König Schoschenq I. (hebräisch Šišak, Schischak) gilt als der Begründer der sog. 22. lybischen Dynastie (um 945/46 bis 924 v. Chr. - siehe v. Beckerath, Berührungspunkte) und ist nach seinem Onkel König Osorchor aus der 21. Dynastie mindestens der zweite libysche Herrscher auf dem Thron Ägyptens. Die frühesten uns bekannten Oberhäupter dieses libyschstämmigen Familienclans aus dem der neue König entstammte, nannten sich stolz "Oberhäupter der Meschwesch", welches oft verkürzt wird zu "Oberhäupter der Ma." Die Vorfahren von Schoschenq I. waren schon seit fünf Generationen "Großfürsten der Libu". Schoschenq I. ist bereits unter dem letzten Herrscher der 21. Dynastie, Psusennes II. bezeugt. Er knüpft in seiner Selbstdarstellung an die Tradition der Könige des Neuen Reiches an und greifst in seiner Titulatur durchweg auf kanonisch gewordene Namen der Ramessidenzeit zurück, die uns auch bei dem Begründer der 21. Dynastie, Smendes begegnen.
Anscheinend bestand eine enge Verbindung zwischen den "Großfürsten der Libu" und jenen Libyern, die zurückzudrängen König Merenptah in der 19. Dynastie so große Mühe gemacht hatte. Es handelte sich also bei dem Familienclan dem Schoschenq I. entstammte, um mehr oder wenige ägyptisierte Libyer, die nicht erst vor kurzem nach Ägypten eingewandert waren, sondern wohl um die Nachkommen von Kriegsgefangenen oder auch freiwilligen Siedlern, denen man wie den "Scherden" (ein Volksstamm der sog. Seevölker) Land zu Eigentum zugewiesen hatte mit der Verpflichtung zum Militärdienst. Diese ethnische Bevölkerungsgruppe, die mit der Zeit an Zahl und politischen Einfluss zunahm, hatte sich ihren inneren Zusammenhalt bewahrt. Die Häuptlinge, die man als ihre Kommandanten über sie einsetzte, nahmen am Tempel von Herakleopolis wichtige Ämter ein und waren so nach und nach zu den inoffiziellen Herren des umliegenden Landes geworden. Mit der Zeit nahm ihr Einfluss so zu, dass sie zu höchsten Ämtern aufsteigen konnten und sich letztendlich sogar (945 v. Chr.) zu Herrschern über Ägypten erheben konnten. Diese Libyer hatten sich aber nur äußerlich assimiliert, sie trugen stolz den Titel eines „Fürsten der Meschwasch“ und pflegten weiterhin ihre Stammestraditionen mit einem von der ägyptischen Vorstellung abweichenden Bild über das Königtum, und erwähnten auch weiterhin auf Stelen ihren Stammvater des Geschlechts den Häuptling Bujuwara, der als erster in Ägypten angesiedelt worden war.
Familiengeschichte und Herkunft Schoschenq I. Die Eltern von Schoschenq I. sind Namilt und dessen Gemahlin Tanetsepeh. Er war mit den Damen Karoma (Karomama) I. und einer Penreschnes (Penreschnas) verheiratet, von der manche vermuten, dass sie ramessidische Vorfahren hatte. Penreschnes war die Mutter von Prinz Namalit (Nemareth), dem Fürst von Herakleopolis. Weitere Söhne von ihm sind Prinz Osorkon (der spätere Nachfolger von Schoschenq I.), dessen Mutter wahrscheinlich Karoma war und Prinz Iupet, der später das Amt des Hohenpriester des Amun zu Theben bekleidete. Schoschenqs Tochter namens Taschepenbaste war mit Djedthorinef-anch, dem 3. Priester des Amun im Tempel von Karnak verheiratet.
Schoschenq I. war mütterlicherseits der Neffe von König Osochor ("Osorkon der Ältere") aus der 21. Dynastie - siehe oben. Die vermutete Personalgleichheit der Großmutter Schoschenqs I. namens Mhjt–n–wsht (Mehetewasche), mit der Mutter König Osorchors der 21. Dynastie (siehe Manetho) muss nicht bedeuten, dass bereits mit Osorchor die 22. Dynastie in Tanis regierte. (Nach Dr. Aidan Dodson wäre König Psusennes II., der allgemein als der letzte König der 21. Dynastie anerkannt wird, nur ein Mitregent von König Schoschenq I. gewesen – dagegen spricht sich aber Jürgen v. Beckerath aus, auch J. Yoyotte u. Jansen-Winkeln)
In einem offiziellen Dokument auf einer Stele erscheint Schoschenq I. erstmals in einer langen Inschrift, die in Abydos ans Licht kam. Damals war er noch der Fürst von Herakleopolis, der „Großer Anführer der Meschwesch, Fürst der Fürsten" und Oberhaupt der Ma".
Diese Stele fand Auguste Mariette bei seinen Grabungen am westlichen Tor der Umfassungsmauer des Osiris-Tempels auf dem Unterteil einer Stele einer Stele aus rotbuntem Granit. Heute befindet sie sich in Kairo JdE Nr. 66285 - (heutige Höhe 1,52m.) Der obere Teil der Stele ist weggebrochen. (wahrscheinlich war sie oben gerundet mit einem Bildfeld) Von der Inschrift in waagrechten Zeilen, sind die ersten weggebrochen. Die oberste Zeile des erhaltenen Textes beginnt mit der Erteilung eines Orakels des Gottes Amun von Theben an den König in der Angelegenheit seines Generals Schoschenq. Der Inhalt der Stele bezieht sich auf den abydenischen Totenkult von Nmr.t (Namilit/Namirt/Nemareth), Sohn der Frau Mehit-n-weseche, Fürst von Hnes (Herakleopolis/arabisch Ahans) dem Vater Schoschenqs.
Regierungs- u. Familiendaten Schoschenq I.
Regierungsdauer ca. 945 bis 924 v. Chr. nach Schneider Lex. d. Pharaonen Dynasty 22. Dynasty (unterägyptisch) Vorgänger Psusennes II. Vater Namilt (A) nach Schneider Lex. d. Pharaonen Mutter Tanetsepeh nach Schneider Lex. d. Pharaonen Geschwister unbekannt Kinder Söhne: Namalit, Osorkon, Iupet,
Tochter: Taschepenbastenach Schneider Lex. d. Pharaonen Gemahlinnen Karoma I., Penreschnes nach Schneider Lex. d. Pharaonen Grabstätte unbekannt Im Zusammenhang mit der Dynastie-Neugründung stellt sich die Frage, inwieweit die Herrscher der 21. Dynastie, wenn auch vielleicht nur zum Teil, libysches Blut in ihren Adern hatten. Die politische Aufteilung Ägyptens in zwei faktisch unabhängige Herrschaftsgebiete unter der 21. Dynastie, ist wohl ein direkter Hinweis auf libysche Herrschaftsstrukturen.
Die Linie König Schoschenq I. war nach Auskunft der 1851 von Auguste Mariette im Serapeum von Saqqara gefundenen sog. "Stele des Harpson" mit einer anderen Linie libyschen Ursprungs eng verbunden, deren Gründer ein Libyer namens Bujuwara war, dessen Lebensdaten unbekannt sind. Dieser Bujuwara hatte drei Söhne mit Namen Mawasataa, Nebnechi und Paihuti ("der Bauer"). Ihnen folgt in der Generationsliste ein Mann namens Schoschenq, dieser war Heerführer des Königs und der Gemahl der "königlichen Mutter" Mehetemwasche. Dieser Ehe entstammte ein Sohn namens Nemaret (unser Namirt - siehe oben), der wiederum mit der "göttlichen Mutter" Tentsepeh verheiratet war. Dieser Ehe entstammte Schoschenq, der spätere Begründer der 22. Dynastie.
