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(Quellen und Anmerkungen befinden sich mit Nummern (...) am Ende der Seite)

Nach traditioneller Anschauung folgte in Theben als Hoherpriester des Amun auf Smendes III. (
Nesibanebdjedet III.) - einem Sohn von König Osorkon I. - ein Harsiese A. / I. (1). Allerdings existiert kein einziges Zeugnis, welches Harsiese A. mit dem Titel eines Hohenpriesters des Amun in Verbindung bringt (2a). Historisch ist Harsiese A erst als König in Oberägypten fassbar. Mit ihm tritt zum erstenmal ein König einer thebanischen Nebenlinie während der 22. Dynastie auf. 

Sein Vater war nach bislang gültiger Ansicht der Hohepriester des Amun zu Karnak mit Namen Schoschenq, ein Sohn Osorkon I., bei dem man bislang annahm, es könnte sich bei ihm um den späteren imaginären König Schoschenq (II.) (6) (oder nach neuerer Lesung Schoschenq Q ) handeln. Durch die Einsetzung Harsiese's I. / A als Hohepriester des Amun zu Karnak wird demnach nach herkömmlicher Lesung die Regel durchbrochen, nach der kein Sohn eines thebanischen Hohenpriesters selber wieder Hoherpriester sein darf, um keine mit dem König konkurrierende Regentenlinie zu ermöglichen (1). 

Es ist allerdings unter den Ägyptologen umstritten, ob Harsiese A und evtl. auch sein Sohn wirklich das Amt des Hohepriester des Amun von Karnak innehatten. Der deutsche Ägyptologe Karl Jansen Winkeln argumentiert in einem Artikel (6), dass sowohl Harsiese A als auch sein Sohn mit unbekannten Namen wohl eher "einfache Priester des Amun" gewesen sein könnten, als wie bislang angenommen "Hohepriester des Amun., 

Nach neuerer Forschung und aufgrund der jüngst veröffentlichten Studien von Karl Jansen-Winkeln ( in JEA 81 (1995) kann Harsiese A mittlerweile nicht mehr als Sohn des Hohepriesters Schoschenq (II. / Schoschenq Q. )angesehen werden. Jansen-Winkeln belegt in seinen Ausführungen, dass alle Monumente des ersten Königs Harsiese belegen, dass er nie den Titel eines Hohepriesters trug, sondern, ebenso wie sein Sohn mit unbekannten Namen (Name zerstört .......Djw...... auf einer Granitwanne 1903/04 in Koptos gefunden wurde) - "entgegen der verbreiteter Ansicht  kein einziges Mal als Hohepriester belegt ist" (Zitat: Jansen-Winkeln  JEA 81 1997, 129-36).

Nach aktueller Forschung trug den Titel des "Hohepriester des Amun" ein Mann mit Namen Harsiese B, der diese Stellung in der späten Regentschaft von König Osorkon II. innehatte und ebenfalls, wie die Monumente belegen, im 6. Regierungsjahr von Schoschenq III. und in den Regierungsjahren 18 und 19 König Pedubaste I. belegt ist (6).
Zu diesem Problem siehe: Osorkon II. Biografie,
(des weiteren auch "Afterglow of Empire" / Aidan Dodson, Seite 97). 

Da Harsiese I. / A. auf jeden Fall ein Zeitgenosse von König Osorkon II. war (siehe Jansen-Winkeln in Orientalia 2006, S., 306) - vermutlich in dessen frühen Phase seiner Regierungszeit (siehe Ibid 135) - ist es durchaus möglich, dass er ein Sohn des Hohepriester des Amun Smendes III. (Nesibanbdjedet III.) gewesen sein könnte (5).

Harsiese I. / A. erlangte die Königswürde als erster selbstständiger König in Oberägypten - wohl unter Tolerierung des unterägyptischen Königs Osorkon II. -  wobei auch Harsiese's Abstammung von einem thebanischen Hohepriester des Amun passen würde, der zudem (lt. Jansen-Winkeln) möglicherweise selbst schon gewisse Unabhängigkeit vom unterägyptischen König beanspruchte, "falls man die ganz unübliche Auslassung des Königsnamens in den Nilstandsvermerken so verstehen darf "
(Zitat: Jansen-Winkeln
(5) ).

Auch der Ägyptologe Aidan Dodson hält es für möglich, dass Harsiese I. ein Sohn des Hohenpriester Nesibanebdjedet III. (Smendes III.) war und begründet es mit der Tatsache, dass dessen Ehefrau mit Namen [Isetem]kheb (S) / Ikhy oder Ast-Axbjt / Ixy den Titel einer "Gottesmutter" trug, welcher zu dieser Zeit wohl benutzt wurde, um die Königsmutter zu benennen (4). Bei einer unbekannten Königin namens "Cb-n-Spdt," (Shebensopdet) , von der Uschebtis in der Nekropole der III. Zwischenzeit von Herakleopolis gefunden wurden, könnte es sich nach D. Aston (ATG) und Aidan Dodson (4) um die Ehefrau von König Harsiese I. / A.  handeln. Zwei Töchter von Harsiese I. sind bekannt: Iserweret I. und Taitanebethen (4).

Harsiese hatte einen Sohn, der auf einer beschädigt gefundenen Granitbecken (12903/1904 in Koptos) genannt ist und die auch den Namen seines Vaters Harsiese I. in Kartusche samt Königstitulatur trägt. Von dem Namen des Sohnes sind aber nur noch zwei Zeichen lesbar - sie lauten: [...] djw[...] oder [...]aw[...] lauteten.   .

Daressy liest den Namen:  [pA[- djw-[Bastt ] und Legrain entziffert ihn als [pAy.f-tAw]-[m] [Bastt].  [pAy.f - tAw]-[m] [Bastt].

( Quelle: MÄS 20 - Jürgen von Beckerath 1984 )

Auf dem Granitbecken aus Koptos wird der Sohn als „Königssohn des Landesherrn Harsiese“ bezeichnet – sie befindet sich heute in Kairo (JdE 37516). Nach A. Dodson in „Afterglow of Empire“ handelt es sich um ein Granitobjekt, das den Königssohn [Pa?]du [bast?], Hohepriester des Amun zu Karnak, weihräuchernd vor Osiris und einer Göttin zeigt.  
Daressy wollte in diesem Sohn den späteren König Pedubaste I. erkennen - Falls sich in Zukunft sein zerstörter (anscheinend nicht getilgter) Name zu "Pedubast" rekonstruieren lässt (wie Aidan Dodson dieses in seinem Buch "Afterglow of Empire" , Seite 109 versuchsweise vorschlägt), könnte er mit dem späteren König Pedubastis I. identisch sein, dessen Herkunft bislang im Dunklen liegt. Unseres Erachtens nach ist aber dieser Vorschlag rein spekulativ. 

