Von der einstigen Residenz zahlreicher Dynastien, dem Sitz der Zentralregierung von Ober- und Unterägypten, der Stadt Memphis, hat nur wenig die Jahrtausende überdauert. Das antike Memphis,  "Ineb-hedj", d. h. "die weiße Mauer",  dessen Palastanlage von einer weißen Lehmziegelmauer umgeben war, bildete das Verwaltungs- und religiöse Zentrum des I. unterägyptischen Gaus und war Hauptstadt Ägyptens. Auch in späteren Zeiten bauten sich die Könige hier im Bereich zwischen Gizeh und Dashur ihre Paläste und Grabmäler.

Dem Touristen, der die einstige Hauptstadt des Alten Reiches besucht, bietet sich die ehemalige Nekropole als eine von Palmen bewachsene Landschaft dar, die im heutigen Ort Mit-Rahina liegt. Kein Stein der "Weißen Stadt" die einst zu den volksreichsten und angesehensten Städten nicht nur von Ägypten, sondern der Antike überhaupt gehörte, steht mehr aufeinander. Alles was von den Palästen und Tempeln erhalten sein mag, muss im Fruchtland östlich der Nekropole unter Nilschlammablagerungen gesucht werden. Einige Teile sind in Sakkara und in Mit-Rahina zutage gekommen (östlich der Teti-Pyramide). 

Die Größe der Metropole und damit auch ein Zeugnis ihrer Wichtigkeit, lässt sich heute aus der über 30 km auf dem Westufer des Nils erhaltenen Nekropole abschätzen. Heute richten sich die Benennung der Teile der memphinitischen Nekropole nach den in der Nähe gelegenen Orten. Eine einzelne Gesamtbezeichnung dafür hatten die Ägypten wahrscheinlich nicht, aber Bezeichnungen für Teile sind bekannt. So zum Beispiel "Rosetau". (wahrscheinlich für das südliche Gizeh) Zur memphitischen Nekropole gehörten:

                   Dashur

                   Sakkara

                   Abusir

                   Sauijet el-Arijan

                   Gizeh

                   Abu Roasch

Gizeh und Abu Roasch gehörten verwaltungsmäßig zum II. Gau von Unterägypten. Als erste Hauptstadt des vereinigten Ober- und Unterägyptens besaß Memphis, das spätere "Menefer", (der benachbarte Pyramidenbezirk  "Men-nefer-Pepi" von Pepi I. wurde zum neuen "Taufpaten") über Jahrtausende große Bedeutung als Krönungsstadt. Im Mittleren Reich war der Name "Anch-taui" , d. h. "die die beiden Länder zusammenbindet" geläufig und beschreibt damit die strategisch bedeutsame Lage von Memphis an der Spitze des Deltas, wo der traditionellen Geschichte nach , Unter- und Oberägypten zusammenstoßen. Vermutlich war dieser Umstand ein Grund dafür, dass die Herrscher der I. Dynastie hier die Hauptstadt gründeten.

Die Reste des ehemaligen Memphis liegen heute inmitten eines Palmenhains beim Dorf Mit Rahina

Der ägyptischen Überlieferung nach soll Menes oder Meni  - evtl. auch mit Hor Aha gleichgesetzt - (bei Herodot Min) der Gründer von Memphis und des Ptah-Tempels gewesen sein. Auf spätzeitlichen Berichten fußend, sind dort in ptolemäischer Zeit Priester des Menes bezeugt. Auf jeden Fall beginnt mit Menes, dem 1. König der I. Dynastie die überlieferte Geschichte Ägyptens ( etwa 3032/2982-3000/2950 v. Chr.) und vermutlich wurden von seiner Zeit ab jährliche Aufzeichnungen (Annalen) in der vielleicht von ihm gegründeten Stadt Memphis geführt. (Quelle: Chronologie des pharaonischen Ägypten/J. v. Beckerath - Ph. v. Zabern Verlag)

Ptah - Heilgott und Schutzherr der Handwerker

Der Gott Ptah, dessen Hauptkultort in Memphis lag, war ein Schöpfergott und Schutzherr des Handwerks. Er wurde auch als Heilgott angerufen. Kranke Ägypter konsultierten nicht nur den  Arzt, sondern sie versuchten auch durch Gebete und Zauberformeln, Heilung und Linderung zu finden.