Die oben erwähnten Frauen Mehetemwasche und Tentsepeh hatten eine Fülle religiöser Titel inne und waren beide Töchter eines "Großen Häuptling der Ma". Schoschenq erbte ebenfalls diesen Titel zusammen mit den priesterlichen Würden, wie die eines Propheten des Hasaphes zu Herakleopolis, der Stadt in der die Familie Schoschenqs seit Generationen ansässig war und dort hohe weltliche und geistliche Ämter inne hatte.
Nach Manethos Überlieferung allerdings sollen die Vorfahren Schoschenqs aus Bubastis (Tell Basta,Per-Pastet „Haus der Bastet“) im 18. unterägyptischen Gau gelegen, stammen.
Innenpolitik: |
Königliche Namen des Schoschenq I. |
||
vor der Thronbesteigung: | ||
A
1. Wr
-a3n Msws ss(n)o
"Großer
Häuptling der Meschwesch, Schoschenq" |
||
A 2. Wr -a3n Msws wr n wr.w ss(n)o "Großer Häuptling der Meschwesch, Größter der Großen" Schoschenq." | ||
Horusname | kn mrj-Ra sxalf-m-nsw-r-zm3-t3w | „Horus, Starker Stier, Geliebter des Re, wenn er auszieht als König um die beiden Länder zu vereinigen“ (nach Schneider L. d. Ph.) |
Nebtiname | xaj-m–shmt j-mj–Hr–z3-3st
shtp-ntrw -m-M3at |
„Der in der
Doppelkrone erscheint wie Horus – Sohn - der – Isis, der die
Götter mit der Maat zufrieden stellt“ |
Geburtsname | ssnq-mry-Jmn | "Schoschenq, geliebt von Amun" |
Thronname | HD–xpr-Ra stp.n-Ra / stp.n-Jmn | "Mit glänzender Gestalt, ein Ré, Erwählter des Rè." |
Goldhorus | sxm-pHt
j hwj-pdt (pdwt)-9wr-
nxtw-(m)-t3w-nbw |
„Mit
mächtiger Kraft, der die neun Bogen schlägt, groß an Siegen in
allen Ländern“ |
Es entzieht sich unserer Kenntnis, in welcher
Weise Schoschenq nun letztendlich zur Macht gelangte. Eine wichtige Rolle
spielte dabei sicherlich der Rückhalt Schoschenqs bei der Armee, von der große Teile wohl hinter
dem neuen König standen. Dies und die eventuelle Kinderlosigkeit von
Psusennes II., ermöglichte Schoschenq eine anscheinend mühelose Übernahme
des ägyptisches Thrones. Merkwürdig dabei ist nur die Tatsache, dass in Theben
(Priesterannalen / Kruchten, Les annales des pretres de Karnak, 1989, 49
– 50, t.3 – Fragment 4b) Schoschenq I.
dort noch in seinem „Jahr 2“ nur als „Großer Fürst der Ma,
Scheschonq“ bezeichnet
wird und nicht als König. (siehe eventuelle Erklärung von
G. F. Broekman)
Ein Sohn König Schoschenq I. namens Osorkon wurde mit
Maakare
der Tochter König Psusennes
II. verheiratet und sicherte somit die
Thronfolge.
Obwohl Schoschenq I. zu Recht als einer der bedeutendsten Könige nach dem Ende des Neuen Reiches bezeichnet wird (vergl. Kitchen a.a.O.,287), hatte er doch wie die Könige vor ihm zunächst mit Problemen im Inneren zu kämpfen und musste sich innenpolitisch erst durchsetzen. Schoschenq I. wurde anfangs nur im Norden als neuer König anerkannt und erst ab seinem fünften Jahr im Süden akzeptiert. Erst in seinem fünften Jahr ist er in Theben als König bezeugt, vorher lediglich als "Fürst der Meschwesch (MSwS) " (vergl. Kitchen, a.a.O, 288 und das Fragment 4 der Priesterannalen aus Karnak, bei Gauthier, Livre des Rois, 309.311) Dementsprechend war der Hauptpunkt seiner Innenpolitik "die innere Konsolidierung Ägyptens", (siehe Schneider, LdP, 249) die er mit bemerkenswertem Geschick durchführte. (Quelle: Orbis Biblicus et Orientalis 170 / Israel und Ägypten in der Königszeit / Bernd Ulrich Schipper 1999)
Als Schoschenq I. an der Macht
war, führte er seinen Kindern die wichtigsten Ämter und Posten des Landes
zu.
Namlit/Nimrot (B)
wurde „Befehlshaber der ganzen Armee“
und residierte in Herakleopolis. Iuput (A),
der auch die Titel "General“
und "Vorsteher
Oberägyptens“ führte, wurde Hoherpriester des
Amun von Theben. Die Tochter Taschep-en-bastet
wurde mit dem 3. Propheten des Amun, Djed-Thut-ef-anch verheiratet. Ein
weiterer Sohn namens Osorkon
wurde als Nachfolger bestimmt. So kam es durch die geschickte Familienpolitik
Schoschenq I.. zu einer besonders
starken Bündelung der Macht, die zu einer vorübergehenden Zentralisierung
der Staatsgewalt führte. Das alles diente der Festigung seiner Macht im Inneren und
es erlaubte ihm das Erlangen der Kontrolle über ganze Ägypten,
einschließlich des nach Unabhängigkeit strebenden Thebens.
Einen Einblick in die problematische innenpolitische Situation zu Beginn seiner Regierung bietet die sog. Dachla-Stele, in der von Auseinandersetzungen mit Rebellen in der gleichnamigen Oase im fünften Jahr des Schoschenq I. berichtet wird. (Diese Stele wurde erstmals von Spiegelberg publiziert, dann von Gardiner [JEA 19, 1933, 19-30 + Taf. 5-7] gründlich bearbeitet.)
König Schoschenq I. musste "im Jahr 5"eine Strafexpedition in die Oase Dachla ( libysche Wüste) entsenden, um einen dort ausgebrochenen Aufstand (oder handelte es sich nur um räuberische Beduinenüberfälle ?) niederzuwerfen. Über die Geschehnisse erfahren wir aus der sog. „Großen Dachla–Stele“, die sich heute im Ashmolean Museum Oxford (Inv. 1894. 107a) befindet - (siehe bei D. B. Redford, dieser weist die Stele entweder König Schoschenq I. oder IV. zu).
Sog. große "Dachlastele" - heute Ashmolean Museum - Diese im Ort Mut, im Zentrum der Oase Dachla, gefundene Kalksteinstele des Seth–Priesters Nesubaste, die in das 5. Jahr, 4. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 24 (26?) Schoschenq I. (?) datiert ist, berichtet zunächst über Unruhen in der Oase, die die Entsendung einer königlichen Strafexpedition notwendig machte. (Bild: A. Gardiner in JEA 19 [1933] 19 f.) |
In der Mitte der bildlichen Darstellung befindet
sich wohl ein Altar/Kapelle (?) oder Kultgegenstand/Fetisch des Gottes
Seth. Rechts davor stehen zwei männliche Personen, wobei es sich bei
der ersten Person um den "Prinzen" und Oasengouverneur
Wayhesit handelt. Hinter ihm steht der Stelenstifter Nesubaste.
Wayhesit bietet dem Gott als Opfergabe einen Gegenstand dar, von dem
nicht genau ersichtlich ist, um was es sich dabei handelt. Der hinter
ihm stehende Nesubaste hat beide Arme im Verehrungsgestus erhoben.
Zwischen Wayhesit und dem Altar/Kapelle befindet sich ein
Opferständer mit Opfergaben.
