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Bilder oben: links/Blockstatue Museum Berlin, ÄM 2296 photo: Peter Alscher rechts/Kniestatue Senenmut, MET, Inv.-Nr. 48.149.7 public domain
Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927 - 1952
Senenmut war einer der einflussreichsten Beamten unter der Regierung von Hatschepsut und wahrscheinlich verantwortlich für ihre bedeutendsten Bauprojekt. Unter den Personen aus ihrer Regierungszeit war er gewiss der Bekannteste. Sein Name "Sn-n-mwt" bedeutet "Bruder der Mutter". Er war der Sohn von Ramose und Hatnofer, die beide aus Amant (ca. 25 km südlich von Theben gelegen) stammten. Seine Eltern stammten wohl eher aus mittleren Verhältnissen, obwohl oft in der Literatur zu lesen ist, dass Senenmut aus einfachen Verhältnissen stammen würde.
Sein Vater Ramose trägt auf den erhaltenen Monumenten den Titel "Würdiger" (zAb) - ein Titel, der keine besondere Bedeutung hat und - nach Tyldesley (1996) wohl für die Ehrung aller Verstorbenen verwendet wurde. Evtl. handelt es sich hierbei wohl um eine postume Ehrenbezeichnung. Die Mutter von Senenmut, "Hatnefret" (die Tochter einer Frau mit Namen "Sitdjehuty") trug den Titel "Herrin des Hauses" (nbt-pr) - der wohl damals üblicherweise eine Bezeichnung für eine Ehefrau war, die einem eigenen Haushalt vorstand, wobei man davon ausgehen kann, dass die Familie seiner Eltern wohlhabend genug war, um nicht mit den Eltern oder Schwiegereltern zusammen in einem Haushalt leben musste.
Es sind drei Brüder namentlich bekannt, wobei es sich um Amenemhet (Priester der Barke des Amun), Minhotep (Amun-Priester) und Pairi (Aufseher der Rinder) handelt. Die Namen von zwei Schwestern sind ebenfalls überliefert: Ah-hotep und Nofret-hor. Es gibt keinerlei Belege dafür, dass Senenmut jemals verheiratet war (Quelle: P. F. Dormann: The Monuments of Senenmut, London / New Xork 1988, S. 165-66).
Die Grabanlage von Senenmuts Eltern wurde 1935/36 unversehrt unter der Terrasse gefunden, die vor dem Vorhof von Senenmuts Grabanlage (TT 71) in Sheik Abd el-Qurna aufgeschüttet wurde und besteht aus einer einfachen Kammer (2,9 x 2,5 x 1,3 m) mit zwei anthropoiden Särgen, welche mit den Namen und den Titeln von Ramose und Hatnefer beschriftet waren. Außerdem befanden sich in der Grabanlage zwei weitere, unbeschriftete Särge.
(Siehe Extra-Seite: Grab Ramose und Hatnefer / noch in Arbeit
Panele in der Scheintür des Senenmuts (Theben tomb 71)
Die Panele, die von der Lepsius-Expedition an der hinteren Westwand von TT71 gefunden wurde (die ursprüngliche Position wird von den Experten unterhalb der Nische vermutet, wo wohl auch die Hauptkultstätte für den Totenkult war). Die Scheintürstele (heute Museum Berlin) besteht aus einem einzigen gelben Quarzitblock, dessen Vorderseite als Scheintür gearbeitet wurde. Ihre Dekoration besteht aus einer Kapellenfassade mit Hohlkehle und Rundstab. In der Mitte befindet sich die eigentliche Scheintür mit Türrolle und einem Register für die "Speisetischszene". Die Beschriftung der Scheintür besteht aus dem Spruch aus dem Totenbuch (Nr. 148) von den 7 Kühen des Sonnengottes und den 4 Steuerrudern des Himmels.
Auf der Panele, über den Udjet-Augen, befindet sich die "Speisetisch-Szene", in deren Mitte Senenmut, hinter ihm (links) sein Vater Ramose, der seinen Arm um die Schulter seines Sohnes gelegt hat und ihm gegenüber (rechts), seine Mutter Hatnefer, die Senenmut eine Lotusblüte an die Nase hält.
