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Pyramide Sesostris I.

Bauten Sesostris I.

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952

Allgemeines:
Aufgrund der Datenangaben auf den Kalksteinblöcken im königlichen Pyramidenbezirk meint Dieter Arnold (The Pyramid-Complex of Senwosret I. 1988), dass Sesostris I. erst spät in seiner Regierungszeit mit dem Bau seiner Pyramidenanlage begann (wohl erst am Ende seines 10. Regierungsjahres ?) und die gesamte Anlage etwa um das Jahr 25 vollendet war. Daher konnten die Nebenpyramiden erst um das Jahr 22 entstehen, da das Gelände um die Königspyramide für die Bauarbeiten frei bleiben mussten. 

Um die Königspyramide herum sind zwischen innerer und äußerer Umfassungsmauer insgesamt 9 Königinnenpyramiden angeordnet: 2 vor der Nordostecke, 2 vor der Nordseite, 2 vor der Westseite und drei vor der Südseite der Hauptpyramide. Bei der französischen Grabung von 1894/95 unter Joseph-Ètienne Gautier und Gustave Jéquier wurden schon die Pyramiden 1, 4, 8 und 9 entdeckt, aber mit Ausnahme der Pyramide 1 irrtümlich für Mastabas gehalten. Durch die spätere Grabung des Metropolitan Museums wurde dieser Irrtum dann korrigiert. Zwischen 1917 und 1934 wurden zudem fünf weitere Königinnenpyramiden entdeckt. Bei den Nachgrabungen von Arnold in den Jahren 1984/85 für das Metropolitan-Museum New York wurden auch Untersuchungen an der Kultpyramide und den Pyramiden 1, 4, 8 und 9 vorgenommen, wobei sich zeigte, dass sie alle seit ihrer Entdeckung stark unter Steinraub gelitten hatten. Einige von ihnen sind bis auf wenige Reste des Fundamentes und des Kernmauerwerkes völlig verschwunden (1). 

Diagramm des Pyramidenkomplexes Sesostris I. -
- mit den Nebenpyramiden - 

Ausgrabungen:
1894-1895 Gautier und Jequier
1906-1943 Albert Lythgoe, Arthur Mace und Anmbrose Lansing (Metropolitan Museum)
1984-1987 Dieter Arnold

Bild: Franck Monnier, Wikipedia 2007 - gemeinfrei
- bearbeitet von Nefershapiland -

Außer der Kultpyramide (innerhalb der Umfassungsmauer) befinden sich alle Nebenpyramiden im äußeren Hof zwischen der dekorierten Kalkstein-Umfassungsmauer und der äußeren Ziegelmauer. Mit Ausnahme den Pyramiden 8 + 9 im Osten stehen alle Pyramiden in einem regelmäßigen Abstand von fast 55 Ellen zur Basis der Königspyramide, wobei der Standort der letzten beiden Pyramiden im Osten interessant ist und zu Mutmaßungen führt. Beide Pyramiden teilen sich  eine gemeinsame Umfassungsmauer, die in Nord-Süd-Richtung 47 Ellen (24,67 m) und in Ost-West-Richtung 86 Ellen (45,15 m) maß. Die Höhe dürfte etwa max. 4 Ellen (2,10 m) betragen haben, wobei aber nur noch die Fundamente dieser Mauer sowie zwei abgerundete Abschlusssteine von der Mauerkrone erhalten sind (1). Die Entstehungszeit dieser beiden Pyramidenanlagen dürfte nach Meinung von Peter Jánose (2) nach der Regierungszeit von Sesostris I. anzusetzen sein, was auch vom archäologischen Befund her gestützt wird (aufgrund der Datierung der Gründungsgruben bei Pyramide 9 - siehe Arnold: The Pyramid of Senwosret 1988)

Die Nebenpyramiden auf der Südseite dürften aufgrund ihrer Lage und guten Bauausführung die ältesten im Pyramidenbezirk Sesostris I. sein. Die jüngsten Pyramiden sind die Anlagen im Osten, Nr. 8 + 9, welche unter allen vier Ecken Gründungsgruben besaß.
Es gibt Hinweise darauf, dass nicht alle Pyramiden während der Regierungszeit von Sesostris I. entstanden sind - wahrscheinlich wurden einige später fertiggestellt, wobei die Nebenpyramiden auf der Südseite aufgrund ihrer Lage und guten Bauausführung die ältesten im Bezirk sind.

Die Pyramidenreihe dürfte nicht als solche geplant gewesen sein, sondern über lange Zeit gewachsen sein. Nr. 9 wurde vielleicht erst unter Amenemhet II. oder Sesostris II. erbaut (2). Jede Pyramide - mit Ausnahme von 8 + 9 - stehen in einem eigenen Hof und zu jeder gehört ein kleiner Totentempel und eine eigene Nordkapelle. Nur von zwei der Pyramiden sind die Namen der Besitzerinnen bekannt: Nr. 1 gehörte der Königin Neferu (Nofru) und Nr. 2 der Königin Itakay.

Pyramide 1
Neferu / Nofru (III) oder (IV) ?
Nfr.w

Die im Südosten gelegene Pyramide Nr. 1 ist die größte Königinnenpyramide des Komplexes und fällt durch ihre Position und Gestaltung der unterirdischen Anlage gegenüber den anderen 8 Königinnenpyramiden auf, was auf einen besonderen Status der Besitzerin hindeuten könnte (2).

Sie gehörte anhand von drei hier gefundenen beschrifteten Granitfragmenten (Fragment einer Statue, einer weiteren Statue oder Altars (?) und das Fragment eines beschrifteten Opferständers) wohl der Prinzessin, Königin und Königsmutter Neferu (Nofru) IV. - der Schwestergemahlin Sesostris I. und Mutter von Amenemhet II. Zahlreiche Siegelabrollungen auf Gefäßverschlüssen mit dem Namen der Königin wurden im Bereich nördlich des Eingangs zum Pyramidentempel Sesostris I. gefunden, was auf einen florierenden Kultbetrieb für die Königsgemahlin Neferu hindeuten.

Neferu (oder Nofru) war eine Tochter von König Amenemhet I. und die Schwester-Gemahlin von Sesostris I. sowie die Mutter von dessen Nachfolger Amenemhet II. Allerdings gibt es für den Titel "mw.t nsw(.t)" und die Identifizierung keinen direkten Beweis, da das Fragment, welches sie als Mutter eines Königs nennt, frühestens aus der Regierungszeit ihres Sohnes Amenemhet II. stammen kann (siehe Arnold: Pyramid-Complex, 22, 58, pls. 70, 71a). Dieser Titel befindet sich auf einer Sitzstatue der Neferu aus einem kleinen Tempel ihres Pyramidenbezirkes, von dem heute nur noch Fragmente der beiden antithetisch angeordneten Inschriftenzeilen erhalten sind (3). Demnach ist diese Statue von dem König Amenemhet II. (ihrem Sohn) gestiftet und bezeichnet Neferu als:

"Mutter des Königs von Ober- und Unterägypten"
(mw.t nsw[t] bjt)

Des weiteren wird Neferu als "leibliche Königstochter" (zA.t nswt n.j[t x.t=f) genannt. Hieraus schließen die Ägyptologen, dass es sich bei ihr um eine Tochter von Amenemhet I. handelt und sie damit eine Schwester/Halbschwester (?) des Königs Sesostris I: war.

Königinnenpyramide 1 der Nofru (Neferu)
- in der Nordostecke im äußeren Hof -
Seitenlänge: 21 m (40 Ellen)
ursprüngliche Höhe: 18,90 m (36 Ellen)
Neigungswinkel: 62,50 °.
Daten nach: (1)

Plan: nach Janosi, Peter - Königinnenpyramiden,
Wien 1996 - bearbeitet von Nefershapiland

Die unterirdische Anlage der Neferu blieb unvollendet und auch die Nachuntersuchung durch Arnold brachte keine Hinweise darauf, dass die Pyramide für eine Bestattung benutzt wurde (siehe Arnold: Pyramid Complex, 23). Aber das Fehlen eines zu erwartenden Steinsarkophages muss nicht notwendigerweise als Hinweis auf eine nicht erfolgte Bestattung gewertet werden.

