(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and paintings 1927-1952Bilder oben: links: Edouard Naville 1910 - Public domain; rechts oben: Jon Bodsworth - Public domain
Die 3 Tempel von Deir el Bahari von der Spitze der Felswand dahinter
(v. rechts: Mentuhotep II, Thutmosis III. und Hatschepsut)Bild: public domain / Wikipedia (Chipdawes)
- modifiziert bezügl. Beschriftung von Nefershapiland -Als Platz für seinen Grabbau wählte Mentuhotep II. die herrlich gelegene, von Steilhängen eingefasste Bucht von Deir el- Bahari. Möglicherweise war die Ortswahl durch ein dort bereits vorhandenes altes Volksheiligtum der Göttin Hathor bestimmt. Landschaftliche Schönheit dürfte keine Rolle gespielt haben.
Der Tempelbau von Mentuhotep wurde auf jungfräulichem Areal im Deir el Bahari begonnen und mehreren Planänderungen unterworfen, die sich heute noch in den unterschiedlichen Umfassungsmauern nachweisen lassen, wobei die Feldsteinmauern im Osten des Areals wohl der älteste Teil des Bauprojektes ist.
Der Totentempel von Mentuhotep Nebhepetre liegt auf dem thebanischen Westufer im Talkessel von Deir el Bahari - ganz in der Nähe der "Saff-Gräber" seiner Vorfahren. Der Totentempel ist baugeschichtlich und historisch ein wichtiges Denkmal und Zeugnis für den Übergang von den Pyramidentempeln des Alten Reiches zu den "Millionenjahrhäusern" des Neuen Reiches. Er ist der einzige erhaltene monumentale Tempelbau des Mittleren Reiches und war auch richtungsweisend für den rund 550 Jahre jüngeren Totentempel der Königin Hatschepsut. Heute ist der Totentempel Mentuhotep II. für Touristen nicht zugänglich. Es ist aber möglich vom Gelände des Hatschepsuttempels aus einen Blick hinüber zu werfen oder von dem Bergwanderweg oberhalb Deir el-Baharis einen Blick aus der Vogelperspektive genießen.
Der halbwegs erhaltene Totentempel von Mentuhotep II. in Deir el-Bahari mit Vorhof
Die Reste des Totentempels "Ach-swt-neb-hepet-Re" (Ax-swt-nb-Hpt-Ra) - "Verklärt sind die Stätten des Neb-hepet-Re". Aufgenommen vom Hatschepsut-Tempel aus. Der Kernbau wurde 1904/05 von Edouard Naville und später von Herbert Winlock (1920 und 1931)) freigelegt und bildet ein quadratisches Scheingebäude mit einer Seitenlänge von 22 Metern und einer Höhe von 112 Metern. Bild: Mit frdl. Dank Saamunra
- Alle Rechte vorbehalten -Der heute noch erhaltene Kernbau ist das eigentliche Zentrum der vorderen Tempelhälfte. Nach Naville und Herbert E. Winlock wurde er von einer Pyramide bekrönt. Dieter Arnold lehnt dieses jedoch ab, da sich keine Spuren von Steinen finden ließen, die auf eine Pyramide hindeuteten - was aber bei den Ausmaßen eines solchen Bauwerks zu erwarten wäre. Außerdem wäre lt. Arnold eine Pyramide eher im hinteren Teil der Anlage, der für den Totenkult des Königs gedacht war, zu erwarten, als in der architektonisch abgetrennten vorderen Hälfte (Quelle: Dieter Arnold: Mentuhotep Bd. 1, S. 30). Die meisten Ägyptologen folgen ihm heute in dieser Auffassung.
Lt. Arnold wurde der zentrale Teil von einem Flachdach oder vielleicht von einem erhöhten Erdhügel überragt, was an das Grab des Osiris erinnert (2).
Rekonstruktion Totentempel Mentuhotep II.
bekrönt von einer PyramideRekonstruktion nach Dieter Arnold
Dreistufenanlage mit untere und obere HalleZeichnung: Edouard Naville 1910
Public domainZeichnung nach Dieter Arnold (Mentuhotep, Bd. 1)
Forschung und Entdeckung: Noch bis ins frühe 19. Jahrhundert war die Tempelruine des Mentuhotep-Tempels vollständig mit Schutt bedeckt und wurde von den früheren Reisenden nicht entdeckt. Der Talkessel von Deir el-Bahari sah früher ganz anders aus als heute. Zu Zeiten von Richard Lepsius großer Ägyptenreise zwischen 1843-1844 war der Talkessel von Deir el-Bahari ein Ort mit einer Klosterruine.
Talkessel von Deir el-Bahari
zur Zeit der Lepsius-Expedition 1843 + 1844Auf dem Hügel von Schech abd el-Gurna steht die "Blaue Kapelle" und links dahinter die Klosterruine.
Bild: Lepsius Denkmäler Tf. Abth. I., Blatt 68
Im August des Jahres 1858 wurde das Gelände - im Rahmen von Aufräumungs- und Grabungsarbeiten, die unter der Leitung von Auguste Mariette (dem Leiter der ägyptischen Altertümer) stattfanden - durchkämmt und dabei fand man im hier meterhoch anstehenden Schutt und Geröll, welche den Talkessel fühlten, einen Block mit dem Namen von Mentuhotep Nebhepetre und Säulenfragmente eines Tempels. 1858 entdeckten die Arbeiter von Auguste Mariette bei ihren Ausgrabungen am Hatschepsut-Tempel die Cachette der Month-Priester aus der 22.-26 Dynastie, die einen Sammelfund von 72 Mumiensärgen beherbergte.
Im Jahre 1859 bis 1860 ließ dann der Hobby Ägyptologe Frederick Lord Dufferin aus Nordirland hier Ausgrabungen durch den Ägypter Muhammed Hussein und 30 Arbeiter durchführen. Dabei wurde in der ersten Grabungskampagne (März-April) der Speos ergraben, der auch "Lord Dufferin's Tomb" genannt wurde.
Vor seiner Abreise aus Ägypten engagierte Lord Dufferin in Kairo noch zwei Europäer, welche den Fortgang der Arbeiten überwachen sollten: Dr. Lorange und C. C. Graham. Sie setzten die Ausgrabungen im Juni-August und im Februar-März des nächsten Jahres fort und fanden eine Sitzstatue des Gottes Amun-Re und einen Granitaltar König Mentuhotep II. usw. Außerdem wurde an der Südwestecke des Hypostyls des Totentempels das damals bereits vollständig geplünderte Grab der Königin Tem (einer Gemahlin des Königs und Mutter seines Nachfolgers Mentuhotep III. entdeckt.
Die Arbeiten wurden aber von der ägyptischen Verwaltungsbehörde, aber auch Auguste Mariette behindert. Es gab Konflikte beim Abtransport des im Sanktuar gefundenen Amun-Sitzbildes und des Granitaltars des Königs. Lord Dufferin setzte sich aber durch und ließ diese Stücke nach Irland abtransportieren.
Auch ein weiteres Königinnengrab (TT 319), dass der Königin Neferu II., einer Tochter König Antefs III. und weiteren Gemahlin König Mentuhotep II. wurde entdeckt. Ab 1880 hielt sich auch Gaston Maspero wiederholt im Gebiet von Deir el Bahari auf und öffnete 1883 noch einmal das Grab der Königin "Tem", das Lord Dufferin bei seiner Grabung 1859 entdeckt hatte und fand einen Architrav mit dem Namen Mentuhotep. Auch Lord Dufferin kam noch einmal nach Deir el-Bahari zurück und finanzierte eine weitere Grabung innerhalb des Tempelbezirks, wobei er allerdings keine bedeutende Funde mehr machte.Auch Howard Carter - damals Inspektor der Antikenverwaltung - grub 1898 hier. Als er eines Abends über den vorderen Teil des Tempelvorhof Mentuhotep II. mit seinem Pferd ritt, strauchelte dieses. Carter untersuchte die Stelle und fand den Zugang zu einem Felsengrab, das die arabischen Grabungsarbeiter wegen diese Vorfalls mit dem strauchelnden Pferd von Carter "Bab el–Hosan“ (Grab des Pferdes oder Tor des Pferdes) nannten.
Carter berichtete:
"Als ich nach einem kurzen Regenschauer nach Hause ritt, gab die Erde unter den Hufen meines Pferdes nach, und wir stürzten beide zu Boden. Da sah ich in einem kleinen Krater, der sich aufgetan hatte, Spuren von behauenen Steinen und schloss daraus, dass hier irgendetwas zu finden sein müsste, vermutlich ein Grab."Carter ließ die riesige Scheingrab freiräumen und stieß dabei auf eine schwarze Sitzstatue des Königs, welche kunst- und religionsgeschichtlich sehr bedeutend ist.
