Biografie Merenptah

Grab Merenptah KV 8

Bauten Theben Merenptah

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings, 1927-1952)

Bilder oben: links/Richard Dick Sellies - rechts: Walters-Art-Museum Nr. 22.105, CC0.


Der Regierungswechsel von Ramses II. zu seinem Nachfolger, König Merenptah vollzog sich scheinbar vollkommen reibungslos, das einige der Beamten, die schon unter Ramses II. dienten, ihre Ämter und Posten unter Merenptah behielten. Als Beispiel ist hier der Hohepriester des Amun, Rama-Rai (Roma-Roy), zu nennen, der am Ende der Regierung von Ramses II. in sein Amt kam und dieses über den Tod von König Merenptah hinaus ausübte.

Wesire

Die ranghöchsten Beamten unter Merenptah waren die beiden Wesire (seit dem Neuen Reich gab es zwei Wesire - einen für Oberägypten und einen für Unterägypten). Für Oberägypten ist ab dem Jahre 2 der Regierung unter Merenptah, der Wesir Panehesi und für Unterägypten der Wesir Pensachmet benannt. Eine nicht gesicherte Nennung gibt es für Meri-Sachmet als Wesir von Unterägypten, der aber evt. auch erst unter Amenmesse oder Sethos II. im Amt war. Ebenso nicht gesichert ist Amenmese als weiterer Wesir gegen Ende der Regierung von Merenptah (oder auch erst zu Beginn von Sethos II. - falls dieser direkt auf seinen Vater folgte ?)

Panehesi

Panehesy ist ab dem Jahr 2 von König Merenptah als Wesir von Oberägypten belegt. Er wird auf einer Reihe von Denkmälern erwähnt, darunter die Stelen und die Kapelle im Speos Haremhab in Gebel el-Silsila. Außerdem ließ er auf der Südseite des Speos eine Felskapelle für sich erbauten. Der Wesir wird gezeigt, bei der Anbetung seines Königs Merenptah und in einer Szene im Türrahmen erscheint er mit Merenptah, Königin Isisnofret II. und dem Prinzen Seti-Merenptah (dem späteren König Sethos II.) 

Kapelle des Wesir Panehesy 
im südlichen Teil des Speos Haremhab
 (PM V, 209 [13])

Die Kapelle des Wesir Panehesy im Speos Haremhab befindet sich am südlichen Ende des Speos. Links und rechts des Türrahmens befinden sich jeweils 3 Textkolumnen mit Texten des Wesirs. Auf der westlichen (rechten) Seite handelt es sich um eine Lobeshymne des Panehesy auf seinen König, in der er ihn mit den Göttern gleichsetzt. Diese hieroglyphische Inschrift wurde zum größten Teil von Champollion abgeschrieben und erscheint auch bei Lepsius (LD Text IV 85 G). Eine vollständige Kopie des Textes erschien 1976 in MDAIK 32 von Ali Radwan, S. 187.

An der linken und rechten Innenseite der Kapelle befindet sich je eine Szene: Panehesy in Verehrung seines Königs Merenptah. Auf einer Art Bank im Inneren der Kapelle sitzen drei - heute nicht mehr zu identifizierende - Figuren. Eine dieser Figuren wird sicherlich der Stifter der Kapelle, der Wesir Panehesy sein. 

 

Bild: mit frd. Dank Saamunra
- alle Rechte vorbehalten -

An der rechten (nördlichen) Schmalseite der Vorhalle des Speos befindet sich eine Nische, die aus der Felswand herausgearbeitet wurde, in der sechs Figuren im Hochrelief auf einer Bank sitzen. 

Der Wesirs Panehesi im Speos von Haremhab (Gebel el-Sisila - PM V, 212. [51] )

An der nördlichen Schmalseite der Vorhalle im Speos Haremhab wurden sechs Figuren im Hochrelief aus der Felswand gearbeitet. Sie befinden sich in einer Nische, welche den unteren Teil der Wand einnimmt. Die Figuren zeigen von links den Wesir Panehesi, die Göttin Maat, die Sängerin der Göttin Hathor "Amunnacht", die Göttin Hathor selbst, den Gott Ptah und die Sängerin des Gottes Re mit Namen "Ray".

Die Wand über den Figuren in der Nische ist nicht dekoriert worden.

Bild:; Courtesy to Kairoinfo4U
- alle Rechte vorbehalten -


Panehesy ist im Speos in der Galerie auf einer Stele in der Galerie abgebildet. Eine weitere Stele - am nördlichen Ende des Speos - zeigt Panehesy zusammen mit seinem König Merenptah in einer Verehrungsszene vor den Göttern Amun-Re, Month, Sobek und Hathor. Auf einer weiteren Stele links vom Eingang des Heiligtums ist der Wesir hinter Merenptah und Königin Isisnofret II. dargestellt. 
Zu den Stelen von Panehesy im Gebel el-Sisila siehe auch  hier. 

Der Wesir erscheint auch auf einer Stele außerhalb des Speos, die sich in der Nähe der königlichen Schreine in Gebel el-Silsila befindet, die sich zwischen den Fels-Schreinen von Merenptah und Ramses II. befindet. Das Bildfeld der Stele zeigt Merenptah, der Amun-Re die Maat opfert, gefolgt von einem Prinzen (evtl. Seti-Merenptah, den späteren König Sethos II.) und dem Wesir Panehesy.

Denkschrift in Türform
zwischen den beiden Felskapellen
Merenptah und Ramses II.

Der Wesir Panehesy ließ zwischen den beiden Felsstelen (Felskapellen) von Merenptah und Ramses II. eine Denkschrift in Türform anbringen. 

In der Mitte des Bildes befindet sich König Merenptah, dem diese Denkschrift gewidmet war, der vor dem Gott Amun-Re steht und ihm eine Figur der Maat opfert. Hinter ihm stehen (in verkleinertem Maßstab und in leicht gebeugter Haltung) der Prinz Sethos-Merenptah (sein Name ist gelöscht) mit einem Straußenfächer in der Hand und hinter ihm der Wesir Panehesy. Er hält ebenfalls einen Straußenfächer in seiner Hand und ist gekleidet mit dem typisch langen Gewand eines Wesirs. Die beiden Textkolumnen über ihm geben seine Titel und Namen wieder.

Umzeichnung: Lepsius III, 200a
- public domain -

Aus der Cachette in Karnak (gefunden am 8. 4. 1905 von G. Legrain) stammt eine Würfelhockerstatue (ohne Kopf) von Panehesy (H. 46cm x L. 23,5cm x T. 40cm) aus grauem Granit, die sich heute im Museum Kairo (JE 37859 / SR 4/13774 befindet (siehe: HÄB 33-34, Hildesheim 1992, R. Schulz - Die Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus) - (Leider kein Foto).

Panehesi erscheint auch evtl. auf einer Blockstatue aus dem Hofeingang des Month-Tempels in Karnak (erhalten ist nur noch der obere Teil) - heute im Museum Kairo (JE 91718 - Quelle: Museums-Liste Cairo Griffith-Institute) und auf einer Stele aus dem Tempel Thutmosis III. in Deir el-Bahin, wo der Wesir in Verehrungshaltung vor dem Gott Amun-Re als Vermittler für eine unbekannte Person (aber vermutlich für seinen König Merenptah, dessen Kartuschen nicht mehr erhalten sind) im unteren Register zu sehen ist.

Des weiteren auf eine Reihe von Skulpturen aus Deir el Medina (dem Arbeiterdorf auf der Westbank), die im Kapellenbereich nördlich des Dorfes und im Heiligtum des Ptah und der Meretseger auf dem Weg nach Süden zum Tal der Königinnen gefunden wurden (Quelle: Aidan Dodson, Poisoned Legarcy, Dez. 2010, AUC-Verlag)

Aus Deir el-Medina (Inventar 201 u. 250, SCA-Inventar 693, Qurna-Register 1/29) (dem Dorf der Nekropolenarbeiter) stammt eine Statue von Panehesy, die sich seit 2007 im Museum Kairo befindet. Die Fragmente der Stele wurden bei den Ausgrabungen im Tempel des Amun und der ptolemäischen Umfassung in Deir el-Medina gefunden. Das Bildfeld der Stele zeigt den Wesir Panehesy, der seine Hände auf beide Seiten eines Throns legt, auf dem ein königliches Paar - von denen die Köpfe nicht mehr erhalten sind - sitzt. Erhaltene Spuren zeigen aber, dass eine der beiden Figuren ein Nemeskopftuch trug, bei der anderen handelt es sich um eine Frau. Anhand der beigeschriebenen Titel zu der königlichen Figur kann diese als König Merenptah belegt werden, wohingegen die weibliche Figur nicht zu identifizieren ist.

Panehesi war auch der Adressat eines Briefes, den der Netropolenschreiber von Deir el-Medina, Quenherchepeschef an ihn schrieb. In diesem Schreiben berichtet der Nekropolenschreiber, dass die Arbeiten am "Großen Ort des Königs" (gemeint ist damit das Königsgrab) gut vorankommen. Es herrsche jedoch auf der Baustelle ein Mangel an Spachteln und Gips, deshalb bittet der Schreiber Panehesi um die Lieferung der benötigten Geräte und Materialien. Panehesi soll im 7. Jahr von König Merenptah die Grabstätte im Tal der Könige besucht haben (Quelle: Aidan Dodson, Poisoned Legarcy, Dez. 2010, AUC-Verlag).

Panehesi auch in der Schatzhausverwaltung für das Schatzhaus des Tempels des Merenptah in Theben-West belegt und trug hier den Titel: Schatzhausvorsteher des Tempels des "Ba-en-Re-merj-Amun in der Domäne des Amun". 

Weitere Nennungen von Panehesi sind belegt auf:

  1. oKairo CG 25504

  2. oValley of King (ohne Nummer), 4. Epogomener Tag

  3. Chester beatty Papyrus (III. vs. 4-5)


Pensachmet

Pensachmet war lt. Ostrakon Cairo 25504 aus dem Jahre 7-8 Wesir von Unterägypten. Evtl. ist er identisch mit dem Wesir Merisachmet (siehe Papyrus Bologna 1086) aus dem Jahr 3). (Belege: OCairo, CG 25504 / 8, II. Achet 13 und 14). Aidan Dodson (1) schreibt dazu: ".....Ein Wesir Merysekhmet ist aus dem Jahr 3 bekannt, welches das von Merenptah sein könnte, aber stattdessen direkt zu der Zeit gehören könnte nach Merenptahs Tod. Wenn Pensachmet/Merysachmet auf Merenptahs Regierungszeit datiert werden kann, wäre Pensachmet/Merysachmet vermutlich Panehesis nördliches Gegenstück in dem geteilten Wesirat von Ägypten.

Merisachmet

Bei Merisachmet ("Geliebter der Sachmet") ist nicht ganz sicher ob er unter Merenptah das Amt des Wesirs ausübte, es wäre auch möglich, dass er unter König Amenmesse oder Sethos II. amtiert hat. (Quelle: pBologna 1086,10.15 / KRI, IV, 79:14 mit 80:7 – Datum Jahr 3, II. Schemu 10). Merisachmet ist lt. Dr. Aidan Dodson (Poisoned Legarcy, AUC-Verlag 2010) evtl.  identisch mit dem oben genannten Wesir Pensachmet. 

Merisachmet wird im Papyrus Bologna 1086 erwähnt, wobei es sich um einen Brief des Schreibers der Opfertafel namens Bakenamun an den Priester Ramose (Priester des Thottempels in Memphis) handelt. Der Brief bezieht u. a. auf verschiedene Anfragen, die sich hauptsächlich auf den Aufenthalt eines syrischen Sklavens mit Namen "Nekedy", handeln, der als Farmer im Tempel des Thot arbeitete (Jahr 3). Bakenamun bat einen Wächter des Tempels, den Chefschreiber Chaemope und den Wesir Merisachmet ihm zu berichten, ob dieser Sklave hier arbeitet, wobei die Beantwortung seiner Frage aber immer erfolglos blieb.

Baketamun erwähnt das Treffen mit dem Wesir Merisachmet und die Frage, ob Nekedy bei ihm sei und die Antwort "Nein" darauf. In diesem Brief wird ein Jahr 3 von König Merenptah erwähnt.

Hieratischer Papyrus Bologna 1086 
Archeologisches Museum Bologna, (Inv. KS 3161)
- Herkunft unbekannt

Bild: Papyrus Bologna 1086
Autor: Khruner, engl. Wikipedia, Aug. 2014
Lizenz: CC BY-SA 4.0

 

Vizekönig von Kusch

Aus der Regierungszeit von König Merenptah sind zwei "Vizekönige von Kusch" bekannt, Messui und Chaemturo. Angaben über die Familie von Messui sind nicht belegt. Der Ägyptologe Rolf Kraus (Quelle: Untersuchungen zu König Amenmesse / 1. Teil. SAK 4 / 1976; 2. Teil / SAK 5 / 1977 und Nachtrag SAK 24 / 1997) gefolgt von dem englischen Ägyptologen Dr. Aidan, M. Dodson (JEA 73 / 1997: Messuy, Amada, and Amenmesse JEA, Vol. 34. pp. 41-48 / Poisoned Legary: The Fall of the Nineteenth Egyptian Dynasty, American University in Cairo Press, 2010, sowie Dodson, Hilton: Royal Families of Ancient Egypt, Thames and Hudson, 2004) vermuten, dass der spätere König Amenmesse einst ein "kuschitischer" Vizekönig namens Messui war, wobei R. Kraus seine These u. a. insbesondere auf zwei Darstellungen von Messui im Tempel von Amida beruhen, die angeblich zeigen, dass "....seine Brauen ein königlicher Uräus hinzugefügt worden war, der mit anderen Pharaonen wie Horemhab, Merenpath und einigen Söhnen von Ramses III. übereinstimmt. Andere wie Yurco sind der Meinung, dass es dort keinen Uräus gibt, sondern lediglich eine Verwitterung des Steins, die einen falschen Eindruck vermittelt (Quelle: Frank J. Yurco: Was Amenmesse the Victory of Kush, Messuwy? JEA, Vol. 34 / 1997, pp. 49-56)

Des weiteren nennt ihn lt. Rolf Kraus eine Inschrift im Tempel von Amada auch "der Sohn des Königs selbst", wobei dieses aber nur eine Redewendung sein könnte, um Messuis hohe Stellung als Vizekönig unter Merenptah zu betonen. Diese These von Rolf Kraus wurde in der Fachwelt viel diskutiert und auch vielfach abgelehnt. 