Bild: Ramose
Autor: Udimo - Wikipedia 2010
Lizenz: CC BY-SA-3.0 deIn seinen beiden Gräbern (TT 71 und TT 353) wird er stets ohne Ehefrau dargestellt (wobei eigentlich eine Darstellung zusammen mit der Ehefrau und den Kindern üblich war) - so dass man davon ausgehen kann, dass Senenmut nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Christine Meyer (Senenmut, prosopographische Untersuchung, Verlag Borg / Hamburg 1982, S. 8-9) hat überzeugende Anhaltspunkte dafür vorgelegt, dass Senenmut nie verheiratet gewesen war - so wird er z. B. in der Grabdekoration seiner beiden Gräber allein mit seinen Eltern dargestellt, allein ohne Frau - auch in der Vignette von Kapitel 110 aus dem Buch der Toten. Für die Durchführung seines Totenkultes beauftragte er seinen Bruder Amenemhet - eigentlich wäre das die Aufgabe seines ältesten Sohnes.
Aufgrund verschiedener archäologischen Belegen stammt die Familie von Senenmut wohl aus Amant (Iuni), einem Ort, ca. 25 km südlich von Theben. Senenmut erwähnt in seinen Auflistungen von Arbeiten und Stiftungen ausdrücklich den Tempel von Ament, für den er 3 Statuen stiftete (Fort Worth Inv.-Nr. 85.2 - Brooklyn Inv.-Nr. 67.68 und München ÄS 6265). Ansonsten erwähnt er - neben dem Totentempel in Deir el Bahari - nur noch die Tempel von Karnak und Luxor. Aber natürlich hatte er auch noch die Oberaufsicht für andere Tempel im Land. Die Erwähnung des Tempels von Amant wird daher von den Ägyptologen als Hinweis auf seine besondere Verbindung hinsichtlich auf die Herkunft seiner Familie angesehen.
Karriere Es ist heute unklar, wann oder wo die Karriere von Senenmut begann - als niedriger Beamter unter Thutmosis I oder Thutmosis II. (oder der Zeit als Hatschepsut noch Regentin und nicht Königin war) oder mit einer militärischen Laufbahn und später als sog. "Quereinsteiger" in die Verwaltung gewechselt ist. Da er "des Schreibens und Lesens" kundig war, ist es aber auch möglich, dass er zuerst ein Priesterschüler war und anschließend Offizier, ehe er Beamter in der königlichen Verwaltung wurde. In der 18. Dynastie war es durchaus üblich, ausscheidende Offiziere mit einem Posten in der Verwaltung zu belohnen. Es gibt allerdings keinerlei Belege über diese Zeit.
Verschiedene Ägyptologen vermuten, dass seine Karriere beim Militär begonnen hat, und er evtl. aus einer alten Soldatenfamilie stammte. Einige vielversprechende Kinder aus ärmlicheren Familien wurden in einem sog. "Pagenkorps" erzogen (siehe Helck, Christine Meyer), dem sog. "Kap", wo sie zusammen mit den des Königs und der Elite erzogen wurden, wo sie auch lesen und schreiben lernten. Anschließend dienten sie dann einige Jahre beim Militär. Wegen der guten Ausbildung des jungen Senenmuts vermutet der dt. Ägyptologe Wolfgang Helck auch eine dementsprechende Ausbildung für Senenmut, was auch seine Teilnahme an militärischen Unternehmungen erklären würde. Aber Belege für eine Ausbildung im sog. "Kap" existieren auch nicht und seine Inschriften schweigen sich darüber aus, wobei es eigentlich damals üblich war, dass die "Kinder des Kaps" ihre Erziehung stolz erwähnten.
Ostrakon von Senenmut (Bruder der Mutter)
Ostrakon, das auf der Müllhalde unterhalb von Senenmuts Grabkapelle (SAE 71) gefunden wurde und vermutlich sein Doppelprofil darstellt. Jetzt im Metropolitan Museum New York. Bild: Ostrakon Senenmut
Autor: Keith Sengili-Roberts, Wikipedia 2007
Lizenz: CC BY 2.5Christine Meyer (Senenmut, prosopographische Untersuchung, Verlag Borg / Hamburg 1982, S. 8-9) - und ihr folgend Dorman (1988) (5) haben versucht, die Denkmäler von Senenmut chronologisch zu ordnen, woraus sich anhand seiner Titeln, welche auf diesen angegeben werden, seine Karriere zu ordnen. So stammen alle Statuen von ihm aus der Zeit von Hatschepsut - ebenso sind die meisten seiner Denkmäler immer mit dem Namen von Hatschepsut versehen und zeigen die volle Skala ihrer Titel als Königin. Es gibt nur eine Ausnahme: die Statue im Museum Kairo, welche nur die Namen von Thutmosis III. und Nefer-ru-Ra trägt.