Die Pyramide der Neferu ist die größte der 9 Königinnenpyramiden und hat eine Seitenlänge von 21 m (40 Ellen) und eine ursprüngliche Höhe von 18,90 m (36 Ellen) bei einem Neigungswinkel 62,5° (1). Der Pyramidenbezirk war von einer eigenen, rechteckigen  Umfassungsmauer umgeben, die in Ost-West-Richtung 100 Ellen (52,5 m) und in Nord-Süd-Richtung 75 Ellen (39,375 m) maß. Die Stärke der Mauer dürfte 2 Ellen (1,05 m) betragen haben. Die Umfassungsmauer schloss außer der Pyramide selbst noch einen Opfertempel an der Ostseite und eine Nordkapelle ein, die sich alle innerhalb eines gepflasterten Hofes befanden. Aber weder von dem an der Ostseite sicherlich vorhandenen Totentempel noch von der Nordkapelle haben sich direkte Spuren erhalten. Allerdings fand man an der Nordseite des Hofes einen Verkleidungsblock mit einer Aussparung, die wohl für die Aufnahme einer Scheintür diente. Direkt davor befand sich ein Pflasterstein, welcher die Position eines Opfertisches anzeigt.

Zum Zeitpunkt der Entdeckung war der in den Fels getriebene Bestattungstrakt schon vollständig beraubt, doch aufgrund der Funde in unmittelbarer Nähe der Anlage kann von einem regen Kultbetrieb zu Ehren der Verstorbenen geschlossen werden. Auch wurden Siegelabrollungen auf Gefäßverschlüssen aus dem Bereich des Eingangs zum Pyramidentempel ihres Gemahls des Königs gefunden.

Es wurden außerdem fünf Fragmente eines Opferbassins (heute im Metropolitan Museum of Art, New York 34.1.10 - Tomb cards 294-95) aus schwarzem Granit (oder Diorit ?) gefunden, welches die Inschrift einer "Königsgemahlin des Cheper-ka-Res im [$nm.t-s.wt-(#pr-kA-Ra.w)|] (Vereinigt sind die Stätten des Cheperkare = Thronname Sesostris I.) und der Name Nfr.w (Neferu) trug. Dieser "Pyramidentitel" war sonst nur für die weiblichen Angehörigen der Königshäuser der 5. und 6. Dynastie belegt und scheint daher abermals eine deutliche Rückwendung von Sesostris I. auf das "Goldene Zeitalter" zu sein. Dieser Titel lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier bei der Besitzerin der 1. Pyramide um die Gemahlin des Königs handelt. Auf einem weiteren Fragment dieses Opferbassins wird außerdem der Titel: "Hnw.t Hm.wt nb.w[t]" (Gebieterin aller Frauen) genannt, welcher ein häufiger Titel von Königinnen im Mittleren Reich war und frühestens ab der 11. Dynastie nachgewiesen werden kann (siehe: Silke Roth: Königsmütter, Harrassowitz-Verlag 2001, S. 226). William C. Hayes rekonstruierte die beiden Inschriften als: (Quelle: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., S. 58)

a) Lang lebe der Horus Anch-mesut, der Sohn des Re, Sesostris. Die Pyramide der Großen königlichen Gemahlin, die Herrin der Gemahlinnen, die Ehrwürdige Neferu".

b)Land lebe der Horus Anch-mesut, der vollkommene Gott, Herr der zwei Länbder, Cheperkare. Die Pyramide der Königsgemahlin in $nmt-swt, die Ehrwürdige Neferu

(ins Deutsche übersetzt von Nefershapiland)

An der südöstlichen Ecke des äußeren Hofes der 1. Pyramide wurden zwei Fragmente (erhaltene Höhe: 23,5 cm x 27 cm x 16 cm) eines Altars oder einer Statue gefunden (Tomb card 296), mit vertikalen hieroglyphischen Schriftkolumnen auf der rechten Ecke, die evtl. zu ein- und demselben Monument gehören. Eventuell gehören sie zu dem unteren und oberen Teil einer Basis (eines Altars oder einer Statue ?). Die Inschriften darauf lauten: "......Königstochter....Mutter des Königs von Unterägypten, Neferu....." (Quelle: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret, S. 58).

Auch eine Sitz-Statue der Königin Neferu dürfte aus dem kleinen Tempel ihres Pyramidenbezirkes stammen - allerdings sind von dieser heute nur noch Fragmente erhalten. Lt. der antithetisch angeordneten Inschriftenzeile wurde sie von dem Sohn der Königin, dem späteren König Amenemhet II. gestiftet. Die Inschriftenzeile nennt Neferu als: "Mutter des Königs von Ober- und Unterägypten" und "leibliche Königstochter". Hieraus wird geschlossen, dass Neferu eine Tochter König Amenemhets I. war. Die vier Fragmente der Sitzstatue aus dunklem Granit (oder Diorit ?) wurden bei den Ausgrabungen des  Metropolitan Museum 1917-1918 im Bereich der Königinpyramide 1 an der Süd-Ost-Ecke  der äußeren Umfassungsmauer des Pyramidenbezirkes der Nofret-Pyramide gefunden und lt. Dieter Arnold auf den "tomb cards 196 und 297) mit jeweils 2 Fragmenten verzeichnet (aber nur die beiden Fundstücke der tomb card 296 konnten auch den damals gemachten Fotografien zugeordnet werden). Die beiden beschriebenen Fundstücke stammen nach Arnold (Senwosret, III, 36, 65, Taf. 77 (89) ) von der rechten Seite des Blockthrones bzw. des Pedestals der Statue und überliefern Teile einer senkrechten Inschriftenzeile. Des weiteren wurden Bruchstücke von mindestens zwei weiteren, vergleichbaren Sitzstatuen aus dunklem Granit - darunter die einer Königin mit Geierhaube, im Umfeld der Pyramide 6 gefunden (siehe: Silke Roth, Königsmütter, S. 504)

Auch in der fingierten literarischen Geschichte des "Sinuhe" (einem Diener des königlichen Harims) wird eine gleichnamige Königin genannt, wobei die dort genannten Königinnentitel der Herrin des "Sinuhe" mit den königlichen Pyramidennamen mit denen auf dem Opferbassin übereinstimmen. Auch das verwandtschaftliche Verhältnis der Königin mit dem König Amenemhet I. wird definiert, woraus hervorgeht, dass Neferu sicher eine leibliche Tochter dieses Königs gewesen war - was auch durch das Bruchstück der Sitzstatue aus dem Pyramidenbezirk der Königin in el-Lischt belegt wird (3).

*

Die mit Tura–Kalkstein verkleidete Pyramide wurde auf einem Sockel errichtet, der aus dem gewachsenen Fels gehauen wurde und deren Fundamente aus einer oberen Schicht aus sehr gutem Kalkstein sowie aus einer darunter liegenden Schicht aus groben, unregelmäßig geformten Kalksteinplatten bestehen. Der Pyramidenkern der Neferu-Pyramide besteht aus sehr grobem lokalen Kalkstein - aber die Verkleidung aus sehr hochqualitativem Kalkstein, wobei hier eine Merkwürdigkeit auffällt: diese scheinen wiederverwendet zu sein - evtl. von einem älteren Pyramidenbau - was aufgrund von Aussparungen für "Schwalbenschwanz-Dübel zum Fixieren der Verkleidungs-Blöcke festgestellt werden konnte. Diese passen nicht mit ihren Gegenstücken an den benachbarten Steinen zusammen. Ihre ursprüngliche Bestimmung blieb daher bislang unbekannt. Dieter Arnold (The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 20) hält es für möglich, dass diese Verkleidungsblöcke evtl. von einer anderen - aufgegebenen - Königinnenpyramide, die einstmals an einer anderen Stelle stand oder von einer ersten Bauphase der benachbarten Kultpyramide stammen könnten, wobei es allerdings für beide Theorien keine unmittelbaren Beweise gibt.

