keine Aussage zu machen. 

               Kultpyramide

Ruinen der im April 2002 vom Team des IFAO gefundenen Kult- bzw.  Königinnenpyramide.

Die Forscher vermuten, dass Satellitenpyramide wohl ursprünglich als Kultpyramide geplant aber wahrscheinlich noch während der Bauzeit in eine Königinnenpyramide umgebaut wurde.

Bild:      Satellite pyramid Djedefre  
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Man gelangt über einen senkrechten Schacht, der sich in der Mitte der Nordseite der Kultpyramide befindet, in die unterirdische Grabkammer mit drei Nebenräumen. Am Ende des senkrechten Zugangs schließt sich ein horizontaler Gang an, der zu einer Kammer auf der Ostseite und den Eingängen zu zwei Kammern auf der Westseite führt. Sowohl der Gang als auch die unterirdischen Kammern sind ziemlich unregelmäßig aus dem Felsgestein herausgeschlagen und wurden schon in der Antike geplündert. 

Das Team von Michel Valloggia fand bei ihren Ausgrabungen während ihrer 8. Grabungsmission im April 2002
(Quelle: www.guardian.net)

In der Kammer auf der Ostseite: die Fragmente des Deckels eines schönen Kalksteinsarkophages
 (Höhe:  2.06 m, Länge 0,42 m) und einige Fragmente vom Sarkophag selber 

Auf einer in mehreren Teilen zerschlagenen großen Alabasterschale fanden die Ausgräber auf der Innenseite
eine Inschrift die lautet: "
hr md ddw hwfw" - dieses ist der Horus-Name des Königs Chufu (Cheops), 
Erbauer der großen Pyramide von Giseh und mutmaßlicher Vater des Djedefres.

Auch ein weiteres, großes Alabastergefäß wurde vollständig und in einem sehr guten Zustand gefunden. 
Es hat einen schönen kreisrund ausgearbeiteten Hals (Höhe 36 cm, Durchmesser 19 cm).
Auch der Deckel der Vase mit einem Durchmesser von 11 cm ist erhalten.

des weiteren viele Tonscherben von Wassergefäßen mit einem Durchmesser von 25 cm,

zwei Alabaster-Deckel - evtl. von Kanopenkrügen (Durchmesser 12 cm - 14 cm)

einige  Fayence-Kacheln, ähnlich denen, die man für die Dekoration im Südgrab König Djosers
 in seinem Pyramidenkomplex in Saqqara verwendete.

Nebenpyramide mit Unterbau (nach Valloggia):

A: Nebenpyramide
B: Substruktur
C: Hauptpyramide
D: Umfassungsmauer
Bild:     Südöstl. Nebenpyramide d. Radjedef-Pyram. 
User:     GDK    aus dt. Wikipedia
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         Ruinen der Kultpyramide 
    an der Südostecke des Komplexes
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Weitere Nebenpyramide an der Südwestecke des Bezirkes

Schon Richard Lepsius identifizierte 1842 südwestlich der Hauptpyramide die Ruinen einer kleinen Kultpyramide (die von Perring offenbar übersehen wurde), die sich in der südwestlichen Ecke im Bereich zwischen der inneren und äußeren Umfassungsmauer befand und katalogisierte sie unter der Bezeichnung Lepsius III. Lepsius vermerkte eine Basislänge von 60 m (114 Ellen). Über diese Anlage ist wenig bekannt, auffallend ist jedoch die Position innerhalb des Pyramidenbezirks. Die italienischen Forscher Maragioglio und Rinaldi (L'Architettura V, 26 u. Notizie, 17f) sahen in ihr die Grabanlage einer Königin, widersprachen aber der von Lepsius angegebenen Basislänge, die ihrer Meinung nach durch nichts zu rechtfertigen sei. Ihrer Meinung nach betrug die Basislänge wahrscheinlich höchstens 50 Ellen (siehe Stadelmann, LÄ IV., 1232). 

