Esna

Assuan

Kom Ombo

Allgemeines zur Stadt:

Edfu, seit der 5. Dynastie die Hauptstadt des 2. oberägyptischen Gaus - von den Griechen Apollinopolis Magna genannt - liegt etwa 100 km nördlich von Assuan und 85 km südlich von Luxor am linken (westlichen) Nilufer und hat heute ungefähr 35.000 Einwohner.  Der Name Edfu leitet sich aus der altägyptischen Bezeichnung Djeba ab.

Beide Nilseiten werden durch eine moderne Brücke 
im Norden der Stadt miteinander verbunden.

Bild:      Edfu 20
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Administrativ gehört Edfu zum Gouvernement Assuan und liegt ca. 30 km südöstlich der Nordgrenze des Gouvernements, wobei die sudanesische Grenze im Süden etwa 330 km entfernt liegt. Eine Bahnlinie am Ostufer des Nils verbindet die Stadt mit Assuan und dem oberägyptischen Luxor. Der Zug hält auf dem Ostufer und man kann mit einem Taxi  den Horus-Tempel über die Nilbrücke erreichen. Die Entfernung vom Bahnhof zum Tempel beträgt ca. 4 km.

Durch seine günstige Lage konnte der Ort zu einer wichtigen Handelsstadt werden. Das 128.000 Einwohner zählende Edfu (Berechnung 2010 nach dt. Wikipedia)  lebt im Wesentlichen von der Landwirtschaft, vom Töpfereigewerbe und von der Zuckerindustrie. 

Dennoch besitzt der Ort kein eigentliches Stadtzentrum, den Mittelpunkt bilden die freigelegten Tempelanlagen. Durch Bewässerungsmaßnahmen in der Neuzeit wurden die landwirtschaftlichen Gebiete zu beiden Seiten des Flusses auf eine Länge von ca. 25 km erweitert. Daran schließen sich im Osten die Arabische Wüste und im Westen die Libysche Wüste an. 

Nilufer bei Edfu mit Anlegestelle für die Kreuzfahrtschiffe

Bild:      Edfu 17
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Touristenmarkt mit Kalesche
 - an der Anlegestelle der Nilkreuzfahrtschiffe
- Bild:
Peter Alscher, Kümmersbruck -

Der Nil ist ebenso wie schon in der Antike wichtigste Verkehrsader für Edfu. Auf diesem verkehren die für den Tourismus wichtigen Nilkreuzfahrtschiffe von Luxor nach Assuan und auch der Frachtverkehr nach Unterägypten wird über den Fluss abgewickelt. Entlang des östlichen Randes der Stadt befinden sich die Anlegestellen für die Nilkreuzfahrtschiffe.

Schiffsanlegestelle in Edfu

Bild:     Edfu 14
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Bild:     Edfu cruise ship
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Der Standort der Tempelanlage bildet in jüngerer Zeit einen Anziehungspunkt für den Ägypten-Tourismus. Eine Besichtigung des Horus-Tempels von Edfu gehört zu den festen Bestandteilen einer klassischen Nilkreuzfahrt zwischen Luxor und dem südlich gelegenen Assuan, wobei die Anlegestelle für die Schiffe etwa 850 Meter östlich von dem Tempelkomplex liegt.

Entdeckungsgeschichte:

Die ersten "neuzeitlichen" Belege über das Gebiet von Edfu stammen aus arabischer Zeit. Aus den Werken des arabischen Historikers und Schriftsteller Al-Maqrizi (* 1364 in Kairo; † Anfang Februar 1442) wird überliefert, dass man etwa um 1300/1301 ganz in der Nähe von Edfu die Statue einer "thronenden Frau" gefunden mit einer griechischen Inschrift gefunden hatte. Aus der Zeit des 10./11. Jahrhunderts stammt ein arabisches Graffito, welches sich auf der östlichen Umfassungsmauer befindet, in dem um eine "gute Heimkehr aus der Fremde" gebeten wird. Höchstwahrscheinlich befand sich der Tempel - oder dieser Teil des Tempels - zu diesem Zeitpunkt schon unter einer gewaltigen Schuttmasse verborgen, denn der Anbringungsort des obigen Graffito befindet sich oben im 3. Register - etwa in einer Höhe von 6 m. 

Der erste Europäer, der im Spätsommer 1589 Ägypten bereiste - sein Name ist nicht bekannt - besuchte auch den Horus-Tempel von Edfu und beschrieb den gewaltigen Pylonbau als "dem besterhaltenen, den er je gesehen hat". Er äußert auch sein Stauen über den großen Hof und den Säulensaal mit insgesamt 50 Säulen. Zu seiner Enttäuschung gelang es ihm nicht, das Tempelinnere zu betreten, da der Zugang durch Schutt und Sand vollständig versperrt war. Auch dem französischen Jesuitenpater  Claude Sicardl, der Edfu 1720 einen Besuch abstattete und einen vollständigen Bericht über den Tempel und auch über das Mammisi hinterließ war es nicht vergönnt, ins Tempelinnere zu gelangen, ebenso wie 1731 dem französischen Arzt Nicolas Granger. Weitere Ägyptenreisende, die bei ihrem Edfu-Besuch zwar den großen Pylon bestaunten aber die gleiche Erfahrung wie ihre Vorgänger bei dem Versuch machten, ins Innere vorzudringen, waren der in Holstein geborene und in der dänischen Marine dienende Frederic L. Norden (1738), der Engländer Richard Pococke (1737-38) und der englische Orientreisende William G. Browne (1792). 

Nach der französischen Expedition im Jahre 1799 mehrten sich die Nachrichten und Reiseberichte, in denen der Horus-Tempel von Edfu erwähnt wurde. Zu der interessantesten Beschreibung zählt der Bericht von Giovanni Batista Belzoni, der in den Tempel während seiner Reise im Jahre 1815 eindringen konnte und neben der Beschreibung des Tempels, des Mammisis und des Dorfes auch das Südtor (Temenos) sowie einen weiteren kleinen Tempel mit einer heute nicht mehr vorhandenen Sphingen-Allee erwähnte (siehe: Belzoni, Giovanni, Battista: Narrative of the Operations and Recent Discoveries in Egypt and Nubia, London 1820, S. 56 ff). Auch der deutsche Forscher Heinrich Carl Menu Baron von Minutoli berichtet von einer Sphingenallee (siehe: Reise zum Tempel des Jupiter Amon in der Libyschen Wüste und nach Oberägypten in den Jahren 1820 und 1821, Berlin 1824, S. 280 ff). 

Ein weiterer Besucher des Horus-Tempels von Edfu war Otto Friedrich von Richter, der seine Eindrücke in sein Tagebuch einschrieb und dabei vermerkte, dass der Tempelpylon 10 Zimmer enthielt, die übereinander lagen und diese über je eine eigene Treppe verfügten. Des weiteren berichtete er, dass "um den großen Pronaos und um den Sekos eine etwas niedrigere Ringmauer verläuft, mit einer Kornische auf beiden Seiten die mit Hieroglyphen bedeckt war."

Lange Zeit war der Tempel mit Sand überdeckt - zeitweise bis zu den Kapitellen, womit sein guter Erhaltungszustand zu erklären ist. Erhalten geblieben sind viele Zeichnungen aus dem ausgehenden 18. und dem 19. Jahrhundert, welche den verschütteten Tempel mit den ihn bevölkernden Hütten zeigen, wie z. B. die Bilder aus der "Description de L'Egypte" 1809-22, Bd. 1, Tafel 48 ff. oder die Bilder von Vivant Denons in "Voyage dans la Basse et la Haute Egypte"sowie letztendlich die wunderschönen Zeichnungen von David Roberts. Auch frühe Fotografien dokumentieren den damaligen Zustand des Horus-Tempels, wie die von Louis de Clercq um 1859, William Tabbot und Frances Frith (1856-59).

Fassade des Pronaos des Edfu-Tempels
- Gemälde von David Roberts vom 24. Nov. 1838 -

Diese Zeichnung von Roberts lässt erkennen, dass die Anhäufungen von Sand und Schutt den Tempel am Ende des 18. Jahrhunderts bis zu 10 Meter Höhe auffüllten. Diese riesigen Erdmassen musste Mariette bei seiner Freilegung im Jahre 1860 abtragen lassen, um das Heiligtum wieder zugänglich zu machen.

Dies ist eine originalgetreue fotografische Reproduktion eines zweidimensionalen Kunstwerks. Das Kunstwerk an sich ist aus dem folgenden Grund gemeinfrei:
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. Quelle: dt. Wikipedia

 

From under the Portico of the Temple of Edfu, Upper Egypt
- Aquarell von David Roberts vom 24. Nov. 1838 -

Dies ist eine originalgetreue fotografische Reproduktion eines zweidimensionalen Kunstwerks. Das Kunstwerk an sich ist aus dem folgenden Grund gemeinfrei:
Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für die Europäische Union, Australien und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers. Dieses Werk ist gemeinfrei in den Vereinigten Staaten, weil es vor dem 1. Januar 1923 veröffentlicht wurde (Quelle: dt. Wikipedia)

Erst während der französischen Expedition nach Ägypten drangen die ersten Europäer im Jahre 1788 in den Tempel von Horus ein. Zu der Zeit waren die hinteren Räume des eigentlichen Tempels noch voll von Erde und Schutt. und die wenigen freien Räume waren von Arabern bewohnt. "Ein Teil der Einwohner des Dorfes hatte seine Wohnungen im Inneren des Tempelhofes aufgeschlagen". Die Araber lebten zwischen den Säulen und Skulpturen mitsamt ihrem Vieh. Sogar auf dem Tempeldach befanden sich Hütten. 

Bei der Ankunft der Franzosen im Tempel von Edfu erstreckte sich das Dorf der Araber im Süden und Osten des Tempels und stützt sich gegen den Pylon und die Umfassungsmauer. Lt der Beschreibung der französischen Zeichner Balzae und Dutertre in der Description I. 48 und 49 befinden sich mehrere Gebäude der Bewohner auf dem Dach des Naos und des Pronaos. Die westlichen und nördlichen Außenseiten der Umfassungsmauer ragen kaum aus den sie umgebenden Sanddünen heraus. Der Sand hat den Hof und den Pronaos bis über das Haupttor überschwemmt. 

Aus der Zeit der französischen Expedition sind zahlreiche Graffiti erhalten geblieben, welche die französischen Soldaten hinterließen. Eines der interessantesten stammt von dem französischen Wissenschaftler Emanuel-Jean L'Evangeliste Le Gentil de Quelern (1775-1843) - einer der Wissenschaftler aus dem Begleit-Tross der napoleonischen Expedition nach Ägypten - der zahlreiche Karten und Stiche für die "Description de L'Egypte" anfertigte und den Tempel von Edfu als erster vermessen hatte (soweit dieses damals aufgrund des Zustandes möglich war). 
(Quelle für diesen Text ist: Zeitschrift Sokar Nr. 16, 2008, Hgb. Michael Haase -  Inschriften des ptolemäerzeitlichen Tempels von Edfu - das Edfu-Projekt, Andreas Effland/Martin von Falck/Jan-Peter Graeff, S. 80-83 u. dt. Wikipedia wie auch Denon, V., Mit Napoleon in Ägypten, 1789-99, Tübingen 1978, Kurth, The Temple of Edfu, S. 38 f)

Durch den verschütteten Zustand des Tempels wurde nicht nur die Besichtigung für die frühen Ägyptenreisenden erschwert, sondern machte auch die wissenschaftliche Erforschung recht schwierig. 1842-45 besuchte Karl-Richard Lepsius, der Leiter der preußischen Expedition, Ägypten und entdeckte bei seiner Besichtigung des Edfu-Tempels die Hieroglyphen auf der Umfassungsmauer. Erst nachdem er einen Teil des hohen Schuttberges abräumen ließ, war es ihm möglich, die ersten Abschnitte eines längeren Textes zu kopieren (siehe Lepsius Denkmäler S. 56 ff) - Bilder siehe weiter unten.

Bei der späteren Freilegung der Gebäude in den Jahren um 1860 durch Auguste Mariette wurden fast 100 der Araber-Häuser aus dem Dorf Edfu, die sich im und auf dem Tempel befanden abgerissen. Mariette berichtete voller Stolz: "Heute ist Edfu wieder in seiner ehemaligen Herrlichkeit erstanden. Ich habe die 64 Häuser auf dem Flachdach niederreißen lassen, ebenso 28 weitere Behausungen, welche sich zu nahe an der Außenmauer des Tempels befanden....." (Quelle: Mit Napoleon in Ägypten - Francoise Labrique - Ph. v. Zabern-Verlag 2009, S. 52 ff)

Obwohl Mariette einige Jahre damit beschäftigt war, den Tempel vom Sand zu befreien, fühlte er sich nicht imstande, den freigelegten Tempel von Edfu selbst zu erforschen. Diese Aufgabe übernahm der französische Ägyptologe Maxence de Rochemonteix, der während der Jahre 1876 - 1877 damit begann, die Inschriften zu kopieren. Vor allem machte er aber Skizzen von den Wänden um die Aufeinanderfolge der Szenen zu dokumentieren. Die eigentliche Entzifferung verschob man auf später. Aber Rochemonteix war es nicht mehr vergönnt, das ungeheure Werk selber zu vollenden. Er starb nach einer Periode zunehmender finanzieller Probleme und einer darauffolgenden Krankheit im Alter von 42 Jahren. Der französische Ägyptologe Emile Chassinat (1868 - 1948) setzte das Werk von Rochemonteix fort und schuf die Grundlage für die Erforschung der Tempelinschriften von Edfu. Er kopierte innerhalb von vier Jahren die Inschriften und Darstellungen des Tempels. Seine Gesamtpublikationen umfasst 14 Bände, davon 8 Textbände mit ca. 3000 Seiten hieroglyphischer Texte, 2 Bände mit Strichzeichnungen sowie 4 Bände mit teilweise exzellenten Photografien.

Die Inschriften des Edfu-Tempels gehören zu den größten zusammenhängenden Sammlungen von hieroglyphischen Texten der griechisch-römischen Zeit. Sie werden seit 1986 durch das Hamburger Edfu-Projekt unter Leitung von Prof.  Dieter Kurth übersetzt und bislang sind in deutscher Sprache die Texte des Pylonen sowie die Außenseite der Umfassungsmauer publiziert. Das Projekt wurde bis Ende 2001 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und betreut, seit 2002 gehört das Projekt zum Akademienprogramm und wird von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen betreut, die Arbeitsstelle selbst ist nach wie vor an der Universität Hamburg beheimatet.
 (Quelle: Edfu-Projekt ) Zu den Mitarbeitern zählen Dieter Kurth, Wolfgang Waitkus, Andreas Effland, Peter Graeff und Martin von Falck.

Baugeschichte des Tempels des Horus: - und Vorgängerbau aus dem Neuen Reich -

Inmitten der modernen Stadt erhebt sich der mächtige Tempelbau des Falkengottes Horus , der zusammen mit Hathor von Dendera und ihrem gemeinsamen Sohn Harsometus die Götterfamilie von Edfu bilden.

Archäologische Belege für eine antike Besiedlung rund um die Region von Edfu reichen von der 5. Dynastie im Alten Reich bis zur Ptolemäerzeit. Die Stadt Efu und der ptolemäische Tempel befinden sich auf einem Sandsteinrücken. Das Sandsteinmassiv war zur Zeit der Nilüberschwemmung vom Fruchtland umgeben und bildete so eine Insel in dem hier sehr breiten Flusstal.

Bei einer Bohrung, die man im Kellergeschoss des westlichen Pylonturmes durchführte, stieß man bei 3,94 m unterhalb der Pylonsockel-Oberkante  auf vermutlich festem Grund. Aufgrund dieses Forschungsergebnisses gehen die Wissenschaftler mit gutem Grund davon aus, dass der Tempel zumindest teilweise auf dem Sandsteinrücken gegründet wurde. Dieser feste Untergrund und der Verlauf des Sandsteinrückens war höchstwahrscheinlich für die Auswahl des Bauplatzes maßgeblich.

Ein Vorgängerbau aus dem Neuen Reich, zu dem ein kleiner Pylon gehörte (die Datierung des heute nur noch eine Steinlage hoch erhaltenen Baus ist umstritten - siehe Egberts in GS Quagebeur, S. 791), hatte wahrscheinlich auf die Planung für den Neubau Einfluss hinsichtlich seiner Theologie, Gestalt, Lage und Ausrichtung. Zwar reicht der Horus-Kult in Edfu mindestens bis ins Alte Reich zurück (erste Nennungen des Horus von Edfu stammen schon aus dem Grabbezirk des Djosers in Saqqara - erste Belege aus Edfu seit dem Mittleren Reich, siehe LÄ III. 1980, Sl 33-36 und Literaturangaben zu den Vorgängerbauten Prof. Kurth, TdG. S. 328f) - alle im Laufe der Zeit hier entstandenen Kultbauten wurden jedoch - mit Ausnahme des kleinen Pylons aus dem Neuen Reich - spätestens mit dem Bau des ptolemäischen Tempel des Horus abgerissen oder überbaut.