Auch ist die Abfolge Messui - Chaemturo oder Chaemturo - Messui umstritten. Jedoch muss nach neueren Erkenntnissen Chaemturo wohl nach Messui eingeordnet werde, wobei auch Dr. Aidan Dodson die Abfolge: Messui als Vorgänger des Chaemturo für wahrscheinlich hält. Wenn die Usurpation von Amenmesse in die Regierung Sethos II. zu datieren ist, müsste diese Abfolge stimmen, denn Chaemturo, nicht Messui, ist unter Sethos II. datiert. Chaemturo, hatte offensichtlich das Wohlwollen des neuen Herrschers erlangt und wurde von diesem zum Wesir befördert. Messui war vermutlich unter Merenptah gestorben - sein Name ist entgegen Krauss nicht verfolgt worden.

Messui

Messui gelangte im Jahre 5 von Merenptah in das Amt. Er trug ebenfalls die Titel eines Gouverneurs der Südländer und Schreiber der Tabellen der beiden Länder. Messui ließ viele Tempelinschriften und Inschriften auf mehreren Stätten in Nubien hinzufügen, darunter Amada, Akscha, Amara, der Tempel von Beit el-Wali, Wadi es-Sebua und auf der Insel Bigeh. Sein Nachfolger war dann am Ende der Regierung von Merenptah ein Mann mit dem Namen Chaemturo, der dann auch wohl unter Amenmesse und nicht ganz abgesichert bei der Lesung des Königsnamens auf einem Türpfostenfragment unter Sethos II. zu datieren ist.

Als im 5. Jahr Merenptahs in Wawat ein Aufstand ausbrach, nahm vermutlich Messui an diesem Feldzug gegen die Aufrührer teil. Später veranlasste er die Niederschrift des siegreichen Kriegszuges im Tempel von Amada. Die hier gegebene Datierung in das 4. Regierungsjahr scheint lt. Ingeborg Müller (2) ein Fehler zu sein, denn eine Stele aus Amara berichtet im gleichen Wortlauf über den Aufstand und seine Niederschlagung im 5. Jahr des Herrschers. Habachi vermutet als Verfasser des Kriegsberichtes nicht Messui sondern Chaemturo.

Die Wiener Ägyptologin Dr. Irmgard Hein (die ramessidische Bautätigkeit in Nubien, Wiesbaden 1991, Harrassowitz-Verlag) und Prof. Aidan Dodson weisen das Grab SA 36 in Aniba als Grabstätte für Messui zu. Ein Türpfosten aus gesichertem Fundzusammenhang nennt einen „Befehlshaber des Heeres des Königssohnes Messui“, der wohl der Hauptinhaber des Grabes gewesen sei. Dr. Irmgard Hein bezieht den Namen Messui offenbar auf „Königssohn“ und nicht auf den eigentlichen Titel „Befehlshaber des Heeres“, der dann anonym wäre. 

Andere Ägyptologen diskutieren diese These kontrovers, denn auf wen sich auch der Name beziehen mag - ein Beweis für ein Begräbnis des Messui in Aniba bietet die Erwähnung seines Namens im Genitiv eines Titels nicht, ebenso wenig wie die Funde seines Uschebti in Aniba und Wadi es–Sebua. Über seine Tätigkeit macht Messui, ausgenommen der Bericht über den Feldzug gegen Wawat, keine Angaben. Die nubische Provinz war offensichtlich in die Machtkämpfe unter Sethos II. verwickelt.

Denn als Siptah den Thron bestiegen hatte, setzte er noch in seinem ersten Regierungsjahr einen offenbar schon betagten Beamten aus seiner nächsten Umgebung als Vizekönig ein und schickte Abgesandte aus den höchsten Rängen der Streitwagentruppe in die Provinz mit dem Auftrag, dort neue und dem König ergebene Beamte einzusetzen und Verdienstvolle auszuzeichnen.  

Belege für Messui:

Beit el-Wali:
Bet el-Wali ("Haus des Statthalters" / auch Beit el-Wali ist ein altägyptischer Felsentempel aus der Zeit des Neuen Reiches im ägyptischen Unternubien und wurde von Ramses II. für die Götter Amun-Re, Re-Harachte, Chnum, Anukis, Isis und dem vergöttlichten König geweiht. Die gesamte Bildausstattung des Tempels ist ausschließlich Ramses II. als König gewidmet. Rainer Stadelmann
(MDAIK 37 / 1981, 459 und Anm. 7) vermutet, dass der Tempel vermutlich in seine früheste Regierungszeit zu datieren ist.

 Der Tempel stand bis zum Bau des Assuan-Hochdamms etwa 60 km südlich von Assuan an der Westseite des Nils - im sogenannten "Zwölf-Meilen-Land" und wurde 1965-1969 mit amerikanischer Hilfe abgebaut und auf der Insel Neu-Kalabscha - etwas einen Kilometer südwestlich der Staumauer des Hochdamms wiederaufgebaut.

Eine Inschrift (enthält Name und Titeln) mit Darstellung des Messui befindet sich im Tempel von Beit el–Wali - im mittleren Durchgang zum Vorraum des Tempels, an der südlichen Türleibung (LD III. 176g)

Tempel von Beit el Wali

Tempelinschrift – "Königssohn von Kusch Messui"

 

Südtempel in Buhen:
In Buhen wurde innerhalb der Festung im Nord-Ost-Ecke - über dem eingeebneten Tempel aus dem Mittleren Reich wurde ein neuer (Süd-)Tempel aus Sandstein, der dem Horus von Buhen sowie den Göttern Nubiens und der Katarakt-Region geweiht war, errichtet. Der Vorhof wurde unter Thutmosis III. hinzugefügt, dieser ließ auch Reliefs für sich umarbeiten. Tempelinschriften auf Architekturteilen und Stelen stammen u. a. aus der Zeit von Amenophis II, Amenophis III, Sethos I, Ramses II, Merenptah, Sethos II, Amenmesse, Siptah, Ramses III, Ramses IV und Ramses V. 

Tempel von Beit el Wali
Messui vor der Kartusche von Merenptah
- heute im National-Museum Khartum
(PM Buhen, 133,4)

Tempelinschrift – "Königssohn von Kusch Messui" - unteres Register

Auf dem Innenpfosten des Durchgangs im Südtempel von Buhen befand sich eine Darstellung des Vizekönigs von Kusch, Messui, der in kniender Haltung vor der Kartusche seines Königs Merenptah zu sehen ist.

 

Bild: mit frdl. Dank Saamunra
- alle Rechte vorbehalten -

 

Tempel von Amada:
In Amada - ca. 105 km südlich von Philae auf dem Westufer des Nils gelegen - stand ein Tempelblau aus der Zeit des Neuen Reiches, der unter den Königen Thutmosis III. erbaut und unter Amenophis II. und Thutmosis IV. mit einer Säulenhalle erweitert wurde. Der Tempel wurde infolge drohender Überschwemmungen durch den Bau des modernen Assuan-Staudamms in den Jahren 1964/65 abgebaut und ca. 3 km weiter westlich an einem höheren Ort wieder aufgebaut. 

Im Tempel befinden sich insgesamt vier Graffiti vom Vizekönig Messui (siehe KRI IV, 1f - KRI IV, 33 und H. Sourouzian, Merenptah 201) - zwei befinden sich beidseitig des Eingangs an der Fassade des Pylons und zeigen Messui bei der Verehrung des Königsnamens von Merenptah. Des weiteren befindet sich eine Inschrift und Verehrungsszene von Re-Harachte am Architrav XVI an der Ostseite und eine Darstellung mit dem Namen von Messui an der östlichsten Säule.

Türeingang von Amada
(hier: rechte Seite des Eingangs)

Im unteren Bereich der beiden Türeingänge des Tempels befindet sich eine Inschrift und die Darstellung des knienden Vizekönigs von Kusch, Messui bei der Verehrung Namens seines Königs Merenptah.

 

 

 

 

Bild: mit frdl. Dank Saamunra
- alle Rechte vorbehalten -

Im Geröll des Tempels von Amada fand sich ein Sandstein-Pyramidion (Höhe 75 cm) in der Süd-Ost-Ecke des Vestibüls (heute im Museum Kairo JE 40282) - nach der Beschreibung von Brested soll der Name von Messui getilgt sein (siehe A. Weigall, Report, 107 und KRI IV, 95) - und ein Opferständer aus rotem Sandstein mit dem Namen des Vizekönigs von Kusch, Messui, das ebenfalls im Vestibül gefunden wurde (stammt vielleicht lt. Weigall vom Friedhof SA.C.5 in Amada ?)

Akscha:
Zwar wurden im Tempel von Akscha, der von Ramses II. erbaut wurde, ("Lebendes Abbild Ramses (II.) in Nubien") keine königlichen Relikte mehr aus der Zeit von König Merenpath gefunden, aber es wurden Reste einer Darstellung von Vizekönig Messui vor den Kartuschen seines Königs Merenptah an der nördlichen Türlaibung des Tempeleingangs entdeckt (ähnlich der von Amada). Gegenüber dieser Darstellung von Messui befinden sich Textfragmente aus dem Jahre 4 von Merenpath, die über ein militärisches Unternehmen in Wawat berichten. Am Ende des hieroglyphischen Textes befindet sich eine Darstellung des Vizekönigs, der wohl auch für die Anbringung der Inschrift verantwortlich war. Die Datierung des Jahres 4 unter Merenptah, scheint lt. der Ägyptologin Ingeborg Müller (2) ein Fehler zu sein, denn ".....eine Stele aus Amara berichtet im gleichen Wortlaut über den Aufstand und seine Niederschlagung im Jahr 5 des Herrschers, aufgeschrieben jedoch ein Jahr später (siehe Kitchen 1977: 221-224).

Gegend von Assuan:
Auf dem Weg zwischen Assuan und Philae befindet sich auf einer Felszeichnung König Merenptah, der auf seinem Streitwagen sitzt und durch den Vizekönig von Nubien, Messui, verehrt wird (Quelle: Complete Royal Families, Dodson und Hilton) (PM V, 247 [87]).

Felszeichnung auf der Strasse von Assuan nach Philae

Der König Merenptah sitzt rückwärts gewandt auf seinem Streitwagen - hinter ihm läuft der Vizekönig von Kusch, Messui mit einem Straußenfächer in seinen Händen.

(Bildautor: unbekannt - evtl. de Morgan. 1894 ?)

Chaemturo/Chaemti

Nachfolger von Messui (der vermutlich noch unter König Merenptah gestorben war, denn sein Name wurde - entgegen Rolf Kraus - nicht verfolgt) im Amt des Vizekönig von Kusch in Nubien war am Ende der Regierung von König Merenptah ein Mann mit dem Namen "Chaemturo oder Chaemti". Chaemturos Amtszeit ist durch die königliche Kartuschen in die Regierung von Merenptah und durch die nicht ganz abgesicherte Lesung des Königsnamen auf dem Türpfostenfragment aus Buhen unter Sethos II. datiert. Es ist wohl auch anzunehmen, dass er unter Amenmesse im Amt verblieben war - wenn Amenmesse auf König Merenptah folgte. Dr. Aidan Dodson (S. 47 - Messuy, Amada, and Amenmesse, Journal of the American Research Center in Egypt XXXI'V: 41-48) hält die Amtsfolge Messui - Chaemturo für wahrscheinlich und vermutet, dass Messui das Amt des Vizekönigs noch vor dem Ende der Regierung von Merenptah an Chaemturo übergeben hat, denn Messui ist nicht unter Sethos II. datiert und auch sein Name wurde auch nicht verfolgt. Chaemturo wurde dann nach der Usurpation von Amenmesse zum Wesir befördert.

Lt. Habachi (1978) ist der Vizekönig von Kusch Chaemturo gleichzusetzen mit dem gleichnamigen Wesir, dessen Grab Paremheb - Nachfolger des Chaemturo im Amt des Wesirs - usurpierte. Habachi geht davon aus, dass die königlichen Kartuschen von Amenmesse durch die von Sethos II. und dem in Ungnade gefallene Chaemturo durch Paremheb ersetzt wurden. Nach Habachi lautet die Abfolge der Vizekönige deshalb: Chaemturo-Messui (wobei der Sturz von Chaemturo als Vizekönig nicht das Ende seiner Karriere, sondern der Aufstieg zum Wesir unter Amenmesse bedeutete und die Verfolgung seines Namens von Habachi unter Sethos II. datiert wird) (2).