Regierungs- und Familiendaten:

Regierungsdaten 874  - 860 v. Chr.
874  - 853 v. Chr
870 - 860  v. Chr.
nach Lexikon d.  Pharaon.
nach Hölscher
nach Aston
Dynastie 22 . Dynastie (Oberägyptische Linie)  
Vorgänger HPA Smendes  III. (Nesibanebdjedet III.)  
Vater Smendes II. / III.  (Nesibanebdjedet III.) nach Jansen-Winkeln, Dodson
Mutter [Isetem]kheb (S) / Ikhy  nach Dodson
Ehefrau Shebensopdet nach Dodson
Geschwister evtl. Tanet-Amun  nach Jansen-Winkeln
Kinder [...]du/aw[..]                          (Sohn)
[Tadita]nebethen                 (Tochter)
Isetweret I.                          (Tochter)
nach "Complete Royal
Families"

 

Innenpolitik:

 

Königsnamen von Harsiese I. / A. nach Schneider (Lexikon der Pharaonen)

Thronname: *** Hd-xpr-Ra stp.n-Imn
Hedj-cheper-re  setpenamun
"Leuchend an Gestalt, ein Re, Erwählter des Re" 
Horusname: kn xaj m Wast "Starker Stier, der in Theben erschienen ist."

Anmerkung: *** Der Thronname Harsiese I. ähnelt sehr dem von König Schoschenq I.

( Quelle: Handbuch der ägyptischen Königsnamen / Jürgen v. Beckerath)

Durch die Annahme eines Horus- und Thronnamens wird Harsiese zum vollwertigen König, der sich in Theben eine Allianz unter den einflussreichen thebanischen Familien schuf. Seine Stellung als König dürfte der des Priesterkönigs Pinudjem I. aus der 21. Dynastie vergleichbar gewesen sein (1).

Falls Harsiese I. / A. wirklich ein Sohn des Hohepriesters Nesibanbdjedet III. (Smendes III.) war, ist es möglich, dass seine eigene Regentschaft (und das evtl. Pontifikat seines Sohnes) direkt auf das Ende der Amtszeit von Nesibanebdjedet's folgte (4). Der oberägyptische König Harsiese A gehörte in die Anfänge der Regierungs-Zeit von König Osorkon II. Wahrscheinlich gelangte Harsiese I. / A um das Jahr 4 König Osorkon II. auf den Thron von Oberägypten (engl. Wikipedia).

Die Gemahlin des Hohepriesters Nesibanbdjedet III. trug den Titel: "Gottesmutter", (wobei lt. Aidan Dodson in "Afterglow" dieser Titel eine "Königsmutter" kennzeichnete). Unter der Vorraussetzung, dass Smendes III. möglicherweise der Vater von Harsiese war, ist davon auszugehen, dass er aufgrund des Titels seiner Gemahlin einen Sohn hatte, der in der Regierungszeit von Osorkon II. die Königswürde erlangte. Als einziger Kandidat hierfür kommt nur Harsiese A. / II. infrage (5).

Nach dem Tode des Harsiese A. setzte der unterägyptische König Osorkon II. seinen eigenen Sohn Nimlot C. als Hohepriester des Amun in Theben ein - in dieser Zeit scheint es in der Thebais keinen königlichen Herrscher gegeben zu haben.Auf dem Skarabäus der Tanet-Amun wird ihre Mutter als mwt-nTr (Gottesmutter) bezeichnet, wobei lt. Wörterbuch II, 54, 16 dieser Titel als Kennzeichnung für eine Königsgemahlin gedeutet wird (also eine genealogische Angabe). Bei der Frage nach der Identität des Königs, als dessen Mutter  [Isettem]kheb(S)-Ikhy  vermutet  wird (der auf jeden Fall in die frühe 22. Dynastie gehört) käme hier zweifellos als nächstliegender Kandidat der thebanische König Harsiese A. in Betracht. 

Chronologie:
Nach Kitchen fällt die Regierungszeit von Harsiese in die Mitte der Regierungszeit von König Osorkons II. 

Dt. Kemet Nr. 4/2005:                 874 - 860 v. Chr.      
Lexikon der Pharaonen:              874 - 860 v. Chr.
Complet Royal Families:             867 - 857 v. Chr.
Beckerath Chronologie:    ca.     870 - 850 v. Chr.    

Familie:

 

Nesibanbdjedet III.  Smendes III.
- evtl. Vater des Harsiese A. / I.
Titel:  
sA-nsw (sa–nesu) =   Königssohn,
Hm-nTr tpy n Imn (hem–netjer  tepy en Amun) 
=
„Hoherpriester des Amun zu Karnak“
Ehefrau: evtl.  [Isettem]kheb (S)/ Ikhy) u. hypothetisch Tchysetch 
                (nach Carmen Peres Die)
Vater: Evtl. König Osorkon I.
Kinder: Tanetamun, evtl. Osorkon 3 und 2 (?) nach Carmen-Perez Die.
Belege:
3 Nilstandsmarken - (Jahr 8 und 14 (evtl. auch 13) und 19 (Karnak Nr. 17, Nr. 18 und Nr. 19) eines ungenannten Königs die sich wohl auf Takeloth I. beziehen.
(J. v. Beckerath JARCE 5 (1966) 51, Nr. 17-19; sowie möglicherweise von einer Schreiberpalette aus New York MMA 47.123 A-H;
Lapislazuliperle in ehem. Sammlung H. Hoffmann, Legrain (mit der Aufschrift: 1. Priester des Amun-Re, Nesibanbdjedet, Sohn des Herrn der beiden Länder Osorkon, geliebt von Amun.
Quellen: 
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106
Jansen-Winkeln:
Inschriften d. Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S.  81 
Jürgen v. Beckerath in JARCE 5 (1966);

 

[Isettem]kheb (S) / Ikhy   Ast-Axbjt / Ixy 
- Gemahlin des HPA Nesibanbdjet III. (Smendes III.) und
        - evtl. Mutter von Harsiese I. / A -
Titel:  "Gottesmutter" 
Ehemann: HPA Nesibanebdjedet III. (Smendes III.)
Belege: 
evtl. genannt auf Skarabäus; ibid., 58;84;;132;, Fig. 20: 159 (Doc.25) - gefunden in der Bestattung der
tA-nt-Jmn (nach Aston evtl. die Gemahlin des Harsiese A.) Grab 4 der Nekropole der III. ZZ. in Herakleopolis - (siehe Inschriften der Spätzeit - Quelle unten)
Quellen: 
Inschriften d. Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S.  224-225 u. 494;
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106_
Jansen-Winkeln, Orientalia 2006, S. 303ff

 

Shebensopdet  
- evtl. Gemahlin  von Harsiese I. / A-
Titel: xmt-nsw (hemet-nesu)  = Königsgemahlin:
 
Belege: 
evtl. gehören ihr die Uschebtis bei Grab 2 der Nekropole der 3. ZZ., (der später wohl wiederverwendet wurde) siehe Perez-Die/Vernus, Excavaciones, 66; 85; 136, Fig. 24; 163b (Doc.39) - der Name der Königin ist in Kartusche geschrieben.
Quellen: 
Inschriften d. Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S.  225 ;
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106
Jansen-Winkeln, Orientalia 2006, 

*

Bei den spanischen Grabungen in der Nekropole der III. Zwischenzweit in Herakleopolis-Magna (1966 / 1984 und 1999) bei denen Gräber und Gegenstände einer Reihe bislang unbekannter Personen gefunden wurden - darunter auch einige, die zur Herrscherfamilie von Oberägypten gehörten - ist eine Frau namens &A-nt-Jmn (Tanet-Amun) dokumentiert, die in Grab 4 bestattet wurde.