Der Eingang zu der unterirdischen Anlage liegt 3 Meter vor der Mitte der Nordkante der Neferu-Pyramide, wobei Oberbau und Unterbau keine architektonische Einheit bilden (2). Ein senkrechter Schacht führt ca. 14 m in die Tiefe und geht danach in einen sanft abfallender, kalksteingepflasterter Korridor mit einer Bodenverkleidung über, der nach Süden in eine unter dem Zentrum der Pyramide liegende Vorkammer von 4 x 3 m Größe mit einer niedrigen, unverkleideten Decke (Höhe: 1,50 m) mündet (2).Der Korridor und die Kammer sind mit Kalksteinplatten gepflastert. Für die Wände der Kammer war ebenfalls eine Kalkstein-Verkleidung vorgesehen, wurde aber nur unvollständig ausgeführt, was aus den erhaltenen Markierungen der Arbeiter bei der Kammerverkleidung ersichtlich ist (1). Im Fußboden der Kammer befindet sich eine ca. 2,10 x 1,05 m (4 x 2 Ellen) große senkrechte Öffnung, die ca. 1,70 m senkrecht nach unten in die darunter befindliche Sarkophagkammer führt, deren Boden und Wände mit Kalksteinplatten verkleidet war (die Decke blieb unverkleidet). 

Die einzigen Funde aus dem Kammersystem waren ein Ölkrug und eine Öllampe, die evtl. von den Grabräubern zurückgelassen worden waren (Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I. S. 20).

Die im Süden liegende Grabkammer misst 3 m in der Länge und 1,20 m in der Breite - ihre Höhe beträgt wiederum nur 1,40 m und es war hier gerade soviel Platz, um den Sarkophag hineinzuschieben, der aber heute nicht mehr vorhanden ist (oder nie vorhanden war ?) Es wurden auch keinerlei Reste einer Grabausstattung gefunden. Am südlichen Ende der Sarkophagkammer befindet sich auf Bodenniveau eine Nische (L. ca. 1,63 m, Breite 0,63 m, Höhe 1,13 m), die wohl zur Aufnahme des Kanopenkastens bestimmt war - aber unvollendet blieb und auch nicht verkleidet wurde (2).

Im Pyramidenbezirk der Königin Neferu wurden sechs Depots gefunden, wovon sich vier an der nördlichen Umfassungsmauer befanden und teilweise von der Mauer verdeckt wurden. Dieses belegt, dass es sich um Gründungsdepots handelt, welche vor dem Bau der Umfassungsmauer errichtet wurden. Im südlichen Hof der Pyramide wurden zwei weitere Depots, wobei diese recht ungewöhnlich gestaltete sind. Die 2,64 m bzw. 2,72 m tiefe, rechteckigen Gruben waren in den anstehenden Kalkstein getrieben und mit Kalksteinplatten verkleidet und waren wohl auch abgedeckt. Beide Gruben sind ausgeraubt und von der östlichen führt ein kurzer Grabräubertunnel in Richtung der Neferu-Pyramide. Das einzige, was man bei der Ausgrabung in den Gruben fand, war ein Rinderknochen. Über die Funktion dieser beiden Gruben sind sich die Experten uneins: Gautier hielt sie bei seiner Entdeckung zunächst für Sarkophage - wohingegen Dieter Arnold ihre Funktion als Gräber ausschließt, da sie angesichts ihrer sorgfältigen Ausführung hierfür deutlich zu flach in den Boden gegraben wurden. Daher glaubt er, dass es sich hierbei ebenfalls um Depotgruben handelt (siehe: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 22). 

Pyramide 2:
Itakajet (A) (nach Dodson: families)

Die zweite der neun Nebenpyramiden gehörte einer Dame mit dem Namen "Itakayt I.". Sie war wohl eine Tochter von Sesostris I. Ihr Name und ihre Titel fanden sich auf Bruchstücken von Reliefs, welche einst den dortigen Pyramidentempel dekorierten (Wikipedia: Itakajet). 

Die Pyramide stand in einer Einfriedung von 72 x 54 Ellen (37,80 x 28,35 m) Sie hatte eine Seitenlänge von 16,80 m (32 Ellen) und eine ursprüngliche Höhe von ebenfalls 16,80 m bei einem Neigungswinkel von 63,6° (siehe Arnold: The Pyramid-Complex of Senwosret I., 1992, S. 19). Der Pyramidenkern besteht aus grob behauenen und durch Mörtel verbundenen Kalksteinblöcken, wovon bei der Untersuchung durch das Metropolitan Museum 1934 davon noch fünf bis sieben Lagen erhalten waren, die Verkleidung aber damals bereits vollständig abgetragen war (1). 

Königinnenpyramide 2 
der Ita-kayet

 

 

Planzeichnung:
Nefershapiland nach Hötzel/Pyramiden

Die Nebenpyramiden des Sesostris I.-Komplexes besaßen eine Kapelle im Osten (Totentempel) und eine im Norden der Pyramide - wobei diese nicht in allen Fällen nachzuweisen sind. Bei den französischen Grabungen fand man keine Spuren einer Ostkapelle (siehe Lansing, BMMA 29 1934, 5 - in Arnold: Pyramid Complex, TF. 17 c). Auch die Nachuntersuchungen von Dieter Arnold ergaben keinerlei Anhaltspunkte dafür, so dass das Vorhandensein einer östlichen Kultstätte (oder Totentempel) als nicht gesichert angesehen werden muss. Zwar wurden um die Pyramide der Itakajet herum einige Architekturteile einer Kultkapelle gefunden, doch können sie ebenso von der Nordkapelle stammen (2).

Die Nordkapelle lässt sich aber durch zahlreiche Funde recht gut rekonstruieren. Sie besaß eine Hohlkehle und Rundstab. An der Nordseite der Pyramide befindet sich ein Graben, der anzeigt, dass die Nordkapelle eine Breite von 8 Ellen (4,20 m) und eine Tiefe von 7 Ellen (3,675) hatte. Gefunden wurden von ihr ein Rundstab, mehrere Fragmente von kannelierten Säulen, die rot bemalt waren (wohl um Rosengranit zu imitieren) und Inschriften mit Namen und Titel von Itakayt, einer Tochter von Sesostris I. aufweisen. Auch wenn die ursprüngliche Position dieser Säulen heute nicht mehr zu bestimmen ist, kann man aber annehmen, dass die Pfeiler vermutlich einen Portikus bildeten.

Die Inschriften darauf lauten: (nach Arnold: The Pyramid-Complex of Senwosret I., p. 24)

"Die Erbprinzessin, groß an Gunst, groß an Gunst, die Fürstin, die-welche-Horus-und-Seth-sieht, die Königstochter, geliebt von ihm, Ita-kayet, die Ehrwürdige".
(ins Deutsche übersetzt von Nefershapiland)

Des weiteren wurden über 130 kleine Fragmente der Wanddekoration gefunden, die sich aber nicht mehr vollständig rekonstruieren lassen - aber einige Szenen sind noch erkennbar - sie zeigen Gabenbringer, ein tanzendes Mädchen sowie auffliegende Vögel im Papyrusdickicht (1). Einige dieser Fragmente wurden vom Metropolitan Museum rekonstruiert, einige Fragmente sind heute nur noch als Zeichnungen oder in Fotografien erhalten und andere nur noch in den Beschreibungen auf den "tomb-cards" der Ausgräber. Der Innenraum der Kapelle enthielt den Fragmenten zufolge wahrscheinlich einen kleinen Schrein mit Rundstab und Hohlkehle und wahrscheinlich davon ein Altar aus Hartgestein und vermutlich auch ein Opferbecken davor (4).

Das Kammersystem der unterirdischen Anlage der Königinnenpyramide 2 der Itakayet besitzt eigenartigerweise zwei Eingangsschächte an der Nordseite der Pyramide. Der westliche wird von der Nordkapelle verdeckt, wurde also wahrscheinlich nur während der Bauzeit benutzt und später vermutlich mit einem Ziegelgewölbe verschlossen und von oben zugeschüttet. Für das Begräbnis der Königin benutzte man dann den östlichen Schacht. Beide Schächte führen dann in einen horizontalen Gang, der sich nach dem westlichen Schacht noch 4 m nach Westen fortsetzt. Nach dem horizontalen Verbindungsgang führt der westliche Schacht noch einige Meter in die Tiefe. Ein leicht geneigter Korridor, der mit Kalksteinplatten verkleidet war, führt dann nach Süden unter das Zentrum der Pyramide in eine horizontale Kammer, die ebenfalls vollständig mit Kalksteinplatten verkleidet war.