Inschriftenfragmente oder Darstellungen von wiederverbauten Steinblöcken wurden an einigen Stellen im ptolemäischen Pylon gefunden, wobei drei Blöcke im östlichen Raum des Kellergeschosses mit den Resten einer im erhabenen Relief ausgeführten Darstellung jeweils eines männlichen Oberkörpers identifiziert wurden, sowie zwei Blöcke im westlichen Raum mit der Dekoration einer Falkendarstellung bzw. einer Reihe von drei Doppelfedern. Ein beschrifteter Block mit der Unterseite nach oben wurde im Kryptenvorraum gefunden. Ganz oben auf der Mauer fanden die Forscher zwei stark zerstörte niedrige Zeilen mit darunterstehenden Jahreszahlen in drei Zeilen, wobei es sich um eine Aufzählung von Regierungsjahren handelt. Aufgrund der Jahresangaben "Regierungsjahr 59, 60 und 61 ist eine Datierung wahrscheinlich in die Regierungszeit von Ramses II. einzugrenzen, da außer für Pepi II. (ein Zeugnis in Edfu für diesen König ist dieser Form wird von den Forschern wohl ausgeschlossen) nur für Ramses II. eine so lange Regierungszeit belegt ist. Damit ist eine Bautätigkeit von Ramses II. für Edfu erstmals belegt. In der einschlägigen Literatur wird bislang immer Ramses III. als Bauherr des Vorgängerbaus genannt.

(Quelle für diesen Artikel: Der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu/Diss. Ulrike Fauerbach, 2005, S. 188-191)

        Tempel aus früherer Zeit

Reste eines Tempels aus der Zeit Ramses II. ( Fragmente im Vordergrund - heute nur noch ca. eine Steinlage hoch sichtbar) wurden östlich neben dem Hof des heutigen Heiligtums gefunden - ein Pylon, der den Zugang von der Landestelle unten am Nil und "den Gottesweg der Hathor" markiert

  (Quelle: Dieter Arnold, Die Tempel Ägyptens, S. 98). 

 

      Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 

An der Rückseite des 1. Pylons, an der Außenwand - dort auf der Seite, wo die Überreste des Tempels des Neuen Reiches sind - ist zwischen den Füssen des Königs und des Horus von Edfu jeweils die Miniaturdarstellung eines Pylons auf der Standlinie wiedergegeben. Die Bedeutung dieser Darstellung wird unter den Wissenschaftlern kontrovers diskutiert.

Louis Christophe (Le Pylone ‚ramesside’ d’Edfou, in: ASAE 55, 1958, S. 1–21) vermutet aufgrund der Tatsache, dass sich diese Szene am Ostturm befindet, dass es sich um eine Darstellung dieses Bauwerkes handelt; dagegen spricht sich Christian Loeben dafür aus, dass hier ein 2. Pylon aus dem Neuen Reich wiedergegeben sei, der die gleiche Ausrichtung wie der ptolemäische Pylon gehabt habe und bei dessen Errichtung zerstört worden ist (LOEBEN, in: BSEG 14, 1990, S. 57–62). Arno Egberts vermutet, es handle sich hier um eine Darstellung des ptolemäischen Pylons selbst (siehe: EGBERTS, in: GS Quaegebeur, S. 789–801; Rezensiert von J.-C. GOYON, in: BiOr; 57 V/VI, 2000, Sp. 518–532)

Ulrike Fauerbach vermutet in ihrer Dissertation ( "der Grosse Pylon des Horus-Tempel v. Edfu, Otto-Fr.-Universität Bamberg, März 2005, S. 160), dass es sich hier "also eher um eine stark vergrößerte Hieroglyphe für die Opfergabe Pylon handelt und sich Rückschlüsse von der Abbildung auf den Pylon verbieten." (Zitat Ende)

 Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Der ptolemäische Tempel war einst Bestandteil eines größeren Areals, welches sich ost- und südwärts unter der heutigen Stadt Edfu fortsetzte, über das aber mangels Grabung nur wenig bekannt ist. 

Die innere und äußere Umfassungsmauer auf der Westseite entstand im Alten Reich und eine weitere Mauer außerhalb wurde wahrscheinlich in der 1. Zwischenzeit errichtet. Dieter Arnold schreibt dazu, dass der Verlauf der äußeren Ziegelumfassungsmauer nur in der Südwestecke geklärt ist, sie umfasste aber weitere Bauelemente wie einen heiligen See, Priester- und Verwaltungsgebäude, der Hain des heiligen Falken, Vorratsspeicher, Stallungen und Küchen.  

Ptolemaios III.  begann am 23. August 237 mit dem Bau des eigentlichen Tempel, dessen Kernbau ein in sich geschlossener Tempel war, der aus dem Säulensaal, dem Barkensanktuar, zwei Querräumen und einen einigen umgebenden Kapellen bestand.

 
Gold octadrachm issued by Ptolemy III 
(r. 246 BC–222 BC).
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  Eingeweiht wurde der Tempel an 10. September 142 v. Chr. in Anwesenheit des Königs Ptolemäus VIII. Euergetes II. und Kleopatra II.

Mit dem Bau des Pronaos wurde 140 v. Chr. begonnen und abgeschlossen wurde er 142 v. Chr. 

Auch der Dachkiosk (142-130), der Pronaos (seit 140) und das Geburtshaus (124/116 v. Chr.) sowie den Hof, Pylon und die Umfassungsmauer im Rohbau stammen von Ptolemaios VIII.
(Quelle:Günther Hölbl/Geschichte d. Ptolemäerreiche)

(Bild: Silver didrachma of Ptolemy VIII Euergetes II. - Public domain)

Den vorgelagerte Säulenhof und den Eingangspylon fügte man in den Jahren 116-71 v. Chr. an den Gesamtbau an. Der Dekor dieses Teiles und weitere äußerer Bauten wurde erst 57 v. Chr. vollendet. (Quelle: Kemet Heft 1, Jan. 2013, S. 24 und Weltatlas der alten Kulturen, Baines u. Malek, S. 76)

      Grundriss des Edfu-Tempels

aus Pierers Konversationslexikon - Siebente Auflage.

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Die "Götterwohnung des Horusfalken" war bis zu ihrer Freilegung im Jahre 1860 zum Teil unter Schutt und Sand verborgen. So geschützt, überlebte dieser Tempel die Jahrhunderte in einem guten Erhaltungszustand.

Die Tempelanlage war seit der griechisch-römischen Epoche dem lokalen Gott Horus geweiht, dessen Herkunftsangabe mit dem Zusatz "der von Behedet" (bHdt) angegeben wurde. Die ersten Belege für den Gott Horus in Edfu selbst stammen aus der Zeit des Mittleren Reiches. Er soll als Falkengott aus einem südlichen Land stammen und trug die Bezeichnung  "Horus von Nubien im Gau von Edfu". In griechischer Zeit setzte man Horus mit Apollon gleich und der Ort Edfu trug die Bezeichnung "Apollinopolis Magna" (Quelle: KEMET Heft 1/2013, S. 25 Frank Müller-Römer). Der Sage nach war Edfu der Ort, wo der Falkengott Horus einen seiner größten Kämpfe gegen seinen ewigen Widersacvher Seth bestand.

Die Tempelanlage von Edfu:

Der Tempel des Horus befindet sich auf einer nord-südlich symmetrisch ausgerichteten Achse, auf der das Eingangsportal im Süden mit dem Allerheiligsten im Norden verbunden ist. Der Tempel bedeckt ohne seinen Pylon eine Fläche von 125,84 m x 47,22 m (Quelle: Diss. Ulrike Fauerbauch - der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu, 2005). Der Pylon selber hat eine Höhe von 36 m und eine Breite von 64 m (nur der 1. Pylon von Karnak ist größer).  Der Tempel ist dem falkengestaltigen Gott Horus geweiht, der Hathor von Dendera sowie einem jugendlichen Horus (Harsomtus). 

Den ältesten Teil des Tempels bildet das Allerheiligste - in dem sich noch der Naos befindet. Dieser Raum bildet das Zentrum des Tempels und wird von einem Kranz von Kapellen umgeben - davor liegt der zentrale Raum ( 2 ), siehe Grundriss unten ( Nr. 2).

Der Besucher betritt den Tempel des Horus von Süden her, durch den großen Pylon. Seine Dimensionen machen den Edfu-Tempel  zum zweitwichtigsten Heiligtum nach dem Tempel in Karnak. Der Edfu-Tempel ist in seiner Nord-Süd-Ausrichtung 137 Meter lang und an der Pylonfront 79 Meter breit. 

               Grundriss des Edfu-Tempels

1)  Zimmer der Opfer (Usechet hotep)
2)  Zentraler Raum
3)  großer Wandelgang
a-b)    Kapelle des Chonsu
c-d)    Triade des Re
e)        Treppe aufs Dach
f)        Durchgang in den Tempelumgang
g)        Schatzkammer
h)        Laboratorium
i)         Raum der Trankopfer (Nile room)
k)        Kapelle des Min
l-m)     Einkleideräume und Treppe
n)        Verbindungsraum 
s)        Zimmer der Stoffe
t)         Kapelle der Götter
u)        Zimmer "das Grab"
x-y)     Kapelle des Osiris-Chontamenti
z)        Zimmer mit Bezeichnung "die Wiege" 
           oder "die Werkstatt"

Bild:     GD-EG-Edfou-map.png
Autor:   Drawing by Gérard Ducher
Lizenz:   CC BY-SA 2.
- bearbeitet von Nefershapiland -

Eine etwa 10 m hohe steinerne Umfassungsmauer schließt an die Rückseite des Eingangspylon an und umgibt den Tempel auf allen Seiten. Der Verlauf einer weiter außen gelegenen äußeren Ziegelumfassungsmauer ist nur in der Südwestecke geklärt. Die Forscher sind sich aber sicher, dass sie nilwärts einen heiligen See, Vorratsspeicher, Stallungen, Küchen usw. einschloss. Auch die Priester- und Verwaltungsgebäude und der heilige Hain, in dem der Horusfalke gehalten wurde, befanden sich hier. 

Aufgrund der vollständigen und ziemlich gut erhaltenen Beschriftung vieler Wandflächen im Edfu-Tempel ist die Forschung über die Funktion eines jeden Raumes und auch des Ablaufs des dort abgehaltenen Kultes genauestens informiert. Zum Beispiel wissen wir, dass im Jahr 142 v. Chr. die "Krönung des Falken" am 25. Jan., der "Sieg des Horus" am 17. März, die "heilige Hochzeit von Horus und Hathor" am 8. August und das "Neue Jahr " am 22. September begangen wurden.

Eingangspylon:

 

Eingangspylon Edfu-Tempel
(Bild: Tine Erl, Nabburg)

Der Zugang zum Haupttempel erfolgt von Süden her durch den Eingangs-Pylon, in dessen Inneren sich ein interessantes System von Treppen und Kammern befindet, die durch Lichtschlitze in der Fassade erhellt werden. Über eine Treppe von 145 Stufen gelangt man zur Terrasse mit ihrem höchst eindrucksvollen Rundblick. Wandkritzeleien von Soldaten aus der Armee Bonapartes "zieren" die oberen Zimmer (Quelle: Ägypten - die blauen Führer - Molden-Verlag).

Jeder Tempelturm hat einen Durchgang zu den Außenseiten der Umfassungsmauer, die außer religiösen Reliefs lange Inschriften zur Baugeschichte der Tempelanlage trägt.

Die Zedernholz-Türflügel des Durchganges waren mit Bronze- und Goldfolie überzogen, waren 14 Meter hoch und ca. 30 cm stark (Quelle: die Tempel Ägyptens, Dieter Arnold). 

 

Beiderseits des über dem großen Eingangstores liegenden Architravs, befinden sich zwei große Blöcke, die mehrere "Fuß" (altes Längenmaß, das ca. 28 bis 32 cm entspricht) weit aus der Mauer ragen und auf denen je ein kleinerer in der Mitte ruht - wie Basen für Statuen (siehe Lepsius Textband Edfu S. 57).

(Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck)

 

Portal im Pylon des Tempels von Edfu, Ägypten

Einschnitte für die Flaggenmasten

Bild:    Edfu-Tempel Pylon 07
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0
Bild:  mfG Hanne Siegmeier

 

rekonstruierte Tempelfassade
- mit Fahnenmasten -

Beiderseits des Portals standen in den Einschnitten vier Flaggenmaste, die in den Öffnungen darüber verklammert waren. Die Fahnenstangen aus Tannenholz, die mit Kupfer aus dem Gebirgsland beschlagen waren, reichten bis fast zum oberen Ende der Türme. Deutlich sind heute noch die Rillen zu sehen, in welche die Stangen eingefügt waren, und ebenso die Löcher für die Kupferklammern, mit Hilfe derer sie festgehalten wurden.

(This image comes from the 12th edition of the Encyclopædia Britannica or earlier. The copyrights for that book have expired and this image is in the public domain.)

Die spiegelbildlich erbauten Zwillingstürme sind in alter Tradition mit Hohlkehlengesims und Rundstab ausgestattet und ringsum mit Inschriften und gewaltigen Reliefs des siegreichen Königs dekoriert. Auf der Vorderseite befinden sich 

  1. im 1. Register oben zwei Szenen, in denen der König Ptolemäus XII. die Maat vor den Tempelgöttern Horus, Shu, Geb, Harsiesi, Thoth und Maeti (eine Abwandlung von Maat ?) opfert  und die Kronen vor Horus, Khentet-Tabtet und Harsomtus. 

  2. Im zweiten Register opfert der König Stirnbänder an die Götter Horus, Hathor, drei Figuren des Horus und der Hathor und dahinter Uräen an Horus und Hathor (siehe Chassinat, op, citd. x, pl. clxxxvii). 

  3. Im dritten Register packt Ptolemäus XII. Neos Dionysos, gefolgt von seinem "Ka", einige seiner Feinde am Schopf und erschlägt sie vor den Tempelgottheiten Horus und Hathor.

  4. An der Basis des Pylons befinden sich Darstellungen von Ptolemäus XII. mit Kleopatra VI. - gefolgt von Nilgöttern und drei personifizierte Örtlichkeiten und dahinter Figuren, welche die Länder darstellen, aus denen Gold- und Edelstein stammen. Die Triade von Edfu bildet den Endpunkt dieser Prozession. Darüber befinden sich eine Inschriftenzeile.

                                    Linker und rechter Pylonturm mit spiegelgleichen Erschlagen der Feinde Szene
König Ptolemaios XII. Neos Dionysos ergreift einen Bündel Feinde am Schopf und erschlägt sie vor den Tempelgottheiten.

                                                   - Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck -

 

Die Tempelgottheiten Hathor und Horus am rechten Turm des Pylons

Bild: Tine Erl, Nabburg

Bild:     Edfu-Tempel 09
Autor:  Olaf Tausch
Lizenz:
CC-BY 3.0

 

                                    Linker und rechter Pylonturm mit spiegelgleicher Darstellung des opfernden Königs
König Ptolemaios XII Neos Dionysos bringt in den oberen Darstellungen den Tempelgottheiten Opfergaben dar.

                                                   - Bild: Elvira Kronlob, Engelskirchen -

Rechts und links auf dem Vorplatz vor dem Eingang des Pylon stand ursprünglich je ein Obelisk, dessen Spitzen scheinbar bis "hoch in die Wolken" reichten.

Die Inschriften des Pylons erwähnen die Obelisken an zwei Stellen. Eine große Bauinschrift auf der Umfassungsmauer gibt Hinweise auf die evtl. Existenz von Obelisken in Edfu. Hier wird berichtet: "Zwei große, solide Obelisken sind vor ihnen (Anmerk. von Nefershapiland: die beiden Pylontürme) und durchstechen dieses Gewölk des Himmels".Das bedeutet, dass die beiden Obelisken die in Edfu negativ gewerteten Gewitterwolken bekämpften.  (Quelle: Prof. Dieter Kurth in Edfu - ein Ägypt. Tempel gesehen mit den Augen der alten Ägypter, Wissenschaftliche Buchgem. 1994, S. 60). 

Auf der Rückwand des östlichen Pylonturms befindet sich im 2. Register eine Darstellung des Aufrichtens des Obelisken. Der Horus von Edfu sagt zum König: ".....Ich gebe dir, dass deine beiden Arme stark sind beim Aufrichten der beiden Obelisken, die aus Granitgestein fertig gestellt wurden." (Quelle: (Quelle: Diss. Ulrike Fauerbauch - der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu, 2005). 

    Pylonturm - Rückseite östlichen Flügel
       

Aufrichten zweier Obelisken  durch Ptolemäus XII. - Darstellung am östlichen Pylonturm - auf der Nordseite.

 

 

    Bild: Lepsius Denkmäler IV, Blatt 47 b

Der Eingang wird von zwei Statuen des Horus in Falkengestalt flankiert. Zwischen den Beinen der linken Horusfigur befindet sich das Abbild des stehenden Königs, der im Betgestus die Hände auf den Schurz gelegt hat. Der König ist  hier im Vergleich zur mächtigen Größe des Gottes Horus relativ klein dargestellt. Beiden Horusfalken fehlen heute ihre Kronen, ähnlich der, die eine ähnliche Falkenstatue im Innenhof des Tempels noch trägt.

Statue des Horusfalken vor dem linken Pylonturm
- zwischen den Beinen des Falken befindet sich der König "im Schutz des Gottes Horus" -

      Statue des Horusfalken aus schwarzem Granit,
             - vor dem rechten Pylonturm -

Bild:    Edfu-Tempel Pylon 17
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0
Bild:    Edfu-Tempel 18
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0

 

Tordurchgang:

Im Tordurchgang des Pylons stehen die Namen des Ptolemäus XII. Neos Dionysos - rechts hinter ihm erscheint die Göttin Seschat und die Königin Kleopatra V. (?) Tryphaena (siehe Lepsius Edfu, S. 58). Auf der gleichen Seite in der 2. Darstellung von oben bringt der König dem Horus von Edu ein Opfer dar.

