Senenmut

Gräber Senenmuts

Beamte Hatschepsut

Ramose und Hatnefer (die Tochter einer Dame mit Namen "Sitdjehuty") waren die Eltern von Senenmut, dem bedeutendsten Staatsbeamten unter der Regierung von Hatschepsut in der 18. Dynastie. Die bürgerliche Herkunft der Eltern von Senenmut und sein eigener Aufstieg galten lange Zeit als Paradebeispiel für hohe soziale Mobilität im Ägypten des Neuen Reiches.

Es ist fast nichts über die Herkunft von Ramose bekannt - er scheint aber ein Mann aus einfachen Verhältnissen gewesen zu sein - evtl. ein Handwerker, Bauer, Pächter oder Kleingrundbesitzer (Roehrig, Catarine H.: Die Hausherrin im Ägpten des Neuen Reiches, Hatnefer / MET). Ramose ist aus einigen zeitgenössischen Quellen bekannt. Er erscheint auf einer Scheintür und wahrscheinlich auch auf der Kapelle von Senenmuts Grab TT 71.

Die Mumien im Grab der Eltern
Über Ramose und seine Karriere ist wenig bekannt und selbst seine Altersschätzung war problematisch. Seine Mumie befindet sich heute im Ägyptischen Museum von Tahir (evtl. jetzt im Neuen Museum?). Eine neue Studie von 2024 (im Journal of Archaeological Science, Bd. 57, Sept. 2024) hat aber erben, dass Ramose jung verstorben war (ca. mit 25-30 Jahren). Zunächst ging man davon aus, dass es sich bei der Mumie von Senenmuts Vater um einen "älteren Mann" von etwa 50-60 Jahren handelt, wie es Lansing und Hayes (1937) bei ihrer ersten Untersuchung seines Skeletts beschrieben hatten. Eine andere Altersschätzung von Eaton-Kraus, 2008, Roehrig 2002 ließ jedoch vermuten, dass er wahrscheinlich jünger war. 

Durch eine gründliche Untersuchung des Skeletts durch die ägyptischen Wissenschaftler vom SCA in der neuen Studie und mithilfe einer Computertomographie und anhand der morphologischen Merkmale der Schambeinfuge und der Ohrmuschenoberfläche wird nun klar, dass Ramose kein alter Mann war, sondern jung gestorben ist. Er hatte ungefähr eine Größe von 167,8 cm. Die gewölbte Oberfläche der Schambeinfuge und die feinkörnige, gestreifte Ohrmuscheloberfläche wiesen auf das junge Alter des Skeletts von Ramose hin. Zudem zeigten die Ergebnisse der neuen Untersuchung ein abnormales Erscheinungsbild des linken Fußes auf, was die Wissenschaftler vermuten lässt, das Ramose evtl. anstrengende Tätigkeiten ausübte, evtl. in der Landwirtschaft. Aber eine endgültige Diagnose ist schwierig, da kein vollständig mumifizierter Fuß vorhanden ist und keine Knochendeformation festgestellt wurde.

Seine Frau Hatnefer war eine ältere Dame mit grauem oder weißem Haar (Peter F. Dorman, in: The Theban Necropolkis, Past, Present and Future, S. 32, Anmerkung 17). Man geht davon aus, dass sie evtl. aus Armant (Iuni), einer Stadt nur 16 km südlich von Theben in Oberägypten stammte und vermutlich während der Herrschaft von Ahmose I., dem Begründer der 18. Dynastie geboren wurde (3). 

Für Ramose ist der Titel "Würdiger/Sab" nur im ersten Grab seines Sohnes Senenmut belegt. Dieser Titel hat keine besondere Bedeutung und wurde - nach Tyldesley (Hatschepsut, The Female Pharaoh, Penguin Books 1996) wohl für die allgemeine Ehrung der Verstorbenen verwendet, wenn auch viele hohe Staatsbeamte, darunter einige Wesire den Titel "sab" trugen, auch wenn dieses nur eine posthume Erwähnung war. 

