Biografie Pepi I.

Familie Pepi I.

Biografie Teti

Weiße Links sind noch Baustelle !

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Bilder oben: links Courtesy to
The Petrie Museum of Egyptian Archaeology UCL  - CC-BY-NC-SA-3.0
Bild oben rechts: alte Grabungsfotos der französischen Mission unter Leitung von Jean Leclant

Trotz der bedeutenden Bautätigkeit des Königs in ganz Ägypten unterscheidet sich sein Pyramidenkomplex in Größe und Ausstattung nicht von denen der Könige vor ihm. Als Standort für seinen Grabbau wählte Pepi I. einen Platz zwischen der nördlichen und der südlichen Pyramidengruppe in Saqqara-Süd, nördlich der Merenre-Pyramide und der Djedkare-Pyramide.

Der altägyptische Name der Pepi-I-Pyramide "Men-nefer-Pepi" ("Dauernd und vollkommen ist die Pyramide des Pepi") wurde später für die nahe gelegene Hauptstadt des Reiches, Memphis, übertragen. Ab dem Neuen Reich war sie nur unter diesem Namen „Von Dauer ist die Schönheit des Pepi“ (Mer–nfr–Meri-Re) geläufig. In abgekürzter Form haben die Griechen diesen Namen dann als "Memphis" überliefert. Heute nennen die Einheimischen sie „El–Shawaf El–Bahry “ um sie von der  nahegelegenen Pyramide Djedkares, zu unterscheiden.

John S. Perring nahm in den 1830er Jahren hier Untersuchungen vor (Perring Nr. 5). Durch Lepsius wurde die Pepi I.-Pyramide katalogisiert (Lepsius Steinpyramide Nr. XXXVI). Gaston Maspero gelang es 1881 in das unterirdische Kammersystem vorzudringen. Er legte die Grabkammer frei und fand hier zum ersten Mal Texte an den Wänden, die sog. "Pyramidentexte". Seit 1950 widmet sich die französische archäologische Mission in Saqqara der systematischen Untersuchung der Pyramide. 

Seit 1951 widmet sich die französische archäologische Mission in Saqqara der systematischen Untersuchung der Pyramide. Begonnen wurde sie von Jean Phillipe Lauer und Sainte Fare Garnot, von 1963 bis 1971 leitete dann Jean Leclant die Arbeiten; auf ihn folgte dann  Audran Labrousse. In den Jahren von 1966-1971 arbeitete das MAFS (Mission archéologique francaise de Saqqâra) am Pyramidenbezirk. 1966 wurden die Grabkammer und der Durchgang der Unterkonstruktion in der Pyramide freigelegt. Hierbei zeigte sich, dass die Texte in der Pyramide von Pepi I. in einem Grünton eingraviert und gemalt waren, der von den alten Ägyptern als "Wadj" bezeichnet wurde und "Erneuerung und Keimung" symbolisierte (Quelle: Leclant 1999: Saqqara, pyramids of the 5th and 6th Dynasties" - in Bard, Kathryn (ed.) Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London & New York, Routledge pp. 865-890).

Die Südwand und ein Teil der Ostwand der Pyramide wurden zwischen März und April 1996 ausgegraben. Dabei legte man eine Fülle von eingeschriebenen Kalksteinblöcken frei, welche die Namen von Personen trugen, die am Komplex beteiligt waren. Aus diesen Inschriften geht hervor, dass Familienmitglieder des Königs an dem Projekt beteiligt waren, wie z. B. Teti-anch, ein Sohn von Teti, der nach Vassil Dobrev verschiedene Aktivitäten rund um den Komplex leitete. Der Name dieses Prinzen ist besonders mit der Umfassungsmauer und deren Vermessung verbunden. Auch eine der Ehefrauen von König Pepi I., deren Name Inenek-Inti lautete, erscheint auf mehreren Blöcken mit einem Titel, der ihre Rolle als Architektin und Erbauerin des Denkmals angeben. Weitere beschriftete Blöcke wurden zwischen Februar und April 1997 freigelegt. Im Laufe der Jahre 1995-1997 wurden alle vier Seiten der Pyramide geräumt und man fand Hunderte von Blöcken, in denen die Beteiligung von etwas 40 Personen vermerkt wurden.
(Quelle: Vassil Dobrev, 1998 "Les marques de la pyramide de Pepy Ier, Notes complêmentaires" Bulletin de I'Institut Francais d'Archéologie Orientale, 98).