In den Jahren 1803 bis 1907 wurde das Areal von Edouard Naville im Auftrag des Egypt Exploration Fund ausgegraben, der den Tempel erstmals vollständig freilegte und systematisch erforschte. Seine Grabungsergebnisse publizierte er in 3 Bänden unter dem Titel: "The XIth dynasty temple at Deir el-Bahari".
Querschnittszeichnung des Totentempels Mentuhotep II. in Deir el-Bahari
- rechts die untere und die obere Pfeilerhalle -
Nach Henri E. Naville und Herbert E. Winlock wurde der Tempel von einer Pyramide bekrönt.Zeichnung: Edouard Naville (1844-1926): The XIth Dynastie Temple at Deir el-Bahari,
Part II. Pl. XXIV (public domain)Herbert E. Winlock führte von 1920-1931 im Auftrag des Metropolitan Museums of Art nochmals 5 Grabungs-Kampagnen im Mentuhotep-Areal durch, deren Ergebnisse nur in Form von Vorberichten summarisch veröffentlich wurden (Quelle: Dieter Arnold, Mentuhotep, Bd. 1, S. 70f). Das Metropolitan Museum hatte im Jahre 1910 die Ausgrabungskonzession für Deir el-Bahari und das angrenzende Asasif erworben. Am Anfang beschränkten sich die Arbeiten auf das Asasif, wo man den Aufweg zum Mentuhotep-Tempel ergraben wollte. Alle Tätigkeiten wurden dann mit Beginn des 1. Weltkrieges gestoppt. Erst im Jahre1920 wurden vom Metropoilitan Museum (MET) wieder Ausgrabungen am Tempel unter der Leitung von Herbert Eustis Winlock begonnen, der bis 1931 im Deir el-Bahari gräbt. Sein Interesse gilt dem Mittleren Reich und er gräbt großflächig im Kessel auf der Suche nach Zeugnissen aus dieser Zeit, die er dann in Vorberichten und in einer allgemeinen Monographie zu 20 Jahren Grabungsarbeiten publizierte (1) - (Excavations at Deir el-Bahri). Seine Grabungsnotizen, die sich im Archiv des MET befinden wurden später von Dieter Arnold ausgewertet und publiziert (1).
Da unter den heutigen Gesichtspunkten die Ausgrabungsmethoden von Naville und die nicht publizierten Ergebnisse aus der Winlock-Grabung nur unzureichend waren, führte erwarb das Deutsche Archäologische Institut (DAI) im Jahre 1967 die Konzession zur Reinigung und Neubearbeitung des Tempels von der ägyptischen Altertümerverwaltung und man begann 1968 unter der Leitung von Dieter Arnold mit den Reinigungs- und Aufräumungsarbeiten am inzwischen wieder versandeten Totentempel. Der Tempel wurde neu vermessen und im Zuge dieser Arbeiten kamen einige interessante neue Funde zutage. So fand man z B. im Korridor des Königsgrabes ca. 600 Holzfiguren, die noch in Wandnischen lagerten. Dieter Arnold beendete die Ausgrabungen erfolgreich im Jahre 1971.
Diese Ausgrabungen des DAI wurden von Dieter Arnold in drei Bänden (der Tempel Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari, Band I, II, III publiziert. Ein IV. geplanter Band zu dem Bildprogramm der Säulenhalle, des Ambulatoriums und der unteren Kolonnaden ist nie erschienen. Stücke aus diesen Grabungen befinden sich heute in den Museum der westlichen Welt und in Kairo.
Wahrscheinlich begann die Struktur des Komplexes mit einer Kaianlage vor dem Taltempel, bei dem wohl auch einst die sog. "Pyramidenstadt" lag. Ein Kanal führte einst vom Nil bis in die Hafenanlage und verband so die Anlage mit der Hauptverkehrsader des Reiches. Zu den religiösen Festen konnten somit hier die Barken anlagen und die Besucher gelangten von hier aus zu der Tempelanlage. Der Taltempel ist heute verschwunden - evtl. als Ramses IV. das Tal für seinen Totentempelbau nivellieren ließ (3). Ein langer Aufweg führte vom Talbezirk auf die erhöhte Terrasse mit der Pfeiler- und Säulenhalle und dem zentralen Kernbau des Totentempels. Hinter dem Kernbau - angrenzend an die grandiose Felskulisse - befindet sich inmitten eines offenen Hofes (hinter dem Kerngebäude) der Eingang zur unterirdischen Grabkammer des Königs. Ein Hypostyl bildet den Abschluss im Westen, wo sich eine aus dem Felsgestein geschlagene Kammer befindet (4).
Aufweg und Hof (Terrasse): |
Der Totentempel Mentuhotep II. ist der erste gestufte Terrassenbau, der in großen Teilen in das steil anstehende Bergmassiv des El-Kurn geschnitten ist. Der 1,20 km lange und 6,7 m breite Aufweg besaß einen völlig neuen Stil und war nicht mehr - wie seine Vorgänger, bei den Pyramiden des Alten Reiches, gedeckt. Der Boden des Aufwegs hatte ein Pflaster aus Ziegeln und war weiß verputzt.
Rampe (oder Aufweg) zur Terrasse des Totentempels Mentuhotep II. |
Bild: MentuhotepII-Tempel-Rampe.JPG Autor: Didia, Wikipedia, Sept. 2010 Lizenz: CC BY-SA 3.0 |
Auf beiden Seiten wurde die Straße von einer Kalksteinhaupt- und einer Ziegelmauer flankiert (Hauptmauer 3,15 m hoch, die Vormauer war niedriger), die ebenfalls weiß verputzt war. In regelmäßigen Abständen standen links und rechts des Aufweges bemalte Sandsteinstatuen des Herrschers als Osiris mit Blick zum Prozessionsweg (3).
Bemalte
Sandstein-Standfigur Bei den Ausgrabungen des Metropolitan Museums of Art (1921-22) im Bereich des Hatschepsuttempels (lt. MET) wurde sowohl der Kopf einer Königsstatue mit der Roten Krone Unterägyptens als auch der Körper gefunden (getrennt). Aber es ist nicht sicher, ob der Kopf und der Körper wirklich zusammengehören. Der König trägt am Kinn den Götterbart und ist in dem kurzen, enganliegenden Sedfest-Mantel gekleidet. Seine Arme sind über der Brust verschränkt und die Hände zu Fäusten geballt, in denen er vermutlich die Herrschafts- Insignien hielt. Auffallend sind die etwas roh bearbeiteten und proportional deutlich überdimensionierten Beine und Füße. Obwohl kein weiterer Kopf mit der
"Weißen Krone" von Oberägypten gefunden wurde, ist es
denkbar, dass die Statuen entland der Südseite des Aufweges die
"Weiße" oberägyptische Krone trugen, während die an der
Nordseite die "Rote" Krone von Unterägypten trugen. |
Der Aufweg mündete in einem weiten Hof (Terrasse), der den innersten Talkessel von Deir el-Bahari einschloss und mit einer mehrreihigen Baumbepflanzung und Figuren des Königs als Osiris ausgestattet war. 12 Stück davon fanden sich noch bei den Ausgrabungen, alle waren geköpft und dann in einer Grube vergraben worden (Quelle: Dieter Arnold: Lexikon der Ägyptischen Baukunst, S. 159).
Fragment einer Sitzstatue im Haupthof
(Terrasse) |
Bild: MentuhotepII-Tempel-Vorhof-Sitzstatue Autor: Didia, Wikipedia 31.08.2010 Lizenz: BY-CC-SA 3.0 |
Blick auf die Totentempel Mentuhotep (links) und
Hatschepsut (rechts) |
Im Vordergrund der große Hof (Terrasse) (60 x 43 m) mit einem Kern aus gewachsenem "taffl". Dieser ist im Norden, Osten und Süden mit einer Wand als Kalkstein verkleidet. Wahrscheinlich war einst die gesamte Terrasse mit einer niedrigen Brüstungsmauer aus Kalkstein umgeben. Winlock entdeckte bei seinen Ausgrabungen 1921 unter den vier Ecken der Terrassenstützmauer Gründungsgruben, die Kopf, Schenkel und Rippe eines Rindes, Brote und Kuchen, Schälchen mit Früchten und jeweils vier Ziegeln (eine davon jeweils mit einer Tafel aus Kupfer, Alabaster und Holz, welche die Titulatur des Königs und den Namen des Gottes Month-Re trugen (siehe Arnold, Tempel I., 11, 17 und Winlock, Excavations, 51-52). |
Bild: Mit freundl. Dank Saamunra |
Der Kern des Aufwegs bestand aus "taffl"(arab. Begriff für Schist) und war mit reliefiertem Kalkstein verkleidet, von der aber heute nur noch wenige Blöcke in situ erhalten sind. Die Breite der Rampe betrug 6,70 m. Nach Arnold war der Aufweg ursprünglich mit Kalk- oder Sandsteinplatten belegt, in dem flache Stufen eingearbeitet waren (siehe Naville, Temple I, 25-26; Arnold, Tempel I, 16-17) - ähnlich wie der vom Hatschepsut-Tempel.