Links des Altars/Kapelle befinden sich zwei stehende Frauen, die beide in der Hand ihres linken ausgestreckten Armes einen nicht genau zu erkennenden Gegenstand (Schale?) halten, während ihr rechter Arm im Verehrungsgestus erhoben ist. Bei der ersten Frau handelt es sich wohl um die Mutter des Nesubaste namens Henut-taui, bei der zweiten um dessen Gemahlin. Rechts unter der Darstellung Wayhesit und Nesubaste befinden sich zwei Harfe spielende Frauen. |
Geführt wurde diese Militäraktion
vom Sohn eines untergebenen Fürsten der "Meschwesch–Libyer" und
damaligen Oasengouverneur Wayhesit, der auch im oberen halbrunden Bildfeld der Stele zusammen mit dem Sethpriester
Nesubaste
dargestellt ist. Letztgenannter hat die Stele zur Erinnerung an ein für
ihn positiv ausgefallenes Orakel des Gottes
Seth gestiftet, das nach der Niederwerfung des Aufstandes im Rahmen einer Inspektion der Oasenbrunnen
durch W3jhst
(Wayhesit) befragt worden war und dabei einen umstrittenen Brunnen
dem Nesbaste oder, genauer gesagt, dessen Mutter Henut-taui zusprach. Wayhesit
regelte während seines Aufenthalts in der Oase Dachla auch Land– und
Wasserstreitigkeiten.
In der Zeile 8 befindet sich ein weiteres Datum aus
der Regierung Schoschenq I.: "Jahr 5, 4. Monat der peret-Jahreszeit,
Tag 15". Eine Katasterabschrift aus dem "Jahr 19 von König
Psusennes II.," - der hier "Großer Gott" genannt wird findet
sich in Zeile 11 der Stele (Quelle: Inschriften der Spätzeit, Karl
Jansen-Winkeln, Bd. 1).
Eine sehr fragmentarische Siegesstele aus Karnak berichtet von einem Zwischenfall an der ägyptischen Ostgrenze bei den Bitterseen, die König Schoschenq I. zu einer Aktion gegen die lokalen Beduinen veranlasste - (siehe dazu evtl. Stelenfragment Kairo 3/12/24/1).
Tanis blieb unter Schoschenq I. weiterhin die Landeshauptstadt, vielleicht zusammen mit Bubastis (nach Manetho der Wiege der Dynastie). Als Hauptpunkte seiner Regierung erscheinen die innere Konsolidierung Ägyptens, sein Feldzug nach Palästina sowie seine Bautätigkeit, besonders in Karnak. Aus der Zeit Schoschenqs I. ist zwar kein Kronprinz belegt, aber die Heirat von Prinz Osorkon mit der Prinzessin Maakare B, Tochter von König Psusennes II. aus der 21. Dynastie, legt nahe, dass dieser Prinz von Anfang an als der Thronfolger Schoschenq I. anzusehen ist.
Außenpolitik: |
Etwa zwei Jahre vor seinem Tod führte Schoschenq I. im Frühjahr oder Sommer 926 v. Chr. jenen Feldzug, bei dem Schoschenq I. als "Schischak" im Alten Testament im Zusammenhang mit Rehabeams fünften Regierungsjahr erwähnt wird. Das Alte Testament berichtet an zwei Textstellen über den Schoschenq-Feldzug. ( 1 Kön 14,25-28 und 2 Chr 12,2-13) siehe dazu den Palästinafeldzug
Mit
seinem Feldzug konnte König Schoschenq I. allerdings keine dauerhafte ägyptische
Herrschaft über Kanaan etablieren.
Zweifel an einem Synchronismus: (siehe Wolfgang Helck in GM 56)
Die Ausgangslage ist die, dass man
davon ausgeht ,das die Sitzstatue Schoschenqs I., von der 1894 in Byblos ein
Fragment gefunden wurde, vom ägyptischen König an den König Abi-Baal von
Byblos geschickt wurde (genauso wie diejenige seines Sohnes Osorkon I. -
ebenfalls hier gefunden, heute im Museum in Beirut). Es
handelt sich um eine Sitzstatue König Schoschenqs I., (heute im Museum von
Beirut) dessen Thron- und Geburtsname an den Seiten des Thrones zu sehen ist.
Darum herum schlängelt sich eine Weiheinschrift in phönizischen
Schriftzeichen des Lokalkönigs Abi-Baal.
Thron- u.
Geburtsname Schoschenqs I. auf Sitzstatue aus Byblos (Umzeichnung: P. Montet, Byblos et i´Egypte, Paris 1928) |
Gewöhnlich schließt man daraus die Gleichzeitigkeit von Abi-Baal und Schoschenq I. und sieht sogar in dieser Statue ein Geschenk des ägyptischen Königs an den byblitischen Fürsten. Aus der Inschrift des Abibaal ergibt sich jedoch deutlich ein anderer Sachverhalt. Der Text besagt, dass das Geschenk aus Ägypten für den Tempel der Baalat–Gebel von König Abi-Baal selbst dargebracht wurde.
„ [Statue, das herauf] brachte Abi-Baal, der König [von Byblos, Sohn des ................. , König von] Byblos, von Ägypten (her) für die Herr[in von Byblos , seine Herrin] “. |
Abi-Baal hat also
die Königsstatue „aus Ägypten geholt“, d. h. bezogen, was
eindeutig auf einen Statuenhandel
hinweist.
Es gäbe noch eine andere Interpretationsmöglichkeit,
dass Abi-Baal die Statue als Geschenk anlässlich eines Besuches in Ägypten
am Hof von Königs Schoschenq I. erhielt und sie bei seiner Rückkehr nach
Byblos im Heiligtum der Gottheit zur Steigerung seines Prestiges aufstellen
ließ.
Abi-Baal hat sie dann als Stiftung und Schmuck in dem Tempel der Hauptgöttin von Byblos aufgestellt, wobei die Weiheformel die gleiche ist, die der Fürst Sipit-Baal benutze, als er in diesem Tempel eine Mauer errichtete. Das zeigt, dass der Mauerbau und die Statuenaufstellung gleichwertig betrachtet wurden: als Verschönerung des Tempels. Weder hat also der byblitische Fürst die ägyptische Königsstatue zu seinem eigenen Bild unfunktioniert noch hat sie der ägyptische König nach Byblos geweiht; er hätte sich wohl die phönizische Inschrift auf seinem Bild verbeten. Da aber auch wenig wahrscheinlich ist, dass man Statuen des noch regierenden Königs aus Ägypten verhandelt hat, sondern nur die der verflossener Herrscher, können die beiden Statuen – Schoschenq I. und Osorkon I. – auch nicht für die zeitliche Festlegung von Abi-Baal und Eli-Bal benutzt werden.
Gibt es aber doch eine Übereinstimmung, ergäbe sich folgendes Bild:
Abi-Baal | Schoschenq I. |
Jehimilk | Schoschenq I. / Osorkon I: |
Eli-Baal | Osorkon I. |
Schipit-Baal |
Königssöhne Namlit und Iupet (I.) |
Prinz Namlit/Nimlot B |
Namlit (I.)/Nimlot (B) (Nmlt) war ein Sohn Schoschenqs I. und dessen Gemahlin Pentreschnes / Patareschnes (P3-t3-rsw-n.s) („Das Land freut sich über sie“). Das Museum Berlin besitzt von ihr einige Uschebtis und eine Vase die ihren Namen trägt. Nach K. Kitchen herrsche Namlit um 940 als Militärkommandant im mittelägyptischen Herakleopolis über eine von Schoschenq I. begründete Sekundoginitur (von lat. secundus „folgend, zweiter“ und genitus „geboren“ und bedeutet die vom Zweitgeborenen oder einem weiteren Nachgeborenen eines adeligen Hauses begründete Nebenlinie) des libyschen Königshauses und trug den Titel: "General von Herakleopolis, Befehlshaber des ganzen Heeres, Großer Anführer der Ausländer", dazu noch „zA njswt Raw-msj-sw“ ("Königssohn des Ramses"). Prinz Nimlot/Namlit (I.) und dessen Nachfolger im Amt gehörten zu jenen fürstlichen Personen, die sich gern als Nachfahren der Ramessiden ausgaben.
Interessant ist die Stellung des „Königsohnes und Generals“ Namlit/Nimlot, der den Namen seines Großvaters trug, im Verhältnis zu Theben. Als Herr der "Sekundogenitur Herakleopolis" wird er in der Stiftungsurkunde meist kurz als „der Große ( a3 ) und General von Herakleopolis“ bezeichnet. Wahrscheinlich war er, obwohl dies im Text nicht ausdrücklich gesagt ist, zugleich Hoherpriester des Harsaphes und wie die ehemaligen Gaufürsten der Feudalzeit „Prophetenvorsteher“ aller örtlichen Kulte.