Die Ägyptologen fanden auf Steinen des Kernmauerwerks eine Anzahl von Baugraffiti, aber auch Blöcke mit dem Namen der Königin Seschseschet (die Mutter des Teti). Evtl. stammen sie von einem heute zerstörten Bauwerk und fanden hier erneut Verwendung. Eine stichhaltige Erklärung gibt es bisher nicht, und dieser Fund bleibt damit eines der Rätsel nicht nur der Pyramide Pepi I., sondern dieser Zeit überhaupt. Interessant ist auch, dass sich auf einigen Blöcken Baugraffiti fanden, in denen der Name des Architekten des Pyramidenbezirks Inti zu lesen ist (Quelle: Dr. Zahi Hawass: Die Schätze der Pyramiden, Weltbild, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0809).

Das französische Team entdeckte 1993 bei ihren Grabungen auf Verkleidungs-Fragmenten von der Südseite der Pyramide Reste einer sog. Restaurierungsinschrift des Prinzen Chaemwese (Sohn von Ramses II.), woraus hervorgeht, dass die Pyramide in der Zeit der 19. Dynastie noch in großen Teilen unbeschädigt war und dass nur einige kleinere Ausbesserungen bei den Restaurierungsarbeiten des Prinzen Chaemwaset vorgenommen wurden. Die Restaurierungsinschrift des Chaemwaset beschreibt, das durch seine Inschrift die Nachwelt an den König erinnert werden sollte, dessen Pyramide er verlassen und Namenlos angetroffen habe. Unter den zahlreichen Baugraffiti entdeckte man auch Blöcke mit dem Namen der Königin "Seschseschet" (Mutter des Teti), die man hier wiederverwendete. Es erweckt fast den Anschein, dass diese Reliefblöcke absichtlich beschädigt worden sind (evt. durch den Vorgänger des Pepi I. - Userkare ?). Die Ägyptologen rätseln noch, ob diese Blöcke evtl. aus einem zerstörten Bauwerk für die Königin Seschseschet stammen und später in der Pyramide von Pepi I. Verwendung fanden oder ein "Beweis dafür sind, dass Pepi I. seiner Großmutter Seschseschet eine Kultstätte direkt in seinem Totentempel errichtete?" (Zitat Miroslav Verner in: Die Pyramiden, Rowohlt-Verlag 1998, S. 391). 

*

Die Pyramide von Pepi I. ist heute sehr verfallen, so dass von außen die Abdeckung der Sarkophagkammer zu erkennen ist, welche in ihren Ausmaßen recht klein ist (Seitenlänge 76 m) und Pyramidentexte enthält. In ihren Ausmaßen und ihrer Bauweise ist die Pyramide weitestgehend mit denen seiner Vorgänger Djedkare und Teti identisch. Ihre Seitenlänge betrug 78,80 m und sie besaß eine ursprüngliche Höhe von 52,5 m mit einem Neigungswinkel von 53°7.

Von allen hier befindlichen königlichen Grabanlagen hat der Pyramidenkomplex Pepi I. am meisten unter dem Steinraub gelitten. Durch den massiven Steinraub in späterer Zeit ist von der Pyramide heute nur noch ein etwa 12 m hoher Hügel übrig, mit einem großen Krater im Zentrum. Die Verkleidung aus feinem weißem Kalkstein ist leider nur noch in den untersten Lagen erhalten geblieben. 