Einige Teile dieser Grabausstattung tragen Inschriften: die Türfassung, ein Block (JE 94743), sowie eine Basis, die auf dem "Dach" der Grabkammer gefunden wurde. Außerdem wurden im Grab 4 Kanopen, ein Skarabäus und Uschebtis gefunden (siehe oben unter Familie: [Isettem]kheb (S) / Ikhy). Den Inschriften zufolge war Tanet-Amun "Oberste Harimsdame" (wrt xnrt) des Herischef und ihr Vater war der Hohe Priester des Amun, der General und Befehlshaber Smendes (III.). Ihre Mutter hieß [Isettem]kheb (S) / Ikhy, die als "Gottesmutter" bezeichnet wird. Der HPA Smendes III. ist bislang nur aus drei Nilstandmarken aus den Jahren 8 und 14 (?) eines ungenannten Königs bekannt, sowie evtl. von einer Schreiberpalette
(New York MMA 47.123 A-H ) - die aber eher Smendes II. zuzuweisen ist. Aufgrund der Art der Titulatur (siehe Jansen-Winkeln in Orientalia, S. 305, Anm. 43) kommt evtl. auch eine Zuweisung an Smendes III. infrage) - in denen er als Sohn eines Königs Osorkon (?) genannt wird. Bei dem königlichen Vater des Smendes handelt es sich nach allgemeiner Auffassung um Osorkon I. (siehe Orientalia, S. 304). Das bedeutet, dass Tanet-Amun eine Enkelin von Osorkon I. war und demzufolge zur Generation von Osorkon II. gehörte.

Auf dem Skarabäus der Tanet-Amun wird ihre Mutter als mwt-nTr (Gottesmutter) bezeichnet, wobei lt. Wörterbuch II, 54, 16 dieser Titel als Kennzeichnung für eine Königsgemahlin gedeutet wird (also eine genealogische Angabe). Bei der Frage nach der Identität des Königs, als dessen Mutter  [Isettem]kheb (S) / Ikhy  vermutet  wird und der auf jeden Fall in die frühe 22. Dynastie gehört, käme hier zweifellos als nächstliegender Kandidat der thebanische König Harsiese A. in Betracht (5).

Tanet-Amun     &A-nt-Jmn
- evtl. Halbschwester oder Schwester- Gemahlin  von Harsiese I. -
Titel:  (wrt xnrt)   = Große (Oberste) Harimsdame
 
Belege: 
Gegenstände aus der Bestattung der Tanet-Amun in Grab 4 in Herakleopolis - u. a. 4 Kanopen, Skarabäus und Uschebtis.
Quellen: 
Inschriften d. Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S.  225 ;
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106
Orientalia / Jansen-Winkeln, S. 303

 

[...]du/aw[..]        
- Sohn von Harsiese I. / A. -
Titel: 
  sA-nsw (sa–nesu) =   Königssohn “,
möglicherweise:
Hm nTr tpy n Imn (hem–netjer  tepy  en  Amun)  = Hoherpriester des Amun zu Karnak          
 
Belege:
beschädigtes Granitbecken aus Koptos (Kairo JdE 47516)mit den Kartuschen seines Vaters Harsiese A. / I.
Quellen: 
Inschriften d. Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S.  225 ;
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106

 

 Isetweret i      
- Tochter von Harsiese I. / A. -.
- Gemahlin des Harsiese C. -
Titel: 
sAt-nsw (sat–nesu) = Königstochter
Ehemann: Harsiese C. (4. und später 2. Prophet des Amun)
Sohn: Djedkhons-iufankh C
Belege:
Genannt auf der Statue ihres Sohnes Djedkhonsiufankh C in Karnak - heute in Kairo.
Quellen: 
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106:
Dodson: "Royal families" Seite 218

 

[Tait]anebethen    
- Tochter von Harsiese I. / A.
Titel:  
sAt-nsw (sat–nesu) = Königstochter
 
Belege:
genannt auf einem Sargfragment aus Abydos - heute in Pennsylvania E. 16186 (in Philadelphis) mit Erwähnung einer Prinzessin [
TA-dj-t]A-nbt-hn Taylor; JEA 74, 1988; 230-31 in Jansen-Winkéln 2007-2009 (Inschriften der Spätzeit 22.-24. Dynastie Bd. II., S. 226)

- gefunden im Friedhof D am westlichen Ende des Nordfriedhofes in Abydos. Auf dem Sargfragment befand sich auch der Geburtsname des Königs Harsiese A. 
Quellen: 
Dodson: "Afterglow of Empire" S.106
Jansen-Winkeln, Inschr. d. Spätzeit, 22.-24. Dynastie Bd. II. s. 226
- Abydos "Tor zur ägyptischen Unterwelt /  Effland /Verlag v. Zabern 2013 -
Bauten und Belegstücke:

 

Theben:

Karnaktempel:
Rechts vom Durchgang am Südflügel des IV. Pylons in Karnak befinden sich die Überreste eines Tordurchganges aus der Zeit König Harsiese I.  Es handelt sich um die rechte Seite eines Tores, das die Namen König Harsiese trägt (PM II², 78). 
Nach
Paul Barguet (Le Temple d' Amon-Rê à Karnak - Essai d' Exégèse. - Le Caire, XIX, 368 S., XLII Bl. Abb., 1 Falttaf., S. 92) wurden einige Statuen und Reste eines kleinen Tores aus Sandstein vor dem südlichen, massiven Sockel gefunden und der kleine Rest des Tores in der Nähe des (nach Barguet: eines etwas vorstehenden Tores / des IV. Pylons) wieder aufgebaut wurde.

Plan Porter & Moss II², 78 No. 199
heutiger Standort des Tordurchgang-Fragmentes Harsiese A./ I.

(Bild Porter u. Moss)

 

Baufragmente eines kleinen Tores am Südflügel
 des IV. Pylons von Karnak aus der Zeit König Harsiese I. / A.