Auch der Titel seiner Mutter Hatnefer "Herrin des Hauses" (nbt-pr) ist wohl eher die übliche Bezeichnung für die Tätigkeit einer Ehefrau als Hausfrau - wobei man allerdings wohl davon ausgehen kann, dass sie einem eigenen Haushalt vorstand und die Familie so wohlhabend war, dass sie nicht mit den Eltern oder Schwiegereltern in einem Haus leben mussten.

Auffällig ist jedoch der Vergleich der Bestattungen von Senenmuts Vater und Senenmuts Mutter. Ramose war mit einer eher minderwertigen Grabausstattung beerdigt worden, was belegte, dass Senenmuts Stellung am Hof damals noch vergleichsweise gering war, als sein Vater starb. Im Gegensatz zu der Bestattung seiner Frau wurde von Ramose nur sein Sarkophag gefunden. Dieser war mit Gold verziert, was ihm einen gesellschaftlichen Status verlieh. Das Fehlen einer in den Fels geschlagenen Kapelle für Ramose und Hatnefer in ihrem Grab ist nicht überraschend, da nur wenige Gräber des Neuen Reiches vor der Herrschaft Hatschepsuts eine solche Kapelle aufwiesen.

Als Senenmuts Mutter Hatnefer zwischen dem 6. und 7. Jahr der Hatschepsut an Altersschwäche starb, war Senenmut inzwischen vermögend genug, um für seine Mutter ein neues Grab ausheben und nach der aufwendigen Grablege seiner Mutter, auch den Vater neu zu bestatten, wobei er dessen Mumie wohl neu in Binden, welche die Kartusche der Neferu-Ra trugen, einwickeln und ihn in einen anthropoiden Holzsarg legen ließ. Auch die Särge von drei Frauen und ihrer Kinder wurden mitbestattet, denn das Grab zeigte keine Anzeichen für eine erneute Öffnung. Die Beziehung dieser Personen zu Senenmut bleibt unklar, da diese Särge keinerlei Inschriften trugen.

Als Senenmuts Mutter Hatnefer starb, war sie eine kleine, knapp über 1,50m große, aber etwas stämmige Dame von etwa 60 Jahren, aber mit einem zierlichen Knochenbau. Sie trug über ihr eigenes dünnes und graues Haar eine gewaltige Perücke aus Stoff und geflochtenen menschlichen Haaren.

Im Sarg Nr. III. (siehe Zeichnung weiter unten) befanden sich die Mumien von zwei jungen Frauen und zwei kleinen Kindern, sowie der Bronzespiegel und die Fayenceschale. Der Sarg Nr. IV. enthielt die Knochen einer weiteren jungen Frau und ein Kleinkind.

Das Grab der Eltern Ramose und Hatnefer war von dem Schutt, mit dem der Vorhof von TT 71 (Grab des Senenmuts) aufgeschüttet worden war, überdeckt. Dieser wurde bei den Arbeiten an der Terrasse von TT 71, von A. Lansing und W. Hayes 1936 entdeckt worden. Das Grab der Eltern lag verborgen darunter und blieb unberührt.

Das Grab von Ramose und Hatnefer ist bemerkenswert, da es das früheste Datum als Hatschepsuts Herrschaft aufweist. Eine Sammlung von Grabbeigaben, welche in der Grabkammer gefunden wurden, enthielt einen einzigen Tonkrug oder Amphore, die mit dem Datum "Jahr 7" gestempelt war (Quelle: Joyce Tyldesley, Hatchepsut: The Female Phararoh, Penguin Books, 1996). Leider trug kein einziger der Grabgegenstände einen Namen, so dass Hayes und Lansing alle Grabbeigaben der Hatnefer zuordneten. Ein anderer Krug aus der Sammlung - der von der Expedition des Metropolitan Museums of Art "vor Ort" gefunden wurde, war mit dem Siegel der "Gottesgemahlin Hatschepsut" gestempelt, während zwei Krüge das Siegel der "Guten Göttin Maat-ka-Re" trugen.