Block-Statue of Senenmut und Nefer-ru-Ra
Museum Kairo JE 37438 / CG 42114 - Granit, H. 130cm
Bild: Block-Statue of Senenmut, Museum Cairo
Autor: Warren LeMay, Flickr 12.5.2019 -
modifiziert Ismoon, Wikipedia 30.4. 2020
Lizenz: CC BY-SA 4.0Nur vier seiner Denkmäler lassen sich sicher in die Zeit vor der Inthronisierung von Hatschepsut datieren. Auf ihnen sind nur ihre Titel als "Königliche Gemahlin" oder als "Gottesgemahlin des Amun" enthalten. Dieses sind:
eine Sitzstatue mit der Prinzessin Neferu-Ra aus seinem Schoß (heute im Brit. Mus. London, BM 174),
eine Hockerstatue des Senenmut (heute im Brit. Mus. London BM 1513),
ein Graffito von der Insel Sehel (Assuan)
und der Schrein des Senenmut in Gebel es-Silsila (siehe Bauten Hatschepsut im Land)
Sitzstatue Senenmut mit Neferu-Ra auf seinem Schoß
Brit. Museum London BM 174 - GranitHockerstatue Senenmut
Brit. Museum London BM 1513 - QuarzitSenenmut sitzt auf einem blockartigen Sitz und hält seinen königlichen Schützling, die Prinzessin Neferu-ra auf seinem Schoß. Die Seitenlocke der Prinzessin und die Geste, den Zeigefinger der rechten Hand an den Mund zu halten, sind ikonographische Merkmale, die auf die Kindheit hinweisen. Die Statue ist auf den Beinen und dem Blocksitz beschriftet. Fundort: Evtl. Tempel des Amun, Karnak, H. 72,5 cm: B. 24 cm:
Gewicht 150 kg. Die Statue wurde 1906 von Mohammed Mohassib erworben.Inschrift:
Titel und Beinamen: Vermögensverwalter der königlichen Tochter Neferu-Ra, Gottesfrau des Amun mit Inschrift: "als Gnade der Herrin der beiden Länder, der Gottesgemahlin des Amun, Hatschepsut".Damit wird die Skulptur auf die Zeit datiert, als Hatschepsut noch als Regentin für Thutmosis III. fungierte, also noch nicht als Pharao auf dem Thron Ägyptens saß.
Der ursprüngliche Standort dieser Statue ist unbekannt. Wahrscheinlich stand sie aber aufgrund der Anrufungsopfer auf der Vorderseite im Namen des Amun und sieben Aspekte des Gottes in der Inschrift auf dem Gelände des Amun-Tempels von Karnak.
Senenmut wird hier - auf der einzigen Statue dieses Typs, die ihn ohne die Prinzessin Neferu-Ra - in der typischen Pose einer Blockstatue mit einem um die Knie gewickeltem Gewand dargestellt. Die Inschrift, die sich auf dem Sockel fortsetzt, enthält die üblichen Opferformel und ein langes Kompendium von Titeln und lobenden Beinamen. Der Text über dem Körper betont Senenmuts Beziehung zu Thutmosis III. Auffällig ist, dass selbst in den Zeilen, die sich auf seine Rolle als "Erzieher der Prinzessin Neferu-Ra" beziehen, wird sie als Tochter von Thutmosis II. und nicht von Hatschepsut identifiziert. Auf den Inschriften auf dem Sockel dominiert aber Hatschepsut. Senenmut trägt eine schulterlange Perücke mit wellenförmigen Streifen und einen kurzen Bart, wie er typischerweise von den Beamten des Neuen Reiches getragen wird. Die Stirn ist recht niedrig und die hohen, gewölbten Brauen liegen nahe am Perückenband. Zwar ist das Gesicht beschädigt, aber es ist noch zu erkennen, dass die Nase schmal war, aber an der Spitze breit und die Lippen ziemlich dick waren. Möglicherweise sollte die Statue restauriert werden, weil der Bruch abrasiert wurde - dieses geschah aber nie. Das Gesicht wirkt in seinem derzeitigen Zustand etwas brutal, steht hier im Widerspruch zur feinen Qualität der sonstigen Ausführung. (Quelle: Onlinebeschreibung Brit. Museum).
