Biografie Schoschenq (II.)


Osorkon II. Familie


Harsiese A in Theben

Bilder:
links: "Object [E.16199] Courtesy of the Penn Museum."  https://www.penn.museum
rechts:  Isis und Horus / Autor:  Rama , CC BY-SA 2.0 fr

König Osorkon II. Sibaste war der 5. König der 22. unterägyptischen Linie, der ungefähr um 874/77 v. Chr. den Thron von Ägypten bestieg und in der unterägyptischen Stadt Tanis residierte. Er war ein Sohn König Takelot I. und seiner Gemahlin Kapes. Der Name seiner Mutter "Gottesmutter Kapes" ist durch die sog. "Pasenhor / Harapson-Stele" (Stele Nr. 31), die Mariette in den kleinen Aprisgrüften des Serapeums fand, und aus einer Inschrift im tanitischen Grabbau Osorkon II. belegt.

Aus seiner Ehe mit der Königsgemahlin Karomama B (II.) stammen die Prinzessinnen Ta-scha-cheper, Karomama C und (Ta?)-iir-mer sowie die Söhne Schoschenq (D) und Hornachte. Aus seiner Ehe mit einer Frau namens Djedmutineanch entstammt der spätere thebanische Hohepriester Namilt (C); eine dritte Gemahlin war eine gewisse Iset-em--achbit (G).

                                        Regierungs- u. Familiendaten Osorkon II. 
Regierungsdauer 875-837 v. Chr.
874-880 v. Chr.
874-850 v. Chr.

874-840 v. Chr.
877-838 v. Chr.
v. Beckerath u. Vittmann
David Aston
Schneider, Lex. d. Pharaonen
Arnold, Clayton, Grimal
Broekmann
A. Dodson
Dynastie  22. unterägyptische Dynastie  
Vorgänger  Takelot I.  
Vater  Takelot I.  
Mutter  KAps/ Kapes nach Dodson "Families"
Geschwister  unbekannt  
Kinder Shoschenq D; Tashakheper A, Karomama C, [Ta?]iirmer;
Hornachte C; Nimlot C
, evtl. Tentsepeh D.
nach Dodson "Families"
Gemahlin Karomama B; Djedmutesankh IV.,  Isetemachbit.  nach Dodson "Families"
und BibelLex./A. Schütze
Grabstätte Tanis (NTR I.)  

 

Regierungslänge:

Osorkon II. starb 873 v. Chr. und wurde im unterägyptischen Tanis bestattet (NTR I.) Die tatsächliche Länge seiner Regierungszeit ist umstritten. Manche Gelehrte möchten ihm anstatt der allgemein angenommenen 25 Jahre, eher eine Regierungszeit von 30 Jahren zuschreiben. Das letzte gesicherte Datum seiner Regierung ist die Bestattung eines Apis-Stieres aus dem 23. Jahr seiner Herrschaft. 

Lt. Broekman (Broekman, G.P.F., 2002, The Nile level records of the twenty-second and twenty-third dynasties in Karnak: a reconsideration of their chronological order, Journal of Egyptian Archaeology 88, 163-178) verweist eine Nilstandsmarke am Kai von Karnak (Nils Quay Text No. 14 - datiert um das Jahr 29 eines "Usermaat-Setepen-amun") Nr. 14) evt. auf ein 29. Jahr. Wenn dies zutrifft, feierte der König wohl tatsächlich sein Heb–Sed–Fest in seinem Jahr 30, wie auch Schoschenq III. und Schoschenq V. in der 22. Dynastie. Das Heb–Sedfest des Königs ist bezeugt im Tempel von Bubastis, in dem der König eine größere Bautätigkeit entfaltete. Nun ist die Datumsangabe hier leider beschädigt, und kann auch als Jahr 30 gelesen werden (siehe dazu Beckerath in MÄS 46.) - ebenso Aidan Dodson, der einen Bereich zwischen 38 und 39 Jahre vorschlägt (siehe dazu: Aidan Dodson GM 137 - 1993 - A new King Shoshenq confirmed ?, Seite 58). Gerard Broekman gibt Osorkon II. eine etwas kürzere Regierungszeit von 34 Jahren (Quelle: The Reign of Takeloth II., a Controversial Matter, GM 205 - 2005 - pp. 31 & 33. Quelle: The Reign of Takeloth II., a Controversial Matter, GM 205 - 2005 - pp. 31 & 33. ) Auch der englische Ägyptologe Kenneth Kitchen nähert sich seit kurzem (Kitchen, Ägypten und die Levante 16 - 2006 - p. 201, section 16) der neueren Erkenntnis an, dass man den Verweis auf das Sed-Fest Jubiläum von dem bisherigen Jahr 22 auf das Jahr 30 ändert, vorrausgesetzt dass die Zuweisung der Nilstandsmarke Nr. 14 korrekt sei. Kenneth Kitchen schlägt nun vor, dass Osorkon II. dann kurz nach seinem 31 Jahr verstorben sei.

                                     Königliche Namen Osorkons II. nach Jürgen v. Beckerath
Thronname  wsr-MAat-Ra stp.n-Jmn User-maat-Re-setep-en-Amun
"Reich an Maat, ein des Re Erwählter des Amun"
Horusname 1) kn mrj-MAat
2) kn mrj-MAat-sxaj-sw [Ra]-r-nsw-tAwj



3) k3-nxt-mrj-M3at sxa(j)-sw [Ra]-r-nsw -t3wj

1)Ka-meri-maat (Starker Stier, geliebt von d. Maat)
2)Ka-meri-maat-secha(i)-su-nesu-taui) 
  (Starker Stier, Geliebter der Maat, den Re zum 
  König der beiden Länder einsetzte)

3)Ka-nacht-meri-Maat secha(i)-su [Re]-er-nesu-taui
   (Starker Stier, Geliebter der Maat, den Re zum
    König der beiden Länder einsetzte)
Goldhorus   wr-pHt j Hwj-MnTw wsr
wer-phetj hui-Mentu-user (Mit großer Kraft, 
 der die Asiaten schlägt, groß an Ansehen)
Nebtiname zmA p(s)St j-mj-zA-Ast +  dmD.f-Sxmtj-m-Htp Sema-peschti-mi-sa-Aset
Der die beiden (Landes)teile vereint wie der Sohn der Isis – er, der die beiden Landeskronen befriedet
Eigenname wsrkn-zA-Bastt mrj-Jnm Osorkon sa Bastet meri Amun)
(Osorkon Sohn der Bastet, geliebt von Amun)

 

Außen- u. Innenpolitik:

 

Innen-Politik:

Zur Festigung seiner Macht hat er hohe Stellungen mit seinen Söhnen besetzt. Eine Statue (Stelophor: Kairo, CG 1040) aus Tanis zeigt diese Politik als Teil seiner innenpolitischen Bestrebungen als Orakelgebet Osorkons II. (auf dem Stelophor, Kairo CG 1040), in der der König unter anderem die Bitte äußert:

„ [Du wirst] meine Nachkommenschaft bilden, den Samen, der aus meinen Gliedern kommt, [als] große [Herrscher] von Ägypten, Fürsten, erste Propheten des Amun–Re – Götterkönigs, große Häuptlinge der Ma, [große Häuptlinge der] Ausländer, Propheten des Haraphes ..........."

Mit der Ernennung des Thebaners Harsiese A zum Hohepriester des Amun in Theben - ob dieser nun durch Osorkon II. oder noch von seinem Vater Takelot I. geschah -  wurde die allgemeine Regel gebrochen, dass kein Sohn eines Hohepriesters dieses Amt nach ihm auch wieder übernehmen darf, womit verhindert werden sollte, dass eine Gegendynastie zur Haupt-Herrscherdynastie entsteht (siehe dazu: Kitchen, a.a.O., 272; Schneider: Lexikon der Pharaonen, 194f). Genau dieses geschah aber, da Harsiese A dann auch tatsächlich im Süden Ägyptens die Macht an sich gerissen hat.

Allerdings befinden sich unter den Nilstandsmessungen am Kai von Karnak kein datierbares Zeugnis von Harsiese A - dort datierte man bis ins 29. Jahr Osorkons II. ausschließlich nach diesem König. Die dort unter einem Hohepriester Harsiése (ohne Kartusche) verzeichneten Messungen aus der Zeit der Könige Schoschenq III. und Petubastet (Nr. 23. 24. 27. 28) - siehe Legrain ZÄS 34, S. 114 - beziehen sich auf den späteren Namensvetter Harsiése II. - aus einer Zeit lange nach Osorkon II. 

Die Herkunft des Thebaners Harsiese A ist unter den Gelehrten umstritten. Während er bislang evtl. als Sohn des Hohepriesters des Amun von Karnak, Schoschenq (II.) angesehen wurde, wird dieses von Karl Jansen-Winkeln (Quelle: Israel und Ägypten in der Königszeit/Ullrich Schipper, S. 143, Anmerk. 170) nicht mehr unterstützt. Harsiese erhebt durch die Annahme von Horus- und Thronname Anspruch auf die Pharaonenwürde und schafft sich durch eine geschickte Heiratspolitik lokale Allianzen mit einflussreichen thebanischen Familien. So zum Beispiel durch die Verbindung mit Istweret A zum 2./4. Amunpropheten Harsiese C. (vergl. Kitchen a.a.O. 315, Kap. 2.1.3.1 in Schipper/Israel und Ägypten in der Königszeit/S. 143/Anm. 171). Offensichtlich wurde er vom tanitischen König Osorkon II. als Herrscher über die Thebais anerkannt - somit wäre Harsiese A der erster König der oberägyptischen Linie der 22. Dynastie. 

Es ist allerdings unter den Ägyptologen umstritten, ob Harsiese A und sein Sohn wirklich das Amt des Hohepriester des Amun von Karnak innehatten. Karl Jansen Winkeln argumentiert in einem Artikel aus (Historische Probleme der III. Zwischenzeit, JEA 81 - 1995, pp. 129-149) dass sowohl Harsiese A als auch sein Sohn (dessen Name zerstört ist) eher "einfache Priester des Amun" gewesen wären als "Hohepriester des Amun" wie bislang in der Wissenschaft angenommen. Siehe dazu auch Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit Teil II., "Weitere Belege für König Harsiese aus Oberägypten, S. 156":

Zitat Jansen-Winkeln:
"Entgegen verbreiteter Ansicht ist er kein einziges Mal als Hohepriester belegt, s. JEA 81, 1997, 129-36"

 Lt. Jansen-Winkeln bestätigen die Inschriften auf dem "Koptos-Deckel" (Jansen-Winkeln gibt in Inschr. der Spätzeit, Teil II. - Seite 155 dafür ein Granitbecken, Kairo JE 37516 an - während Kees/die Hohenpriester des Amun von Karnak - 1964/Brill-Verlag, S. von einem Granitsarg spricht) für den Sohn von Harsiese A nicht ein einziges Mal, dass er den Titel des Hohepriester des Amuns trägt. 

Das würde lt. Jansen-Winkeln bedeuten, dass der Hohe Priester, dessen Amt auf der Statue CGC 42225 (Würfelhocker des Nb-nTrw III. aus der Cachette von Karnak) genannt und unter der Regierung Osorkon II´. datiert wird, in Wirklichkeit "Harsiese B" ist (siehe: Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 22-24. Dyn. Teil II., S. 135). Der Hohepriester Harsiese B amtierte unter Osorkon II. in dessen letzten 3 Jahren. Diese Statue wurde gestiftet von dem Schreiber des Königs, Hor IX., der mit ziemlicher Sicherheit während der letzten Jahre der Regierung Osorkon II. lebte, wie aus den charakteristischen Darstellungen auf dem Tempel C in Karnak hervorgeht, der in der späten Phase der Regierung Osorkon II.'s erbaut wurde, zusammen mit dem Hohepriester Takelot F  (Sohn des Hohepriester Nimlot C - und daher Enkel von Osorkon II.). Hor IX. diente später auch noch unter den Königen Schoschenq III., Pedubaste I. und Schoschenq VI. 

Wohl nach dem Tode von Harsiese A. (oder I.), dem Herrscher über die Thebais (um 860 v. Chr. - siehe Schipper) setzte Osorkon II. seinen Sohn Nimlot/Namlit (C) in das Amt des Hohepriester des Amun von Karnak ein (Quelle: Lexikon der Pharaonen etwa um 865-845 v. Chr. (?) ) - jedoch ohne königliche Befugnisse. Dieser Nimlot C. bekleidete bereits ab dem Jahr 16. seines Vaters Osorkon II. das Amt des Hohepriesters von Herakleopolis und war zudem General der Festung Per-sechem-cheper-Re (eine von Osorkon I. gegründete Festung in Höhe des Fajumeingangs, nördlich von Herakleopolis). 

Der älteste Sohn Osorkon II. - Schoschenq D - bekleidete das Amt des Hohepriester des Ptah in Memphis (siehe: Jansen-Winkeln 2005) und begründete dort eine eigene Hohepriesterlinie (vergl. Gomaá "Fürstentümer" und Kitchen a.a.O).  Hohepriester des Amun-Re von Tanis war der noch im jugendlichen Alter verstorbene Sohn Hornacht B, für den sein Vater in Saqqara eine (ursupierte) Statue errichten ließ (siehe: Die würfelähnliche Statue Brooklyn 37.595 E - Helmut Brandl in: Untersuchungen zur steinernen Privatplastik der Dritten Zwischenzeit, Berlin 2008, S. 243-245). Es scheint also, dass es König Osorkon II. nach dem Tod Harsiese A  - nach ca. 15 Jahren Regierungszeit - doch möglich war, die Macht an sich zu binden und das gesamte Land unter der Kontrolle seiner Familie zu bringen. Möglicherweise hat sein Nachfolger (Schoschenq III.) schon in seinem 8. Regierungsjahr die Kontrolle über Mittel- und Oberägypten an einen König namens Pedubaste I. verlor.

Der Kronprinz Schoschenq (D) nahm im 23. Regierungsjahr König Osorkon II. als Hohepriester des Ptah an der Bestattung des Apris-Stieres teil (Quelle: Bibel-Lex/bibelwissenschaften.de - Alexander Schütze)

Heute wird im Gegensatz zu früher nicht mehr angenommen, dass Schoschenq (D) kurz nach dieser Bestattung gestorben ist, sondern man geht heute davon aus, dass er seinen Vater wohl überlebt hat.

Die Herrschaft König Osorkons II. gehört zu der größten Blütezeit der libyschen Herrschaft über Ägypten. 

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Eine für die Regierungszeit Osorkons II. wichtige Stele wurde in Elephantine bei der Untersuchung der Baumgruben im Chnumtempelhof gefunden – (siehe MDAIK 38/ S.329 ff. - Werner Kaiser, Robert Avila, Günter Dreyer, Friedrich W. Rösing u. a.), die als eine der den Stamm umschließenden Abdeckplatten einer dieser Gruben verbaut worden war.

Diese Stele ist das südlichste Zeugnis aus der Regierung König Osorkons II., und dokumentiert, dass der Machtanspruch der 22. Dynastie auf ganz Oberägypten, zumindest noch zu jener Zeit durchaus mit realem Leben erfüllt war. Darin darf wohl ein Resultat der jedenfalls für König Schoschenq I. bezeugten ausgreifenden Nubienpolitik der neuen Dynastie erblickt werden.

               Elephantine-Stele Osorkon II.

Bei diesem Stück handelt es sich um eine, in drei zusammenpassende Teile zerbrochene, rechteckige Platte aus braungelbem Sandstein, die im gegenwärtigen Zustand noch 121,5 x 74,5 cm, bei 13 cm Dicke, misst

Im schwer beschädigten Bildfeld ist der König von rechts opfernd oder anbetend (?) vor der Triade von Elephantine zu sehen. Darunter sind 18 Zeilen Text erkennbar. In den Zeichen haben sich vereinzelt Reste des zur Grundierung der (ganz verlorenen) Bemalung aufgetragenen Stucküberzuges erhalten. 

 

 

 

Bild und Text: MDAIK - Werner Kaiser Tafel 72

Auf der linken Seite der Stele kann die Gestalt der Anukis komplettiert werden. Problematisch bleibt dagegen die Ergänzung am rechten Rand. Sie ist von der Frage abhängig, ob hinter dem König noch eine weitere Gestalt, nämlich der im Text die  handelnde Rolle spielende "Königssohn von Kusch", gestanden hat. 