In Wandbildern von Tempeln und Gräbern, Stelen und Statuen wird er mumiengestaltig mit engsitzenden Gewand und einem geschorenem Schädel, bedeckt mit einer enganliegenden Haube abgebildet. Er hält meist einen Stab in seinen Händen, der das Anchzeichen verbunden mit einem Zepter (Was-Zepter) darstellt. Diese Zeichen sind Symbole für Macht und Kraft. In späteren Epochen trägt er einen langen, künstlich aussehenden Kinnbart, der steif absteht. 

Später stieg er zu einem "Staatsgott" auf und wurde auch in Theben und Abydos verehrt. Ptah verschmolz bald mit den Nekropolengöttern Sokar und Osiris zu Ptah-Sokar-Osiris

Der Tempel des Ptah

Eines der wichtigsten Heiligtümer des alten Ägyptens, war der nach einer Überlieferung von König Menes erbaute Tempel des Ptah.  Er war ein Ort von historischer Wichtigkeit für Krönungsfeierlichkeiten, Sed-Festen bis zu Machtergreifungen, Triumphzügen, Eroberungen und Plünderungen.

Der Tempel wurde in ptolemäischer Zeit von einer trapezförmigen, 410 x 580 x 480 x 630 m großen Ziegelmauer umgeben.

                                  "Das Innere ist durch ein Kreuz sich schneidender Tempelachsen gegliedert, 
                                    mit den Haupttoren in die vier Himmelsrichtungen. Was sich heute noch den
                                    Besuchern an Ruinen präsentiert, sind lediglich die enttäuschend geringen Reste
                                    des westlichen Zugangs des Ptah-Tempels."
                                   
(Zitat: die Tempel Ägyptens/Dieter Arnold/Bechtermünzverlag, Augsburg 1996)

Dieser Zugang gehört zur Westhalle von Ramses II. und bestand aus einem 74 m breiten, steinernen Pylon. Drei oder vier große Kolosse Ramses II. standen vor dessen Fassade. Eine Inschrift an der Wand des Ptah-Tempels von Memphis lautete:

                                    "Gelobt seist du am großen Schutzwall,
                                      dies ist ein Ort, an dem die Gebete 
                                      erhört werden."

Hinter dem Pylon folgte die "Westhalle", ein riesiges basilikales Hypostyl von 4 x 4, 13 m hohen Papyrussäulen. Diese waren umgeben von einer Doppelreihe von niedrigeren Säulen. Vor der Halle befand sich ein mit Säulen öffnender Tempelteil. Ramses II. fügte an den Vorbauten der Nordachse des Tempels einen Vorhof mit einem Pylon hinzu. Außerdem erneuerte er das Sanktuar des Ptah, da der Gott zu dieser Zeit schon neben Amun und Re-Harachte zu den "Reichsgöttern" von Ägypten zählte.

Alle großen Bauherren des Alten Reiches bis hin zu den Ptolemäern haben sich vermutlich im Hauptteil des Tempels durch Sanktuare, Säulensäle, Pylone, Vorhöfe und Kolossalstatuen verewigt. Außer den Resten des Tores Ptolemäus IV. Pilopators aus rotem Granit, das in der östlichen Umfassungsmauer noch zu sehen ist, sind keine Baureste mehr vorhanden.

Mehrere Kolosse Ramses II. standen ursprünglich vor dem Südtor, wovon einer heute in einer eigens gebauten "Schutzhalle" liegt und ein weiterer steht auf dem Bahnhofsplatz von Kairo.