Wie schon oben ausgeführt, ist die Abfolge Messui-Chaemturo oder Chaemturo-Messui in der Wissenschaft umstritten. Da die Datierung des Graffito 15.4.3 in die Regierung Sethos II. nach den neuesten Untersuchungen hinfällig ist (lt. Ingeborg Müller [2] gehören die Kartuschen nicht zu der Felsinschrift des Messui) - muss der Vizekönig von Kusch/Königssohn von Kusch Chaemturo wohl nach Messui eingeordnet werden, denn das Stelenfragment 38.34 trägt die Kartuschen von Sethos II. (siehe auch Dodson: Messuy, Amada, and Amenmesse, Journal of the American Research Center in Egypt XXXI'V: 41-48)

Belege für Chaemturo: 
- Quelle: Meroitica 18, Ingeborg Müller - die Verwaltung Nubiens im Neuen Reich, Harrassowitz-Verlag 2013 -


Buhen: (Residenz der Vizekönige)
Pfeiler Nr. 5 - Südtempel: mit der Nennung "Königssohn Chaemturo" (Zeit Merenptah lt. KRI IV: 97,6-10)
16 Fragmente einer Stele: mit der Nennung "Königssohn Chaemturo" (Zeit Sethos II. - lt. KRI IV: 282,3-6)
Türpfostenfragmente aus der Stadt Buhen: mit Nennung "Königssohn von Kusch Chaemturo (lt. KRI IV: 97,13-14)
Türpfosten aus der Stadt - Titel zerstört: mit dem Namen Chaemturo (lt. KRI IV: 97,11-12)
Fragment - [Königssohn] Chaemturo (lt. Smith 1976: 134 - [1668 Tf. XXXIII,3)

Für Chaemturo sind nur Inschriften in Buhen belegt. Buhen war das wichtigste Zentrum für den Warenumschlag. Leiden fehlen bei den Inschriften jegliche Hinweise zu seinen Tätigkeiten in Nubien. Unter König Merenptah sind für Chaemturo nur die Tempelinschriften 38.32, 38.33 in Buhen belegt.

Lt. dem tschechisch-britischen Ägyptlogen Jaroslav Cerny (1898 - Mai 1970 in Oxford) befindet sich im Chicago Or. Inst. Museum unter der Inventar-Nr. OI 10816 (siehe: KRI, IV, 206:11 - 13) ein Reliefblock, in dem der Name des Wesirs Paremheb (diente unter Sethos II.) über dem Namen des Chaemturo/Khaemtore geschrieben ist. Der Titel auf dem Fragment lautet: "Wedelträger zur Rechten des Königs, Bürgermeister der Stadt und Wesir, Chaemturo" (Quelle: Hopper, Monuments of Amenmesse and Seti II., pdf-online, S. 560). Der Name von Chaemturo wurde von Paremheb, der die gleichen Titel trug, usurpiert. Falls Chaemturo also das Wesirat nach seinem Amt des Vizekönig von Kusch innehatte, wie einige Ägyptologen glauben, kann dieses nur unter Amenmesse gewesen sein. Nach dem Sturz von Amenmesse durch Sethos II. führte dieses auch zum Verlust des Wesiramtes nach der Regierungsübernahme durch Sethos II. Dieses Szenarium würde auch die Auslöschungen des Namens von Chaemturo in Buhen erklären und die Usurpation seines Reliefs (heute in Chicago) durch den Wesir Paremheb (Quelle: Hopper, Monuments of Amenmesse and Seti II., pdf - online, S. 560; Dodson, Poisoned Legacy, 58-59 and 60 fig. 61, sowie Habachi: MDAIK 34, 1978:King Amenmesse and Viziers Amenmose and Kha'emtore, 1978 64-65, 66-67).

Lt. der Untersuchung des Kalksteinblocks durch G. Hughes im Jahre 1966 wurde dieser Reliefblock 1920 in Kairo erworben und soll ursprünglich aus Theben stammen. Lt. Habachi stammt er anscheinend aus einem Wesirgrab, dass später von einem anderen Wesir (wohl durch den Wesir Paremheb, der unter Sethos II. amtierte, siehe Helck: Op. cit., p. 460 [38] ) usurpiert wurde. 

Block aus dem Grab des Chaemturo / Paremheb
- heute im Museum Chicago Institut OI 10816 -

Auf dem Block sind Teile von zwei Registern zu sehen. In jedem der Register ist der Grabherr zu sehen. Im oberen Register sind nur die Füße in Sandalen erhalten geblieben, sowie der untere Teil eines Sockels auf dem ein Gott steht.

Im unteren Register ist das Oberteil des Wesirs zu sehen. Er hat die Arme erhoben und ist mit dem für einen Wesir üblichen Gewand bekleidet. Unter seinem linken Arm hält er einen Fächer. Von der zu dieser Szene gehörenden Inschrift hat sich nur ein Teil erhalten. Von Parenheb gibt es Inschriften aus dem 5. und 6. Regierungsjahr von Sethos II. Die Usurpation der Namen auf dem Block durch Paremheb ist lt. Habachi leicht zu erkennen. Somit kann lt. Habachi Chaemturo das Amt des Wesirs nur unter König Amenmesse innegehabt haben und der originale Name auf dem Block in Chicago war des des Chaemturo (Quelle: Habachi: "King Amenmesse and Viziers Amenmose and Kha'emtore"). 

Bild: Chicago Or. Inst. Museum OI 10816
(Fotograf: G. Hughes)

 

Hoherpriester

 

Amenwahsu
- Hohepriester des Sobek -
- Vorsteher der Priester -

Amenwahsu war ein Hohepriester des Sobek und Vorsteher der Priester unter König Merenptah. Von ihm existiert ein Felsgraffiti auf der Insel Sehel. Amunwahsu steht in verehrender Haltung vor Sobek, Herr der Insel und Anubis.

Text :

  1. Der Hohepriester des Sobek, Chnum, 

  2. Satis (?) und Anukis (?) und allen der Gottheiten 

  3. dieser Insel, und 4 der Aufseher der Propheten, Amenwahsu, der gesegnete und Herr der  Ehrwürdigkeit.

Amenwahsu ist auch bekannt durch eine Felsstele im Speos des Haremhab in Gebel es–Silsila. 

Felsstele im Speos Haremhab - Nordseite
PM 211 (28-29)
Höhe: 1,15m; Breite 1,02m

Im obigen Teil der Stele befindet sich eine Verehrungsszene mit Ramses II. Des weiteren befinden sich dort (unter einer geflügelten Sonnenscheibe mit Uräen auf beiden Seiten, König Merenptah, der die blaue Krone (Chepresch) trägt beim Opfern der Maat vor den Göttern. Hinter dem König folgt der Wesir Panehesi.

Unterhalb dieser Darstellung hockt der Vorsteher der Priester Amenwahsu mit erhobenen Armen. Vor- und hinter ihm befinden sich 12 Schriftkolumnen einer Hymne an Amun-Re.

Bild: mit frdl. Dank Saamunra
- alle Rechte vorbehalten -

 

Inj-her-mesu / Inj-her-msw

Inj-her-mesu war ein hoher Offizier und Berater im Dienste von König Merenptah, der später in das Amt des Hoherpriester des Onuris in Thinis aufstieg. Sein Grab befindet sich in der Nekropole von Nag el-Mescheich / Nag el-Mashayikh bnei Girga / Thinis, dem antiken Lepitonpolis.

Eine Inschrift aus seinem Grab lautet: "Hoherpriester des Onuris, Reiner vor Amun, Großer der Schauenden des Re in Thinis, Gottesvater der Sachmet in Behedet, Vorsteher der Bauarbeiten, Großer Vermögensverwalter im Millionenjahrhaus des (Mrj.[n] PtH [Htp]MAa.t)| im Hause des Onuris, Vermögensverwalter (und) Vorsteher der Bauarbeiten in BHd.t (Behedet), InjHr(.t)msw, der gerechtfertigt ist".

In seinem Grab fanden sich etliche Statuen von ihm. Eine Statue des Inj-her-mesu, der auf einem kleinen Untersatz hockt und einen Naos vor sich hält (Grauer Granit, Höhe 75 cm - aus Mescheich? - gefunden 1881) befindet sich im Museum Kairo (CG 582) - (Quelle: Borchardt, Statuen). Inj-her-mesu trägt eine lange, glatte, bis auf die Schultern reichende, die Ohren halb bedeckende Perücke und einen kurzen Kinnhart. An beiden Handgelenken trägt er Armbänder. Bekleidet ist er mit einem großen, den ganzen Körper bedeckendes Gewand. Im Naos befindet sich eine Königsfigur mit der Krone von Oberägypten und einem Zepter in seiner linken Hand.

Die Statue ist aus mehreren Fragmenten wieder zusammengekittet. Nase und Naoskante sind bestoßen. Die Inschriften in vertieften Hieroglyphen - zum Teil schwer lesbar - zeigen auf dem Kopf der Statue den Thronnamen von Merenptah. Auf dem Rückenpfeiler befindet sich die Kartusche mit dem Namen von König Amenophis I. mit dem Epitheta: Sohn des Re. Auf dem Rahmen des Naos - zwischen den Linien - ist der Thronname von Amenophis I. (Djeser-ka-Re) zu sehen. (Quelle Borchardt Statuen, S. 183 in Catatalogue Gèneral des Antiquités Egyptiennes du Musée du Caire, Teil 2, Berlin 1925).

Das Fragment einer Statuengruppe des Inj-her-mesu, zusammen mit zwei Frauen, deren Namen Sekhemet-nefert und Tawer-hotep lauten (alle sitzend) befindet sich ebenfalls im Museum Kairo (CG 1093). Die Statue ist aus hartem Kalkstein (Breite 0,48 cm - evtl. lt. Maspero aus Mescheijch ?) und wurde 1881 erworben.

In der Mitte der Statuengruppe befindet sich Inj-her-mesu - links und rechts von ihm je eine Frau, die ihn umfassen. Je eine Hand ist auf dem Rücken angedeutet. Die freien Hände liegen auf den Knien. Alle sitzen auf einem gemeinsamen Sitz mit niedriger Lehne. Gehalten wird die Gruppe von einem schmalen, gemeinsamen Rückenpfeiler, der auf einer rechteckigen, dicken Fußplatte steht.

Der Mann trägt ein glattes Untergewand mit weiten, kurzen Ärmeln. Die Frauen sind mit engen, langen Frauenkleidern bekleidet. Die Köpfe und Oberkörper der Frauen sind erhalten - die Arme fehlen. Auf dem Rückenpfeiler befindet sich eine lange Inschrift in vertieften Hieroglyphen, die den Namen des Mannes, seine Titel (Hoherpriester des Onuris) und die Namen und Titel der beiden Frauen nennt.

Seine weiteren Titel lauteten:

  1. Vorsteher der Priester aller Götter von &A wr

  2. Großer der Schauenden des Re 

  3. Kammerherr von Schu und Tefnut 

  4. Gottesvatter der Sachmet in BHd.t (Behedet)

  5. Vorsteher des Schatzhauses (und) Scheunenvorsteher (und) Vermögensverwalter im Tempel des Onuris

  6. Vermögensverwalter (wohl in BHd.t

  7. Vorsteher der Bauarbeiten (in BHd.t)

  8. Vorsteher der Bauarbeiten der Mehit (in BHd.t)

  9. Bauleiter an allen seinen ( = Merenptah) Denkmälern 

  10. Großer Vermögensverwalter im Hause der Millionen von Jahren des (Mrj.nPtH HtpHrMAa.t)| im pr des Onuris “

 

Rama-Raj/Roma-Roy (Ra-ma-Raj)

Roma oder Rama  - genannt Roy - bekleidete das Amt eines Hohepriesters des Amun vom Ende der Regierung Ramses II. über König Merenptah und sogar wahrscheinlich bis in die Regierung von Sethos II. hinein. Er folgte Bakenchons in dem Amt eines Hohepriesters während der Regierung von Ramses II. (siehe Bierbrier 1975, 4 in A Prosopographic, Study of the New Kingdom Tomb Owners of Dra Abu el-Naga/Angeles Jiménez-Higueras and Achaeopress 2020 - onlineversion). Roma-Roy diente sich vom 3. und 2. Priester des Amun in das höchste Priesteramt des 1. Propheten (Hohepriester). Roma-Roy wird im Papyrus Berlin 3047 als "Priester des Amun" im Jahr 46 von Ramses II. genannt.

Seine weiteren Titel waren die eines "HAty-a (Graf), "irj-pat" (Prinz) und eines "it-nTr-n-Imn" (Gottesvater des Amun) (Quelle: Mansour El-Noubi, A Harper's song from the Tomb of Roma-Roy at Theben, SAK, Bd. 25, 1998, pp. 251-255) und viele andere wie:

  1. Aufseher des Schatzhauses des Amun

  2. Aufseher der beiden Schatzhäuser des Amun

  3. Aufseher der beiden Kornspeicher des Amun

  4. Oberaufseher der Arbeiten in Karnak

  5. Sem-Priester im Horizont der Ewigkeit

  6. Vorsteher der Seher des Re-Atum in Theben

  7. Aufseher der Priester aller Götter von Unter- und Oberägypten

Roma-Roy nennt in seinem Grab TT 283 nicht die Namen seiner Eltern - ebenfalls nicht auf einem seiner Monumente - was darauf hindeutet, dass er aus einer Priesterfamilie stammt. Nach Wolfgang Helck und Hermann Kees schlagen vor, dass Roma-Roy ein Sohn des Bakenchons war (von einer noch unbestätigten 1. Frau von Bakenchons - nicht von seiner anerkannten Frau Meretseger), deren Name noch unbekannt ist. Auch F. Kampp (1996: S. 553) vermutet, dass Roma-Roy ein Sohn des Bakenchons (Grab TT 35) von einer noch unbestätigten 1. Frau war. Einige andere Forscher tendieren zu der Vermutung, dass Roma-Roy ein Bruder des Bakenchons war (Bob Bierbrier LÄ II, cols. 1243-1246, Chart A).

Falls also Roma-Roy ein Sohn des Bakenchons war, hatte er einen Bruder, der "Hori" genannt wurde und das Amt eines "Stellvertreter des Kommandanten der Streitwagentruppen" bekleidete. Des weiteren hatte er eine Schwester, deren Name unbekannt ist und welche die Mutter von "Nefertiry", "Haremsvorsteher des Amun", war. 