Der größte Teil des Bildfeldes sowie die letzten drei Textzeilen ist den ausgedehnten und tiefen "Wetzspuren" zum Opfer gefallen. Das Textverständnis bleibt daher durch die ausgedehnten Verstümmelungen manchmal schwierig. Doch trotz des fragmentarischen Überlieferungszustand ist der Charakter und die Aussage des Gesamttextes einigermaßen klar zu fassen.

Offenbar wurde unter der Regierung König Osorkons II. eine Inspektionsreise nach Elephantine unternommen, wobei Unregelmäßigkeiten in der Organisation des Tempelbesitzes zutage kamen und Maßnahmen zu seiner Neuordnung getroffen wurden, um ihn vor Übergriffen anderer Verwaltungsbereiche zu schützen. Auf dieser Stele nun ist ein Königssohn von Kusch und Vorsteher der südlichen Fremdländer erwähnt, der wahrscheinlich N[emrut] hieß. Er trägt außerdem den Titel eines Priesters des Chnum und war darüber hinaus - wie auch frühere Vizekönige in der Ramessidenzeit - Wagenlenker des Königs, er kam also aus dem Militär. Nemrud ist der spätest bekannte Beamte, der den Titel eines Vizekönigs von Kusch trägt. Die Maßnahmen des Vizekönig zur Neuordnung des Tempelbesitzes bilden den eigentlichen Inhalt der Stele. (Eine vorläufige Übersetzung des Stelentextes befindet sich in: MDAIK 38/ S.331ff. - Werner Kaiser, Robert Avila, Günter Dreyer, Friedrich W. Rösing u. a.)

*

Seit kurzem scheint sich auch vermehrt die Überlegung durchzusetzen, dass Osorkon II. sein 1. Sedfest nicht in seinem 22. Jahr (kurz nach der Schlacht von Qarqar im Jahre 853), sondern erst zu dem für das "Erneuerungsfest" eigentlich vorgeschriebenen Datum im Jahre 30, feierte. Aus Anlass dieses Fest erließ der König einen Erlass, gefunden im Tempelbezirk der Göttin Bastet zu Bubastis, dessen Text in Form eines feierlichen Gebets an den Gott Amun abgefasst ist und in dem gesagt wird, dass Theben „seinem Herrn, Amun–Re überantwortet sei“, außerdem wird verfügt dass die Harimsdamen des Tempels des Amun–Re - wie auch in den anderen Tempel in seinen zwei Städten - von allen anderen Diensten befreit seien. Diese kurze, aber interessante Inschrift schließt mit den Worten:

"Siehe, Seine Majestät sann auf eine große Wohltat für seinen Vater Amun – Re, als dieser das erste Sedfest für seinen Sohn ausrief, der seinen Thron einnahm; damit er für ihn erneuere zahlreiche Große in Theben, der Herrin der Neun Bogen. Gesprochen von dem König vor seinem Vater Amun: Ich habe Theben in seiner Höhe und seiner Breite Befreiung erteilt, welche rein und geschmückt ist für seinen Herrn, wo kein Eingriff zulässig ist durch die Aufseher des Hauses des Königs und dessen Leute befreit sind für alle Ewigkeit in dem großen Namen des schönen Gottes “.

 

Überlegungen zum Sedfest Osorkons II.
- nach Jürgen von Beckerath/GM 154  (1996)

Der deutsche Ägyptologe Jürgen von Beckerath bezweifelt im oben angeführten Artikel in den Göttinger Miszellen 154 die Richtigkeit des Datums des Sedfestes Osorkons II. im bis dahin angenommenen "Jahr 22 , 4 Monat der Axt-Jahreszeit" des Königs, welches am Tor seiner Festhalle im Tempel von Bubastis angegeben wird (auch E. F. Wente nahm schon früher an, dass es sich hierbei um eine Verschreibung oder Verlesung für das "Jahr 30" handeln müsse). Beckerath geht bei seiner Annahme für das Jahr 30 von der Feststellung aus, dass es   - wenigstens seit dem Mittleren Reich - kein einziges sicher bezeugtes Hebsed eines Pharaos gibt, das vor dem 30. Jahr abgehalten wurde. Lt. Beckerath scheint es zwar  für die zweifelhafte Lesung "Jahr 22" doch noch ein Zeugnis zu geben, wobei es sich um eine heute verschollene Stele handelt, die bei Porter-Moss (Bibliographie IV., 29) so zitiert wird:

"Heb-sed stela, year 22 of Osorkon II., probably from here (i.e.Bubastis), in private collection in New York".

Nach Jürgen von Beckerath handelt es sich um eine etwa 60 cm hohe Stele, die sich zuerst in der Sammlung des russischen Grafen Gregor Stroganoff befand und die später nach Rom kam, wo sie dem Vaticanischen Museen angeboten wurde um dann in den Besitz eines reichen Amerikaners gelangte. Osorkon II. ist auf der oben abgerundeten Stele vor den Göttern Osiris, Horus und Isis opfernd dargestellt. Ein kleiner Opfertisch befindet sich vor Osiris. Eine geflügelte Sonne, von der zwei menschliche Arme herabhängen, die um den Kopf des Osiris ausgebreitet sind, nimmt das obere Halbrund der Stele ein. Beckerath vermerkt dazu: " Eine merkwürdige, mir bisher unbekannte Darstellungsweise". 

Weiter führt v. Beckerath aus:
"Beischriften bezeichnen den König in zwei Kartuschen (ohne Titel) als Wsr-mAat-Ra  stp-nJmn  und  Wsjrkn mrjJmn und Osiris als Wsjr  nb  +d(w).
Der falkenköpfige Horus hat keine Beischrift; neben Isis steht nur ihr Name Ast
Osorkon hält in der rechten Hand ein Salbgefäß (
bAs). Unter den Figuren der Götter und des Königs sind zwei waagerechte Zeichen erhalten.
Die Stele muss ursprünglich viel größer gewesen sein, den unter diesen zwei Textzeilen  befindet sich noch ein etwa 5cm breiter Streifen mit offenbar ausgekratzter Oberfläche. Rechts ist noch der Kopf einer männlichen Figur zu erkennen. Das Unterteil der Stele, das wohl ein Bild des Stifters (anscheinend eines Priesters) und wohl noch weiteren Text enthielt, ist nachträglich abgesägt worden. 

In der Inschrift lautet das Datum: "Regierungsjahr 22. unter der Majestät des Königs von Ober- und Unterägyxpten, des Herrn der Beiden Länder Wsr-mAat-Ra stp-n-Jmn, des Sohnes des Re, Herr der Erscheinungen Wsjrkn mrj-Jmn, der lebt und geliebt ist von Osiris, Horus und Isis. 

Die zweite Zeile beginnt mit einer unleserlich gewordenen Stelle - von Beckerath würde hier ein Verbum "geben, schenken" erwarten - tatsächlich wollte Marucci das untere Zeichen als "dj" lesen, doch lt. v. Beckerath passen die auf dem Photo sichtbaren Spuren nicht dazu. Danach folgt der Name des Stifters, der wohl "PA-jr-Mwt" lauten könnte. Das Zeichen über dem Geier sieht aus wie ein "r", doch könnte wohl hier das "Auge" ( jr ) gemeint sein (Form wie Ranke, PN 101,9: "PA-jr-nbw."). J. v. Beckerath schreibt dazu: "Merkwürdig ist jedoch das darauffolgende "j" und der Mann mit der Hand am Mund.  Als Empfänger werden hinter dem "n(j)" des Dativ die oben abgebildeten Gottheiten genannt. Danach müsste etwa folgen "damit sie ihm geben mögen". Da das Suffix der 3. Person sich nur auf den Geber beziehen kann, muss die Stelle verschrieben sein für "dj(.w ?) n.f."  Das was sie geben sollen ist "Leben, Heil, Gesundheit, Macht, ein hohes schönes Alter (sowie) Beliebtheit und Gunst beim König". 

Jürgen von Beckerath schreibt dazu in den Göttinger Miszellen, dass es sich hier eindeutig um die Stele eines Privatmannes handelt, auf der - wie üblich - auf der wie üblich anstelle des Stifters, der König vor den Göttern erscheint. Es gibt hier keinerlei Hinweise auf das Hebsed des Herrschers und Murucchi hat sich offenbar von der zufälligen Übereinstimmung des Datums mit dem von Naville an der Jubiläumshalle Osorkons II. gelesenen Datums zu der Ansicht verführen lassen, die Stele sei anlässlich des Sedfestes errichtet worden. 

Hebsed-Stele  evtl aus Bubastis
- heute verschollen - 

Die Stele wird 1884 erstmals von A. Wiedemann erwähnt und dann von O. Marucchi mit einer Photographie in einer Abhandlung "Di una stela egizia dedicata in occasione del giubileo del faraone Osorkon II. (in Atti della Pontifica Accademia Romana di Archeologia, Rendiconti 1 - Roma 1923, p. 77-88) veröffentlicht. Dieses ist heute unser einziger Beleg für diese Stele.              

Abbildung: Durchzeichnung einer Kopie des Photos/in Artikel v. Beckerath in GM 154/1994, S. 21)

Nachfolge:
Dr. David Aston (University of Birmingham) argumentierte in
JEA 75 (1989), dass auf Osorkon II. König Schoschenq III. folgte und nicht wie Kitchen vorschlägt, Takeloth II./Sie-ese, da keine Dokumente von ihm in Unterägypten gefunden wurden. Andere Ägyptologen wie Gerard Broekman, Karl Jansen-Winkeln, Aidan Dodson und Jürgen von Beckerath schließen sich dieser Meinung an und stimmen damit überein, dass Schoschenq III. der direkte Nachfolger von Osorkon II. war und Takelot II. ein Herrscher der 22. Oberägyptischen Linie des Herrscherhauses war. Die einzigen Denkmäler einer Herrschers namens Takelot, die in Unterägypten gefunden wurden, sind seine Bestattung in Tanis sowie eine Donationsstele aus seinem Jahr 9 aus Bubastis und ein Herzskarabäus mit dem Namen Takelot–meriamun. Andere "echte" tanitische Herrscher, wie Osorkon II., Schoschenq III. und sogar der nicht lange regierende Pamy (ca. 6-7 Jahre) sind dagegen auf Stelen, Tempelmauern und anderen Dokumenten erwähnt. Jürgen von Beckerath identifizierst auch Schoschenq III. als unmittelbaren Nachfolger von Osorkon II und positioniert Takelot II. als separaten König in Oberägypten (siehe dazu: David Aston, "Takeloth II: A king of the Theban 23rd Dynasty",  JEA 75 (1989), S.152)

Außen-Politik:

In seiner Außenpolitik richtete sich Osorkon II. an den Vorbild Schoschenqs I. und Osorkons I. aus. Sicher behielt Osorkon II. die politische Entwicklung in Palästina/Syrien im Auge, und so entging ihm der unaufhaltsame Aufstieg des assyrischen Reiches nicht und die damit verbunden Bedrohung auch für Ägypten.

Ebenso wie Schoschenq I. und Osorkon I. stiftete er eine (ursurpierte) Statue nach Byblos (Quelle: Alexander Schütze / Bibellexikon ). Hierbei handelt es sich um das Unterteil einer königlichen Sitzstatue, das eine phönizische Inschrift des Lokalkönigs Elibaal trägt(siehe TIP § 283 (i); M. Dunand, Fouilles des Byblos, I, Paris 1947, 115-7; W. Ward (ed.), The Role of the Phoenicians inthe Interaction of Mediterranean Civilizaions, Beirut 1968, pl 8b). Das Fragment ist 86 cm hoch und enthält in drei Kolumnen eine ägyptische Inschrift:

rechte Kolumne:    (1)
die Formel  njsw.t bjtj und die Kartusche mit dem Thronnamen 
Wsr-mA.t-Ra und Epitheton  stp–n–Imn
mittlere Kolumne:  (2)
die Formel zA Ra und die Kartusche mit dem königlichen Geburtsnamen Wsr kn
und dem Epi
theton
mry-Imn-zA-Bastt ( „Geliebter des Re, Sohn der Bastet“ )
linke Kolumne:       (3)
mry Ast wr.t [mw.t]  nT r
(„geliebt von Isis. der Großen, der Gottesmutter“)

(Zeichnung: aus Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit Teil II. 22-24. Dynastie, S. 121)

Wolfgang Helck war - entgegen der Forschermehrheit - der Meinung, dass die Statuen (Statue von Schoschenq I., Osorkon I. und Osorkon II. - gefunden in Byblos), die aus dem Statuenhandel stammten, nicht zu Lebzeiten der jeweiligen ägyptischen Könige nach Byblos gelangt seien. Geht man zunächst von den Statuen und ihren Inschriften aus, so zeigt sich, dass Helcks bislang kaum beachtete These trotz aller Problematik nicht einfach von der Hand zu weisen ist. In den phönizischen Inschriften heißt es, dass die Statuen im Auftrag des Herrschers von Byblos  „heraufgebracht“ (bei Schoschenq I.) bzw. „hergestellt / anfertigt “ (bei Osorkon I.) wurden. 

Könnte man bei den beiden Statuen von Schoschenq I. und Osorkon I. noch an ein diplomatisches Geschenk denken, trifft dieses bei der Statue von Osorkon II. nicht zu. Lt. ihrer Inschrift war sie für ein Heiligtum der Isis bestimmt - wobei aber Hathor die Göttin für Byblos war. So war also die Statue Osorkons II. für ein ägyptisches Heiligtum gedacht und gelangte erst in späterer Zeit nach Byblos. Wir wissen also nur, dass alle drei Statuen sekundär von den Herrschern von Byblos in Besitz genommen und in zwei von drei Fällen ebenfalls sekundär mit phönizischen Inschriften versehen wurden. Nur aufgrund der Datierung der phönizischen Inschriften kann man ermitteln, ob dieses zu Lebzeiten der oben genannten ägyptischen Könige geschah oder evtl. in späterer Zeit. Die Forscher sind sich einig, dass die Statuen ungefähr zur Zeit der auf ihnen genannten ägyptischen Könige nach Byblos gelangten. Dies müsste jedoch noch einmal genau überprüft werden, da doch gewisse Zweifel bestehen bleiben. 

Eins ist jedoch trotz aller Unsicherheit klar: Die Inschriften verweisen sicher nicht auf eine enge Beziehungen zwischen Byblos und Ägypten. Vielmehr lassen die Art der Anbringung der Inschrift und deren Inhalt erkennen, dass Byblos Ägypten gegenüber völlig unabhängig war und – selbst wenn die Statuen doch offizielle Geschenke gewesen sein sollten – mit den ägyptischen Königsstatuen frei umgegangen wurde (Quelle: „Israel und Ägypten in der Königszeit“ / Bernd U. Schipper)

*

Bei den archäologischen Grabungen der Harvard/Cambridge Expedition von 1908-1910 auf Sebastieh, dem alten Samaria, wurden die Umrisse eines Palastes gefunden, der vorläufig als der von "Omri" erbaute und "Ahab" vergrößerte identifiziert wurde. Im nachisraelischen Stratum befanden sich ((in einem Schutthaufen im Haus der Samaria-Ostrake - Raum 741  - siehe Reisner/Fisher/Lyon, Samaria, 131 - Plan des Hauses - und 132 /Anmerkung 397 in U. Schipper/Israel u. Ägypten in der Königszeit, 1999, S. 177) zwei Fragmente einer großen Alabaster-Amphore.

  Zwei Bruchstücke einer großen Alabasteramphore
    - Rekonstruktion der Amphore Osorkons II. -

Die Fragmente weisen Reste der Kartusche Osorkon II. sowie eine Maßangabe auf. 

Die rechte, nahezu vollständig erhaltene Kartusche nennt den Thronnamen Osorkons II (Wsr-maA.t-Ra) und das Epitheton "Erwählter des Amun". (stp-n-Imn).