Es ist anzunehmen, dass der Tempelvorhof (Terrasse) auch mit einem Tempelgarten ausgestattet war, da sich im Vorhof ein Hain von 58 Tamariskenbüschen und 6 Sykomorenfeigen sowie lange rechteckige Beete verschiedener Blumensorten nachweisen lassen. Im Schatten der Bäume waren wahrscheinlich links und rechts des Prozessionsweges 22 überlebensgroße bemalte Sitzstatuen des Königs im Hebfest-Ornat aus Sandstein mit Götterbart und kurzem Mantel im Abstand von 9 m aufgestellt. Einige von ihnen befinden sich heute noch in situ.
Nach Ende der Bauarbeiten hatten sich im Tempelkomplex Mentuhotep II. mehrere Höfe herausgebildet, welche von Umfassungsmauern, die aus unterschiedlichen Bauphasen stammten, umschlossen wurden:
Plan des Mentuhotep
II.-Totentempels 1. Bab el-Hosan Der Haupthof (Terrasse) beherbergt zahlreiche
Tempeldetails, wie das "Bab el-Hosan (1), einen Altar, den Garten
und ein unidentifiziertes Ziegelgebäude (heute nicht mehr vorhanden).
Auf dem südlichen Dreieckshof (siehe Plan) stehen heute noch die
Ziegelreste eines späteren Priesterhauses in der südöstlichen Ecke
(c). |
|
Zeichnung
Deir
el-Bahari-map Autor: Gerard Ducher (Nefermaat) - Wikipedia 1. 10. 2006 Lizenz: CC-BY-SA 2.5 |
Bab el-Hosan ("Tor des
Pferdes")
1899 entdeckte Howard Carter im Vorhof, etwa 100m nördlich des
Aufweges, einen bis oben hin mit Steinschutt und Sand gefüllten Einschnitt,
der sich als Eingangsöffnung zu einer unvollendeten Grabanlage erwies. Die
Anlage wurde nach dem Reitpferd von Howard Carter benannt, als dieser mit
seinem Pferd an dieser Stelle einstürzte. und von 1900 bis 1901 ergraben.
Winlock legte sie während seiner Grabungen von 1923-24 erneut frei. Die
Anlage befindet sich im Vorhofgelände des Totentempels und wurde
wahrscheinlich in der 2. Bauphase angelegt.
Das Bab el-Hosan in seinem heutigen Zustand |
Foto: Bab
el-Hosan |
Eingang zur Passage des Bab el-Hosan (ca. 1901) Hinter diesem Eingang verbarg sich ein ca. 150 m langer Korridor, der bis auf einen Kalbskopf und zwei Vorderteilen keinerlei Funde enthielt. Am Ende des 2. Korridor-Drittels fand sich eine 6 x
4,5 m große Kammer mit leicht gewölbter Decke. Diese Kammer enthielt
ein in Leinen gewickeltes Sitzbild des Königs, einen leeren Holzsarg,
Keramik, Reste von Fleischbeigaben und Werkzeuge. Bild: (ca. 1901) aus Arnold: Mentuhotep |
Vom Vorhof aus führt ein zunächst nach oben hin offener Korridor (von etwa 40 m Länge) von Ost nach West in die Tiefe. Carter fand am Ende dieser Passage (auch Dromos genannt) - in 17 Meter Tiefe - eine Tür, die mit einer unversehrten Ziegelmauer versperrt war. Hinter dieser Blockierung fanden sich die Reste eines Schlachtopfers, Kopf und Schenkel eines Kalbes. Carter (Report, 201-205) spricht von einer 3,75 m dicken Mauer, hinter der sich ein 150 m langer, schräg abfallender Korridor mit gewölbter Decke verbarg, der zunächst nach Südwest und später nach einem Knick wieder nach Westen verlief.
Plan-Zeichnung des "Bab el-Hosan" |
An dieser Knickstelle - etwa am Ende des zweiten Korridordrittels - fand man einen kleinen Schacht von etwa zwei Meter Tiefe, der die Reste eines leeren, aus Sykomorenholz bestehenden Uschebti-Kastens mit dem Namen des Königs enthielt.
Der Korridor geht an seinem Ende in eine unfertige Grabkammer über (ca. 6 x 4,5 m) (3), die einen 1,94 m langem, aber leeren Holzsarg mit einem Inschriftenband (heute im Museum Kairo JE 36405) enthielt. Leider nennen die rundherum verlaufenden Inschriften keinen Namen. Zur Enttäuschung von Carter war der Sarkophag leer (hatte wohl auch offensichtlich nie für eine Bestattung gedient).
Neben dem Sarkophag lag - auf der Seite liegend auf einem Sandhaufen - und in Leinen gewickelt, die berühmte, bemalte, mannshohe (ca. 2 m hoch) Sitzfigur des Königs (heute im Museum Kairo JE 36195). Die Sandsteinfigur mit der roten Krone Unterägyptens und schwarzer Hautfarbe war völlig mit feinen Leinentüchern umwickelt. Weder Sarkophag noch die Sitzstatue tragen einen Namen. Die Statue gleicht zwei weiteren - als "Hebsed-Statuen" betrachtete Statuen, die später im Hof vor dem Totentempel gefunden wurden und heute noch dort stehen.
Eingewickelte Ka-Statue und leerer Holzsarg |
Bild: Howard Carter / Report on the tomb of Mentuhotep (ASAE 2/1901 |
Bemalte
Sitzstatue aus der Grabkammer Die 2 m hohe bemalte Sitzstatue Mentuhotep II. war in feinstes Leinen eingewickelt und gleicht zwei weiteren als "Hebsed"-Statuen bezeichneten Statuen, die man später im Tempelvorhof gefunden hatte und noch heute dort stehen (siehe weiter oben). Der König mit der Roten Krone von Unterägypten ist hier im knie-langem weißen Heb-Sed-Gewand und dem Zeremonial-Bart dargestellt. Mentuhotep ist porträtiert mit schwarzer Hautfarbe und seine Arme sind über der Brust gekreuzt.
Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen |
Am Ende des Raumes fand Carter einen Opferaufbau, der aus Tisch, Töpfe, schmale Schüsseln mit Knochen von zwei Enten (?) und den Vorderteil von Kälbern enthielt. Es handelt sich wohl hierbei um kulturelle Opfergaben, die hier niedergelegt wurden (3).
Bei einer Nachuntersuchung der Kammer fand Carter in deren Mitte einen engen, 30 m tiefen Schacht, der mit Schutt gefüllt war. Am Ende des Schachtes befand sich eine nach Norden abgehende, unfertige Kammer, die mit Kalksteinblöcken versiegelt war. Evtl. handelt es sich hier bei bei diesem Schacht und der unfertigen Kammer um eine symbolische Verbindung zum Nil der Unterwelt. Zwischen dem Schutt in der Kammer fand Carter drei Holzboote und ein paar zerbrochene Krüge.
Aufgrund der Ähnlichkeit dieser Anlage mit dem Königsgrab und des unfertigen Zustandes deutete Dieter Arnold diese Anlage als das ursprüngliche Königsgrab, wobei mit der Änderung im Bauplan dieses erste Grab später wieder aufgegeben wurde und man das Grab des Königs stattdessen im Mittelhof anlegte.
Für die Funktion des Bab el-Hosan nach Aufgabe seiner Nutzung als Grab entschied man sich dafür, diese Anlage durch die Einbringung einer Statue des Königs zu einem Kenotaph zu machen. Arnold schlug vor, das dieses im Zusammenhang mit dem Sedfest des Königs in seinem 39. Jahr oder ähnlichen Krönungsriten vollzogen wurde oder eine Deutung als "Osiris-Grab" anzunehmen ist.