Bild mit frdl. Genehmigung saamunra

Die noch erhaltenen Reste des Tores aus Sandstein zeigen eine Darstellung des Königs, evtl. beim Betreten eines Gebäudes oder in Verehrungs-Haltung vor einem Gott. Der König ist aufgrund der noch erhalten gebliebenen Darstellungsresten auf dem Relief in Schrittstellung mit der Weißen Krone auf dem Haupt und dem Tierschwanz am Gürtel dargestellt. Über der ganzen Szene schwebte die geflügelte Sonnenscheibe. Über der rechten Flügelspitze der Sonnenscheibe ist noch der Rest des Segenswúnsches zusehen: "[Beschenkt mit Leben], Dauer, Herrschaft, wie Re ewiglich". 

Über dem König befindet sich sein Thron- und Geburtsname: [König von Ober-] und Unterägypten 
(HD-xpr-Ra stp.nImn)|, der Sohn des Re (!r-sA-Is.t-mrjImn)| . Nach der Publikation von Barguet (siehe oben) sind die Kartuschen ausgebessert (repariert oder wieder instand gesetzt ?) über einen älteren Namen.

Oberer Teil des Sandsteinfragmentes mit Kartuschen und Oberägyptischer Krone des Königs

Bild: Saamunra - Detailausschnitt v. Nefershapiland

(Bild: Elvira Kronlob)

 

Fragmente eines Bauteils aus der Zeit Harsiese A. / I. am Südflügel des IV. Pylons von Karnak

       (Bild: saamunra - alle Rechte vorbehalten)     (Bild: Elvira Kronlob - alle Rechte vorbehalten)


*

Im Vorhof des Chonstempels in Karnak - oberhalb der Säulen 18 und 19 - befinden sich Kartuschen des Harsiese A. / I. (
2)

*

Sandsteinstele wohl aus Theben
- heute Berlin 14995 - gekauft wohl in Luxor -

Eine wohl aus Theben/Karnak stammende Sandsteinstele, welche den König Harsiese A. opfernd vor einem Gott zeigt, befindet sich heute im Museum Berlin (Inv. Nr. 14995. Das Bildfeld zeigt den König, der unter der geflügelten Sonnenscheibe - von der Uräen mit Anchzeichen herabhängen, steht und vor dem Gott Amun-Kamutef steht. Der König trägt das Nemeskopftuch mit Uräus, einen breiten Halskragen, den Uräus-Bart und einen Vorbauschurz. Zwischen ihm und dem Gott befinden sich zwei Opferständer und ein Stabblumenstrauß. Hinter dem König steht in verehrender Haltung die Gottesgemahlin Karomama-Meritmut (Karomama, geliebt von Mut) mit der Doppelfederkrone auf dem Haupt.

Bild:  Stèle d'Harsiésis.jpg
User: Caligans, Wikipedia 2019
Lizenz: CC-BY-SA 4.0

*

Block mit Namen des Harsiese, wiederverwendet in einem Tor der ptolmäischen Umfassungsmauer des kleinen Tempels von Deir el  - Medina – PM II, 772 / PM II², 474.

*

(Belege und Nennungen im Rahmen der Bestattung - siehe unter Grab / unten)

Koptos

Aus Koptos stammt ein Opferbecken aus Granit, heute im Museum von Kairo JdE 37516 (siehe Legrain, ASAE 6, 1905). Auf der Schmalseite des Beckens (mit Auslass) befinden sich rechts Priester, die räuchernd und libierend vor der stehenden Osirismumie und einer Göttin stehen. Der Regent steht vor Osiris, eine Feldhieroglyphe opfernd. Über ihm ist seine Titulatur angebracht, bestehend aus Horus-, Thron- und Geburtsnamen.

Über und hinter den Priestern sind teilweise zerstörte Inschriften zu sehen. Der Rest der Schmalseiten und die Längsseiten sind mit Texten eines Festrituals bedeckt (unpubliziert)  (2). 

Museum Berlin:
- Platte eines Menits - 

Ein nicht sicher zuzuordnendes Stück, welches den Namen eines Wesirs @r-zA-Ast (Hor-Sohn der Iset / Harsiese) nennt und angeblich aus Theben (siehe Leclant, Mel. Mar., 271-2; pl. 1c, Katalog Berlin 1967, Nr. 814) stammen soll, befindet sich heute im Museum Berlin (Menat Berlin ÄM  23733). Lt. Karl Jansen-Winkeln (2) [Seite 458] ist die Datierung dieses Stückes aus der Sammlung von Bissing 1934 sehr unsicher; immerhin scheint die Göttin Mut-Sachmet-Bastet nur im Neuen Reich und in der 3. Zwischenzeit belegt zu sein. 

Weitere Zweifel an der Zuordnung dieses Menits für Harsiese A. / I. werden von einigen weiteren Ägyptologen geäußert, wie Leclant, der darauf hingewiesen hatte, dass "die Inschrift des Wesirs Hor-si-ese aufgrund der gegenläufigen Schriftrichtung nicht zum König gehören könne". Ein Wesir dieses Namens ist aus anderen Quellen aber nicht bekannt. 

               Platte eines Menits
     
- heute Museum Berlin ÄM 23733 -

Höhe: 7,7 cm; Breite: 9,5 cm,
Material: 

Dunkle Bronze mit Edelmetalleinlagen aus Silber, hellem Gold (Electrum) und Kupfer,
Herkunft:
unbekannt,  aus dem Handel wahrscheinlich aus Theben

                      

Bild: Menat Sachmet Neues Museum Berlin
User:  Vassil, Wikipedia
Lizenz: CC0 1.0 public domain

 

Das aus dem Handel stammende Stück (evtl. aus Theben) ist der untere Teil eines Gegengewichtes (ägyptisch: Menit), und gehört zu einem typischen ägyptischen Halskragen. Der nach oben anschließende Teil des Menits ist nicht erhalten geblieben. Die ovale, leicht gewölbte Bronzeplatte zeigt in Einlegearbeit die thronende löwenköpfige Göttin mit Sachmit, mit dem wAD-Szepter und der Sonnenscheibe auf dem Haupt - hinter welcher sich die Uräusschlange auf der Hieroglyphe für Unterägypten windet. 

Die Einlegetechnik mit Gold, Silber und Kupfer erscheint sehr ungewöhnlich und aufwendig und gibt eine detailreiche und stilistisch interessante Darstellung wieder. Die auf einem Thron sitzende löwenköpfige Göttin Sachmet mit der Sonnenscheibe in ihrer Erscheinungsform als die Muttergöttin Mut und der sanften Katzengöttin Bastet, reicht dem vor ihr stehenden König, der hier als Kindkönig mit Jugendlocke und einem Uräus an der Stirn wiedergegeben wird, das Papyruszepter sowie ein Anchzeichen als Symbol der ewigen Jugend. Harsiese schüttelt ein Sistrum, das er der Göttin mit dem rechten Arm entgegenstreckt. In seiner herabhängenden Linken hält er einen Halskragen mit einem Menit (Gegengewicht). Um den Hals trägt der Kindkönig eine Kette mit einem in Gold eingelegtem Herzamulett. Als Zeichen seiner königlichen Würde befindet sich an seiner Stirn der Uräus - obwohl ihn die Inschriften nur als Hohenpriester des Amun und Wesir bezeichnen. 