Die Gemahlin Namlits war die „Königstochter des Großfürsten der Ma“ und „Harims Oberste des Harsaphes“ namens Esemachbit. Dieser Königssohn Namlit aus Herakleopolis dürfte mit einem auch von unterägyptischen Denkmälern bekannten Namalit/Namlit, dessen Mutter als „Tochter eines Großfürsten der Ma(schwesch) und „Königstochter“ bezeichnet wird, identisch sein. Dieser trug im Stil der Tanitenzeit den Rang eines „Königssohnes des Ramses“ und nennt sich als Militärführer „Anführer des gesamten Heeres“. In Herakleopolis richtete Namlit nach dem Zeugnis eines „Altars“ König Schoschenq I. das tägliche Stieropfer für den Gott Harsaphes wieder ein (Altar: Kairo JdE 39410 – gestiftet im Namen König Schoschenq I.).
Eine lange Inschrift darauf besagt, dass Namlit, der neben seinem militärischen Rang wohl auch Hoherpriester des Harsaphes war, seinem Vater berichtete, dass der Tempel des Harsaphes (altägyptisch: Herischef) um seine regelmäßigen Zuwendungen an Stieren (wohl eine Rind pro Tag) gebracht worden sei. Er selbst sei bereit 60 Stiere aus eigener Tasche zu stiften, die Städte, Dörfer und Beamte des Gaues müssten aber die übrigen beschaffen. Sein königlicher Vater erließ deshalb ein entsprechendes Dekret, wobei er beiläufig Namlits/Nimrods Wohltätigkeit lobte, die seiner eigenen gleichkomme. Von ihm stammen wahrscheinlich die Fragmente einer naophoren Statue aus Tell el-Moqdam (Leontopolis) im Delta, die den Namen "Nemarot" tragen, der als Sohnes König Schoschenqs I. bezeichnet wird – heute im Museum Kairo JdE 37966.
In der Inschrift der Statue wird
Nemarot/Namlit als: „Befehlshaber des ganzen Heeres “(H3wt j n mS Drw), den großen Fürsten (wr a3 [ ..... ] Nemarot, m3a-xrw, den Königssohn des Herrn der beiden Länder und jrj- jxt Schoschenq, geliebt von Amun, seine Mutter ist die Königstochter des [ ....... ]. Der Name seiner Mutter ist auf der Statue nur teilweise erhalten, zu lesen ist noch: „s3t–njswt n wra3 n M(?) P3–[ .... ],“ - der Rest ist verloren. |
Ein Würfelhocker des Namlit (Herkunft evtl. Heliopolis) befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum Wien (Inv. – Nr. ÄS 5791) Er ist aus Basalt gefertigt und ist 77,5cm hoch; 35cm breit und 35,5cm tief. Der Würfelhocker wurde 1878 mit der Sammlung Miramar übernommen.
Würfelhocker des Prinzen Namlit/Nimlot - heute Kunsthistorische Museum Wien (Inv.-Nr. ÄS 5791) - Die Hockerstatue zeigt einen hockenden Mann, der in ein enges, knöchellanges Gewand gehüllt ist, unter dem sich die bis an den Leib hochgezogenen Beine deutlich abzeichnen. Beide Arme sind über die Knie gelegt. In der linken Hand hält er ein Lattichbüschel. Die einst schwarz bemalten Augen wirken heute geschlossen, zeigen aber noch Reste von Farbspuren. Die großen tiefliegenden Augen stechen unter der hohen, fliehenden Stirn ebenso hervor, wie der breite, von wulstigen Lippen gebildete Mund mit leicht herabgebogenen Mundwinkeln. Eine glatte, stark abgeflachte Perücke umrandet das rundliche Gesicht des Prinzen Namlits und lässt nur noch die Ohrläppchen unbedeckt. Die Füße der Hockerstatue sind heute nicht mehr vorhanden. Die vier Seiten der Hockerfigur sind fast völlig mit
Inschriften und den Darstellungen von Göttern bedeckt (vorne Amun-Re,
rechts Re-Harachte und links Ptah) |
Auf der Vorderseite des Würfelhockers ist links eine Darstellung des mit der hohen Federkrone versehenen Gottes Amun-Re in den Stein gemeißelt, rechts von ihm sind acht waagerechte Inschriftenzeilen eingeschrieben. Diese haben folgenden Text beinhaltet:
(Literatur und Abbild nach K. Mysliwiec, Roqal Portraiture of the Dynasties XXI-XXX; E. Rogge, CAA Wien, Statuen des Neuen Reiches und der III. ZZ. CAA Wien, Lief. 6, 1990, S. 6, 150-163) |
Die Inschriften sagen uns u. a. auch etwas über die Person und den Namen des Namlits/Nimlot: Hierin wird berichtet, dass Namlit einer der Söhne König Schoschenqs I. war und als oberster Befehlshaber, der für die Sicherheit im Lande, aber auch für die Beibehaltung der Macht in seiner Familiendynastie, verantwortlich war. |
Auf der linken Seite der Hockerstatue wird eine Darstellung des Gottes Ptah gezeigt, der mumienförmig in enganliegendem Gewand in der für ihn typischen Darstellungsform wiedergegeben wird. Auf der rechten Seite ist der Gott Re-Harachte dargestellt. In den an beide Götter gerichteten Gebeten und Bitten sollen Namlit/Nimlot und seinem Namen "bis in alle Ewigkeit in seiner Wohnstätte und seine Erben auf seinen Platz dauern lassen, während für seinen Ka geopfert wird"
Es ist anzunehmen, dass dieser Würfelhocker einst in einem Tempel von Heliopolis, aufgestellt war. Auffallend an den Gebeten auf der Hockerstatue sind die originellen Formulierungen, die auf eine starke persönliche Anteilnahme des Stifters schließen lassen. So bittet er:
"Amun-Re und Atum mögen
gewähren ein Wandeln im Wüstenland der (Göttin) Tefnut; mögen ich im
Tempel umhergehen, um (Atum) zu verehren, möge er Blumengebinde
empfangen, nachdem ich dem an dieser Stelle Befindlichen seinen Lobpreis
gesagt habe; möge mich der Herr der Neunheit den Götterbildern
zuweisen, die an der Richtstätte (eine besondere Stelle im
Heiligtum) stehen..........Mögen mir von den Herren des Isched-Baumes
(von den Göttern von Heliopolis) so viele Jahre gegeben werden, wie
(er) Blätter (hat)...." (Übersetzung: Prof. Dr. Helmut Satzinger) |
Das Britische Museum besitzt zwei
Armbänder EA
14594 5 die eventuell aus Sais
stammen. Sie bestehen aus Gold, Lapislazuli und Glasfluss, ihre Höhe
beträgt Höhe 4,2cm.
Goldmanschetten-Armband von
Prinz Nimlot/Namlit Fundort: wohl San el Hagar (Tanis) (?) (Quelle: Brit.