Einige Funde der Kapellendekoration der Grabkammer
- Quelle: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I. / Metrop.-Museum 1992 , S. 24-25 -

1. Fragmente einer Scheintür 
- heute im Museum Kairo JE 63944ab (Quelle: tomb card 391a) - 
- mit Inschrift: "the king's daughter of his body, whom he loves, Itakayet, prossessor of honor".
2. Türrahmen (Quelle: Photo AM 2685) - der Türrahmen ist mit bemalten hieroglyphischen Inschriften in versenktem Relief: "the herediatary princess, great of grace, great of favor, the countess...."
3. Corner Torus Molding - (Quelle: tomb card 392) - bemalt mit schwarzen Bändern auf gelbem Grund - die Blätter an der Unterseite des Cavetto sind rot-blau-grün gestrichen.
4 Prozession von Opferbringern (Quelle: tomb cards 389-90, AM 2685 and photo)
Das untere Register dieses Wandfragments zeigt die Beine von drei Leuten, die Fußkettchen aus grünen Perlen tragen; das untere Register ist mit dem Namen und den Titeln der Leute in der Prozession beschriftet. Die Basislinie ist schwarz.
5 Wandfragment mit tanzendem Mädchen (Quelle: tomb card 390 and photo)
- der Kopf eines gelbhäutigen Mädchens wird entweder mit fliegenden Haaren und einer vor ihm herausgeschleuderten Halskette nach vorne oder nach oben geschleudert. Dieses Relief ist kleiner als das der Opferbringer.
6 Papyrusdickicht-Szene: (tomb card 388, photo) - über einem rechteckigen Wasserbecken fliegen aufliegende Vögel im Papyrusdickicht. Die Vögel sind gelb mit roten Beinen. Ein 4-5 cm breiter vertikaler Blockrand- bemalt mit grünen Ecken führt um eine Ecke herum.

Zwei weitere Depotschächte wurden im Hof der Pyramide Nr. 2 entdeckt - einer davon war allerdings leer. Der zweite Schacht befand sich 1,20 m vor der Ostwand der Pyramide. Er war ca. 8 m tief und Gautier (Schacht Nr. 25/41 - Gautier's "Puits de la perruque") entdeckte unter einer Steinplatte eine Holzkiste, in der sich eine schwarze Perücke befand. Unmittelbar außerhalb der Nord- und Ostseite der Umfassungsmauer befanden sich weitere sechs Depots - leider waren die meisten von ihnen geplündert. An Beigaben fand man lediglich Reste kleinerer Keramikgefäße, einen vollständig erhaltenen hölzernen Schlitten sowie mögliche Reste eines weiteren Schlittens (1). (siehe Arnold: The Pyramid Complex Senwosret I. , New York 1992 - p. 26). 

Pyramide 3
- Besitzerin: unbekannt - 

Es gibt keine Hinweise oder Belege auf die Besitzerin der Pyramide 3 - da der Sarkophag und der Kanopenkasten unbeschriftet geblieben sind. Somit wissen wir nicht, ob die Besitzerin eine Gemahlin oder Tochter von Sesostris I. war. Allerdings wurden im Grabschacht von der Nordkapelle u. a. ein Granitfragment (vielleicht von einem Statuenschrein) mit dem Namen "Mentuhotep" verlagert vorgefunden wurde, welches vielleicht den einzigen Hinweis auf den Besitzer liefert könnte. Evtl. hatte das Granitfragment zum Grab des gleichnamigen Wesirs gehört? Da der Name "Mentuhotep" auch manchmal als Frauenname verwendet wurde, besteht die Möglichkeit, dass es sich bei der Besitzerin der Pyramide Nr. 3 um eine Dame mit diesem Namen handeln könnte. Im westlichen Eingangsschacht der Pyramide wurden Keramikgefäße gefunden, welche das Begräbnis etwa in die Mitte der 12. Dynastie datieren (siehe Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 29). Auch wurde das Fragment einer weiblichen Statue in der Kultkapelle  gefunden, was vermuten lässt, dass es sich hierbei um einen weiblichen Besitzer der Pyramide handelt (2). 

Königinnenpyramide 3
Besitzer: unbekannt - evtl.: "Mentuhotep" ?

Ebenso wie die Pyramide 2 besaß auch diese einen doppelten Eingang.

 

 

Planzeichnung:
Nefershapiland nach Hötzel/Pyramiden

Im Gegensatz zu den beiden Pyramiden 1 und 2 wurde in dieser Pyramide ein Sarkophag (Länge der Wanne: 2,22m x Breite: 0,805 m x Höhe: 0,96 m) und der Kanopenkasten (80 x 80 x 80 cm mit Deckel) gefunden, was darauf hindeutet, dass evtl. eine Bestattung stattgefunden hat. Leider waren diese zu schlecht erhalten um weitere Aufschlüsse zu geben. Der gefundene Kanopenkasten und der Sarkophag bestanden aus dem gleichen Material und sind beide sehr sorgfältig gearbeitet. 

Der rechteckige, unverzierte Sarkophag aus Quarzit  befindet sich immer noch in der Grabkammer der Pyramide. Ursprünglich befand sich in seinem Inneren ein Holzsarkophag, von dem einige Reste der Blattgold-Verzierung erhalten sind. Wanne und Deckel waren an beiden Schmalseiten durch jeweils einen rechteckigen Zapfen aus Basalt miteinander verbunden. Auf der Suche nach Wertgegenstände hatten die Grabräuber den Deckel herabgeschoben - er blieb dabei aber unbeschädigt. Der Deckel ist leicht gewölbt und hat an seinen beiden Schmalseiten vier Bossen. Sargwanne und Deckel waren an den beiden Schmalseiten durch jeweils einen rechteckigen Zapfen aus Basalt miteinander verbunden. Wahrscheinlich befand sich der ebenfalls von den Ausgräbern gefundene Kanopenkasten ursprünglich in einer kleinen Nische, welche die Ausgräber an der Nordostecke der Grabkammer fanden. Zwar wurde der würfelförmige, aus Quarzit gearbeitete Kanopenkasten (mit zwei Leisten als Standfläche) von den Grabräubern zerschlagen - konnte aber von den Ausgräbern wieder zusammengesetzt werden (siehe D. Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 29).

Den ersten Ausgräbern fiel damals schon die Ähnlichkeit zwischen den Pyramiden 2 und 3 auf. Diese unterscheiden sich nur dadurch, dass Pyramide 2 einen größeren Bezirk und wahrscheinlich auch eine größere Kultanlage im Osten besaß. Bemerkenswert ist auch die Konstruktion der beiden doppelten Eingänge, welche im Gegensatz zu Pyramide 1 sowohl die Pyramide 2  als auch 3 besaßen - was vermuten lässt, dass beide Pyramiden (2 + 3) ungefähr zeitgleich entstanden sind (2). 

Der Pyramidenoberbau von Nr. 3 ist heute fast gänzlich abgetragen. Während der Ausgrabungen im Jahre 1930 konnten die Ausgräber des Metropolitan Museums nur noch die Fundamentgruben und zahlreiche Fundamentsplatten aus Kalkstein feststellen. Das Kernmauerwerk und auch die Pyramidenverkleidung waren vollständig verschwunden. Nur noch Reste des Pyramidions (tomb card 406)  aus Rosengranit waren noch erhalten (1). 

Das Kammersystem der Pyramide 3 ist ähnlich aufgebaut wie das der Itakayt-Pyramide (Nr. 2) - aber komplexer und verfügt über zwei senkrechte Schächte an der Nordseite der Pyramide. Der westliche Schacht wird von der Nordkapelle verdeckt - beide Schächte sind über einen Korridor miteinander verbunden. An der Südseite des von hier nach unten führenden Korridors befindet sich am Boden ein durch eine Kalksteinplatte verschlossener Türdurchgang. Obwohl die ersten Ausgräber vom Metropolitan Museum diesen noch in situ vorfanden, war dieser jedoch von den Grabräubern von oben durch einen senkrechten Schacht umgangen worden. 