                                                 Darstellungen im inneren des Tordurchganges des Pylons
                                                   -  rechte westliche Seite und Decke des Tordurchganges -

(Bild: mit frdl. Genehmigung Hanne Siegmeier)

                 (Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck)

 

                                                 Darstellungen im inneren des Tordurchganges des Pylons
                            - linke obere westliche Seite, der König Ptolemäus XII. in 5 Registern vor den Gottheiten
                                 und rechtes Bild: Darstellungen am Sockel des Durchgangs mit tanzenden Nilgöttern -

(Bild: mit frdl. Genehmigung Hanne Siegmeier)

                 (Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck)

 

Innenhof:

Hinter dem großen Eingangspylon schließt sich ein Innenhof an, der an drei Seiten von insgesamt 32 Säulen mit kunstvollen Palmwedel- und Pflanzenkompositkapellen und reliefierten Schäften eingefasst wird, wobei sich die Säulen der linken und rechten Kolonnade in ihrer Gestaltung spiegelgleich wiederholen. Die Schäfte der Säulen sowie die Rückwände des Säulenumgangs zeigen flächendeckend Inschriften und Darstellungen der ptolemäische Pharaonen vor den Göttern oder als Sieger. Jede einzelne Darstellung beinhaltet eine besondere Aussage wie z. B. über einen bestimmten Kultabschnitt oder eine geografische Region Ägyptens. So wurde unter manchen anderem Fest auch die Ankunft und die Abfahrt der Göttin Hathor, "der Goldenen, der Herrin von Dendera", dargestellt, die in ihrer Götterbarke hierher reiste, um ihre Hochzeit mit Horus von Edfu zu feiern. 

      Innerer Hof des Edfu-Tempels  
 
Blick in den Innenhof vom Norden her auf die Rückseite des Eingangspylon und auf die Südkolonnade.

Oben am Pylon befinden sich Darstellungen des Königs, der den Tempelgottheiten Opfergaben darbringt.

Der User Karely hat dieses Bild in die Gemeinfreiheit überstellt.

Die Innenseite des Pylonen ist über der südlichen Säulenreihe, ebenso wie dessen Fassade mit Reliefs geschmückt, welche den König Ptolemäus XII. beim Opfern vor den Göttern zeigt. Die meisten der Tempeldarstellungen zeigen Ritualszenen, in denen König und Gott einander gegenüberstehen.

Auf der Nordseite des östlichen Pylonturmes befindet sich im oberen Bereich eine Darstellungen, welche das "Aufrichten der Obelisken" zeigt - ebenso auf der Nordseite des westlichen Pylonturmes, wo der König das heilige Ritual des "Aufrichten des Symbols von Heliapolis vor dem Gott Horus" durchführt.

Auf der Rückseite des Pylons (Südseite des Vorhofes) befinden sich hinter den Säulen Darstellungen eines Ptolemäus, dessen beide Kartuschen leer geblieben sind. Der König steht vor Harpokrates und bringt ein Opfer dar.
            Pylonturm - Rückseite, westlicher Flügel
Wanddarstellungen: Aufrichten des Symbols von Heliapolis
vor Horus durch Ptolemäus XII. 

                  Bild: Lepsius IV, 45 a

 Bild: Lepsius IV, Blatt 48 a.

Die linke Wand, die sich an die Rückseite des Pylons anlehnt, muss lt. Richard Lepsius später als diese, aber noch ehe er beschriftet und dekoriert wurde, erbaut sein, da die Skulpturen auf der Rückseite des Pylons schon darauf Rücksicht nehmen.

      Innerer Hof des Edfu-Tempels 

Blick in den Innenhof auf die Außenfassade der ersten Hypostylhalle (Pronaos des Edfu-Tempels), 
Bild:    Edfu Tempel inner court 01
User:   Matthias Kabel
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Der große Vorhof - der auch "breiter Hof der Trankopfer" (Quelle: dt. Wikipedia) genannt wird misst vom Tempeleingang bis zum Pronaos eine Länge von 90 Ellen (ca. 49 m) und in Ost-West-Richtung eine Breite von ca. 80 Ellen (42,60 m). In der Mitte des gepflasterten Hofes umschloss in seiner Mitte einen Altar .
(Quelle: Ägypten  /  E. Brunner-Traut u. V. Hell; Kunst u. Reiseführer).

Bei der Renovierung und Entfernung der antiken Hofpflasterung im Jahre 1984 entdecken die Forscher an der Unterseite der Steinblöcke zahllose Reliefdarstellungen, die von einer früheren Bauphase des Tempels stammen und die man nach Abbruch des Vorgängerbaues als Hofpflaster des neuen Tempels wiederverwendete. Die meisten der Reliefs stammen lt. dem kuschitisch beeinflussten Stil deutlich aus der 25. und 26. Dynastie, doch es taucht auch der Name eines Königs auf, den man allgemein in die II. Zwischenzeit datiert. Die interessantesten Blöcke befinden sich heute in einem Grabungsmagazin, doch einige der Blöcke sind noch im Hof aufgestellt (Quelle: Knaurs Kulturführer in Farbe / Ägypten, Marianne Mehling Hg. 1987, S. 136)

Kolonnadenumgang:

 

                                      Westliche Seite des Kolonnaden-Umganges des Peristyl-Hofes
Die Kapitelle einer Säulenreihe unterscheiden sich alle voneinander, finden aber jeweils ihre Entsprechung in der gegenüberliegenden Kolonnade - d. h. sie bilden Paare entlang der Symmetrieachse des Bauwerkes.

Bild:    Edfu-Tempel 30
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0        
         Bild:   Peter Alscher, Kümmersbruck

Die Kapitelle der Säulen des Kolonnaden-Umganges sind reich entfaltet aus Palmen, Blättern und Blüten. Die Seitenwände der westlichen und östlichen Kolonnade sind lt. Lepsius von König Ptolemäus IX. Soter II. beschriftet. In den Säulengängen betet Ptolemäus IX. zu diversen Göttern und bringt ihnen Opfer dar.

Östliche  Seite des Kolonnaden-Umganges des Peristyl-Hofes und 
mit den hohen, von Kompositkapitellen gekrönten Säulen.

              Bild:   Peter Alscher, Kümmersbruck Bild:    GD-EG-Edfou016.JPG
User:   Nèfermaát Wikipedia
Lizenz: CC-BY SA 2,5      

Die Rückwände des Säulenumganges (Kolonnadenumgang) zeigen ptolemäische Könige vor den Göttern oder als Sieger über ihre Feinde. Der Gang des Königs nach dem Tempel und seine rituelle Reinigung durch Horus und Thot an der Rückwand des Säulenganges an der nördlichen (Pyloninnenseite) gehören zum klassischen Repertoire.

Säulengang im Hof

              Bild:  Elvira Kronlob, Engelskirchen               Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Das Fest der heiligen Vermählung

Der Säulenumgang besitzt vier Ausgänge, wobei sich jeweils zwei im Osten und zwei im Westen befinden. Im Südwesten befindet sich die "Tür-der-Goldenen [Hathor]". Sie diente als Eingang für die Hathorstatue in ihrer Barke beim "Fest der heiligen Vermählung".

Dieses Fest fand am 1. Neumond im 3. Monat  (im Monat Mai) der "Schemu-Jahreszeit" statt und dauerte insgesamt 21 Tage, davon fanden 15 Tage im Horus-Tempel von Edfu statt. (Quelle: Die letzten Tempel Ägyptens, Atlantis-Verlag 1971, S. 67). Die Göttin Hathor verließ einmal in jedem Jahr ihren Tempel und begab sich in ihre Barke, um ihren Gemahl Horus in Edfu aufzusuchen. Auf den Innenwänden der beiden Pylontürme werden die Hinreise, die verschiedenen Feierlichkeiten während ihres Aufenthaltes in Edfu und ihre Rückreise nach Dendera prachtvoll dargestellt. Vier Tage vor Beginn des Neumondes im Monat "Epiphi" (im Mai) verließ die Göttin  ihren Tempel in der Prozessionsbarke, auf den Schultern der Träger, begleitet von einer großen Anzahl von Propheten, Priestern, Tempelschreibern und Gläubigen. Am Landungssteg wartete schon ein größeres Schiff, das für die Schiff-Fahrt auf dem Nil geeignet war. Die tragbare Barke der Göttin wird nun auf das Boot verladen und in einem leichten Kiosk in der Mitte untergestellt. Begleitet wird die Flussbarke von einer ganzen Flotte; zuvorderst eine Feluke mit quadratischem Segel -  bemannt mit acht Ruderern, einem Lotsen und einem Peiler - welche das Boot der Göttin Hathor ziehen soll, gefolgt von all den kleinen Barken, welche die Pilgerfahrt südwärts begleiten wollen.

Vier Tage dauert diese Reise auf dem Nil und wird jeweils abends durch eine Zwischenlandung unterbrochen. In Karnak geht die Göttin an Land und besucht hier die Göttin Mut auf ihrem heiligen See; in Kommeir und Hierakonpolis wird Hathor am Landungssteg von der Göttin Anukis und einer anderen Verkörperung des Horus empfangen, die ihr huldigen. Endlich in Edfu angelangt, wird sie von ihrem Gemahl Horus im Norden in einer kleinen, am Nilufer gelegenen Kapelle erwartet. Ihre Zusammenkunft wird von einer fröhlichen Volksmenge bejubelt, wo sich der aus Edfu und der Umgebung gekommene Prozessionszug mit den Feluken, welche die heilige Barke auf dem Nil begleitet haben, vermischt. Gesänge und Tamburinbegleitung ertönen, Wein und Bier fließt in Mengen und bilden den Auftakt zu den zweiwöchigen Feierlichkeiten, wobei jeden Tag eine gewissen Anzahl von Riten, Prozessionen und Opferhandlungen vollzogen werden.

Eine dieser Riten und Prozessionen bringt des heilige Paar (Hathor und Horus) an den westlichen Wüstenrand, die Nekropole der "toten Götter", jene Urgötter, die von den jetzigen Göttern lebten. Diese Verehrung der "verstorbenen Götter", die "Feier der heiligen Vermählung" und die anderen kultischen Bräuche gehen auf die Ernteriten zurück, welche im Alten Ägypten mit dem Osiriskult und den Grabriten verbunden sind.
(Quelle: Die letzten Tempel Ägyptens - Edfu und Philae, Atlantis-Verlag, Serge Sauneron u. Henri Stierlin 1975)

Von den zahlreichen  Reliefs an den Innenwänden der Hofmauer verdient vor allem die Schiffsprozession in der Sockelzone links und rechts des Zuganges Beachtung. In den dargestellten Szenen sind die von den anderen Schiffen geschleppten Flussbarken des Horus und der Hathor zu sehen, deren tragbare Prozessionsbarken mit den darin befindlichen Statuen der Gottheiten auf Deck stehen. Nach der Ankunft der Schiffe im Gebiet von Behedet bei Edfu  (der heilige Bezirk von Edfu, der im Kult des Tempels von Edfu eine besondere Rolle spielt und wo sich die Urgötternekropole, zu welchem einmal im Jahr, im Monat Epiphi, die Statuen des Horus von Edfu und der Hathor von Dendera in einer Prozession hinausgeführt wurden - siehe hierzu: "Zur Lage von Behedet, dem heiligen Bezirk von Edfu in GM 142, 1994, S. 93) wurde die restliche Strecke auf dem Landweg zurückgelegt. Außer den in ihren Statuen anwesenden Gottheiten nahmen am Fest der König teil, die Priester Edus, Vertreter der Staatsmacht sowie die Bevölkerung.

          Edfu - Schiffsprozession

 Man erkennt die Götterbarken v. Horus und Hathor, die von größeren und bemannten Schiffen gezogen, in einer damals alljährlich stattgefundenen Prozession aus ihren Tempeln in Edfu und Dendera heraus auf dem Nil fuhren, um dann gemeinsam eines der beiden Tempelsanktuare zum Zweck der "Heiligen Hochzeit" aufsuchten.

Basis der Nordseite des westlichen Pylonturmes

     (Bild: Hanne Siegmeier)

                     Rückkehr der Schiffsprozession nordwärts nach Edfu
                         - Basis der Nordseite des westlichen Pylonturmes -

 (Zeichnung aus: Edfou X, Tf. CXXII. Kurth, Treffpunkt der Götter - bearb. v. Nefershapiland)

Nach dem Ende der zweiwöchigen Feierlichkeiten, während denen die beiden Götter jeden Tag an den Pilgerfahrten und Prozessionen teilnehmen und jeden Abend in die ehrfurchtsgebietende Stille des Allerheiligsten zurückgebracht werden, versammelt sich der Prozessionszug in umgekehrter Richtung an der Anlegestelle von Edfu am Nil. Horus begleitet seine Gemahlin Hathor zum letzten Mal an den Nil und die Flotte läuft mit eingeholten Segeln mit der Strömung aus. Für ein Jahr kehrt die Statue der Göttin Hathor in ihren Tempel im Schatten des Palmenhains nach Dendera zurück.

Pronaos:
- oder 1. Hypostylhalle -

Baubeginn für das Pronaos war das Jahr 142 v. Chr. - kurz nach der Fertigstellung des Tempelbaus. Die Decke wird von einer Doppelreihe zu je 6 Säulen (Offenes Papyruskapitell, Palmwedelkapitell und Kompositkapitell) getragen. Die Zwischenräume der vorderen Säulenreihe mit je drei Kompositkapitell- und  Palmwedelkapitell-Säulen sind -- mit Ausnahme des von einem Türgewände mit verkröpftem Architrav eingefassten und durch Türflügel verschließbaren Eingangs in der mittleren Säulenstellung - zu beiden Seiten in halber Höhe mit steinernen Schranken verschlossen, um den Einblick in das Innere zu verwehren.

Auf dem zentralen Türdurchgang zum Pronaos mit unterbrochenem Türsturz winden sich wie auf den Schrankenmauern die Kobras der Göttinnen Nechbet und Uto um die Stängel von Ober- und Unterägypten. Auf den Szenen des Türsturzes sitzt der König in Gestalt einer Sphinx mit zwei Straußenfedern auf dem Kopf auf einem trapezförmig erhöhten Sockel und opfert dem Horus von Edfu, über ihn befindet sich die geflügelte Sonnenscheibe. Auf dem östlichen Pfosten hält die Sphinx eine Hieroglyphengruppe und auf dem westlichen Pfosten die Göttin Maat zwischen den Pfoten. Darunter befinden sich auf jeder Seite je vier Opferszenen, auf denen sich der König dreimal vor Horus und einmal, in der obersten Szene vor Hathor präsentiert. 

Linke Seite des Pronaos (westl. Seite)
mit Kompositkapitell (links und rechts) 
und in der Mitte eine Palmwedelkapitell-Säule

Rechte Seite des Pronaos  (östliche Seite)
- rechts davon der Kolonnadenumgang -

                 Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

 

        Edfu Fassade des Pronaos

Die hofseitigen Säulen sind durch halbhohe Zwischenmauern miteinander verbunden, wobei durch die Freiräume oberhalb dieser Zwischenmauern oder Schranken das volle Tageslicht in den ansonsten gegen den Hof völlig abgeschlossenen Saal dahinter fällt. 

     

Bild:   Tine Erl, Nabburg

 

     Edfu linke Fassade des Pronaos

Ptolemäus VIII. Euergetes II. bringt auf den Säulenschranken Opfer vor Horus (linke Seite), Hathor (Mitte) und nochmals Horus (rechts)

Das Dach wird von schlanken Kompositkapitell-Säulen (links und rechts) und in der Mitte von einer Papyruskapitell-Säule getragen.

Bild:   Daniel Csöföly, Budapest, der Urheberrechtsinhaber dieses Werkes, veröffentliche es als gemeinfrei. Dies gilt weltweit.

Auch die eingebundenen Säulen mit den wechselnden Kapitellen aus Kompositionen von Blüten oder Palmweldeln tragen auf ihren Schächten Inschriften und versenkte Reliefs mit der Darstellung ritueller Handlungen. Jede Szene der steinernen Schranken ist von einem Rundstab eingefasst und wird von einer Hohlkehle bekrönt, die wiederum mit einer Sonnenscheibe und einem Fries mit aufgerichteten Kobra verziert ist. 