Fundort: Tempel des Amun/Karnak
H. 54 cm; B. 30 cm: T. 35 cm - Gewicht 71 kgGekauft von Mohammed Mohassib 1911
Die Statue stammt aus einer Zeit, bevor Hatschepsut auf den Thron Ägyptens stieg.Bild: Estatua de Senenmut con Neferura
Autor: JI FilpoC, Wikipedia 2019
Lizenz: CC-BY-SA 4.0Bild: Title: Quartzite block statue of Senmut
Autor: Brit. Museum London, Online-Katalog
© The Trustees of the British Museum
Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/Einer seiner frühen Titel lautete: "Vorsteher der Siegler" (jmj-ra sDA.wt) was vermuten lässt, dass er seine Laufbahn als Beamter im königlichen Schatzhaus begann - evtl. unter Thutmosis I. oder II. In seinem Felsschrein in Gebel es-Silsila werden zwei Titel von ihm genannt: "Haushofmeister der Königstochter" und "Haushofmeister der Gottesgemahlin". Christine Meyer (4) schlägt vor - bezugnehmend auf eine Analyse zur Entwicklung der Beamtentitel in der 18. Dynasty von Wolfgang Helck - dass sich diese Titel auf Hatschepsut beziehen, was bedeuten könnte, dass der Schrein von Gebel es-Silsila in der Zeit vor ihrer Eheschließung mit ihrem Bruder-Gemahl Thutmosis II. (also in der Regierungszeit von Thutmosis I.) zu datieren ist und somit zu seinen ältesten Bauten gehört. Andere Ägyptologen halten dieses aber für zu früh angesetzt, da es aus dieser Zeit keine weiteren Denkmäler von Senenmut gibt, was diese Datierung ziemlich unwahrscheinlich macht. So gibt Meyer zu bedenken, dass es sich hier auch um einen "Legitimierungsversuch" von Hatschepsut handeln könnte, in dem sie sich ausdrücklich als "Abkömmling" eines Königs (ihres Vaters Thutmosis I.) bezeichnet und zur Legitimation der Stellung einer "Königstochter" der Vorrang gegeben wird gegenüber der Stellung einer "Königsgemahlin". So kommt Meyer dann zu dem Schluss, dass der Schrein von Gebel es-Silsila in der Regentschaft von Hatschepsut entstanden ist. Auch Dorman (5) datiert den Schrein auf die frühen Regierungsjahre der gemeinsamen Regierung von Hatschepsut/Thutmosis III.
In der Zeit der Großen Königsgemahlin Hatschepsut wird er zum "Aufseher der Breiten Halle" befördert (wohl der Audienzsaal des Palastes) und zum "Aufseher der beiden Kornspeicher des Amun". Damit war er einer der einflussreichsten Männer des Reiches. Seine Machtposition erweiterte sich dann in der Zeit der Regentschaft von Hatschepsut für ihren Stiefsohn Thutmosis III. Senenmut stieg nun zum "Obersten Vermögensverwalter" der Hatschepsut und ihrer Tochter Nefer-ru-Ra auf.
Mit dem Aufstieg Hatschepsuts zum Pharao erweitere sich seine Machtposition nochmals, als er das Amt des "Vermögensverwalters des Amun" erhielt und ihm die Verantwortung für den gesamten Besitz des Amun-Tempels in Karnak unterstellt wurde. Verbunden damit war auch die Oberaufsicht des gesamten Besitzes des Amun-Tempels und aller angeschlossenen Tempel mit all ihren Vorräten an Ländereien, Viehherden und sonstigen Wirtschaftsbetrieben, wie Edelmetall und Edelsteinen. In dieser Zeit ist wahrscheinlich auch die Statue Senenmuts zu datieren, die sich heute im Louvre (E 11057) befindet, und die Senenmut mit einem kleinen Köpfchen vor sich zeigt (nicht Nefer-ru-Ra!), die Senenmnut mit einem Meßstrick zeigt. Die Statue wurde (lt. Dorman) aufgrund der Amarnazeit-Zerstörungen später restauriert, wobei auch das kleine Köpfchen modelliert wurde.