Hinter der Tür entdeckten die Ausgräber einen zweigeteilten Gang, der zunächst gerade nach Süden und dann - nach einer weiteren Blockierstein-Vorrichtung - mit einem leichten Gefälle weiterführt. Es folgt abermals eine Blockiervorrichtung, die aus einem einzelnen Stein bestand. Dahinter lag die unter dem Zentrum der Pyramide 3 befindliche Grabkammer. Beide - Gang und Kammer - besaßen eine Wand- und Deckenverkleidung aus Kalksteinplatten. Auch das Bodenpflaster bestand aus Kalksteinplatten - während der Boden im Gang aus dem anstehenden Felsgestein gearbeitet war. Die Wandverkleidung des Korridors wurden nicht durch Holzklammern (die sog. Schwalbenschwänze) zusammengehalten, sondern durch längliche Feuersteinknollen (siehe dazu: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 28).

Es existiert neben diesem Kammersystem noch ein weiteres, welches ca. 2,30 m über dem südlichen Fußende des Eingangsschachts im Osten beginnt, mit einem nur 1 m hohen Gang, der Zugang zu wenigstens fünf Grabnischen bietet. Ein langer, nach Süden führender Gang führt zu einer der Grabnischen - eine weitere Grabnische befindet sich am Ende des Ganges in die Westwand. Eine breite Nische öffnet sich nach Osten ca. auf einem Drittel des langen Ganges und führt nun - als schmaler Gang - weiter nach Osten, um sich dann östlich der Pyramide zu einer weiteren Nische öffnet, von der wiederum nach Norden und Süden jeweils ein Gang abzweigt (1). 

Der Boden des langen Ganges ist mit herabgefallenem Deckenmaterial bedeckt, scheint aber nichts anderes zu enthalten, obwohl sein äußerst prekärer Zustand es den Ausgräbern nicht erlaubte, ihn zu räumen oder genau auszumessen.

Pyramide 4
- Besitzerin: unbekannt - 

Ebenso wie bei der Pyramide Nr. 3 haben wir keinerlei Belege für die Identität der Grabbesitzerin für die Pyramide Nr. 4. Die Pyramide hat eine Seitenlänge von 16,80 m (32 Ellen). Unbekannt sind dagegen aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes die ursprüngliche Höhe und der Neigungswinkel der Pyramide (siehe dazu D. Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 29). 

Königinnenpyramide 4
Besitzer: unbekannt 

Das Fundament der Pyramide besteht aus groben, unbehauenen Feldsteinen - im übrigen das gleiche Material das auch für den Kern des Bauwerkes benutzt wurde. Reste der Pyramidenverkleidung wurden nicht festgestellt, nur Teile der Fundamentierung sind erhalten (1).

Planzeichnung:
Nefershapiland nach Hötzel/Pyramiden

Die rechteckige Umfassungsmauer der Pyramide umschloss in Ost-West-Richtung ein Gelände von 46 Ellen (24,15 m) und in Nord-Süd-Richtung 43 Ellen (22,575 m). Die Mauerdicke betrug 1,5 Ellen (0,785 m) und ihre Höhe wird von Arnold auf 2-2,5 m rekonstruiert. Durch die Südseite der Mauer führt ein Abwasserkanal. 

Die Existenz eines östlichen Totentempels und einer Nordkapelle ist nur durch entsprechende Erweiterung des Pyramidenfundaments und durch einige wenige Architekturreste belegt (siehe Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 29). Es wurden nördlich und östlich der Pyramide zwei weitere Schächte entdeckt - leider gibt es keine nähere Informationen darüber (1). 

Weitere Mauerreste aus Lehmziegeln wurden zwischen der Umfassungsmauer der Pyramide 4 und der inneren Umfassungsmauer der Sesostris-I.-Pyramide. entdeckt. Die ältesten davon sind wellenförmig - evtl. war das die ursprüngliche Umfassungsmauer für den Schacht nordöstlich der Pyramide. Eine breitere, gerade Mauer aus Ziegeln wurde später in einer zweiten Bauphase errichtet - aber beide Mauern wurden später abgerissen und das Gelände begradigt und gepflastert. Nördlich der Königinnen-Pyramide Nr. 4 wurden weitere Ziegelmauern entdeckt über deren Zweck es keinerlei Informationen gibt - vielleicht handelt es sich dabei um die Reste einer Baurampe? (1).

Das Kammersystem der Pyramide ist offenbar unvollendet geblieben - wurde von Gautier damals  aber auch nur unzureichend untersucht und er veröffentlichte einen fehlerhaften Plan. Auch über die Ausgrabungen von Lythgoes gibt es keinerlei Aufzeichnungen. Selbst Dieter Arnold grub nur einen kleinen Teil des Kammersystems aus (1). 

Auch Pyramide Nr. 4 besitzt zwei Gang und Kammersysteme mit mehreren Bauphasen. Diese unterscheiden sich wesentlich von den unterirdischen Anlagen der Pyramiden 1 – 3. Auch weist die Pyramide mehrere Grabschächte auf, wobei man nicht eindeutig bestimmen kann, welcher zum ursprünglichen Kammersystem der Pyramide gehört und welcher sekundär ist. Nach Arnold könnte das ältere Kammersystem zu Schacht 8/28 gehören, der mit einem ungewöhnlich breitem Schacht unter der nordöstlichen Ecke des Geheges beginnt, wobei die einzigen Informationen über den Schacht aus der von Gautier angefertigten Skizze stammen, die auf einen langen Vor-Korridor hinweisen, der nach Westen abfällt und dessen weiterer Verlauf unklar ist - nach der Skizze von Gautier scheint er nach Westen in eine unterirdische Kammer zu führen. Der Schachteingang wird teilweise von der Umfassungsmauer der Königinnenpyramide verdeckt und hat einen quadratischen Querschnitt mit einer Seitenlänger von 3,80 m. 

Das zweite unterirdische Kammersystem besitzt zwei Eingangsschächte: dem älteren Schacht 4/28 und Schacht 4/27 nördlich der Pyramidenumfassungsmauer gelegen.

Das erste Schacht befindet sich westlich der Nordkapelle - der zweite nördlich des ersten außerhalb der Umfassungsmauer. Zwei Gänge führen vom südlichen der beiden Schächte aus unter die Pyramide. Das vermutlich ältere und tiefer gelegene Gangsystem führt nach Südosten und mündet nahe unter das Zentrum der Pyramide in einer Kammer. Auf der Skizze von Gautier ist ein Rechteck eingezeichnet, wobei aber unklar ist, ob es sich hierbei um eine Grube oder einen Sarkophag handelt. Ein weiterer nach Süden führender Gang befindet sich oberhalb des schrägen, tiefer liegenden Ganges und endet in einer kalksteinverkleideten Kammer von 3,20 x 1.05 x 1,48 m, die an ihrer Ostseite eine Kanopen-Nische aufweist. Allerdings wurde diese Nische zu klein ausgeführt - um wirklich benutzt werden zu können. Der nördliche Eingangsschacht war wohl für ein drittes Begräbnis angelegt worden - welches am nördlichen Ende des nach Süden führenden Gangs stattfinden sollte. Ein unvollendeter Quarzitsarkophag, dessen Deckel seitlich an der Wand gelehnt war, befand sich in einer Nische an der Westwand. An Kleinfunden entdeckte man Scherben einer Schale und eine Flasche sowie Scherben eines kanaanitischen Topfes oder Kruges. Evtl. gehörten die beiden "ägyptischen" Scherben in die Zeit Amenemhet III., wobei sie aber keinem Begräbnis zugeordnet werden konnten. Ein weiterer, nur grob behauener Tunnel mit einem anschließendem Quergang öffnet sich südwestlich des Sarkophages. Die Ausgräber konnten nicht feststellen, ob es sich um einen Probetunnel aus der Sesostris I.-Zeit oder um einen Grabräubertunnel handelt (siehe dazu: Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 30-31).

An der Ostwand entdeckten die Ausgräber ebenfalls zwei kleinere Nischen. Offenbar fand aber die Bestattung in diesem Teil des Kammersystems niemals statt - denn das ganze Ensemble blieb unvollendet und es wurden auch keine Teile der Grabausstattung gefunden. Die Bodenpflasterung der Kammer wurde nur angefangen und blieb unvollendet - an einigen Stellen kam Gips statt Kalksteinplatten zum Einsatz (1). 