Es wurden im Grab (Quelle: Hayes, BMMA 1937)

  1. der weiße, antropoide Sarg des Ramose (ohne Titel auf dem Sarg),
  2. der schwarze, anthropoide Sarg der Hatnefer mit Aufschrift: Herrin des Hauses, Hatnefer,
  3. ein rechteckiger, unbeschrifteter Sarg von einfacher Bauart,
  4. ein zweiter rechteckiger Sarg von einfacher Bauart,
  5. ein Korb mit Brot, Datteln und Rosinen,
  6. der Kanopenschrein der Hatnefer,
  7. ein Kasten mit Leinen,
  8. ein weiterer Kasten mit Leinen,
  9. ein unbeschriftetes Alabastergefäß,
  10. ein Korb mit Resten von Mumienbinden,
  11. ein Kasten,
  12. ein Korb mit Leinentüchern
  13. ein Korb mit Leinentüchern und drei Silbergefäßen,
  14. ein weiterer Korb mit Leinen
  15. ein Alabastergefäß mit einer kurzen hieroglyphischen Inschrift mit dem Namen "Hatschepsut" und frühen königlichen Titeln
  16. Osiris Figur der Hatnefer mit Basis

gefunden. Des weiteren wurden bei Hatnefer mehrere Spiegel aus hochglanzpolierter Bronze oder Silber mit Holz- oder Metallgriffen entdeckt, sowie ein bronzenes Rasiermesse, das zusammen mit anderen Kosmetikutensilien in einem Korb, gefunden wurde (1). Weitere Grabbeigaben waren wenig aussagekräftig und bestanden mehrheitlich aus Armbändern, deren Perlen aus unterschiedlichen Materialien (Fayence, Glas, Stein und Silber) gefertigt worden waren, sowie Skarabäen, die als Ring getragen wurden. Die Skarabäen waren teilweise von guter Qualität, darunter einer mit dem Namen und Titel der Hatschepsut als königliche Gemahlin und ein anderer mit dem Namen und Titel von Hatschepsuts Mutter, der "Großen königlichen Gemahlin [des Thutmosis I.], Ahmose".

Grabplan 

Das kleine Grab der Eltern von Senenmut war völlig mit Särgen, Kisten und Grabbeigaben vollgestopft.

Von allen Särgen in der Kammer war der von Hatnefer (II.) der kostbarste. Die Arme von Hatnefer waren über der Brust gekreuzt und sie hielt in jeder Hand eine Papyrusblüte. Der Sarkophag war sorgfältig gearbeitet und von innen und aussen schwarz gestrichen. Gesicht und Hals waren mit Goldblatt belegt, die Augen, eingelegt in Ebenholz, waren aus Alabaster und Obsidian. Die Inschriftenbänder waren mit Blattgold unterlegt.

Der weiß gestrichene, anthropoide Sarg von Ramose war von zweitklassiger Qualität (I.) und lediglich etwas aufgewertet durch Blattgold, mit dem man Gesicht, Hals und Ohren belegt hatte. Dieser Sarkophag wurde von den Ausgräbern zuerst geöffnet - enthielt aber nur noch die auseinandergefallenen Knochen. Zwei der Binden, mit denen einst sein Körper bandagiert war, trugen eine in Tinte geschriebene Kartusche der Neferu-Ra.

Die beiden anderen Särge (III. und IV.) waren von einfacher Bauart, rechteckige Kästen aus Pinienholz und nicht bemalt (2).
Zeichnung aus Hayes 1937, BMMA

Der mit "D" gekennzeichnete Gegenstand ist der Kanopenkasten von Hatnefer, E und F sind Wäschetruhen, G. bezeichnet eine Tonamphore und ein Alabastergefäß, C, K, L, O und H sind Körbe mit unterschiedlichem Inhalt, J. ist eine mit Leinen gefüllte Truhe mit Giebeldach. M ist ein weiterer Korb, der lt. Hayes und Lansing 1937, Roehrig, 2002 einen Korb, der die Topfschlinge (das Korbtablett) enthielt.