Heute sind von dieser Struktur allerdings nur noch die unterirdischen Teile vorhanden und vom Pyramidenoberbau nur noch kleine Reste. Bei den von Lepsius kurz durchgeführten Untersuchungen fand er heraus, dass die kleine Pyramide aus Kalkstein errichtet wurde und beschreibt sie als evtl. Grabmal für eine Königin. Auch Maragioglio und Rinaldi identifizierten dieses Bauwerk als Königinnenpyramide (siehe Peter Janosi: Die Kultpyramiden des Alten und Mittleren Reiches, Anm. 47 - in SOKAR 7, 2003, S. 10).Rainer Stadelmann und andere Ägyptologen sehen in ihr eher als Kultpyramide des Djedefres (siehe Stadelmann, Pyramiden, S. 139)

Bislang wurden noch keine umfassenden Untersuchungen dieser Struktur vorgenommen - Michel Valloggia fand bei einer kurzen Begutachtung und Reinigung des Bodens nur den Beginn von Ausschachtungsarbeiten im lokalen Kalkstein. Sie hat eine Basislänge von etwa 25-26 m (50 Königsellen) und ist heute durch Steinraub fast völlig zerstört und  nur noch als flacher Schutthügel erkennbar. Auch der Pyramidencharakter des Bauwerks ist noch nicht sicher belegt (Quelle: dt. Wikipedia). 

Totentempel und Werkstattgebäude

Durch die Ausgrabungen des französisch-schweizerischem Teams wurde archäologisch nachgewiesen, dass sich sechs Meter von der nördlichen Pyramidenbasis entfernt ein offener Innenhof befand (so die aktuellen Forschungen des IFAO), der sich nach Osten hin erweiterte, um dort den aus Steinen erbauten Totentempel aufzunehmen, der aber unvollendet geblieben war. Über die ursprünglich geplante Form des Kulttempels bestehen daher keine gesicherten Erkenntnisse. Djedefres Totentempel scheint hastig errichtet worden zu sein, was die Forscher anhand der geringen Ausmaße von ca. 13 m in ostwestlicher und 26 m (25 x 50 Ellen) in nordsüdlicher Richtung schließen.

Er besitzt ziemlich dicke Mauern aus rohen Feldsteinen, die mit Nilschlamm-Ziegeln verkleidet wurden. Evtl. war die ganze Ausführung des Totentempels komplett mit Granitblöcken geplant - einige der Bereiche an der Wandbasis sind mit hartem Granit ausgeführt worden (Quelle: KEMET Jahrgang 17, Heft 3, Juli 2008, S. 22, Thomas Kühn)

Als Fundament für den eigentlichen Totentempel diente ein Steinpflaster, auf dem dann die Mauern des Tempels hochgezogen wurden. Aufgrund der wenigen Funde war aber keine Rekonstruktion der Raumanordnung des Totentempels mehr möglich. Auch das Bodenpflaster, das sich auf dem Fundament befand, ist heute nicht mehr erhalten. Es ist aber anzunehmen, dass der Tempel ein fertiges Bodenpflaster besaß, da ein Höhenunterschied zu einem der Zugänge festgestellt werden konnte. Leider gibt es mangels Fundlage keine Kenntnisse über das Material des Pflasters (siehe: BIFAO 100, 2000, S. 447-452/Bernard Mathieu in dt. Wikipedia - Anmerkung 10).

Die "Abteile und Kammern", welche sich an drei Seiten rund um den offenen Hof an der östlichen Seite der Pyramide befanden, ähneln nach Meinung des amerikanischen Ägyptologen Mark Lehner aufgrund der inneren Aufteilung  den Werkstätten und Wohnquartieren, die man in Giseh gefunden hat. Das deutet darauf hin, dass einige der Kammern dieser Struktur als Hilfsgebäude für den Pyramidenbau dienten und später eilig zu einer Art Kultstätte umgebaut wurden.

Das Fragment einer weiteren Struktur, das sich direkt südlich des Stein-Gebäudes befand und in Ziegelbauweise errichtet wurde, beinhaltete Hinweise auf Kornbehältnisse. Außerdem fand man dort zahlreiche Bierschalen und Krüge. Aufgrund dieser Funde meinen die Forscher, dass es sich bei diesem Gebäude evtl. um die Reste einer Bäckerei oder Brauerei zur Versorgung der Arbeiter im Pyramidenbezirk handeln könnte. 