Die Ehefrau des Roma-Roy trug den Namen "Tamut" (ihr Name erscheint in einer Nische des Hofes in seiner Grabanlage TT 283 / siehe Porter u. Moss, I. 1 (365). Tamut trug die Titel einer

  1. Herrin des Hauses (nb.t pr)

  2. Sängerin des Amun in Ipet-Sut (Sma.yt n Imn m Ipt-sw.t)

Eine weitere Frau des Roma-Roy mit dem Namen "Tabest" wird auf einer Stele im Museum Leiden genannt (Quelle: H. D. Schneider und M. J. Raven, Life and Death under the Pharaohs, Australia, 1999, p. 40-41).

Rama-Roy hatte zwei Kinder: einen Sohn mit dem Namen Bakenchons, der den Titel eines "Hm-nTr snnw n Imn" (2. Priester des Amun) und einen namentlich nicht genannten Sohn, der den Titel eines "Sem-Priesters des königlichen Totentempels" trug (A Prosopographic, Study of the New Kingdom Tomb Owners of Dra Abu el-Naga/Angeles Jiménez-Higueras and Achaeopress 2020 - onlineversion - S. 89). 

Roma-Roy besaß mehrere Statuen von sich, von denen vier in Karnak (einschließlich der unten gezeigten) in Karnak und eine in der Nähe seines Grabes auf der Westbank in Theben gefunden wurden. Er usurpierte auch zwei Statuen des Wesirs Mentuhotep aus der frühen 12. Dynastie und ist auch aus anderen Fragmenten und Inschriften bekannt (siehe: Felsstele in Gebel es–Silila aus der Zeitt König Merenptah).

Granite Statue des Roma-Roy, Hohepriester des Amun
- Britisches Museum EA 81 (H. 88 cm
 - nach Restaurierung: 113 cm) - Granodiorite

Roy wird als sog. "Hockerstatue" gezeigt. Er trägt eine lange, plissierte Robe und hat die Arme über seinen Knien verschränkt. Er trägt eine kunstvolle schulterlange Perücke. Unter seinen Armen befindet sich ein großes Sistrum - ein Musikinstrument, dass der Göttin Hathor geweiht ist. Auf dem Rückenpfeiler der Statue wird die Göttin zusammen mit Amun-Re genannt. Auf den beiden Inschriften-Kolumnen wünscht sich Roy, dass die Götter dafür Sorge tragen, dass Roys Statuen und sein Name für immer im Tempel verbleiben.

Der untere Teil der Hockerstatue ist restauriert, und das obere Fragment wurde von Napoleons Expedition nach Ägypten bei den Arbeiten im Tempel der Mut in Karnak entdeckt. Die Statue kam nach dem Vertrag von Alexandria im Jahr 1801 ins Britische Museum (Quelle: Info-Card, Britisches Museum).

 

Bild:  GranitestatueofRoy
User: Captmondo, Wikipedia, Aug. 2008
Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Onurismose / Anhurmose

Onurismose war Hoherpriester des Onuris von Thinis unter König Merenptah. Er leitete wahrscheinlich die Restauration des dortigen Mehit-Tempels und er widmete dem Tempel zwei Statuen. 

In seiner Autobiographie (siehe R. Gundlach, A. Klug: Zur Struktur der Hofgesellschaft Ramses II. / der ägyptische Hof des Neuen Reiches / Königtum, Staat und Gesellschaft, Wiesbaden 2006, S.47) berichtet er über seinen Werdegang und über seine Nähe zum König, dass er "Herr der Gunst vor dem König" war und dass er mit ihm "täglich beraten" hatte. Die Autobiografie von Onurismose ist die längste, die aus der ramessidischen Zeit erhalten ist. Die ersten 26 Kolumnen dieser Inschrift wurden zuerst in KRI IV, 143-11 (von Kenneth Kitchen) und in KRITA IV, 108-109 von Davies publiziert.

Im Grab sind zwei Ehefrauen erwähnt. Tawerthetepet und Sachmet-Neferet (Sängerin des Amun-Re) des weiteren zwei Söhne: Pennub, der Stallmeister war und Hui, der das Amt eines Priesters von Anhur (Onuris) innehatte. Die Eltern von Onurismose waren eine Frau namens Iemweni und ein Mann mit Namen Pennub, der lt. Inschrift Schreiber Rekruten des Herrn der beiden Länder war (Quellke: Ochinga, al Masri: Zwei Ramessidische Gräber in El Mashayikh, 11-13).

Onurismose macht in seiner Autobiographie deutlich, dass seine hohe Stellung in der Hierarchie der Gunst des Königs durchaus von seinen Zeitgenossen wahrgenommen wurde: „Ich war einer, den sein Herr liebte und der nützlich für seinen Gott war; nicht wurde ich überdrüssig beim Nützlichsein für ihre Kas. Ich war ein Wachsamer auf dem Schiff; die Mannschaft gehörte dem Schlaf, sie verließen sich auf mich. Ich war (aber auch) stark zu Lande; nicht ermüdete ich. Ich war einer, der viele Märsche sah wie das Drehen der Töpferscheibe. Ich war ein Schreiber großer Zahlen von Heeren und Streitwagentruppen ohne Ende. Ich sprach in fremder Sprache für jedes Fremdland vor seinem Herrn. Ich war ein tüchtiger Schreiber in seinem Dienst, so dass mich mein Herr vor allen rühmte. Ich war ein Herr der Gunst vor dem König, da täglich (mit mir) beraten wurde und ich gerühmt wurde. Alle meine Gefährten sagten: Groß ist seine Gunst. Ich war ein Vergnügen für seine Leute; ein Schutz seiner Untergebenen, seit der König (meinen) Platz verstärkt hat als Freund".

Des weiteren berichtet er, dass er am Anfang seiner Laufbahn eine Schreiberausbildung machte und später auf einem Handelsschiff tätig war, bis er in das Militäramt seines Vaters Pennebu wechselte und als Musterungsschreiber (sSnfr.w nj nbtA.wj) im logistischen Bereich der Armee tätig war  – siehe Statue Kairo CG 582 und Statue Kairo CG 1136, beide Statuen stammen aus Mescheich (Quelle: ZÄS 73, S. 77f). Die Inschrift nennt keinen König für die ersten Jahre seiner Karriere. Es ist aber wahrscheinlich, dass dieser militärische Dienst noch unter Ramses II. stattfand und der zweite Teil seiner Karriere dann unter Merenptah stattfand (dieser regierte nur ca. 10 Jahre).

Obwohl seine Vorgänger immer in Abydos begraben wurden, brach Onurismose mit dieser Tradition und ließ sich in Thinis beisetzen (Quelle: Kees 1937, S. 79). Sein Grab befindet in den Bergen von el-Mashayik, ca. 45 km im Süden von Sohag.

Wie jeder andere ägyptische Gau beherbergte Thinis das Grab und die Mumie eines verstorbenen Gau-Gottes und war daher die Stätte für den altägyptischen Kriegs- und Jagdgott Onuris oder Anhor, der den Beinamen "Stier von Thinis" trug. Onuris (oder Anhor) wurde nach seinem Tod als Chenti-Amentiu verehrt. Neben Onuris wurde in Thinis aber auch die Löwengöttin Mehit verehrt, für die ein eigener Tempel errichtet wurde. Onurismose dürfte wahrscheinlich die Restaurierungsarbeiten an diesem Tempel, die während der Regierung von König Merenptah vorgenommen wurden, beaufsichtigt haben.

Die Verbindung zu dem Tempel der Göttin Mehit in dem Grab von Onurismose wird hauptsächlich durch seine Frau hergestellt, deren Bild im Dekorationsprogramm der vorderen Grabkammer verankert ist. Seine Gemahlin Sachmet-Neferet trägt einen Titel in Bezug auf die Tempel-Performance und scheint eine Repräsentantin des göttlichen, weiblichen Prinzips innerhalb der Grabanlage zu sein. Das Bildnis von Sachmet-Neferet steht auch im Mittelpunkt der biografischen Inschrift, die an der Osthälfte der Südwand der Querhalle - links vom Grabeingang beginnt und setzt sich an der Ostwand fortsetzt. Auf beiden Seiten einer Nische befinden sich Statuen von Onurismose, flankiert von seinen beiden Frauen (Quelle: Biographische Texte aus dem ramessidischen Ägypten, Elisabeth Frod, S. 108)

Das Grab von Onurismose wurde in der Vergangenheit nur sehr oberflächlich publiziert. Mariette war wahrscheinlich der erste  Ägyptologe, der das Grab besuchte. Des weiteren veröffentlichte Hermann Kees eine Abhandlung über den autobiographischen Text in ZÄS 74 (1937, S. 77-90). Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts publizierten Boyo Ockinga und Yanaya al-Mash - im Rahmen ihrer Arbeit: zwei ramessidische Gräber in El-Mashayikh, Teil I. (Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 79 (1993), S. 306-308) eine Abhandlung über die Gräber von Anhurmose und Imiseba.

Das Grab befindet sich am Fuße der beeindruckenden Felsformationen, die oberhalb des Dorfes liegt. Die Autoren der oben genannten Publikation hatten nach Spuren der oberirdischen Aufbauten gesucht - wie diese in den thebanischen Gräbern aus dieser Periode des öfteren vorkamen - aber keine mehr gefunden. Die Kapelle besteht aus zwei rechteckigen Kammern mit vier Säulen und zwei Nischen in der Vorhalle und einem Grabschacht sowie ein und zwei Nischen im hinteren Raum. Der vertikale Grabschacht ist 4-5m tief mit einer Grabkammer, die in nördlicher Richtung des Schachtes liegt, 1,5 m über dem Grund. Bei der Ausgrabung des Schachtes wurden keine einige Keramikscherben aus späterer Zeit gefunden.

Der Hauptteil der Beschreibungen von Ockinga und al-Mash in der oben genannten Publikation sind den Wanddekorationen gewidmet. Die Szenen selbst zeigen Darstellungen des Verstorbenen, der zu den Göttern betet. Die Szenen des täglichen Lebens aus der 19. Dynastie fehlen hier vollkommen. Auffallend ist, dass die Frau von Onurismose in den Darstellungen ungewöhnlich präsent ist für ein Grab aus dieser Zeit.

Die Titeln von Qnurismose/Anhurmose in seinem Grab lauten:

  1. Hoherpriester des Onuris, Rein vor Amun, Großer der Schauenden des Re in Thinis

  2. Vorsteher der Priester aller Götter von TAw

  3. Großer der Schauenden des Re

  4. Kammerherr von Schu und Tefnut

  5. Vorsteher des Schatzhauses (und) Scheunenvorsteher (und) Vermögensverwalter von Behedet

  6. Vorsteher der Bauarbeiten in Behedet

  7. Vorsteher der Bauarbeiter der Mehit in Behedet

  8. Gottesvater der Sachmet in Behedet, Vorsteher der Bauarbeiten,

  9. Bauleiter an allen seinen (Merenptah) Denkmälern

  10. Großer Vermögensverwalter im Millionenjahrhaus des (Mrj[n]Pth[htp]MAa.t)| im Hause des Onuris,

sonstige Beamte:

 

Tjai / Tjay (*Aj)
- königlicher Briefeschreiber -

Tjay oder Tjaj (auch manchmal "To" genannt) war königlicher Depeschen-Schreiber des Herrn der beiden Länder und Sekretär des Königs für die königliche Korrespondenz unter König Merenptah.

  1. sxAw-n-nTr-nfr sS nsw Sawt n nb tAwj = „Schreiber des Vollkommenen Gottes, königlicher Schreiber der Briefe/Korrespondenz des Herrn Beider Länder“

  2. oder vereinfacht: sS nswt Sa.t n.i nb tA.wj. = königlicher Schreiber der Korrespondenz des Herrn der Beiden Länder.

Lt. der autobiografischen Inschrift am nördlichen Teil des Portikus des Grabes von Tjaj  (TT 23) in Sheik Abd el-Qurna war der Name seines Vaters Chaemteri und dieser trug den Titel eines Rekrutenschreibers. Die Mutter von Tjai hieß Tamy (Tamit ?). Seine beiden Ehefrauen trug den Namen Raya und diente als Leiterin des Harims des Sobek - eine weitere Gemahlin hieß Nebettaui. 

Eine erste Erwähnung des Grabbesitzers Tjai befindet sich auf einer Stele aus dem Serapeum, die auf das Jahr 55 von Ramses II. datiert ist, wo Tjaj noch als "Sekretär des Prinzen Merenptah" erwähnt wird. Nach der Thronbesteigung von Merenptah wurde sein Sekretär zum "Königlichen Schreiber der Korrespondenz des Herrn der beiden Länder" und zum "Leiter des Büro der Korrespondenz des Königs in Pi-Ramesse" befördert (Quelle: KRI IV: 11. 1,1; 111.5). Ein weiterer Titel in seinem Grab nennt noch einen weiteren Titel von Tjaj: "Aufseher der Getreidespeicher aller Götter des Südens und des Nordens" und "Hohepriester des Iah", sowie "Wedelträger zur Rechten des Königs" (Quelle: KRI IV: 111.1; 111.5).

Tjaj stand also dem König sehr nahe - er wurde von Merenptah mit dem "Ehrengold" ausgezeichnet (und ist wohl der einzige Beamte, der unseres Wissens mit dieser hohen Belobigung ausgezeichnet wurde). Dieses Fragment einer "Ehrengold- Auszeichnung" befindet sich an der Westwand des Raumes 1 von TT 23.

Lt. Kenneth Kitchen (1991) stammte die Familie von Tjaj aus der Region Theben. Er hatte zahlreiche Brüder und Schwestern und war zweimal verheiratet. Zwar wird in seinem Grab TT 23 in  ein Sohn der Nebettaui erwähnt - aber dieser wird dort nie als Sohn von Tjaj genannt. Es sieht also so aus, als wenn Tjaj keine eigenen Nachkommen gehabt hätte.