Statue Senenmut mit Messstrick
- heute im Louvre, Paris E 11057 -
H. 20,7 x B. 8,2 x T. 11,5 cm
Material: roter Quartzite, Fundort Luxor
erworben 1905 aus dem HandelDiese Kniestatue Senenmuts aus dem Louvre, die ihn mit einem Messstrick und einem kleinen Köpfchen (nicht Neferu-Ra) zeigt, nimmt wohl Bezug auf seinen Titel eines "Vermögensverwalter des Amun" und war evtl. in einem Amun-Tempel aufgestellt.
Lt. Dorman (5) wurde diese Kniestatue Senenmuts aufgrund von amarnazeitlichen Zerstörungen später restauriert, wobei auch das kleine Köpfchen modelliert wurde (daher handelt es sich nicht um eine Darstellung der Prinzessin Neferu-Ra.
In dieser Funktion eines Vermögensverwalters des Amun war Senenmut für das Aufstellen der Obelisken im Amun-Tempel von Karnak, für die Arbeiten am Djeser Djeseru in Deir el Bahari und u. a. auch für die Tempel von Amant zuständig.
Der Thronname von Hatschepsut ist als ein "Rebus" eingeschrieben.
Bild: Courtesy to Kairoinfo4U, 2013
- alle Rechte vorbehalten -
Lt. John Romer (nach Reeves, Wilkinson: das Tal der Könige) wissen wir nicht, ob Senenmut selbst die notwendigen Fähigkeiten als genialer Architekt aufwies, aber aufgrund seiner Machtbefugnis hatte er sicherlich die Möglichkeit, fähige Architekten auszuwählen, worauf auch die Verwendung des gleichen "Maßsystems" im Königsgrab seiner Herrin (KV 20) und ebenfalls in ihrem Totentempel in Deir el-Bahari, hinweisen und was Romer vermuten läßt, dass in beiden Fällen Senenmut und seine Architektenriege als Baumeister anzunehmen waren.
Als Oberverwalter beaufsichtigte Senenmut auch zahlreiche Bauaktivitäten, wie den Steinbruch, den Transport und die Errichtung der Zwillingsobelisken, die damals die höchsten der Welt waren, am Eingang zum Tempel von Karnak. Lt. Peter Dormann (5) sind insgesamt 88 weitere Titel von Senenmut belegt, wobei man aber davon ausgehen kann, dass er nicht alle zugehörigen Funktionen ausgeführt hat. Er besaß aber auch zahlreiche "höfische" Titel, wie den eines "Einzigen Freundes des Königs", welcher wohl das große Vertrauen und die Gunst von Hatschepsut in ihren Oberverwalter zeigt, wahrscheinlich war er auch ihr engster Berater und Vertrauter, wie solche Titel wie der eines "Oberaufsehers des Badezimmers oder der des "königlichen Schlafgemaches" zeigen - doch gibt es keinerlei Beweise für die Spekulationen einiger Forscher, dass Senenmut und Hatschepsut ein Liebespaar waren. Bei den beiden hier angeführten Titel kann man wohl davon ausgehen, dass solche Titel nicht mit eigenhändigen Dienstleistungen verbunden waren.
Als Beweis ihrer Gunst und als Auszeichnung durfte er seine Grabstätte (TT 353) neben dem Totentempel seiner Herrin bauen. Ein langer Gang führt in diese Grabanlage, direkt unter den zentralen Bereich ihres Totentempels und man kann aus vielen Darstellungen und Inschriften in seiner Grabkammer den Wunsch nach einer Verewigung seiner großen Verehrung und innigen Hingabe gegenüber seiner Herrin Hatschepsut erkennen (Beschreibung seiner beiden Gräber siehe weiter unten).
Seine hervorgehobene Stellung und das absolute Vertrauen, das Hatschepsut - wahrscheinlich auch schon unter Thutmosis II. - ihm entgegenbrachte, zeigt sicherlich seine Position als Erzieher "der Königstochter Neferu-Ra". Dieses wird in den zahlreichen "Erzieherstatuen" dokumentiert, die ihn zusammen mit der Prinzessin zeigen, wo er fürsorglich seine Arme oder seinen Mantel um sie legt.