Die linke Kartusche ist weitgehend zerstört. Man vermutet aber anhand dem noch erkennbaren Rest der Hieroglyphe "n", dass es sich hier um den Eigennamen Osorkons (Wsrkn) handelt, zusammen mit dem Epitheton "Geliebter des Amun, Sohn der Bastet" (mry-Jmn zA-BAstt). (Quelle:Schipper/Israel u. Ägypten, S.  178)
Zeichnung: Cwowfoot/Crowfoot/Kenyon,Objects, 
                    Taf. 33a.b.c.

Eine endgültige Klärung der Frage, ob diese Amphore aus dem Handel stammt oder evtl. ein diplomatisches Geschenk war ist anhand der heute vorliegenden Fakten nicht möglich. Das Alabastergefäß besitzt zwei Angaben, die lt. Schipper zu einer Einordnung verhelfen können: es enthält eine Maßangabe und zwei Königskartuschen. Anhand der Maßangabe wissen wir, dass das Gefäß relativ groß war und bei einem Vergleich mit der zu jener Zeit üblichen bauchigen Form (es gab aber auch alternativ dazu Amphoren mit einer länglichen, torpedoförmigen Form, vgl. Hölbl, a.a.O., 243 und Aston, Pottery, Taf. 210-215) vermutlich eine Höhe von ca. 60 cm und einen Durchmesser von ca. 30 cm besaß und mit diesen Werten durchaus mit den Gefäßen jener Zeit vergleichbar war. Bernd U. Schipper führt aus:

Zitat: "......Die Kartusche war vermutlich - worauf auch die Wölbung der Scherbe selbst verweist - im oberen Bereich des Gefäßes eingebracht. Die Königskartusche und das Material lassen erkennen, dass es sich um ein besonderes Gefäß handelt; Alabaster galt als wertvoller Rohstoff, und Gefäße aus Alabaster dienten zur Aufbewahrung von Salben und kostbaren Essenzen, wie z. B. Öl."

In Samaria wurden zwar auch andere Fragmente von ägyptischen Alabastergefäße gefunden, doch diese wiesen keine Aufschriften mit Königskartuschen oder Maßangaben auf. (Lt. Reisner/FisherLyon, Samaria, 333f mit Abb. 204f  und Crow2foot/Crowfoot/Kenyon, Objects, 466 mit Abb. 119/6 wurden acht weiterte Alabastervasen bzw. Schalen gefunden - jedoch ohne Kartusche oder Maßanaben).

In Anbetracht, dass die Samaria-Amphore lt. der Kartusche Osorkon II. aus dem 9 Jahrhundert v. Chr. stammt und in einem nachisraelitischen Stratum vom Ende des 8. Jh.s gefunden wurde, kann es sich hier wohl nicht um ein offizielles Geschenk Osorkon II. an den zeitgleichen König Ahab handeln. Lt. Bernd U. Schipper ist es dagegen wahrscheinlich, dass man in Anbetracht der guten Handelsbeziehungen des Nordreiches Israel zu den Phöniziern davon ausgehen kann, dass die Samaria-Amphore über diese phönizischen Kontakte nach Samaria gelangte und zusammen mit den oben aufgeführten Statuenfragmenten Hinweise auf die umfangreichen Handelsbeziehungen Ägyptens zum phönizischen Raum belegen.

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In der phönikischen Nekropole von Almunecar/Sezei (Grab 17 und 20) in Südspanien (Andalusien) wurden zwei weitere Alabasteramphoren gefunden, auf welchen sich die Kartuschen Osorkon II. befinden. Die Alabasteramphoren wurden  hier als Ascheurnen verwendet. Beide Amphoren befinden sich heute im Museum von Granada. (Alabastergefäß aus Grab Nr. 20, Granada 8335 und Alabastergefäß aus Grab 17, Granada 8332 - siehe Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit Bd. II., S. 153, 22.-24. Dynastie) 

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Trotz seiner geschickten Innenpolitik war Osorkon gezwungen auf internationaler Bühne aggressiver zu agieren. Das oben beschriebene Alabastergefäß aus Samaria wird als Hinweis auf die verstärkten Beziehungen Ägyptens zu den Stadtstaaten in Syrien-Palästine in Anbetracht der Bedrohung durch die Assyrer gedeutet.

Schlacht am Orontes im Jahr 853 v. Chr.
Um 853 v. Chr. hatte sich gegen die Expansionspolitik Salmanassars III. (858 – 824) eine westasiatische Koalition unter Führung des Königreichs Hama (Hamath, ein Ort am Orontes gelegen) und dem Königreich Damaskus gebildet. Die Koalition umfasste zwölf Länder, angefangen von Nordreich Israel bis hinauf nach Klilkien. Die Anführer des Bündnisses waren IM idri (Biridir / Hadadeser) von Damaskus (im Alten Testament – Ben Hada II. genannt), Irhuleni von Hana (Haamath) und Ahab von Israel. 

Nach allgemein üblicher (allerdings nicht gesichert, weil akkadisch "Musri" nicht notwendigerweise immer "Ägypten" bezeichnet, sondern auch andere Regionen - siehe dazu Schipper, Israel 144ff) Auffassung soll im 22. Regierungsjahr Osorkon II. an der Seite dieser Koalition ein ägyptisches Kontingent von 1000 Mann (aus Musri ?) in der Schlacht bei Qarqar/Karkar (eine Stadt, die zum aramäischen Königreich Hama gehörte) gekämpft haben, um den drohenden Vormarsch der Assyrer aufzuhalten.
Natürlich wurde von assyrischer Seite die Schlacht als ein Sieg dargestellt, doch ließ Salmarnassar III. volle drei Jahre verstreichen bevor er wieder nach Syrien ging.

Neuerdings wird die Beteiligung eines ägyptischen Kontingents an der Schlacht bei Qarqar im 22. Regierungsjahr Osorkon II. aber angezweifelt (siehe Schipper: Ägypten und die Fremden, S. 144ff.)  Die ägyptischen Quellen liefern keinen Hinweis auf eine ägyptische Beteiligung an dieser Schlacht - auch das außerägyptische Material hierzu ist keinesfalls eindeutig und scheint in vielerlei Hinsicht problematisch zu sein. Auch in der Bibel (1. Buch der Könige) wird die Schlacht von Qarqar erstaunlicherweise nicht erwähnt.

Eine Beschreibung der Schlacht befindet sich auf einer in "Kurch" gefundenen Stele, die 1861 von J. E. Taylor in der Türkei gefunden wurde und die sich heute im Britischen Museum in London befindet. Die Stele stand wahrscheinlich an einer Straße und diente wahrscheinlich einer Art öffentlicher Propaganda. Im oberen Bereich zeigt sie Salmanasser mit den Symbolen der Götter Assur, Ischtar, Anu und Sin, darunter befinden sich 102 Zeilen einer Inschrift, die geringfügig beschädigt ist.

Der Text auf dieser Stele ist nahezu vollständig lesbar. Er ist in zwei Kolumnen, jeweils eine auf der Vorder- und Rückseite, in den Stein geschrieben. Auf dieser Stele befindet sich zunächst eine Darstellung Salmanassars III. und verschiedene göttliche Symbole.

               Kurch-Stele - Schlacht am Orantes / Jahr 853
Die Schlacht fand an einem Ort namens Qarqar statt, im Tal des Flusses Orantes in Nordsyrien. Salmanasser verließ der Inschrift nach auf seinem 6. Feldzug Ninive mit einer Armee von 100.000 Mann und überquerte den Fluss Tigris, den Euphrat und empfing den Tribut zahlreicher Städte, darunter Aleppo Danach wurde er von Truppen des Königs von Hamath angegriffen, die er schlug. Dann plünderte er zahlreiche Paläste und Städte im Reich von Hamath. Nach der Einnahme und Plünderung von Karkara stieß er dann am Orontes auf die Streitmacht der Koalition. 

Lt. seiner Inschrift rühmt sich Salmanasser eines gewaltigen Sieges. Angeblich wurden 14.000 Mann erschlagen (Quelle: dt. Wikipedia Qarqar) und zahllose Streitwagen erbeutet. Trotz dieses Siegesberichtes muss der Vormarsch Salmnasser zunächst gestoppt worden sein, denn die assyrischen Streitkräfte zogen sich zurück. Erst im Jahre 841 drang Salmanasser III. wieder nach Syrien vor und erreicht die nördlichen Grenzen Israels. In seinen Inschriften rühmt er sich, er habe unzählige Städte zerstört und Tyrus und Sidon tributpflichtig gemacht.

Bild: gemeinfrei - dt. Wikipedia

Salmanassar III. ist insgesamt sechsmal gegen diese Koalition vorgegangen - in seinen Jahren 6., 10., 11., 14., 18. und 21. Die vollständige Reihe der Gegner wird aber nur bei dem ersten Konflikt, der Schlacht bei Qarqar (853 v. Chr.), und nach dem endgültigen Sieg über die Koalition im Jahre 838 erwähnt

          Schwarzer Obelisk Salmanassars III.

Bild: Replik aus dem Knauf-Mus. / Iphofen/Bayern
- Bild: Margret Pirzer -
- Original: heute im Brit. Mus. London
aus Nimrud / Kalchu

Über das Ende des Konfliktes und die Unterwerfung der Gegner berichtet der „schwarze Obelisk“ -  eine Monolithinschrift Salamanassars III. , welche der britische Archäologe Henry Layard bei seinen Ausgrabungen in Nimrud gefunden hatte (der „schwarze Obelisk“ datiert in das Jahr 21. Salmarnassar III. = 838).       
Spitze und Unterterteil des Schwarzen Obelisken sind überzogen von einer langen Annaleninschrift, die bis zum 31. Regierungsjahr von Salmanassar III. reicht. Jede Seite des Obelisken ist in 5 Registerfriese unterteilt, von denen die in gleicher Höhe liegenden jeweils inhaltlich zusammengehören, wie die Beischrift beweist.

In den unteren Relieffriesen ist abgebildet: die Tributübergabe des Landes "Musri" mit "Trampeltieren, Wasserbüffel, Gayal, Hirschziegelantilope, Elefant und Affen."

Aus dem Kontext der "Kurch-Stele" erfahren wir nur die Angabe, dass an der Schlacht aus dem Jahre 853 eine Koalition von Staaten aus dem syrisch-nordsyrischen und aramäichen Bereich teilgenommen haben. (vergl. Donner, Geschichte, 290: "12 nord- und mittelsyrische Dynastien" / Anm. 192 Schipper Ägypten, S. 146) Auf dieser Inschrift werden zunächst die drei scheinbar mächtigsten Gegner und Anführer der syrischen Koalition genannt: Damaskus, Hamath und Israel. Neben diesen werden neun weitere Könige genannt, deren Anordnung sich an der geographischen Lage orientiert (Nord-Süd-Aufzählung). Die an der Koalition beteiligten Herrscher steuerten lt. der Inschrift auf dem Monolith verschiedene umfangreiche Truppenkontingente bei. Die zahlenmäßig größten Kontingente kamen von 

  1. Hadads von Damaskus: 1200 Streitwagen, 1200 Reitpferde und 20.000 Mann,

  2. Irchulenis von Hamath:    700 Streitwagen,   700 Reitpferde und 10.000 Mann,

  3. König Ahabs von Israel: 2000 Streitwagen,   700 Reitpferde und 10.000 Mann.

Neben diesen werden aber auch noch andere, kleinere Kontingente auf der Stele erwähnt, wie z. B. 2000 Mann aus Ugarit, 200 aus Usamat und 200 aus Arwad. Unter diesen kleineren Kontingente werden auch "500 Mann aus Qua" und "1000 Mann aus Musri" aufgeführt. 

Diese beiden letzten Ortsangaben führten in der Forschung zu Diskussionen über die geografische Lage von "Qua" und "Musri". Nach früherer Meinung handelte es sich um das kilikische Que und ein nordsyrisches Musri - doch hat H. Tadmor 1961 in einem beachtenswerten Artikel gezeigt, dass mit "Qua" die Stadt Byblos gemeint ist (Tadmor, Que, 146) - worin ihm die Forschung eindeutig folgte. Im gleichen Aufsatz stellte Tadmor auch die Hypothese auf, dass es sich bei "Musri" um Ägypten handelt, was ebenfalls auf Zustimmung stieß. Bei der Überprüfung der These Tadmors zeigte sich aber lt. Bernd Schipper (siehe oben) dass dieses bei weitem nicht so gesichert ist, wie es den Anschein hat und man hier durchaus unterschiedlicher Auffassung sein kann.

Anhand des verwendeten Wortes "musri" auf der Monolithinschrift Salamanassars III. aus "Kurch" geht nicht klar hervor, welches der drei Musri gemeint ist. Eine neuere Überprüfung des Textes legt nun nahe, in diesem Ort Musri eine Stadt im syrischen Bereich zwischen Byblos und Irqanata zu sehen und nicht das Land Ägypten. Anzumerken ist hierbei, dass das akkadische "mu-us-ri" dreierlei bedeuten kann:

  1. ein Musri im Osttigrisland,

  2. ein Musri in Nordsyrien und

  3. das Land Ägypten.

Im Kontext der Inschrift fällt nun die Anordnung der Namen auf, die eine klare Struktur aufweisen. In dieser Anordnung steht Musri nicht an südlichster Stelle, sondern zwischen Byblos und Irqanata an fünfter Position, so dass der Kontexkt eher an ein im syrischen Bereich gelegenes "Musri" und nicht an Ägypten denken lässt (siehe dazu: B. Schipper in Israel u. Ägypten in der Königszeit 1999, S. 146, Universitätsverlag Andenhoeck & Ruprecht, Göttingen).

Anmerkung von Nefershapiland: Es stellt sich mir auch anhand der Tributabgaben, welche auf dem "schwarzen Obelisk Salmanassar III. in den unteren Regionen der Relieffriese zu sehen sind (Trampeltiere, Wasserbüffel, Gayal, Hirschziegenantilopen, Elefant und Affen) - die Überlegung, ob es in Ägypten Trampeltiere gegeben hat?

Familie:


 

 

Statuen Osorkon II.

Von König Osorkon II. sind neben zahlreichen Reliefdarstellungen, in denen er meist sehr jugendlich-idealisiert gezeigt wird (wie z. B. in seiner Grabkammer in Tanis und auf mehreren Tempelblöcken) ist er auch durch mehrere Statuen bekannt, die seinen Namen tragen.  Ohne Zweifel sind sie fast alle usurpiert und stammen zum größten Teil ursprünglich aus dem Mittleren Reich. Nur eine fragmentarisch erhaltene Statue aus Bubastis, die zwar inschriftlich datiert ist aber bislang nicht durch Abbildungen bekannt ist, ist als ein Originalwerk aus seiner Regierungszeit anzusehen (siehe H. Brandl, Bemerkungen zur Datierung von libyerzeitlichen Statuen aufgrund stilistischer Kriterien, in G. P. F. Broekman u. a. / The Libyan Perios in Egypt, Egyptologische Uitgaven 23, Leiden 2008, S. 6r6-69, 84 pl. V.). Des weiteren kommen noch einige Kniefiguren aus Bronze dazu, die Osorkon II. zugewiesen werden können (siehe: Helmut Brandl: Kunst und Gesellschaft in der Libyerzeit. Beobachtungen an Königsstatuen der 3. Zwischenzeit in Katalin Anna Köthai: Art and Society). Eine kleine, als Amulettanhänger verwendbare und mit "Osorkon II." beschriftete Figurengruppe (heute im Louvre) aus Gold und Lapislazuli zeigt wohl Osorkon als Osiris mit Horus und Isis.

Kairo, ägyptisches Museum JE 41678
- Unterteil einer Kniefigur König Osorkon II. - 

Fundort:      Bubastis
Material:    Steatit
Höhe/Breite/Tiefe: 8,9 cm x 6 cm x 9,1 cm

Die in Bubastis gefundene, fragmentarisch erhaltene Kniestatue besteht aus dunkelbraunem glänzendem Gestein, wahrscheinlich gebranntem Steatit. 
Nach dem "Journal d´ Entree" kam das Fragment bereits 1909 in das Nationalmuseum Kairo. Leider ist nicht bekannt, wo das Objekt genau gefunden wurde, ob im Bereich des Bastettempels oder an anderer Stelle. Die Basis der Statue ist noch maximal 0,8 cm hoch. Ihr Rückenpfeiler ist maximal 2,1cm breit.