Die Grabanlage des Tjay Theben Tomb 23 (Lepsius Nr. 38) befindet sich in Sheikh Abd el-Qurna. Erstmals wurde das Grab von Tjaj in den 1840er Jahren von Carl Richard Lepsius beschrieben. Ausgegraben wurde es von E. Wilbuhr und R. Mond. Leider sind nur die Feldnotizen von R. Mond veröffentlicht. Damals wurden viele Objekte wie Uschebti-Figuren, Grabkegel, Särge und andere Dinge entdeckt, die sich heute alle im Britischen Museum London befinden. Nina de Garris, deren Haus damals in Qurna lag, kopierte einige der Grabreliefs in ihren Notizen. 

Uschebti des Tjaj
Britisches Museum EA34162 - Holz, bemalt

Der Uschebti aus Holz gelangte 1978 in das Britische Museum. Die Inschrift nennt den Namen Tjay.
H. 26,03 cm; B. 6,97 cm; Durchm. 5,78 cm

 

 

 

Bild: Courtesy © The Trustees of the British Museum
Lizenz: CC-BY-NC-SA 4.0

In den 1980er Jahren wurde ein Konservierungs-Projekt des Grabes von der Ägyptischen Antikenverwaltung durchgeführt und gleichzeitig Vorarbeiten für die Erhaltung der Reliefs - wobei aber leider keine Aufzeichnungen der Arbeit veröffentlicht wurde. Eine fotografische und epigraphische Dokumentation über die Darstellungen und Inschriften der Grabanlage wurde damals gleichzeitig vom Team des Centre d'Etude et de Documentation sur L'Ancienne Egypte unter der Leitung von F. Haikal durchgeführt (siehe Haikal 1988). Erst 2006 wurde das Grab dann topographisch vermessen und gereinigt sowie der Bauschutt von der oberen Felsstruktur des Grabes beseitigt. Diese Arbeit wurde vom Zentrum für ägyptische Studien der Russischen Akademie der Wissenschaften (CES RAS) durchgeführt. Diese Arbeiten zogen sich bis ins Jahr 2018 hin.

Königliche Kanzlei auf der südöstlichen Ecke des Vorhofes von TT 23 (PM 4, Register II.)

In der südöstlichen Ecke des Vorhofes von TT 23 befindet sich eine etwas ungewöhnliche Architekturdarstellung. Ludwig Borchardt vermutete in dem dort dargestellten Gebäude "den Amtssitz des Grabherrn" und bezeichnete es daher als "Auswärtiges Amt".

Das Gebäude wurde in der Darstellung in einer Art Grundriss wiedergegeben und teilt sich in drei Hauptbereiche auf. Der Eingang befindet sich links und führt in eine von drei Säulenhallen (oder in einen von Säulen umgebenen Hof). Über eine Treppe gelangt man in den hinteren Teil des Gebäudes, der aus einem Peristyl und drei daran anschließenden, parallel angeordneten Räumen gebildet wird. Fünf auf Hocken sitzende Schreiber werden links bei ihrer Arbeit gezeigt - jeder von ihnen hat einen Kasten neben sich stehen. Vermutlich sitzt Tjaj zwischen den beiden Reihen der Schreiber und ihm wird von einem Bediensteten, der mit einem Soldatenschutz bekleidet ist, Luft zugefächert. Vor Tjay steht eine ungenannt Person, die ein Schriftstück in den Händen hält - hinter ihm sind zwei weitere Personen in ein Gespräch miteinander vertieft. Lt. Arnulf Schlüter (ÄAT 78) lautet die zugehörige Beischrift: "Es sagt der Türhüter des Ortes der Schriftstücke zu seinem Gefährten: Versprenge Wasser, mach kühl den Platz. Der Schreiber der Schriftstücke sitzt beim Schreiben“.

Der mittlere Teil der Darstellung zeigt ein Tor, durch das man in die Säulenhalle des nach rechts folgenden Tempel gelangt. Hier opfert Tjaj, assistiert von einem Diener, vor einem großen Opferaufbau, der auf drei Opferständern steht. Lt. der Inschrift über dem Grabherrn ist es eine Anfrufung an Amun-Re, in welcher einige seiner Epitheta und die Art der dargebrachten Opfer aufgezählt werden. Des weiteren bittet der Grabherr Amun-Re um eine lange Lebenszeit und ein schönes Begräbnis.

Eine Treppe führt auf der rechten Seite des Säulensaales (mit einer Rampe in der Mitte) in den hinteren Bereich des Tempelbaus, der aus einem breiten Peristyl mit vier Säulen und am linken und rechten Ende je einen Pfeiler aufweist. Die dazu gehörige Inschrift nennt die Art des Gebäudes: "Stätte der Briefe des Königs (Leben, Heil, Gesundheit) in der Domäne des Ramses, des großen Ka des Re". (Quelle: Arnulf Schlüter ÄAT 78)

Drei Durchgänge führen von der Halle aus in je eine Kammer, wobei vor der mittleren Kammer zwei Statuen eines Pavians mit Sonnenscheibe, der auf einem Sockel hockt, stehen. Die mittlere Kammer ist deutlich größer. Der Durchgang zu dieser ist gegenüber den Durchgängen der oberen und unteren Kammer um 90° gedreht dargestellt. Im Inneren der Kammer befindet sich eine weitere größere Statue eines hockenden Pavians, vor dem ein einfacher Opferständer mit Gefäßen und Lotosblumen steht. Die Beischrift benennt die Statue als: "Thot von der Stätte der Schriftstücke des Königs (Leben, Heil, Gesundheit)“.

In den beiden äußeren Kammern sind jeweils sechs Truhen zu sehen, die an den Längswänden (je drei Stück) aufgestellt sind. Die Inschriften bezeichnen die Kammern als "Stätte der Schriftstücke" (Quelle: Arnulf Schlüter ÄAT 78).

Zeichnung: nach Borchardt 1907: 59, Abb. 1 - Kopie-Rekonstruktion von N. de. Garris-Davies

TT 23, das Grab von Tjaj ist ein Tempel-Grab-Komplex mit einem Pylon, einem Innenhof und 5 Innenräume. Der Grab-Komplex ist nach der Ost-West-Achse orientiert. Nach Jan Assmann sind die Dekoration und die Ausführung des Grabs zu großen Teilen Kopien der Gräber von Amenemope (TT 41) und Paser (TT 106).

Pylon und Vorhof:
Vor dem versenkten Vorhof des Grabkomplexes befindet sich ein stark beschädigter Pylon aus Lehmziegeln mit einer Verkleidung aus Sandsteinblöcken, dessen oberer Teil fehlt und dessen Basis und die unteren Mauerschichten ehemals mit Reliefs dekoriert waren. Lt. Erkenntnissen
der Grabungsmission der Russischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahre 2013 schloss sich einst eine Umfassungsmauer aus Lehmziegeln an den Pylon von Norden nach Süden an, die heute aber zum größten Teil zerstört ist.

Hinter dem Pylon führt eine Treppe in den Vorhof, die einst von Seitenrampen mit Reliefdarstellungen umrahmt war. Der Grundriss des Hofes besitzt eine rechteckige Form und hatte einst ein umlaufendes Dach - blieb aber im zentralen Teil offen. Die Seiten des Hofes waren mit überdachten Säulengängen versehen und wiesen zur Fassade einen Portikus auf. Reste dieser Säulengänge sind heute nicht mehr vorhanden, nur die Basen sind noch teilweise erkennbar.

Die in den Innenhof geschnittenen Kalksteinfelsen sind von ziemlich schlechter Qualität - das war wahrscheinlich der Grund dafür, dass  die meisten der Wände mit Sandsteinblöcken verkleidet waren, um eine feste Oberfläche für die Reliefs zu schaffen. Die erhaltenen Darstellungen sind aber sehr interessant, da sie eine Neujahrs-Hymne an das Licht, eine Darstellung des "königlichen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (Auswärtiges Amt lt. Borchardt)", Szenen des Fischfangs und Jagddarstellungen, eine Darstellung von Tjajs Stadthaus und seine triumphale Heimkehr zeigen. Des weiteren zeigen die Reliefs verschiedene Opferszenen, den Prozess der Herstellung einer Mumie und vieles andere.

Grabinneres:
Das Grab selbst besteht aus drei Haupträumen

  1. einer breiten Halle (Querhalle) (Raum 1)
  2. einer Längshalle (Raum 4)
  3. einem inneren Raum mit einer Nische, die das eigentliche Heiligtum darstellt (Raum 5)

Alle Wände der drei Räume sind mit Darstellungen bemalt. Der Erhaltungszustand der Räume ist besser als die Darstellungen des Hofes. An einigen Stellen der Wände fehlen aber große Teile der Dekoration. Vor dem Eingang zu Raum 1 befinden sich zwei lebensgroße Statuen des Grabbesitzers.

Querhalle:
Am äußeren Torpfosten des Durchgangs zur Querhalle erscheint im unteren Bereich der Grabherr - hinter dem Torpfosten innen befinden sich an beiden Seiten Inschriften (PM 17). 

Die Ostwand der langen Querhalle ist mit einer Triumphszene (PM18) geschmückt. Der Grabherr - in Begleitung von Höflingen (einschließlich zweier Wesire) - wird mit dem "Gold der Ehre" in Anwesenheit des Königs sowie den Seelen von Pe und Nechen und einer geflügelten Göttin belohnt. Im unteren Register befindet sich eine Festprozession mit Bullen mit dekorierten Hörnern. Personifizierte Djed-Pfeiler werden vom knieenden Grabherrn gehalten. An der linken Seitenwand der Querhalle befinden sich Gebälk mit Hathorköpfen und eine Stele mit Djed-Pfeiler zwischen zwei Figuren des Grabherrn. Auf der linken Seite der Rückwand - links der Tür - sehen wir den Grabherrn, gefolgt von seiner Gemahlin in drei Registern beim Weihräuchern und Libieren vor Opfergaben sowie beim opfern von Blumen vor Standarten in einem Kiosk. Im III. Register erscheint ein Priester, der über Opfergaben weihräuchert und mit Kerze und zwei Lampen vor dem Grabherrn und seiner Gemahlin steht (PM 21). 

An der linken und rechten Rückwand der Querhalle befinden sich zwei kleine Kapellen. Über der Tür zur südlichen Kapelle sind Affen in Anbetungshaltung und die Seelen von Pe und Nechen vor einer Barke zu sehen, in welcher König Merenptah vor Atum steht. Am Eingang zur nördlichen Kapelle opfert auf dem Rahmen Außen der Grabherr vor Osiris und Isis sowie vor Osiris und Anubis.

Links und rechts des Durchgangs zur "Langen Passage" (Längshalle, Raum 4) sehen wir in zwei Registern einen Dämon mit Messer und eine sitzende Frau sowie Nischen mit zwei Statuen mit dem Anubis-Schakal darüber (PM 28+29)

Längshalle: (Raum 4)
Der Zugang zur Längshalle zeigt auf dem Türsturz außen eine Doppelszene (PM 30): der Grabherr in Anbetung vor Osiris und Isis und in Anbetung vor Osiris und Anubis. Auf dem linken Türpfosten sind Reste eines Djet-Pfeilers erkennbar. Die linke Seitenwand der Zugangspassage zeigt den Grabherrn vor dem Nefertem-Emblem, das durch den König gestützt wird. Weitere Szenen im I. Register zeigen den Grabherrn mit seiner Gemahlin, vor der Barke des Sokar mit vier Kästen voll bunter Stoffe und Thot als Pavian in einem Schrein sowie eine Wiege-Szene. Im II. Register befindet sich eine Begräbnisprozession mit dem von Ochsen gezogenen Sarkophag, die Begräbnisausstattung, Trauernde und zwei Wesire, männliche Verwandte, eine Kuh mit ihrem Kalb und den Grabherrn, der von der Göttin des Westens umarmt wird (PM 31+32). Teile dieser Szene waren rausgeschnitten und ins Ägyptische Museum Berlin verschickt. Während des II. Weltkrieges gingen diese Stücke aber verloren. Die Nordwand zeigt ein Grab-Bankett mit zahlreichen Verwandten des Grabbesitzers.

Die rechte Seitenwand der Längshalle zeigt in 2 Registern Szenen aus dem Pfortenbuch; den Grabherrn und seine Frau, die Ptah-Sokar anbeten und Embleme in Schreinen. Des weiteren einen Bullen mit sieben Kühen. Der Grabherr und seine Frau werden von Horus zu Osiris, Isis und Nephtys und der geflügelten Göttin Maat geführt.

Zugang zum hinteren Raum:
Auf dem äußeren Gebälk befindet sich Anubis-Schakale auf jeder Seite, Texte auf den Pfosten. Auf der rechten Seite des Durchganges befindet sich eine Anubis-Darstellung (PM 30)

Hinterer Raum:
Auf der linken Eingangswand erscheint der Grabherr in Anbetung vor der Göttin Hathor (PM 36). Der Raum ist mit einer Opferszene und Darstellungen verschiedener Gottheiten dekoriert. Auf der linken Seitenwand sind Priester mit einer Litanei und Opferlisten vor dem Grabherrn und seiner Gemahlin zu sehen (PM 37), sowie auf dem linken Teil der Rückwand, der Grabherr mit einem Blumenstrauß (PM 38) und der Grabherr erhält Leben von der Göttin des Westens (PM 39). Auf der rechten Wand der Kammer der Gott Thot mit einem Abbild der Göttin Maat, gefolgt von Horus und dem Grabherrn und seiner Frau Raya vor Osiris, Maat und der Göttin des Westens. Auf der rechten Seite der Rückwand ist Tjaj mit Opfergaben zu sehen. 