Museum) Das Motiv des Armbands ist ein hockendes nacktes Kind auf einer Lotusblüte, es trägt die Jugendlocke an der Seite und dem Uräus an der Stirn, der Zeigefinger der linken Hand steckt im Mund, in der rechten Hand hält es den Heqastab. Die Göttlichkeit des Kindes wird durch die Sonnenscheibe mit Mondsichel und dem Uräus auf dem Kopf betont, wobei die Gottheit, welche hier symbolisiert wird, höchstwahrscheinlich Harpokrates ist. Die göttlichen Symbole werden durch zwei herabhängende Uräen bewacht. Vermutlich repräsentieren sie die Schutzgöttinnen von Ober- und Unterägypten, welche in der ägyptischen Mythologie mit einem geordneten Universum gleichgesetzt werden. Der blaue Lotos, auf dem die das Götterkind hockt, stellt das Symbol der Schöpfung aus dem Urmeer (Nun) dar. Die plastische Darstellung des Götterkindes und der Uräen besteht aus Gold, die Freiräume dazwischen waren einst mit Lapislazuli eingelegt - der aber heute zum größten Teil verloren ist. Links und rechts wird
die Darstellung durch eine Stableiste begrenzt. Der Rest der Armbänder
zeigt ein Muster aus abwechseln blauen (Lapislazuli) und goldenen
pfeilspitzenförmigen Motiven. Das dekorierte Teil der Armreifen konnte
mittels eines Scharniers aufgeklappt werden und mit Hilfe einer
Goldstifte geschlossen werden. Beide Armreifen tragen auf der Innenseite des schmalen Stegs eine Inschrift. |
©
Trustees of the British Museum Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0 Bracelet Order Nr.: F1-00084524 |
Prinz Iupet (I.): |
Schoschenq I. betrieb anscheinend eine gezielte Personalpolitik, um auch die Thebais wieder unter seine Kontrolle zu bringen und ihre Unabhängigkeit einzuschränken, indem er das vakante Amt des Hohenpriesters des Amun um 936 v. Chr. mit seinem zweiten Sohn Iupet (I.)/Jwpwt [Iupet/Iputi/Iwapti) besetzte. Eine Nilstandsmarke (No. 1) an der Kaimauer des Amun-Tempels zu Karnak nennt das 6. Regierungsjahr Schoschenq I. Auch das Amt des 2., 3. und 4. Amunpriesters zu Theben wurde mit Vertrauensleute des Königs besetzt. Außerdem wurden jetzt Würdenträger des Hofes zu den höchsten Tempelämtern zugelassen. Für die Zukunft wurde es zur Regel, dass das Amt des Hohenpriesters des Amun mit dem zweitgeborenen Königssohn besetzt wurde.
Iupet (944–924) Hoherpriester des Amuns in Theben, heiratete hier in die dort etablierte Amunpriesterschaft ein, indem er Schepenese, die Tochter des 4. Propheten des Amun Nacht-ef-mut ehelichte. Eine Tochter aus dieser Verbindung namens Neschonspicherod /Neschonsupahered (Ns-#nsw-p3-hrd) heiratete wiederum einen vierten Propheten des Amun namens Djedchonsefanch (I.)
Iupet trug den Titel eines
„Generals“ und „Armeeführers“
sowie „Oberkommandierender von Oberägypten und
Anführer" und auf Zeugnissen aus seiner
späteren Zeit den Titel eines "Vorstehers Oberägyptens“.
Sein
Machtbereich erstreckte sich nach Norden bis zu der Festung El-Hibe, wo sich
auch sein Name fand. Iupet ließ sich in einem Grab im Bereich des Ramesseums
bestatten, außerdem besaß er wie sein Großvater Namilt A. /Nemrut ein
Kenotaph (Totenkapelle) in Abydos.
Er bekleidete das Amt des Hohepriesters des Amun ziemlich lange. Belegt sind
das 10./11. und das 21. Jahr seines Vaters Schoschenq I. (siehe Silsilestele).
Vielleicht erlebte er sogar noch die ersten Jahres seines Bruders Osorkon
I. auf dem Thron. Iupet führte im Namen seines
Vaters König Schoschenq I. im Tempel von Karnak Bauvorhaben durch.
Aus Sandsteinblöcken wurde
zwischen 2. Pylon und dem kleinen Tempel König Ramses III. die sog.
Bubastidenhalle (oder Bubastidentor) errichtet. Iupet ist hier mehrfach hinter
seinem Vater König Schoschenq I.
als Hoherpriester des Amun dargestellt. Inschriften
hier nennen das „Erste Mal und Wiederholung des
Hebsed–Festes“. Unter den Darstellungen am
Bubastidentor befinden sich mehrere Reliefdarstellungen, die sich
ausdrücklich auf das Sedfest König Schoschenq I. beziehen. An
der Stirnseite des Portals zeigt eine Szene den König, wie er von einer Götteramme
gesäugt wird. Diese wird entweder als „Hathor zu Gast in Theben“ oder
gleichbedeutend als „Mut, Herrin des Himmels, Herrin der Götter"
bezeichnet. Dabei assistiert Iupet als Hoherpriester des Amun.
Schoschenq I. in Begleitung von Iupet Bubastidentor Nordseite - Porter & Moss 130/Register I. |
Schoschenq
1 in Begleitung von Iupet (P&M 131) Bubastidentor Nordseite, westl. Pilaster, nördliche Seite |
Schoschenq I. erhält
unendlich "heb-sed", Leben, Dauer, von Amun–Re,
hinter ihm befindet sich sein Sohn Iuput in seiner Eigenschaft als
Hoherpriester des Amun. |
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(Bildausschnitt: Elvira Kronlob) |
(Bild: Elvira Kronlob) |
Familie: |
Karomama A |
Gemahlin König Schoschenqs I. Mutter König Osorkons I. |
Einzig bekannt von der berühmten Stele Pasenhors B |
Penreshnes |
Gemahlin König Schoschenqs I. Mutter von Namlit/Nimlot B |
Genannt auf der Statue ihres Sohnes in Wien |
Iuput A |
Sohn von König Schoschenq I. - Mutter unbekannt - |
Titel: sA-nsw
(sa–nesu)
„Königssohn“ Hm-nTr tpy n Imn hem–netjer epy en Amun) „Hoherpriester des Amun zu imy-ra mSa wr (imy–ra mesha wer) "Generalissimus” |
Er bekleidete das Amt des
Hohenpriesters des Amun unter der Regierung seines Vater und noch während
der Regierung seines Bruders Osorkon I. Er tritt zum erstenmal im Jahr
10. seines Vaters auf den Bandagen der Mumie von Djedptahiufankh A (des
3. Propheten des Amun – aus TT 320) in Erscheinung. Er wird auch in der großen Felsstele des Jahres 21. Schoschenqs I. (Stele Nr. 100) in Gebel el–Silisilah genannt. Außerdem ist er am sog. Bubastiden-Portal im Tempel des Amun zu Karnak dargestellt, und wird auf einer ebenfalls aus Karnak stammenden Stele genannt. Wie sein Großvater Namilt/Namlit/Nemrut , besaß er eine Totenkapelle (ein Kenotaph) in Abydos. |
Namlit/Nimlot B |
Sohn König Schoschenqs I. und Penreshnes |
Titel: sA-nsw (sa–nesu) „Königssohn“ Imy-r mSa (imy–ro mesha) “General” Hawty (hawty) “Armeekommandant” |
Er übte sein Amt als Armeekommandant von Herakleopolis aus, hier fand sich ein Altar und eine Stele auf der er genannt ist – heute in Kairo. Der untere Teil einer Statue von ihm fand sich in Tell Moqdam. Sie befindet sich heute ebenfalls in Kairo. Eine weiter Statue, die ihn darstellt, stammt wahrscheinlich aus Heliopolis und befindet sich jetzt in Wien. |
Tashepenbast |
Tochter König Schoschenq I. |
Titel: sAt-nsw (sat–nesu) „Königstochter“ |
Genannt auf einer Statue ihres Enkels, die in Karnak gefunden wurde. Sie heiratete den aus einer Militärfamilie stammenden Djed–Thut–ef–anch A, den 3. Propheten des Amun von Theben. |
Osorkon | |
Sohn von König Schoschenq I. und Karoma (nicht gesichert) | |
Titel: sA-nsw (sa–nesu) „Königssohn“ | |
Gemahlin: Maatkare B, Tasched-chons, evtl. Shepensopdet | |
Der Sohn und Nachfolger König Schoschenq I. , Osorkon I. war mit der Prinzessin M3a. t-k3 -Ra / Makare / Maatkare (B) verheiratet, die allen Anschein nach eine Tochter des letzten Königs der 21. Dynastie Psusennes II. war. |
Belege mit dem Namen Schoschenqs |
Im Begräbnis König Schoschenq II. zu Tanis fanden sich ein Pektoral und zwei Armreifen König Schoschenq I., die diesem wohl als Familienerbstücke mit ins Grab gegeben worden sind.