Versiegelte Amphore mit Öl
- MET, New York, Acc. 36.3.83 -
Ungebrannter Ton, Schlamm, Leinen
H. 64 cm x B. 44 cm x D. 31 cm

Rasiermesser und Spiegel im Grab
Rasiermesser: Bronze oder Kupferlegierung, Buchsbaum
Griff: L. 11,8 x D. 1,5 cm - Klinge; L. 9,3 cm (Acc. 36.3.69)
Spiegel: (Acc. 36.3.13) - H. 16,8 x B. 8,5 x 2 cm - Kupferlegierung

Diese Amphore trägt eine hieratische Inschrift aus dem 7. Regierungsjahr der gemeinsamen Herrschaft von Hatschepsut und Thutmosis III. Die Inschrift gibt an, dass das Gefäß zwei Maß "Setwy-Ö" enthält. Der Lehmstopfen, der Hals und die Öffnung des Gefäßes vollständig bedeckt, wurde mit dem Siegel von "Hatschepsut, Gottes-Gemahlin aller Länder" beschriftet. 

Als weitere Sicherungsmaßnahme wurde ein schmaler Streifen Leinenstoff durch einen Griff geführt, um den Stopfen gewickelt und die gebundenen Enden mit Lehm bedeckt, der dann mit einem rechteckigen Siegel versehen wurde.
(Textquelle: Onlinekatalog MET)

 

 

 

 

 

 

Das Rasiermesser war sorgfältig in einem Leinenstreifen eingewickelt und wurde in einem Korb im Grab von Hatnefer gefunden. Rasiermesser, die vollständig aus Metall gefertigt waren, waren im Mittleren Reich und bis in die 18. Dynastie hinein üblich. Rasiermesser, wie dieses hier von Hatnefer, die eine Klinge und einen Holzgriff kombinieren, tauchen zum ersten Mal zu Beginn der 18. Dynastie auf. Der Korb, in dem das Rasiermesser gefunden wurde, befindet sich heute im Ägyptischen Museum Kairo. Er enthielt außerdem einen versiegelten Tonkrug, ein Tongefäß, eine Halskette und ein Leinentuch.

Der Spiegel (Acc. 36.3.13) wurde auch im Grab der Hatnefer gefunden, im Sarg einer unbekannten Frau, die wahrscheinlich eine Verwandte von Hatnefer und Senenmut war. Er besteht aus einer Kupferlegierung, die in zwei Teile gegossen wurde. Die Scheibe hat einen Zapfen, der in ein Loch im Griff passt und durch einen kleinen Bronzestift an Ort und Stelle gehalten wird. Der Griff ist mit dem Emblem der Göttin Hathor verziert. Der Spiegel wurde auf dem Boden eines Sarges gefunden, der im Grab von Hatnefer entdeckt wurde. In denselben Sarg wurden mehrere andere Objekte der Grabausstattung gelegt, darunter eine Schüssel und zwei Schalen aus Fayence (36.3.8.-10) eine hölzerne Kosmetikdose (36.3.11a), ein weiterer Spiegel (36.3.12a) und fünf Amulette (36.3.20-24).
(Quelle: Online-Katalog MET)

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain (CC0 1.0)

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain

 

Versiegeltes Kosmetikgefäß
- MET Acc. 36.3.68 - Rogers Fund 1936 - 
Keramik, Leinen - H. 8 x B. 9,38 cm

Schale mit Thronnamen von Thutmosis II.
- MET Acc. 36.3.9 - Fayence, Farbe -
H. 1,8 x D. 8 cm - Rogers Fund 1936

Dieses kleine Tongefäß war mit einem Stück Leinenstoff versiegelt und wurde im Grab der Hatnefer in einem Korb gefunden. Der Korb enthielt außerdem ein Rasiermesser, eine Halskette, einen versiegelten Tonkrug und ein Leinentuch. 