Blick auf die Reste der Pepi I. Pyramide (im Hintergrund)

Im Vordergrund sehen wir die Kultpyramide an der Südost-Ecke der Königspyramide

Photo: "Courtesy of www.meretseerbooks.com"  

Für den sechsstufigen Pyramidenkern wurde die gleiche Methode verwendet, wie man sie seit der Pyramide des Djedkare verwendete. Das bedeutet, man benutzte kleine Kalksteinstücke, die mit Tonmörtel gebunden waren. Das Grundmauerwerk bestand größtenteils aus Turakalkstein, das ist bei keiner anderen Pyramide anzutreffen. Es wurde in größerem Umfang Blöcke von schon verfallenen Mastabas der Umgebung als Baumaterial herangezogen. Auch der Plan der Pyramideninnenräume folgte dem Vorbild der Teti-Pyramide. Zum ersten Mal ist nun auch die Gangkammer mit Pyramidentexte dekoriert - ebenso der folgende, horizontale Gang, die Vorkammer und die Sarkophagkammer. Nur der dritte, östliche Raum, der ab Pepi I. die drei charakteristischen Nischen einbüßte und zu einem dekorationslosen Raum wurde besitzt keinerlei Inschriften.

Die französische Grabungsmission legte in den letzten Jahrzehnten mehrere Königinnenpyramiden frei. Diese Nebenpyramiden besitzen eigene Kultbauten, Ka-Pyramiden, Magazine und Nebeneinrichtungen. Durch diese Entdeckungen treten bisher völlig unbekannte Ehefrauen von Pepi I. in das Licht der Geschichte.

Rekonstruktionsplan der Pepi I.-Pyramide

Rekonstruktionszeichnung der Pyramide mit der Kultpyramide und den Königinnenpyramiden.
Höhe (ursprünglich) 52,50 m - Höhe (heute) 12 m - Neigung 53°7'
Der Name der Pyramide lautete: Dauernd und vollkommen ist (die Pyramide des) Pepi.
In der Mitte vor der Pyramide befindet sich der Totentempel und links daneben die Kultpyramide des Königs.
Bild:     File:021Pepi I 2.jpg
User:
   R. F. Morgan, Wikipedia, 26.7.2013
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

 

Die Pyramidenstadt des Pepi, welche den gleichen Namen wie seine Pyramide trug: Men-nefer-Pepi wurde im Mittleren Reich dann für die gesamte Metropole verwendet. Aus der verkürzten Form Men-nefer wurde schließlich die griechische Version "Memphis", unter der die einstige Stadt noch heute bekannt ist. Der Pyramidenbezirk besaß

  1. Taltempel mit Aufweg

  2. Totentempel

  3. Kultpyramide 

  4. Königinnen-Pyramiden (unbestimmte Anzahl - bislang sind 8ausgegraben worden).

Der Aufweg ist bislang nur über wenige Meter vor dem Totentempel ausgegraben worden. Er zeichnet sich in Umrissen aber deutlich ab, und führte einst in fast gerader Achse (er weist nur einen Knick auf) von Ost nach West zum Schwemmland hinab. Der Taltempel sowie die Pyramidenstadt sind bislang nicht ausgegraben und befinden sich wahrscheinlich für immer unter dem modernen Ort Saqqara.

Der gesamte königliche Pyramidenbezirk wurde von einer 4,16m (= 8 Ellen) starken Umfassungsmauer von 125 x 100 m Abmessung umschlossen. Diese wurde an der südwestlichen Ecke mit schönen übereinanderliegenden Platten geschmückt, welche den Namen ePepi I. vor verschiedenen Gottheiten zeigt.

Bisher wurden neun Königinnen-Pyramiden entdeckt, von denen mindestens 3 über eigene Kultpyramiden verfügen. Die Pyramide von Pepi I. besitzt somit die größte Anzahl von Nebenpyramiden des Alten Reiches.

