Biografie Chasechemui


Nachfolger Djoser


Sitemap


Die ersten Herrscher der zweiten Dynastie verlegten  ihre Grabanlagen nach Saqqara - vermutlich aus innenpolitischen Gründen - dem Elitefriedhof nahe der Hauptstadt Memphis und nutzen hier eine neue Bauweise. Man baute nun anstatt der offenen Grubenkammergräber eine neue Substruktur (Felskammergrab), die in aufwendiger Stollenbauweise horizontal in den Felsboden getrieben wurde. In einem komplexen Korridorsystem wurden die Neben- und Magazinräume in dem Unterbau angeordnet. Der Zugang des Unterbaus wurde durch ein Fallsteinsystem gesichert. Obwohl die Oberbauten sich nicht erhalten haben, sind sich die Forscher sicher, dass sie als Mastabas zu rekonstruieren sind und die Fläche des Unterbaus vollständig abgedeckt haben und monumentale Ausmaße gehabt haben müssen. 

Die letzten beiden Königsgräber der ausgehenden zweiten Dynastie (Peribsen und Chasechemui) liegen wieder in Abydos/Umm el-Qaab, da die Machtbasis dieser Herrscher in Oberägypten lag. 

Entgegen ihrer direkten Vorgänger sind diese beiden Gräber wieder in der traditionellen Bauweise der ersten Dynastie konstruiert. Der Grund für die Rückkehr zur traditionellen Grubenbauweise könnte evtl. auf die abydenische Bodenbeschaffenheit (abydenische Flachwüste) zurückzuführen sein. 

Anscheinend sollte die Grabanlage noch weiter nach Süden ausgedehnt werden, was die erhebliche Ausdehnung der Grabgrube hier andeutet. Anscheinend wurde dieses aber durch den Tod des Königs verhindert. Zur Ausführung kamen wahrscheinlich nur noch die sich hier befindlichen vier schmalen Kammern.

Grabanlage in Abydos:  V 

Der französische Koptologe und Ägyptologe Edouard Amelineau führte von 1894 bis 1895 jährlich Grabungen in Abydos durch und öffnete im Jahre 1895 das Grab das Grab des Chasechemui. Er berichtete über "the tomb of Horus and Set":

„ Die Metallobjekte, die ich im ersten Teil des Monuments gefunden habe, sind zahlreich: Für diese ferne Zeit gibt es Bronzevasen in bedeutender Anzahl, Instrumente für Frieden wie für Krieg in beträchtlicher Anzahl, und an einem einzigen Tag habe ich 1200 kleinere Votivgaben aus Kupfer gefunden“.

 

Die Grabanlage Chasechemuis in Abydos trägt heute den Buchstaben "V" und es handelt sich hierbei um einen phantastischen Bau, der sich mit keinem der zeitgenössischen Gräber in Abydos oder in der alten Nekropole Saqqara vergleichen lässt. Das Grab selbst befindet sich in einer 69 m x 12,20 m tiefen Grube mit 54 Vorratskammern (Magazinen)  im abydenischen Wüstensand.

Diese Datei wird von der Person (PLstrom), die das Werk mit diesem Dokument verbunden hat, in die Gemeinfreiheit übergeben (unter Verzicht auf das Copyright CC 1.0)

Als Vorbild für die erste Baustufe des Grabanlage Chasechemuis hat scheinbar der Grabbau des Königs Peribsen gedient. Doch weist es eine deutlich veränderte Form auf und ist auch viel tiefer in den Wüstenboden gebaut. Die Oberkante liegt ca. 5 m unter dem Wüstenniveau, d. h. tiefer, als alle anderen königlichen Gräber hier in Abydos. Lt. Günter Dreyer (ehem. Direktor der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts) könnte der Grund hierfür ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis gewesen sein, denn die die meisten der Gräber wurden schon bald beraubt.