Der
Totentempel - die Architektur - |
Wahrscheinlich sah der erste Bauentwurf ein Pfeilergrab vom Typ eines "Saff-Grabes" vor. Aber schon bald wurde dieser Plan aufgegeben und man entschloss sich, ein Grabmal ganz neuen Typus zu erbauen. Bei dem Bau der Tempelanlage wurde weitgehend das umgebende Gelände, bis auf einen Felskern, eingeebnet und der ganze Hof dann aufgeschüttet und an seiner Westseite gegen die Felsen ein Terrassenbau errichtet, dessen vorderer Teil ein massiver Stufenbau von 5 m Höhe bildete. Der eigentliche Totentempel (der Kernbau) lag im hinteren Teil, vom Felskessel völlig eingeschlossenen und beschützt.
Bei den Untersuchungen 1921/22 fand Winlock an den vier Ecken der Terrassenstützmauer jeweils eine unberührte Gründungsgrube (siehe auf obigen Plan: a ) die jeweils Kopf, Schenkel und Rippe eines Rindes, Brote und Kuchen, Schälchen mit Früchten und vier magische Ziegel enthielten. Die Ziegel (davon ein normaler Ziegel und je einer mit einer eingebetteten Tafel mit Gründungsinschrift aus Kupfer, Alabaster und Holz mit der Titulatur des Königs und dem Namen von Month-Re) (siehe Arnold, Tempel I, 11, 17 und Arnold Tempel, 49-57 sowie Winlock, Excavations, 51-52)
Die untere Kolonnadenhalle: |
Die Vorderfront des eigentlichen Heiligtums bildet ein Terrassenbau, dessen in zwei Reihen übereinander stehende und sich nach außen öffnende Pfeilerhalle vielleicht noch auf uralte Plastaspekte des Königsgrabes anspielten. Die Fassade der unteren Säulenhalle bestand aus einem Portikus aus Kalksteinquadern. Dieser Portikus wurde mit zwei Säulenreihen durch eine Rampe, die zur oberen Terrasse führte, in zwei Hälften geteilt (ähnlich wie beim Hatschepsuttempel).
Blick auf die beiden unteren Säulenhallen |
Links und rechts von der aufsteigenden Rampe befindet sich vor dem Terrassensockel eine überdachte Pfeilerhalle, von der heute nur noch die Pfeilerstümpfe vorhanden sind. |
Bild: mit frdl. Dank Kairoinfo4U |
Ursprünglich waren die Portikuswände mit Kampfszenen geschmückt. Zwar sind die Steinpfeiler der Halle heute stark zerstört, aber es ist zu erkennen, dass sie jeweils aus einer Doppelreihe von rechteckigen Pfeilern bestanden hatte, womit der Eindruck eines "Saff-Grabes" erweckt wird (siehe D. Arnold: Mentuhotep, S. 11 ff).
Die nördliche (rechte) Halle bestand ursprünglich aus 26 Pfeilern (2 x 13) und ist 28,60 m lang. Von den Pfeilern stehen heute noch 16 Stümpfe. Die Höhe der Pfeiler kann auf 3,70 m rekonstruiert werden (4). Die südliche (linke) Halle besaß ursprünglich 22 (nach Arnold) rechteckige Pfeiler (2 x 11), wovon noch 4 Stümpfe in situ erhalten sind (3). Der vordere Teil der Pfeilerhalle war dem Gott Month-Re (eine Verschmelzung von Month, dem thebanischen Gott des Krieges und dem Sonnengott Re) geweiht.
Ursprünglich waren die Pfeiler mit weißer Farbe getüncht und enthielten an ihrer Ostseite ein Inschriftenfeld mit Titel und Namen des Königs. Erhaltene Fragmentreste belegen ausgemalte Darstellungen des Königs in versenktem Relief, die ihn vor verschiedenen Göttern zeigen, die ihn umarmen, aber auch Reste von kriegerischen Szenen (4).
Zwischen den Pfeiler-Fragmenten der rechten unteren Halle (nahe der Rampe) befinden sich Reste einer Statue von Sesostris III. (König der 12. Dynastie), der etwa 140 Jahre nach dem Tod von Mentuhotep II. erste Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten in dessen Totentempel durchführen ließ. Wahrscheinlich ließ dieser König mindestens sechs Standfiguren und eine Granitstele von sich im Heiligtum von Mentuhotep II. aufstellen.
Pfeiler mit Kartusche und Namen von Mentuhotep II. aus der unteren Pfeilerhalle |
Sesostris III. ließ insgesamt mindestens 6 Standfiguren von sich und eine Granitstele im Tempel des Mentuhotep II. aufstellen - heute stehen zwei davon auf der unteren Ebene der unteren Pfeilerhalle. |
Bild: mit frdl. Genehmigung Saamunra |
Die obere Halle: |
Über eine lange aufsteigende Rampe (die allerdings erst 1905 durch Edouard Naville angelegt wurde und die Reste der ursprünglichen, Rampe überlagert, die noch an zwei Stellen sichtbar ist / lt. Arnold: Mentuhotep, Bd. 1, S. 16f) erreicht man den auf einer erhöhten Terrassenebene befindlichen Hallenkomplex, der durch eine Doppelreihe von rechteckigen Sandsteinpfeilern gebildet und im Norden, Osten und Süden von dem sogenannten "Ambulatorium" umgeben wird. Die obere gedeckte Pfeiler-Halle, das Ambulatorium und der Kernbau erheben sich auf der Tempelterrasse auf einem 60 m breiten, 43 m tiefen und 5 m hohen Podium
An der Ostseite - dem Nil zugewandt - besteht diese obere Pfeilerhalle aus 2 x 24 Pfeilern. Zwischen den beiden mittleren Pfeilern der Halle befindet sich der Eingang in das Ambulatorium, das durch ein Tor in der wohl gut 2,50 m dicken Mauer der östlichen Halle betreten wurde (4).
Blick auf den Tempel von oben |
Bild: Mentuhotep
Deir el-Bahari.jpg Autor: Markh, Wikipedia Lizenz: CC-BY-SA 3.0 |
Der Hallen-Boden bestand aus Sandsteinplatten, von denen aber heute kaum noch welche erhalten sind. Die genaue Lage der Pfeiler kann heute nicht mehr gesichert belegt werden. Auf der besser erhaltenen Nordseite der Oberen Halle konnten die Ausgräber noch 42 Pfeiler feststellen - es ist daher anzunehmen, dass auch auf der Südseite die gleiche Anzahl von Pfeilern stand. Von den Pfeilern auf der Ostseite sind nur noch wenige Fragmente erhalten; wahrscheinlich standen hier 48 Pfeiler. Aufgrund der gefundenen Fragmente wird angenommen, dass auf der Pfeiler-Frontseite der König in einem Bildfeld gezeigt und von verschiedenen Göttern umarmt wurde.
Obere Halle, Ambulatorium und der Kernbau: |
Die aufsteigende Rampe in der Mittelachse führt nun zur oberen Tempelterrasse und damit den monumentalen Hallenkomplex, der auf dem 60 m breiten, 43 m tiefen und 5 m hohen Podium steht, einem bis zu dieser Zeit architektonischen Novum in der altägyptischen Baugeschichte. Der Kern der Terrasse wird von dem ursprünglichen Hügel aus hartem Ton gebildet, der zu einer grob kugeligen Form umgestaltet wurde. In seiner Mitte stand ein urhügelähnlicher Mauerblock von etwas 22,20 m Seitenlänge, der von einer gedeckten Pfeilerhalle und dem "Ambulatorium" im ringförmig im Norden, Osten und Süden umgeben wird.
Der Boden der Oberen Halle bestand aus Sandsteinplatten, wovon jedoch im Süden und Osten kaum mehr welche erhalten sind. Dadurch ist die Gesamtzahl und Lage der Pfeiler heute nicht mehr genau zu belegen. Auf der besser erhaltenen Nordseite konnten die Ausgräber 42 Pfeiler feststellen und es ist anzunehmen, dass auch auf der Südseite so viele standen. Die Ostseite umfasste wahrscheinlich 48 Pfeiler, wobei aber von allen Pfeilern heute nur noch wenige Fragmente erhalten sind. Lt. E. Naville (Excavations (1903-04), 6 und Arnold, Tempel I, 17,21) befand sich auf ihrer Frontseite ein Bild des Königs vor verschiedenen Gottheiten, die ihn umarmten.
Ursprünglich befanden sich auf der Westseite der oberen Terrasse sechs in einer Reihe angeordnete Schachtgräber, die in den Felsgrund eingelassen waren. Ihren überirdischen Teil bildeten aus Kalksteinblöcken errichtete Kapellen mit Scheintüren und Kultstatuen.