        Edfu Tempel, Pronaos
   - linke Seite und linker Kolonnadengang -

Bild:    Edfu-Tempel Pronaos 04
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0        

 

        Edfu Tempel, Pronaos
Westliche Seite der
Interkolumnien-Mauern. 
             - Mittlere Schranke - 

Der König, bekrönt von einer komplexen Krone, reicht der Göttin Hathor ein Golddiadem

Bild: mit frdl. Genehmigung Hanne Siegmeier

 

Rechts und links neben dem Eingang zum Pronaos (Vorhalle) befinden sich zwischen den Säulen Interkolumnien-Mauern. Diese steinernen Schranken sind von Rundstäben eingefasst und von Hohlkehlen mit einem Uräenfries bekrönt und tragen auf ihren Außenflächen Reliefdarstellungen 

Aufgrund der noch vorhandenen Dübellöcher, vermuten die Forscher, dass einige der Reliefbilder auf den Säulenschranken mit einer Goldblechauflage verziert waren. 
(Quelle: Kunst & Architektur Ägypten, Seidel und Schulz, Könnemann-Verlag 2001, S. 462)

Westliche Seite (linke Seite): der König trägt die Rote Krone Unterägyptens und präsentiert Horus ein Tablett mit vier "decheret"-Vasen.
Östliche  Seite der Mauern: Der König trägt die Weiße Krone Oberägyptens und präsentiert Horus ein Tablett mit vier "nemset"-Vasen (die beim Mundöffnungsritual eingesetzt werden)
                 Bild: Hanne Siegmeier

 Bild: Hanne Siegmeier

Der Eingang zum Pronaos (Vorhalle) befindet sich in der Mitte zwischen den Säulen und den Säulenschranken und wird zu beiden Seiten von einer großen falkengestaltigen Figur des Gottes Horus aus dunkelgrauem Granit flankiert. Auf der linken Seite vor dem Eingang in die Vorhalle steht die mit der Doppelkrone Ober- und Unterägyptens versehene Statue des Falkengottes - ein formvollendetes Kunstwerk, das die Jahrhunderte beinahe unversehrt überstanden hat (es fehlen lediglich die mächtigen Klauen des Falkens). Auf der rechten Seite neben dem Eingang hockt auf einem neuzeitlichen Podest der fragmentarische Körper einer zweiten gleichartigen Figur ohne Bekrönung - erkennbar ist noch das Zapfloch für die Krone. 

Horusfalke mit Doppelkrone vor dem Pronaos

Horusfalke ohne Doppelkrone vor dem Pronaos

Bild: Tine Erl, Nabburg

Bild: Tine Erl, Nabburg

Die Fassade des Pronaos (Vorhalle) misst 34 m in der Breite und 12,5 m in der Höhe. An der Innenseite der Säulenschranken ist beiderseits je ein kleiner Raum eingebaut. Der Raum auf der Westseite ist eine Kapelle zum Vollzug der Riten des "Morgenhauses" (pr-dwAt = Per-duat / siehe Arnold: die Tempel Ägyptens, S. 99) mit denen der Königspriester beim Festritual gereinigt wird. Auf der östlichen Seite - auch zwischen den beiden äußeren Säulen - befindet sich ein kleiner Bibliotheksraum (pr-mDAt = Per-medjat) für die 32 beim Festritual benötigten Handschriften. Die Priester bewahrten diese Papyri in Holztruhen und Wandnischen auf. Von den einst hier gelagerten Schätzen ist natürlich nichts erhalten geblieben. Anhand der Wandinschriften sind aber die Titel der Schriftrollen erhalten geblieben

                                                             Bibliotheksraum im Pronaos des Tempels
Der kleine Raum ist in die Fassade des Pronaos eingelassen. Hier wurden die Papyrusrollen aufgewahrt, welche die fü die Kulthandlungen wichtigen Texte enthielten, außerdem Musterbücher und Textsammlungen. Das Bücherhaus war also eine Art "Handbibliothek" für die Vorlesepriester. Anhand der Inschriften auf den Wänden des Raumes sind auch einige Buchtitel erhalten geblieben: "(Das Buch vom) Niederwerfen des Seth", "Das Buch vom Tempelinventar", "Vorschrift für das Beschriften der Wand".

Bild:     Niche of the Librarian
User:    Karen Green
Lizenz:  CC BY-SA 2.0
Bild:    Edfu-Tempel Bibliothek 02
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0        

Außer den 6 eingebundenen Frontsäulen der Fassade enthält die Vorhalle 12 weitere Säulen mit schönen Kapitellen. Die Decke wird ist mit astronomischen Darstellungen geschmückt, während die Wände mit unendlich vielen, in Register geordnete Opferszenen dekoriert sind. Das Innendekor der Vorhalle setzt sich aus unendlich vielen, zu Registern geordneten Opferszenen zusammen. 

An den Türpfosten befinden sich ebenfalls astronomische Darstellungen, bestehend aus langen Reihen von Gestirnsgottheiten, eingefügt in das Schema der Stunden- und Monate. Die Ausschmückung der Kapitelle und Reliefdarstellungen, die ursprünglich mit leuchtenden Farben dekoriert waren, ging weitgehend verloren und kann heute nur noch erahnt werden. 

             Decke des Pronaos

Im stark geschwärzten Innenraum sind die Opfer- und Kulthandlungen darstellenden Decken- und Wandreliefs nur schwer zu erkennen.

Die Decke des Pronaos wird von jeweils sechs Säulen in drei Reihen mit verschieden ausgearbeiteten Kapitellen, deren Vorbilder in der Pflanzenwelt liegen, getragen.

 

      (Bild: MfG: Hanne Siegmeier)

 

Die Decke der Vorhalle 
wird von 18 Säulen gestützt
und wirken fast wie ein versteinerter Wald.

                Deckendekoration der Vorhalle
mit in versenkter Relieftechnik ausgeführten Bildern des Himmels und seiner Gestirne

Bild: Hanne Siegmeier

Bild: Hanne Siegmeier

Eine Tür, die sich auf der östlichen (rechten) Seite des Pronaos befindet, führt in den inneren Umgang (Wandelgang). 

Über dem Zugang zum Großen Säulensaal sieht man das Schiff des Sonnengottes, König Ptolemaios IV. und die Götter der 4 Sinne (Quelle: Knaurs Kulturführer - Ägypten)

Großer Säulensaal

Zur Zeit von Richard Lepsius war das große Hypostyl (2 Säulensaal - hinter dem Pronaos) noch fast bis zur Decke mit Sand und Schutt ausgefüllt, ebenso die Außenmauern der Hintergebäude (Cella). Erst Auguste Mariette ließ 1860 diesen Bereich des Tempels vom Sand befreien.

Der 1. Säulensaal (Pronaos) des Horus-Tempels mit seinen 18 mächtigen Säulken, welche die 15 Meter hohe Decke tragen, ist noch relativ hell erleuchtet, dagegen herrscht im 2. Hypostyl-Saal nur noch düsteres Zwielicht. Dieses Dämmerlicht wird von punktuellen Lichtschlitzen erhellt. Dieser Raum, der von quadratischen Lichtöffnungen in den Deckenplatten erhellt wird, vermittelt den Eindruck tiefster Andacht und hat gleichzeitig eine fast dramatische Atmosphäre. 

Der "Große Säulensaal" oder Hypostyl ist als selbstständiger Bau an den vier äußeren Ecken und an den oberen Kanten der Frontarchitrave und der Außenwände mit Rundstäben eingefasst und ringsum mit einer mächtigen Hohlkehle bekrönt. Der altägyptische Tempel war vor allem ein Modell des Kosmos, wo es dem König erlaubt war, die Götter zu treffen. Der Boden repräsentierte die Erde und stieg in Richtung des Sanktuar stetig an, während parallel dazu die Decke, welche den Himmel darstellte, immer niedriger wurde. Auf diese Weise wird der hintere Teil des Tempels - der Ort der Begegnung mit dem Gott - zum engsten Raum. Die Veränderung der Höhe vollzieht sich von Raum zu Raum. 

Der große Säulensaal (auch zentraler Raum oder Raum der Erscheinungen) befindet sich zwischen der Vorhalle (Pronaos) und dem Zentrum des Tempels und ist 37 Ellen lang sowie 26 Ellen breit. Die Decke des Saales wird von 12 Säulen mit schönen Kapitellen getragen. Die  Reliefbilder an den Wänden sind religiösen Inhalts und zeigen eine thematische Wiederholung der Darstellungen aus dem Pronaos. Die göttliche Krönung von Ptolemaios IV. ist auf der Ostwand im 4. Register dargestellt. Zu sehen ist der für das Königsamt zuständige Gott Herischef, der als "Gebieter des Nemes" das Königskopftuch überreicht. Der König Ptolemaios IV. Philopator tritt in der Gestalt des Gottes Harendotes an Herischef heran und erhält von ihm als "König mit zupackender Kraft hinsichtlich seiner Feinde" die Atef-Krone des Re-Harachte. Herischef trägt bei der Übergabe den Beinamen "Rean der Stätte seiner Jugend" und symbolisierst in diesem Moment die beiden GötterRe und Osiris sowie das zentrale Motiv der altägyptischen Mythologie: Das "Fest des Aufhackens der Erde" aus dem Osirismythos bezüglich der Tötung des ´Gotte Seth durch Horus (Quelle: dt. Wikipedia - Tempel von Edfu)

Ritual der Tempelgründung
(Textquelle: nach Karnak Ägypten - Anatomie eines Tempels, Gründungsriten, S. 36; Jean-ClaudeBolvin u. Jean-Claude Goyon, übersetzt von Dietrich Wildung, 1987 Ernst Wasmuth-Verlag, Tübingen)

In den Reliefzyklen an der westlichen Wand der 2. Säulenhalle hat u. a. auch im 4. Register das Tempelgründungsritual mit der Grundsteinlegung Eingang gefunden. (PM 110-113). Dieses festliche Ritual vereint in sich alle Handlungen und Litaneien, die zum ersten Bauabschnitt eines den Göttern geweihten Bauwerks gehören.

 Als Sohn des Gottes und damit als Hohepriester und einziger Bauherr hat der König zuallererst die Verpflichtung, die "Wiege" des künftigen Tempels zu schaffen. Er muss "meschenet" erschaffen, die Stelle, aus der die Wurzeln des Gebäudes wachsen sollen, d. h. er muss den Bauplatz des Tempels aussuchen. 

Danach legten der König und seine "Akolyten" (die Reinigungspriester) zunächst die Grundrichtungen des Tempels fest. Die Himmelsrichtungen wurden mit Hilfe eines Visierstabes, des "merchet", nach dem Sternbild der Große Wagen - und je nach Jahreszeit - auch nach dem Orion am Südhimmel bestimmt. Als Eckmarkierungen wurden Visiergerüste errichtet. 

Der französische Ägyptologe beschreibt diese Handlung folgendermaßen: 

" Zunächst werden die Eckpfosten eingeschlagen, und eine Schnur wird zwischen ihnen gespannt. Nachdem das Areal der Tempelanlage abgesteckt ist, findet ein nächster Abschnitt des Rituals, das Formen des ersten Ziegels statt. Dann hackt der König den Boden des Fúndamentsgrabens auf, gäbt ein Loch bis zum Nun, versetzt die ersten Ziegel an den Ecken des künftigen Bauwerks, schüttet Sand auf den Boden der Fundamente, spendet kostbare Gründungsbeigaben und beginnt mit dem steinernen Bau.

(Zitat aus: Der Mensch und sein Tempel, Ägypten, Frank Teichmann, Urachhaus-Verl. Seire 340)

Auf den Wänden der Großen Säulenhalle befindet sich die Szenen der Tempelgründung. In der 1. Szene verlässt der König, begleitet von Inmutef und Standarten seinen Palast (ohne Bild) - diese Szene ist zweimal vorhanden (PM 108/117). 

   Tempelgründungszeremonie

In der 2. Szene führt die Göttin Hathor den König zu Horus.

 

 

 

 

   (Bild: MfG: Andrei Deev, USA)

 

          Tempelgründungszeremonie
    
- 3. Szene: Das Spannen des Stricks -
                        (PM 108-109)

Der König und die Göttin Sechat vollziehen "Das Spannen des Stricks", d. h. die Ausmessung des Grundrisses als erste Handlung der Gründungszeremonie.

 

   (Bild: MfG: Elvira Kronlob, Engelskirchen)

Vor dem Ausheben der Fundamentsgräben findet als nächster Abschnitt das Ritual das Formen des ersten Ziegels statt, aus dem das ganze Gebäude wachsen soll. Alle Ritualhandlungen werden viermal wiederholt. Der König füllt ein in Wein aufgelöstes Gemisch aus Weihrauch und Terebinthenharz in die Ziegelform und stampft sie fest, entnimmt es der Form und legt es auf einem Altar zum Trocknen aus.

          Tempelgründungszeremonie
4. Szene - Formen des ersten Lehmziegels für das Fundament des Tempels - (rechts)

 

   (Bild: MfG: Andrei Deev)

Der Mess-Strick hat nun inzwischen auf einer Gipsschicht seinen Abdruck hinterlassen und wird abgenommen. Der König hebt nun mit der großen "sedjamet"-Hacke die oberste Erdschicht des Fundamentsgrabens ab. Danach kann man daran gehen, den eigentlichen Fundamentgraben auszuheben. Erst wenn die Sohle des Grabens mit Wasser gefüllt  - man den Grundwasserspiegel erreicht hat und dieser damit den "Nun" markiert - ist die Ideallinie des Fundaments erreicht. Rings um den Fundamentgraben wird diese Horizontale eingeritzt, bis zu der anschließend Sand in die Grube geschüttet und festgestampft wird.

                        Tempelgründungszeremonie
Der König hebt nun mit der großen "sedjamet"-Hacke die oberste Erdschicht des Fundamentsgrabens ab

                  Tempelgründungszeremonie  
   Der König schüttet Sand in den Fundamentsgraben   
                          (PM 110)

Bild:  Mit freundl. Gen. Andrei Deev, USA

Bild: Mit freundl. Gen. Peter Alscher, Kümmersbruck

Der König legt nun an den Gebäudeecken oder an den Rändern des Fundamentsgrabens in den Sand oder in gesondert ausgehobene kleine Gründungsgruben die Grundsteinlegungsbeigaben. Auf Grundsteintafeln und auf Miniaturwerkzeugen stehen die in Kartuschen geschriebenen Namen des Königs als Nachweis, dass er seinen Pflichten als Bauherr nachgekommen ist. Neben verschiedenen Opfergaben gehört auch unbedingt eine unterschiedliche Zahl kleiner Barren dazu, in denen Wesen und Wirkung göttlicher Substanz, ihrer Gebeine und ihres Fleisches konzentriert sind. Auf diesen "lebenden Wurzeln" des Tempels ruhen die vier Ziegeln, die der König nach dem Spannen des Mess-Stricks als "meschenet" als Wiege des Tempels geformt hat.

             Tempelgründungsritual - Modellziegel
Der König bringt dem Gott Horus die Ziegel für die Grundsteinlegung.       (PM 111)

                          Tempelgründungsritual 
  - Zurechtrücken des Ecksteines mit der Hebelstange -
                                    (PM 119)

Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck

Der König rückt mit der Hebelstange die erste Lage der Fundamentblöcke auf dem festgestampften Sandbett der Fundamentsgräben an ihre Stelle und misst regelmäßig mit dem Senkblei und dem Winkel die Präzision des künftigen Tempels nach.

          Tempelgründungszeremonie
  - Reinigung des Fundaments (rechts) mit Natron und weihen des neuen Tempels (links)
   (PM 119-120)
                 
Vor dem Beginn der eigentlichen Bauarbeiten muss das Fundament geweiht und gereinigt werden. Zur Reinigung verwendet man das "Erdsalz", das Natron der Beiden Länder, das für Oberägypten in Elkab und für Unterägypten im Wadi Natrun gewonnen wird. 
Diese Reinigungszeremonie wird lt. Ritual zweimal vollzogen und ebenfalls an der gegenüberliegenden westl. Wand dargestellt (siehe PM 112)

   (Bild: Andre Deev, USA)

 

      Tempelgründungszeremonie  

Der König verehrt die Götter und übergibt ihn an den Gott Horus.    

    (Bild:   Andrei Deev, USA)

Zu der auch als "Festsaal" bezeichneten Säulenhalle hatten nur Priester und hohe Würdenträger Zugang. Im Festsaal erschien das Götterbild, das von den im Tempel verehrten Mit-Göttern begleitet wurde und hier ordnete sich die Prozession zu ihrem festlichen Auszug.

Hypostylhalle (Festsaal)
Blick durch den Mittelgang auf das Allerheiligste

Säulen der Hypostylhalle des Horustempels

Bild:    Edfou2 .JPG
User:   Remih
Lizenz: CC-BY-SA-3.0   

Bild:    Edfou75 .JPG
User:   Remih
Lizenz: CC-BY-SA-3.0   

 

A1
B
C.
D.
E.
F
G.
R.
S.
T1
T2 - U
W
W1
Y

Z
X


Raum des Nils
Schatzkammer
Pronaos (Vorhalle)
Haus des Morgens
Bibliothek
Tempelumgang
Tür und zum Umgang
Saal der Opfer oder Äußere Vorhalle
Vorzimmer der Westtreppe
Westtreppe
Zugang zur Osttreppe u. Osttreppe
Großer Säulensaal oder Festsaal
Zugang zur Osttreppe im 2. 
Verbindungsraum zum Umgang
- Vorraum zur Schatzkammer -
Laboratorium
Westeingang zum Tempelumgang
Plan nach Fairman und Chassinat
- bearbeitet v. Nefershapiland -

*** Anmerkung: Quelle für die Planzeichnung: die letzten Tempel Ägyptens/Sauneron u. H. Stierlin, Atlantis-Verlag 1971
                           Quelle für Nummerierung: E. Chassinat/Le temple d'Edfou, Kairo 1929

Zu beiden Seiten dieses Großen Säulensaales befinden sich insgesamt drei  kleinere Räume, wobei der Raum "Z" (hinten links) als Laboratorium für die Zubereitung von kultischen Salben und Ölen sowie Heilmittel für den Tempel diente.

Edfu-Tempel - Eingangstor zum Laboratorium

Der Raum des sog. "Laboratorium" befindet sich auf der östlichen Seite des 2. Hypostyls und hat eine Länge von 10 Ellen und eine Breite von 4 Ellen. 