Pyramide 5
- Besitzerin: unbekannt - 

Für die Pyramide 5 ist keine Bestattungsanlage bekannt, obwohl mehrere Schächte in der näheren Umgebung der Pyramide liegen - diese dürften jedoch zu einer späteren Konstruktion gehören und sind auch z. T. unfertig geblieben. Die Pyramide hat nach Arnold (The Pyramid of Senwosret I., 1992, S. 20) eine Seitenlänge von 16,275 m (31 Ellen). Die ursprüngliche Höhe betrug 16,275 m (31 Ellen) bei einem Neigungswinkel von 63,917 °. Der stufenförmig angelegte Pyramidenkern besteht aus Feldsteinen, die grob behauen sind. Bruchstücke der ehemaligen Verkleidungsblöcke aus weißem Tura-Kalkstein sowie das Pyramidion aus Rosengranit wurden verlagert in einem Schacht gefunden.

Das Kammersystem der Pyramide sollte wahrscheinlich ebenso wie das der anderen Königinnenpyramiden mit Hilfe zweier Schächte an der Nordseite des Bauwerks angelegt werden. Das südliche der beiden befindet sich direkt unter der Nordkapelle - wobei aber die Arbeiten daran nach 5 m (nach Dieter Arnold) vorzeitig eingestellt worden. Der Ausgräber Ambrose Lansing erweiterte den Schacht bis auf eine Tiefe von 17,5 m und grub anschließend weiter in Richtung des Pyramidenzentrums und dann erneut senkrecht bis in eine Tiefe von 22,50 m - wo er dann auf Grundwasser stieß. Er konnte keine Grabkammer ausmachen. An der Westseite der Pyramide befindet sich ein weiterer recht aufwändig konstruierter Schacht. In einer Tiefe von 18,70 m führen vom Schacht aus zwei Gänge nach Osten in Richtung Pyramide. Beide Schächte sind aber mittlerweile eingestürzt und konnten daher nicht vollständig untersucht werden (siehe Arnold: The Pyramid-Complex of Senwosret I., 1992, S. 33)

Südlich der Pyramide fanden die Ausgräber ein drittes Kammersystem. Da es recht grobe Ausführung hatte, vermutet Arnold, dass es sich hierbei um eine sekundäre Anlage handelt. Am Ende des Schachtes in einer Tiefe von 18,50 m wurde ein leicht absteigender Gang gefunden, der 12 m nach Norden führt und in einer Kammer endet, die 20 m tief unter der Südseite der Pyramide liegt. Während einer späteren Bauphase wurde östlich des Schachts eine Kammer mit vier und südlich eine weitere Kammer mit zwei Sarkophagnischen angelegt (1).

Königinnen-Pyramide Nr. 5
- Besitzer unbekannt - 

 

Planzeichnung:
Nefershapiland nach Hötzel/Pyramiden

Die Umfassungsmauer war fast quadratisch und maß in Ost-West-Richtung 48 Ellen (25,20 m) und in Nord-Süd-Richtung 47 Ellen (24,675 m). Reste der Fundamente wurden bei den Untersuchungen des Metropolitan Museums gefunden. Die Mauer war 2,50 Ellen (1,31 m) dick. Die Höhe wurde von Arnold mit ca. 5 Ellen (2,625 m) rekonstruiert. Durch Erweiterungen der Pyramidenfundamente wurde auch die Existenz eines östlichen Totentempels und der Nordkapelle nachgewiesen. Außerdem fanden die Ausgräber des Metropolitan Museums die Bruchstücke eines Rundstabs, der zu dem Totentempel oder der Nordkapelle gehörte.

Die Reste einer weiteren Kapelle, die aus Ziegeln errichtet war, wurden am äußeren südlichen Ende der östlichen Umfassungsmauer entdeckt. Nach Arnold besaß die Kapelle eine eigene Umfassungsmauer von etwa 8,60 m Länge und 5 m Tiefe mit einer Öffnung im Südosten. Innerhalb dieser Umfassungsmauer befanden sich zwei kleine Bauwerke. Einer dieser Bauwerke, welches sich in der Nordostecke der Mauer befand, war von Süden her zugänglich und maß 2,60 x 2,80 m und diente lt. Arnold evtl. als Priesterunterkunft. Der zweite Bau war quadratisch und hatte eine Seitenlänge von 3,20 m. Er war an der Umfassungsmauer der Königinnenpyramide angebaut und war nach Arnold wahrscheinlich ein Schrein. Es konnte allerdings nicht geklärt werden, ob die Kapelle dem Totenkult für eines der Begräbnisse in der Pyramide oder dem Kult für eine Gottheit diente (1).

In der Umgebung des westlichen Grabschachtes fand man sechs weitere Ziegelstrukturen geringer Größe - welche aber durch Keramikfunde in die Zeit der Römer zu datieren sind.

Mehrere Funde aus dem Mittleren Reich wurden im Umfeld des westlichen Grabschachtes gemacht. Eventuell gehörten sie zu der ursprünglichen Bestattung. Dieses waren ein Stelenfragment aus Granit mit der unvollständigen Namensnennung "...kat...." (?); des weiteren ein Bruchstück einer Opferliste, ein Bruchstück einer Mumienmaske, zwei Bruchstücke von Kanopenkrüge aus Alabaster und eine Muschelschale und schließlich ein Ostrakon aus dem Neuen Reich (Quelle: Arnold: The Pyramid-Complex of Senwosret I., 1992, S. 34, 64-65)

Pyramiden 6 +7:
- Besitzerin: unbekannt - 

Die beiden Pyramiden 6 und 7 werden von einer Umfassungsmauer umgeben, die eine Einheit mit der Umfassungsmauer der Pyramide 7 bildet - beide Areale sind nur durch eine Quermauer voneinander getrennt. Die rechteckige Umfassungsmauer maß in der Ost-West-Richtung 56 Ellen (29,40 m) und in Nord-Süd-Richtung 49 Ellen (25,725 m). Die Mauerdicke betrug 2 Ellen (1,05 m). Das Fundament beider Nebenpyramiden bestand aus einer Schicht unregelmäßiger Steine und einer darauf ruhenden Schicht aus Kalksteinplatten. Beide Höfe waren mit einem Pflaster aus Ziegeln, Kies und Bruchsteinen bedeckt.

Beide Pyramiden wurden im anstehenden Gestein einer Baugrube errichtet, die bereits nach einer Tiefe von 1 m wieder aufgegeben wurde. 

Pyramide 6:
Anscheinend wurde die Pyramide 6 als "Zwilling" zu Pyramide 7 gebaut - sie sind beide in die gleiche Richtung ausgerichtet, sind in Größe und Layout identisch und teilen sich eine gemeinsame
Umfassungsmauer. Alles, was von der Nordkapelle übrig blieb, ist der Fundamentsgraben, und von der Ostkapelle (Totentempel) wurden immerhin noch die Fundamente entdeckt, woraufhin sich lt. Arnold ein 3,50 m breites und 3,15 m tiefes Bauwerk mit einer geschätzten Innenhöhe von 5 Ellen (2,625 m) rekonstruieren lässt. Es sind außer einer Lampe aus Kalkstein keinerlei Funde aus dem Kammersystem bekannt. 

Mit der Ausgrabung von Pyramide 6 wurde schon in der Saison 1931/32 unter Gautier begonnen. Die Hauptausgrabung erfolgte aber von 1932-33 durch Lansing (Quelle: Arnold / The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 34). Auf den Fundamentblöcken der Pyramide und ihrer Umfassungsmauer wurden lt. Felix Arnold (Control Notes, 152-53, S. 7-9 - Fußnote in Arnold, The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 35) folgende Aufschriften entdeckt:

"Second month of winter, day 21......"
"Year 1[3, third month] of winter, day 8. (
Jahr 13 - Anmerkung von Nefershapiland)
        Removed [from the ship? Brought] from the embankment".
"Third month of summer, day 9, <by> Sais".

Dieses lässt lt. Arnold vermuten, dass mit dem Bau der Pyramide nicht vor dem Ende des 13. Jahres von Sesostris I. begonnen wurde - oder vielleicht sogar etwas später - da wir nicht wissen, wie viel Zeit zwischen der Verschiffung der Blöcke und deren Einfügung in das Fundament vergangen ist. 