Links und rechts von der Göttin und dem Kindskönig hocken die Schutzgötter von Ober- und Unterägypten auf den Wappenpflanzen ihrer Landesteile: der Geier als Symbol der Göttin Nechbet von Elkab und die Schlange, welche die Göttin Wadj von Buto symbolisiert

Im unteren Teil des Gegengewichtes befindet sich das Sema-taui Symbol sowie "Rechtivögel" (Kiebitze auf Körben). Zwischen dem Kindskönig Harsiese und der Göttin Sachmet ist eine senkrechte Inschriftenzeile zu sehen, in welcher Sachmet sich an den König mit folgenden Worten wendet: "Mut-Sachmet, Mut–Bastet (?), sie gebe Leben, Wohlsein und Gesundheit dem Priester, Stadtvorsteher von Theben und Wesir Har–si–ese, dem Gerechtfertigten “. Ein Rosettenmuster bildet den Rand des Menits.

(Zeichnung: aus Karl-Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 22.-24. Dynastie, Bd. II.) 

Belege für Harsiese A 
- auf Statuen von Beamten -

 

Nakhtefmut / Nxt.fMwt A:   
- genannt: +d-+Hwtjjw=fanx (B)

Ein Nachtefmut A (genannt +d-+Hwtjjw=fanx B) war Wedelträger zu Rechten des Königs, Leiter des Schatzhauses der Amundomäne und 4. Prophet des Amun (Quelle: G. Broekmann/Studien zu Altägypt. Kultur Bd. 39, S. 81).
Sein Vater hieß Djedchonsu-iufanch / +d-#nswjw.fanx (A). Seine Mutter, die Hausherrin und Dame Nes-Chonsu-pa-hered (Ns-#nsw-pA-Xrd), war eine Tochter des 1. Propheten des Amun und Vorstehers von Oberägypten Iuput (I.) - dem Sohn des Königs Schoschenq I. (Mrjj-Jmnw Csno) und trug den Titel einer Herrin des Hauses und "Musikerin der Mut". 

Nachtefmut A. lebte zur Zeit König Takelots I., Osorkon II. und König Harsiese A. Verheiratet war Nachtefmut A mit der Hausherrin und Dame, die Musikerin der Mut Nesmut (II.)

Die geänderte Vorstellung des Königtums während der ägyptischen III. Zwischenzeit wird durch eine stelophore Kniestatue aus Alabaster des 4. Amunpropheten Nacht-ef-mut / Nakhtefmut deutlich (Kairo CG 42208/JE 36697 ) die aus der Cachette von Karnak stammt (Cachette Nr. 77). Es scheint so, dass ein Treueschwur dem thebanischen König Harsiese gegenüber nicht der Anerkennung der Königsherrschaft des tanitischen Herrschers Osorkon II. im Wege stand.

Wir besitzen von Nachtefmut A vier Statuen, die alle in der Cachette von Karnak gefunden wurden:

  1. Granitstatue Kairo CG 42206 / JE 36704 (Karnak Cachette Nr. 96)

             Statue des Nachtefmut A. (Kairo JE 36704)

    Nachtefmut A ist sitzend in einen Mantel gekleidet dargestellt. In der Mitte des Mantels befindet sich eine Doppel-Kolumne, die über seine Abstammung Auskunft gibt. An der Front und den Seiten der Statue sind seine Gemahlin Nesmut II. (Ns-Mwt) sowie seine Tochter Tasherit-net-mut (&A-Srjt-nt-Mwt), genannt  ^p-n-Ast, dar

    Die Statue wurde von Legrain (CG. p 17) dem Mittleren Reich zugeschrieben (Porter & Moss II² folgen dieser Zuschreibung, ebenso Karl Jansen-Winkeln (9); dagegen sind Schäfer/Andrae und Steindorff (JEA 25 - 39) der Meinung, dass sie ein Werk aus der 22. Dynastie ist, wenn auch an älteren Vorbildern orientiert. 



      (Bild: Biografien / Jansen-Winkeln)

     

  2. Sitzstatue aus Granit - Kairo CG 42207 / JdE 36931 (Cachette Nr. 152)
    Bei dieser granitenen Sitzstatue des Nachtefmut A. /Djed-Djehuti--iuf-anch, die ebenfalls in der Cachette in Karnak gefunden wurde, handelt es sich wohl um ein Stück aus früherer Zeit (wohl Mittleres Reich), welches von Nachtefmut A wiederbenutzt wurde. Die räumliche Verteilung der Kolumnen in den Inschriften (auf dem Sitz rechts vorn und auf der Rückseite), wo beschädigte Stellen ausgespart sind, lässt erkennen, dass auch diese Statue (ebenso wie die Statue JE 36704  - siehe oben) erst beschriftet wurde, nachdem sie beschädigt worden war
    (9). 

            Sitz-Statue des Nachtefmut A.
    -
    Kairo JdE 36931/CG 42207 -

    Auch auf dieser Sitzstatue werden Name, Titel und Abstammung des Steleninhabers sowie seiner Ehefrau und Tochter genannt.

    Maße: Höhe 1,13cm, Breite 35cm, Tiefe 67,5cm

    Die Statue stammt aus der 12. Dynastie und stellt einen Wesir dar. Die Identität des Dargestellten ist unbekannt, da die die Statue bedeckenden Inschriften von Nachtefmut A etwa 1000 Jahre später angebracht wurden, als dieser die Statue für sich übernahm.


      (Bild: Biografien / Jansen-Winkeln)


  3. Kniestatue (Stelophor) aus Alabaster: Kairo CG 42208 / JE 36697 (Karnak Cachette Nr. 77)
    Stelophor des
    Nachtefmut A / Djed-Djehuti-iufanch aus Alabaster, die sich heute im Museum Kairo befindet. Sie stammt ebenfalls aus der Cachette von Karnak. Auch bei diesem Stück handelt es sich wohl um eine Statue aus früherer Zeit, welche von Nachtefmut A wiederbenutzt wurde.

    Sitz-Statue des Nachtefmut A. 
    Kairo JdE 36931/
    CG 42208

    Auf dem Pantherfell der knieenden Person befindet sich die ausführliche Titulatur des in Delta residierenden  Königs Osorkon II.

    "Horus, der starke Stier, der in Theben erscheiut, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder, Wsr-maAt-Raw  stp.n-Jmnw , der Sohn des Re, der Herr der Diademe Mrjj-Jmnw Wsrkn, geliebt von Amun-Re, dem Herrn der Throne der beiden Länder.