In seiner ersten Baustufe war es dem Bau des Peribsen sehr ähnlich und bestand nur aus einer zentralen, noch ganz in Ziegelmauerwerk ausgeführten Königskammer, breiten Querräumen im Süden und Norden und jeweils 5 kleinen Magazinräumen auf der Ost- und Westseite, die über Korridore begehbar waren. Später fügte man in mehreren Bauetappen - nachgewiesen wurden mindestens zwei - im Norden und Süden 43 weitere Magazinkammern an, womit der gesamt Bau eine Größe von 88 m x 70 m und insgesamt 56 Magazinkammern erreicht. Aus der vergrößerten Anzahl der Magazine kann man schließen, dass in der Grabstätte eine riesige Menge Güter, vor allem Tausende Keramikgefäße mit Wein, Bier und Öl, Kupfer– und Steingefäße (einige mit Deckel aus Goldblech) Körbe und Kästen mit Brot sowie Fleisch, Obst und  Gemüse eingelagert worden sein muss.

Grab des Chasechemui in Abydos

 

Das Grab ist während der Bauzeit mehrere Male erweitert und verändert worden. Lt. dem Bericht des DAIK lassen die verdrückten Mauern im Mittelabschnitt auf einen Oberbau schließen, der wahrscheinlich mit Kalkstein verkleidet war. 

Lange Zeit galt die Bestattungsanlage des Chasechemui als älteste erhaltenes Beispiel der Steinmetzkunst, doch die neueren Forschungen in Heluan und Sakkara beweisen, dass man schon seit der 1. Dynastie Stein als Baumaterial verwendete.

 

  (Zeichnung: Deutsches Archäologisches
 Institut Kairo)

Die Grabkammer befindet sich 1,98 Meter tief im Zentrum der Anlage. Ihre Grundfläche beträgt innen rund 5,25/5,26 m x 3,18/3,20m (10 x 6 Ellen). Die Längsachse ist zur Achse der alten Kammer um einen Meter nach Westen verschoben.

Wände und Boden der Grabkammer wurden erstmals vollständig mit grobbehauenen Kalksteinquadern verkleidet, die sorgfältig in regelmäßigen Schichten verlegt wurden. Auch die Kammerdecke war höchstwahrscheinlich mit kleineren Kalksteinplatten verkleidet, denn die Ausgräber fanden einige dieser Platten lose im Inneren des Raumes liegend. Wahrscheinlich lagen sie auf dem Dach eines in der Grabkammer befindlichen hölzernen Schreines, dessen Existenz man aufgrund von Farbspuren und Abarbeitungen am Boden der Grabkammer erschloss. Man geht davon aus, dass sich hier ein 2,65 m x 5,30 m x 1,50 m großer Holzschrein befand.

Die Kammerdecke aus Kalksteinplatten bildete zugleich den Boden der höhergelegenen Vorratskammern. Nachdem man die steinerne Kammer nach der Bestattung verschlossen hatte, wurde ein Lehmfußboden aufgebracht, der den Zugang unsichtbar machte. Alle übrigen Bauteile des Grabbaus bestehen aus Schlammziegeln.  

Bei den Nachuntersuchungen des MDAIK und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Umm el-Qaab wurden während der 9. und 10. Kampagne in den Jahren 1993-95 und 1995-96 (abgeschlossen 2002)eine 28 m lange Zugangsrampe zum Grab des Chasechemui entdeckt. Die ca. 3 m breite Rampe in der Nord-Ost-Ecke der Grabgrube führte hinunter zum nördlichen Eingang. In dem Zugang ist der Gebel jedoch nur grob abgestuft und man vermutet daher, dass die Rampe nur zum Transport von Baumaterial und zur Beschickung des Grabes diente.

Lt. Rundbrief des DAIK aus dem Jahre 2002 fand man in der Süd-West-Ecke des Grabes einen teilweise aus dem Grubenrand ausgestochenen Weg der eine von 3 m auf 2 m abnehmende Breite nach Westen auf den Gebel zu besitzt. Ähnlich wie die obige Rampe im Norden des Grabes ist dieser Weg z. T. mit Steinen befestigt. Die Forscher vermuten, dass es sich bei diesem Weg um einen "magischen Ausgang" für den König in Richtung auf die Wadiöffnung als Zugang zur Unterwelt handelt, wie schon in Grabkomplexen der 1. Dynastie festgestellt wurde. Man fand am Ausgang des Weges zahlreiche z. T. reihenartig angeordnete Opferschalen. Auch ein  unversehrt erhalten gebliebenen Biertopf, dessen Gewicht bei 2,2 kg liegt, wurde dort gefunden. Lt. Prof. Dreyer ist aber die erhebliche Ausdehnung der Grabgrube des Chasechemui kaum allein mit Rampenanlage zu erklären. Es ist wohl eher davon auszugehen, dass das Grab eigentlich noch weiter nach Süden verlängert werden sollte und die Ausschachtungsarbeiten dafür beim Tod des Königs schon recht weit fortgeschritten waren. Aber wahrscheinlich aus Zeitmangel kam es nicht mehr zu der beabsichtigten Erweiterung bzw. nur zum Anbau der vier schmalen südlichen Kammern V 52-56 (Zitat Prof. Dreyer im Rundbrief des DAIK von 2002, Seite 14). 