Senenmut und die Prinzessin Neferu-Ra
Neues Museum Berlin, ÄM 2296 - H. 100 cm - GranitWürfelhocker-Statue des Senenmut (Erzieherstatue mit Köpfchen der Prinzessin Neferu-Ra). Die Prinzessin ist in einem großen Umhang gehüllt - nur der Kopf schaut hervor (mit der für ägyptische Kinder charakteristischen Seitenlocke. Die Kartuschen von Hatschepsut sind in der Oberfläche der Statue eingraviert (Herkunft: West-Theben).
Diese Statue aus Berlin ist eine von 7 Blockstatuen von Senenmut mit der Prinzessin, bei denen nur der Kopf von Neferu-Ra aus dem Block herausragt - so als wenn Senenmut sie "ummantelt" (beschützt).
Bild: Courtesy to Peter Alscher
- alle Rechte vorbehalten -Senenmut hinterließ der Nachwelt 25 Statuen von sich selbst und eine Reihe von Darstellungen in den Denkmälern der Hatschepsut. Viele dieser Bilder und Statuen zeigen ihn als Erzieher der Prinzessin Neferu-Ra. Er war auch der erste, der dargestellt wurde, wie er einem Gott ein heiliges Sistrum opferte und der erste, der mit einem Vermessungsseil in der Hand gezeigt wurde, ebenso der erste Beamte, der mit einem Naos-Schrein dargestellt wurde.
Senenmut und die Prinzessin Neferu-Ra
National Museum of Egyptian Civilization, Fustat Cairo
JE 36923 und CG 42116)Die Statue wurde 1904 von Legrain bei den Ausgrabungen in einer Cachette im Karnak-Tempel gefunden.
Bild: Courtesy to Merja Attia, Finnland
- alle Rechte vorbehalten -
"Erzieherstatue" Senenmut mit Neferu-Ra
Field-Museum of Natural History, Chicago
Schwarzer Granit Acc-Nr. 1596/173800Diese "Erzieher-Stand-Statue" zeigt Senenmut mit der Prinzessin Neferu-ra auf seinem Arm-
Allgemein bekannt sind die Block- und Sitzstatuen (Erzieherstatuen) von Senenmut und Neferu-Ra. Aber diese Standstatue von Senenmut, der die Prinzessin Neferu-Ra in seinen Armen hält scheint einzigartig zu sein. Sie wurde aus Diorit (schwarzer Granit) gefertigt und dem Field-Museum 1925 von Stanley Field und Ernest R. Graham geschenkt. (Textquelle: Online-Seite des Field-Museums)
Aus der Inschrift geht hervor, dass sich die Arbeit als Architekt von Senenmut über ein beträchtliches Gebiet erstreckte: "Gegeben als Gunstbeweis des Königs (der Königin) um die Lebenspanne bis in alle Ewigkeit zu verlängern, als Erinnerung für die Jahre, die kommen werden, an den Prinzen, Grafen, Aufseher der Kornkammer des Amun, Senenmut.
Foto: Courtesy to the Field Museum of Natural History Chicago. CC BY-NC 4.0
Photographer: Ron Testa
Kniestatue Senenmut mit Kobra
Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas
AP-Nr. 1985.02 - Graugrüner Schiefer
Maße: 41 x 15,2 x 30,5 cmBei dieser Kniestatue, hält Senenmut. der auf einem Sockel kniet, eine symbolischen Kobra mit Sonnenscheibe und Kuhgehörn und dem Hieroglyphenzeichen für den Ka / zwei erhobenen Armen vor sich.
Die Inschrift verläuft in drei vertikalen Linien mit eingravierten Hieroglyphen auf der obeliskenförmig geformten hinteren Säule der Statue und setzt sich um den Sockel herum fort.
Der Name des Senenmuts wurde aus der Inschrift getilgt. Die Kartusche auf dem rechten Arm blieb erhalten und lautet: "Die gute Göttin Maat-ka-re (Thronname von Hatschepsut), der Leben gegeben wird.