    Daneben weist die Statue aber auch einen "Vermerk" auf, dass sie "durch die Gunst" des Königs Harsiese A aufgestellt werden durfte. Die Erwähnung seines Altersstandes (vorn auf der Stele) legen nahe, dass Djedhutjefmut zu dieser Zeit bereits das Greisenalter erreicht hatte

    (Bild: CGC Legrain - Übersetzung: ÄAT Bd. 8/1  "Biografien", Karl Jansen-Winkeln, S. 46)

     

    A                        Inschrift auf dem Oberrand der Steleuf dem Oberrand der Stele:

    Gegeben durch die Gunst des Königs, des Herrn der beiden Länder  (Mrjj Jmnw @rwzAJst)|, dem ewig Leben gegeben ist wie Re, an den 4. Propheten und Leiter des snT wrj des Amun in Karnak,  den berichtenden Propheten, Oberster der Räuchergerätträger vor [Amun], 2. Propheten des Chons, [Sem–Priester des Sokar zu Gast in Karnak,] Propheten im Monatsdienst [des Monthtempels in der 3. Phyle,] Propheten [ …   , Prophet des Osiris, des Herrn von Busiris] zu Gast [in Karnak, …]  [ … ]  +d[+hwtjjw.fanx, genannt Nxt.fMwt (A),] Sohn [ des 4. Propheten des Amun in Karnak, 2. Propheten] der Mut, [der Großen, der Herrin von JSrw, des Schreibers, der den Festbedarf nach] Bnnt geleitet, „die Augen des Königs“ in [Karnak +d-#nsw jw.fanx (A), gerechtfertigt,] geboren von der Hausherrin und Dame Ns#nswpAXrd (I), gerechtfertigt,] der Tochter des 1. Propheten des Amonrasonther, des Vorstehers von Oberägypten [Jwpw]tj, Sohn des Königs, des Herrn der Beiden Länder (MrjjJnmw  ^Sno)| (I).

    (Übersetzung: Übersetzung: ÄAT Bd. 8/1  "Biografien", Karl Jansen-Winkeln, S. 46/47) 

     

  4. Würfelhocker mit Statuette des Ptah-Sokar  / Kairo, CG 42209 / JdE 36937, (Cachette Nr. 243)
    Der 42 cm hohe Würfelhocker mit der Ptahfigur stammt ebenfalls aus der Cachette in Karnak (Nr. 243) und dürfte aus dem Beginn der Regierung Osorkons II. stammen - da Nachtefmut A. aber seine Ämter in Theben versah, diente er natürlich  dem hier herrschenden König Harsiese.

    Würfelhocker Kairo CG 42209 / JE 36937
    aus der Cachette Karnak Nr. 243
    des Nachtefmut A / Djed-Djehuti-iufanch

    (Bild: CGC Legrain  1914 / Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire)

                                                                                *

Es existieren weitere Statuen, die aus der Cachette in Karnak stammen und vom 4. Propheten des Amun Nachtefmut usurpiert oder mit einem Erneuerungsvermerk versehen sind. Bei der Statue Kairo CG 42178 / JdE 37876 handelt es um eine Kniefigur mit Göttertriade (Amun, Mut und Chons), die ebenfalls in der Cachette in Karnak gefunden wurde. 

Es existieren weitere Statuen, die aus der Cachette in Karnak stammen und vom 4. Propheten des Amun Nachtefmut usurpiert oder mit einem Erneuerungsvermerk versehen sind. Bei der Statue Kairo CG 42178 / JdE 37876 handelt es um eine Kniefigur mit Göttertriade (Amun, Mut und Chons), die ebenfalls in der Cachette in Karnak gefunden wurde. 

Sitz-Statue des Nachtefmut A. 
Kairo JdE 36931/
CG 4220 -

Ursprünglich stammte die Statue von einem Mann mit Namen Onw (Kenu), der in der 20. Dynastie lebte. Diese Statue wurde dann zur Zeit König Osorkons II. vom 4. Propheten des Amun Nxt.fMwt A mit einem Erneuerungsvermerk versehen. Die Kniefigur besteht aus Schist und hat eine Höhe von 47,5 cm und ist 18,5 cm breit sowie 30 cm tief.


(Bild: CGC Legrain  1914 / Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire)

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Aus dem Ramesseum (PM I, 680 unten) stammt eine nur fragmentarisch erhaltene Stele, die wohl zur Grabausstattung des +d-+Hwtjjw=fanx B (genannt Nachtefmut A) gehörte. Der Steleninhaber trägt das Pantherfell mit Schärpe. Der Königsname ist leider nicht mehr lesbar. 

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Aus dem Statuendepot im Muttempel in Karnak stammt ein Würfelhocker des Nakhtefmut (A) (heute im Museum 
Kairo JE 91720) Auf der linken Schulter des Beamten (Oberseite) befindet sich die Inschrift: "Vollkommener Gott,
Herr der Beiden Länder, Osorkon Meri-amun, beschenkt mit Leben". Auf der Vorderseite der Kniestatue steht ein
anbetender Priester vor einem Gott und einer Göttin
(siehe Barguet/Leclant, Karnak-Nord IV., 145-50, Fig. 14045; pl.
123-27 in Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 22.-24.Dynastie, Bd. II., S. 148, Nr. 82). 

    *

In einer Privatsammlung in Paris befindet sich der Sockel einer Horusstatue, auf deren Vorderseite sich oben rechts der Name seines Vaters und oben links der von seiner Mutter befindet. Der Name des Besitzers erscheint in Zeile 2 - sein Beiname auf der rechten Seite in Zeile 8 (Quelle: Berlandini in: Y. Koenig (ed), La magie en Egypte, Paris 2002, 83-148) (2)

Harsiese C. / Horus Sohn der Isis
-
!rw-zA-Jst (C) -

Harsiese (C) - (Horus, Sohn der Isis) ist der Schwiegersohn des Königs Harsiese A./ I. Er war mit der Tochter des Königs Harsiese A., der Prinzessin Iset-Weret (i) verheiratet (siehe unter Familie). Sein Vater war der oben bereits genannte Djedhutjefmut / +d-+Hwtjjw=fanx B genannt Nachtefmut A. Harsiese's Sohn namens Djedchons-iufanch (+d-#nswjw.fanx C) ist wiederum mit einer Tochter König Takelots II. verheiratet. Harsiese (C) lebte wohl gegen Ende der Regierungszeit Osorkon II./Harsiese A bis zum Beginn der Regierung von König Takeloth II. 