Nach Maragioglio und Rinaldi könnte es sich bei einer tiefen Einbuchtung, die in der Erweiterung des Tempels nach Norden in der Mitte der Pyramidenostseite befindet, um eine Kultnische mit Stele und Scheintür (siehe Mark Lehner: Geheimnis der Pyramiden, S. 121) handeln, die für den Kult der Königsangehörigen bestimmt war. Bei den neueren Untersuchungen wurde aber festgestellt, dass die Einbuchtung für eine Nische zu hoch liegt und man glaubt, dass sie durch eine Verdickung der granitenen Pyramidenverkleidung im Mittelbereich der Pyramidenseite verursacht wurde (Quelle:  dt. Wikipedia - Nicolas Grimal in BIFAO 97, 1997, S. 323) Da Scheintüren zur damaligen Zeit in königlichen Grabanlagen noch nicht gebräuchlich waren, erscheint es auch zweifelhaft, dass sich in der sichtbaren Vertiefung eine solche befunden hatte - auch aufgrund der Tatsache, dass diese im Kernmauerwerk des Pyramidenmassivs gestanden hätte.

                                   Restliche Strukturen des Kulttempels Djedefres und der Gebäude rund um den offenen Hof
Nicht viel blieb den den oberirdischen Bauten des Kulttempels und der angrenzenden Gebäude, die aus Ziegeln gearbeitet waren und östlich und westlich des offenen Hofes Teile eines Gebäudesystems mit dicken Wänden waren (siehe hier rechts die angedeutete Rekonstruktion der IFAO. Die genaue Bedeutung all dieser Räume und Kammern konnte bisher nicht geklärt werden.

Bild:      Djedefre Abu Roasch Kulttempel
Autor:    Kairoinfo4U 
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 

    Die rekonstruierten Fundamente des Totentempels
                 östlich der Pyramide - Blick nach Nordost

Rekonstruktion der südlichen Teile der Werkstätten

Bild:      PyramidofDjedefreEastsidebuildings
User:     Roland Unger in dt. Wikipedia
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Bild:      RowashPyramidWorkshops.jpg
User:     Roland Unger in dt. Wikipedis
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

 

Schiffsgrube:

Emile Gaston Chassinat vom IFAO (1868-1948) entdeckte während seiner Forschungen in den Jahren 1901-1903 auf der Ostseite der Pyramide - direkt an den Totentempel angrenzend - eine Schiffsgrube, die mit Ausnahme der Nordseite von Steinmauern umgeben war, während die Nordmauer aus Lehmziegeln bestand. Die Ost- und Südmauern der Schiffsgrube wurde durch die dicken Mauern der Werkstattbauten nördlich der Grube gebildet. Die 35 m lange, 3,80 m breite und 9, 50 m tiefe Bootsgrube ist exakt nach Norden hin ausgerichtet - zum Nil hin, demzufolge zeigte der Bug des Schiffes nach Süden - in Richtung der Nilquellen. Bei den Ausgrabungen in diesem Bereich zeigte sich, dass sich zwischen der Umfassungsmauer und der eigentlichen Bootsgrube ein Sockel befand, der die riesigen Abdecksteine der Grube trug. 

Die Ausgräber fanden keinerlei hölzerne Reste eines Boots, was bedeutet, dass sich hier niemals eine königliche Barke befand oder die Überreste des vermutlich hölzernen Bootes bei den Plünderungen komplett aus der Grube entfernt wurden. Michel Valloggia vermutet aufgrund der südlichen Ausrichtung für den Schiffsbug, dass es sich nicht um ein Sonnenschiff, sondern vermutlich um ein Begräbnisboot gehandelt hat. Trotz mehrerer geophysikalischen Untersuchungen durch das IFAO unter der Leitung von Michel Valloggia während der Jahre 1998-1999 blieb die Suche nach weiteren Bootsgruben (der Vorgänger Cheops und der Nachfolger Chephren besaßen ja fünf) erfolglos, was zu der Vermutung führte, dass für die Anlage Djedefres wirklich nur eine einzige Bootsgrube vorgesehen war (siehe: SOKAR 13, 2006, S. 28 "Im Zeichen des Re" - Interview mit Prof. Michel Valloggia von Michael Haase). 