Die kleine Figur zeigt den König in kniender Haltung. Mit den ausgestreckten Händen berührt er seitlich ein naosförmiges Podest (mit Rundstab und Hohlkehle), das auf seinen Oberschenkeln aufsitzt. Auf der Oberseite besitzt es eine rechteckige Vertiefung. Wahrscheinlich war hier ursprünglich das separat gearbeitete Bildnis einer Gottheit aus anderem Material eingelassen.

Der König trägt den SnDw Schurz mit Gürtel. Leider ist die Figur stark beschädigt. Der gesamte Oberkörper oberhalb der Taille ist weggebrochen. Auch die Unterarme und sie Basis fehlen größtenteils. Von der Gestalt des Königs sind lediglich ein kleiner Teil des Bauches, die Schenkeln, die Hände und ein Rest der Füße erhalten. Weitere noch erhaltene Fragmente dieser Statue sind das Podest und der schmale, hohe Rückenpfeiler. 

Das Fragment ist sowohl auf der Vorderseite des Podestes wie auch auf der Rückseite beschriftet. Die Hieroglyphen sind allerdings nicht sehr sorgfältig ausgeführt, wobei es sich jeweils um den mit Titeln eingeleiteten Thron- und Geburtsnamen Osorkon II. handelt.

Auf der Vorderseite befindet sich ein Kartuschenpaar mit einleitenden Titeln, das fast völlig die ganze Fläche einnimmt. Unter jeder der Kartuschen befindet sich zusätzlich ein Zeichen, das an einen "nb"- Korb erinnert. 

  1. (links):  njswtbjt (WsrmAatRa stpnmn)|
    König von Ober- und Unterägyptsen (der nach der Art der Ordnung des Re, Mächtige erwählt von Amun)

  2. (rechts):  sARa (Jmnmry Wsrkn sA BAstt)|
    Sohn des Re: (Osorkon, geliebt von Amun, der Sohn der Bastet)

Auch von den Inschriften auf dem Rückenpfeilerfragment sind ebenfalls zwei Kartuschen erhalten, die in einer Kolumne angeordnet sind, allerdings ohne flankierende Linien.

    c.     /// (WsrmAat-[Ra] stpnJmn)| sARa nb xa.w (Jm[nmry sA BAstt)| ///
            ......(Der nach Art der Ordnung  [des Re] Mächtige, erwählt von Amun)|; Sohn des Re, 
            Herr der Erscheinungen: ([Oso]kon, geliebt von Amun, Sohn der Bastet)|

(Quelle: Brandl, Bemerkungen zur Datierung von libyerzeitlichen Statuen aufgrund stilistischer Kriterien, S. 67)

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Sog. Philadelphia/Cairo-Statue Osorkons II.
- Kairo CG 1040 und Kopf Philadelphia, University Museum E 16.199 -
( Textquelle:
Brandl, Bemerkungen zur Datierung von libyerzeitlichen Statuen aufgrund stilistischer Kriterien, S. 67)

Mariette ließ zwischen den Jahren 1860 und 1863 (der genaue Zeitpunkt der Grabungen ist heute nicht mehr bekannt) im Amun-Tempel in Tanis Grabungen durchführen und man förderte dort einen mit 21 Hieroglyphenzeilen beschriebenen, unregelmäßig geformten Block aus grauem Granitdiorit zutage. Bei dem Block handelt es sich um eine Stele bzw. um den vorderen Teil einer etwas überlebensgroßen königlichen Kniefigur (Stelophor), deren zugehöriger restlicher Teil des Körper (jedoch ohne Kopf) 1884 von Petrie aufgefunden wurde. Die Statue zeigt den König in kniender Haltung mit vorgeschobenen rechten und weit zurückgestrecktem linken Knie. Der König ist bekleidet mit dem SnDwt–Schurz, als Kopfbedeckung trägt er das nms–Kopftuch. Die Arme der Statue sind zwar größtenteils abgebrochen, doch ist klar, dass der König mit beiden Händen die massive Stele vor sich hielt. Die lebensgroße Figur wirkt ausgesprochen monumental. Sie befindet sich heute im Museum Kairo CG 1040

Petrie war der Ansicht, dass die Statue usurpiert sei und wohl aus der frühen 19. Dynastie stamme, dagegen wandte sich Daressy, der sie original König Osorkon II. zuwies – dem schloss sich Borchardt, v. Bissing und K. Bosse an. Daressy nahm die "Statue Osorkon II." im 1934 erschienenen vierten Statuenband des Katalogue General des Ägyptischen Museums Kairo unter der Nummer 1040 auf mit der Datierung in die 22. Dynastie (ohne den Hinweis von Petrie zu berücksichtigen).

Die Statue gelangte erst im Jahre 1960 wieder in den Blickpunkt des Öffentlichkeit, als B. V. Bothmer einen viel beachteten Artikel schrieb, in welchem er die die Statue einer erneuten Untersuchung unterzog und sie mit einem von ihm als dazugehörigen Kopf verglich, der sich seit längerer Zeit im Universitäts-Museum Philadelphia befand. 

Kopf Philadelphia E.16199
gekauft 1926 von DG Kelekian
Höhe: 33cm; Breite 30,8cm

Der sich heute in Philadelphia befindliche 0,335 cm hohe Kopf (University of Pennsylvania, University Museum) wird allgemein als ein Werk der 18. oder 19. Dynastie (versuchsweise der Thutmosiden- oder Ramessidenzeit) angesehen.

Bild: "Object [E.16199]. 
Courtesy of the Penn Museum."  https://www.penn.museum

Die ursprünglich mit Einlagen versehenen Augen sind weit geöffnet und blicken geradeaus. Augenbrauen und Schminkstrich sind in flachem Relief wiedergegeben. Die heute stark beschädigte Nase war lang. Der feingeformte Mund tritt ein wenig vor und ist durch eine tiefe Kerbe von Kinn abgesetzt. Die Ohren sind sehr detailliert ausgearbeitet, die entsprechend der Körperneigung des Torsos gespannten Halsmuskeln kraftvoll modelliert. Die Augen waren separat gearbeitet bzw. aus anderen Materialien eingelegt, ebenso wohl der Stirnuräus.

Ein Abguss des Kopfes wurde nach Kairo gesandt und an der Statue angefügt. Noch heute ist dieser Abguss des Kopfes oberhalb des Torsos in einer kleinen Wandvitrine des Korridors R. 25 im Museum zu Kairo ausgestellt. B. V. Bothmer hat sich lange Jahre mit der Frage der Datierung der Statue auseinandergesetzt. Bothmer kam schließlich zum Schluss (trotz gewisser Bedenken), dass die Statue aus der Libyerzeit stammt und original König Osorkon II. zugeordnet werden kann. Zwar ist die Oberfläche der Stele und das Stück, das diese mit dem Körper des Königs verbindet und Inschriften trägt, aufgeraut, (obwohl der Rest der Statue eine polierte Oberfläche aufweist), was auf eine Wiederverwendung schließen lässt, doch Bothmer sieht darin keinen Beweis für eine Wiederverwendung der Statue. 

Außerdem ist an mehreren Stellen, wie am Verbindungsstück und auf der Stele deutlich, dass die Inschriften sekundär sein müssen (siehe dazu: Helmut Brandl: Bemerkungen zur Datierung von libyerzeitlichen Statuen aufgrund stilistischer Kriterien “ in „ The Libyan Period in Egypt “.

Bei dem Stelentext handelt es sich um ein Orakelgebet Osorkons II. in dem der König unter anderem die Bitte äußert
(siehe dazu: Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 22.-24. Dyn., Bd. II)

[Du wirst] meine Nachkommenschaft bilden, den Samen, der aus meinen Gliedern kommt, [als] große [Herrscher] von Ägypten, Fürsten, erste Propheten des Amun–Re–Götterkönigs, große Häuptlinge der Ma, [große Häuptlinge der] Ausländer, Propheten des Haraphes “ usw.

Er bitte also den Gott seinen Angehörigen alle hohen Ämter zu gewähren.

Gegen ein Originäres Werk König Osorkons II. sprechen jedoch Stilmerkmale des Gesichts sowie der Muskulatur und auch der Größe der Statue, ebenso wie ein Vergleich mit anderen Statuen der 22. Dynastie bei denen sich kaum Übereinstimmungen mit dem Stil des Philadelphia-Kopfes finden lassen. Auch die anderen "großen" Statuen, die lt. ihrer Inschrift Osorkon II. darstellen, sind unstrittig Werke aus dem Mittleren Reich. Bei dieser usurpierten Statue Kairo CG 1040 griff man aber auf ein Werk aus dem Neuen Reich zurück. 

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Kniefigur Zürich - Archäologische Sammlung der Universität, 
- Stiftung Konradi/Berger, Nr. 4013 -
( Textquelle: Brandl, Bemerkungen zur Datierung von libyerzeitlichen Statuen aufgrund stilistischer Kriterien, S. 67)

Bei dieser  königlichen Kniefigur, die sich heute in der Archäologischen Sammlung der Universität in Zürich befindet, handelt es sich um eine 36,5 cm hohe Statue aus braunem Hartgestein (angeblich Gabbro, wie ein Abschliff an der Basis nahe legt, wurde das Material wohl bereits einmal naturwissenschaftlich untersucht, doch gibt es keinen Bericht dazu - siehe dazu: Anmerkung 78 , S. 69 in dem obigen Werk von Brandl). Die Statue zeigt einen König mit dem "nms"-Kopftuch (Nemes-Kopftuch) und dem "SnDwt " Schurz beim Opfern von zwei "nw"-Gefäßen (Nun-Gefäßen), welche er in den auf den Oberschenkeln aufliegenden Händen hält.

Die Figur wurde nach dem Wissen von H. Brandl erstmals durch einen Auktionskatalog bekannt gemacht und dort mit Vorbehalt in die 19. Dynastie datiert. Ihre Herkunft ist unbekannt. 1885 wurde sie in einem Sonderausstellungskatalog einem größeren Publikum präsentiert und dabei unter Hinweis auf ihre Körpermodellierung zunächst der 25. Dynastie zugewiesen. B. V. Bothmer erhob gegen diesen zeitlichen Ansatz jedoch Einwände und verwies zum Vergleich auf den Statuenkopf Philadelphia E 16.199, den er als Originalwerk der Zeit Osorkon II. beschrieben hatte. Aufgrund stilistischer Merkmale schlug er eine Datierung der Statue in die Libyerzeit vor. In einer späteren Publikation wird die Statue sodann unter Hinweis auf Bothmers Datierung und im Vergleich mit der Wiener Sphinxfigur Osorkons I. der 22. Dynastie zugeordnet und als „ Osorkon I. oder Osorkon II. “ bezeichnet. Brandl schließt aufgrund der der "merkwürdigen Inschrift" eine "neuzeitliche Hinzufügung" nicht aus.

Erhaltungszustand der Statue:
Bis auf die Basis und dem fehlenden Uräus ist die Vorderseite der Figur recht gut erhalten. An der Stelle des abgebrochenen Vorderleibs der Schlange befindet sich jetzt eine Bohrung, die offenbar für eine aus Metall bestehende Schlange gedacht ist. Die Rückseite der Statue ist jedoch stark beschädigt. Sie ist offenbar flächig abgearbeitet worden und zwar so, dass jetzt außer dem eventuell einmal vorhandenen Rückenpfeiler auch der hintere Teil des Kopftuches, ein Teil des Rückens und weitgehend auch die Füße fehlen. Von der Basis ist nur der vordere Teil der linken Seite erhalten. Die Figur besitzt allseitig eine leicht aufgeraute Oberfläche.

Im vorderen Teil der Basisoberseite befindet sich eine dünne eingravierte Inschriftenzeile. Durch den Abbruch auf der  rechten Seite ist sie unvollständig. Der erhaltene Teil lautet:  "njswt n Kmt HoA n … (?) ///" (Quelle: Brandl / Bemerkungen zur Datierung.....S. 70).

Die etwaige zeitliche Datierung dieser Kniestatue kann lt. Brandl "aufgrund ihrer unbekannten Provenienz und wegen fehlender aussagekräftiger Inschriften lediglich über stilistische Merkmale erfolgen". Dabei ist eine Einordnung in die ramessidische Epoche unwahrscheinlich. In seiner Arbeit führt Brandl auch anhand von Gegenüberstellungen auf, dass signifikante stilistische Unterschiede auch eine Datierung der Züricher Kniefigur KB 4013 in die Zeit Osorkon I. nicht "gut stilistisch zu begründen" wäre - und auch " gegen eine Datierung in die III. Zwischenzeit erhebliche Bedenken"  bestehen.

Nach Meinung von Brandl (siehe dazu Ausführungen auf S. 73 seines oben genannten Werkes) "....begründen diese Beobachtungen den Verdacht, dass es sich bei der Kniefigur KB 4013 um ein neuzeitliches Werk handeln könnte. Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, dass dieses Stück niemals über einen Rückenpfeiler verfügte. Die flache und dabei relativ glatte Ausarbeitung der linken Rückenseite dürfte darauf hinweisen, dass sie zum Erscheinungsbild der Statue in einem früheren Bearbeitungsstadium gehörte. Durch den Abschlag des (mittleren) Rückens und der sich oben und unten daran anschließenden Teile wurde diese für ein altägyptisches Werk 
ungebräuchliche Körpermodellierung nur ungenügend kaschiert. Hinter der rechten Schulter blieb zudem eine kleine Erhebung stehen, die nicht durch das Körpervolumen an dieser Stelle erklärt werden kann. Vermutlich handelt es sich um eine Nachlässigkeit des Bildhauers. 
(Zitat Ende)

*

Sitzstatue aus dem Mittleren Reich (usurpiert von Osorkon II.) aus Bubastis:
 -
Kairo CG 540 aus Bubastis / PM IV, 28 Naville, Bubastis pl. 24; Borchardt, Statuen und Statuetten, II, 89
mit Inschriften und der Kartusche von Osorkon auf der rechten Seite des Sockels und über den Darstellungen - 
ebenso auf der Rückseite (siehe Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit 22.-24. Dynastie, Bd. II. S. 115 Nr. 18)

Fragmente einer von Amenemhet II. usurpierten Statue durch Osorkon II. - ebenfalls aus Bubastis:
- London BM 1063-4, (PM IV, 28); Naville Bubastis, P. 267; pl. 1 -
Im Britischen Museum in London befinden sich die Fragmente einer Statue, auf deren linken Seite über der "zmA-tAwj"-Szene /Sema-taui-Szene sich Inschriften mit der Kartusche Osorkons II. befinden - ebenfalls auf der rechten Seite über der "zmA-tAwj"-Szene und davor, unter der Geiergöttin. Auf auf der Rückseite der Statue sind noch drei Kolumnen erhalten, in denen der Name Osorkon Meriamun zu erkennen ist (Quelle: Jansen-Winkeln, S. 116-117 Nr. 19)

Fragmente einer Sitzstatue Sesostris III. aus Tell Moqdam - usurpiert von Osorkon II.
- heute in London BM 1146 - E. Naville, Ahnas el-Medineh, EEf 11, 1894, 29-31 -
Ebenfalls im Britischen Museum befinden sich die Fragmente einer
Sitzstatue (Mittlere Reich), die in Tell Moqdam gefunden wurde, und ursprünglich Sesostris III. gehörte. Auf den Seiten befindet sich eine überschriebene Kartusche, weitere Inschriften mit der Kartusche von Osorkon II. sind auf dem Rückenpfeiler (Fragment C 1) und um den Sockel rechts und links zu finden (Fragment C 2, C 4, C 4 und C 5) - siehe Jansen-Winkeln, S. 117.

Stelenfragment JE 28582aus Mitrahina (Memphis)
Im Museum Kairo befand sich ein heute nicht mehr auffindbares (!!!), bislang unpubliziertes, Stelenfragment aus Mitrahina (PM III², 839).

Oberteil einer Bronzefigur eines Königs User-maat-Re (Wsr-mAat-Ra) - vermutlich Osorkon II.
- Herkunft unbekannt - heute in Privatsammlung Paris. Yoyotte, Kèmi 21, 1971, 47-48; pl 7-8; Tanis (PM VIII, 130 -

Statuensockelfragment - evtl. Königsstatuette - unbekannter Herkunft
Im Petrie-Museum in London (UC 16321), PM VIII, 130; (Steward, Stelae, III, 34; Pl.42 - Nr. 127) befindet sich ein Sockelfragment einer Statuette, auf deren Oberseite sich symmetrische Inschriften mit der Kartusche Osorkons II. befinden.  Bild siehe - Petrie Museum, London.