Die Pyramide:

Das Kammersystem der Pepi-I-Pyramide ähnelt denen des Djedkare und des Teti. Fast sicher stand in der Mitte der Nordseite des Bauwerks, über dem ebenerdigen Eingang, ursprünglich eine Kapelle, von der leider nichts mehr erhalten geblieben ist. Von dort aus führt ein schräg abfallender, kalksteinverkleideter Korridor, der in seiner Mitte eine einzelne Fallsteinsperre aufweist, in die Gangkammer. 

Von hier aus führt ein horizontaler Gang in eine Vorkamme, die sich in der vertikalen Pyramidenachse befand. Dieser Zugangskorridor befindet sich im Gegensatz zu den stark zerstörten Grabräumen in einem ausgezeichneten Zustand. Östlich davon befindet sich der der Serdab, ein nord-südlich ausgerichteter Raum, der unverkleidet und ohne Dekoration verblieb)

Erstmals ist auch die Gangkammer und der anschließende Korridor mit Pyramidentexten bedeckt. Die in senkrechten Hieroglyphenspalten angebrachten Texte waren grün ausgemalt - die Farbe der Frische und der Erneuerung.

Die Vor- und die Grabkammer besaßen ein Giebeldach aus Kalkstein-Monolithen, welches aus drei Blockschichten gegliedert und wobei jede Schicht abermals in sechzehn Blöcke unterteilt war. Das Gesamtgewicht beträgt etwa 5000 Tonnen! Diese Decke wurde als Sternenzelt aus weißen Sternen auf einem schwarzen Hintergrund dekoriert (2). Auf halber Strecke des Durchgangs zur Vorkammer befindet sich eine Blockiervorrichtung mit drei Fallsteinen aus Rosengranit.

An den Wänden des Gang- und Kammersystems fand das Französisch-Schweizer Team Teile der Pyramidentexte, die sich noch an ihrer ursprünglichen Stelle befanden, jedoch auch ca. 3000 Fragmente davon im Schutt der Kammern. Seit einigen Jahren beschäftigt sich das Team an einer Lösung für eine Rekonstruktion der Text-Fragmente, wobei u. a. auch in umfangreichen Maße moderne Computertechnik eingesetzt wurde. Interessanterweise fand das Team unter der Leitung von Audran Labrousse etwa zwei Drittel der Inschriften in der Vor- und Grabkammer, die von einem größeren Buchstabentyp in einen kleinen umgearbeitet wurden. 

Fragment eines Pyramidentext von der Nordwand der Vorkammer
- Petrie Museum London UC14540 - 
Kalkstein - Höhe 24,5 cm - Breite 25 cm 

Wandfragment aus Kalkstein mit Teilen einer grün gefüllten Inschrift aus fünf Kolumnen von der Nordwand der Vorkammer. Die Inschrift enthält die Kartuschen von Pepi I.  viermal innerhalb einer Formel für den Aufstieg des Königs in den Himmel und für seine ewige Versorgung mit Nahrung. (Teile der Pyramiden-Texte 627B, 302 und 655)

Bild: Courtesy to the Petrie Museum London
- CC BY-NC-SA 3.0 -

Interessant ist die Feststellung, dass es irgendwann innerhalb der Inschriften zu einer Änderung des älteren königlichen Thronnamens "Nefer-sa-hor" in "Meri-re" kam, wobei die Gründe für diese Modifikation bislang nicht geklärt werden konnten.

Ebenso wie bei den Pyramiden seiner Vorgänger enthält das unterirdische Kammersystem der Pepi I. Pyramide drei Kammern:

  1. eine Vorkammer auf der vertikalen Achse der Pyramide

  2. ein Serdab/Magazinkammer

  3. und eine Grabkammer mit dem Sarkophag des Königs im Westen.