Hier waren Frauen aus dem königlichen Haushalt (Prinzessinnen) bestattet, offenbar Familienmitglieder Mentuhotep II. Als die Entscheidung fiel, den Grabkomplex des Herrschers zu erweitern wurden die Gräber in diesen integriert. Die Erweiterung in Richtung Westen vollzog sich auf dem Niveau der oberen Terrasse.
Ambulatorium: |
Das Ambulatorium ist ein dreireihiger Säulenhof, der durch eine 5 m starke Mauer eingefasst wird. Es wird - außer an der Westseite - von einer Pfeilerhalle (der oberen Halle) umgeben und wird durch zwei Eingänge betreten, durch je ein Tor an der Ostseite und and der Westseite (5). Die Decke des Ambulatoriums war 4,72 m hoch und wurde von 140 Säulen getragen, die auf der Nord-, Ost- und Südseite in drei und auf der Westseite in zwei Reihen angeordnet sind (4). Von den Pfeilern im Ambulatorium sind heute nur noch die Basen und Stümpfe erhalten. (siehe Arnold, Mentuhotep, Bd. 1, S. 21f)
Die Vorderseiten der Pfeiler zierten Bilder des Königs und der Götter sowie Inschriften in Flachrelief. Dahinter befand sich eine Wand, wobei ihre leichte Neigung dafür spricht, dass sie einst die äußere Fassade des Säulenumgangs bildete - die obere Pfeilerhalle also evtl. erst nachträglich errichtet wurde.
Sein innerer Hof wird vollständig vom Kernbau ausgefüllt, so dass sich der Eindruck eines um diesen Sockel herumgeführten Umgangs entsteht.
Reste des Ambulatoriums und das zentrale
Kerngebäude (in der Mitte) |
Bild: MentuhotepII-Temple
06 Autor: Olaf Tausch, Wikipedia. 5-03-2011 Lizenz: CC-BY-3.0 |
Kernbau |
Der massive Kernbau befindet sich im Zentrum des Ambulatoriums. Er wurde 1904/05 von Edouard Naville freigelegt und bildet ein quadratisches Scheingebäude mit einer Seitenlänge von 22,20 x 22,20 m (42 x 42 Ellen) und einer Höhe von 11 m. Bisher konnte die genaue Funktion noch die architektonische Form des Bauwerks geklärt worden. Unter den frühen Ägyptologen (H. E. Winlock und E. Naville) und den späteren Ausgräbern wie Dieter Arnold besteht Uneinigkeit darüber, ob es sich bei dem Gebäude um eine ca. 22 m hohe Pyramide (Winlock und Naville), bestehend aus einem Kern aus Ziegelsteinen, die mit Kalzitplatten verkleinert waren oder um um eine Kastenkonstruktion mit Eckrundstäben an den Kanten und im oberen Bereich mit einer abschließenden Hohlkehle handelte, wie es von Dieter Arnold interpretiert wird. Bei der Funktion des Kerngebäudes geht Arnold von einer Doppelfunktion aus, wobei er zu einem "Urhügel des Gottes Month" als weit sichtbare Königskultstätte, tendiert (4).
Bei ihren Nach-Untersuchungen im Jahre 1970 entdeckte das Team des Deutschen Archäologischen Instituts auch unter den vier Eckbereichen des Kerngebäudes jeweils eine unversehrte Gründungsgrube mit Beigaben. Diese waren von sehr guter Qualität. Sie fanden Werkzeuge aus Metall und eine Menge an besten Leinentücher als Unterlage der Beigaben. Die Leinentücher waren an den Ecken mit Tinte beschriftet - auf sieben Tüchern stand der Name von Mentuhotep II. und auf dreien der Name von Antef II. Ungewöhnlich war auch der Fund von 43 flachen Metallfiguren von Männern und Frauen sowie Modelle von Rindern und Opfertieren, die wohl als Votivgaben zu deuten sind (4+5).
An der westlichen Rückwand des Ambulatoriums - nördlich des zentralen Kerngebäudes - befinden sich sechs Kapellen mit jeweils unterirdischen Schachtgräbern für fünf Königsgemahlinnen und eine Prinzessin (Tochter von Mentuhotep II.). Es handelt sich hierbei um die Nebengemahlinnen Aaschit, Sadeh, Kawit, Kemsit und Henhenet sowie die Prinzessin Majit (siehe unter Familie ), die evtl. alle gleichzeitig oder nacheinander an einer Epidemie in jungen Jahren und zu einer frühen Bauphase des Tempels gestorben sind, da es sich um nahezu identische, nebeneinander angelegte Grabstätten handelt, deren Schächte schon früh verschlossen wurden und danach darüber teilweise die Säulen des Ambulatoriums gebaut wurden. Die dazugehörigen Grabkapellen wurden später nischenähnlich in das Mauerwerk des Ambulatoriums integriert und fanden sich nur noch in Fragmenten (5).
Blick von oben auf die obere
Plattform des Totentempels von Mentuhotep II. |
Bild: Courtesy to Kairoinfo 4 U CC BY-SA 3.0 |
Hinterer Teil des Tempels |
Ein Durchgang in der Rückwand des Ambulatoriums führt vom Westhof aus (etwas nach Norden versetzt) zu einem offenen Hof, dem sog. "Mittelhof". Im Zentrum des Mittelhofes befindet sich der Eingangsbereich zum Königsgrab, der sog. "Dromos".
Edouard Naville entdeckte den Eingang zum Grab von Mentuhotep II. während seiner Grabungen im Jahre 1907. Allerdings hielt Naville den Fund für ein "Ka-Sanktuar" (siehe E. Naville: The XIth (eleventh) dynasty temple at Deir el-Bahari, Bd. II., London 1907, p. 4). Diese Meinung von Naville ist heute aber allgemein von der Wissenschaft verworfen.
Der hintere Teil des Tempels diente dem Kult des Königs und war teilweise in das ansteigende Bergmassiv geschnitten mit einem offenen Kolonnaden-Hof ("Mittelhof") und einem Pfeilersaal mit einer Statuenkapelle. Der Mittelhof liegt westlich vom Ambulatorium und wird im Osten von einer doppelten (mit jeweils 8 Säulen) und im Süden und Norden von einer einfachen Säulenreihe (mit jeweils 6 Säulen) umgeben. Der gesamte Hofbereich ist komplett in Sandstein erstellt und dann mit weißem Stuck überzogen worden. Ab diesem Architekturteil war der Tempelbau dem König geweiht. Im Mittelhof wurden ein Kalksteinaltar, eine Granitstatue von Sesostris III. und sechs Granitstatuen, ebenfalls von Sesostris III. gefunden (siehe D. Arnold: Mentuhotep II., Bd. 1, S. 33).
Im Zentrum dieses Hofes beginnt ein tief in den Fels hinabführender Gang (der Dromos), der nach 150 m zum Königsgrab führt. Im Gegensatz zum Bab el-Hosan ist er nicht gewunden, sondern verläuft gerade und und endet in einer sich nach Süden hin öffnende Kammer.
An der Westseite des Hofes befindet sich - der Hauptachse des Tempels folgend - die höher liegende hypostyle Halle, die 8 x 10 Säulen beinhaltet und durch eine Mauer vom Mittelhof getrennt wird. Eine Stufe führt zu der rund 20 x 24 m großen überdachten Säulenhalle hinauf (Quelle: D. Arnold, Mentuhotep, Bd. 1, S. 34f), deren Decke von insgesamt 82 oktogonen Säulen getragen wurde, die in acht Reihen aufgestellt waren. Die Säulen bestanden - ebenso wie die Bodenpflasterung des Säulensaals (Hypostyl) aus Kalkstein, während die Seitenwände aus Sandsteinblöcken errichtet waren. Diese außergewöhnliche Säulenhalle ist die erste ihrer Art in Ägypten.