Auf den Wänden wurden die Rezepte zur Herstellung von Salbölen und Räucherwerk aufgezeichnet. In den Inschriften wird der "Herrn-der-Salbenwerkstätte" genannt. Prof. Kurth vermutet, dass damit evtl. der Gott Schesemu oder auch der Gott Horhekenu gemeint sein könnte.

(Quelle: Dieter Kurth, Edfu, Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1994, S. 57)

Bild:       Edfu108.JPG
Autor:    Remih
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Relief in der „Salbenküche“ ("Laboratorium") des Tempels von Edfu

                 Bild: Andrei Deev, USA Bild:    Tempelrelief 07.JPG
User:   Olaf Tausch
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Südlich des Laboratoriums (Westseite des Tempels) befindet sich ein kleiner rechteckiger Verbindungsraum ( X ), der 13,5 Ellen lang und 4 Ellen breit ist. Seine innere Tür öffnet sich zur großen Säulenhalle und außerdem gelangt man von diesem Verbindungsgang aus auch in den Tempelumgang. 

Die kleine Kammer ( A1 ) unterhalb des Verbindungsraumes "X" (bei Porter u. Moss als "Nile room" bezeichnet) - (bei Wilkinson/die Welt der Tempel im Alten Ägypten: "Kammer für feste Opfergaben"), wurde evtl. als  Gedächtniskapelle für den Nilgott Hapi genutzt - vermutlich wurde hier das "heilige Wasser" aufbewahrt (Quelle: KEMET, 1/2013, Horus v. Edfu - Tempel u. Mythos/Frank Müller-Römer, S. 27). Im Eingangsbereich befinden sich Darstellungen des Königs PtolemäiosVI, der von Horus und Hathor umarmed wird, Leben empfängt von Horus und auf der Basis zusammen mit Cleopatra II. vor Horus und Isis steht (PM 125). Im Inneren der Kammer sind die Wände mit den Ritualszenen für das "Darbringen der Wasserspende" und mit den Sprüchen zur "Weihung des Trankopfers", welches hier zubereitet wurde, dekoriert. Ptolemäois VII. opfert in drei Registern vor den Göttern und libiert.

         Nilkammer - sog. "Vasenlauf"
Im 2. Register an der südlichen und nördlichen Seitenwand (PM VI. 138 [130-133] der Nilkammer (A1) befindet sich ein Sandsteinrelief mit Bemalung. In diesem "Hes-Vasen Laufritual" ist die Figur des laufenden Königs nach links gewendet. Er trägt die weiße Krone Oberägyptens, den Zeremonialbart, das Schulterband und dreiteiligen Hüftschurz und den Tierschwanz. In seinen Händen hält er jeweils ein Libationsgefäß. Die Beischrift dazu lautet: "Hnp obHw" (das Darbringen der kühlen Wasserspende). Gegenüber der Königsfigur befinden sich die beiden Gottheiten Horus und Harsomtus.
(Bild: MfG.
Andrei Deev, USA)

Auf der Westwand befindet sich außerdem eine Darstellung des Nilgottes Hapi, dem Herrn der Nil-Kammer. Das für diesen Raum benötigte Wasser stammte aus dem nordöstlichen Tempelbrunnen.

Auf der rechten, östlichen Seite der Großen Säulenhalle befindet sich in der äußersten nordöstlichen Ecke eine Tür ( W1 ), die in ein Treppenhaus führt, über das man auf das Tempeldach gelangt. Ebenso führt vom II. Säulensaal auf der östlichen Seite (südlich der Treppe) ein kleiner Gang (bei PM mit "Raum III" - bei Chassinat Raum "Y") zu einer Verbindungstür, die zum Tempelumgang (ähnlich wie auf der westlichen Seite) führt. Der kleine Verbindungsraum, der bei Porter & Moss die Bezeichnung  "Vorraum für die Schatzkammer" (Vestibül) trägt, hat die Maße von 7 x 4 Ellen und auf seinen Wänden sind lt. Prof. Kurth Darstellungen der Rituale für das "Herbeibringen der Speiseopfer". Auf dem äußeren Türsturz befinden sich die Kartuschen von Ptolemäios IV. und Arsinoe III. 

Südlich von diesem kleinen Verbindungsraum öffnet sich in ihm das "Schatzhaus" (oder die Schatzkammer). Dieser Raum ( B ) misst 11 x 4 Ellen und dient der Verwahrung der Tempelschätze (Gold, Silber, Edelsteine und Schutzamulette. Auf den Innenseiten des 11 x 4 Ellen messenden Schatzhauses (PM - Raum IV) - dessen Name "der Vollkommene-Sitz für Gold, Silber, Edelsteine und Schutzamulette" lautet, befinden sich Szenen mit den verschiedenen Bodenschätzen und deren jeweilige Herkunftsorte. 

          Wandrelief in der sog. "Schatzkammer"
      - Raum IV. bei PM - Raum "
B"  bei Chassinat -
König Ptolemaios VI. mit der Osiris-Krone opfert ein Flagellum.

    Wandrelief in der sog. "Schatzkammer"
      - Raum IV. bei PM - Raum "
B"  bei Chassinat -
König Ptolemaios VI.  opfert eine Schnur.

Bild:       Edfu130.JPG
Autor:    Remih
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Bild:    Edfu9 .JPG
User:   Remih
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Äußeres Vestibül (Vorhalle):
   - Raum " R " bei Chassinat  -
         (siehe Plan oben)

Als nächster Raum folgt eine äußere Vorhalle (  Raum "R" nach Chassinat), die auch "Opfersaal" oder "Zimmer der Opfer" genannt wurde. Dieser Raum besitzt eine Länge von 25 Ellen und ist 8 Ellen breit (Quelle: Dieter Kurth/ Edfu, Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1994, S. 55). 

Auf dem äußeren Türsturz befindet sich eine Doppelszene in welcher der König Ptolemäios IV. Philopator zusammen mit einer verkleinerten Darstellung des IHy vor Hathor und in der zweiten Scene opfernd vor der Triade von Edfu gezeigt wird. Auf dem inneren Türsturz wird der König von den Göttinnen Buto und Nechbet gekrönt. Auf der linken Seite stehen Thot, Month, Shu und Sefkhet-nezest, während auf der rechten Seite zwei Figuren von Horus, Chons und Sefkhet-wert stehen. Es folgen in vier Register Opferszenen auf jeder Seite. (PM 152-153). 

Das Innere dieses Raumes wurde mit den Riten des Gottesopfer und mit allen Kulthandlungen, die für dafür benötigt wurden, dekoriert. Auf der westlichen (linken) Wand - durch einen Tordurchgang, der in eine Nebenkammer (Raum "S" nach Chassinat) unterbrochen - befinden sich im unteren Bereich 7 Register mit Darstellungen von Schlangen und Dämonen (PM 155-156). 

          Äußeres Vestibül 
                - PM 161 -

An der rückwärtigen Wand der äußeren Vorhalle sind auf der östlichen hinteren Wand im 4. Register in zwei Szenen folgende Darstellungen zu sehen: 
1.  der König mit dem 
     stierköpfigen "Agebwer"
2.  und dem Mnevis-Stier
     vor Horus.

Bild:    Edfu-Tempelrelief 11
Autor: Olaf Tausch
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Auf der Basis der westlichen wie auch auf der östlichen Wand befinden sich Darstellungen des Königs, gefolgt von Nilgöttern und Opferträger mit einer Inschriftenzeile darüber.

Auf der West und der Ostseite der "Äußeren Vorhalle" befindet sich je eine Treppe ( T1 / T2), die beiderseits auf das Tempel-Dach führen. Die eine, in einem Zuge geführte für den Abstieg, die andere, vierläufig um ein Quadrat angelegte, für den Aufstieg. Auf ihren Seitenwänden sind die Prozessionen mit den Götterbildern in ihrer jeweiligen Richtung in Relief dargestellt. (Quelle: Weltgeschichte der Architektur - Ägypten und Vorderasien/Seton Lloyd u. Hans Wolfgang Müller,  1980, S.  180). 

Einst befand sich auf dem Tempeldach eine oder zwei Dachkapelle, die aber heute nicht mehr erhalten ist. Evtl. war sie ähnlich konzipiert wie die noch erhaltene Dachkapelle auf dem Tempel in Dendera (siehe dazu Wolfgang Waitkus: Die Dachkapellen des Edfu-Tempels in "die Inschriften des Edfu-Tempels - Begleitheft 5 /Dieter Kurth 1999). Der Dachkiosk des Edfu-Tempels ist nur noch in Aufrissen nachweisbar. Eine große Bauinschrift auf der Außenseite der Umfassungsmauer gibt über die Existenz der beiden Dachkapellen im Edfu-Tempel Auskunft.,

Die auf das Tempeldach führenden Treppen dienten der Neujahrszeremonie, bei der die Priester die Götterbilder zur Sonne hinaus trugen; das dort vollzogene Ritual diente der Vereinigung mit der Sonnenscheibe sollte ihnen Kraft und Wirksamkeit verleihen.

Die Osttreppe befindet sich zwischen dem Altarsaal, dem Opferzimmer und dem Großen Säulensaal und ist durch Türen mit diesem verbunden. Die 10 Ellen lange und 8 Ellen breite Osttreppe ist in Form eines rechteckigen, fast quadratischen Treppenhauses angelegt. Darin befindet sich eine kleine Tür, die sich auf eine Terrasse öffnet - insgesamt befinden sich drei Türen darin (zu den Räumen Q, R. und W / siehe Chassinat). Die Treppe entspricht in ihrem Verlauf dem Aufsteigen des Falken nach oben in den Himmel.  Die lange abwärtsgerichtete Treppe mit den Maßen 60 x 3 Ellen auf der westlichen Seite des Tempels versinnbildlicht den Sinkflug des Falken und mündet im Raum "S" - einer Vorkammer zur Westtreppe mit den Maßen 10 x 9 Ellen. 

 Edfu-Tempel - westl. Treppenabgang vom Dach
Die westliche Treppe, über welche die Neujahrsprozession mit den Götterbildern vom Dach ins Tempelinnere zurückkehrt, um die kostbaren Statuen wieder in ihre Kapellen und Krypten zu bringen. Ebenso wie die Wandbilder des Ostaufganges dienen die Reliefs dazu, das Ritual zu erläutern, indem sie die Prozessionsgänger und die Gangrichtung bezeichnen und überliefern uns wertvolle Informationen über die im Tempel üblichen Ritualhandlungen.

 Das Dach ist heute leider für Besucher gesperrt.

Edfu-Tempel - östlicher Treppenaufgang
abwärts gesehen


Der östlichen Treppenaufgang - durch Lichtschächte, die von außen nach innen breiter werden gelangt Licht ins Treppenhaus. Diese zum Tempeldach hinaufführende Treppe ist vierläufig um ein Quadrat angelegt und winkelt sich jeweils von rechts und links ab. 


Bild:       Edfu88.JPG
Autor:    Remih
Lizenz:   CC-BY-SA-3.0   

Bild:       Edfu87.JPG
Autor:    Remih
Lizenz:   CC-BY-SA-3.0   

 

       Edfu-Tempel westlicher Abgang vom Dach

Edfu-Tempel - aufsteigende Treppe im Osten
- mit Priesterdarstellungen -

Bild: Andrei Deev, USA

Bild: Andrei Deev, USA

 

         Inneres Vestibül (Vorhalle)
- Mittelhalle oder Saal der vereinigten Götter -

Der hintere Teil des Tempelhauses eröffnet sich nach dem "Saal der Opfer" mit der Mittelhalle (Raum " N ") und bildet das Zentrum des Tempels. In den Inschriften wird dieser Raum auch als "Saal der Götterneunheit" genannt. Dieser Raum bildet die Schwelle zum Sanktuarium, wobei der Boden nun ansteigt. Licht konnte nur durch kleine Deckenöffnungen einfallen. Die Länge der Mittelhalle beträgt 23 2/3 Ellen, ihre Breite ist 9 Ellen. Ihr ihr befanden sich lt. den Inschriften die tragbaren Schreine der Götter und auf ihren Wänden ist die "Götterneunheit von Mesen" dargestellt (Quelle: Dieter Kurth, Edfu - ein ägyptischer Tempel, S. 53) Von der Mittelhalle aus gehen Zugänge zum inneren Umgang und zur Kapelle des Min sowie zum Altarsaal ab.

Kapelle des Min (westlich der Mittelhalle)
Beiderseits des "Saal der Mitte" öffnen sich kleine Kammern. Westlich (links) liegt die "Kammer des Min" (Raum " O " / PM VI.). Dieser quadratischeRaum ist 8 Ellen lang und 8 Ellen breit. Hier stand einst eine Statue des Gottes Min. Die Wände sind mit Ritualszenen dekoriert. Auf dem äußeren Türsturz (PM 183 a-b) befinden sich die Kartuschen von Ptolemaios IV. und Arsinoe III. Auf dem Türpfosten wird Ptolemaios von der Göttin Hathor umarmt. Auf dem inneren Türsturz und auf beiden Türpfosten befinden sich die Kartuschen von Ptolemaios IV. und Darstellungen, in denen der König "Leben bekommt von Horus" (PM 183 g-h). An den Wänden (PM 185, 187 und 188) befinden sich in drei Register an jeder Wand Hymnen und Opferszenen vor dem Gott Min. Im obersten Register auf der südlichen Wand opfert Ptolemaios zwei Vasen und weiht Opfergaben; auf der nördlichen Wand opfert er Honig und weiht ebenfalls Opfergaben. Auf der Westwand opfert der König eine Sphinx-Figur und Salbenbehälter an Min und Flagelum an Min und Isis. 

Tempelplan - Räume und Kapellen im hinteren Bereich

A.
D.
E.
F.
G.
H.
I.
J.
K.
L.
M.
N.
O.
P.
Q.
S.
U.


F.
.

Sanktuarium (das Allerheiligste)
Sakristei (Kleiderkammer)
Saal der Neunheit( Thron d. Götter)
Kryptenkammer
Kryptenkapelle
Haus des Fürsten (oder des Prinzen)
Kapelle des Mesen (oder d. Barke)
Kapelle des Chonsu, Raum des Beines
Kapelle der Hathor
Raum: Thron des Re
Raum "Behedet "(Saal des Thrones)
Mittelhalle (Saal d. vereinigt. Götter)
Kapelle des Min
"Wabet", Bekleidungsaal
Kapelle der "Speisealtars" - Altarsaal Vorzimmer der Westtreppe
Osttreppe

Äußerer Umgang
***
(Plan nach Chassinat - bearbeitet von Nefershapiland)

Kapelle (Hof) des "Speisealtars (Altarsaal) - östlich der Mittelhalle:
Auf der rechten (östliche) Seite der Mittelhalle öffnet sich ein kleines Heiligtum  ( Raum "
Q" ) mit einem kleinen offenen Hof, in dessen Hintergrund sich, drei Stufen hoch, eine "reine Kapelle" (" P ") erhebt. 

Auf dem äußeren Türsturz der Kapelle befinden sich die Kartuschen von Ptolemaios IV. und Arsinoe III., auf den beiden Türpfeilern Darstellungen in denen der König "Leben von Horus erhält. Auf der westlichen (linken) Wand - unterbrochen durch den Türeingang (PM 190 und 191) Lobhymen an Hathor und an der östlichen (rechten) Wand (PM 192) Opferdarstellungen des Königs vor den Göttern. Auf der südlichen (vorderen) Wand (PM 193-194) befinden sich Szenen in denen der König Schlangen vor dem Gott Horus tötet und Leben erhält.

Im Süden des Hofes befindet sich ein kleiner Raum (PM VIII. und bei Chassinat Raum "V"), der einen Zugang zu den östlichen Treppen besitzt. Auf dem äußeren Türsturz befinden sich Inschriften und Titeln von Ptolemaios IV. (PM 195). Auf dem inneren Türsturz opfert Ptolemaios VII - gefolgt von vier Figuren des Termuthis (heute zerstört) vor Horus und Hathor (PM 196). 

            Durchgang zur Wabet des Altarsaals
Im Norden des kleinen offenen Hofes (Raum "Q") führen sechs Treppenstufen zu einem nordwärts ausgerichteten Raum ("P"). Der portalähnliche Durchgang mit durchbrochenen Türsturz
wird von zwei Säulen mit Blumenkapitellen gebildet, über denen sich ein Architrav mit dem Relief der geflügelten Sonnenscheide befindet.

Auf den Außenseiten des Durchganges von Raum "Q" in den Raum "P" befinden sich auf den Pseudo-Architraven Darstellungen mit Sphingen (PM 199 a-b) und auf den Türpfosten auf beiden Seiten Reliefs mit Ptolemaios IV Philopator und auf den Architraven (PM 199 c-d) die Kartuschen von Ptolemaios IV. und Arsinoe III. 

Auf den Seitenwänden des Türdurchganges (PM 199 g-h) finden sich drei Kolumnen mit den Titeln von Ptolemaios VI. Philometer und Cleopatra II. 