Der Magazinraum (Serdab) ist bei Pepi I. deutlich einfacher ausgeführt als bei den Vorgängern. Der Raum weist keinerlei Dekoration auf und verlor erstmals unter Pepi I. seine drei Nischen, die also wohl inzwischen ihre Bedeutung eingebüsst hatten.

Die westlich der Vorkammer gelegene Sarkophagkammer maß 7,90 x 3,20 m und lag ca. 8 m unter dem Bodenniveau (nach Stadelmann: die ägyptischen Pyramiden, Phillip v. Zabern-Verlag Mainz 1997).

Blick in die restaurierte Grabkammer Pepi I.

Die Grabkammer nach der Restaurierung durch die französische Mission, die den schwarzen Steinsarkophag sowie die Kanopentruhe mit einem Paket der königlichen Eingeweide fand. Tausende von Pyramidentext-Fragmente wurden wie ein großes Puzzle wieder zusammengefügt und an ihren ursprünglichen Platz an der Grabkammer wieder angebracht.

Photo: "Courtesy of www.meretseerbooks.com"  

 

Die Wände der Grabkammer - um den Sarkophag herum - waren mit dem Schilfmattenmotiv verziert Der Sarkophag befand sich im Westen der Sargkammer und war aus schwarzem Gestein gearbeitet. Der Sarkophag trug an seiner Vorderseite eine zweizeilige Inschrift in einem Rahmen, welche die Titel und den Namen des Königs nannte. Der französische Ägyptologe A. Labrousse ist der Meinung, dass es sich wohl um einen Ersatz-Sarkophag handelt. Das Original sei entweder beim Transport in die Grabkammer beschädigt worden oder es traten unbekannte Mängel in der Struktur des Steines auf, aus dem der Sarkophag gearbeitet wurde (2). Der Sarkophag war bei seiner Auffindung völlig zertrümmert - es fand sich nur noch der untere Teil und einige verstreute Fragmente, die man in neuerer Zeit wieder zusammen gesetzt hat. Der flache Deckel bestand ebenfalls aus schwarzem Basalt

Zeichnerische Rekonstruktion der Sarkophag-Wanne Pepi I.

Zeichnung: nach Audran Labrousse
- bearbeitet von Nefershapiland - 

Bei der Restaurierung der Sarkophagkammer entdeckten die Franzosen einen vollständig erhaltenen Kanopenkasten aus Rosengranit, der samt Deckel in der Fußbodennische vor dem Sarkophag stand. Neben dem Kasten lag ein vollständiger Satz Eingeweide (Mark Lehner vermutet, dass es durchaus die von Pepi I. sein können - siehe Lehner: das Erste Weltwunder - Econ-Verlag 1997, S. 158), welches straff verpackt waren und noch die Form des Alabasterkruges trugen, in dem sie gelegen hatten. Es handelt sich hierbei um das einzige Exemplar einer königlichen Kanope aus dem Alten Reich, das jemals gefunden wurde.

Auch 14 Fragmente eines einzigen Kanopenkruges aus gelblichem Alabaster, eine linke Sandale aus rötlichem (Sykomoren?)-Holz, ein Leinenstück mit der Aufschrift: "Leinen für den König von Ober- und Unterägypten, dass er ewig lebe" und ein kleines Messer aus Feuerstein wurden gefunden (Quelle: M. Verner, die Pyramiden, S. 392). Die Kanopenkrüge und wohl auch das Kanopenpaket sind heute leider nicht mehr auffindbar - die Masse war 40cm in der Höhe bei einem Durchmesser von 20 cm (Quelle: Canopic Equipment" von Aidan Dodson, Bristol).