Außerdem wurden im Nordabschnitt 12 Kammern (Magazinräume) aufgedeckt und davon 9 vollständig ausgehobene. Dabei ergab sich, dass die meisten Mauern noch bis zur originalen Höhe von ca. 2,46 m (4,5 Ellen) anstanden und dabei allenthalben Abdrücke oder Reste der Deckbalken aufwiesen. Diese hatten eine Durchmesser von 20 cm und wurden auf den Kammern in Nord-Süd-Richtung über den Korridoren in West-Ost-Richtung verlegt. Lt. Günter Dreyer in MDAIK 54 sind auch Reste der Balkenfassung aus 3-5 Ziegellagen und der Deckschicht aus Matten und eine verputzte Ziegellage erhalten geblieben. Alle Kammern haben eine Breite von ca. 2,10 m (4 Ellen), wobei die Längen variieren zwischen 2,50 m und 3,16 m. Die Wände sind gut verputzt und weisen Reste (pimärer und sekundärer?) Weißung auf, sowohl die Kammern wie die Korridore haben einen einige cm dicken Nilschlammanstrich. In der Nordwand der Kammer 9 führt ein Grabräuberloch in Kammer 6. Der Durchbruch muss erfolgt sein, als die Decke der Kammern noch intakt, im Korridor aber schon eingestürzt war. 

Lt. Günter Dreyer wurden in den nördlich der Grabkammer gelegenen Magazinräumen 31 - 33 Bruchstücke von Siegelabdrücke mit dem Namen "Sechem[...]-Perien-[...] gefunden, die man problemlos zu "Sechemib-perien-maat" ergänzen kann (siehe MDAIK 59 - G. Dreyer: Sechemib, 2003, S. 115)

Funde:

Bei den Untersuchungen des Grabes durch F. Petrie in den Jahren 1900-1901 stellte er fest, dass die Grabausstattung mehr als 200 Steinvasen umfasste, von denen 6 Gefäße aus Dolomit und eines aus Karneol mit Goldfolienabdeckung versehen waren. Diese Abdeckung besteht aus einem recht kräftigen Goldblatt, das sich dem Rand des Gefäßes anpasst und unter dem Rand mit einem doppelt  gedrehten Golddraht festgehalten wird, der mit einem Lehmklümpchen versiegelt war. Das Goldblatt ersetzte für den jenseitigen Gebrauch ein Stück Leinen, mit dem normalerweise die Salbentöpfe verschlossen werden, der Golddraht ersetzte  das einfache Band. (Bilder siehe - hier - ) Des weiteren fanden sich Kupfergefäße, Feuerstein und Kupferwerkzeuge, Töpfereien und Korbgeflecht.

Eine große Menge von kleinen Keramikscherben wurden während der 9.-10. Grabungsmission des Deutschen Archäologischen Instituts (1993-96) in den Halden und den Kammerfüllungen gefunden.