 

 

 

 

 

 

Auf dieser kleinen Schale steht der Thronname von Hatschepsuts Ehemann (und Halbbruder) Thutmosis II. : "Guter Gott, Aachepernre, dem Leben geschenkt wurde". Die Schale wurde in Sarg Nr. 3 gefunden, in dem zwei junge Frauen und zwei Kinder begraben waren. Das Vorhandensein der Schale deutet darauf hin, dass mindestens einer der Insassen ursprünglich während der Regierung von Thutmosis II. gestorben und begraben wurde.

Nach dem Tod seiner Mutter Hatnefer scheint Senenmut die Gräber anderer Familienmitglieder nach Theben in das neue Grab von Hatnefer und Ramose  verlegt zu haben, wo sie alle gemeinsam von den Grabbeigaben profitieren konnten, die er für seine Mutter Hatnefer besorgen konnte.

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain (CC0 1.0)

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain (CC0 1.0)

 

Holztruhe mit Leinentüchern
Acc: 367.3.56, 111. , 140 und weitere
Metropolitan Museum New York - public domain

Diese weißgetünchte Truhe war eine von dreien, die in dem Grab von Hatnefer gefunden wurde. Zwei der Truhen, darunter diese, wurden wahrscheinlich speziell für diese Bestattung angefertigt. Sie waren mit Leinentüchern verschiedener Qualitäten und Webarten gefüllt. Hier sind neben der Truhe ein Hemd aus feinem Leinen, ein Laken aus superfeinem Webstoff, der wahrscheinlich als Oberbekleidung verwendet wurde, und ein Laken aus gröberem Webstoff, der mehr als 17 Meter lang war und möglicherweise als Matratze gedient hat, zu sehen. Nachdem die Truhe mit Leinen gefüllt war, wurde sie mit einem Stück Leinenschnur zugebunden, das mit einem Lehmsiegel gesichert wurde.

(Quelle: Online-Katalog des MET)
(Truhe: Acc. 36.3. 56a, b - Hemd: 36.3.54)

Das kleine Grab war völlig mit den Särgen und den Grabbeigaben vollgestopft. Vor dem blockierten Eingang zum Grab der Eltern fanden die Ausgräber eine rechteckige Trommel, die möglicherweise Eigentum der Hatnefer war. Die Bespannung aus rotem Leder war zerschlagen und die Trommel wurde vor dem Grabeingang abgelegt. Evtl. wurde sie "rituell bestattet". Anschließend warf man die Einzelteile eines Stuhls in das Innere der Trommel und das obere Teil einer Kopfstütze aus Zedernholz (2). Der Stuhl wurde später vom BMMA (Bostoner Museum of Art) restauriert und besaß eine gut erhaltene Sitzfläche aus geflochtenen Korb, löwenfüßige Beine und eine durchbrochene Rückenlehne, in deren Mitte sich eine Darstellung des Gottes Bes befand, flankiert von Djed-Pfeilern und Tjit-Symbole.

Hatnefer's Stuhl
Acc: 36.3.152 - MET, New York
Höhe: 53cm x B. 50cm x D. 42cm
Material: Buchsbaum, Zypresse, Ebenholz, Leinenschnur

Dieser Stuhl (restauriert) wurde vor dem Eingang des Grabes gefunden und mittels Fundteilung dem MET von der ägyptischen Regierung geschenkt.

Die Verzierung der Stuhllehne umfasst eine Reihe von Schutzsymbolen. In der Mitte ist der Gott Bes zu sehen. Auf beiden Seiten des Gottes befinden sich "Tjit"-Symbole, das eng mit der Göttin Isis verbunden war und die Djet-Säule, die Stabilität und Dauer symbolisiert. Der Sitz aus Leinenschnur ist original.

 

 

(Quelle: Online-Katalog des MET - public domain)

Eine große Steinplatte verschloss den Eingang zum Grab der Eltern und war mit rauen weißem Mörtel befestigt und bedeckt. Nachdem die Ausgräber diese entfernt hatten, entdeckten sie einen schmalen, rechteckigen Durchgang, der mit groben Türpfosten (Kalkstein) verkleidet war und in eine kleine, in den Fels gehauene Kammer (Höhe 1,3 m - 2,5 m Tiefe und 2,0 m Breite) führte. Der erste Gegenstand, den die Ausgräber nach dem Entfernen des Verschlusssteines sahen, war ein unbeschrifteter Kanopenschrein, der auf einem Schlitten mit Kufen ruhte und daneben die Särge, die alle mit Leinentüchern bedeckt waren und davor und darüber standen die Körbe.