Bemaltes Kalkstein-Relief aus der Säulenhalle
des Totentempels |
Dieses qualitativ sehr hochwertig gearbeitete Fragment aus der Säulenhalle des Tempels muss Teil eines großen Reliefs gewesen sein, das den König auf der Jagd in den Sümpfen darstellt. Die beiden zusammengefügten Fragmente sind 49 cm hoch; 107 cm breit und 11,5 cm tief. |
Bild: Courtesy to the MET: Public domain https://www.metmuseum.org/art/collection/search/545290 |
Das
Sanktuar:
An der Westwand der Säulenhalle (Hypostyl) -
unmittelbar an ihrem westlichen Ende - schließt sich das aus zwei Räumen
bestehende "Sanktuar" an, das aus einem in den Berg geschlagenen
Speos und einem davor errichteten Langraum besteht. Zunächst wurde eine
kleine Kammer in den anstehenden Fels geschlagen, der sog. "Speos",
vor der sich länglicher, gewölbter Raum aus Kalksteinplatten bester
Qualität und mit Sandsteinpflasterung befand. Alle drei Außen- und die vier
Innenwände des Sanktuars trugen Inschriften und Darstellungen in bemaltem
Hochrelief (D. Arnold, Mentuhotep, Bd. 3, S. 15). An den Innenwänden
der Kapelle sind etwa 20 Einzelbilder und an der Eingangswand zwei Textfelder
zu sehen gewesen. Eine größere Zahl von Fragmenten konnten teilweise
zu Szenen zusammengefügt werden, so dass es möglich war, einige
Darstellungen teilweise zu rekonstruieren. Sie zeigen den nun ebenbürtigen
König (nun ebenfalls ein Gott) vor allem bei Opferhandlungen vor
verschiedenen Göttern. Er ist nun nicht derjenige, der den Kult vollzieht,
sondern der, der ihn erhält (Dieter Arnold: Mentuhotep, Bd. 3, S. 33f).
Ein Rundstab mit Hohlkehle bildete den oberen Abschluss der Kapelle. Ursprünglich war der Rundstab weiß grundiert und anschließend mit einem schwarzen, netzartigen Muster bemalt gewesen, wie die Farbreste auf der Hohlkehle belegen. Die Hohlkehle war mit einem bunten Dekorband in den Farben "blau-grün-blau-rot" bemalt, deren einzelne Abschnitte durch weiße Bänder getrennt waren (4).
Die Lünette über dem Zugang des eigentlichen Speos konnte aus den aufgefundenen Fragmenten - zumindest provisorisch - rekonstruiert werden, wobei die Dekoration an ein Architekturelement des Djoserbezirks (Altes Reich) erinnert.
Ursprünglich besaß das vorgelagerte Sanktuar auch Pfeiler, von denen heute aber nur noch fünf Stumpfreste erhalten sind.
Plan des Sanktuars A: Sanktuar
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Planzeichnung: nach Arnold, MDAIK 34 - modifiziert von Nefershapiland - |
Im Sanktuar befindet sich am
westlichen Ende eine niedrige Treppenrampe, die den ganzen Raum ausfüllte und
kurz vor der hinteren Kultnische (Kapelle) an einem Kalksteinaltar an der
Rückseite des Raumes endete. Vermutlich befand sich im Felsspeos auch eine
Scheintür.
Unter den Kultobjekten, die im Speos gefunden wurden, befand sich
in der Statuenkammer eine überlebensgroße Statue des Königs und ein
Sitzbild des Amun-Re, wobei das Standbild des Königs wahrscheinlich zugleich
Amun-Re darstellt, wobei hier wiederum die Gleichstellung des Königs mit
einem Gott zu beobachten ist (Mark Andrews: The
Mortuary Temple of Mentuhotep II. on The West
Bank at Luxor).
Das Sanktuar mit dem in die Felswand
hineingebauten Kultschrein oder Kapelle |
Bild: Edouard Naville (1884-1926) - The XIth
Dynasty Temple at Deir el Bahari, Part 2, Pl. III. |
Der König teilte sich diese Totenopfer-Kultstätte zum erstenmal mit dem Gott Amun, dem "Herrn der Throne der beiden Länder", der zum Talfest aus seinem Tempel in Karnak zum "Schönen Fest vom Wüstental" nach Deir el-Bahari reiste. Die Reliefdarstellungen aus der Kapelle zeigen die Barke des Amun sowie das Rudern des Königs für Amun, außerdem wurde hier noch Month, Osiris und die Göttin Hathor verehrt. Der König war somit nach seinem Tod nicht mehr wie im Alten Reich ein Gott, sondern er vereinigte sich mit dem thebanischen Hauptgott (und anderen Gottheiten) - eine Entwicklung, die schon im späten Alten Reich in den Taltempeln einsetzte, wo der tote König Unas beispielsweise als "König Unas-Ptah-Osiris" ebenfalls als Lokalgott angebetet wurde.
Eine bei den frühen Ausgrabungen an dieser Stelle entdeckte Sitzstatue des Gottes Amun befindet sich heute im Kestner-Museum Hannover. Sie diente wohl in der 18. Dynastie als Ersatz für eine wohl schon damals zerstörte ältere Statue, von der wir nicht wissen, wie sie ausgesehen hatte (ob sie auch schon Amun repräsentierte oder ob hier ursprünglich Mentuhotep II. selbst - oder Mentuhotep II. in Gestalt von Amun) und im Sanktuar magisch präsent war. Des weitere fanden sich einige Kultgeräte im Bereich des Sanktuars:
zwei Granitaltäre für Mentuhotep II.
ein Holzschrein des Nbw-xpr-Ra Jnj-itj.f (Nebu-cheper-Re Jnj-itef) aus der 17. Dynastie
und Fragmente von Sandsteintüren (Scheintüren ?).
An der
Ostseiten-Front der Fassade des Amunschreins (am Türpfosten) befindet
sich die einzige erhaltene Bauinschrift des gesamten Tempels: (Inschrift nach
Grallert: Bauen-Stiften-Weihen - Men2/Wf 002)
"(Werk) des
Königs, das [er gemacht] hat [für seinen Vater] Amun-Re-Min, des Herrn der
Throne der beiden Länder, (nämlich) das Machen [für ihn] [.......]".
In der Amarna-Zeit wurden auch im Totentempel von Mentuhotep II. sämtliche Götternamen ausgemeißelt - alle Reliefs, in denen der Herrscher als Amun-Re erscheint, blieben verschont (4). Die in der späten 18. Dynastie beim sog. "Bildersturm" entstandenen Schäden wurden später unter Ramses II. weitgehend durch Gipsergänzungen restauriert (wie es Inschriften aus dieser Zeit belegen).
Reliefblock aus der inneren
Südwest-Ecke des Sanktuars - |
Bild: Grabungs-Exploration Edouard Naville, 1907 - public domain |
Reliefblock aus der inneren
Südwest-Ecke des Sanktuars |
Der Reliefblock stammt von der Südwestecke des Amun-Sanktuars. Der König mit der Weißen Krone von Oberägypten und dem Uräus ist betend vor dem Gott Min dargestellt. Der König auf dem Relief trägt den Götterbart - dieses zeigt seine Einbindung innerhalb des Tempels in die Götterwelt. Hinter dem König folgt die Göttin Hathor. Ihre Figur auf der rechten Seite des Blocks wurde während der Amarna-Zeit weggemeißelt, als König Echnaton die alleinige Verehrung des Gottes Aton propagierte. Hathor wurde später in der frühen 19. Dynastie mit Gips repariert und evtl. wurde auch ein Teil der Farbe des gesamten Blocks zu dieser Zeit erneuert (lt. dem MET - online-cataloge) |
Bild: Metropolitan Museum New York, public domain |
Bemaltes Kalkstein-Relief aus dem
Totentempel Mentuhotep II. in Deir el Bahari |
Die Reste einer zweireihigen Szene zeigen im oberen
Register die Füße und Beine einer menschlichen Figur, die sich evtl.
zu einer Umarmungsszene "König umarmt den Gott" ergänzen
lässt. Darunter das hieroglyphische Symbol für den mit Sternen
geschmückten Himmel und eine geflügelte Sonnenscheibe mit Uräen und
der Beischrift: "Behedet". Unter dem erhaltenen Flügel
befindet sich eine weitere Inschrift: "Hathor, Herrin von Iunet
(= Dendera).
Auf der rechten Seite wird der Block durch eine Farbleiste begrenzt. Der Block gehört ans Ostende der nördlichen Innenwand des Sanktuariums. |
Bild: MFA Boston, Inv. Nr. 07.532 "by fair use in US copyright law" |
An allen drei Außen- und an den
vier Innenwänden des Sanktuars befanden sich Darstellungen und Inschriften in
bemaltem Hochrelief vom denen eine größere Anzahl von Fragmenten erhalten
geblieben ist. Dieter Arnold konnte einen Teil der Dekoration der südlichen
Außenwand des Sanktuars rekonstruieren, welche Mentuhotep II. beim Steuern
der Amun-Barke zeigen. Dominiert wird diese Darstellung vom König, während
Amun nicht in Erscheinung tritt. Über der Barke befindet sich eine Inschrift
(nach
Martina Ullmann in: ASOC Nr. 61 – nach D. Arnold 1974b. pl 22
Auch über dem König befindet
sich eine Inschrift ((nach
Martina Ullmann in: ASOC Nr. 61 – nach D. Arnold 1974b. pl 22
"Er
soll sein] an der Spitze der Kas aller Lebender, dem Leben gegeben werde wie
Re
Im Museum of Fine Art, Boston befinden sich weitere Relief- und Säulenfragmente, die alle aus der Grabung von Naville in den Jahren 1904-1907 stammen. Leider geht aus den Beschreibungen des Museums der genaue Fundort der Stücke im Totentempel des Mentuhotep II. nicht hervor. Eine kleine Auswahl davon soll hier gezeigt werden.