Die Abmessungen der Pyramide sind nach Arnold (The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 35):  30 x 30 Ellen (15,75 m). Die ursprüngliche Höhe und der Neigungswinkel können aufgrund des schlechten Erhaltungszustand der Pyramide nicht rekonstruiert werden.

Königinnen-Pyramide Nr. 6+7
- Besitzer unbekannt -

Planzeichnung:
Nefershapiland nach Hötzel/Pyramiden

Der Pyramidenkern besteht aus grob zugehauenen oder sogar aus nicht bearbeiteten Feldsteinen. Nur die Fundamente von der Pyramidenverkleidung sind erhalten. Ein Kammersystem aus der Zeit Sesostris I. wurde ebenfalls nicht gefunden. Der Bau steht auf dem anstehenden örtlichen Gestein, in das eine Baugrube eingetieft war. Wahrscheinlich wurden die Arbeiten an der Grabkammer und eines nach Norden führenden Schachtes vorzeitig aufgegeben, da drei Meter unterhalb der Gesteinsschicht eine dicke Sandschicht entdeckt wurde (1). 

Allerdings befindet sich an der Westseite der Pyramide ein sekundär angelegter Grabkomplex, von wo aus ein Schacht in 21 Meter Tiefe führt. Dort, wo der obere Bereich eine Sandschicht durchstößt, ist dieser mit Ziegeln ausgekleidet und es wurde verrottetes Holz von einem Senkkasten gefunden. Eine breite Kammer öffnet sich am Grund des Schachtes. Von dieser gehen neun Sargnischen ab. Ein weiterer Gang führt horizontal nach Osten. Von diesem führt ein horizontaler Gang nach Osten, von dem zunächst nach Süden und kurz darauf nach Norden jeweils eine weitere Nische abgehen. Eine etwa halbhohe Ziegelmauer wurde zwischen beiden errichtet. Schließlich mündet der Gang in eine höhlenartige Kammer, von der nach Norden eine weitere kleine Kammer und nach Osten ein leicht absteigender Gang abgehen. Der letztere führt nun unter die Westseite der Pyramide. Der weitere Verlauf des Gangsystems ist nicht mehr bekannt, da er wegen dem eindringendem Grundwasser nicht mehr begehbar ist (1).

Die Ausgräber fanden neben diesem sekundär angelegten Grabkomplex drei weitere Löcher oder Schächte im Königinnen-Pyramiden Komplex. Es liegen aber über ihren Zweck keine Informationen vor. Evtl. scheint es sich bei zwei davon lt. Arnold um Depotgruben zu handeln.

Nahe der Pyramide wurden die Fragmente von drei  leicht überlebensgroßen Frauenstatuen aus Granit gefunden, die evtl. original in einer der Kapellen der Pyramide standen - leider trägt keines dieser Fragmente eine Inschrift, die uns Hinweise auf ihre Eigentümerin liefert. Ein Fragment gehört zu einer fast überlebensgroßen weiblichen Statue. Die Dargestellte trug die Geierhaube mit Uräus, Attribute die von Königinnen oder Göttinnen getragen wurden. Auf den Grabungsfotos (L 33-34: 129) wird ein weiteres, viertes Fragment gezeigt, welches aber nicht auf der "tomb-card 650" beschrieben wird (siehe Arnold, Seite 65). 

Aus diesen Überresten der lebensgroßen Granitstatuen können wir nach Arnold (Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 36) schließen, dass diese Pyramide 6 für eine wichtige Person - Frau oder Tochter von Sesostris I. - erbaut wurde, deren Beziehung zu der Person, für welche die Pyramide 7 erbaut wurde, sehr eng gewesen sein muss, da ihre Pyramiden einen gemeinsamen Grabkomplex bildeten. Kontrolleintragungen auf den Fundamentsblöcken weisen darauf hin, dass der Komplex ziemlich früh während der Bauzeit der Königspyramide (um das 13. Jahr) entstanden ist, was wiederum lt. Arnold vermuten lässt, dass die Pyramiden 6 + 7 von einiger Bedeutung waren und die Existenz von Granitstatuen weist darauf hin, dass der Pyramidenkomplex für eine Grabstätte - oder zumindest für einen Statuenkult einer Königin wurde (Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 36). 

Pyramide 7:
Die 7. Nebenpyramide hat die gleichen Dimensionen und Strukturen wie ihre Nachbarpyramide Nr. 6. Auch hier wurde die Baugrube in dem anstehenden Gestein errichtet - diese wurde aber schon nach einer Tiefe von ca. 1 m wieder aufgegeben, evtl. gleichzeitig mit der Grube von Pyramide 6. Die Seitenlänge der Pyramide 7 war 15,75 m (30 Ellen). Der Neigungswinkel und die ursprüngliche Höhe können aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht mehr rekonstruiert werden.

Da beide Pyramiden - Nr. 6 und Nr. 7 - fast identisch waren und mit einer gemeinsamen Umfassungsmauer - nur voneinander getrennt durch eine Quermauer - umgeben waren, wurde die westliche Sektion der Pyramide 7 natürlich auch während der Saison 1931-32 ausgegraben, mit einigen zusätzlichen Arbeiten in den Jahren 1933-34. Heute wird das Gebiet von hohen Sand-Deponien bedeckt, was eine erneute Ausgrabung verhindert (siehe Arnold: Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 36). 

Die Fundamente der beiden Kapellen in Osten und Norden (Totentempel und Nordkapelle) wurden gefunden - aber das Mauerwerk ist heute vollkommen verschwunden. Die Umfassungsmauer hatte die gleiche Nord-Süd-Ausdehnung wie die der Pyramide 6, aber ihr östlicher Hof war nur 11 Ellen (5,775 m) breit - möglicherweise aufgrund des Eingangsschachtes der Königspyramide, der entweder noch offen oder mit Material gefüllt war, das nicht zum Tragen von Fundamenten geeignet war. Die Ost-West-Länge beträgt - einschließlich der westlichen Trennwand - 49 Ellen (25,725 m). Die Gesamtlänge der Umfassung von beiden Pyramiden betrug 103 Ellen (54,057 m) (Quelle: Arnold / Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, Seite 36)

Ein ost-westlich verlaufender Graben, der mit Ziegeln verkleidet und mit einem Gewölbe überspannt war, befindet sich 15 m östlich der Pyramide. Vermutlich wurde er angelegt, damit man eine dicke Sandschicht durchdrungen konnte. Ein senkrechter, 18 m tiefer Schacht, der bis zu einer Tiefe von 11 m mit Ziegeln verkleidet ist, führt an seinem Ostende nach unten, um dann nach Westen unter die Pyramide zu führen. Er ist mit Schlamm und Grundwasser gefüllt, so dann man eine evtl. Grabkammer - wenn diese vorhanden sein sollte - bislang nicht untersuchen konnte. 

Pyramiden 8 + 9
- Besitzerin: unbekannt - 

 

Blick über die Überreste der Nebenpyramiden 8 + 9

Bild:    LishtSes1NeQueensPyramids.jpg
User:   Roland Unger, Wikipedia, 13. 3. 2003
Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Entstehungszeit von Pyramide 8 und 9 dürfte nach der Regierungszeit Sesostris I. anzusetzen sein, was auch vom archäologischen Befund her gestützt wird. Die einmalige Lage unmittelbar vor der Königspyramide und die auffällige Nähe zum Pyramidentempel sowie die gemeinsame Ziegelumfassungsmauer, die direkt an die Kalksteinumfassungsmauer des Königsbezirks angebaut wurde und dadurch einen Teil der reliefdekorierten königlichen Umfassungsmauer verdeckt, kann wohl nicht die ursprüngliche Absicht der Baumeister Sesostris I. gewesen sein.

Königinnen-Pyramide Nr. 8 + 9
- Besitzer unbekannt -

Beide Pyramiden teilen sich eine gemeinsame Umfassungsmauer, die in Nord-Süd-Richtung 47 Ellen (24,675 m) und in Ost-West-Richtung 86 Ellen (45,15 m) maß. Ihr Durchmesser betrug 1,5 Ellen (0,787 m) und ihre Höhe dürfte wohl max. 4 Ellen (2,10 m) betragen haben. Es sind heute nur noch die Fundamente sowie zwei abgerundete Abschlusssteine von der Mauerkrone erhalten.