Brustschmuck mit Sonnenbarke - Pektoral in Zelltechnik gefertigt - Grabung Pierre Montet 1939 Material: Gold, Lapislazuli, Türkis, Karneol
|
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Bild:
Pectoral
Exposition Osiris, Inst. du Monde A. User: Jean-Pierre Dalbéra, Flickr-Album 7.11.2015 Lizenz: CC BY 2.0 |
Dieses Pektoral, das im Grab von Schoschenq II.
gefunden wurde, gehörte König Schoschenq I., dem Sohn des Namilt/Nimlot
A und dessen Gemahlin Tanetsepeh, was durch die Inschriften in der
linken und rechten Ecke der Sonnenbarke im Pektoral bezeugt wird. Es
wurde angefertigt, als Schoschenq I. noch "Oberkommandierender der Meschwesch" war.
Evtl.
ist dieses Pektoral später in das Erbe Schoschonqs II. übergegangen
sein. Dieser im Grab Schoschenq II. gefundene Brustschmuck stellt die
Sonnenbarke dar, die unter dem Schutz der Hathor und der Maat über
das Urmeer fährt.
In der Barke befinden sich die Göttinnen Isis und Maat, die mit ihren Flügelarmen die Sonnenscheibe schützen. Die große Sonnenscheibe besteht aus Lapislazuli. Darin eingeschnitten als Flachrelief sieht man den thronenden Amun–Re–Harachte, vor dem die Göttin Maat steht. Links und rechts als seitlicher Abschluss des Pektorals, befindet sich je einmal die Wappenpflanze von Ober– und Unterägypten. Schoschenq I. dürfte dieses Schmuckstück zu Lebzeiten getragen haben. Gebrauchsspuren sind unverkennbar, so fehlt je eine Lotosblüte und Lotosknospe vom unteren Rand der Pektorals, sie müssen bereits vor der Bestattung König Schoschenqs I. verloren gegangen sein. Die Inschrift lautet:
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Armreifen aus dem Besitz Schoschenqs I. heute: in Kairo 72184 A + B - In feinster Einlegearbeit hat der Künstler eine großartige Komposition geschaffen, die durch die Klarheit ihrer Zeichnung und ihrer Farben besticht. Die leicht konisch zulaufenden Reifen aus dickem Goldblech, wurden in zwei ungleichen Teilen gefertigt, die mit Scharnieren verbunden sind. Die Außenseiten umziehen im Wechsel senkrechte Goldstreifen und Einlagen aus Lapislazuli. In die goldene Innenseite der Reife, dem Udjat–Auge gegenüber, ist die Besitzerinschrift von König Schoschenq I. eingraviert.
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Bild: mit freundl. Genehmigung Heidi
Kontkanen, Finnland |
Im Jahre 11. König Schoschenq I. wurde noch einmal die königliche Cachette DB 320 für die Beisetzung des zweiten Propheten des Amun Djedptahef-anch geöffnet Bei diesem handelt es sich um den Schwiegersohn des Hohenpriesters des Amun Pinudjem II. Auf den Leinenbinden seiner Mumie befinden sich Inschriften. Der Haupttext gib auch an, zu welchem Zeitpunkt diese Leinenbinden hergestellt worden sind:
„Königliches Leinen, das der König von Ober – und Unterägypten, Herrscher beider Länder, Hedjcheperre, Sohn des Re, Herr der Erscheinungen, Schoschenq merjamun für seinen Vater Amun (im) Jahre 10 machte“. |
Auf einem zweiten Schildchen war ein 11. Jahr
vermerkt, mit Sicherheit vom gleichen König. Eine weitere
Stoffstiftung
(TIP, § 374 (30) Jansen–Winkeln,
GM 157/1997):
„mnxt
(spst)
jrj.n (Ssnq)|
n
jt j.f Jmn
m rnpt-zp
5 “ = Jahr 5 von König Schoschenq I. |
Siegelabrollung Scheschonq I. (?) aus dem Stadtgebiet von Elephantine. Eine Identifizierung mit Schoschenq III. in MDAIK ist offenkundig falsch.
Von Schoschenq I..
sind zahlreiche Skarabäen gefunden worden,
die mit seinem Namen beschriftet sind.
- Skarabäen (Kartuschen
nebeneinander) – Beispiele aus einigen Sammlungen:
Im Fitzwilliam Museum zu Cambridge befindet sich ein Relief welches König Schoschenq I. als Sphinx zeigt mit einer Kompositionskrone auf dem Haupt und dem Zeichen sm3-t3wj (Vereinigung der beiden Länder)
Bei Kitchen (KRI IV, 43.5) ist nur die Merenptah-zeitliche Beschriftung der Brust- und Schulterpartie wiedergegeben, da die Inschrift der Fussplatte auf Schoschenq I. zurückgeht und damit aus dem chronologischen Rahmen von Kitchen herausfällt.) |
Umzeichnung auf Sockel
rechts – nach Petrie |
Umzeichnung auf Sockel
links – nach Petrie |
Karl Jansen-Winkeln: Inschriften der Spätzeit,
Teil II. - Harrassowitz-Verlag:
- Sphinx Paris Louvre A 23 mit Usurpationsvermerken Schoschenq I. PM IV,
15: Petrie Tanis, I, pl. II. (14 A-B)
Eine weitere Sphinx mit Usurpationsvermerk Schoschenq
I. befindet sich im Museum Kairo (JE 37478 + CG
639), PM IV, 15; Petrie, Tanis I, pl. II. 15 (C); Fay, op. cit., 24-6; pl.
51-2;
auf Sockel links:
Ein aus Saft el–Henna stammender Block
(Unpubliziert): Dieser könnte eine Nennung des späteren König Osorkon I. als
Prinzen beinhalten. Wünsche für einen Hm–nTr
n Spdw
nb jAbt - "fils
de Shesponq et de Karoma".
Im Neuen Museum Berlin befindet sich ein Fayenceziegel (ÄS 19717) evtl. Gründungsbeigabe ?
Chronologie: |
Bezeugt sind das 2-5-6-10-11-13 und 21 Regierungsjahr König Schoschenq I..
Beckerath:
(1997)
Höchstes belegtes Regierungsjahr König
Schoschenq I. „Jahr 21, 2 smw“
– Inschrift aus Gebel Silsila.
Theben „Priesterannalen“
von Karnak, Nr. 4.
Hier
wird Schoschenq/Scheschonq noch in seinem „Jahr
2., 3 Monat der achet, Tag 17
“ nur als „Großer
Fürst der Ma, Scheschonk “ bezeichnet.
Beckerath:
Göttinger Miszellen (GM)
181 / 2001
Für den Herrschaftsantritt Schoschenq I. kommen nur die Jahre 946 / 945 in
Frage. Frühere Ansätze sind ausgeschlossen, spätere geschichtlich
unwahrscheinlich.
Beckerath: Hildesheimer
Ägyptologische Beiträge (HAB) 39:
Jahr 20/21
= Jahr 5 von König Rehobeam = Jahr 926 bis 925.
Thronbesteigung dann 946/954/944.
Das Ende der 21. Dynastie und somit der Regierungsbeginn König Schoschenqs I. kann mit Sicherheit zwischen 948/47 und 942/41 angesetzt werden. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht für das Jahr 945; jeder Ansatz vor 948 und jeder nach 941 ist bei unserer augenblicklichen Quellenlage ausgeschlossen. Danach liegt das Todesjahr des Königs zwischen den Jahren 927/26 und 921/20, am wahrscheinlichsten ist das Jahr 924. Manetho gibt dem König, den er Sesonchis nennt abgerundet 21 Jahre, wahrscheinlich starb er in seinem 22. Regierungsjahr.