Die Kultpyramide:

Die kleine Kultpyramide im südöstlichen Hof des Pyramidenkomplexes besaß eine eigene Umfassungsmauer und weist das hier übliche T-förmige Raumschema auf, wie Audran Labrousse mit Hilfe eines Anastylose-Verfahrens (Rekonstruktion eines bestehenden Bauteils bzw. Bauwerks mit Originalteilen) erforschte und wobei die Strukturen wieder hergestellt werden konnten. Die Seitenlänge der Kultpyramide betrug 15,70 m / 30 Ellen, bei einem Winkel von 63° (Quelle: J. Budka, die Kultpyramide, S. 156 in Susanne Bickel und Antonio Loprieno: Basel Egyptology Prize 1 - Aegyptiaca Helvetica 17 Basel). Die Grabkammer der Kultpyramide lag ca. 2,25 m unter dem Bodenniveau. Die Kultpyramide des Königs ist trotz ihrer Zerstörung durch die Steindiebe in einem besseren Zustand als die anderen ihrer Zeit und es ist sogar gelungen, Teile ihrer Verkleidung inklusive des Pyramidions wieder zu finden. 

Kultpyramide von Pepi I.

Im Vordergrund die rekonstruierte Nordostecke der Satellitenpyramide. Im Hintergrund des Bildes ist auch noch das zusammengesetzte Pyramidion der Kultpyramide zu sehen.

Photo: "Courtesy of www.meretseerbooks.com"  

Über den Zweck der Kultpyramide sind sich die Ägyptologen unklar. Sie besaß eine Grabkammer, wurde aber nicht für Bestattungen verwendet und scheint stattdessen eine rein symbolische Struktur gewesen zu sein (Quelle: Verner 2001: The Pyramids). Nach Mark Lehner (The Complete Pyramids, New York, Thames & Hudson) könnte es eine Kult-Pyramide für den KA des Königs oder für eine Miniaturstatue des Königs gewesen sein - für rituelle Handlungen wie Beerdigung und Auferstehung des KA-Geistes während des Sed-Festes des Königs.

Absteigender Gang in die Kultpyramide

Beginn des absteigenden Gangs vor der Nordseite der Satellitenpyramide (Kultpyramide). 
- Detailansicht des Ganges - Blick nach Süden -

Photo: "Courtesy of www.meretseerbooks.com"  

 

 

Totentempel

Ebenso wie die Pyramide und ihr Kammersystem, ist auch der an der Ostseite der Pyramide gelegene Totentempel in seinem Aufbau praktisch standardisiert mit denen seiner Vorgänger. Später wurde er stark durch Steinraub zerstört und seine Kalksteinblöcke fielen den Öfen der Kalkbrenner zum Opfer. Trotzdem haben drei Jahrzehnte Forschung der französischen Mission von Saqqara (MAFS) gezeigt, dass der Totentempel alle wesentlichen Teile früherer Tempel besaß.

Es ist außerdem gelungen, eine ganze Reihe von archäologischen Objekten zu finden, wie z. B. im Südwestteil des Tempels Kalksteinstatuen kniender Feinde Ägyptens, deren Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Sie befanden sich lt. Miroslav Verner ursprünglich im offenen Pfeilerhof (Nr. 3 auf dem Plan unten) und vielleicht auch in der Eingangshalle des Tempels. Nach Jean-Philippe Lauer säumten die Figuren einst den Aufweg - nach Richard Wilkinson ist der ursprüngliche Standort dieser Statuen unbekannt.

         Statuen kniender gefangener Feinde aus dem Pyramidenbezirk König Pepis I.

Diese Gefangenen-Statuen stellen die traditionellen Feinde Ägyptens dar mit den Armen an die Hüfte gepresst und mit drei oder vier auf dem Rücken verknoteten Seilschlingen gefesselt. Die Statuen sind an Hals und Taille zerbrochen. Anhand der Köpfe, die leider alle mehr oder weniger beschädigt sind, konnte man diese Statuen verschiedenen Völkerschaften zuordnen. 