*

In Byblos fand sich das Fragment einer mit seinem Namen beschriebenen Sitzstatue. Nur der Thron und ein Teil der Beine ist erhalten, sie stammt vermutlich ursprünglich auch aus dem Mittleren Reich.

Ein "Aegis" (griech. Wort für "Schild"- eine Art breiter Halskragen der um den Hals eines Götterkopfes hing) mit der Kartusche des Osorkon II. befindet sich heute in der Hermitage St. Petersburg mit einer Flügelsonne oben und darunter einer Darstellung von Isis, welche den König säugt und unter ihr auf der Scheibe, sitzt Osiris auf einer Lotosblüte, flankiert von geflügelten Schlangen mit. Nur die Rückseite (das "Gegengewicht") ist beschriftet. 

In einer Privatsammlung in Paris befindet sich das Oberteil einer Bronzefigur eines Königs "Wsr-mAat-Ra" (User-maat-Re) - die vermutlich Osorkon II. gehörte. Die Herkunft dieses Stückes ist unbekannt (siehe Yoyotte, Kémi, 1971, 47-48; pl.7-8 - PM VIII, 130 und Hill, Royal Bronze Statuary, 166;pl. 15 (11) in Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 22.-24. Dynastie, Bd. II., S. 122).

Goldene Gruppenstatuette der Osirisfamilie im Louvre - evtl. aus dem Grab ?
- heute im Louvre E 6204 - Stierlin/Ziegler, Tanis, 198-99, Montet, Tanis I, 59 - 

Göttertriade bestehend aus Osiris, Horus und Isis
- heute im Louvre E 6204 -

Ein Schmuckstück von besonderem Reitz trägt den Namen Osorkons II. Es handelt sich um eine Göttertriade die sich heute im Louvre befindet. - Material: Gold, Lapislazuli, Glas – Höhe 9cm -

Bild:     Isis und Horus
Autor:  Rama und ein weiterer Urheber (dt. Wikipedia) 
Lizenz: CC BY-SA 2.0 fr

Vielleicht stammt das Stück aus der Beute von Grabräubern und könnte somit aus dem Grab in Tanis stammen. 1872 wurde es vom Pariser Louvre aufgekauft (Sammlung Rollin–Feuardent). Es handelt sich um einen Anhänger, denn an der Rückseite jeder Figur sind drei große Ringe gelötet, zum Tragen mit einer Kette. Die drei massiv gegossenen Goldstatuen -  sind mit einer blockfelddekorierten Bodenplatte verbunden. Im Zentrum sitzt Osiris – hier wird König Osorkon II. mit ihm identifiziert – auf einem Schrein, den man aus einem Lapislazulistück geschnitten und mit dem Namen des Königs beschriftet hat. Neben ihm steht die Göttin Isis (in der ägyptischen Götterwelt die Gemahlin des Osiris) und beschützt ihn. Auf der anderen Seite steht sein falkenköpfigen Sohn Horus, der die Doppelkrone trägt.

Skarabäen und sonstiges

Von König Osorkon II. fanden sich zahlreiche Skarabäen die seinen Namen tragen. Hier kann nur eine kleine Auswahl genannt werden: (Quelle: Jansen-Winkeln, Inschr. d. Spätzeit, 22.-24. Dynastie, Bd. II., S. 122)

Hornung/Staehelin, Basler Skarabäen, 280, pl. 47-8 /Nr. 441, 442, 443, 444.
Hall, Scarabs, 243, Nr. 2431 = BM 483857 (Brit. Museum, London),
Matouk, Corpus du scarabèe, I, 130 198; Nr. 764,
Petrie, Scarabs, pl. 50; 22.4.5 - 22.4.6 - 22.4.7 - 22.4.8.
Katalog Brüssel 1991, 197, Nr. 241,
Newberry, Scarabs, pl. 37(13)
Petrie, Hist. Scarabs, 56 (178)

Skarabäus Brooklyn 86.226.22. Fazzini in_ L.S. Ferber u. a., The Collector's Eye; Ausstellungskatalog Atlanta 2001, 118-9  (83); Hornung/Staehelin, Basler Skarabäen, 184; - auf dem Rücken des Skarabäus befinden sich die Kartuschen Osorkons II. Auf der Unterseite links ein gekrönter Benu-Vogel, vor ihm die sitzende Göttin Maat - zwischen ihnen zwei Hieroglyphen

Siegelform mit dem Thronnamen Osorkon II.
- heute im Los Angelas Country Museum of Art -
Nr. 80.202.5462

- Geschenk von Jerome F. Snyder -

Die Siegelplombe, die noch den Abdruck der Schnur zeigt mit der einst ein Gegenstand verschlossen war, zeigt den Thronnamen König Osorkon II.

Maße: 2,86 cm x 3,18 cm

Diese Siegelform ist derzeit nicht öffentlich ausgestellt (lt. Museumsinformation).

 

Dieses Bild ist gemeinfrei, da es vom Los Angeles County Museum of Art durch "Public Domain High Resolutíon Image Available" gekennzeichnet und veröffentlich wurde.

Nilstandsmarken
Am Kai von Karnak fanden sich mehrere Nilstandsmarken:

  1. Nilstandsmarke Karnak Nr. 8 -   JARCE 5, 1966, 49;

  2. Nilstandsmarke Karnak Nr. 9 -   JARCE 5, 1966, 50;

  3. Nilstandsmarke Karnak Nr. 11 - JARCE 5, 1966, 50;

  4. Nilstandsmarke Karnak Nr. 12 - JARCE, 1966, 50;

  5. Nilstandsmarke Karnak Nr. 14 - JARCE 5, 1966, 50; Broekman, JEA 88, 2002, 174-5

Eventuell ist König Osorkon II. auch die Nilstandsmarke Nr. 10 zuzuschreiben. Als Datum kämen die Jahre 5, 6, 13 oder 14 in Frage.

Bauten Osorkon II.

 

Theben:

An der Südwand des Nordhofs hinter dem 6. Pylon im Karnaktempel (PM² 264,92 [264] ) befindet sich eine Inschrift von fragmentarischen acht Textkolumnen. Es handelt sich um ein Dekret König Osorkons II. für den Amuntempel (?) (Quelle: Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, S. 118). In der 25. Dynastie ließ König Taharqa über der Inschrift Osorkons II. eine Abbildungen von sich selbst anbringen.

Außerdem sind in Theben - ca. 20 m vom Durchgang zum Hof des 9. Pylons entfernt (und ca. 27 m von der Südwestecke des Heiligen Sees) Reste einer kleinen Kapelle aus Sandstein am Heiligen See aus der Zeit König Haremhabs erhalten geblieben, die von Osorkon II. erneuert wurden. (Siehe Goyon/Traunecker, Karnak VII., 355-66 - zur Zuweisung an Osorkon II. s. ibid., 364 - während Elisabeth Blyth / "Karnak, Evolution of a Temple" sie für Osorkon III. zuweist)

    Thot-Kapelle nahe des Heiligen Sees
    - erbaut von Haremhab, 
   - usurpiert von Osorkon II (oder III.) 
Die noch vorhandenen "kärglichen" Reste der Thot-Kapelle befinden sich links vom "Storehouse des Psamuthis" in Richtung der Hofmauer des Festival-Temples Amenophis II. Ein schmaler Durchgang gewährte Einlass in den Hof.
         (Plan: Cahiers de Karnak VII: 356)
           - bearbeitet von Nefershapiland - 

 

    Kärgliche Reste der sog. "Thot-Kapelle"
      -  nahe des Heiligen Sees in Karnak -
    

 

Bild mit freundl. Genehmigung Saamunra

 

Reste einer kleinen Kapelle ais Sandstein - nördlich des Heiligen See von Karnak 
aus der Zeit König Haremhabs, von Osorkon II.(?) erneuert.

Nach Traunecker waren an der rechten Frontseite Inschriften mit den Kartuschen von Haremhab zu sehen - wovon heute nur noch die obere Hälfte der Kartuschen. Der darunter befindliche komplette Block mit dem Rest der Kartuschen fehlt heute. 

Bild: mit frdl. Genehmigung: Saamunra Bild: mit frdl. Genehmigung: Mut

       

Rechter Türpfosten der Thotkapelle mit Inschriften

Bild: mit frdl. Genehmigung: Saamunra Bild: mit frdl. Genehmigung: Mut

Der schmale Bau, der von Osorkon II. (oder evtl. Osorkon III. nach Blyth) usurpiert wurde, ist von seinem Erbauer König Haremhab (18. Dynastie) für die Götter Thot und Amun deklariert worden, wobei es so scheint, dass Thots Rolle die eines "Administrators" wäre, der die täglichen Opfergaben im Haus des Amun erfasst bzw. für diese verantwortlich ist (Goyon/Traunecker 1982: 362)

An der Ostseite - außen - befindet sich die Figur eines stehenden Priesters, darunter Reste einer Inschrift von vier Zeilen. Auf den alten Fotografien von Goyon ist diese Priesterfigur noch bis zur Hüfte zu sehen.
Die Inschriften hinter dem Priester lauten:
  [ … ] le pretre – purificateur entrant d´Amun dans Karnak, Ouafalouy gerechtfertigt, Sohn des 2. Propheten des Amun Bakenamun, gerechtfertigt."
Die Inschriften im unteren Teil des stehenden Priesters lauten: " [.....] gerechtfertigt, Sohn des [....] Amun, Tempelschreiber, [....] 
substitut de la demeure d´Amun de la III. Phyle [ … ] "
(Quelle:
Bericht von 1982 von Jean – Claude Goyon und Claude Traunecker zur Kapelle: „La Chapelle de Thot et d´Amun". 

Auf dem unteren Block ist ein sitzender Mann mit Beischriftenresten abgebildet.

Bild: mit frdl. Genehmigung Mutnedjmet - bearbeitet von Nefershapiland

 

Kapelle J des Osiris Wep-Isched / WpIshde

                  Osiris-Kapelle J in Karnak-Ost
20 m westlich von Kapelle K, und nördlich der Kapelle des Osiris von Koptos und dem sog. Osirisgrab, ließ König Osorkon II. eine Kapelle für Osiris Wep-Isched / WpIshde / Wp–Ished errichten. Diese Kapelle ist sehr interessant, da sie eine der ersten dem Osiris geweihten Kapellen ists. Sie war bereits zur Zeit ihrer Entdeckung in schlechtem Zustand, Henri Chevrier versuchte sie 1950 mit Zement zu stabilisieren, doch befindet sie sich in einem erbarmungswürdigen Zustand des Verfalls. 

Zeichnung: Porter & Moss II² 

An den Wänden der Kapelle "J " befinden sich die Abstammungsangaben eines Hohenpriesters Takeloth, die zeigen, dass dieser der Sohn eines Hohepriesters des Amun, Generals von Herakleopolis Nemlot (C), Königssohn des Landesherrn Osorkon II. war (also sein Enkelsohn). Dieses Zeugnis wurde erst bei den Freilegungsarbeiten von H. Chevrier im Ostsektor des Karnakbezirkes 1951 geliefert.

Kapelle J nach Porter & Moss (PM)

Vorhof: Tor errichtet aus wiederverwendeten Blöcken - wie z. B. aus dem Schatzhaus des Schabaka - Fragmente von Säulen mit Weihetexten
Ostraum: PM 1: linker Eingang, rechter Türpfosten außen. 
Djed-Pfeiler mit dem Namen Osorkon II. und dessen Sohn Nemlot (C).
PM 2: Block mit zwei sitzenden Göttinnen,
PM 3: Kartuschen von Osorkon II. sowie die Namen von Schu und Osiris-Wep-Ished
Westraum: PM 4:      rechter Eingang, außen,
PM 4a-b: Linker Türpfosten: Thekerti, der Sohn 
                 des Nemlot C und eine Opfertafel
                 Rechter Türpfosten: Thoeris
PM 5:   linke Seitenwand: (Standaten ? Anubis
              sitzende Göttin), falkenköpfiger Gott und
              Schreine
PM 7:   Rückwand: Priester und 7 Hathoren vor
              Affen und einem Mann (?)

Eine zweite Filiationsangabe, in welcher der Name von Osorkon II. genannt wird und zwar für den Hohenpriester Osorkon, Sohn des Takeloth II., befindet sich über der Annaleninschrift am sog. Bubastidentor in Karnak. Der Hohepriester Osorkon nennt sich dort: geboren von der großen kgl. Gemahlin Karoma-meimut, der lebenden (Gemahlin Takeloths II.) Tochter des Hohenpriesters des Amonrasonter, Generals von Herakleopolis Anführers Nemlot, Königssohnes des Landesherrn Osorkon-meiamun-sibastet (Osorkon II.)" - (siehe Kees, "Hohenpriester", S. 113)

Kapelle "e" in Karnak-Nord:

An der Südmauer des Month–Bezirks haben Mariette, Leclant und Robichon sechs kleine Kapellen freigelegt. Aus der Zeit König Osorkon II. und Takeloth II. stammt die 2. Kapelle von Osten, Kapelle "e", die sich in Karnak-Nord befindet.
 
Heute ist von diesem Bau nichts mehr erhalten.
      (PM II², 15 (56), TIP § 278, n. 422)

Tor:

PM 55
Horus-Shed zwischen Nefertem und Horus / Emblemen, darüber Bes-Köpfe
Raum I. PM 56:
Szenen mit König Osorkon II. und dessen Gemahlin Karomama

Raum II.

PM 57:
Szenen mit König Takeloth II. und die Göttliche Anbetterin Karomama vor zwei verschiedenen Erscheinungsformen von Osiris

*

Aus dem Osttempel stammen Fragmente von Säulen bei denen der König die Namen Ramses II. in seinen umändern ließ.

*

Im Month-Tempel zu Karnak fanden sich wiederverwendete Blöcke eines von Osorkon II. erbauten Tores (PM II², 5, Karnak-Nord IV, 66-67; pl 60) - am linken Oberteil eines Türdurchgangs befindet sich eine Sphinx mit Uräus, die ein Salbgefäß vor sich hält. In der Lage eines Türpfostens befinden sich drei Fragmente aus dem ursprünglichen Tor Osorkon II.  (links ein stehender Mann - vor ihm eine Inschriftenzeile)

*

Tanis / San el-Hagar

In Tanis, dem altägyptischen Djanet, der Hauptstadt des 19. unterägyptischen Gaus und gleichzeitig Königsresidenz, dem heute San el–Hagar erweiterte Osorkon II. den dortigen Amun–Re-Tempel um einen weiteren weiträumigen Hof (erster Hof), den er mit einem großen Kalksteinpylon (nach Arnold: die Tempel Ägyptens soll dieser von Osorkon III. erbaut worden sein) davor abschloss. Montet entdeckte vor dem 1. Pylon an dessen linker (Nordwest) und rechter (Südwest) Ecke intakte Grundsteindepots, die zahlreiche kleine Fayencebecher und –Täfelchen sowie andere Kleingegenstände mit der Kartusche Osorkons II. enthielten (siehe Montet, Tanis I. 25-26; pl. 1-2). Auf den Täfelchen befinden sich der Thron- und Eigenname des Königs (siehe Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 22.-24. Dynastie, Bd. II. S. 108).

So könnte der Tempel evtl. ausgesehen haben - Blick auf ein Modell des Amun-Tempels und die königliche Nekropole (rechts vom 1. Pylon)
Bild:     Tanis enceinte Amon elevation
User:     Neithsabes
Lizenz:   BY SA 3.0

Auch den 3. Pylon, der offenbar aus Granit (!) bestand und die Front des eigentlichen Tempelhauses bildet, ließ wohl Osorkon II. errichten.