Schrein/Nische:
Das Heiligtum (die Nische) enthält eine skulpturale Triade: Osiris, Isis und Horus (PM 42). An den Seiten je eine Doppelstatue von Tjaj und seinen Frauen. Auf dem Wandteil links der Triade: der Grabherr bei Rauch- und Trankopfern, auf dem rechten und linken Wandteil daneben die Hathorkuh, die aus dem Westgebirge heraustritt und in ihrem Schutz links Ramses II. und rechts der Grabherr (PM 43).
An der linken Wand Darstellung der Ahmose-Nefertari - rechts Amenhotep I. (PM 44).

In der Mitte des hinteren Raumes befindet sich der Sarkophag von Tjai aus Granit, der 1905 von R. Mond aus der Grabkammer (Raum 7) herausgehoben wurde.

Vor den Nischen für die Statuen befindet sich der Abgang in eine "slooping-Passage", die bis in eine Tiefe von 17,29 m hinuntergeht. Die Gesamtlänge beträgt 52,31 m. Der Korridor ändert dreimal seine Richtung. Die Grabkammer ist ein kleiner Raum mit einer unregelmäßigen Form. Lt. der russischen Mission wurde die ursprüngliche Struktur von TT 23 mehrmals geändert, wobei der erste Umbau noch vor der Bestattung von Tjai erfolgte, wo man einige Türen und Durchgänge änderte. Die anderen Umbauten erfolgten in der III. Zwischenzeit und in der Spätzeit. Lt. der Beschreibung von Chr. E. Wilbour (veröffentlicht 1936) am 9. März 1881 gab es in Raum 1 der Anlage von Tjai einen Grabräuberdurchbruch. Bei den Untersuchungen der russischen Mission wurden Überreste von mehr als 100 Individuen "in und um" TT 12 gefunden, die aus Nachbestattungen stammen (Quelle für die Grabbeschreibung war: Porter u. Moss sowie der Zwischenbericht: "The tomb of Tjay (TT 23). Progress report Jan. 2018, Autor: Sergej V Ivanov, S. Lämmel, E. G. Tolmacheva, O. V. Orfinskaya u. a., Projekt: Russian Archaeological Mission to Luxor, TT 23 - online-Version; Göttinger Misszellen  241 und SAGA 12).

Neferhotep (II.)
-
Vorsteher aller Arbeiten des Königs -

Neferhotep bekleidete das Amt eines Vorstehers aller Arbeiten des Königs unter der Regierung von drei Königen: Ramses II. - Merenptah und Sethos II. Er war der Sohn von Nebnefer und der Enkel von Neferhotep (I) - beide Vorfahren teilten sich das Familien-Grab TT 6 und folgten einander in der Position des Vorarbeiters ("Großer der Mannschaft") - ein Amt, das ihre Nachkommen während des größten Teils der 19. Dynastie innehatten. Bruyère fand im Hof des Grabes TT 216 einen Opfertisch mit dem Namen für Neferhotep (I.), dem Großvater von Neferhotep (II.), dessen Inschrift darauf verweist, dass dieser schon unter König Haremhab im Amt war (wahrscheinlich ab dem 7. Regierungsjahr von Haremhab).

Der Name von Neferhoteps (II) Mutter lautete "Iy". Seine Ehefrau hieß "Webekhet" und war wahrscheinlich die Tochter des "linken" Vorarbeiters Baki.

Neferhotep (II.) kam evtl. bei den Unruhen im Gebiet von Theben ums Leben ("als der Feind hier war"), die wohl zur Zeit von König Sethos II. / Amenmesse stattfanden. Jedenfalls ist im 5. Jahr von Sethos II. ein gewisser "Paneb" Vorarbeiter der Rechten Seite am Platz der Wahrheit.

Im Gelände des Ramesseums (das während der Amtszeit des Familienclans erbaut wurden) fand man eine Stele des Neferhotep in der Barke der Mut, zusammen mit Hesysunnebef (Diener am Platz der Wahrheit - dessen Gemahlin Hunuro und weitere Verwandte. Die Stele befindet sich heute in Manchester Museum (Nr. 4588).

Die Arbeiten in einem Königsgrab wurden im Neuen Reich immer getrennt von zwei Gruppen ausgeführt. Eine Gruppe für die rechte Seite und eine für die linke Seite des Grabes. Der wichtigste Titel unter den Grabarbeitern war der eines "Vorarbeiters", von denen es immer zwei gab: Vorarbeiter für die linke Seite und Vorarbeiter für die rechte Seite. Dieses Amt wurde in der Familie von Neferhotep während drei Generationen ausgeübt, angefangen mit seinem Großvater gleichen Namens und seinem Vater. Alle drei Männer waren "Foremen of the Right Side" (Vorarbeiter der Rechten Seite) beginnend während der Regierungszeit von Ramses II. "Unser" Neferhotep (II.) hatte keine Söhne und ihm folgte der Vormann Paneb (TT 211) in dem Amt.

Neferhoteps  Grabanlage TT 216 befindet sich direkt rechts von der seines Vaters Nebnefer (TT 6) und ist eine der größten Anlagen in der Nekropole von Deir el-Medina - sie war bereits Lepsius bekannt. Im Grab TT 216 werden drei seiner Brüder aufgeführt, deren Namen Pached, Anuy und Nebnefer (II.) lauten. Pached ist dort in zwei Statuen als Fahnenträger dargestellt. Neferhotep und seine Frau scheinen keine Kinder gehabt zu haben - jedenfalls werden im Grab keine genannt. Jedoch wird in den Grabinschriften ein Junge genannt, dessen Beischrift lautet: "seinen Diener (Hm), der in seinem Haus geboren wurde". Der Name dieses Jungen lautete "Hesysunebef". Irgendwann zwischen dem 14. und 24. Regierungsjahr von Ramses III. bekleidete er den Posten des "Stellvertreters der linken Seite" (Quelle: www.osirisnet.net). 

Grabplan von TT 216 in Deir el-Medina (Neferhotep II.)

Planzeichnung nach Bruyére (1924-1925, pl. 2)
bearbeitet von Nefershapiland

Grabbeschreibung:
Neferhotep besaß eine große Grabanlage in Deir el Medina, in welcher mehrere Statuen von ihm und seinen Familienangehörigen standen. Das Grab befindet sich auf der Spitze eines Hügels, der das Dorf am Westufer des Nils überragt, von wo aus man einen guten Blick auf die gesamte Stätte hat - ein idealer Ort also. Im Osten befindet sich das Ramesseum, der Millionenjahrtempel von Ramses II. Dieses zeigt die privilegierte Stellung und den Einfluss von Neferhotep während seiner Zeit. 

Von den Abmessungen und seiner exponierten Lage her ist Theben Tomb 216 sehr ungewöhnlich und wohl das prestigeträchtigste Grab in Deir el-Medina.

Rampe zum Vorplatz von TT 216


Speziell für sein Grab wurde eine 13 m lange und schräge Zufahrtsrampe mit einer Treppe gebaut, mit einer steilen Steigung, die nach oben zu einer "Vorplatz-Terrasse" führt, die zu den beiden Höfen führte, die mit zwei Pylonen ausgestattet waren. Später nutzte man diese Rampe auch für andere Gräber, wie z. B. für TT 7 (Schreiber Ramose). Dahinter befindet sich ein Opferbecken in Form einer Amphore aus der Zeit von Thutmosis III., die nach Porter & Moss (PM 1) in späterer Zeit als Wassertank oder Reinigungsgefäß (?) wiederverwendet wurde.

 

 

 

Bild: Courtesy to Richard Dick Sellies
- Essex Egyptology Group UK -
- all rights reserved -

 

Blick von oben auf das Grab von Neferhotep

Bild: Courtesy to Richard Dick Sellies
- Essex Egyptology Group UK -
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An die Rampe schließen eine trapezförmige Terrasse und zwei Höfe an, deren Eingänge durch Pylone markiert sind, wobei der 1. Pylon aber heute zum größten Teil verloren ist. Der terrassenförmige Vorplatz wird nach Westen durch eine einst verputzte Bruchsteinmauer begrenzt, in deren Mitte sich die Reste eines Tor als Zugang zum Vorhof befindet. 

Am Eingang des Vorhofes wurden Fragmente eines Türsturzes gefunden, der später als Türschwelle wiederbenutzt wurde. Er zeigt lt. Porter & Moss den West-Falken, der von den Göttinnen Isis und Nephthys und Pavianen angebetet wird. Dieser Vorhof öffnet sich dann durch eine weitere Mauer mit einem Pyloneingang zum Haupthof. Die umschließenden Wände sollen lt. Bernard Bruyere (Rapport sur les fouilles de Deir el-Medineh / 1924-1925), FIFAO 3, S. 16-17) etwas 2,80m hoch und die Pylone sollen ursprünglich mit Tünche überzogen gewesen sein. 

TT 216 - Grab von Neferhotep (II.)
Blick auf die Rampe und der Vorplatz-Terrasse (links vom Aufgang)

Das Grab in gerader Sicht hinter der Rampe ist TT 7 und das Grab direkt links neben dem des Neferhotep (II.) ist das seines Großvaters Neferhotep (I.) und seines Vaters Nebnefer (TT 6).

Bild: Courtesy to Richard Dick Sellies
- Essex Egyptology Group UK -
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Der Innenhof (Haupthof) der Grabanlage war 10,80 m lang (von Osten nach Westen) und 8,50 m breit (von Nord nach Süd gesehen). Auf beiden Seiten des Eingangs, der in den Fels des Hügels eingeschlagen wurde, befindet sich ein Dach, das auf jeder Seite von einer Säule getragen wird. Beidseitig des Eingangs befanden sich zwei Sitzstatuen (PM 3 + 4): links die des Vorarbeiters "Kaha" (Besitzer des Grabes TT 360) und rechts die seiner Frau "die Herrin des Hauses, die Sängerin des Amun, Tuy", mit je einer Tochter in Relief an den beiden Seiten des Sitzes. Rechts und links des Eingangs befindet sich eine Öffnung, die Licht in die erste Kammer der Anlage, brachte. 

Die Kapelle:
Das Innere der Kapelle wurde von einem Feuer zerstört und heute sind nur noch wenige Fragmente der einstigen schönen Wandbemalung zu sehen. Die Kapelle besteht aus zwei Räumen - am hinteren Ende der zweiten Kammer befindet sich eine Innere Kammer mit einer Nische an der Rückwand. Grosse Teile des Kapelleneingangs sind heute eingestürzt, ebenso ein großer Teil der flachen Decke. Am äußeren Zugang der Halle ist der Grabherr zu sehen (PM 5). 

Hinter dem Kapelleneingang (L. 2,15m x B. 1,43 m nach www.osirisnet.net) befindet sich eine Querkammer (B. 8,50m x H. 3,20m x T. 5,25m), an deren südlichen (linken) Wände sich nach Porter & Moss (6-7-8) Überreste von Darstellungen in 3 Registern befinden:

Querkammer:

  1. Register:
    Tempelgrotte der Göttin Anukis mit Gazellen auf der Insel Elephantine, ein Lilienteich und Ramses II. mit einem Fächerträger und dem Grabherrn vor der Barke des Amun-Re.

  2. Register:
    Im mittleren Register sind kniende Personen, die thebanische Triade und drei Männer vor den Göttern Osiris und Hathor zu sehen.

  3. Register:
    Im unteren Register befindet sich eine Hathor-Prozession einschließlich Fächerträgern, königlichen Statuen mit Gefangenen an der Basis sowie der Grabherr mit Opfergaben und die Barke der Hathor, die von Rindern gezogen wird.

Auch an der Wand der nördlichen (rechten) Seite der Kammer befinden sich ebenfalls Darstellungen in drei Registern (PM 9-10-11-12)
Im I. und II. Register (dem oberen und dem mittleren - rechts von der Tür) der Wand erscheinen der Grabherr und seine Gemahlin mit Mädchen, die ihnen Opfergaben und ein Blumen-Bankett darbringen.

Im III. Register erscheint wiederum der Grabherr, gefolgt von seiner Familie, beim Vogelfang (PM 9).

Der nächste Abschnitt hat nur noch zwei Register: (PM 10)

  1. Register:
    Im oberen Register sind zwei Priester zu sehen, die den Kopf von Anukis tragen, sowie die Götter Satis und Khnum.

  2. Register:
    Eine Fortsetzung der Bankett-Szene, die sich bis zu PM 9 hinzieht.

Lt. Porter & Moss 11 folgt dahinter (rechte Seitenwand, östlicher Teil) eine Darstellung des Grabherrn vor zwei Göttern (wahrscheinlich Re-Harachte und einer nicht zu identifizierenden Göttin. An der rechten Seitenwand (westlicher Teil) befinden sich Darstellungen in zwei Registern (PM 12):

  1. Register:
    Das obere Register zeigt eine kniende Frau

  2. Register:
    Im unteren Register sind Opfergaben und ein Kiosk zu sehen.

An der rechten Seite der Rückwand (PM 13) befindet sich ein Mann vor dem in einem Kiosk sitzenden König Ramses II. sowie (möglicherweise) der Grabherr mit seiner Frau in Anbetung vor Re-Harachte und einer geflügelten Göttin.

In der Mitte der Westwand befinden sich der Eingang zur Längshalle, die auf beiden Seiten von Statuen (nur noch teilweise erhalten) des Bruders von Neferhotep flankiert wird (PM 14-15). Der stehende Bruder Pached hält eine Standarte - auf der rechten Statue (PM 15) wird er von seiner Frau begleitet.

Die Längskammer:  
Die Längskammer ist 2,30m breit und 8,70m lang und hat eine Höhe von 3.05m. Auf dem äußeren Pfosten des Eingangs (PM 16) befinden sich Reste eines Textes. Im unteren Bereich des Pfostens sitzen auf einer Darstellung der Grabherr und seine Gemahlin. Beide Seiten des breiteren Abschnitts zeigen Darstellungen in zwei Registern. 