Jean-Ph. Lauer meint, sie hätten als Sinnbild der eroberten Völker im Norden und Süden die Seiten des Aufweges gesäumt. Andere Ägyptologen sagen aber auch, dass sie unter den Siegesreliefs im Vestibül oder im Umgang des Verehrungshofes gestanden hätten.

alte Grabungsfotos der französischen Mission unter Leitung von Jean Leclant

In der Konzeption der Tempeldekoration war ihnen eine wichtige Schutzfunktion zugedacht und symbolisierten wohl das besiegte "Böse". Sie dienten auch als Abschreckung für den Versuch, das Königsgrab zu berauben.

Grundriss des Totentempels Pepi I.

1) Eingangshalle  (Vestibül) 2a+b) Magazine 3 + 4)Hof mit Säulen
5) Quergang 6) Kapelle mit 5 Statuennischen 7) Vestibül  8) Antichambre canée
9) Opferhalle 10a-c) Magazine 11) Kultpyramide 12a+b) Pyramidenhof

Bild:  Pepi I's Mortuary Temple prg
User: Mr mddude, 1.Aug. 2019 Wikipedia
Lizenz: CC BY SA 5.0

Der Bauplan des Totentempels folgte ebenfalls ohne wesentliche Änderung dem Schema der älteren Pyramidentempel: Zuerst eine längliche Eingangshalle (Vestibül), die in einen offenen Säulenhof mit einer Pflasterung aus Alabaster führt und von Speichermagazinen flankiert wurde. Das Dach des Umgangs wurde von 18 monolithischen Säulen getragen. Der Weg führt nun durch den zentralen Querkorridor zu einer Kapelle mit fünf Statuennischen. Der Fußboden der Nischen war mit Granit gepflastert und die Türrahmen der Nischen waren ebenfalls aus Granit. 

Der innere Tempel enthielt auch eine heute fast völlig zerstörte quadratische Vorkammer, die sog. "antichambre caree" (10 x 10 Ellen = 5,52 x 5,52 m). Die Eingangstür zu dieser Kammer wurde anhand von Granitresten identifiziert. Ursprünglich hatte der Raum ein 6,29 m hohes Dach. Zu den Entdeckungen im Raum gehören Pflasterabschnitte sowie im Zentrum die Basis einer Mittelsäule, welche in der Mitte der Kammer in situ verblieben ist. Die typische Granitsäule war durch eine achteckige Säule ersetzt worden. Fragmente der Reliefdekoration wurden von der französischen Mission unter Leitung von Audran Labrousse geborgen.

Block mit vertieften Hieroglyphen

Weißgetünchter Kalkstein mit vertieften Hieroglyphen im Totentempel

Photo: "Courtesy of www.meretseerbooks.com"  

Ein weiteres Fragment eines Kalksteinreliefs mit Bemalung aus dem Totentempel zeigt den mittleren Teil einer Figur des im Kultlaufs voraneilenden Königs. Von der nach rechts gerichteten Figur ist der vom Bauchbereich an aufwärts bzw. vom Bereich der Knie an abwärts gerichtete Teil verloren. Der dreifach geteilte Schurz mit einem sorgfältig gearbeiteten Faltenwurf ist dagegen gut erhalten. Die in Hüfthöhe befindliche Inschrift vor der Figur rechts lautet: "Das Geben des Feldes, viermal ([wdj] sxt zp jfdw)" (Quelle: Leclant, in Or 45 (1976) 285)

Von der "antichambre caree" (Raum 7) aus gelangte man durch einen weiteren Durchgang in den Totenopferraum (Raum 9), der an seiner Westseite eine Scheintür besaß.

*

Pyramidenbezirke der Königinnen

Das Gebiet südlich der Pyramide Pepi I. war von gewaltigen Geröll und Sandmassen bedeckt. 1988 begann das französische Team dieses Gebiet mit Hilfe von geophysikalischen Meßmethoden nach Schiffsgruben aber vor allem nach Königinnenpyramiden zu untersuchen. Die Ergebnisse übertrafen alle Erwartungen, die Forschungsarbeit in diesem Gebiet dauert bis heute an und es ist noch kein Ende abzusehen. 