Kanopenschrein der Hatnefer (Acc. 36.3.53a,b)
- Deckel noch verschlossen -

Kanopenschrein der Hatnefer
- Deckel geöffnet

Nach dem Entfernen des Verschluss-Steines war der erste Gegenstand, der den Ausgräbern ins Auge fiel, ein unbeschrifteter Kanopenschrein, der auf Schlittenkufen montiert worden war. Unter dem Deckel verbargen sich hölzerne, verriegelbare "Türen". In den 4 Kammern befanden sich die Kanopengefäße aus Ton. Drei der Gefäße waren mit je einem Tondeckel verschlossen, von denen jeder einen Menschenkopf trug. Das vierte Gefäß trug einen Deckel mit einem hundeartigen Kopf (Dua-mut-ef). Alle 4 Kanopen trugen keine Inschrift. 

Kasten und Deckel sind aus Zypressenholz gefertigt, welches mit einer Schicht Leinen und Gips überzogen und weiß angemalt wurden. Im Inneren lassen sich die beiden Flügel eines inneren Deckels öffnen und geben den Blick auf vier Fächer frei, in denen die vier Kanopenkrüge mit Hatnefers inneren Organen aufbewahrt wurden. Die Kiste und der Deckel sind in der Form eines Schreines gestaltet und der Sockel hat zwei Kufen, die einen Schlitten imitieren.

Maße: Box: H. ca. 53 cm, B. 52 cm, D. 51,5 cm - Deckel: H. 2,5 cm, B. 51 cm, D. 51 cm

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain (CC0 1.0)

Photo: Metropolitan Museum, New York
public domain

Die Mumie der Hatnefer war insgesamt von 8 Leinentüchern bedeckt, die entweder ausgebreitet über die Mumie oder eingerollt rund um die Mumie in den Sarkophag gelegt waren. Zwei der Leinentücher trugen in schwarzer Tinte und kursiven Hieroglyphen die Inschrift "Gute Göttin, Maat-ka-Ra, geliebt von Amun, sie lebe ewigliche".

Der Sarg von Hatnefer war von allen Särgen der kostbarste. Der Deckel des mumienförmigen Sarges war sorgfältig gearbeitet und mit über der Brust gekreuzten Armen (die in jeder Hand eine Papyrusblüte hielt) dargestellt. Er war innen und außen schwarz gestrichen. Über dem Hals und dem Gesicht lag Goldblatt, die Augen - eingelegt aus Ebenholz - waren aus Alabaster und Obsidian. Auch die Inschriftenbänder waren mit Blattgold unterlegt. Das untere Ende des Sarkophages der Hatnefer war mit vielfarbiger Darstellung der Isis und der Nephthys geschmückt.

Auf dem äußeren Leichentuch, das über der Mumie lag, befanden sich die Sprüche 72 und 17 aus dem Totenbuch. Nach dem Entfernen des Tuches kam eine vergoldete Mumienmaske zum Vorschein, die aus groben Leinentüchern, die innen und außen mit weißen Stuck bestrichen war und wobei die Augen in den Stuck eingelegt und die Maske dann mit Goldblatt belegt worden war. Ein auf der Brust zusammengeschnürtes Bündel enthielt zwei Papyrusrollen, die wegen ihres kritischen Zustandes von den Restauratoren nicht geöffnet wurden, aber anhand der äußeren Beschriftung (auf der größeren Rolle) als Teil des Totenbuches identifiziert wurde. Vermutlich ist dann die kleinere Rolle teilweise ein Auszug aus dem Amduat.