Östlich hinter der Umfassungsmauer Psusennes I. liegen die spärlichen Überreste eines aus Granit erbauten Tempels (sog. Osttempel). Erhalten geblieben sind heute nur noch einige schöne monolithische Säulen, die aber keine Rückschlüsse mehr zulassen, welcher Gottheit dieser Tempel gewidmet war - evtl. ebenso wie der Haupttempel dem Gott Amun-Re? Auf den Palmstammsäulen (evtl. aus einem Pyramidenbezirk des Alten Reiches oder aus der 12. Dynastie?) waren bereits von Ramses II. für einen seiner Bauten in Pi-Ramesse usurpiert worden, bevor sie in der 22. Dynastie von Osorkon II. mit seinen Kartuschen beschriftet wurden.

        Tanis -Trümmern von Säulen

Fragmente der Palmkapitellsäulen aus dem Osttempel.

 

Bild:     Tanis enceinte Amon elevation
User:     Neithsabes
Lizenz:   BY SA 3.0

Bei den Ausgrabungen in Tanis legte das Team von Philippe Brissaud im Herbst 2009 in 12 m Grabungstiefe den "Heiligen See" im Tempel der Mut frei. Viele der dort inzwischen gefundenen zahlreichen, hochwertig dekorierten Kalksteinblöcke könnten evtl. aus der Zeit Osorkons II. stammen und zu einem Tempel oder einer Kapelle gehört haben. Lt. Karl Jansen-Winkeln tragen zwei der im Heiligen See verbauten Blöcke den Namen Osorkons II. und zeigen Reste einer Opferszene vor dem Gott Chons.

Auf einem der Blöcke mit Bilddarstellungen wird der König in archaisierender Art dargestellt (es ist aber nicht geklärt, welchen König dieser Block zeigt). Er trägt die Rote Krone und einen altmodischen Zeremonialbart am Kinn. In der linken Hand hält der König vier lange Stäbe mit Emblemen als oberer Abschluss. Es könnte sich meiner Ansicht eventuell hierbei um eine Laufszene handeln. Auf einem weiteren Block ist der Gott Amun-Re zweimal "Rücken an Rücken" dargestellt.
Es handelt sich also mit Sicherheit um eine Doppelszene. Die Blöcke stammen angeblich aus der Ufermauer des von den Franzosen neu entdeckten Heiligen Sees im Mut–Bezirk von Tanis. 

Bubastis:

Anlässlich seines Sedfestes (wobei man nach in der Vergangenheit bislang davon ausging, dass dieses im 22. Jahr Osorkon II., - im 4. Monat der Achet-Jahreszeit stattgefunden hatte, nach neuer Forschung scheint sich vermehrt die Überlegung durchzusetzen, dass Osorkon II. sein 1. Sed-Fest im Jahre 30 feierte - siehe oben "Überlegungen zum Sedfest Osorkon II.") ließ Osorkon II. im Tempelbezirk von Bubastis größere Baumaßnahmen durchführen. Die Stadt Bubastis war das Kultzentrum der Göttin Bastet, die in späterer Zeit oft als Katzengöttin verehrt wurde. Die überwiegenden Teile der Überreste des großen Bastet-Tempels stammen aus der Dritten Zwischenzeit und der Spätzeit, einzelne Bauteile jedoch schon aus dem Alten und dem Mittleren Reich.

Unter Osorkon II. wurde eine weitere Hypostylhalle mit Hathorsäulen und ein Portikus (ebenfalls mit Hathorsäulen) am Tempel der Göttin Bastet, die schon unter Osorkon I. begonnen wurden, fertiggestellt (sämtliche noch vorhandene Kapitelle tragen die Kartusche von Osorkon II., was bedeutet, dass der endgültige Bau in seiner Zeit erfolgte - siehe 6. Ägyptologische Tempeltagung/die Hathorkapitelle von Bubastis, E. Bernhauer, Harrassowitz-Verlag, S. 65). Dieser Bau war wohl unter Osorkon I. noch zum größten Teil undekoriert und wurde dann von Osorkon II. mit Darstellungen des Sedfestes versehen. Die feingeschnittenen Reliefs zeigen die klassischen Szenen und die großen Umzüge des Sedfestes. Die Reste des Bastet-Tempels lassen eine ursprüngliche Länge von 180 m und eine Breite von ca. 55 m vermuten.

Die Tore und Säulen der Hypostylhalle waren aus Granit, die Wände aus Kalkstein. An der Rückwand dieser Säulenhalle (sog. "Festival-Halle") entstand unter Osorkon II. eine gigantische Toranlage aus rotem Granit, die als "Sedfest-Tor" fungierte. Als Baumaterial dienten teilweise wiederverwendete Blöcke aus älteren Bauten aus der Zeit König Ramses II. Von diesem Tor sind noch bedeutende Reste erhalten und die Torflächen zeigen in großen Reliefdarstellungen den Ablauf eines Heb-Sed-Festes, wobei es sich um den ausführlichsten Bericht der Heb-Sedfest-Zyklen handelt, welcher je gefunden wurde. Einige Blöcke der Toranlage befinden sich heute noch vor Ort, andere jedoch auch in diversen Museen wie dem Ägyptologischen Museum Berlin, im Pariser Louvre oder im Britischen Museum. 

             Hathorkapitell aus dem Tempel                     
             mit dem Namen von Osorkon II.
                         
Museum Louvre, Paris - Inv E10590

Dekorierter Steinblock der Toranlage v. Bubastis
(Tor 9 - Festival Hall Naville)

Bild:       hapiteau décoré de la déesse Hathor.jpg
Author:  Siren-Com
Lizenz:   CC BY-SA 3.0
Bild:      Dekorierter Steinblock, Bastet-Tempel,
Author:  Roland Unger
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Bei dem Torbau handelt es sich um einen monumentalen Tempeleingang von ca. 10 m Breite und 11,5 m Höhe mit geböschten Vorder- und Rückwänden, das in ostwestlicher Richtung angelegt wurde. Auf den verschiedenen Granitblöcken des Torweges befinden sich Inschriften und Darstellungen (PM IV, 28-29; Naville, Festival Hall; Habachi, Tell Basta, 59-62; pl. 16; Barta, SAK 6, 1978, 25-42, Taf. 1-4)

Außenseite des Sed-Fest-Tores
 von Süden gesehen 

 

(Zeichnung: Drawn by Faucher-Gudin, von einer Restauration durch Naville/Festival Hall, pl. XXXIII.-XXXV)

 

 

Sedfestdarstellung in der Festival-Halle von Osorkon II.

Zeichnungen aus E. Naville aus "Festival Hall", pl. XXXIII.-XXXV) bearbeitet von Nefershapiland

 

Block vom Sedfestportal Osorkon II. in Bubastis
- von verschiedenen Zeichnern -

Zeichnungen:
links: aus E. Naville aus "Festival Hall", Block XXIII 8 (bearbeitet von Nefershapiland)
rechts: Zeichnung nach dem Foto, erstellt von
Dr. hab. K. O. Kuraszkiewicz, University of Warschau (Direktor der Polnisch-Ägyptischen Archäologischen Mission Saqqara) - Thanks.
- Alle Rechte vorbehalten - 

 

           Blöcke vom Sedfestportal Osorkon II. in Bubastis
                                  - heute noch insitu
Die Oberfläche dieses 1,94 m hohen Bruchstückes ist kaum erodiert. Er ist in 5 Register unterteilt. Im obersten Register ist eine Prozession von Standatenträger zu sehen. Im 2. Register - getrennt durch 2 senkrechte Inschriftenzeilen - sind jeweils 3 weibliche Figuren mit "Blütenkronen" auf dem Kopf, Gazellenkopfszeptern in der rechten und ein Anch in der Linken zu sehen. Im Register darunter ( 3. Reg.) befinden sich 4 liegende Personen - dahinter eine in Schreitstellung liegend abgebildete und eine sitzende Person
- unterteilt von Inschriftenkolumnen. Im 4. Reg. ist ein Aufzug von weiblichen und männlichen Personen zu sehen, wobei die weiblichen Personen ein Menat vor der Brust tragen und in der rechten Hand ein Anchzeichen. Hinter ihnen folgen zwei männliche Personen, in einem kleinerem Maßstab dargestellt, in gebeugter Haltung. Rechts vor dieser Gruppe befindet sich ebenfalls ein Mann in leicht gebeugter Haltung.

                   Block vom Sedfest-Portal in Bubastis
Dieses 1,70 m hohe Fragment stammt von der linken Außenseite der Kapelle. Im oberen Register sind 3 nach links (zur Kapelle) blickende Figuren zu sehen, darunter befinden sich 3 Musikanten, wobei der erste ein Tamborin auf seinen Schultern trägt, welches der hinter ihm Folgende schlägt. Dahinter folgt ein weiterer Festteilnehmer. 

 

 




Bilder: Ägyptenreiseforum: www.isis-und-osiris.de

 

     Fragment von d. Festival-Halle in Bubastis
                        - Louvre, Paris B 53 -
Fragment vom monumentalen Tor des Tempels. Der König und die Götter von  Heliopolis - von links nach rechts - obere Reihe: Re, Atum,Shu und Tefnut, Geb und Nut und Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephtys.

Fragment von der Festival-Halle in Bubastis
- wahrscheinlich Grabungsphoto -


Heute in Philadelphia, Museum of Archeology and Anthropology, E 225   

Bild: mit freundl. Genehmigung Heidi Kontkanen
- all rights are reserved - 

Image from page 45 of "The Century illustrated monthly magazine" (1890) Flickr-Album - keine bekannten Urheberrechtseinschränkungen.

 

Fragment von der Festival-Halle in Bubastis

Bild: mit freundl. Genehmigung  Heidi Kontkanen
                      - all rights are reserved - 

Zeichnung: Naville  "Festival Hall"

 

Detail eines Reliefs von Osorkon II. im Hebsed-Mantel bei der Zeremonie in der "Jubiläumshalle" in Bubastis.

 

 

               Reliefblock aus Rosengranit  
mit Darstellung aus dem Bubastis-Tempel. Die Darstellungen zeigen den König beim Opfer vor der Kronengöttin von Oberägypten Nechbet. Er wird von seiner Großen Königsgemahlin Karomama B begleitet.
                Britisches Museum, EA 1077

public Domain - franz. Wikimedia commons /Neithsabes

Bild:      British Museum Egypt 095.jpg
Autor:  Einsamer Schütze
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Ein gegengleicher Reliefblock aus Rosengranit zum Block aus dem Britischen Museum befindet sich im Museum Berlin (Inv. Nr. 10838). Das 1890 erworbene Stück hat eine Höhe von 2.07 m und eine Breite von 1,23 m. Die beiden Darstellungen zeigen jeweils den König - begleitet von seiner Gemahlin Karomama (B) beim Clepsydra-Opfer (Wasseruhr) vor der Kronengöttin von Oberägypten, Nechbet.

*

Nördlich - und im rechten Winkel zur Achse des Bastettempels (noch innerhalb der Umfassungsmauer) grub L. Habachi die Reste (Säulen und Wandteile einer Kapelle) eines dem Löwengott Mahes (Mihos oder Miysis), dem Sohn der Göttin Bastet, geweihtes Mammisi (Geburtshaus) aus (Quelle: Naville, Bubastis, 49. Habachi, Tell Basta, 46-55)

Auch in diesem Tempelbau wurden granitene Palm- und Papyrusbündelsäulen mit einer Höhe von 4,25 m und mit den Kartuschen des Osorkon II. gefunden. 

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Im Tempelbezirk von Bubastis ließ Osorkon II. einen Naos aus Rosengranit aufstellen, der von Daressy bei seinen Grabungen hier vor Ort entdeckt wurde und der sich heute im Museum Kairo befindet (CG 70006). Erhalten hat sich nur der obere Teil des Naos, wobei die Oberfläche zum Teil erodiert ist. Die erhaltene Höhe beträgt 66 cm, während die Breite 1,38 m ist. Der Naos hat senkrechte Wände und in der Fassade befindet sich eine Türöffnung (Breite 83 cm) mit zurückspringendem Anschlag. Der Innenraum mit glatten Wänden hat eine Breite von 79 cm und eine Tiefe von 102 cm.

Der Oberbau wird oben abgeschlossen durch einen allseitig umlaufenden waagerechten Rundstab und einer aufgesetzten Hohlkehle - das Dach ist flach.

Die Fassade zeigt zwei Pfosten (Breite je 27 cm) und einen Sturz von 9 cm Höhe. Am linken Pfosten befindet sich eine Darstellung des Königs, der im Begriff ist, einen Schrein zu öffnen (?). Vor dem König befindet sich ein Schrein (etwa Kniehöhe). Es handelt sich um einen viereckigen Holzkasten auf Füßen. Der König ist durch seine Kartusche als Osorkon II. identifiziert. Die Darstellung auf dem rechten Pfosten ist zerstört, dürfte aber wohl identisch zu der linken sein. Am Oberbau verläuft unmittelbar unterhalb des Rundstabs eine waagerechte Zeile mit Text (siehe G. Roeder, Naos CG, Leipzig 1914, 24-25; Jansen-Winkeln, S. 115)

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Im Museum Berlin (Nr. 8180) und in der Sammlung Yoyotte befinden sich zwei "gebogene Ziegel" aus Fayence, die evtl. aus Bubastis stammen (?). (siehe: ÄIG,II, 263; Yoyotte, Kèmi, 1971, 48-49; pl. 8). Auf dem Ziegel Berlin befindet sich die Kartuschen von Osorkon II. (außen) und darunter die Inschrift: "Leben gegeben, wie Re, geliebt von Bastet". (siehe Jansen-Winkeln, S. 116) und auf dem Stück aus der Sammlung Yoyotte (außen) ebenfalls die Kartuschen Osorkon II. und die Inschrift: "Leben gegeben, wie Re, geliebt von Bastet". 

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Vor dem Eingangspylon des Bastet-Tempels wurden zwischen 2001 und 2003 die Bruchstücke einer monumentalen Statue einer Königsgemahlin aus Rosengranit gefunden (wohl ramessidisch), die von Karomama (B), Gemahlin von Osorkon II. usurpiert wurde. Es gelang den Restauratoren - in Zusammenarbeit mit der Ägyptischen Antikenverwaltung und der Universität Potsdamm - die Bruchstücke dieser Statue zusammenzufügen und sie bis 2005 wiederzuerrichten. 

Oberteil einer Statue einer Königin Ramses' II., Tell Basta, Ägypten - (Bild von 2002)

Die Statue weist eine Gesamthöhe von 9,18 m auf (17,48 ägypt. Ellen), wobei auf die Sockelhöhe 1,04 m entfallen. Die Inschriften auf dem Rückenpfeiler besagen, dass es sich um eine Statue der "Herrin der beiden Länder, Karomama" handelt. Durch weitere Inschriften auf der Statue (Horusnamen, Goldhorusnamen, Thronnamen und Geburtsnamen) ist klar erkennbar, dass es sich um die Königin Karomama B handelt.

Bild:      Oberteil einer Statue einer Königin 
Author:  Roland Unger
Lizenz:   CC BY-SA 3.0

Abarbeitungen an der Statue lassen erkenne, dass es sich bei dieser Kolossalstatue um eine "Wiederverwendung" handelt. Aufgrund von stilistischen Merkmalen gehen die Ägyptologen davon aus, dass diese Statue einst einer der Hauptgemahlinnen von Ramses II. gehört hat.

Leontopolis  / Tell Moqdam

In Leontopolis der Hauptstadt des 11. Unterägyptischen Gaus, rechts am Ufer des Damiette–Nilarms gelegen  -  heute Tell el–Moqdam, 10 km südöstlich von Mit Gamr (Mit Ghamr)  -  ließ Osorkon II. ein Heiligtum für den Gott Osiris sowie eine Kapelle für seine Gemahlin Karomama (B) errichten, deren Grab sich evtl. hier befand (?).

In Tell Moqdam (Leontopolis) wurde in einer Grabanlage der Skarabäus einer Königin gefunden, welche manche Forscher für die Gemahlin von Osorkon II., Karomama (B) halten (siehe Gauthier, ASAE 21, 1921, 25; E. Vernier, Bijoux et orfévreries, CG, Kairo 1927, 246 in Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, 22.-24. Dynastie, Bd. II., S. 126). Diese Zuordnung ist aber äußerst unsicher ! Der sich heute im Museum Kairo (DG 25729 / JdE 45350 ) befindliche Skarabäus trägt u. a. die Inschrift: Wsjr Hmt njswt KA-ma (Osiris, die Königliche Gemahlin, Ka-ma). Errichtet wurde die Grabanlage der oben genannten Königin von dem Beamten mit Namen Hor-mes, der u. a. den Titel eines „Herold [?] des Königs, loyal gegenüber seinem Herrn“ trug.