          Bild: Tine Erl, Nabburg

 

                   Linker durchbrochener Türsturz 
                        mit Sphingendarstellung
        - Äußere Seite des Durchganges zu Raum "P" -

Rechter durchbrochener Türsturz
mit Sphingendarstellung
 - Äußere Seite des Durchganges zu Raum "P" -

Bild: Tine Earl, Nabburg - Bildausschnitt

Bild: Tine Earl, Nabburg - Bildausschnitt

Ankleidezimmer (Wabet) - östlich der Mittelhalle - Raum "P"
Von dem Raum "Q" (Altarsaal) geht östlich der Mittelhalle seine "Wabet" (Raum " P " bei Chassinat) ab. Als ´"Wabet" wird bei den Tempeln der griechisch-römischen Epoche Ägyptens ein Raum im Tempel bezeichnet, in dem die Götterstatuen gesalbt und gekleidet wurden, ihre Kronen und Amulette empfingen und damit für den Aufstieg auf das Tempeldach, hin zum "Kiosk", vorbereitet wurden. Dort fand das Ritual des "Neujahrsfest" statt, die Vereinigung der Statuen mit den Sonnenstrahlen
(Quelle: Kurth, Edfu, S. 72). Auf dem Dach des Edfu-Tempels ist der Standort dieser Kapelle noch and der Verritzung seines Grundrisses bestimmbar; die Kapelle selbst ist in der Nordwestecke des Hathortempels von Dendera erhalten (Quelle: Weltgeschichte der Architektur - Ägypten und Vorderasien(Seton Lloyd und Hans Werner Müller, Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1987, S., 180).

Das "Ankleidezimmer des Gottes" (die Wabet)  ("P")) war ebenso wie die davor liegenden "Kapelle des Speisealtars" ("Q") quadratisch und besaß eine Seitenlänge von 8 Ellen. Hier wurde u. a. am Neujahrsfest das Götterbild in dieser Kapelle gesalbt, gekleidet und und mit Schutzamuletten versehen. Das Bild des Gottes wurde mit Natron-Kügelchen gereinigt,  bevor es in feierlicher Prozession auf das Dach geführt wurde.

Auf den Innenwänden der Kapelle befinden sich die Aufzählung der täglichen Litanei der Riten: die Reinigung, das Anziehen und die Salbung der Götterstatuen. Erwähnenswert sind die Darstellungen der Himmelsgöttin Nut an der Decke, unter deren Leib die Sonne in Barken fährt.

Die Mittelhalle ("N") oder der Saal "der Vereinigten Götter" bildet das religiöse Zentrum des Edfu-Tempels, in dessen Mitte sich das Allerheiligste befand. Die Wände der Mittelhalle waren, wie die meisten der Wände und Säulen des Tempels, bunt bemalt. Licht konnte nur durch kleine Öffnungen in der Decke einfallen. 

Sanktuar - mit Naos (Raum "A")
- Allerheiligstes -

Schon vom "Großen Säulensaal" aus folgt der Blick über die zentrale Achse des Tempels bis zum "Allerheiligsten" (das "Set-weret" ("Raum A") ungehindert von den heute verschwundenen Türen der einzelnen Räume. Inmitten des "mittleren Raumes" befindet sich ein eigenständiges, abgeschlossenes kleines Bauwerk: das "Allerheiligste" - das Sanktuar des Tempels, das als eigentlicher "Wohnort des Gottes Horus" galt. Der König und die Priester betraten das Heiligtum über vier Treppenstufen.

Die Darstellungen an den Innenwänden zeigen die täglich vom König (in Wirklichkeit wohl vom Oberpriester vertreten) vor dem Götterbild vollzogenen Kulthandlungen, sowie das Opfer Ptolemaios IV. vor den heiligen Barken des Horus und der Hathor. Auf den Wanddarstellungen sind auch der erste Bauherr des Tempels Ptolemaios III. und seine Gemahlin Berenike II. dargestellt. Unten auf den Außenmauern des Heiligtums befindet sich eine Liste der Nomen von Unter- und Oberägypten.

In der Mitte des Sanktuars befand sich ein Sockel, auf dem die Prozessionsbarke des Horus aufgestellt werden konnte. Ansonsten wurde diese Barke in einem der das Hauptheiligtum umgebenden Kapellen verwahrt. Die Götterbarke wurde von den Priestern bei Prozessionen mit Tragstangen wie eine Sänfte auf ihren Schultern getragen. Das Götterbild wurde dann in die Kabine der Barke gesetzt und "reiste" somit an bestimmten Festtagen zu den anderen Heiligtümern.
Bild:    Edfu-Tempelrelief 35
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0    

 

   Naos aus der Zeit Nektanebos II.

An der Nordseite des Sanktuar steht noch der aus einem Vorgängerbau Nektanebos II. stammende, 4,20 m hohe Naos - gefertigt aus einem einzigen schwarzem Granitblock (Quelle: die Tempel Ägyptens, Dieter Arnold) - das älteste Element des Tempels. In ihm ruhte das bei den Prozessionen getragene Kultbild des Gottes.

Bild:    Edfu Naos
Autor: HoremWeb
Lizenz: CC-BY 3.0    

 

Nachbau der Heiligen Barke des Amun

Eine Vorstellung vom Aussehen der Heiligen Barke erhält der Besucher durch einen modernen Nachbau des sonst nur von den Tempelreliefs bekannten Kultobjekts, der heute vor dem Naos ausgestellt ist und sich vormals in einem der zehn angrenzenden Kapellen am "Korridor der Mysterien" befand.

 

 

    (Bild: Elvira Kronlob, Engelskirchen)

 

        Nachbau der heiligen Barke

 

 

    (Bild: Elvira Kronlob, Engelskirchen)

Das Allerheiligste (Sanktuar) ist ein länglicher, freistehender Bau, der sich in die Tiefe erstreckt und sich als solcher auch architektonisch von seiner Umgebung absetzt. Er ist auf drei Seiten durch einen schmalen Umgang begehbar und wird von einem Kapellenkranz umgeben, dessen Einzelräume verschiedenen kultischen Zwecken dienten. Sowohl der Umgang als auch die Kapellen selber sind reich mit religiös gestalteten Bas-Reliefs dekoriert. 

Umgang um das Sanktuar:
- mit einem Kranz von kleinen Kapellen -

Die in dem überdachten, nur schwach erleuchtetem rund um das Sanktuar führenden Innengang mündenden 10 Kammern haben jede ihren Namen an der Außenseite des Tempels in den Unterbau eingraviert, samt ihren Maßen in Ellen und Ellen-Unterteilungen. In den Eckräumen "H" und "K" führen Schächte und Treppen zu Krypten, deren Einstieg am Fußboden durch Platten überdeckt war, die jedoch heute zumeist nicht mehr begehbar sind. Die sog. Krypten sind enge Räume, welche unter dem Fußboden in den Fundamenten oder in den starken Außenmauern rings um das Allerheiligste angelegt sind und nur den Eingeweihten bekannt waren. Zugänglich waren sie durch das Herausnehmen einer Steinplatte. Die "geheimen" unterirdischen Räume dienten der Aufbewahrung wertvoller Weihegeschenke, der Kultgeräte aus Edelmetall und der Götterembleme. Sie alle waren auf den Wänden listenartig aufgeführt und im Relief abgebildet. Manchmal lagen die Krypten in mehreren Stockwerken übereinander. Ihre versteckte Anlage erinnert stark an die von Herodot (II, 121) erzählte Geschichte von den Schatzkammern des Rhampsinit. 

Die erste Kammer links (Raum "D") die Kapelle "der Stoffe" oder die Kleiderkammer, während die dritte Kammer ("F") "das Grab" hieß. Die Kammern "H" und "G" (Raum Schetjit - versehen mit den Schutzgöttern) waren dem Osiris-Chontamenti geweiht und bildeten mit der Kammer "F" eine Art Osiris-Tempel, entsprechend den Terrassen-Kapellen von Dendera. Das mittlere hintere Zimmer ("I") hieß "die Wiege" - vielleicht auch "die Werkstatt". In diesem Raum verwahrte man u. a. das goldene Sistrum der Hathor und auf einem Altar stand eine Nachbildung der Prozessionsbarke mit dem Tabernakel. In den Inschriften wird die Raumlänge mit 8 1/2 Ellen und seine Breite mit 6 2/3 Ellen angegeben. Die Wände sind dekoriert mit der Götterneunheit des Mesenet, die sich "in ihrer wahren Gestalt vor ihnen (Horus und Hathor) befindet. (siehe Kurth, Edfu - ein Ägyptischer Tempel, S. 49).

Der Raum rechts daneben ("J") besaß ebenfalls wie die Kammer H ein Hinterzimmer ("K"), die beide dem Gott Chons geweiht waren. Raum "J" trug den Namen "Zimmer des Beines" (evtl. Bedeutung: des Laufens?) - Die beiden letzten Räume "L" und "M" gehörten dem Gott Re und der Götter-Triade, die über Osiris wachen.

Wandelgang:

Zu beiden Seiten des Hypostyls gelangt man durch schmale Durchgänge zwischen Fassade und Umfassungsmauer in einen nichtüberdachten, korridorähnlichen Tempelumgang ("F"), dessen hohe Seitenwände von Flachreliefszenen bedeckt sind. Das ist eine Art Rundweg, der zwischen der ersten und der zweiten Umfassungsmauer des Tempels verläuft. Der Umgang beträgt lt. den Inschriften auf den Wänden (siehe Dieter Kurth, Edfu, S. 59) 113 Ellen und seine Breite ist 90 Ellen. Vier Türen führen vom Tempelumgang ins Innere des Heiligtums, eine Tür führt nach Osten in den Außenbereich des Tempels.  Die Priester treten durch sie ein, wenn sie nach der rituellen Reinigung vom Tempelsee kommen, um ihren Dienst zu versehen. Auch Opfergaben werden durch sie ins Tempelinnere gebracht. Eine weitere Tür führt zum Nilometer, das außerhalb des Umgangs liegt. Zwei weitere Türen öffnen sich rechts und links vom Pronaos und führen zum großen Hof.

 Äußere Wand der Umfassungsmauer
    - Westseite der Umfassungsmauer -
            Blick von Nord nach Süd

Die nach innen geneigten Umfassungsmauern des Wandelganges haben eine Höhe von 11 m; die Mauerkrone wird durch eine ägyptische Hohlkehle betont.

Bild:    aus dt. Wikipedia
Ben Titze, der Urheberrechtsinhaber  hat dieses Werk als gemeinfrei veröffentlicht Dieses gilt weltweit.

Innere Umfassungsmauer

Auf den Mauern des Tempelumganges ("F") befinden sich Reliefdarstellungen und Inschriften. Auf der östlichen Seite der Umfassungsmauer (Innenseite) befindet sich ein Sandsteinrelief (Bemalung verloren), welches den König Ptolemaios IX.  Soter II. im kultischen "Ruderlauf" vor den Göttern Horus und Hathor darstellt. Die Darstellung besteht aus drei großformatigen Figuren, welche die thronenden Gottheiten Horus und Hathor sowie den König repräsentieren. Alle Bilder weisen Tilgungen auf, die vornehmlich im Bereich der Köpfe und Gesichter vorgenommen wurden. 

Der laufende König befindet sich in der rechten Bildhälfte. Die rechte Hand des Königs umklammert den Stiel eines "Hpt"-Gerätes  Die linke Hand liegt vor der Brust und umfasst den Schaft eines schmal gehaltenen Steuerruders. In Höhe des nach vorn gesetzten Fusses des Königs befindet sich das kleine Bild eines nach links laufenden Stieres (PM VI. 164; 315-323 - 2. Reg. Szene 15; Decker: Bildatlas zum Sport im Alten Ägypten, S. 117)

Der Text an der Ostwand des Umganges enthält die Schilderung des Festes der Grundsteinlegung. Beachtenswert sind auch die Wasserspeier in Form von Löwenköpfen, die wohl aus der griechischen Architektur übernommen wurden und Regenwasser ableiten sowie wohl zur rituellen Abwehr von Feinden dienten.

           Die Ostwand der inneren Umfassungsmauer 
und die östliche Außenwand des Tempelhauses von Süden gesehen.

                Ostwand der inneren Umfassungsmauer
                   - Wasserspeier mit Löwenköpfen -
                   Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck       

Bild: Andrei Deev, USA

Umfassungsmauern zur Zeit der Lepsius-Expedition:
- östliche und nördliche Innenseite der Umfassungsmauer -

Die Innenseiten der östlichen Umfassungsmauern sind im oberen Bereich lt. Lepsius von Ptolemaios XI. Alexander (heute nach neuerster Forschung wohl Ptolemaios X. Alexander I.) beschrieben und dekoriert - im unteren Bereich von einem Ptolemaios, dessen erstes Kartuschenschild immer leer geblieben ist und der manchmal mit und manchmal ohne seine Mutter Kleopatra hier erscheint. Nach Meinung von Lepsius (siehe Lepsius Denkmäler, Textband IV., 65) scheint es sich hierbei um Ptolemaios X. Soter (nach heutiger Lesung Ptolemaios IX. Soter II. ) zu handeln. Zur Zeit der Lepsius-Expedition war die Innenseite der östlichen Mauer im unteren Bereich verschüttet, wohl auch der obere Bereich - nur am Nordende war ein Teilstück der Mauer frei geblieben. 

                                                      Außenmauer des hinteren Tempels (Cella) - Ostwand     
Zur Zeit der Lepsius-Expedition waren die Außenmauern der Cella ebenso wie die Haupträume des Tempels fast gänzlich verschüttet. Auf der Außenmauer der Cella waren damals nur die Darstellungen im oberen Bereich der Mauern sichtbar und lt. Lepsius von Ptolemaios IX. Euergetes II. (nach heutiger Forschung Ptolemaios VIII. Euergetes) beschriftet und dekoriert.

Der König Ptolemaios VIII. Euergetes II.  betet  in der oberen Reihe einen seiner Vorgänger, Ptolemaios IV. Philopator und dessen Gemahlin Arsinoe an. 

In der unteren Reihe in einer ähnlichen Szene - der König Ptolemaios VIII. Euergetes II. betet Ptolemaios V.  Ephiphanes und dessen Gemahlin, die hier lt. Lepsius Berenike anstatt Kleopatra genannt wird, an. 
                  Bild: Lepsius IV. Edfu 33a                   Bild: Lepsius IV. 33 b

 

     Ostseite des Tempelumganges
- mit Wasserspeiern - Außenmauer des Tempelhauses -

         Ostseite des Tempelumganges - Ecke
Beginn der schmalen Passage PM VI. 301-302

In den vier übereinanderliegenden Registern auf der östlichen äußeren Tempelwand befinden sich Ritualszenen, in denen der König im Beisein der Tempelgötter verschiedene Ritualszenen vollzieht.
Auf der Basis bringen Prozessionen von Figuren, welche die verschiedenen geographischen Räume Ägyptens darstellen, dem Gott Horus ihre Opfergaben dar.

großformatige Darstellung des Königs vor Horus von Edfu.

 

                                                                                Bild: Hanne Siegmeier   

 

                Edfutempel 
   - östliche Innenseite des Umganges -

 

Der König wird von den Göttern Horus und Thot gereinigt.











        Bild: Hanne Siegmeier

 

Krönung durch Nechbet und Uto
PM 164 (321-322)

Eine der berühmtesten Szenen von den Reliefs des Tempelumganges von Edfu ist diese Szene. Der König wird von den Göttinnen Nechbet und Uto - Verkörperungen von Ober- und Unterägypten - mit der roten Krone des Nordens und der weißen Krone des Südens gekrönt. 

Die Kartuschen über den Figuren Figuren sind diejenigen von  Ptolemaios VI. Philometor /181-145 v. Chr.) geschaffen und zeigt die beiden weiblichen Gottheiten, die ihre Symbole vereinen, um den König, den sie mit ihren Händen schützen, die Doppelkrone aufzusetzen.

 

Bild:    Edfu-Tempelrelief 42
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0    

An der Ostflanke des großen Umganges führt eine Treppe (dunkel und schlüpfrig) zu einem Nilometer, das auch von außen her betretbar war.

Treppenabgang zum Nilometer von Edfu
PM  VI. S. 161

Nilometer von Edfu
PM VI. S. 161

Bild:      Nilometer Edfu
User:     DHag  aus Wikipedia
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                           Bild: Hanne Siegmeier

Auf der Innenseite der nördlichen Umfassungsmauer befinden sich lange Beischriften zu den Darstellungen mit den Göttern Thot und Seschat. Die oberen Darstellungen dieser Wand sind ebenfalls lt. Lepsius von Ptolemaios XI. Alexander I. (heute: Ptolemaios X. Alexander I.) dekoriert und beschrieben. 

                                         Innere Nordwand der Umfassungsmauer PM VI. 313

Im unteren Bereich befinden sich abermals Darstellungen - ebenso wie an der Ost- und Westwand von dem ptolemäischen König mit der leergebliebenen Kartusche. Der Gott Thot, gefolgt vom König Ptolemaios (mit der leeren ersten Kartusche) und Kleopatra I. (?) und der Göttin Seschat opfern "HH" (Ewigkeit) an einen Falken und den Horus von Edfu, beide auf einen Löwenthron befindlich. Dahinter stehen Menhit und Isis.

                                                                      Bild: Lepsius IV. 41c  

                                Innere Nordwand der Umfassungsmauer (PM VI.  162 [313]) 2. Register
Die Dekoration der nördlichen Innenseite der Umfassungsmauer steht ganz und gar im Zeichen des sogenannten Festes des heiligen Falken. Auf der linken Seite ist der Gott Thot zu sehen, gefolgt von dem ptolemäischen König mit der zweiten leergebliebenen Kartusche (evtl. Ptolemaios X. Alexander) und Kleopatra sowie die Göttin Seschat bei der Opferung der "
"HH"-Hieroglyphe an den Falken und Horus von Edfu, thronend auf einem löwengestaltigen Thron. Hinter ihnen die Göttinnen Menhit und Isis.