Fragment einer einst achteckigen Säule Dieses Fragment einer Säule aus Sandstein mit der Kartusche des Königs und dem Zusatz "Sohn des Re" wurde 1907 im Zuge der Naville Grabung in den Ruinen des Totentempels von Mentuhotep II. gefunden (der genaue Fundplatz geht leider nicht aus der Online-Beschreibung auf der Seite des MFA hervor).
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Bild:
Courtesy to Museum of Fine Art, Boston "by fair use in US copyright law" |
Relieffragment Dieses bemalte Relieffragment zeigt den im Profil dargestellten König Mentuhotep Nebhepetre mit dem Götterbart und einem breiten Halskragen, der nach rechts blickt. Die Farben sind in Rot und schwarz gehalten. Das hohe, erhabene Relief ist typisch für den frühen Teil seiner Regierung. |
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Bild:
Courtesy to Museum of Fine Art, Boston "by fair use in US copyright law" |
Nördliche Außenwand des Sanktuars - Grabungsfoto Naville 1910 |
Der König sitzt im Zentrum der Szene auf einen
Thron mit kurzer Rückenlehne und verzierten Seitenflächen. Der Thron
steht auf einem Podest. Auf der oberen Kante befindet sich eine
Inschriftenzeile mit Segenswünschen für den König und darunter
jeweils fünf Zeichen für Herrschaft, Dauer und Gesundheit auf
einem "nb"-Korb
(neb-Korb). _ Der König trägt die Weiße Krone und einen Götterbart am Kinn sowie einen breiten Halskragen und den kurzen Schurz mit Tierschwanz. In der rechten Hand hält er den mks–Stab, in der Linken das Flagelum. Vor dem König steht Horus der ihm die Jahresrispe reicht. Das gleiche Szenario bildet die Darstellung mit dem Gott Seth, der hinter dem König steht. Am Ende der Jahresrispen befindet sich eine Darstellung des Gottes Huh / !H, die bedeutet, das der König mit Millionenjahre beschenkt wird. Beide Götter halten in einer Hand je zwei anch–Zeichen für dem König. |
Bild: Grabungsmission Edouard Naville 1910: |
Nördliche Außenwand des Sanktuars -
Grabungsfoto Naville 1910 |
Bild: Grabungsmission Edouard Naville 1910: |
Bemaltes Kalksteinrelief Das bemalte Kalksteinrelief zeigt den König mit der unterägyptischen Krone, der von dem thebanischen Gott Month umarmt wird. Zwar ist Month hier fast verschwunden, aber man kann ihn noch an den Spuren seines Kopfschmucks erkennen (die Sonnenscheibe mit zwei Uräen). Hinter dem König steht wohl eine Göttin (wahrscheinlich Hathor ?). Ein genauerer Blick auf die Schulter des Königs zeigt aber zu viele Hände - eine Hand von Month und zwei andere (die lt. dem Kurator des Brit. Museums nicht zu Hathor gehören können). Evtl. wurde hier bei Restaurierungsarbeiten etwas geändert oder es ist ein Fehler passiert. Der König trügt neben der üblichen Kette um seinen Hals eine einreihige Tunika und einen schlichten, kurzen Kilt. An seinem Gürtel ist ein Schmuckbehang mit Perlenschnüren befestigt. Lt. dem Brit. Museum stammt dieser Abschnitt aus dem
innersten Teil des Tempels (Sanktuar ?) |
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Bild:
Courtesy ©
The Trustees of the British Museum EA1397 CC-BY-NC-SA-4.0 |
Im Neuen Reich - wahrscheinlich noch in ramessidischer Zeit - wurde der hintere Bereich der Tempelanlage durch ein starkes Erdbeben zerstört. Auch das Sanktuar wurde von den Steinmassen aus der Felswand verschüttet, wodurch ein Teil der Kultausstattung (die von den Priestern nicht mehr rechtzeitig weggebracht werden konnte) erhalten blieb. Der im Auftrag von Lord Dufferin arbeitende Reis Muhammed fand 1859 eine überlebensgroße Statue von Mentuhotep II. sowie drei Altäre aus Granit, ein steinernes Libationsbecken und eine Sitzstatue des Gottes Amun, die sich heute im August-Kestner-Museum in Hannover befindet und wohl in der 18. Dynastie als Ersatz für die in der Amarna-Zeit zerstörte Figur hergestellt wurde (2+4)
Weiteres zur Dekoration der Grabanlage - aber nicht im Sanktuar - |
Das Bildprogramm des
Totentempels ähnelt sehr denen der Pyramidentempel des Alten Reiches. Die
Szenen der "Feindvernichtung" stehen hier natürlich an erster
Stele, die von den Baumeistern Mentuhotep II. allesamt übernommen sind: Der
König, der als Sphinx die Feinde zertritt, der die gebündelten Häuptlinge
erschlägt, die Belagerungs- und Kriegsszenen der feindlichen Festungen und
die tributbringenden Besiegten. Im Britischen Museum London befinden sich
einige Fragmente dieser Reliefs, die alle während der Grabung von Henri E.
Naville, Dr. Harry R. Holland Hall und dem Egypt Exploration Fund gefunden
wurden
Bemaltes
Kalkstein-Relieffragment Dargestellt wird hier ein sich verbeugender Ausländer. Über ihm 3 Spalten mit einem hieroglyphischen Text. |
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Bild:
Courtesy ©
The Trustees of the British Museum EA730 CC-BY-NC-SA-4.0 |
Fragment eines Kalksteinreliefs mit dem
Zerschmettern der Feinde |
Das Fragment zeigt die von der Mauer einer asiatischen Festung gefallenen, auf dem Rücken liegende Feinde am Fuß der Festungsmauer. Anscheinend werden sie von den ägyptischen Soldaten untersucht. |
Bild:
EscenaDeExpugnaciónEgipcia Autor: rowanwindwhistler / Wikipedia 2018 Lizenz: CC BY-SA 2.0 bearbeitet (zugeschnitten am oberen Rand) von Nefershapiland |
Bemaltes
Kalkstein-Relieffragment Kampfszene mit gefallenen
Asiaten. |
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Bild:
Courtesy ©
The Trustees of the British Museum EA732 CC-BY-NC-SA-4.0 |
Das Königsgrab: |
Zum eigentlichen Königsgrab führt ein absteigender Korridor (Dromos) von ca. 150m Länge (mit einem relativ flachen Gefälle von ca. 16°) (4), der im Pflaster des offenen Säulenhofes in der Hauptachse beginnt und schräg nach unten in eine Granitkammer führt, die zweifellos die Grabstätte des Königs darstellt. Im Gegensatz um Bab el-Hosan ist dieser Korridor nicht gewunden. Der 14,50 m lange und zwischen 2,60 und 2,90 m breite Eingangsbereich, der sich inmitten des Mittelhofes befindet, wurde wahrscheinlich nach der erfolgten Bestattung des Königs zugeschüttet und teilweise mit den Bodenplatten des Hofes überdeckt und war nicht mehr zugänglich. Dort, wo der offene Dromos in das Kalksteinmassiv verschwindet, verengt sich der Zugang auf ca. 2,30 m und an dieser Stelle befindet sich der moderne, heute allerdings verschlossene Zugang zum Grab. Naville beschreibt diese Passage als "sloping passage", die schnell in den Fels übergeht. Der Eingang war mit vielen Steinen blockiert und nachdem er 1906 die Steinplatten hatte wegräumen lassen, trat ein unverschütteter Korridor zutage, den man aufrecht beschreiten konnte (siehe Naville: the XIth dynasty temple of Deir el-Bahari, Bd. II., London 1910).