Planzeichnung:
nach Frank Monnier - gemeinfrei
bearbeitet von Nefershapiland

Pyramide 8:
Die Nebenpyramide 8 wurde zwischen den Jahren 1913-1914 durch den Ägyptologen Gautier und erneut dann durch das Ausgrabungsteam des Metropolitan Museums untersucht - der aber anscheinend (lt. Dieter Arnold) die architektonischen Überreste, die er fand nicht interpretieren konnte und sie daher nicht näher dokumentierte. Bei der erneuten Säuberung der Pyramidenoberfläche durch Dieter Arnold im Jahre 1987 stellte man fest, dass das im Jahre 1914 noch relativ gut erhaltene Kernmauerwerk bis auf einen unbedeutenden Haufen Feldsteine reduziert war, d. h. dass inzwischen eine deutliche Verschlechterung des Erhaltungszustandes eingetreten war. Auch die Verkleidungssteine sind heute völlig verschwunden, ebenso fehlen auch ihre Fundamente.

Die Königinnenpyramide 8 hat eine Seitenlänge von 15,75 m (30 Ellen). Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes kann über die ursprüngliche Höhe und dem Neigungswinkel keine Aussage mehr gemacht werden. 

Ein senkrechter Schacht (wohl das unvollendete System von Schacht 43/12, das von Gauthier ausgegraben wurde) nördlich der Pyramide, der teilweise von der Umfassungsmauer verdeckt wird, bildet den Zugang zum Kammersystem. Von einem ca. 6,50 m tiefen Schacht führt ein geneigter Korridor, der mit Kalkstein verkleidet war, nach Süden unter die Pyramide. Wände und Decke des Ganges sind mit Kalksteinplatten verkleidet. Der leicht abfallende Gang führt in eine unfertige Kammer mit Sarkophaggrube. Südlich an diese Kammer schließt sich direkt unter dem Pyramidenzentrum eine zweite, längliche Kammer an. Ursprünglich waren beide Kammern verkleidet aber Grabräuber entfernten die Platten, was teilweise zum Einsturz der Kammern führte.

Gautier konnte aufgrund der Einsturzgefahr bei seinen Untersuchungen 1913-1914 dieses Kammersystem nicht durch den eigentlichen Grabschacht betreten, sondern grub von einem benachbarten Schacht aus deinen Tunnel zum absteigenden Gang, führte aber leider keine Ausgrabung der verschütteten beiden Kammern durch (1). 

Es konnten bei den Ausgrabungen weder von der Nordkapelle noch von einem Totentempel eindeutige Spuren entdeckt werden. Nur ein Fundamentsgraben östlich der Pyramide könnte lt. Arnold (siehe: The Pyramid of Senwosret I., 1922, S. 37) zum Totentempel gehört haben.

Pyramide Nr. 9:
Dieter Arnold und sein Team haben während der Grabungs-Saison 1989 auf der Suche nach dem Eingangsschacht der Pyramide direkt an der Umfassungsmauer der Pyramide 9 einen unberührten Bereich entdeckt und ausgegraben. Der Bereich wurde bis zum  Felsuntergrund geräumt und dabei wurde nur der Schacht 48/10 gefunden, der von der französischen Expedition geräumt wurde. Es wurden in diesem Bereich mehrere ovale Testlöcher geöffnet. 

Das gesamte ausgegrabene Areal nördlich der Pyramide 9 war von einer 30-40 cm dicken Ansammlung gebrochener Ziegel bedeckt. Arnold fand 1989 bei seiner Nachgrabung die Reste von "Taft-Trümmern", wobei es sich evtl. um die Trümmer der alten Ausgrabung von Schacht 48/10 handelt. Hier wurde auch ein Leinen-Bündel gefunden, das lt. Arnold sicherlich in der Antike dort deponiert wurde und wohl während einer Mumifizierung Verwendung fand und später absichtlich niedergelegt wurde (Quelle: Dieter Arnold, The Pyramid of Senwosret I., 1992, S. 40, 83). 

Man fand unter all den vier Ecken der Pyramide Gründungsdepots, wobei es sich um quadratische Gruben von 0,80 m Seitenlänge und 1 m Tiefe handelte. Der Grabkern bestand aus Lehmziegeln. Die Grabbeigaben waren Fayence-Perlen, Modellgefäße, Modellziegel sowie Schädel und Knochen von Rindern, welche sich heute in Kairo und im Oriental Institute Museum in Chicago befinden. Arnold datiert die Gefäße in die Regierungszeit von Amenemhet II. oder Sesostris II. Dieses würde für die Pyramide 9 ein relativ spätes Baudatum bedeuten (Arnold, The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 38-39).

Es wurden nur Fragmentreste aus Stein vom Totentempel gefunden. Von der Nordkapelle fand man teilweise auch Reste aus Ziegeln. Im Umfeld der Pyramide fand man auch einige Ziegelstrukturen, die nicht zu ihren Fundamenten gehörten. Evtl. standen diese mit temporären Baukonstruktionen in Verbindung. Dieter Arnold fand nördlich der Umfassungsmauer, direkt am nördlichen Grabschacht, eine von Osten nach Westen ansteigende Rampe, welche nicht mit dem Bau des Pyramidenkomplexes von Nr. 9 in Verbindung stand. Die dort gefundenen Keramikreste lassen für diese Rampe, deren Zweck unklar ist, eine Datierung in die Regierungszeit von Sesostris III. oder Amenemhet III. zu.

Die Basis der Pyramide 9 betrug 30 Ellen (15,75 m) - über die ursprüngliche Höhe und den Neigungswinkel kann aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes keine verlässliche Aussage gemacht werden.

Ein unterirdisches Kammersystem konnte bislang noch nicht gefunden werden, falls es überhaupt vorhanden war. Ein Schacht an der Südwestecke der Pyramide ist ein Grabräubertunnel, der 15 m in die Tiefe führt und sich nach Osten zu einer kleinen Kammer öffnet. Von hier aus führt ein Schacht nordöstlich zum Pyramidenzentrum. Ein weiterer Schacht an der Nordostecke der Pyramide führt knapp 5 m in die Tiefe und dann zu einer nur grob ausgearbeiteten Kammer, wobei es sich wohl um ein später angelegtes Grab handelt. Dieter Arnold versuchte 1989 durch das Bohren eines Schachts direkt vom Pyramidenzentrum aus die Grabkammer (falls vorhanden) zu finden. Er drang bis in eine Tiefe von 13,70 m vor, ohne fündig zu werden. Bei einer weiteren Grabung im gleichen Jahr untersuchte er einen dritten Schacht nördlich der Umfassungsmauer der Pyramide - welcher schon von Gautier verzeichnet wurde - mit einer Tiefe von 10,30 m. Dabei fand er in einer Tiefe von 5 m einen Gang oder eine Kammer, die nach Süden führt und in einer Tiefe von 6,70 m eine weitere Kammer, die nach Norden ging. Leider sind beide Kammern eingestürzt so dass man sie nicht näher untersuchen konnte. Am Boden des Schachts öffnet sich nach Süden eine weitere Kammer mit einer Sarkophagnische, in welcher man einige Knochen und Keramikscherben fand (1).

Arnold datierte sie in die 13. Dynastie und hielt es für möglich, dass der oberste nach Süden führende Schacht zur ursprünglichen Grabkammer der Pyramide 9 führte (siehe: Dieter Arnold: The Pyramid Complex of Senwosret I., 1992, S. 39-40). 

Quellen und Literatur:
1. dt. Wikipedia - Sesostris I.-Pyramide
2. Peter Jánosi, Die Pyramidenanlagen der Königinnen, Verlag der Österr. Akademie der Wissenschaften, Wien 1996
3. Silke Roth, die Königsmütter des Alten Ägyptens, ÄAT Bd. 46, Harrassowitz-Verlag Wiesbaden 2001
4. Dieter Arnold: The Pyramid of Senwosret I. 1988 und 1992 - Online-Version

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