Würfelhockerstatue Harsiese (C)
- JE 36953 -

Harsiese (C) war Eigentümer einer Würfelhockerstatue, die von seinem Sohn Djedchons-iufanch gestiftet und in der Cachette von Karnak (Nr. 127 / PM II, 150) gefunden wurde. Sie befindet sich heute im Museum Kairo (CG 42210 / JE 36953). Ausweislich der Inschriften auf dem Rücken der Statue trug Harsiese (C) die Titel: Erbfürst und Graf, königlicher Siegler des Amun in Karnak, Leiter der Schatzhäuser des Herrn der beiden Länder.



(Bild: ÄAT Bd. 8/1  "Biografien", Jansen-Winkeln)

Im Universitäts-Museum Philadelphis (E 1828-30) befinden sich Fragmente eine Türleibung seiner Grabkapelle aus Theben-West, die im Ramesseum gefunden wurde.

 Iufa´a / Jw.f aA

Aus der Cachette in Karnak stammt ein weiterer Würfelhocker, der seine Ämter zur Zeit König Harsiese A. / I. ausübte. Diese Statue ist durch den Thron- und Geburtsnamen von König Harsiese A datiert (nach Jan Moje: befinden sich die Kartuschen auf den waagerecht auf die Knie gelegten Armen), datiert und somit sehr wahrscheinlich in die erste Hälfte der Regierungszeit von Osorkon II. zu setzen. Der Würfelhocker ist aus Granit gearbeitet und misst 49 cm in der Höhe. Er befindet sich heute im Museum Kairo ((JdE 37374 / CG 42254). 

Der Eigentümer des Würfelhockers führte ausweislich der Inschriften die Titel: Irj-pat und Hatia (Fürst und Graf).

Auf der Statuen-Rückseite befinden sich folgende Inschriften:

Rückseite, Zeile 1 – 3:
"Der fähige königliche Schreiber mit vortrefflichen Plänen, dem man keine Verfehlung nachweisen konnte, Jw.faA. (Er sagt:) Ich dienet dem „Horus“, ohne dass man ein Missgeschick von dir (vor)bringen konnte. Die Großen ehrten mich wegen meiner Nützlichkeit. Ich trat (beim König) ein in Gunst, ich kam als Gepriesener. Jedermann ließ mir Lobpreis zuteilwerden. "

Rechte Seite, Zeile 7:
"Der Vorschriften gibt wie Ptah".

Linke Seite, Zeile 6 – 13:
"Wer einen anderen nicht vergisst, der wird selbst nicht vergessen, (aber) man vergisst den, der (selbst) das Gedenken nicht kennt. „Tu uns das Morgen kund als einer, der weiß, was in ihm ist! Geh nicht bittend das Gestern an, wenn es vergangen ist “, „Geh nicht bittend das Gestern an, wenn es vergangen ist“, bedeutet das (nur). Man sagt:  Der Pietätvolle soll der Dahingegangenen gedenken, der Fähige kennt die Kommenden. Eine Lehre führt eure Kinder (ist es), wenn sie dich (dann) sehen. Die Belohnung (dafür) von Seiten des Gottes ist die Ehrwürdigkeit. Denn ich, als ich auf Erden war, ich ehrte die Großen und war befreundet mit den Geringen. In guter Laune verhandelte ich mit ihnen. Ich bestimmte den Sohn zur (Lauf)bahn des Vaters, ich geleitete die „Ehrwürdigen“ in ihren Särgen (zu Grabe), ich gab Vorschriften gemäß den(en der) Vorfahren (?) mit Gesetzen, die den alten Schriften entsprachen, nachdem ich vergangene (Bräche) wieder zum Vorschein gebracht hatte, nachdem ich das, was vergessen war, wieder in Erinnerung gebracht hatte, ohne dass eine Verfehlung von mir vorkam, ohne dass man einen Makel fand."

(Quelle: nach „Biographien“ von Jansen–Winkeln, ÄAT Bd. 8/1 Harrassowitz-Verlag 1985)

 

Grabbau in Medinet Habu:

Das Grab von König Harsiese A. / I. befindet sich in Medinet Habu (Grab Nr. 1) knapp außerhalb der Umfassungsmauer des kleinen Tempels der 18. Dynastie (PM I., 772). Das 1927 bei den Ausgrabungsarbeiten des Oriental Institute Chicago unter der Leitung von Uvo Hölscher ( †21. Febr. 1963 in Hannover) entdeckte Grab war wohl auf den Prozessionsweg des Großen Tempels bezogen. In der Nähe fanden sich noch weitere Gräber aus der 22. Dynastie - aber von keinem dieser Gräber hat sich ein Oberbau erhalten. Der Grabbau von König Harsiese A. / I. ist der noch am besten erhaltene von diesen Gräbern. Die anderen, teilweise stark zerstörten Gräber ähnlichen Typs in Medinet Habu, dürften den Mitgliedern der königlichen Familie gehört haben. Grabbauten mit Kapellen ähnlicher Art, die z. T. Angehörigen der Hohepriesterfamilie gehörten, liegen im Ramesseum.

Es fanden sich vom Oberbau der Grabanlage Harsiese's
(10) - evtl. eine Sandsteinstruktur - keinerlei Spuren - lediglich ein einziger Reliefblock mit seinem Namen wurde in einem Tor aus ptolemäischer Zeit "wiederverbaut" gefunden - somit konnte nur der unterirdische Teil der Anlage von Uvo Hölscher archäologisch untersucht werden. Der deutsche Ägyptologe Rainer Stadelmann vermutet, dass die Grabanlage einst einen kapellenartigen Oberbau besessen hatte und verweist dabei auf den Namen dieser Kapelle, der "Haus des Königs Harsiese" lautet und in einem Priestertitel aus der 26. Dynastie erhalten ist (siehe Totenkult für König Harsiese) -
Für den Totenkult an seiner Grabkapelle sind Priester noch in der Zeit der frühen  26. Dynastie belegt.

Der unterirdische Teil der Grabanlage besteht aus einem langen, absteigenden Treppenkorridor, der in eine Vor- und Grabkammer führt. Dieser Teil der Grabanlage wurde aus Sandsteinblöcke zerstörter Gebäude Ramses III. errichtet. Vorkammer und Treppenabgang waren nach der Bestattung mit großen Quadern zugesetzt worden, um das Eindringen von Grabräubern zu verhindern. Jedoch  waren Grabräuber von oben her senkrecht durch die Steindecke der Grabkammer ins Innere eingedrungen.

Das Grab König Harsiese's in Medinet Habu
Die Nischen in den Wänden der Grabkammer enthielten die Kanopenkrüge Harsiese's.  