Da die Anzahl der Königinnenpyramiden ungewöhnlich hoch ist (bislang sind 9 Königinnen-Pyramiden entdeckt) spielten Königinnen  anscheinend im Leben Pepi I. eine bedeutende, vielleicht buchstäblich sogar schicksalhafte Rolle. Der größte Teil der neu entdeckten Grabanlagen gehörten königlichen Frauen, die vorher namentlich völlig unbekannt waren.   

Alle bislang aufgefundenen Königinnenpyramiden stehen jeweils in einem eigenen Bezirk und sind untereinander nicht direkt verbunden. Die Kultstellen aller Anlagen sind meist stark zerstört, und konnten teilweise nur aufgrund der erhaltenen Spuren am Tempelpflaster rekonstruiert werden. Es handelt sich um kleine Bauten, die zum Teil in Kalkstein, zum Teil aber auch in Ziegen errichtet wurden.

An der Südseite der Königspyramide sind die Grabbezirke der Königinnen durch eine Prachtstraße vom königlichen Bezirk getrennt.

Von den bisher entdeckten neun Pyramidenanlagen ist die östlichste einer Königsgemahlin namens Nubwenti (Nubunet) zuzuordnen, die drei anschließenden können einer Königsgemahlin Inenek / Inti, einer bislang namentlich nicht bekannten königlichen Gemahlin 
(sog. „Westliche Königin“) und einer Königsgemahlin namens Meretities zugewiesen werden. Weiter westlich schließt sich der Pyramidenbezirk einer Königin mit dem sinnigen Namen HAA-Hr.w="Horus steigt herab“  (oder  M–hAA /  Mehaa) an. Sie gebar ihrem Gemahl einen Sohn namens Her–netjerichet / Hr.w-ntrj-x.t  “Horus mit göttlichem Leib”, der wohl früh verstarb. Etwas weiter im Westen liegt der Pyramidenbezirk der Königsgemahlin und Königsmutter Anchenesmerire II.

Erst kürzlich wurde etwas nordwestlich vom Bezirk der Königin HA-Hr.w  eine weitere Königinnenpyramide entdeckt, die einer Königsgemahlin Pepi II. namens Anchnespepi III (?) gehörte.

Merkwürdigerweise fehlt unter den Königinnenpyramiden bislang die der Anchenesmerire I., doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie lokalisiert wird, da sie mit absoluter Sicherheit hier bei ihrem Gemahl ein Grabmal besaß.

Zu welchem Zeitpunkt die einzelnen Königinnenbezirke errichtet wurden lässt sich schwer feststellen. Auf einem Türsturz des Nubwenet-Bezirks wird das erste Sedfest des Königs erwähnt. Falls der Türsturz zu dieser Zeit angefertigt wurde wäre das im 3. Regierungsjahrzehnt (?) gewesen. (Wann Pepi I. sein erstes Sedfest feierte ist nicht genau zu bestimmen: „Jahr nach der 18.Zählung“).

Nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse ist der Grabbezirk der Königin Inenek–Inti anscheinend der älteste der Königinnenbezirke hier.   

(detaillierte Informationen zu den einzelnen Königinnen-Pyramiden sind bei  (Königliche Familie) nachzulesen.

Quellen und Literatur:
1.  Wikipedia - Pepi-I-Pyramide
2.  Miroslav Verner, die Pyramiden, Rowohlt-Verlag 1997
3.  Jean-Philippe Lauer, Das Geheimnis der Pyramiden, Baukunst und Technik, Herbig-Verlag 1980
4.  Die Ägyptischen Pyramiden, Rainer Stadelmann, Wissenschaftl. Buchgesellschaft 1985
5.  Mark Lehner, Das Erste Weltwunder, Econ-Verlag 1997
6.  MAFS Saqqarah - online Seite


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