Weitere Keramikfunde wurden von Dr. des. Heidi Köpp (Ägyptologin und Mitarbeiterin des DAI Kairo) aus Göttingen im Herbst 2001 aufgenommen. Die letzten Kammern und auch die Grabkammer waren nun freigeräumt und auch die das Grab umgebenden Halden waren von den Forschern akribisch ausgesiebt und untersucht worden. Lt. Dr. Köpp umfassten die Funde sowohl Kult- als auch Vorratsgefäße wie Biertöpfe und dünnwandige eiförmige Mergeltongefäße. Des weiteren wurden Kugeltöpfe aus grobem Nilton und stark gemagertem Mergelton sowie große, dickwandige Mergeltongefäße gefunden. Ebenfalls zutage kamen Miniaturschälchen und - Töpfe und flache kleine Teller aus meist grobem Nilton, wie auch verschiedene Schalen (rote Opferschalen) und flache Schalen mit streifig poliertem Überzug sowie Opferständer. Besonders erwähnenswert ist hier der Fund eines der wenigen Weinkrüge. Das Gefäß ist lt. Dr. Köpp ca. 50 cm hoch und konnte im Frühjahr 2010 vollständig restauriert werden. Ein Rest der Inhaltsflüssigkeit ist in Form einer grau-grünen Verfärbung im oberen Bereich des Gefäßes erhalten geblieben. Ansonsten wurden im Grab des Chasechemui nur sehr wenige Weinkrüge (etwa ein Dutzend - die alle auffallend einheitlich gearbeitet sind) gefunden. Stattdessen wurden Chasechemui wesentlich mehr Biertöpfe als Weinkrüge mit in die Bestattung gegeben.

Die Biertöpfe aus grobem stark gemagertem Nilton bildeten die größte Kategorie der Gefäßformen - teilweise noch komplett erhalten. Erkennbar sind teilweise Bearbeitungsspuren wie Fingerabdrücke und in einem Fall sogar der komplette Abdruck der Hand des Töpfers.

Auffällig ist bei dem Vergleich des keramischen Materials aus der Bestattungsanlage des Chasechemui mit den Funden aus dem Grab des Peribsen (die beiden letzten Königsgräber der ausgehenden 2. Dynastie) der starke Unterschied wie z. B. die Menge der großen Mergelton-Gefäße, die im Grab des Peribsen sehr selten sind. Dort wurden vermehrt die sogenannten "Hes-Vasen" gefunden - ein Gefäß zur rituellen Wasserspende - die wiederum im Grab des Chasechemui kaum zu finden waren. Auch sind die Böden der Biertöpfe bei Peribsen spitzer als bei Chasechemui und weisen eher Ähnlichkeiten auf mit denen der 1. Dynastie. Obwohl wahrscheinlich nur wenige Jahre zwischen den beiden Bestattungen liegen, scheint die Keramik im Grab des Chasechemui mehr zu der im Alten Reich hin orientiert zu sein, während die bei Peribsen eher in Richtung der Frühzeit zurückgeht. (Textquelle: "Die Keramik aus dem Grab des Chasechemui/Heidi Köpp - Zeitschrift Sokar, Verlag Michael Haase N. 20/2010, S. 6/7)

Neben den sehr aufschlussreichen Keramikfunden kamen drei vollständige Alabasterzylindern sowie mehreren Scheingefäßen und Gefäßrohlingen aus Kalkstein und Alabaster, vor allem zahlreiche Steingefäßfragmente und Verschlüsse mit Siegelabrollungen zutage. In der Nähe der Königskammer fand man auch einige Einlagestücke aus Elfenbein , die von einer Kiste mit Nischendekor stammen. Des weiten fanden die Forscher in der Grubenfüllung nordöstlich der Kammer 3 ein vollständiges Flintmesser mit einer Länge von 72 cm - das ist das größte bisher bekannte Exemplar aus Ägypten und ein halbes Messer ähnlicher Größe. Im Norden und Nordosten der Grube bzw. auf der Rampe waren außerdem Fragmente einer Reihe kleiner Holzkisten sowie mehrere Schaf- oder Ziegenbeine und ein vollständiger Rinderkopf verstreut. Eine Opferplatte lag verworfen in Kammer 2 und dem östlichen Korridor.

An Schmuck fand sich nur mehr ein Paar schlichte aus Goldblech getriebene Armreife, die innen hohl gearbeitet waren. Auf einer im Grab gefundenen Silbernadel fand sich überraschenderweise der Horusname des Hor Aha. Entweder handelt es sich dabei um ein 300 Jahre altes Erbstück, oder die Nadel ist nur verworfen.

In den Räumen östlich der Königskammer fanden sich die Reste zweier Skelette. Da es in der Anlage keine Nebengräber gibt könnten diese Knochen eventuell aus dem ursprünglichen Begräbnis stammen. 