Bild: Hanne Siegmeier

 

Innere Nordwand der Umfassungsmauer 
     (PM VI.  163 [313])
 3. Register   

Der König mit der oberägyptischen Krone vor einer Göttin (Mut ?)mit den Jahresrispen in den Händen. Hinter dem  König folgen die Seelen von Pe und Nechem, die einen Trage-Schrein tragen. In dem Schrein befindet sich der thronende Horus und vor ihm ein Falke auf einem Kasten sitzend.

       Bild: Andrei Deev, USA

 

Innere Nordwand der Umfassungsmauer      (PM VI.  163 [324-326]) 3. Register  
    antithetische Szene zu PM 313 

Der König mit der unterägyptische Krone steht Weihrauch opfernd und mit einem Sistrum in der anderen Hand vor der löwenköpfigen Göttin Sachmet.

Hinter dem  König folgen die Seelen von Pe und Nechem, die einen Trage-Schrein tragen. In dem Schrein befindet sich der thronende Horus und vor ihm ein Falke auf einem Kasten sitzend.

       Bild: Andrei Deev, USA

 

Innere Nordwand der Umfassungsmauer        ( PM VI. 163 [324]) 3. Register   

Der König Ptolemaios V. gefolgt von seiner Königin Kleopatra I. steht opfernd und anbetend vor dem Horusfalken in einem Schrein und der Triade von Edfu.

       Bild: Hanne Siegmeier  

An den Innenseiten der nördlichen Umfassungsmauer befinden sich unten auf der Basis Darstellungen des Königs (wohl Ptolemäus VIII. Euergetes II.) und seiner Frau Kleopatra III.  (PM  Edfu  311)

                                                     Basis des nördlichen Tempelumganges PM VI. 163 [312-314])

An der Tempelwand des Umganges befindet sich auf der Basis der Wand  eine Prozession des Königs Ptolemaios VIII. (?) und seiner Gemahlin Cleopatra und der lokalen Götterdreiheit von Edfu. 

Bilder: Hanne Siegmeier

 

                                                      Innere Nordwand der Umfassungsmauer PM 312-313)  3. Register

Die Innenseite der nördlichen Umfassungsmauer zeichnet sich durch die langen Inschriften aus, welche lt. Lepsius der Gott Thot und Seschat (nicht im Bild) zu den einzelnen Darstellungen schreiben. Die oberen Darstellungen dieser Wand sind lt Lepsius wieder von Ptolemaios XI. Alexander 1 (nach neuerer Lesung Ptolemaios X. Alexander I.). Links beginnt eine 42 Zeilen lange Inschrift, deren Vertikalzeilen von links anfangen (obwohl die Hieroglyphen nach rechts gewendet sind). Der Gott Thot steht links daneben und sperrt eine Schlange.

Die bei Lepsius IV. 46a (Zeile 1-40) publizierte Abbildung mit dem "Sperrenden Gott" und der Schlange und der dahinter folgende Text macht es lt. Lepsius Textband II. S. 67 ersichtlich, dass die Inschrift zu einer Darstellung des Gottes Onuris gehört und in obiger Publikation irrtümlich mit anderen Inschriften verbunden und in der Darstellung danach fälschlicherweise so ergänzt wurde, dass der Gott Thot den Spieß des Onuris erhalten hat. 

                                                                            Bild: Lepsius IV. 46 a

Der Kampf des Horus gegen seinen Feind Seth

Besondere Erwähnung verdient die detaillierte Schilderung des mythologischen Kampfes zwischen Horus und Seth. Dieses "Fest des Sieges" wird in Bild und Text auf der westlichen Innenwand der Umfassungsmauer  detailliert dargestellt, und zwar in zwei Registern (Kurth 1998, 196-229). 

Als Auslöser dieser Ereignisse, die in der Kultlegende an der westlichen Innenwand der Umfassungsmauer geschildert werden, war eine Rebellion gegen den "altersschwachen" Sonnengott Re. Ausbruchsort war das südliche Assuan, in Unternubien. Horus von Edfu eilte seinem Vater Re zu Hilfe und besiegte die Feinde, die danach nilabwärts nach Norden flohen, verfolgt von Re und Horus, welcher die Feinde an vielen Orten des Niltales bezwang und vor sich herjagte, bis diese schließlich das Mittelmeer erreichten. Nun kehrten der Sonnengott und sein Sohn nach Nubien zurück, welches nun von den Feinden geräumt war. Später brach aber in Nubien die Rebellion erneut aus und abermals zog Horus aus die Feinde des Sonnengottes zu bekämpfen bis er schließlich als Sieger in Edfu einzog.

Im unteren Register erscheint das eigentliche Festgeschehen, das mit diesem jährlich wiederkehrende Ereignis verknüpft war. Dessen Bilder und zugehörige Texten mit ihren Dialogen und Rückblenden spiegeln wohl ein rituelles wiederkehrendes Passionsspiel dar (lt. Fairman 1974), welches als Kerninhalt die umfassende Vernichtung der Feinde zum Inhalt hatte, in dessen Verlauf ein kleinformatiges Nilpferd als Verkörperung des Gottes Seth dargestellt, durch zehn Lanzenstiche von Kopf bis Fuß durchbohrt und am Ende von Horus und seinen Gefährten verspeist wurde. Im Text wird angegeben, dass das verspeiste Nilpferd ein entsprechend geformter Kuchen war (Quelle: Kurth/das wissenschaftliche Bibelportal.de)

Seth in Gestalt eines kleinformatigen Nilpferdes - erstochen mit der Lanze

Bild:    hippo Seth defeated
User:   Karen Green
Lizenz: CC BY-SA 2.0

                     Bild: Hanne Siegmeier

 

   Fangen der Feinde mit Netz
              - PM 308-11  - 
Am Beginn der schmalen Passage, die vom großen Hof in den Umgang des Tempelgebäudes führt, befindet sich vor dem Durchgang eine Darstellung, in der mit einem großen Schlagnetz die Feinde jeglicher Art abgefangen wurden. Egal, ob sie nun als Fische, Vögel und Landtiere erschienen - oder in menschlicher Gestalt. 

(Bild: Peter Alscher, Kümmersbruck)

(siehe Kurth 1998, 192-196)

 

Das Siegesfest des Horus über Seth 
Szenen  im Tempelumgang - (PM 160 [309-311]) 3. Register
- westliche Innenwand der Umfassungsmauer  -

Oberstes Register: Der König tötet eine Schlange vor Horus 
Darstellung 2. Register (über dem Tordurchgang): Der König vor Horus 
Rechts vom Torpfosten: 3. Reg. (von oben) der König verlässt den Palast - vor im ein weihrauchender Priester - dazwischen Kalender-Inschriften

Bild: Andrei Deev, USA

Zu dieser Dekorationseinheit gehört auch ein erklärender Text, der unter anderem angibt, dass der Sieg des Horus auf den regierenden König übertragen wird, um Sieghaftigkeit und Bestand des irdischen Königtums zu garantieren. Der erfolgreiche Sieg des Horus über die Feinde des Sonnengottes sichert ihm seinen Herrschaftsanspruch über die geordnete Welt, das ägyptische Prinzip der Maat.

Jeder König bestieg danach in seiner Nachfolge des Horus den Pharaonenthron von Ägypten und so wird auch verständlich, dass der ptolemäische Herrscher mit einer Lanze vom Ufer aus in den Kampf der Götter eingreift.

  Triumph des Horus über Seth
Szenen  im Tempelumgang - westliche Innenwand der Umfassungsmauer - Zeit Ptolemaios X. Alexander I.
     (PM 161 [309-311]  3. Reg. - 

                     Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - westliche Innenwand der  Umfassungsmauer - Zeit Ptolemaios X. Alexander I.
                  (PM 161 [309-311] ) 3. Reg.. 
Das Siegesfest des Horus über Seth. In diesem Relief füttert der König eine Ganz, eine rituelle Handlung, welche u. a. den Triumph über die Feinde symbolisierst. Vor ihm steht in der Mitte der Vorlesepriester, hier der vergöttlichte Imhotep und zitiert aus den rituellen Papyrusrollen. Rechts von ihm verrichtet der Schlächter seine Arbeit. Diese ist aber keineswegs blutig, denn die rituelle Tötung des Nilpferdes (das hier für den Gegner Seth steht)  wird an einer Nachbildung aus Kuchenteig vollzogen ( Dieses Relief, an das sich dann das linke Bild mit der symbolischen Schlachtung des Nilpferdes anschließt, zeigt die umfassende Vernichtung der Feinde (hier Apophis in Form einer Schlange) durch den König Ptolemaios X. Alexander I. vor den Göttern Horus und Hathor.

 

 

Bild:    IMG 7174
User:   Karen Green - Flickr-Album
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Bild:    poor wee hippo
User:   Karen Green - Flickr-Album
Lizenz: CC BY-SA 2.0

Nachdem der Gegner (hier das Nilpferd als Nachbildung aus Kuchenteig) zerteilt ist, erhalten die Götter jeweils einen Körperteil des Nilpferdes, um es zu verspeisen. Damit beteiligen sie sich an der Vernichtung des Feindes. Die Göttin Isis, Mutter des Horus, leitet ihren Sohn zur richtigen Versteilung der Stücke an. "Gib seinen Vorderschenkel (....) deinem Vater Osiris (...). Lasse seine Schultern nach Hermopolis bringen für Thot (...). Gib seine Hüfte Horus, dem Urzeitlichen (...). Mir aber gehört seine Vorderteil, und mir gehört sein Hinterteil, denn ich bin deine Mutter (...). " Den Text beschließen jeweils viermal zu sprechende Formeln des Triumphes, darunter diese: " Jubel für Horus täglich, Herzensfreude für seinen Vater Tag für Tag! (...). Es triumphieren Horus Behedeti, der große Gott und Herr des Himmels über seine Feinde, indem er ihn (Seth) niederwirft". (Quelle: siehe Kurth, das wissenschaftliches Bibelportal). 

Bei ihrer Flucht vor Horus und seiner Streitmacht haben die Feinde des Sonnengottes das Ostdelta erreicht. Hier ist Horus von Mesen zu Hause, der seine Feinde in Gestalt eines Löwen bekämpfte. 
(- Text nach: Ägypten, die Welt der Pharaonen, Schulz u. Seidel, S. 308 - )

        Triumph des Horus über Seth
 Tempelumgang westl. Seite - 2. Reg.
Horus von Edfu verwandelte sich daher
 in einen Löwen mit dem Gesicht eines Menschen. Er zerfleischte seine Gegner so, wie es auf dem Sockel im Zentrum des Szenenbildes zu sehen ist. Links von ihm befindet sich eine Barke mit einem der Harpunenjäger und er hat die Barke des Sonnengottes im Schlepptau. Re steht rechts in einem Schrein, vor ihm Thot und am Bug Horus von Edfu. Thot beruhigt mit seinen Zaubersprüchen das Wasser, damit es der Flotte des Re keinen Schaden zufügt. 

Bild: Hanne Siegmeier

        Triumph des Horus über Seth
       Szenen  im Tempelumgang - 
westliche Innenwand d. Umf.-Mauer 
              3. Register von oben


Der siegreiche Horus steht in seiner Barke - hinter ihm steht Thot mit einer Papyrusrolle in der Hand. Die Sieger werden von
Kleopatra III. in Edfu zusammen mit musizierenden und Sistrum haltenden Priesterinnen empfangen. 

Hinter der Barke steht eine weitere Horus-Figur und ersticht mit der Lanze ein Nilpferd.

Bild: Elvira Kronlob

 

Basrelief der Schlacht von Horus und Isis gegen seinen Feind Seth

Zu sehen ist hier ein Basrelief mit der Schilderung des mythologischen Kampfes zwischen Horus und Seth, der in Form eines kleinformatigen Nilpferdes abgebildet wird.

     

Bild:    Edfu46 .JPG
User:   Remih
Lizenz: CC-BY-SA-3.0   

 

Triumph des Horus über Seth
       Szenen  im Tempelumgang - 
westliche Innenwand d. Umf.-Mauer    - oberstes und 1. Register -  

Horus von Edfu und der in einem Schrein stehende Re-Harachte, befinden sich in einer Barke. Horus tötet das im Wasser schwimmende Nilpferd. Vor und hinter der Barke sind zwei weitere Barken mit einem Harpunen- und einem Speerjäger dargestellt.

Bild: Elvira Kronlob

 

Relief an der Umfassungsmauer im äußeren Korridor des Tempels von Edfu  -   Ptolemaios X. Alexander I. (PM VI. 161 [309-411]) -   3. Register, 9. Szene 

Der Gott Horus steht auf einem Segel-Nachen zusammen mit seiner Mutter Isis, die am Bug kniet. Diese greift aktiv in den Kampf ein und spricht zugleich ihrem Sohn Mut zu: "Sei standhaft, Horus! Fliehe nicht vor den feindlichen Wassertieren! Fürchte nicht die in der Flut befindlichen Feinde. Höre nicht darauf, wenn er (Seth) dich um Gnade anfleht. 

Horus harpuniert den Feind Seth, der in der Gestalt eines in Rückenlage dargestellten kleinen Nilpferdes erscheint, ebenso der König, der das Nilpferd vom Ufer aus tötet. Hinter dem König befinden sich die "Königskinder", die Mannschaft des Horus, die Harpunierer des Herrn von Mesen (Horus), die starken Harpunenjäger des Horus Behedeti, die zustoßen, um mit all seinen Feinden ein Ende zu machen.

Bild: Hanne Siegmeier

Auf der Basis der Innenseite der westlichen Umfassungsmauer befinden sich Darstellungen des Königs Ptolemaios X. Alexander 1. und Cleopatra III. gefolgt von menschengestaltigen Figuren welche die sieben Oasen repräsentieren. Thot verliest einen langen Text in dem die Opfergaben aufgelistet werden (PM 161 [410-311]). 

                         Oasen-Darstellungen auf der Basis der Innenseite der westlichen Umfassungsmauer

Der König und seine Gemahlin, gefolgt von den Repräsentanten von sieben Oasen, bringen der Göttertriade von Edfu Horus, Hathor und Harsomtus, Opfergaben . Die ersten drei Oasen sind el-Chārga, ed-Dāchla und el-Farāfra....     (PM 161 [ 310-312] Base )

Bild:      EdfuTempelPM311OasesList.jpg
Autor:   Roland Ungermigration = redundant
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

........gefolgt von el-Bahariya, Siwa, Nitria (el-Barnudji im westlichen Delta) und Wadi el-Natrun    
(PM 161 [ 310-312] Base )

Bild:      EdfuTempelPM311OasesList2.jpg
Autor:   Roland Ungermigration = redundant
Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Details der Oasenliste auf der Basis der Innenseiten der nördlichen Umfassungsmauer

Bilder: Hanne Siegmeier

 

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - 2. Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

Ankunft in Mittelägypten in der Nähe von Herakleopolis - einem Kultort des Osiris. Dieser steht (am linken Rand des Bildes) in einem Schrein - davor Isis, die "Zauberreiche", die den Feind (im Kultort) Naref abwehrt. Im Zentrum sind Horus von Edfu und Harsiese zu sehen, die gemeinsam einen Feind erstechen. Beide Götter haben dieselbe Gestalt, ein Ausdruck dafür, dass der lokale Gott Horus von Edfu mit Harsiese gleichgesetzt wird. Rechts liegt die Sonnenbarke am Ufer, in ihr befindet sich der thronende Re.

Bild:  Andrei Deev

(- Text nach: Ägypten, die Welt der Pharaonen, Schulz u. Seidel, S. 309 - )

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - 3. Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

 

 

Bild:  Hanne Siegmeier

 

        Triumph des Horus über Seth
Szenen  im Tempelumgang - westliche Innenwand der Umfassungsmauer 
Top-Register PM 160 (308-311) 
               oberstes u. 2. Register

Oberstes Register - links: Der König (nicht im Bild) bei Opferdarstellung an Osiris und Isis (nicht im Bild) Thot und Seschat hinter mehreren Göttern, die Schreibstifte in den Händen halten.
rechts: mehrere sitzende Götter
2. Register: Horus und Re befinden sich in der Barke und überreichen der Triade von Edfu einen gebundenen Feind.

Bild: Hanne Siegmeier

 

 

        Triumph des Horus über Seth
       Szenen  im Tempelumgang - 
westliche Innenwand d. Umf.-Mauer 
3. Register:
Auf dieser Darstellung wird die 7. und 8. Episode des Harpunenrituals im Kampf zwischen Horus und Seth gezeigt. Der König steht am Ufer und hat die Arme im Verehrungsritus erhoben. Vor ihm steht Horus -  in zweimalige Erscheinung auf beiden Barken - und tötet mit einem Speer das Nilpferd, welches er an einem Strick hält. Dieser ist mit einer Harpune verbunden, die vorher bereits in dem Leib des Tieres eingedrungen war. Ein Schutzgott, mit Messer und Speer bewaffnet, steht jeweils hinter Horus auf der Barke.

Bild: Elvira Kronlob

 

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - . Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

 PM 160 (308-311)  2. Register

Horus und Re in einer Barke. Vor ihnen die gebundenen Feinde in verschiedener Gestalt. An Land steht ebenfalls ein eine Horusgestalt, die einen Speer in den Händen hält.