Mumienmaske der Hatnefer
- heute Metropolitan Museum, New York Acc: 36.3.1 -
Bild: public domain CC0 1

Die Maske (H. 45,8 x B. 44 cm) besteht aus Pappe, Gold, Travertin (ägyptischer Alabaster), Obsidian und Ebenholz. Die Maske wurde zunächst aus Karton (einem Pappmaché ähnlichem Material, das jedoch aus Schichten von Leinen und Gips besteht) geformt und anschließend mit Goldfolie überzogen wurde.

Das Gesicht der Maske weist eingelegte Augen aus Travertin und Obsidian auf, die in die Augenhöhlen aus Ebenholz eingesetzt sind. Die Nase ist gerade und die Lippen sind voll und zu einem leichten Lächeln gebogen. Hatnefer trägt eine dreiteilige Perücke auf dem Kopf, deren Haar in drei Teile geteilt ist: zwei "Locken" an den Seiten, die auf ihre Brust fallen und ihr Gesicht umrahmen, und eine weitere, dickere "Locke", die über ihren Rücken fällt.

(Text teilweise nach dem Online-Katalog des MET)

 

 

Ein eingefasster Herzskarabäus aus grünem Stein (heute im MET: Acc: 36.3.2) lag auf der Mumie - wurde aber durch die Maske verdeckt. Auf der rechten Schulter der Mumie lag ein kleiner silberner Taschenspiegel (Länge 12 cm). An ihrer linken Hand und um ihr linkes Handgelenk befanden sich Siegelringe und Skarabäen, die in Gold und Silber eingefasst worden waren. Am Daumen der linken Hand war ein feiner, blauer Skarabäus festgebunden, der den Namen von Hatschepsut trug sowie den Titel: "Gottesgemahlin" (diesen Titel hatte Hatschepsut als Kronprinzessin und als Gemahlin von Thutmosis II. getragen).

Herzskarabäus von Hatnefer
MET - Acc: 36.3.2 - Serpentinit und Gold
L. 6,6 cm, B. 5,3 cm, H. 2,8cm, Kette L. 77,5 cm
Foto: Public domain, MET

Die exquisite Kette besteht aus Golddraht, der in einem vierfachen Gliedermuster geflochten ist. In die Basis des Skarabäus ist eine Version von Kapitel 30 A des Totenbuches eingraviert. In der oberen Zeile wurde Hatnefers Name über einem gelöschten Text eingefügt, was evtl. darauf hinweist, dass der Skarabäus ursprünglich nicht für sie angefertigt wurde.

 

In Hatnefers Grab wurden drei Holzkisten mit insgesamt 76 langen, mit Fransen versehenen Leinentücher (MET-Museum, ACC 36.4.56,..54..111) gefunden. Die zwischen 4,20 m - 16,40 m  langen Leinenlaken waren stark beansprucht, einige waren sogar ausgebessert worden. Bevor man sie in die Truhe legte, wurden die einzelnen Stücke gewaschen, zusammengepresst und sorgfältig gefaltet.

Zu den anderen Gegenständen, die man bei der Bestattung von Hatnefer fand, gehörte ein Tamburin aus Leder, das man gleich vor dem Eingang der Grabanlage gefunden hatte. Obwohl es evtl. zu dem Bestattungsritual bei ihrer Beerdigung verwendet wurde, gehörte das Instrument vermutlich zu Hatnefers persönlichem Besitz (Quelle: Catharine H. Roehrig, Die Hausherrin im Ägypten des Neuen Reiches, Hatnefer, in Heilbrunn Timeline of History, New York, MET 2004). 

Quellen und Literatur:
1) engl. Wikipedia: Ramose und Hatnofer
2) Dr. Karl Leser, www.maat-ka-Ra.de
3)
Roehrig, Catarine H.: Die Hausherrin im Ägypten des Neuen Reiches, Hatnefer / MET
4) Journal of Archaeological Science: Berichte Bd. 47 2024, September - Bio-anthropological study of Ramose's skeleton: The father of Senenmut, 
     a prominent state official of the Egyptian Queen Hatsxchepsut: Walaa A. Basha, Walaa Yousef, Mohamed S. El Hussieny, ManalA. Maher

 


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