Bei Aushubarbeiten zu einem Restaurant in Memphis wurde 1962 diese Kolossalstatue entdeckt, die Experten als Standbild des Ramses II.  (1279 - 1213 v.Chr.) identifizierten,

Dieser Koloss aus Kalkstein war ursprünglich 15 Meter hoch und von hervorragender Qualität. 1912 wurde in einem Sumpf bei Memphis ein 80 Tonnen schwerer Alabaster-Sphinx aus dem Neuen Reich gefunden, die wahrscheinlich in einem hinter dem Südtor zu vermutenden Vorhof gestanden haben musste. Heute steht die Skulptur in dem nahen  Museumsgarten von Mit-Rahina. (Länge 8,7 m , Höhe 4,7 m) Aufgrund stilistischer Untersuchungen wird der Sphinx Amenophis II. , dem 7. König der 18. Dynastie (1428 - 1397 v.Chr., n. J. v. Beckerath) zugewiesen.

(Fotoquelle: Culver Pictures,Inc.) Alabastersphinx aus dem N.R.

Alabastersphinx aus dem Ptah-Tempel, der sich heute im Skulpturenpark von Memphis befindet. Diese Skulptur ist nicht beschriftet oder die Inschriften wurden ein Opfer der Erosion.

Südwestlich des großen Bezirkes lag der Tempel des Apis-Stieres. Hierüber berichtete der große Historiker Strabon: (ca. 64 vor bis 26 n. Chr.)

"Vor dem Heiligtum liegt ein Hof, in dem noch ein Heiligtum liegt, das der Mutter des Apis gehört. In diesem Hof wird zu einer festgesetzten Stunde der Apis freigelassen, besonders um ihn Fremden zu zeigen; denn obwohl man ihn durch ein Fenster im Tempel beobachten kann, möchten ihn die Leute auch draußen sehen. Wenn er aber eine kurze Runde von Sprüngen im Hof gemacht hat, bringen sie ihn wieder zurück in den vertrauten Stall." 

Sechs Meter hohe Statuenpfeiler umgaben die Hallen des Apis-Hofes. Die Ptolemäer bedachten das in der 26. Dynastie erbaute Tempelhaus mit reichen Stiftungen. Seine genaue Lage ist allerdings unbekannt. Dagegen wurden im Gelände nördlich der Straße die Überreste der Balsamierungsstätte für die Apis-Stiere, die heiligen Tiere des Ptah, gefunden. Diese Überbleibsel stammen aus der Epoche des Nektanebos II. Es war ein einfacher Ziegelbau mit allerdings prachtvollen Alabastertischen, die für die Balsamierung der verstorbenen Apisstiere genutzt wurden. Mit viel Pomp führte man die Stiermumien auf einer Prozessionsstraße in die Katakomben des Serapeums oben in der Wüste von Sakkara. Der über den Katakomben errichtete Totentempel, einst von Psammetich I. errichtet, ist verschwunden. Im Jahre 1850 legte Auguste Mariette (der spätere 1. Direktor des ägypt. Nationalmuseums) die an beiden Seiten mit Sphingen und Kapellen und Statuen ausgestattete Straße frei.

Ein Hathor-Tempel wurde am Südrand des Ptah-Bezirks festgestellt, konnte allerdings wegen des Grundwassers und seiner zersetzenden Wirkung auf die Wandreliefs nicht richtig ausgegraben werden. (Quelle: Die Tempel Ägyptens/Dieter Arnold)

Diese Statue stammt aus dem Mittleren Reich und wurde von Ramses II. übernommen.

In der 19.Dynastie befand sich das politische Zentrum von Ägypten im Norden des Landes. Memphis und Heliopolis waren die mächtigsten Städte Ägyptens. Außerdem gewann die neu gebaute Stadt Pi-Ramses, die Residenzstadt des Pharaos, an Einfluss

Leider sind von Memphis nur die stark beschädigten Fundamente erhalten, die zwischen den Palmen von Mit-Rahina liegen, die moderne Stadt, die über der antiken Stätte gegründet wurde.

Memphis war die Stadt, die die meisten Ausländer anzog. Zur Zeit Ramses II. gab es hier viele ausländische Enklaven, in denen fremde Götter angebetet wurden. In Inschriften wurde die Lebendigkeit und die Verfügbarkeit von vielen Dingen, welche das Volk begehrte, gepriesen.

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