Naville fand um 1894 in Leontopolis das Fragment einer Sitzstatue Sesostris III., welche vom Beamten @rms/ @rwmsj (Hormes) im Namen von Osorkon II. usurpiert wurde (siehe E. Naville, Ahnas el-Medineh, EEF 11, 1994). Auf den Seitenflächen befindet sich eine überschriebene Kartusche und auf dem Rückenpfeiler weitere Inschriften mit den Kartuschen von Osorkon II. Diese Statue, die vorher schon von Ramses II. usurpiert wurde, befindet sich heute im Museum London BM 1146. 

Memphis:

Aus Memphis / Mitrahina stammt ein Stelenfragment (siehe Porter & Moss III², 839), welches heute im Museum Kairo (JE 28582) nicht mehr auffindbar ist!

Abydos:

In Abydos wurden Gefäßfragmente mit Tintenaufschriften mit den Kartuschen von Osorkon II. gefunden (oder Osorkon III. ?), die sich heute im Museum Kairo (JE 32068-69) befinden (siehe Leahy, Libya and Egypt, 169-70 [3] ). Auf einem Votivgefäß am Osirisgrab in Umm el-Quaab befindet sich eine seltene Aufschrift, die in weißer Farbe aufgemalt wurde und die Kartuschen von König Osorkon II. zeigt (heute in London UC 39682) (Quelle: "Abydos - Tor zur ägyptischen Unterwelt"/ Ute u. Andreas Effland, Ph. v. Zabern-Verl. 2013)

Elephantine:

Im Tempelhof des Chnum in Elephantine fand man eine als Deckplatte wiederverwendete große Stele, in deren Bildfeld der König vor den Göttern Chnum, Satis und Anukis steht - darunter befindet sich eine Inschrift von 18 Zeilen (siehe MDAIK 38, 1982, 329-34; Taf. 72) - siehe dazu weiter oben unter "Innenpolitik".

Beamte:

 

Nesamenemope / NsJmnjpt

Von Nesamenemope fand man 1904 in der Cachette von Karnak eine naophore Kniestatue aus Calcit-Alabaster (mit einem Rückenpfeiler), die durch die Kartuschen auf dem Pantherfell des knienden Statueninhaber auf der Vorderseite für König Osorkon II. datiert ist. Die Statuette befindet sich heute im Museum Kairo (CG 42252 / JdE 36943)

Neb-neteru / (NbnTrw) III.

Neb-neteru gehörte zu einer führenden thebanischen Familie, deren Mitglieder wichtige Positionen in der thebanischen Priesterschaft und am Hof innehatte. Der Beamte lebte und amtierte zu Zeit König Osorkon II. und des Hohepriesters des Amun Harsiese in Theben. Sein Vater war (belegt auf der Statue Kairo CG 42225 - auf der Vorderseite oben) der Erbprinz und Graf, Vorsteher der Stadt und Wesir mit Namen Neser-amun, dessen Mutter den Namen Mut-Hetepeti trug. Er verstarb im hohen Alter von 96 Jahren. Die Ehefrau des Beamten Neb-neteru  war die Tochter des Wesirs Nespakaschuti mit Namen Sitamun. Der Name von Neb-neterus Mutter ist evtl. Dd-Mwt-jw.s-anH.

Neb-neteru trug die Titel eines Erbfürsten und Graf, königlicher Siegler, Prophet des Amun in Karnak, königlicher Sekretär von Oberägypten, der Größte der Schauenden, 4. Prophet des Chons, Befehlsschreiber der Amun-Domäne und Sem-Priester des !oAmAatRaw MrjjJmnw (Ramses IV. Helck, Materialien, p. 114). Den gleichen Titel trug im übrigen der Enkel des Statuenbesitzers Hor IX. 

In der Cachette von Karnak (Kairo: CG 42225 / JdE 37521) wurde ein 110 cm hoher Würfelhocker (Cachette-Nr. 347) aus grauem Granit gefunden, der autobiographische Texte von Neb-neteru trägt. Diese Statue ist durch die auf den Schultern befindlichen Kartuschen Osorkons II.  (Wsr-mAa.t-Ra.w %tp.n-Jmw) und den Namen eines 1. Prophet des Amun, Harsiese, datiert, bei dem es sich eigentlich nur um den HPA Harsiese B handeln kann, da es nach neuerer Forschung - siehe oben - keinen Hinweis darauf gibt, dass Harsiese A. dieses Amt innehatte. Gestiftet wurde die Würfelhocker-Statue von dem Sohn des Neb-neteru namens Hor (IX.), der für sich selbst eine fast identische Hockerstatue anfertigen ließ, die sich heute im Museum Kairo befindet (CG 42226, JdE 36575). Die Statue muss zum Schluss der Amtszeit NbnTrw (III) aufgestellt worden sein. Der Würfelhocker befindet sich heute im National-Museum Alexandria (Nr. 117 = Cairo CG 42225)

    Würfelhocker des Neb-neteru - Cachette Karnak Nr. 347
                heute im Nationalmuseum Alexandria Nr. 177

In der Cachette von Karnak (Kairo: CG 42225 / JdE 37521) wurde ein Würfelhocker (Cachette-Nr. 347) aus grauem Granit gefunden, der autobiographische Texte von Neb-neteru trägt. Diese Statue ist durch die auf den Schultern befindlichen Kartuschen Osorkons II.  (Wsr-mAa.t-Ra.w %tp.n-Jmw) und den Namen eines 1. Prophet des Amun, Harsiese, datiert, bei dem es sich eigentlich nur um den HPA Harsiese B handeln kann, da es nach neuerer Forschung - siehe oben - keinen Hinweis darauf gibt, dass Harsiese A. dieses Amt innehatte. Gestiftet wurde die Würfelhocker-Statue von dem Sohn des Neb-neteru namens Hor (IX.), der für sich selbst eine fast identische Hockerstatue anfertigen ließ, die sich heute im Museum Kairo befindet (CG 42226, JdE 36575). Die Statue muss zum Schluss der Amtszeit NbnTrw (III) aufgestellt worden sein. 


(Bild:
(Bild: CGC Legrain - in ÄAT Bd. 8/1  "Biografien", Karl Jansen-Winkeln, S. 46)

 

Baken-chonsu / BAk-n-#nzw (3)

Von Baken-chonsu, dem Sohn des Djed-chons-Iuf-Anch, wurde eine schwarze, granitene Würfelhocker-Statue (Höhe 52 cm, Breite 23,5 cm und Tiefe 37 cm) in der Cachette von Karnak gefunden, auf deren rechte Schulter sich die Kartuschen von Osorkon II. befinden. Der Würfelhocker befindet sich heute im Museum Kairo (CG 42213 / JdE 36920).

Baken-chonsu trug die Titel eines Propheten des Amunrasonther. Nach Ursula Rößler-Köhler (in individuelle Haltungen zum Ägypt. Königtum der Spätzeit, Harrassowitz - GOF, Bd. 21, S. 110) ist Baken-Chonsu (3) sowohl Priester des Amun als auch königlicher Beauftragter (u. a. im Süden bzw. für die Tempel) - wohl während der 2. Hälfte der Regierung Osorkon II.
Die Texte auf der Statue Kairo CG 42213/JdE 37429 betonen die königliche Beförderung zum königlichen Beauftragten.  Die Statue ist durch die beiden Kartuschen Osorkon II. auf der rechten Schulter datiert.

Baken-chonsu war der Sohn des Propheten des Amun Djet-chonsu-iuf-Anch ( +d-#nswjw.fanx (IV.). Seine Gemahlin Djet-Mut-Ius-Anch (V) war eine Musikerin des Amun-Re. 

           Würfelhocker des Baken-Chonsu
                 
- Kairo CG 42213 /
JdE 36920 -
nach "Ägypt. Biographin"/Jansen-Winkeln -
Inschriften Vorderseite oben:
"
Amun–Re, der Herr der Throne der beiden Länder, der Erste von Karnak, der Herr des Himmels, Geliebt von Osiris, dem Herrscher der Ewigkeit Der Osiris von Oriris, dem Herrscher der Ewigkeit, Der Osiris, der Prophet des Amunrasonther, frei schreitend im Pal[sat] B[Ak]n-#nsw, gerechtfertigt, [der Sohn des Propheten des] Amunre[sonther +d-#nsw]jw.fanx, gerechtfertigt  
Inschriften Vorderseite unten:
"
Gemacht von seinem Sohn, um seinen Namen am Leben zu erhalten,  (von) dem Propheten des Amunrasonther, der den König in der Abgeschiedenheit des Palastes sieht, dem lesvnV der Amun-Domäne in der 1. Phyle, dem Tempelschreiber  des Osiris, des Herrn von Abydos +dBAsttjw.fanx, dem Sohn des gleichbetitelten Bakn-#nsw, gerechtfertigt"

Die 52 x 23,5 x 37 cm große Blockstatue trägt den Namen des Baken-Chonsu, der auf einer dünnen Unterlage hockt und seine Arme gekreuzt über seinen Knien hält. Auf seiner rechten Schulter befinden sich zwei Kartuschen von Osorkon II. Die Darstellung auf der Frontseite zeigt Baken-Chonsu, als "gerechtfertig" (verstorben) gekennzeichnet, die Maat opfernd vor den Göttern Amun und Osiris. Auf der anderen Seite der Block-Statue befindet sich eine lange hieroglyphische Weihe-Inschrift.

Um den Sockel verläuft ebenfalls eine Inschrift:
"Gemacht von seinem Sohn, um seinen Namen am Leben zu erhalten, (von) dem Propheten des Amun in Karnak, der die Sonnenscheibe sieht, die in Theben ist, den lesvnV der Amundomäne in der 1. Phyle +dBAsttjw.fanx, geboren von der Musikerin des Amun–Re +dMwtjw.sanx, gerechtfertigt; ihre Mutter ist Ns-#nswpAXrd, gerechtfertigt, die Töchter des 1. Propheten des Amunrasonther, des Vorstehers von Oberägypten Jwpwtj, des Sohnes des Königs, des Herrn der beiden Länder (@DxprRaw  %tp.nJmn)|, des Sohnes des Re des Herrn der Diademe (MrjjJmnw ^Sno)|, dem Leben, Dauer und Herrschaft gegeben ist wie Re ewiglich."

 

AnchChered–Nefer / Anxrnpnfr

Er hinterließ uns eine Hockerstatue (einen Schrein mit einem Götterbild vor sich haltend) aus Rosengranit. Ankh–khered–nefer/Anch-Chered-nefer trug die Titel eines „Großer Vorsteher/Inspektor des Palastes“, (Rudu-aa-en-ah), "Guter Notizenschreiber des Tempels des Atums" ( [Se]cha-nefer-[n]-per-Tem-neb-ain) und "Herr von Tura Oberster Leutnant des Königs" (Heri-idenu-en-per-aa). 

Die Statue wurde beim Bau des Ismailiakanals im Wadi Tumilat, in der Nähe von Tell el–Maskhuta, in sekundärem Zusammenhang gefunden. Nach der Aufschrift und der dazu passenden Darstellung des Gottes Atum dürfte die Statue einst in Pithom aufgestellt gewesen sein. Auf dem Kopf der Statue befinden sich Inschriften. Auf der linken Seite steht eine Mumie mit Atf–Krone und gekreuzten Armen, die zwei Wedel halten - auf der rechten Seite eine falkenköpfige Mumie mit Doppelfederkrone, die beidhändig das wAs–Zepter hält. Beide Götter stehen auf einem mAa–Sockel, vor ihnen jeweils eine Beischrift:

Beischrift links: „Osiris, Herr von Busiris, mögest du den anxrnpnfr schützen “

Beischrift rechts: „Sokar, der Herr der Schetit, der Schutz (?) des anxrnpnfr  

Anch-Chered-nefer stiftete die Statue in einen Tempel von Tell el–Maskhuta (Pithom). Auf dem Scheitel der Perücke befindet sich ein Skarabäus, an den Armen  Kartuschen mit dem Namen König Osorkon II. Ankh–khered–nefer hält vor sich einen Schrein, in dem sich eine Hockerstatue des Gottes Osiris befindet. Um den Schrein zieht sich eine Hieroglypheninschrift. Auf der Rückseite des Statue befindet sich der Name und die Titel des Statuen-Inhabers sowie die Kartuschen von König Osorkon II. Die naophore kuboide Hockerstatue aus "dem ramessidischen" Pithom (heute Tell el-Maschuta) befindet sich im Britischen Museum London (EA 1007)

Würfelhocker mit Naos des Anch-Chered-Nefer
- Britische Museum EA 1007 -

Beide Seiten der Figur des Anchcherednefer waren flankiert mit den Göttertriaden Amun-Re, Mut und Chonsu sowie Harmachis, Schu und Tefnut. Auf der Fläche zwischen seinen beiden Händen findet sich die Figur eines Kindes (auch „chered“ zu lesen) eingeritzt. Es hält ein Nefer- und ein Anch-Zeichen in den Händen und stellt spielerisch den Namen Anchcherednefer dar. Eine biographische Inschrift auf der Statue lautet:
„Ich war einer, der sich frei bewegte [im] abgeschiedenen Palast. Ich war angenehm für meinen Herrn, weil ich (gut) erzogen worden war. [Ich] trat ein bei ihm an der Spitze der Höflinge und des Dreißigrates, indem ich um (?) die Stimme des Horus bat zu dem Gesagten. Ich kam heraus mit seinem Befehl, die Not vertreibend und Äußerungen des Streites beruhigend. Mein Mund war beharrlich darin [beim vertreiben der Lüge ? ...ich war wie ...] sein (des Königs) Sohn, wenn er gehorcht und Gutes tut für seinen Vater [in] Pithom. Der Lohn dafür sei ein Sed-Fest für den König, den Horus, den Erben des Re (Osorkon, geliebt von Amun, Sohn der Bastet). Ich fand meinen Weg...“

(Übersetzung nach Janssen-Winkeln: Ägyptische Biographien der 22. und 23. Dynastie. Teil 1, Wiesbaden 1985, 
S. 269-70)

Bild:     Statue of Ankhkherednefer
Autor:   Udimo
Lizenz:  CC BY 3.0

Bild mit freundlicher Genehmigung Heidi Kontkanen

 

Édouard Naville vermutete aufgrund der Texte und anderer Funde, dass der Ort Tell el-Maschuta mit dem biblischen „Pitom/Pithom“ unter Ex 1,11 EU gleichgesetzt werden könne. In der Vergangenheit erfolgten deshalb kontroverse Diskussionen über die Frage, ob Tell el-Maschuta mit „Pitom/Pithom“ oder Sukkot zu identifizieren sei. Weitere archäologische Untersuchungen konnten jedoch zweifelsfrei belegen, dass Tell el-Maschuta als „neues Pitom/Pithom“ erst unter dem König Necho II. um etwa 610 v. Chr. gegründet wurde, nachdem der Ort seit Ende der zweiten Zwischenzeit (etwa 1550 v. Chr.) aufgrund der von Kamose und Ahmose I. erfolgreichen Vertreibung der Hyksos unbewohnt blieb.