Manetho
Africanus
- Sesonchis, 21
Jahre
Eusebius
- Sesonchosis, 21 Jahre
Diodor berichtet über Schoschenq I., den er Sesoosis nennt, dass dieser die beiden Klassen der Hermotybier (ein Teil der ägyptischen Kriegerkaste, die nach Herodot nur das Kriegshandwerk und keine anderen Gewerke betrieben) und Kalasirier (diese Gruppe ist etymologisch umstritten: siehe dazu Reinh. Bichler: Herodot - der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder u. Völker, S. 156, Anm. 48) im ägyptischen Heer eingeführt habe – siehe Herodot Buch II. 164 – 166. Warum Manetho mit ihm eine neue Dynastie beginnen lässt ist, ungewiss. Die Herrschaft der Libyer begann bereits mit der 21. Dynastie. Da Manetho die 21. Dynastie mit der Stadt Tanis und die 22. mit Bubastis verbindet, war für ihn oder seine Quellen vielleicht der neue Residenzort Bubastis ausschlaggebend. Tatsächlich ist die 21. Dynastie in Bubastis überhaupt nicht bezeugt, erst mit der 22. Dynastie gewinnt die Stadt große Bedeutung.
Namen Schoschenq I. in den verschiedenen Kulturen: | ||
Ägyptisch: | ^ASAno
/ ^Sno /
^ASSo / ^So (auf Skarabäen meist nur ^(A)S(A) / ^S ) |
|
Altes Testament | Schischak oder Sisak | |
Hebräisch | Schischak oder Schuschak | |
Keilschriftlich | Susinqu | |
Arkkadisch | Susinku | |
Griechisch | ||
Assyrisch | Susinqus / Schuschinqu |
Begräbnis: |
Wo sich die Grabanlage König Schoschenqs I. befand ist bis heute nicht geklärt, Bubastis aber auch Tanis kämen in Frage. Es ist jedoch mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass sie sich innerhalb eines ummauerten Tempelbezirks befand.
Bei dem einzigste Stück das bis heute von der königlichen Grabausstattung Schoschenq I. ans Licht gekommen ist, handelt es sich um den Kanopenkasten des Königs. Er wurde 1891 von dem reichen Kaufmann Julius Isaac dem Berliner Museum geschenkt, ohne jegliche Hintergrund Information dazu. Erworben wurde er angeblich in Theben, was aber eher unwahrscheinlich ist.
Ansichten
der 4 Seiten des Kanopenkastens Aufbewahrungsort: Berlin - Inv. Nr. 11000 |
|
Objekt:
Eingeweidekasten Schoschenq I. Fundort: vermutlich Tanis erworben: angeblich in Theben (siehe oben) Material: Kalzit (Alabaster) Maße: Höhe ohne Deckel 53 cm Höhe mit Deckel 70,5 cm; Seitenlänge: 58 x 54,5 cm Deckel: 17,5 cm |
(alle Bilder des Kanopenkasten Berlin Inv.-Nr. 11000 Copyright: Frau Gitta Warnemünde, Berlin)
Kanopenkasten Schoschenq - Berlin Inv.-Nr.
11000 |
Kanopenkasten Schoschenq - Berlin Inv.-Nr.
11000 - rechte Seitenansicht - Skizze oben Nr. 4 - (Bild: mit freundl. Genehmigung Gitta Warnemünde) |
Kanopenkasten Schoschenq - Berlin Inv.-Nr.
11000 |
Kanopenkasten Schoschenq - Berlin Inv.-Nr.
11000 - linke Seitenansicht - Skizze oben Nr. 2 - (Bild: mit freundl. Genehmigung Gitta Warnemünde) |
Der Kanopenkasten besteht aus einem Kasten, in dessen Inneren vier runde Höhlungen eingetieft sind, um die vier Mumienpäckchen mit den Eingeweiden direkt aufzunehmen und einem Deckel. Der Kanopenkasten hat die Form einer kleinen Götterkapelle. Rundstab und Hohlkehle bilden das Gesims unter dem nach vorn ansteigenden Kapellendach. Auf der Oberfläche des Daches sieht man den Horusfalken (Geier ?). Der Kopf war plastisch separat ebenfalls aus Alabaster gearbeitet und in den Deckel mit Hilfe eines Zapfens eingefügt. Leider ist der Kopf heute verloren, jedoch der abgebrochene Zapfen und ein bronzener Haltestift sind noch im Dübelloch erhalten.
Seitlich an der Dachschräge ringelt sich die „Mehen–Schlange“, das heißt „der Ringler“. Nach Darstellungen des Amduat umgibt sie schützend den Sonnengott auf seiner Fahrt durch die Unterwelt. Die in Flachrelief ausgeführten Darstellungen auf den Seiten des Kastens weisen von Seite zu Seite deutliche Qualitäts-Unterschiede auf.
Inschriften
auf der Frontseite des Kanopenkasten in Form der königlichen Namen in Kartuschen und mit Segenswünschen.
Umzeichnung der Inschrift auf der Vorderfront |
(siehe auch Karl
Jansen–Winkeln / Inschriften der Spätzeit Teil II.:
An der Frontseite, an der sich die einzigste Inschrift in Form der königlichen Titulatur und Namen mit Segenswünschen befindet, ist die Ausführung am besten. Außerdem sind hier die Göttinnen Isis und Nephthys als die Hauptakteure an der Klage an der Bahre des toten Königs dargestellt. Ein Motiv, das seit dem Ausgang des Neuen Reiches immer häufiger auf den Totenausstattungen zu sehen ist. Der Flügel der Göttin Isis überschneidet auf allen vier Seiten den der Göttin Nephthys. Der Kasten weist selbst vier Aushöhlungen von 15 cm Durchmesser bei einer Tiefe von 37cm auf. Wahrscheinlich befanden sich in diesen Aushöhlungen kleine Kanopensärge aus Edelmetall, wie die aus der Bestattung Schoschenqs. (II.)
Von Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass im Grab Schoschenqs III. in Tanis die Fragmente von zwei Kanopenkrüge gefundenen wurden, welche die Namen und Titel eines Königs Hedjcheperre-setepenre "Schoschenq-sibast merjamun-neterhekaiunu" trugen. Diese Kanopenkrüge sind aber zu groß um in die Aussparungen des in Berlin aufbewahrten Kastens zu passen. Sie müssen folglich zu einer anderen Bestattung gehören, deshalb schlägt Dr. Aidan Dodson vor (englischer Ägyptologe) hierin das Begräbnis von Schoschenq "Quartus" zu sehen.
Deckel des Kanopenkasten Berlin Der Deckel zeigt anscheinend einen Geier (?) mit ausgebreiteten Flügeln. An der Stelle, wo eigentlich der Kopf des Vogels beginnen sollte (für den aber eigentlich kein Platz ist) befindet sich ein runder Kreis. Evtl. befand sich hier u. E. nach ein rundplastischer Kopf eines Vogels). |
Königliche Beamte: |
Haremsaf: |
Der Oberkommandierende des Heeres und Hohenpriester des Amun Iupet I. (Iputj), Sohn König Schoschenq I. schickte den Gottesvater des Amun und Bauleiter Haremsaf (!r.w–m–sA.f ) nebst dessen Sohn Paheqa-nefer in die Steinbrüche im Gebiet von Gebel el Silislah, um dort ein neues Abbaugebiet zu erschließen und hochwertigen Sandstein zu brechen. Der Oberbauleiter Haremsaf ist es auch, der im Namen seines Königs und des Hohenpriesters des Amun Iupet eine Felsstele in den Sandsteinbrüchen des Gebel el-Silisilah am Westufer des Nils gelegen anbringen ließ. ( /Felsstele Nr. 100 Caminos, JEA 38). Sie liegt etwa 100 m südlich des Speos von Iwpwt I. /Iuput. Datiert ist sie in das 21. Jahr König Schoschenq I. („Jahr 21. 2 Monat der Schemu “ – Januar 924 ?) Auf dieser Stele wird von umfassenden Bauplänen für den Karnaktempel berichtet, welche der Initiative des Iuput und seinem Oberbaumeisters Haremsaf/Horemsaf anvertraut waren.