(Quelle und Texte aus: MDAIK 54; Umm-el-Qaab Nachuntersuchung im frühzeitlichen Königsfriedhof 9.-10. Vorbericht;  DAI Abt. Kairo, Rundbrief September 2002, S. 13–15)

Siegelabrollungen und Verschlüsse mit dem Namen "NTrj-Xt"

Bei den Ausgrabungen des Deutschen Ärchäologischen Instituts Kairo im Jahre 1995 wurden auch eine große Anzahl von Siegelabrollungen und Verschlüssen gefunden, die nun eine sichere Bestimmung der Nachfolge Chasechemui durch Djoser (NTrj-Xt) ermöglicht. Die meisten trugen natürlich Siegelabrollungen des Chasechemui - eine ganze Reihe tragen aber den Horusnamen "NTrj-Xt" (Neteri-het), andere Königsnamen sind nicht vertreten. Die meisten dieser Verschlüsse kamen im Bereich des nördlichen Zugangs zutage, zu dem eine Rampe hinunterführte, die aber nur zur Anlage und Beschickung des in eine ca. 7,5 m tiefe Grube eingebauten Grabes diente. Nach der Bestattung war dieses Grab nicht mehr zugänglich, da die Grabgrube über der etwa 5 m unter Wüstenniveau liegenden Decke wieder mit Sand aufgefüllt wurde und darüber wahrscheinlich auch noch ein wohl wenigstens 2 m hoher Sandtumulus aufgeschüttet wurde.

Es kann daher kein Zweifel daran bestehen, dass auch die Verschlüsse mit Namen "NTrj-Xt" zur Grabausstattung gehörten. Lt. Günter Dreyer wurden bisher (1995) etwa 40 Verschlüsse und Verschlussfragmente des NTrj-Xt (Djoser) geborgen.

Aus dem Gesamtbefund und mit dem Vorkommen der Siegelabrollungen der "Nj-mAat-@p (JÄF 326)  im Nordabschnitt der Grabanlage ist nun lt. Günter Dreyer mit Sicherheit zu erschließen, dass Ni-maat-hapi als Witwe des Chasechemui zusammen mit ihrem bereits regierenden Sohn Neteri-het (Djoser) die Bestattung des Chasechemui vorgenommen hat, womit dieser eindeutig als Nachfolger des Chasechemui und erster König der 3. Dynastie zu bestimmen.

Siegelabrollungen aus dem Chasechemui-Grabanlage:

Die Verschlüsse sind zumeist aus Nilschlamm geformt, "taffl" komm nur vereinzelt vor. Diese scheinen auf die nördlichsten und die südlichsten Kammern der Grabanlage beschränkt gewesen zu sein (siehe MDAIK Bd. 56 aus 2000, Umm el-Qaab, Nachunters. im frühzeitl. Königsfriedhof 11./12. Vorbericht; Anmerk. 226).Aus der Bearbeitung des sehr umfangreichen Materials lassen sich bislang ca. 30 bisher nicht belegte Typen von Siegelabrollungen feststellen und einige davon auch vollständig rekonstruieren.

                                     Siegeltyp I.
Er ist auf einigen Gefäßverschlüssen in Kegelstumpfform belegt; Material: Nilschlamm - Dm 10-11 cm, H. 4-5 cm.

"Horus-Seth Chasechemui, Siegler (der Wirtschaftsanlage:) Stern (Abteilung)
Mitte: Horus-Seth-Chasechemui, Siegler der (Abteilung) des Palastes des harpunierenden Horus von Buto;
Horus-Seth Chasechemui, Siegler (der Wirtschaftsanlage:) Stern Scheses-maatj.





                               Siegeltyp XII.
Siegeltyp XII. wurde auf mehreren plankonvexen Beutelverschlüssen mit Schnur- und Gewebeabdrücken auf der Unterseite gefunden; Material: Nilschlamm, 
DM ca. 8-9 cm, Höhe 4 cm.

"Reput, leibliche Königstochter, Reput, Besitzer von Leben ist (Reput), sie schützt die (Reput) Reput Siegler, Palmengärtner".