Zwar fanden die Forscher in der Grube keine Überreste des Schiffes, dafür aber zahlreiche Fragmente von Djedefre-Statuen. Emile Gaston Chassinat fand die Fragmente von mindestens 21 Steinplastiken, u.a. drei Köpfe des Djedefres. Zwei davon befinden sich heute im Pariser Lourvre-Museum (Inv.-Nr. E 11167 und E 12626). Ein weiterer Kopf ist im Museum Kairo (Inv.- Nr. JdE 3138) verblieben. Einer der beiden Pariser Ausstellungsstücke zeigt den berühmten Statuenkopf des Djedef-re mit dem Nemestuch und der sich aufrichtenden Uräusschlange aus rötlich schimmernden Quarzit (Bild siehe weiter oben)

                                                          Bootsgrube des Djedefre-Pyramidenkomplex 
Die Bootsgrube wurde von Èmile Chassinat entdeckt - enthielt aber keinerlei hölzerne Überreste eines Bootes-
Aus den Fragmenten der Deckensteine und den Ausmaßen der Bootsgrube selber, berechneten die Forscher, dass die Deckstein ca. 5 m x 1 m groß gewesen sein müssen.

Bild:      Djedefre The Boat pit
Autor:    Kairoinfo4U 
Lizenz:   CC BY-SA 3.0
      Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 

Aufweg:

Der Aufweg des Djedefre-Komplexes ist aufgrund seiner Linienführung einer der ungewöhnlichsten Pyramidenaufwege im alten Ägypten, denn in den meisten Fällen kommt der Aufweg idealerweise aus östlicher Richtung her nach Westen. Die Baumeister der Djedefre-Pyramide waren aber aufgrund der topographischen Lage der Bergformation in Abu Roasch gezwungen, ihre Bauplanung dieser anzupassen und daher war nur ein sanft ansteigender Aufweg mit einer leichten östlichren Orientierung möglich. Der Aufweg ist zwar nur im oberen Bereich ausgegraben, dürfte aber insgesamt eine Länge von ca. 1700 m besitzen. Kein anderer Pyramidenbezirk besitzt einen solchen langen Aufweg.

     Aufweg der Djedefre-Pyramide

Die Djedefre-Pyramide hatte einen der längsten Aufweg aller ägyptischen Pyramiden und führt aus fast nördlicher Richtung kommend vom Wadi-Karen hinauf auf den Felsrücken des Wüstenplateaus.

Jon Bodsworth, the copyright holder of this work allows anyone to use it for any purpose including unrestricted redistribution, commercial use, and modification.

- Thanks Mr. Bodsworth -

 

Taltempel:

Am unteren Ende folgte der Aufweg dem Tal des Wadi el-Karen, wo man am talseitigen Ende des Aufweges den zum Pyramidenkomplex gehörenden Taltempel vermutet. Schon Emile Gaston Chassinat berichtete nach Abschluss seiner damaligen Untersuchungen, dass noch einige wenige Reste eines Taltempels im Wadi vorhanden seien. Dieser Bereich war bis vor wenigen Jahren noch militärisches Sperrgebiet und für wissenschaftliche Untersuchungen nicht zugänglich. Erst nachdem die militärische Nutzung vor wenigen Jahren aufgegeben wurde, konnte eine genauere archäologische Untersuchung erfolgen. Die Forscher fanden von dem Gebäude nur noch die Grundstruktur. Wahrscheinlich wurde der Taltempel überwiegend aus Nilschlammziegeln erbaut und sicherlich nur in den wesentlichen Teilen fertiggestellt und besaß mit Sicherheit eine Hafenanlage, die über einen Kanal mit dem Nil verbunden war (Quelle: KEMET Heft 3/2008, S. 22, Thomas Kühn)

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