Auf der linken Seite (1. Register oben) - im Durchgang innen -  ist die Abydosfahrt zu sehen (PM 16) wobei die Boote gezogen werden. Im unteren Register (2. Register) sieht man ein Boot auf einem See und Vögel. Auf der rechten Seite des inneren Durchgangs - im oberen Register - erscheint der Grabherr, der unter einer Palme etwas trinkt und die Überreste einer Kuh. Im unteren Register sieht man den Grabherrn und seine Gemahlin sowie Opfergaben.

Auch die linke Seitenwand ist mit Darstellungen in zwei Registern (PM 17) dekoriert. Im oberen Register erscheint der Grabherr, gefolgt von seinem Vater Nebnefer und dessen Großvater Kenherschepeschef, dem königlichen Schreiber an der Stätte der Wahrheit sowie ein weiterer Mann, der eine Barke (oder einen Lastkahn ?) trägt. Des weiteren stehen Männer mit Standarten, die vor den Göttern Osiris und Anubis stehen. Der Schreiber Kenherschepeschef war der Adoptivsohn von Ramose (königlicher Schreiber am Ort der Wahrheit) unter Ramses II. Im unteren Register befindet sich eine Opferszene für den Grabherrn Neferhotep und dessen Frau.

Die Darstellungen auf der rechten Seitenwand der Längskammer zeigen den Grabherrn (PM 18), der vor Hathor in ihrer Kuhgestalt opfert und die aus den Bergen heraustritt. Sie beschützt den König Amenophis I. zusammen mit Osiris und Hathor, sowie der Gott Sokar und fünf Göttinnen in einem Kiosk. 

Hinter dem Verstorbenen ist die Wand in drei Register unterteilt (PM 18):

  1. Register: eine Opferliste und ein Mann, der Osiris anbetet.

  2. + 3. Register: Begräbnisprozession zum Grab mit Priestern, Trauernden und Männer mit Ochsen, die einen Sarkophag mit einer Statue des Verstorbenen (im oberen Abschnitt) und mit Dienern, welche die Gegenstände der Grabausrüstung tragen.

Links und rechts vom Zugang der hinteren Nische befanden beidseitig eine Doppelstatue (PM 20): Links der Grabherr sitzend und seine Gemahlin stehend zu seiner Rechten. Er trägt um den Hals eine goldene Halskette und eine Tunika mit verlängertem Frontstück. Auf der Seite des Stuhls sieht man im Relief den Jungen "Hesy-su-nebef", der einen Affen mit Trauben füttert und als "sein Diener, der in seinem Haus geboren wurde" benannt wird. Diese Statue wurde neben zwei anderen am Boden des Grabschachtes gefunden. 

An den Wänden außerhalb vor der Nische links und rechts ist die Wand auf beiden Seiten mit einer stehenden Figur geschmückt. Auf der rechten Seite ist der Gott Min und auf der linken Seite Osiris zu sehen.

Nische:
Am hinteren Ende der Kammer befindet sich eine Nische (PM 21), deren Eingang 
links und rechts eine Art Pilaster (40cm bzw. 55cm breit) aufweist und diesen leicht verengt, als ob man durch eine Art Tür eintritt.. Der Boden der Nische befindet sich auf einem höheren Niveau als die Lange Halle. Auf der linken Tür des Zugangs befindet sich ein hockender Gott (PM 21), der in die Nische blickt. 

An der Decke befindet sich die Darstellung der geflügelten Himmelsgöttin Nut auf einem Holz imitierenden Hintergrund. Am Ende der Westseite befindet sich auf der Mauer eine geflügelten Sonnenscheibe, ein Djed Pfeiler zwischen den Göttinnen Isis und Nephthys.

Auf der südlichen (linken) Wand sind die sitzenden Götter Horus (Sohn der Isis) und Hathor zu sehen, welche den "Nini-Gestus" vor einem Skarabäus an einem Djedpfeiler vollziehen. An der Nordwand (rechte Seite der Nische) befinden sich die sitzenden Götter Anubis und Hathor. 

Es ist nicht ersichtlich, dass es in der Nische einst Statuen gab, die aus der anstehenden Bergwand gearbeitet wurden (wie in vielen anderen Schreinen zu finden).

Grabschacht:
Der Zugangsschacht zur unterirdischen Anlage befindet sich in der äußersten linken Ecke der Längskammer - links vor der Nische. Seine Maße sind 1,70m x 0,82m im Querschnitt und er hat eine Tiefe von 3,80m. Der Zugang zur eigentlichen Grabkammer erfolgt durch drei miteinander verbundene Kammern, wobei bei jeder der Kammern der Boden auf einer niedrigeren Ebene liegt als bei der vorherigen.

Grabkammer:
Die Grabkammer hat eine Nord-Süd-Ausrichtung  und besitzt eine gewölbte Decke mit Verzierung. Die Beschreibung folgt hier der Veröffentlichung von Bernard Bruyére (Rapport sur les fouilles de Deir el-Medineh 1924-1925, FIFAO 3, S. 16-17 und Porter u. Moss: Topographical of Ancient Egyptian hieroglyphic text, reliefs and paintings, II. Edition, Part I. p. 312-315):

Nach Bernard Bruyere (1924-1925) sind die Darstellungen in der Grabkammer durch ein Feuer und später durch den Kot von Fledermäusen sowie von Hornissen schwer beschädigt worden. Am Ende der Nordwand befindet sich ein Tympanon, in welchem die Göttin Nephthys zwischen Anubisschakalen kniet. An der Westwand erscheinen der Grabherr und seine Frau, die beide in einer Barke sitzend, die Sonnenscheibe anbeten. Weitere Darstellungen zeigen Paviane, die ebenfalls die Sonnenscheibe anbeten, den Falken des Westens, vier hockende Dämonen und eine Katze, die unter dem Isched-Bau sitzt und eine Schlange tötet.

An der Ostwand befinden sich die Tore der Unterwelt, die von Wächtern mit Messern bewacht werden. An der gewölbten Decke befinden sich in der Mitte zwei Szenen:

  1. Die Götter des Ostens und des Westens im "nini-Gestus" vor einem personifizierten Djed-Pfeiler mit Skarabäus und Sonnenscheibe.

  2. Die geflügelte Baumgöttin Nut auf einem Djed-Pfeiler - sie gibt ein Trankopfer für zwei Gestalten, welche den Grabherrn darstellen.

Funde in den unterirdischen Räumlichkeiten:
Am Fuß des unterirdischen Grabschachtes wurden etliche Fragmente (etwas 50 Stück) gefunden, die zu mehreren Statuen zusammengefügt werden konnten. Bei einer der Statuen handelt es sich um eine Kniestatue des Grabbesitzers Neferhotep (II.), der eine Stele mit einer Hymne an Re vor sich hält. Andere Fragment gehörten zu einer Doppelstatue, die Neferhotep (II.) auf einem Stuhl mit Löwenfüßen darstellen mit seiner Gemahlin, die neben ihm steht. Er trägt um den Hals eine schwere goldene Kette. Auf der linken Seite seines Stuhls befindet sich ein Relief, das einen nackten Jungen namens "Hesysunebef" darstellt, der einen gleichgroßen Affen mit Weintrauben füttert. Die Inschriften bezeichnen den Jungen als "sein Diener, geboren in seinem Haus". 

Relief auf der linke Seite des Stuhles
Umzeichnung: nach Bruyére p41 - bearbeitet von Nefershapiland

Relief des nackten Jungen "Hesysunebef, der einen stehenden Affen mit Weintrauben füttert.

Weitere Funde aus der dem Grabschacht 1010 (im Haupthof) sind lt. Porter & Moss:

  1. eine Reinigungstafel des Grabherrn

  2. das Fragment einer Stele mit der Barke des Re und dem Namen des Grabherrn

  3. Fragment mit Pavianen, die dem widderköpfigen Gott Re Udjad opfern

  4. Sturz mit einer Doppenszene: der Grabherr und seine Frau kniend vor Themutis und dem Bruder des Grabherrn, Paschedu vor der Göttin Meretseger (beide Gottheiten sind als Schlange dargestellt)

  5. Fragmente eines Sturzes mit den sitzenden Göttern Osiris und Horus  

  6. der obere Teil eines Pfostens (?) mit dem Relief eines Anubis-Schakals.

 

Tja / Tchia (*Aj)
- Schatzhausvorsteher (
(imi-ra prwj n Hd nbw") -

Schatzhausvorsteher bis zum Jahr 7 unter König Merenptah war ein Beamter mit dem Namen Tjay (*Aj). Belegt ist er auf der Stele Kairo JE 89624 (Zayed, in RdE 16 / 1964, 198, Tf. 8c) mit diesem Titel, sowie mit dem Titel "jmi-rA pr-HD n nb tA.wj" (Schatzhausvorstehter der beiden Länder) auf der Stele Florenz (Inv. Nr. 2532 (KRI III, 369,5) und mit dem Titel "imi-rA pr-Hd m Hwt Wsr-mAa.t-Ra stp.n-Ra m pr-Jmn" (Schatzhausvorsteher des Tempel des User-maat-Re-setep-en-Re im Hause des Amun = Thronname von Ramses II.), der Stele Louvre E.7717 (siehe Habachi, in RdE 21 / 1969, Tf.3) und Stele Kairo JdE 89624 (Zayed, in RdE 16 / 1964, 195, Fig. 1)

Meri-en-Ptah
- Schatzhausvorsteher (imi-rA-pr-HD) -

Auf den Schatzhaushausvorsteher Tja (*jA), ("imi-ra prwj n Hd nbw") (siehe oben) folgte wohl ab dem Jahr 7 von König Merenptah ein Namensvetter des Königs in das Amt. Belegt ist er auf einer Stele aus dem Britischen Museum (BM 154, siehe Daressy, in ASAE 27/ 1927, 168 und Dissertation von Khaled Ahmed Hamza Awad aus Kairo in "Untersuchungen zum Schatzhaus im Neuen Reich, Göttingen 2002, S. 194) und Ostraca Kairo CG 25504, vs. II, 3-4 mit Resten von zwei Kolumnen in schwarzer Tinte mit 9-11 Zeilen und vier Kolumnen in schwarzer Tinte, mit 11, 14, 5 und 2 Linien mit Nennung des Jahres 7 von Merenptah).

Hornacht
-
Vorsteher der Fremdländer -

Hornacht hatte neben dem Ehrentitel "Vorsteher der Fremdländer" auch den Titel eines "Truppenoberst und Stabsoffizier" inne.
Damit gehörte Hornacht innerhalb der Militärhierarchie zu den höheren Offiziersrängen. Wir besitzen von Hornacht eine Stabträgerstatue von 78,2cm Höhe und 21,5cm Breite. Sie befindet sich heute in Baltimore, The Walters Art Museum, Nr. 22.105

Nach Ausweis der Inschrift auf dem Götterstab könnte die Statue aus dem Amun–Re Heiligtum von Tell el–Belamun, der Hauptstadt des 17. Unterägyptischen Gaus stammen. In seiner rechten Hand hält Hornacht ein überdimensionales Anch–Zeichen sowie eventuell Schreibutensilien. Hinter dem linken Bein ist die Gemahlin Hornachts namens Isis eingraviert.

Standarten-Statue des Hornacht
-Baltimore, Walters-Art-Museum Nr. 22.105 -
Granodiorit, 78 x 21.5 x 33,5cm
wohl aus Tell el-Belamun

Hornacht ist bei seiner Statue mit einer kunstvollen Perücke und in der Tracht eines Höflings des Neuen Reiches dargestellt.

Nach Ausweis der Inschrift auf dem Götterstab könnte die Statue aus dem Amun-Re-Heiligtum von Tell el-Belamun, der Hauptstadt des 17. Unterägyptischen Gaus stammen.

Er hält in seiner rechen Hand ein überdimensionales Anch-Zeichen, was recht ungewöhnlich ist, da diese Statue weder ein einen König noch einen Gott darstellt. Hinter seinem linken Bein erscheint seine Gemahlin mit Namen Isis.

Die Inschriften auf der Statue besagen,, dass er die Götter Amun-Re und Osiris um Leben, Wohlstand und Gesundheit bittet.

(Bild: Walters-Art-Museum Nr. 22.105 -
Lizenz: CC0)

 

May
- Vorsteher der Arbeiten im Tempel des Re und Ptah -

May war königlicher Baumeister (Architekt) unter Ramses II. und später auch unter seinem Sohn und Nachfolger Merenptah, dessen Kartuschen auf beiden Seiten einer Schreiberstatue zu sehen sind, die sich heute im Museum Kairo (JE 67878) befindet.

Die Statue wurde in der Nähe des Tempels von König Merenptah in Memphis (Kom el-Qal'a) gefunden. Gearbeitet wurde sie aus grauem Granit und ihre Maße sind 74cm in der Höhe. 

Die Inschrift auf dem Schurz der Schreiberstatue enthält eine Anrufung an Ptah, dem Herrn der Gerechtigkeit und bittet den Gott, er möge ihm Leben, Gesundheit und Erfolg gewähren. May trägt den Titel eines "Vorsteher der Arbeiten im Tempel des Re und Ptah“ und „Vorsteher der Handwerker im Großen Palast des Fürsten zu Heliopolis". Sein Vater Bakenamun ((BAknjmn), bekleidete ebenfalls den Posten eines "Vorstehers der Arbeiten (im Gebäude) "Mächtig ist Ramses II." Die Mutter von Mai trug den Namen "Ta-amuntet-ne(t)-waset". 

Auf einer weiteren Stele aus schwarzem Granit, die aus Heliopolis stammt und sich heute ebenfalls im Museum Kairo (temp. 14.10.69.1) befindet, ist im Bildfeld Ramses II. dargestellt, wie er zwei Gefäße mit Wein vor Osiris, den Herrn von Rosetau und Sakkara, den Herrn von Sheztyt, Isis und Harendotes opfert. Darunter, an der linken Ecke der Stele, ist May in anbetender Haltung zusammen mit seiner Gemahlin Taka(t)-anti / TAkA(t)antj, Sängerin von Pe, die ein Sistrum hält, dargestellt.