Mit der Neugründung von Tell el-Maschuta wurde wahrscheinlich die Festungsstadt Tell er-Retaba zeitgleich von den Bewohnern verlassen. Die Straten zeigen, dass Tell er-Retaba von etwa 600 v. Chr. bis mindestens 400 v. Chr. ohne Besiedlung blieb. Da die Statue des Anchcherednefer in die Zeit 880 - 851 v. Chr. datiert, wird als ursprünglicher Aufstellungsort nun Tell er-Retaba vermutet, das während der Ramessiden- und Spätzeit durchgehend besiedelt war. Nach der Neugründung von Tell el-Maschuta muss die Statue des Anchcherednefer dorthin transportiert worden sein. Die Statue des Anchcherednefer ist hinsichtlich der Thematik der biblischen Überlieferung vom Auszug aus Ägypten daher im Zusammenhang des ursprünglichen Aufstellungsortes ein wichtiger chronologischer Beleg, da Tell el-Maschuta als „Ort des Auszugs aus Ägypten“ beziehungsweise als „ramessidisches „Pitom/Pithom“ in der Nähe von Pi-Ramesse“ ausscheidet (siehe Daniel I. Block, Bryan H. Cribb, Gregory S. Smith: Israel: Ancient Kingdom or Late Invention? B & H Publications, Nashville 2008)
(Textquelle:
Anchcherednefer dt. Wikipedia)

 

Nakhtefmut / Nxt.fMwt (A)
- genannt Djedhutjefmut / +d-+Hwtj-jw=fanx (B) -

Die geänderte Vorstellung des Königtums während der ägyptischen III. Zwischenzeit wird durch eine stelophore Kniestatue aus Alabaster des 4. Amunpropheten Nacht-ef-mut / Nakhtefmut deutlich (Kairo CG 42208/JE 36697 ) die aus der Cachette von Karnak stammt (Cachette Nr. 77). Es scheint so, dass ein Treueschwur dem thebanischen König Harsiese gegenüber nicht der Anerkennung der Königsherrschaft des tanitischen Herrschers Osorkon II. im Wege stand.

Nakhtefmut (A) war lt. G. Broekmann (siehe Studien zu Altägypt. Kultur Bd. 39, S. 81) ein Urenkel von Schoschenq I. und war Fächerträger zur Rechten des Königs und 4. Prophet des Amun. Sein Vater hieß +d-#nswjw.fanx (A) (Djed-chonsu-iuf-anch A) und seine Mutter Ns-#nswpAXrd (I) (Nes-chonsu-pa-hered (I.). Diese war eine Tochter des 1. Propheten des Amun und Vorstehers von Oberägypten Iuput (Sohn des Königs Schoschenq I.) Seine Ehefrau Nes-Mut (II.) (NsMwt) trug die Titel einer Herrin des Hauses und "Musikerin der Mut". 

  siehe König Harsiese A. 

 mit weiteren  Informationen und Bilder über Nakhtefmut

               Vorderseite der Stelophor Kairo CG 42208
                     - Stele gehalten von Nakhtefmut -

 


Das Bild zeigt eine Stele mit einer 25zeiligen hieroglyphischen Inschrift, die der 4. Prophet des Amun in Karnak, Nakhtefmut, vor sich hält. Die Statue enthält eine Hymne an Amun-Re und einen Stiftungsvermerk für den thebanischen König Harsiese. Ein Bild des Stelophors in Kairo siehe hier

Die Statue dürfe unter der Regierungszeit König Osorkon II. / Harsiese entstanden sein. 

(Übersetzung und Bild aus Ägyptische Biografien der 22. und 23. Dynastie Bd. 8/1, S. 46, Karl Jansen-Winkeln, Harrassowitz-Verlag 1985)

Die Statue enthält die volle Titulatur des Königs Osorkon II, die sich in zwei Kolumnen auf dem Leopardengewand des Nakhtefmut befinden. Die Inschriften auf der Vorderseite lauten:

Horus der starke Stier, der in Theben erscheint, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der Beiden Länder, User-maat-Re Setepen-amun, der Sohn des Re, Herr der Kronen, Osorkon Meri-amun, geliebt von Amun-Re, den Herrn der Throne der Beiden Länder."
(Quelle: Studien zu Altägypt. Kultur Bd. 39, G. Broekmann, S. 91)

Auf der rechten Seite des Sockels befindet sich eine Darstellung seiner Gemahlin, die Hausherrin und Dame, die Musikantin der Mut, der Herrin von JSrw NsMwt (II), gerechtfertigt und auf der linken Seite die gemeinsame Tochter &ASrjtntMwt, genannt ^bnAst

Auf dem Sockel, rechts:

"Seine Frau, die Hausherrin und Dame, die Musikantin der Mut, der Herrin von JSrw Ns Mwt (II), gerechtfertigt"
Auf dem Sockel links:

Seine Tochter, die sein Herz liebt, &ASrjtntMwt, genannt ^bnAst, gerechtfertigt. 

(Bilder aus Ägyptische Biografien der 22. und 23. Dynastie Bd. 8/2, Karl Jansen-Winkeln)

Nakhtefmut (A) war lt. G. Broekmann (siehe Studien zu Altägypt. Kultur Bd. 39, S. 81) ein Urenkel von Schoschenq I. und war Fächerträger zur Rechten des Königs und 4. Prophet des Amun. Sein Vater hieß +d-#nswjw.fanx (A) (Djed-chonsu-iuf-anch A) und seine Mutter Ns-#nswpAXrd (I) (Nes-chonsu-pa-hered (I.). Diese war eine Tochter des 1. Propheten des Amun und Vorstehers von Oberägypten Iuput (Sohn des Königs Schoschenq I.) Seine Ehefrau Nes-Mut (II.) (NsMwt) trug die Titel einer Herrin des Hauses und "Musikerin der Mut". 

Hormes / @rms/ @rwmsj / @rwmsjw (II) 

Hormes war anscheinend ein hoher und einflussreicher Beamter am Königshof. Er wurde mit verschiedenen Aufgaben betraut. Er führte die Titel eines: "Vorsteher des Siegels des Herrn der Götter der beiden Länder, Vorsteher des Hauses der Millionen (Jahre) des (WsrMaa.tRastp.nJmn)| (Wsrkn sA Bast.t mrjJmn)|, Oberinspektor, Briefesschreiber des Königs “. Außerdem führte er den Titel eines: „Herold [?] des Königs, loyal gegenüber seinem Herrn“.

Eine kleinformatige Sitzstatue (Höhe ca. 20 cm) - ursprünglich von König Sesostris III. angefertigt - wurde von dem Beamten @rms/ @rwmsj/@rwmsjw (II) / Hormes im Auftrag Osorkon II. in dessen Namen usurpiert (vorher schon einmal durch Ramses II.). Sie befindet sich heute in London BM 1146. 

Derselbe @rwmsj, der evtl. die Grabanlage der Königin Karoma in Tell Moqdam anlegen ließ, (siehe weiter oben Bauten Leontopolis/Tell Moqdam) ist auf drei Gegenständen bezeugt, die ohne Herkunftsangabe sind, aber möglicherweise aus Leontopolis stammen.

  1. Siegel (?) – Zylinder Kairo, JdE 65833 – Darstellung mit Osiris, flankiert von Horus (rechts) und Isis; neben Isis zwei Kolumnen

  2. Waagebalken Louvre E. 25414 als Art Amulett des @rwmsjw (siehe Barguet, Mèl. Masp., 1,4, 10, 7-10)

  3. Ring mit Stein (Louvre E.3717) des @rwmsjw - auf der Vorderseite befindet sich ein Hathor-Sistrum - beiderseits eine Katze mit Beischrift BAst nbt BAst jrt Ra - in der Publikation kaum lesbar ( Barguet, Mèl. Masp., 1,4, 10, Fig. 6/7; L'or des pharaons, 176 (47) in Jansen-Winkeln, Inschr. der Spätzeit 22.-24. Dynastie, Bd. II. S. 128)-

Paanmeny / PAanmnj

Paanmeni (oder Pa-an-meni = der "Schöne" oder der "Gute" ist gelandet) war ein Priester und hochrangiger Arzt, der sowohl priesterliche als auch Funktionstitel trug. 

Gottesvater des Amun-Re, des Königs der Götter,

Gottesvater des Widders, des Herrn von Mendes, des Großen Gottes des "Lebens des Re",

Prophet des Ptah, von großer Macht“,

und den Funktionstitel: "Oberster Arzt von Ober- und Unterägypten, der den König in seiner Abgeschiedenheit sieht".

Die Namen seiner Eltern sind überliefert. Sein Vater hieß Nes-Ptah (der zu Ptah gehört) und seine Mutter trug den Namen Mehit-em-Wawat (der Nordwind ist in Nubien). Ihre Namen erscheinen auf zwei der Statuen des Paanmeni - ihre Titel sind nicht bekannt. Möglicherweise war Paanmeni aufgrund seines Titels "Oberster Arzt von Ober- und Unterägypten" der Leibarzt des Königs (Osorkon II. ?). Es sind keine Denkmäler des Paanmeni aus dem südlichen Teil Ägyptens bekannt. Den starken Bezug des Oberen Arztes Paanmeni zum unteren Teil Ägyptens wird auch durch sein Priesteramt in der Delta-Stadt Mendes belegt. Die zeitliche Einordnung des Paanmeni wird durch die inschriftlich in die Regierungsperiode Osorkons II. datierte Würfelfigur des Palastbeamten Anch-chered-nefer ermöglicht, die aus Pithon (Tell er-Retabi im Ostdelta) stammt (siehe weiter oben).
Der Kopf dieser Statue ähnelt stark dem Statuenkopf des Paanmeni (Berlin, Ägyptisches Museum, ÄM 253), der ebenfalls zu einer Würfelfigur gehört, so dass von der ungefähren Gleichzeitigkeit der Werke bzw. ihrer Besitzer ausgegangen werden kann, d. h. in der Mitte des 9. Jh. v. Chr. (Quelle: dt. Wikipedia Paameni)

           Kopf eines Würfelhockers
               - Berlin ÄM 253 - 

Im ägyptischen Museum Berlin befindet sich seit längerer Zeit der von einem Würfelhocker stammende Kopf des "Oberarztes von Ober- und Unterägypten" mit Namen Pa-an-meny/Paanmen (Berlin ÄM 253), der durch seine besondere Ikonographie auffällt. Pa-an-meny trägt auf der Perücke außer Namen und Titel die Götterbilder von Min, Osiris, Horus und Bastet eingeschnitten. Auf dem Scheitel befand sich ein heute nur noch in Fragmenten erhaltener großer Steinskarabäus. 

Bild: Katalog Ägyptisches Museum Berlin 1967

Dem Ägyptologen Werner Kaiser gelang 1966 der Ankauf eines weiteren Denkmals desselben Beamtens. Es handelt sich dabei um einen nur zum Teil erhaltenen Naos (heute in Berlin ÄM 31230), in dessen Nische auf der Vorderseite sich eine Standfigur des Pa-an-meny mit dem Bild des Gottes Ptah befand, auf dem sich auch der Text auf der rechten Seite des Naos bezieht. Auch die restlichen Seiten des Naos sind mit Reliefs und Inschriften bedeckt. "Ich bin einer wahrhaftigen Herzens (gegenüber Ptah), der sich im Haus des Ptah befindet.......ich habe meinen Leib vollendet (=meinen Lebensabend vollbracht), indem ich dem wahren König diente." (eine polemische Spitze gegen die persischen Fremdherrscher" (Quelle: Katalog Ägyptisches Museum Berlin 1967, S. 95). Der ungewöhnliche Text auf der Rückseite des Naos lautet: "Zurück Ihr, die Ihr die Hand gegen mich ausstreckt! Mein Schutz ist (der Schutz) dessen, der südlich seiner Mauer ist (= Ptah). Re hat mich in einen Wall gegeben, der nicht aus Steinen gebaut wurde, und mein Beschützer ist der Rächer der Götter! So tilgt nicht meinen Namen in meiner Gegenwart und veranlasst nicht, dass die Waage (des Jenseitsgerichtes) ins Schwanken gerät wegen mir......" (Quelle: Katalog Ägyptisches Museum Berlin 1967, S. 95). Ebenso wie der oben genannte Kopf eines Würfelhockers stammt der Naos vermutlich aus Memphis).

Der Naos aus graugrüner Grauwacke hat eine erhaltene Höhe von 22,2 cm, Breite 17,3 cm und Tiefe 12 cm. Das obere Viertel des Naos fehlt; auch die Reliefdarstellungen des Bildviertes auf der linken Seite sind nur noch fragmentarisch erhalten. 

Im Museum Kairo befand sich das Fragment eines Würfelhockers des gleichen Oberen Arztes Pa-an-meny, das von dem ägyptischen Archäologen Shehata Adam in Tell el-Yahudiya im Ostdelta gefunden wurde auf dessen Rückseite sich Inschriften mit einer Opferformel befinden. Der Verbleib dieses Würfelhockers ist ungeklärt. Jansen-Winkeln schreibt dazu in Inschriften der Spätzeit: "Das Fragment (Inv.-Nr. unbekannt) war im Museum Kairo nicht auffindbar". 

Zwei weitere Statuen des Obersten Arztes Pa-an-meny, die sicher aus Unterägypten stammen befinden sich heute im Privatbesitz in Brooklyn. Eine ehemals im Handel befindliche kuboide Würfelstatue (heller Stein) aus Brooklyn ist nur auf der Rückseite mit einer Kolumne beschriftet. Von dieser bislang unpublizierten Statue existieren nur Fotos (CLES Brooklyn), welche nur die rechte Seite, die Rückseite und eine Ansicht von schräg rechts zeigen. Sie  ist 48 cm hoch, 30 cm breit und 32 cm tief. In halber Körperhöhe der Würfelstatue zieht sich ein Bruch durch die Figur. Die Vorderseite des Körperblocks ist nicht reliefiert - es ist aber möglich, dass sie ursprünglich bemalt war. Die rechte Seite ist mit einem Relief geschmückt, wobei es sich wahrscheinlich um die Götter Min, Nechbet, Wadjet und Thoeris handelt. Auf dem Rückenpfeiler befindet sich eine Inschrift: "Der Gottesvater des Amun, der Gottesvater des Widders, des Herrn von Memphis, der Prophet des Ptah, von großer Macht, der Oberste der Ärzte von Ober- und Unterägypten Pa-an-meny, gerechtfertigt". (Quelle: MDAIK 64 / Helmut Brandl und Karl Jansen-Winkeln / Fünf Denkmäler des Obersten Arztes Pa-an-meni aus der 22. Dynastie).

Grab:

Seit 1929 führte unter der Leitung von Piere Montet eine französische Expedition Grabungen in San el–Hagar dem griechischen Tanis Grabungen durch.

In der 11. Grabungskampagne am 25.2.1939 gelang ihm ein erster sensationeller Fund, mit der Entdeckung des Grab  Königs Osorkon II. aus der 22. Dynastie (Grabbau I.), in einer Ecke des kleinen Mut–Tempels, der innerhalb des hiesigen großen Tempelbezirks lag (in der Süd–West–Ecke des Bezirkes). Montet selbst fand damals keine Hinweise auf Oberbauten aus der 3. Zwischenzeit, während nachfolgende Grabungsarbeiten enthüllten, dass der Bereich über den Gräbern während der Herrschaft von Schoschenq III. mit einer riesenhaften Mastaba aus Schlammziegeln überbautworden war. Die Überreste dieser Konstruktion war später hinweggeschwemmt worden, so das die zu dieser Zeit bereits in Vergessenheit geratenen Königsgräber schließlich direkt unter den Überresten mehrerer Werkstätten und Künstlerateliers aus ptolemäischer Zeit lagen.

Überraschend war man auf ein Pflaster aus großen Steinbalken gestoßen, die, wie sich bei näherer Untersuchung ergab, das Steinplattendach eines Grabbaus bildete, das jedoch wie sich später herausstellte, an zwei Stellen bereits von Grabräubern erbrochen, aber dann wieder flüchtig verschlossen worden war.

Nachdem P. Montet auf diesem Dach ein Goldamulett und Kanopen geborgen hatte, stieg er am 27. 2. 1939 um 14 Uhr Ortszeit durch die Grabräuberöffnung an der Nordostecke in das Grab hinunter und gelangte so in eine kleine halb verschüttete Kammer (heute I. – 2).

     Grabkammer Osorkon II. NTR 1
            und Prinz Hornacht

             -   Kammer 4 -

 

Bild:    NTR I. Osorkon II.
Autor:  Neithsabes (Wikipedia)
Lizenz: CC BY 3.0

 

 

          

Der große Granit-Sarkophag
König Osorkon II. in Kammer 4

An der Nord und Südwand der Grabkammer finden sich Darstellungen der allmorgendlichen Wiedergeburt der Sonne


Bild:    Tanis Sarcophagus
Autor:  Roland Unger 
(Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY  SA 3.0

  siehe das Begräbnis Osorkon II. auf der Seite Tanis Allgemein.


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