Scheq1/Kb 001:
Felsstele Nr. 100: „Regierungsjahr 21,
II. Schemu. An diesem Tag: Seine Majestät war im Inneren von Pr–As.t–pA–kA–aA–Ra.w-!r.w–Ax.t
j. Seine Majestät befahl, den Gottesvater des Amun, des Königs
der Götter, Hrj–sStA
des pr des Re
– Harachte und Vorsteher der Arbeiten der |
Nesanchef-maat |
Der vierte Prophet des Amun zu
Karnak namens Nesanchefmaat
hatte das Amt von seinem Vater Nesi übernommen. Von Nesanef-maat ist eine
Uschebti-Figur aus blaugrauer Fayence mit schwarzaufgemalten Details (Höhe
13,3 cm; Breite 4,2 cm) erhalten, die ihn als Uschebtiaufseher in der Tracht
der Lebenden mit einem knöchellangen Schurz darstellt. Die Herkunft dieser
Figur ist unbekannt. Der rechte Arm liegt
nach unten gestreckt am Körper an, der linke ist angewinkelt, die Hand hält
eine Geisel. Die senkrechte in schwarzer
Farbe aufgemalte Inschrift besagt „Gehört dem
Osiris Nesanchefmaat“. (Veröffentlicht:
Hermann A. Schlögl / Christa Meves-Schlögl: Uschebti, Arbeiter im
ägyptischen Totenreich, Wiesbaden 1993,
S. 32 Nr. 11.)
Djedptahjuefanch |
Djedptahjuefanch trug unter Schoschenq I. den Titel eines "zweiten (oder dritten/oder beides) Propheten des Amun" und war außerdem Distriktkommandant (aA-n-qaHt) mit dem Rang eines "Königssohnes von Ramses". Da seine Herkunft im Ungewissen liegt, ist seine Bestattung in DB 320 unter der Regierung von Schoschenq I. durch dessen 2. Sohn, den Hohepriester des Amun Iuput I. ein Hinweis auf ein evtl. verwandtschaftliches Verhältnis zur tanitischen Königsfamilie (siehe Hermann Kees/Die Hohenpriester des Amun von Karnak/Leiden-Brill 1964). Jansen-Winkeln bezeichnet Djedptahjuefanch in "Inschriften der Spätzeit/Teil II." als Königssohn, während er in "Complete Royal Families" als Schwiegersohn des Königssohnes und Hohepriester des Amun zu Karnak, Iuput A. geführt wird.
Djedptahjuefanch war lt. Maspero mit einer Tochter aus der thebanischen Hohepriesterfamilie namens Nestanebascheru/Nesitanebtashru A - eine Tochter des Hohenpriesters Pinodjem II. und dessen Frau Neschon - verheiratet, die aber schon einige Jahre vor Djedptahjuefanch verstarb und ebenfalls in der Cachette DB 320 bestattete wurde.
Die Überreste seiner Beisetzung wurde in der oben erwähnten Cachette gefunden. Die Bestattung von Djedptahjuefanch fand frühestens im Jahr 11. der Regierungszeit Schoschenq I. statt, da sich dieses Datum mit Tinte geschrieben auf den Leinenbinden, in die seine Mumie eingewickelt war, befand. Insgesamt fanden sich Datumsangaben aus Jahr 5, 10 und 11 aus der Regierungszeit König Schoschenq I. auf den Mumienbinden. Diese wurden vom Hohenpriester Iuput I. zur Verfügung gestellt.
Daten auf Gegenständer der Grabausrüstung des Djedptahjuefanch:
Amduatpapyrus Kairo SR VII. 10246; Niwinski, Funerary Papyri, 283 [Cairo 83] mit Beischrift in Vignette,
Totenbuch
pBrocklehurst 1; Niwinski, Funerary Papyri, 377 (1) Beischrift zu Totem in Vignette
Aus den Bandagen-Inschriften geht also hervor, dass Djedptahjuefanch im oder kurz nach dem 11. Jahr Schoschenq I. verstarb. Die Mumie befand sich in einem sehr gutem Erhaltungszustand und die Untersuchungen von Elliot Smith ergaben, dass Djedptahjuefanch als junger Mann gestorben ist. Außer dem Sarg mit der Mumie fanden sich noch drei Kästen mit Uschebtis, eine Osirisfigur und ein Papyrus.
Die Cachette DB 320 war nicht der ursprüngliche Bestattungsort von Djedptahjuefanch. Für die dortige Beisetzung des Djedptahjuefanch wurde die Cachette DB 320, in der als letztes eine Bestattung unter Siamun stattfand, erneut geöffnet. Dies bedeutet, dass zwischen der 1. Beisetzung Djedptahjuefanch und dessen Wiederbestattung in DB 320 ein gewisser Zeitraum vergangen sein musste. Dies wirft die Frage auf, warum Djedptahjuefanch überhaupt nach DB 320 umgebettet wurde? Evtl. käme eine Beraubung des ursprünglichen Grabes infrage, bei der evtl. auch Teile seiner originalen Grabausstattung beraubt oder zerstört wurden, was eine Erklärung für die minderwertigen Ersatzstücke wäre. (Das ist allerdings rein hypothetisch.)
Auch ein Teil der Grabausrüstung bestand aus wiederverwendeten Gegenständen anderer Personen. Der benutzte Doppel- Sarg (CG 61026) gehörte ursprünglich einem 3. Propheten des Amun mit dem seltenen Namen NS-pA-Sw-na Ipt (Kairo Cat. 61034). Dessen Name ist oberflächlich getilgt, der neue nur an zwei Stellen des ursprünglichen Doppelsarges eingesetzt, wobei nach dem Cat. gèn. der Titel zwischen 2. und 3. Propheten des Amun wechselt, was bei der Liederlichkeit der Bestattung nicht auffällig ist. Ferner gehörte der Deckel des Innensarges eigentlich einer Frau, deren Name getilgt worden ist. (siehe Kees/die Hohenpriester)
Innerer Sarkophag
von Djedptahjuefanch - heute Kairo CG 61034 gefunden in königl. Cachette TT 320 Deir el Bahari |
Fußende innerer Sarkophag Djedptahjuefanch |
Bild: CAI
CG61034 Djedptahjwefankh D 21 a Autor: CESRAS (aus flickr-Album) Lizenz: (CC BY-NC-SA 2.0) |
Bild: CAI
CG61034 Djedptahjwefankh D 21 a SVI- 0107 web Autor: CESRAS (aus flickr-Album) Lizenz: (CC BY-NC-SA 2.0) |
Am 29. Juni 1886 wurde seine Mumie teilweise durch Maspero ausgewickelt. Maspero fand dabei ein Doppelschlangenamulett aus einem unbestimmten Material, welches als Anhänger um den Hals der Mumie lag. Des weiteren fand Maspero innerhalb der Mumienbinden eine Lotusblume sowie auf der Brust einen Herzskarabäus zusammen mit der silbernen Figur eines Falken mit ausgebreiteten Flügeln.
Innerer Sarkophag von Djedptahjuefanch |
Uschebti-Kasten
Kairo Djedptahjuefanch JE-45886 Regierungszeit Schoschenq I., Frühe 22. Dynastie - 1881 gefunden in kgl. Cachette DB 320 - |
Bild: CAI
CG61034 Djedptahjwefankh D21a LOL-SVI- 0107 web Autor: CESRAS (aus flickr-Album) Lizenz: (CC BY-NC-SA 2.0) |
Bild: CAI
JE-46886 Djedptahjuefanch D21a Autor: CESRAS (aus flickr-Album) Lizenz: (CC BY-NC-SA 2.0) |
Äußerer Sarkophag des Propheten des Amun Djedptahjuefanch |
Bild: 00-CAI-CG61034-Djedptahjwefanch-D21a-TT320-outer
-TOL Autor: CESRAS (aus flickr-Album) Lizenz: (CC BY-NC-SA 2.0) |
(Wir danken Herrn Dr. Edward Loring, Research Fellow (life) Russian Academy of Sciences, Centre for Egyptological Studies, Moscow (CESRAS) & Russian Institue of Egyptology in Cairo (RIEC) für die uns übermittelten Informationen und Sarkophag-Bilder des 2./ 3. Propheten des Amun, Djedptahjuefanch)
(Co-Autor: J. H. Pirzer)