Anmerkung:
Lt. Jochen Kahl "System der Hieroglyphenschrift, Zeichen" in Anmerkung b (MDAIK 56, S. 128) ist die Holzart als Palmholz zu bestimmen. Es handelt sich hier wohl um einen Titel, der vermutlich mit der Dattel- (?)palmenwirtschaft in Zusammenhang steht.

Bild: after G. Dreyer et. al. MDAIK 56, 2000, p. 126/127 
Figure 27 a; 
Bild: after G. Dreyer et. al. MDAIK 56, 2000, p. 127/128 
Figure 27 g;

 

Der Talbezirk des Chasechemui in "Shunet el-Zebib"

Die abydenischen Königsgräber sind architektonisch und räumlich von ihren Verehrungs- und Ritualbereichen getrennt. Diese befinden sich mehr als 1,4 km von den Gräbern entfernt an der Fruchtlandkante neben dem modernen koptischen Dorf Deir Sitt Damiana bzw. nahe dem Chontamenti-Tempelbezirk. Hier bauten mehrere Könige der 1. und 2. Dynastie großartige Anlagen, die als Ergänzungen zu ihren Gräbern auf dem naheliegendem Umm-el-Qaab gedacht waren.

Die letzte Anlage, das Shunet el-Zebib, ist das östlichste der Talbezirke hier in Abydos und das am besten erhaltene und das einzigste heute hier noch erhaltene. Der sogenannte Festhof des Chasechemui trägt heute den Buchstaben "F"; die Einheimischen nennen ihn "Shunet el-Zebib. Mit den Abmessungen von 126 x 65 m , 8190 m² ,  ist er auch der größte hier (1,07 Hehtar)

Dieser Bau ist eines der ältesten noch erhaltene Lehmziegelgebäude der Welt. Er wurde erstmals 1860 im Auftrag von Auguste Mariette erkundet. Der englische Archäologe E. R. Ayrton datierte die Anlage im Jahre 1903 in die Zeit König Chasechemui. 

Karte von Abydos
-
Shunet el-Zebib (roter Pfeil) -

Bild:     Abydos Map
User:    Kairoinfo4u
Lizenz:  CC BY-NC-SA 2.0

Die noch heute gut zwischen 7,50 m bis 11 m anstehenden und über 5,35 m dicken Lehmziegelmauern  (Hauptmauer) umspannten ein Rechteck von 123 x 64 m, dass von einer dünneren und niedrigeren Blendmauer umschlossen war. Nur der Talbezirk des Chasechemui ist mit zwei Mauern umgeben. Im Südosten, Südwesten und Nordwesten ist die Hauptmauer durch eine fortlaufende Reihe einfacher Nischen gegliedert, nur an der zum Nil hin weisenden Nordostseite wird je eine mehrstufige Nische von je einer Dreiergruppe einfacher Nischen begleitet. Die Mauerfronten sind durch Türöffnungen durchbrochen, von denen die beiden Haupttore Torkammern besaßen. 

Talbezirk des Chasechemui in Shunet el-Zebib

             - Grundriss Inneres Gebäude -

 

 

   (Zeichnung nach E. R. Ayrton, PKG)

Nicht weit von der östlichen Ecke standein kleines, 18,3 m x 15,5 m großes Gebäude, das möglicherweise der Vorläufer eines Grabtempelkomplexes sein sollte, wie ihn später sein Nachfolgers und (evtl. Sohn) Djoser in Saqqara mit dem Djoser-Pyramidenkomplex errichten ließ. Dieser Bau hat zwar wahrscheinlich kultischen Zwecken gedient, zeigt aber ein Bild vom Aussehen frühdynastischer Paläste mit ihren nischengegliederten Lehmziegelmauern. Die Rückwand zeigt auch hier eine Gliederung durch einfache Nischen, während die Vorderfront zwischen zwei Dreiergruppen einfacher Nischen eine gestufte Nische aufweist - eine Verbindung, die häufig vorkommt. 