Bild:  Hanne Siegmeier

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - . Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer  
   -  
PM 160 (308-311)  3. Register

In den beiden Barken stehen Horus und ein mit Speer und Messer bewaffneter Schutzgott. Horus tötet mit einem Speer das Nilpferd, welches er an einem Strick hält. Dieser ist mit einer Harpune verbunden, die bereits vorher in den Leib des Tieres eingedrungen ist.

Am Ufer steht der König - über ihm schwebt der Horusfalke. 

 

   Bild: Hanne Siegmeier

 

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - . Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer
   -   PM 160 (308-311)  3. Register

Vor den beiden Barken mit Horus und einem speerbewaffneten Schutzgott steht der König in Verehrungshaltung am Ufer.

    Bild: Andrei Deev, USA
- bearbeitet zwecks besserer Sichtbarkeit
von Nefershapiland -

 

    Relief an der Umfassungsmauer im äußeren Korridor des Tempels von Edfu
                        - Ptolemaios X. Alexander I. (PM VI, 308-311; 2. Reg.

Der König steht vor der Barke am Ufer, in der sich Horus von Edfu und Re-Harachte in einem Schrein befinden. Re-Harachte wird in den Beischriften "König von Ober- und Unterägypten genannt. Der König erhebt den Himmel unter dem Sonnengott, der hier als geflügelter Skarabäus erscheint. Er sagt: "Dein Himmel gehört dir, (Horus) Behedeti, Buntgefiederter!" und preist damit den jährlichen Sieg des Sonnengottes über seine Feinde. Der rechte Schrein befindet sich an Land und gibt den Tempel von Edfu mit seinen Hauptgöttern Horus Behedeti und Re-Harachte wieder. 

Bild:  Hanne Siegmeier
- Text nach: Ägypten, die Welt der Pharaonen, Schulz u. Seidel/Kurth S. 308 - 

 

Relief an der Umfassungsmauer im äußeren Korridor des Tempels von Edfu
          PM VI, 308-311; - 3. Register

Bild: Hanne Siegmeier

 

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - 2. Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

Ziehen der Barke des Sokar

    Bild: Hanne Siegmeier

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - 3. Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

Auf dieser Darstellung nimmt der König aktiv an den Ereignissen des Kampfes teil. Er steht links im Bild vor der Götterbarke des Horus. Horus spricht zu ihm: Wir wollen jenen Feigling (Seth) mit unseren beiden Harpunen erstechen." Hinter Horus steht seine Mutter Isis und hebt schützend die Hand. Sie spricht: "Ich festige dein Herz, mein Sohn Horus, packe das Nilpferd, den Feind deines Vaters!" 

 

    Bild: Hanne Siegmeier

      Triumph des Horus über Seth
  Szenen  im Tempelumgang - 3. Reg.
  westliche Innenwand d. Umf.-Mauer   

- Text nach: Ägypten, die Welt der Pharaonen, Schulz u. Seidel, S. 308 - 

Hinter der Barke steht Thot und rezitiert Texte aus der Festrolle.  Hinter Thot steht Horus von Edfu  und seine Mutter Isis. Horus trägt die Harpune. Durch das zweimalige Erscheinen von Gottheiten in einer Szene werden zumeist jeweils andere Aspekte des gleichen Gottes vergegenwärtigt.

    Bild: Hanne Siegmeier

 

Mammisi 
-
(Geburtshaus) -

Bei den Ausgrabungsarbeiten wurde ungefähr 60 Meter seitlich vor dem Horustempel, in der Südwestecke, ein teilweise zerstörtes mit Säulen flankiertes Gebäude freigelegt, das man als Mammisi (Geburtshaus - Gesamtübersicht Edfu-Projekt - Foto Andresas Effland, 2003)  identifizierte. Das Heiligtum wurde während der Regierungszeit von Ptolemaios  Euergetes II. erbaut und von Ptolemaios IX. Soter II. ausgeschmückt und war der Göttertriade Horus-Hathor-Harsomtus geweiht. 

           Das Mammisi von Edfu
Wie bei allen Spätzeittempeln üblich, findet sich auch hier das in seiner Achse rechtwinklig zur Tempelachse ausgerichtete Mammisi, das sog. "Geburtshaus". Dieses zu Ehren des Götterkindes Harsomtus ("Horus, Einiger der beiden Länder") errichtete Gebäude entstand unter den Königen Ptolemaios VIII. Euergetes II. und Ptolemaios IX. Soter II. erbaut und dekoriert.

Dahinter Blick auf Großen Pylon - Nordseite.
Bild:    Egypten-Edfu-Tempel.JPG
User:   Alexandra at lb.wikipedia
Lizenz: CC-BY-SA-3.0

 

           Das Mammisi von Edfu

Reste des teilweise zerstörten Mammisi im Südwesten des Edfu-Tempels - errichtet unter der Regierung von Ptolemaios VIII. und ausgeschmückt unter Ptolemaios IX.
In einem als Mammisi (Geburtshaus) bezeichneten Gebäude fand die Hochzeit des Horus mit Hathor und die Geburt des Sohnes Harsomtus statt.
Bild:   Edfu Mammisi 06
User:   Olaf Tausch - 2009
Lizenz: CC-BY 3.0   

Das Geburtshaus wurde im rechten Winkel zum Haupttempel erbaut, ebenso wie das jüngere römische Mammisi in Dendera, das diesem hier offenbar nachempfunden wurde. Der Grundriss des ptolemäischen Mammisis ist sehr einfach gehalten und besteht aus Vorhof und Hof, die ziemlich zerstört sind und dem Geburtshaus, eine Peripteralanlage mit Bes-Figuren an den Säulenwürfeln. Die Kolonnade ist in besserem Zustand als Hof und Vorhof - auf den Schranken zwischen den jeweils fünf Säulen, die eine Kolonnade bilden, befindet sich eine Mischung aus pharaonischen und klassischen Motiven, die man bei Gebäuden aus dieser Zeit häufig findet. 

      Das Mammisi von Edfu mit Vorhof

Das Geburtshaus mit Vorhof und Treppe sowie Durchgang zum Hof 
Bild:    Egypt-5A-014
User:   Dennis Jarvis
Lizenz:  CC-BY-SA-2.0
           Das Mammisi von Edfu

Das Geburtshaus mit und Hof und Eingang zum äußeren Pronaos.
Bild:   Edfu Mammisi 03201035
User:   MathiasKabel
Lizenz:  CC-BY-SA-3.0

 

           Das Mammisi von Edfu

Blick vom Hof auf Eingang des äußeren Pronaos.

             Bild: Andrei Deev, USA

 

           Das Mammisi von Edfu

Seitlicher Kolonnadengang - südliche Seite

             Bild: Hanne Siegmeier

 

           Das Mammisi von Edfu

Beide Seiten des Geburtshauses werden von einer kleinen Kolonnade von je fünf Säulen umgeben, ebenso die Rückwand des Gebäudes mit drei Säulen.



Bild: Hanne Siegmeier

 

           Das Mammisi von Edfu Die Außensäulenreihe des Mammisi mit Säulenschranken
Seitliche Kolonnade mit 5 Säulen, die durch niedrige Wände miteinander verbunden sind. Auf den Säulen und auf den Schrankenwänden befinden sich Reliefs.
Bild:    Edfu Mammisi 04
Autor: Olaf Tausch
Lizenz: CC-BY 3.0        

 

           Das Mammisi von Edfu

Der König opfert eine Krone vor zwei thronenden Gottheiten - einem widderköpfigen Gott mit einer Kompositionskrone und Hathor, die ein Kind säugt.

 




             Bild: Hanne Siegmeier
           Das Mammisi von Edfu

Der König opfert vor  den thronenden Göttern 




         Bild siehe oben: Hanne Siegmeier
      
   Ausschnittsvergrößerung

 

           Das Mammisi von Edfu
   Säulenkorridor - südliche äußere Seite
              - PM VI. 176 (128-134) -

Der oberer Teil der Schrankenwände wurde in der Antike halbiert, auf dem unteren Teil steht der König (Ptolemaios IX. Soter 2) vor Amun-Re (?) und Mut (?) - zwischen ihnen befinden  sich vier senkrecht angeordnete Kälber.

             Bild: Hanne Siegmeier

   Das Mammisi von Edfu
Säulenkorridor - südliche äußere Seit
 - PM VI. 176 (128-134) -

Relief auf den Wandschranken zwischen den Säulen. Reinigungsszene: Der König wird durch die Götter Thot und Horus rituell gereinigt.


         

 

 Bild: Hanne Siegmeier

 Das Mammisi von Edfu
Säulenkorridor - südliche äußere Seit
 - PM VI. 176 (128-134) -

Der König wird von den beiden Göttern Month und Atum zu Horus geleitet.



          Bild: Hanne Siegmeier

 

Die von Mauern umschlossene und als ein isolierter Bau errichtete Kapelle mit dem Eingang an der Frontseite ist - dem Urbild des "Baldachin-Tempels" entsprechend - niedriger. Die steinernen Dachplatten des äußeren Umganges liegen auf Architraven über den hohen Säulen und diese tragen über ihrem Kapitell noch einen Aufbau in der Gestalt des Schutzgottes von Mutter und Kind, dem zwergenhaften Gott Bes.

Die mit niedrigen Wänden versehene Kolonnade - sie wurden in der Antike um die Hälfte gekürzt (siehe: Wilkinson/die Welt der Tempel im Alten Ägypten) besitzt vor allem auf der Südseite des Gebäudes noch teilweise ihre Originalfarbe. Viele der Motive ähneln denen des Geburtshauses in Dendera, wie die Darstellung des Zwergengottes Bes auf den Säulendeckplatten oder die Darstellung des jungen Harsomtus auf den Fensterstürzen, der von Götterpaaren verehrt wird.

 Das Mammisi von Edfu
 - PM VI. 176 (128-134) -
Säulendeckplatte mit Gott Bes

Ausschnittvergrößerung vom linken Bild

Bild:    Mammisi in Edfu IMG 7068
User:   Karen Green - Flickr-Album
Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Darstellungen auf dem Architrav der Cella (Allerheiligstes) war zur Zeit der Lepsius-Expedition innen und auf dem oberen Teil ausgehackt und später dann wieder mit Gips gefüllt und mit roter Farbe beschrieben worden, aber bei der Besichtigung durch Lepsius war nur noch wenig davon zu sehen.

 Lt. seinen Aufzeichnungen sitzen in der oberen Abteilung des Türsturzes abwechselnd 4 Männer und 4 Frauen, die sich "nach der Mitte umsehen", wobei jede der Personen ein Kind auf dem Schoß hatte - der äußerste Mann rechts den Horus, die folgende Frau den jungen König.

                           Türsturz des inneren Durchganges des Sanktuar vom Mammisi (PM 173 [81-82])
Der Türsturz ist in zwei Register eingeteilt: in der unteren Abteilung (die besser erhalten ist als die obere) sind insgesamt 6 sitzende Gottheiten zu sehen - drei "Ka"-Gottheiten und drei "@emsut"-Götter, jede von ihnen hält ein Kind auf ihrem Schoß sitzend - auf der rechten Seite zwei Nilpferdgottheiten - jeweils gefolgt von dem jungem Harsomtus.  Über den sitzenden Gottheiten befinden sich Beischriften und die Kartusche von Ptolemaios VII.

Bild: Lepsius IV. 33 c

Die Innenwände des Geburtsraumes zeigen im oberen Bereich den üblichen Reliefzyklus, der die Geburt des Götterkindes schildert und Szenen, in denen Harsomtus von verschiedenen Göttinnen gesäugt wird. Des weiteren befinden sich dort mehrere Darstellungen von Opfern und Ritualen des Königs (Ptolemaios VIII.) und der Götter. In der Mitte der Südmauer setzt Thot den König ein, der von seiner Mutter, seiner Frau und seinem Sohn gefolgt wird. Weitere Darstellungen zeigen anhand der heiligen Barken  der beiden Gottheiten Horus und Hathor - ebenso wie im Haupttempel - Szenen vom "Fest der schönen Vereinigung", einer alljährlich stattfindenden Zeremonie, in der die beiden Gottheiten Horus und Hathor sich treffen und heiraten mit detaillierten Darstellungen von landwirtschaftlichen Szenen auf der nördlichen Wand und Pferd und Stallbursche auf der östlichen Wand.

Die Szenen im Geburtsraum beinhalten sehr schöne weitere Details, wie die "Formung des Kindes durch den Töpfergott Chnum",  das Musizieren und Rasseln vor dem Gotteskind, die Anerkennung des Kindes durch seinen Vater, seine Stillung und schließlich die Thronbesteigung des Gottessohnes. 

    Das Mammisi von Edfu - Geburtsraum

Das Relief zeigt die Geburt des Harsomptus (Sohn des Horus und der Hathor) aus einer Lotusblume und das Säugen des Kindes durch Hathor.

Bild:    The Mammisi at Edfu
User:  Institut f. the Study of the Ancient World - isawnyu
copyright: 2009 Iris Fernandez 

Lizenz: CC BY 2.0

Diese Szenen haben ihren Ursprung im Neuen Reich. In dieser Epoche war die göttliche Geburt des Königs fester Bestandteil des Bildprogramms in den Tempeln. Dieser "Geburtsmythos" wurde in ptolemäischer Zeit von seinen Herrschern verändert und in allen Geburtshäusern der griechisch-römischen Zeit ersetzte nun die neue lokale Form des Kindgottes das vorher im Neuen Reich bestehende zentrale Königsmotiv. (Quelle: dt. Wikipedia / Tempel von Edfu)

Edfu-Tempel Mammisi - der König vor Hathor, die das göttliche Kind stillt. 

Bild: Thanks to John Campana
(Alle Bildrechte bei John Campana
- all rights at John Campana)

Bild:      GD-EG-Edfou 013 JPG
User:     Gerard Ducher (Nefermaat)
Lizenz:   CC BY-SA 2,5

 

Sonstiges:

Tempel des lebendigen Falken:

Südlich des Haupttempels lag der "Tempel des lebendigen Falken", von dem heute leider nur noch wenige Fragmente vorhanden sind. Der Falken-Tempel ist aber aus den Inschriften des Edfu-Tempels bekannt (siehe Stierlin, Edfu und Philae - Dieter Kurth S. 230)

Hier lebte ein von den Priestern gefütterter lebendiger heiliger Falke, der jedes Jahr bei der "Falkenweihe" als Verkörperung des Gottes Horus ausgewählt wurde. Diese "Falkenweihe" fand im 1. Monat, Tag 1 der Peret-Jahreszeit statt und dauerte insgesamt 7 Tage. Jedes Jahr wurde unter den verschiedenen lebendigen Falken ein neues Tier ausgewählt, das dann im "Tempel des lebendigen Falken" als Verkörperung des Gottes lehte und dort von den Priestern versorgt wurde. 

Die Götterstatue des Horus wurde am Tag der Falkenweihe von den Priestern auf einem Trageschrein aus dem Sanktuar des Haupttempels geholt und über den Prozessionsweg, der durch den I. Pylon und dann über den freien Platz gegenüber vom Pylon führte,  zum "Tempel des lebendigen Falken" getragen. Ähnlich einer Orakelbefragung wurde nun vom Gott Horus von Behedity unter den verschiedenen lebendigen Falken das "geeignete" Tier erwählt. Anschließend vollzogen die Priester die Kulthandlung der Inthronisation und lasen die Rezitation einer langen Litanei vor, in der die Göttin Renpet-nefret (Vollkommenes Jahr) angerufen wurde, damit sie der Triade von Edfu (Horus, Hathor und deren gemeinsamen Sohn) und dem "lebenden Falken" sowie dem König ein in allen Belangen glückliches neues Jahr gewährte (Quelle: Bibellexikon 2006/Dieter Kurth und  Kurth 1998, 229-242). Diese "Anerkennung durch Horus" wurde auf dem

 "Erscheinungsbalkon" (Brücke zwischen den beiden Pylontürmen) vollzogen und nach Abschluss der "Inkarnation des letzten lebenden Falken" wurde der neue Herrscher in den Falkentempel zurückgebracht und erhielt ein gutes Festmahl. Auch die Götterstatue des Horus von Behedity kehrte ins Sanktuar des Haupttempels zurück.

Dieses Geschehen ist auf der Innenfläche des nördlichen Abschnitts der Umfassungsmauer in Bild und Wort festgehalten.

Der Heilige See:

Ebenso wie jeder größere Tempel im Alten Ägypten hat auch der Horustempel von Edfu wahrscheinlich einen "Heiligen See" besessen, der hauptsächlich für Ritualhandlungen und zur Reinigung der Priester diente. Des weiteren wurde der "Heilige See" auch noch für die Feierlichkeiten des "Fest des Sieges des Horus über Seth" benutzt, das in Bild und Text auf der westlichen Umfassungsmauer des Haupttempels dargestellt wurde (zwei Register - siehe Kurth 1998, S. 196-220). 

Leider ist der "Heilige See des Horustempel von Edfu"
nicht ausgegraben und wird von den Wissenschaftlern benso wie die übrigen Nebengebäude (Nebentempel und -kapellen, Stallungen, Werkstätten, Schlachthaus, Küchen, Vorratshäuser und Wohnungen der Priester) unter der rezenten Bebauung östlich des Antikengeländes vermutet, was allein auf eine Inschrift auf einer der Türen hervorgeht. Hierzu gibt es aber keine genauen Ortsangaben
(siehe Diss. Feuerbach - der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu, 2005) 

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