Mai war für diverse Bauprojekte in Heliopolis verantwortlich, und zwar im hiesigen Millionenjahrhaus Ramses II. sowie für ein vom König gestiftetes Heiligtum der Hathor, Herrin des Roten Berges, dass in den Steinbrüchen des Gebel el–Ahmar lag und auch generell für alle Denkmäler im Hause des Re. Mai überwachte aber auch die Arbeiten an den Denkmälern Ramses II. in Piramesse. 

Die Titulatur von Mai setzte sich in der Zeit von Ramses II. bis Merenptah aus drei Berufstiteln zusammen;

  1. jmjrA kA.wt = Bauleiter

  2. Hmwwwr= Chef der Handwerker 

  3. HrjpD.t =Truppenkommandant 

Zeugnisse:
Graffito an der Chephrenpyramide
Stele Kairo TN 14/10/69/1 aus Heliopolis
Statue Kairo JdE 67878 aus Memphis
Stele Louvre C 94

Eventuell  identisch mit dem Eigentümer der Inschrift Abu Simbel Nr. 5 identisch.
Graffito auf der Insel Sehel (KRI III, 279:15) – in diesem Graffito wird auch der Chef der Bildhauer namens Chnumhotep erwähnt.

Im Louvre (Paris) befindet sich eine Stele aus Diorit (H. 42 x 33,5 x 9cm), die evtl. aus Heliopolis stammte (Louvre C 94/N245) von der leider nur der obere Teil erhalten ist. Das Bildfeld der Stele zeigt rechts den stehenden König Ramses II, der zwei Weingefäße vor Re-Harachte und Hathor opfert. 

In der Inschrift darunter wird daraufhingewiesen, dass diese Stele von Mai, dem "Großen Handwerker im Tempel von Millionen Jahre [...] von Ramses-Meri-Amun, dem Großer Handwerker der großen Mauer von Ramses-Meri-Amun in der Domäne des Re, großer Handwerker in Achet-Ramses-Meri-Amun in der Großen Halle der Justiz von Heliopolis" in Auftrag gegeben worden ist. Die hohe gesellschaftliche Stellung erlaubte es Mai, diese Stele aus einem wertvollen Gestein herzustellen, auf das nicht jeder Zugriff hatte.

Fragment Stele Ramses II., heute im Louvre, Paris
C 94, N 245; Drovetti 482 - Material Diorit
H. 42 cm; B. 33,5 cm; D. 9 cm; Gewicht: 35 kg
Zugangsdatum in das Museum: 1827
Aktueller Standort im Museum: Sully, [AE] Raum 640


Die Inschrift der Stele setzt sich aus insgesamt neun Textkolumnen zusammen, die in stereotyper Anordnung alle mit dem Bauleitertitel beginnen und mit dem Namen von Mai enden, welcher der Auftraggeber für diese Stele war.

Im Bildfeld der Stele opfert Ramses II. vor den Göttern Osiris, Isis und Horus. 

Bild: Courtesy to the Museum Louvre (Creative Commons Attribution / CC-BY licence).

 

Auf der Insel Sehel befindet sich eine Felsinschrift des Vorstehers der Arbeiten in den Tempeln des Re, des Amun und des Ptah "May" (Mai), der hier unter Ramses II. im Gebiet von Assuan tätig war. Mai hinterließ auch in Giza zwei Inschriften, die ihn als Bauleiter im Tempel des Re und einer dortigen Anlage mit Namen: " axRawms.sw-mayJmn" (Ache(t)-Ramessu-Meri-Amun) ausweist. Daneben führte May, Sohn des Vorstehers der Arbeiten BaknJmn aus Theben, auch den Titel „Großer Handwerker“ in Heliopolis. May war zudem für Arbeiten im nahegelegenen Memphis verantwortlich, wo er im Ptahtempel seinen Aufgaben nachkam (Quelle: Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens, Bd. 21, Das Expeditionswesen im ägyptischen Neuen Reich, Thomas Hikade, Heidelberger Orientverlag)

Iu-en-Amun (Jw.wn-Jmn(.w)
- Vorsteher der Städte von Kush

Der Beamte "Iu-en-Amun" amtierte lt. Ingeborg Müller (Die Verwaltung Nubiens im Neuen Reich) als "Vorsteher der Städte von Kusch" (jmi-ra n.wt nj KS). Belegt ist er auf einer Stele vom Nordfriedhof von Abydos, die sich heute im Museum Kairo befindet (TN/15/12/24/2 = CG 34507). Ein weiterer Titel von Iu-en-Amun auf dieser Stele lautet "Königlicher Schreiber des Opfertisches".

Pentawer (PntAwr.t)
- königlicher Mundschenk -

Pentawer war Mundschenk unter König Merenptah. Von ihm existiert eine Stele aus Abydos (mit dem Datum Jahr 1, König Merenptah) - heute im Museum Sohag (ex. Museum Kairo temp. 12/6/24/17).

Die oben gerundete Stele zeigt oben zwei Udjadaugen, zwischen denen sich eine sen–Ring und darunter wohl ein Weihrauchnapf befindet.

Darunter folgt eine große Kartusche, die am Beginn das Datum „Jahr 1“ zeigt, dahinter folgt eine große Kartusche mit der Inschrift:  „König von Ober- und Unterägypten  "bA-n-Ra mrjnTrw, geliebt von Osiris “. Ba-en-re ist der Thronname von König Merenptah.

Kartusche mit dem Thronnamen von König Merenptah

Bildausschnitt: mit frdl. Dank Mutnedjmet - 
- alle Rechte vorbehalten -
- bearbeitet von Nefershapiland -

Die Stele weist zwei Bildregister auf. Im oberen steht rechts der königliche Mundschenk namens Pentawer, in Verehrungshaltung vor dem thronenden Gott Osiris und der dahinter stehenden Göttin Isis. Pentawer ist gekleidet in ein langes, weites Gewand. 

Stele des Pentawer (Museum Sohag) 
- Ex Kairo, Temp.  12/6/24/17 -


Zwischen Pentawer und Osiris befindet sich eine große Lotosblume, auf der sich die vier Horussöhne befinden. Über dem Gott und Pentawer befinden sich sieben Textkolumnen mit einer Anrufung an Osiris sowie den Titeln und dem Namen des Stelenstifters. Im unteren Bildfeld der Stele befindet sich links eine Darstellung einer Form des Gottes Horus, der die Doppelkrone auf dem Haupt trägt. Vor ihm in Verehrungshaltung stehen vier Personen, zuerst eine Frau, gefolgt von einem Mann der mit dem typischen Soldatenschurz bekleidet ist, hinter dem eine weitere Frau mit einer Papyrus- oder Lotosblume in der rechten Hand haltend, folgt. Als letzte Person folgt eine weitere Frau, beide Arme im Verehrungsgestus erhoben.

Zwischen Gottheit und Verehrern befindet sich ein Opferständer oder Weihrauchbecken.

Über dem Ganzen befinden sich zehn Textkolumnen. Die Dame am Beginn der Reihe könnte den Namen  Isisnofret getragen haben (?) 

Bild: Courtesy to Mutnedjmet - 
- alle Rechte vorbehalten -

 

Chuy (@wy)
- Vorsteher der Arbeiten an allen Denkmälern seiner Majestät -

Unter König Merenptah wurde eine Steinbruchexpedition nach Gebel es-Silsileh entsandt. Das Unternehmen stand unter der Leitung von Chuy, der die Titel eines "Vorstehers der Arbeiten an allen Denkmälern Seiner Majestät" und "Großen der Medscha" trug. Der Zweck des Unternehmens war die Beschaffung von Baumaterial für Ergänzungs- und Erneuerungsarbeiten an Tempeln von Ramses II. Dies geht aus den Titeln des @wy hervor, dessen weitere Tätigkeit die eines "Domänenverwalter des Re-tempels in Memphis und Vorsteher im Tempel Rawmssw mrjJmn (Ramessu-meri-Amnun) im Hause der Herrin der Sykomore war. 

Aufgrund der Darstellung des opfernden Königs Merenptah im Bildfeld kann diese Stele in dessen Regentschaft datiert werden. (Quelle: KRI IV, S. 125 in Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens / SAGA 21, Heidelberger Orientverlag, Thomas Hikade, 2001, S. 229).

Ramessu-em-per-re (Ramsswmprr a)
- Erster Königlicher Sprecher Seiner Majestät -

Ramessu-em-per-re (auch Mery-unu oder Benithen genannt) bekleidete unter Ramses II. bis König Merenptah folgende Ämter: (Quelle: Stele Abydos, heute im Museum Kairo TN 3/7/24/7:

  1. Wedelträger zur Rechten des Königs

  2. Truchseß (Mundschenk oder königlicher Butler?)

  3. Erster königlicher Sprecher Seiner Majestät

Die Darstellung der Stele zeigt rechts Ramessu-em-per-re (Wer ist im Hause von Re) in Anbetungshaltung vor dem links thronenden König Thutmosis III. Zwischen König und Beamten befindet sich ein mit Opfergaben beladener Opfertisch und daneben ein Ständer mit einem Gefäß.

Sein Vater war ein gewisser "Yupaa" und seine Gemahlin - eine Sängerin des Amun - trug den Namen Isis (?). Seine Grabanlage befand sich wohl in Saqqara - konnte aber bislang noch nicht entdeckt werden.

 Weitere erhaltene Denkmäler von Ramessu-em-per-re sind:

  1. Ein Stelenfragment, heute in Wien (Isere) Museum Nr. 1555; Der Stelenstifter in einer Doppelszene, links in Verehrung von Osiris, der sich in einem Schrein befindet, rechts in Verehrung vor Osiris–Sokar als Herr des Westens im Schrein. 

  2. Säulenfragment, das den knienden Grabherrn, der eine Djed-Säule stützt zeigt. Das Fragment stammt aus seinem Grab in Saqqara (Position der Grabanlage nicht bekannt) - Zeit Merenptah (heute in Museo Civico Archeologico in Bologna, 1913 (Referenz: Petrie MSS 3.1.237)

     

    Säulenfragment des knienden Grabherrn, der eine Djed-Säule stützt

    - Museum Archeological of Bologna -

     

     

    Bild: Sailko, Wikipedia, CC-BY-SA 3.0
    19. 10. 2013


  3. Türsturz-Fragment - der kniende Grabherr vor der kuhköpfigen Hathor (Brooklyn Museum Nr. 35.1315

  4. Kalkstein-Stele von Ramses-em-perre, (Britisches Museum EA796) mit vier Register. Oben rechts im 1. Register ist der Chef-Wächter des Ramesseums, Ramses-em-perre zu sehen, der vor einer Lotusblume, auf der die vier Söhne des Osiris stehen, in Anbetungshaltung vor den Göttern zu sehen ist. Im zweiten Register steht die Göttin Nut rechts in einem Baum und schenkt dem knienden Ramses-em-perre ein Trankopfer in seine Hände. Hinter ihm sitzen fünf Figuren, die Lotusblüten halten: Panachtre-metj (?), Horemhat, Sutymose, Neferrenpet und Nachtemwaset. Im dritten Register sind sechs Männer und eine Frau zu sehen, die auf demBoden hocken und Lotusblüten haqlten: Sur, Chonsm, Chons, Panrenu, Any, Ptahemheb und Hut-Her.
    Im vierten Register ist außer ein paar Zeichen nichts mehr zu lesen, weil es zu beschädigt ist. Vermutlich bestand dieses Register aus hockenden oder sitzenden Figuren (Quelle: Online-Katalog, Brit. Museum)

    Kalksteinstele von Ramses-emperre
    Britisches Museum: EA796
    - Höhe 63,50 cm; Breite: 38 cm -

    Kalksteinstele von Ramses-emperre mit runder Spitze, die in 4 Register mit Darstellungen unterteilt ist (Figuren in vertieften Relief und mit Inschriften).

    Oben rechts befindet sich der Chef-Wächter des Ramesseums, Ramses-emperre in Anbetungshaltung vor einer Lotusblume, auf der die vier Söhne des Horus stehen und dem thronenden Osiris. Hinter dem Gott stehen Isis, Horus, Sohn der Isis und Thot.

    Die Stele befindet sich in einem sehr schlechten Erhaltungszustand und hat viele Schäden auf ihrer Oberfläche - große Teile der Stele sind unleserlich.

    Umzeichnung:  

    © The Trustees of the British Museum

    (CC BY-NC-SA 4.0)

Blöcke:
Kopf des Grabherrn mit Fächer, gesehen bei einem Händler in Kairo (1972) ?
Oberer Teil des Grabherrn und seiner Gemahlin (?), die ein Sistrum hält - heute in Rom, Villa Alberti, Nr. 557:
Ein Block mit dem oberen Teil eines Mannes - heute in Rom, Villa Alberti, Nr. 554.

Ipy
- Vorsteher der Stiere -

Die Ämter eines "Vorsteher der Stiere" und "Großer des Herrn der Beiden Länder" bekleidete unter König Merenptah ein Mann mit Namen "Ipy". Er besaß eine Grabanlage in el-Choca mit der Nummer TT 264 (5).

Literatur und Quellen:
1. Aidan Dodson, Poisoned Legarcy, AUC-Verlag 2010
2. Ingeborg Müller, Die Verwaltung Nubiens im Neuen Reich, Reihe: Meroitica, Bd. 18, 2013, Harrassowitz-Verlag, 
3. www.osirisnet.net (tomb of Neferhotep)
4. Porter & Moss, Topographical bibliography of Ancient Egyptian hieroglyphic text, reliefs and paintings, Part I. p. 312-315, 
5. Claudia Maderna-Sieben / Staat und politische Entwicklung des Alten Ägypten, S. 156-159, Online-Version


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Literatur und Quellen