Bild: Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas
- public domain -
Sistrophoros-Statue Senenmut
Museum München ÄS 6265 - Granit
H. 40,5 x B. 12 x T. 25 cmDer Typus der sistrophoren Statue ist vor dem Neuen Reich nicht belegt und taucht erstmals mit Senenmut in der frühen 18. Dynastie auf (siehe Bernard V. Bothmer u. a. in Egyptian Art: Selected Writings, S. 228-229). Vier von Senenmuts Statuen sind Sistrophoren und befinden sich MET-Museum, in München und eine große im Museum Kairo sowie eine kopflose, mit einer detaillierten Hathor im Luxor-Museum.
Diese Statue im Museum München stammt aus der gemeinsamen Regierungszeit von Hatschepsut/Thutmosis III. und zeigt den knienden Senenmut, der ein Sistrum der Göttin Hathor vor sich hält.
Auf der rechten Seite des Sistrums steht eine Inschrift: "Er stützt das Sistrum der Iunit, die in Amant residiert, so dass ihr Platz höher steht als der der (anderen) Götter. Er lässt sie erscheinen. Er stellt ihre
Schönheit zur Schau". (Amant ist ein Ort nahe Theben, der dem ägyptischen Kriegsgott Month geweiht ist. Hier wurde die Göttin Iunit als Gemahlin von Month und als Mutter ihres Sohnes Horus-Schu verehrt.
Bild: Courtesy to Elvira Kronlob, Staatliche Sammlung Ägyptisches Museum München.Sein Ende
Senenmut verschwand in etwa um das 16. Regierungsjahr von Hatschepsut aus dem Blickfeld, wobei es mehrere Spekulationen und Vermutungen darüber gibt. Einige Forscher meinen, er sei bei seiner Herrin in Ungnade gefallen, wobei mehrere "Gründe" dafür ins Spiel gebracht werden. Eine der Vermutungen gehen dahin, er sei in Ungnade gefallen, weil er sich "heimlich" ein Grab von fast königlichen Ausmaßen (TT 353) anlegen ließ, das bis unter ihren Totentempel reichte. Andere Mutmaßungen lauten, dass er es "gewagt" hatte (natürliche wieder "heimlich") sein Konterfei und anmaßende Inschriften hinter - die hinter den Türflügeln des Totentempels versteckt waren - in Djeser Djeseru hatte anbringen lassen. Es wurde dann argumentiert, dass Hatschepsut dieses "Vergehen" zum Anlass nahm, ihm seine königlichen Privilegien wegnahm und er in Ungnade fiel.In einer weiteren Variante wird spekuliert, dass Senenmut mit dem Tod von Neferu-Ra sich der Gefolgschaft von Thutmosis III. angeschlossen hätte, weil er mit dem Tod der "Gottesgemahlin" (seines Zöglings) und der designierten "Großen Königlichen Gemahlin" des zukünftigen Herrschers Thutmosis III., Neferu-Ra, seinen Einfluss auf die zukünftige Gestaltung der Politik Ägyptens habe schwinden gesehen. Dieses hätte Hatschepsut als "Verrat" angesehen und hätte sich daraufhin ihres "Majordomus" entledigt. Allerdings gibt es auch für den frühen Tod der Prinzessin Neferu-Ra im Jahre 16 keine gesicherten Belege. Jedenfalls wurden nach seinem Tod fast alle Abbilder Senenmuts zerstört. Auch seine Mumie ist bis heute verschollen (1+5).
Die Belege für eine Zerstörung von Senenmuts Monumenten noch während der Regierung von Hatschepsut sind aber nicht eindeutig und somit ist ihre Interpretation weiterhin offen. Evtl. ist Senenmut auch irgendwann nach dem 16. Regierungsjahr von Hatschepsut verstorben. Sein zweites Grab TT 353 wurde bis zu seinem Tod nicht fertiggestellt, was eine Bestattung hier wohl ausschloss. Evtl. wurde er in seinem ersten Grab TT 71 (in Sheik Abd el-Qurna) bestattet, dort wurde zumindest ein Sarkophag (später in Stücke zerschlagen), allerdings ohne Mumie gefunden.
Literatur und Quellen:
1) www.maat-ka-ra.de (Dr. Karl Leser)
2) Ramose und Hatnofer - engl. Wikipedia
3) Senenmut - german Wikipedia
4) Christine Meyer / Senenmut, prosopographische Untersuchung, Verlag Borg / Hamburg 1982, S. 8-9)
5) Peter F. Dormann / The Monuments of Senenmut, Kegan Paul International, London-New-York 1988