- Zeichnung von Uvo Hölscher 1932
-

Die sehr sauber gearbeitete Sarkophagwanne (heute Kairo JdE 59896) - trägt außen wie innen religiöse Texte, bei denen der Name der ursprünglich Besitzerin der Königin Hanut–mi–Re / Henutmire, (einer Tochter Ramses II. - die nach anderer Leseart auch evtl. eine Schwestergemahlin von  Ramses II. gewesen sein könnte) überall ausgemeißelt,  jedoch nicht durch den Namen Harsiese's ersetzt wurden. Als die Ausgräber die Granitkammer öffneten, befand sich der Sarkophag aus Rosengranit noch an seinem ursprünglichen Platz - nur der schwere Deckel war durch die Grabräuber ein wenig beiseite geschoben worden, so dass sie die Mumie herausziehen konnten. Da der Grundwasserspiegel im heutigen Ägypten in den Wintermonaten im Gebiet von Theben um 2,50 m höher steht als zur Zeit der Erbauung der Grabanlage, sind so gut wie alle organischen Stoffe im Grab vergangen. Außer dem Schädel, der ein teilweise verheiltes Loch in der vorderen Schädeldecke aufweist (Trepanation oder Verletzung durch eine Waffe?) - und einigen Knochen im Sarkophag fand sich nichts mehr vom Leichnam des König. Von der Grabausstattung fanden sich noch die vier prächtigen, mit der Königstitulatur des Harsiese versehen Kanopenkrüge aus Alabaster, allerdings ohne Deckel, sowie Uschebtis.   

Harsiese A. / I. ließ einen neuen Deckel aus Rosengranit (eine ziemlich grob gearbeitete Arbeit) für die Sarkophagwanne anfertigen, der sich heute im Museumsgarten in Kairo (JdE 60137) befindet, auf dem er seinen Namen in Kartusche mitsamt Königstitulatur anbringen ließ. Der Kopf des mumienförmigen Sarkophagdeckels weist einen Falkenkopf - wie z. B. bei Schoschenq III. und gibt nicht wie traditionell das Aussehen des Verstorbenen wieder. An der Stirn des Deckels ist eine Rille ausgearbeitet, in der ein Uräus aus einem anderen Material eingeschoben werden konnte. In der Mitte des Deckels befindet sich eine Inschrift:

"Horus, starker Stier, der in Theben erscheint, Nesu Bjtj Hedjcheperre-Setepenre, Sohn des Re Hor-si-ese, geliebt von Amun, geliebt von Osiris,Erstem des Westens, großen Gott, Herrn von Abydos."
(Quelle: Jan Moje, Herrschaftsräume und Herrschaftswissen Ägyptischer Lokalregenten, Walter de Gruyter-Verlag Berlin 2014, S. 407)

 

Sarkophagdeckel König Harsiese
vor dem Museum Kairo
-  JdE 5989


Gemeinfrei gestellt
 durch seinen Urheber Sebi

Die Uschebtis aus der Bestattung des Harsiese sind unpubliziert und befinden sich heute im Ägyptischen Museum Kairo JdE 59716-19 (4 Stück). Hölscher (1954) gibt dazu folgende Informationen: - 224 Ex.: mumienförmig, 12 cm, beschriftet, grünliche Quarzkeramik, meistens verloren, erhaltene in Cairo und Chicago - 17 Ex.: "overseer", ohne Inschriften - "some" Ex.: mumienförmig, unbeschriftet. 

Im Museum von Kairo (JdE 59900) befindet sich die quarzkeramischen (Fayence) Kanopen des Harsiese A. Auf ihnen  werden zweimal der Geburts- bzw. der Thronname genannt: "Nesu Bjtj, Hedjchererre-Setepenre" bzw. "Sohn des Re-Harsiese, geliebt von Amun".

(Quelle: Jan Moje, Herrschaftsräume und Herrschaftswissen ägyptischer Lokalregenten, De Gruyter-Verlag, Berlin 2014)

*

Der Schädel von Harsiese I. weist ein teilweise verheiltes Loch über dem rechten Auge auf. Da die Schädelverletzung geheilte Wundränder zeigt, lebte Harsiese zumindest noch einige Zeit nachdem ihm diese Verletzung zugefügt wurde. Breasted sprach von einer tödlichen Pfeilschusswunde. Eine neuere Bewertung ist hier in der Bewertung vorsichtiger und hält auch eine Trepanationswunde für möglich. Wie die Schädelverletzung zustande kam, ob im Kampf oder einem Attentat, oder durch einen Unfall, ist reine Spekulation.  

   

Totenkult für Harsiese A.    
- noch am Beginn der 26. Dynastie - 

Ein Totenkult für König Harsiese A. / I. ist durch den Titel "wAHmw njswtbjt  @rzAAst" auf der Statue Cambridge Fitzwilliam Museum E. 11.1937  bezeugt. Die Statue eines Choachyten des Harsiese stammt aus Theben und stellt einen Beter auf einem hohen Podest dar, vor dem vermutlich einst eine Osirisfigur stand. Auf der Basis ist umlaufend eine hieroglyphische Inschrift eingraviert.

Ein Opfer, das der König gibt an Onnophris, damit er gebe Leben, Heil, Gesundheit, ein langes Leben (und) hohes Alter (dem) Choachyten  des Königs von Ober- und Unterägypten (Har–si–ese)|, Onnophris“

(Quelle: Jan Moje in "Herrschaftsräume und Herrschaftswissen...." (8)

In der Filiation wird der Vater des Priesters mit "mn-nn" betitelt, d. h. auch er versah offenbar bereits den Totenkult für den König Harsiese. Die Dauer des Kultes für Harsiese I. ist nicht feststellbar. Er wird mit dem Tode von König Harsiese I. begonnen haben und wohl bereits im Laufe der 26. Dynastie geendet haben, vielleicht bereits unter König Psammetik I.

Quellen und Anmerkungen:
(1) Lexikon der Pharaonen / Thomas Schneider, Düsseldorf 2202
(2) Inschriften der Spätzeit / Karl Jansen-Winkeln, 22-24. Dynastie, Bd. II. (Harsiese ab. S. 154)
(2a)
Inschriften der Spätzeit, Teil II. 22-24. Dynastie, "Weitere Belege f. König Harsiese aus Oberägypten", Seite 156).    
(3) The Complete Royal Families / Aidan Dodson u. Dyan Hilton 2004
(4) Afterglow of Empire / Aidan Dodson, The American University in Cairo Press 2012
(5) Orientalia / 2006, Artikel von Karl Jansen-Winkeln: die Libyer in Herakleopolis magna S. 297-316)
(6) Historische Probleme der III. Zwischenzeit, in JEA 81 (1995) pp. 129-149
(7) K. A. Kitchen, The Third Intermediate Period in Egypt, 3rd ed. 
(8) Jan Moje in „Herrschaftsräume ägyptischer Lokalregenten", De Gruyter-Verlag, Berlin 2014,
(9) Altägyptische Biografien der 22. und 23. Dynastie Band 8/1 Harrassowitz 1985 (ÄAT)
(10) Aidan Dodson u. S. Ikram / The tomb in ancient Egypt, Thames & Hudson, 2008

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