Die Hauptmauer der Kultanlage Chasechemui  ist durch eine fortlaufende Reihe einfacher und gestufter Nischen gegliedert

Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 1
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 2
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0

 

                             Kultanlage des Chasechemui mit der umlaufenden nischengegliederten Mauer
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 5
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 6
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0

Der massiv aus Lehmziegel erbaute Bezirk trugen ursprünglich einen Kalküberzug der bunt bemalt war, er imitierte (wie die Mastabas in Saqqara ) Stellwände aus Holzrahmen und farbigen Schilfmatten .Der Effekt muss verblüffend gewesen sein, wenn ein kompliziertes Muster aus Licht und Schatten im Lauf des Tages von diesen strahlend in weiß und bunten Farben bemalten Nischenwänden reflektiert wurden.

  Details des dekorativen nischengegliederten Mauerwerks 
Erhalten geblieben ist zum Teil die Hauptmauer des Kultgebäudes mit ihrem komplizierten weiß getünchtem Nischen-Muster.
       Die Kultanlage des Chasechemui in Shunet el-Zebib
Innere Ziegelumwandlung mit Details des dekorierten nischengegliederten Mauerwerks.
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 3
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 4
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0

Die Anlage besaß zwei Haupteingänge (die beide Torkammern besaßen) einen am Südende der Ostmauer, den anderen am  Ostende der Nordmauer, sowie zwei kleinere Tore im Westen und Osten. 

Professor David O´Connor vom Institut of Fine Art, New York erforscht den Bezirk seit vielen Jahren, es gelangen ihm dabei erstaunliche Entdeckungen. David O´Connor konnte Spuren vom Fußboden des Chasechemui–Hofes retten. Es fanden sich auch ca. 200 Bier– und Weinamphoren aus der Zeit König Chasechemui. Leider blieb innerhalb der Strukturen wenig erhalten, was helfen könnte, die Funktionsweise der Anlage genauer zu definieren, denn die temporären und vergänglichen Materialien sind alle längst vergangen. 1988 sah es so aus , als ließe sich im Westquadranten des Bezirks Spuren eines oberirdischen Hügels ausmachen, doch 2001 stellte es sich heraus, dass diese Überreste zu einem Becken gehörten, das während der Bauarbeiten am Talbezirk genutzt worden war.

Die noch heute gut zwischen 7,5 m bis 11 m anstehenden und über 5,50 m dicken Lehmziegelmauern (Hauptmauer) umspannten ein Rechteck von 125 x 65 m dass von einer dünneren und niedrigeren Blendmauer umschlossen war. 
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 7
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0
Bild:      Abydos Shunet el-Zebib 8
User:     Kairoinfo4u at Flickr
Lizenz:   CC BY-NC-SA 2.0

Die erstaunlichste Entdeckung O ´Connors war, dass die Talbezirke möglicherweise abgerissen wurden – vielleicht als letzten Akt des Bestattungsrituals für den königlichen Inhaber oder während der Bauarbeiten am Talbezirk des nächsten Herrschers. Der Talbezirk König Chasechemui blieb allerdings vom Niederreißen verschont.

Wie beim Festhof des Peribsen stand auch im Bezirk des Chasechemui in unmittelbaren Nähe des Eingangs an der Südostecke schräg zum Eingang ein kleines Gebäude. Bei Chasechemui maß diese Kapelle 18,30 m x 15,60 m (290m2), und besaß elf oder mehr Räume, vielleicht befand sich hier eine Statue des Königs oder Opfergaben für ihn. 

Der Kultbau des Chasechemui in Shunet el-Zebib besteht im Inneren meistens aus kleinen Kammern mit verwinkelten Kammern, eine für die 2. Dynastie und auch für spätere Epochen charakteristisch war. Dieser Baustil kommt sowohl bei Grabkapellen wie auch bei Häuserkomplexen vor, etwa bei dem zum Grab der Königin Chentkaus in Gisa (4. Dynastie) gehörenden Bauten. Der Eingangsweg mündet in eine Gruppe von drei Kammern. Diese Baufolge findet sich auch bei den unterirdischen Räumen einiger Gräber der 2. Dynastie in Sakkara - diese stellen offensichtlich Nachbildungen von Häusern, einschließlich der Latrinen, dar (z. B. Sakkara QS 2302 und 2307 - Quelle: PKG "Das Alte Ägypten/C. Vandersleyen).                                    


home Sitemap Biogr. Chasechemui Djoser Dynastie-Liste Literatur