Naville entdeckte nach etwa 10 m auf halber Höhe in der nördlichen Wand - hinter dem Eintritt in den Felsen - eine 1,50 bis 1,70 m tiefe Nische, die zum Zeitpunkt der Entdeckung durch Naville mit Schutt gefüllt war und in welcher er 1907 zahlreiche Holzfiguren, etwa 10 bis 15 Schiffsmodelle, 7 Kornspeicher, 2 bis 3 Bäckerei-Modelle, Modelle von 2 Webereien, eine Schlachterei und eine Töpferei fand.
Dieter Arnold entdeckte bei seinen Nachgrabungen im Febr. 1971 - ca. 50 m tiefer im Korridor - zwei weitere gegenüberliegende Nischen, die teilweise noch mit Ziegelmauern verschlossen und bis zur Decke mit Bruchsteinen gefüllt waren. In den Nischen fand Arnold - zwischen den Steinen der untersten Lage versteckt und zum Teil mit Schutt bedeckt - eine "wahre Armee von Holzdiener-Figuren (ca. 600 Holzfiguren von Dienern), sowie Modelle von Werkstätten, Getreidespeichern, Schlachtereien und Modell-Schiffen mit Besatzung, die wohl alle zur königlichen Grabausstattung gehörten. Auch eine Vielzahl von Waffen und Stöcken, Schminkgefäße aus Alabaster und eine vergoldete Kopfstütze konnten von den Ausgräbern aus den Nischen geborgen werden.
Modell eines Kornspeichers |
Naville listete drei relativ gut
erhaltene Modelle von Getreidespeicher auf, die man während seiner
Ausgrabung gefunden hatte - Dieter Arnold fand später noch zwei
weitere und konnte die Existenz von nochmals zwei nachweisen, so dass
insgesamt mindestens mit sieben derartigen Hausmodellen zu rechnen
ist. Aber leider sind die Herkunftsangaben von Naville sehr
mangelhaft, so dass sich nicht mehr feststellen lässt, ob seine drei
Getreidespeicher aus der Grabkammer oder - wie eine Bemerkung des
Ausgräbers andeutet (E. Naville III, 21) - nicht doch aus der oberen
Nordnische stammen. Die von Arnold gefundenen Modelle kommen alle aus
der unteren Nordnische und der Südkammer (6).
Das hier gezeigte Modell eines Kornspeichers (heute im Royal Ontario Museum in Kanada) ist der größte der erhaltenen Kornspeicher. Ein umlaufender Lattenrost - bestehend aus zwei Längsbrettern - bildet den Boden. Die Mauern waren gelb angemalt, die Oberseite blassgelb. Der eigentliche Speicher bestand aus fünf Einzelkammern, von deren Trennwände jedoch nur noch eine erhalten blieb. Zwei Hauptteile bildeten den äußeren Raum mit einer Treppe zu einer Plattform und vier kleineren Räumen auf der anderen Seite. Bohrlöcher im Boden zeigen an, wo die Modellfiguren des Kornspeichers standen und wo die Schreiber saßen. Hinter der Tür, entlang der Frontwand saßen demnach zwei, entlang der Schmalseite des Hofes drei Schreiber. Vor ihnen befand sich ein großer Papyruskasten. Links von der Tür saß wahrscheinlich eine Person in einem größeren Raum (Vielleicht dser Aufseher ?). Vor der Rückwand des Hofes gingen drei Männer aufrecht, wahrscheinlich mit gefüllten Korntaschen. Auf dem Dach des Kornspeichers entleerten fünf Modellarbeiter ihre Korntaschen. |
Bild: Keith Schengili-Roberts, Wikipedia |
Lt. Arnold wurden diese Modelle und Figuren bei der Restaurierung des Grabes im Neuen Reich dort verstaut. Viele waren unvollständig, so fehlten den meisten Schiffen die Standbretter der Modelle. Auffallend war auch (lt. Arnold), dass die Holzplastiken sehr roh und eindeutig von minderer künstlerischer Qualität waren. Wahrscheinlich wurden diese Nischen schon im Altertum geplündert und später im Neuen Reich notdürftig "aufgeräumt".
Der Korridor:
Naville konstruierte am Übergang
des Dromos zum Korridor hin ohne Grund - nach Arnold (2) - ein
Zugangstor aus Kalkstein, was von Dieter Arnold abgelehnt wird, da er den
antiken Verschluss 2,50 m tiefer im Korridor drinnen sieht, wo sich eine im
Boden eingelassene stufenartige Abarbeitung befindet und an den Seitenwänden
eine nicht tiefe Einkerbung. Diese sind lt. Dieter Arnold als Beleg für eine
Verschlussplatte anzusehen, von der aber heute keine Reste mehr zu sehen sind.
Hinter der Verschlussplatte war der Korridor mit gewölbter Decke, der
aus dem anstehenden "taffl" gearbeitet war, wohl nicht mehr
verfüllt (1).
Etwa ab den beiden unteren Nischen - etwa 65 m von der Grabkammer entfernt - sind die Wände des Korridors samt Decke mit Platten ans Sandstein verkleidet, doch bricht diese Verkleidung plötzlich kurz vor dem Zugang zur Grabkammer wieder ab und der nackte Fels liegt offen. Die Deckbalken des Tunnels sind bogenförmig ausgeschnitten und bilden so eine Art "falsches Gewölbe". Nach Arnold ist diese Teilverkleidung des Ganges eine Bauplanänderung, da die Steinqualität des "taffl" es nötig machte, den Korridor zu sichern und die Verkleidung stützte ihn nun ab, denn die Sandsteinverkleidung beginnt genau dort, wo die Steinqualität deutlich abnimmt (1).
Der Gang verengt sich am Ende von 2,30m auf 1,60 und die gewölbten Deckensteine am Ende des Ganges sind im Laufe der Jahrhunderte unter der Last des Berggesteins gebrochen und wurden dann später unter der Mission der Winlock-Grabung abgestützt. Im übrigen befinden sich im gesamten Zugangskorridor zur Grabkammer keinerlei bildliche Darstellungen an den Wänden.
Die Grabkammer:
Der originale Zugang zur Grabkammer
hatte eine Höhe von 1,50 m und eine Breite von 1,27 m. Der die nach Süden
ausgerichtete Kammer wurde nach der erfolgten Bestattung des Königs durch
zwei schwere Granitplatten verschlossen. Vor dieser Blockierung lagen auf
einer Länge von 1,40 m vier weitere Kalksteinplatten.
Die Grabkammer ist ein herrlicher Hohlbau, ein wahres Kunstwerk ägyptischer Baukunst und liegt 44,90 m unter der Hofhöhe. Der aus dem "taffl" gearbeitete Raum selber ist komplett mit mit (Rosen-)Granitsteinen verkleidet, wobei die Wandverkleidung zwischen 80 und 100 cm dick zu sein scheint. Auf den Wandsteinen befindet sich ein spitz zulaufendes Satteldach.
Bautechnisch brach man zuerst eine große Höhle in den Felsen und zwar quer zur Richtung des Ganges, so dass die Hauptachse der Kammer von Nord nach Süd verläuft und der Eingang an der nördlichen Seite der Ostwand auf die Kammer trifft. Das spitz zulaufende Dach der Kammer besteht aus 12 Granitplatten und bilden ein Satteldach. Die Wände sind leicht nach außen geneigt und sind bis zu einem Meter dick.
In der Kammer befindet sich eine Kapelle aus Alabaster in Form eines oberägyptischen "Per-wer"-Heiligtums (das sog. "Reichsheiligtum Oberägyptens"), wobei die umlaufende Hohlkehle des Schreins mit eleganten Eckrundstäben versehen ist. Der Türsturz wurde aus Rosengranit gearbeitet.
Alabasterkapelle Dreiviertel des Innenraumes der Granitkammer nahm ein Alabasterschrein ein, der gesondert eingebaut wurde und die Form eines ägyptischen Heiligtums, des "Per-wer"besaß. Die Kapelle beherbergte einst einen hölzernen Sarg und die Salbgefäße des Königs. Von beiden haben sich Abdrücke im Boden der Kapelle erhalten. Einst war die Kapelle mit einer zweiflügeligen Tür verschlossen, von denen sich die Türangeln erhalten haben. Grabräuber haben wohl die Türen mitgenommen. Der Türsturz ist aus Rosengranit gearbeitet (anstatt aus Alabaster). Die Kapelle hat eine umlaufende Hohlkehle und Rundstäbe an ihren Ecken. |
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Bild: Arnold, Dieter, Mentuhotep Bd. I. Tf. 22b in "Der Tempel des Königs Mentuhotep, Architektur u. Deutung, Mainz 1974 |
Die Kapelle war einst mit einer zweiflügeligen Tür verschlossen (die Türangeln sind erhalten geblieben - die Türen selber sind wohl dem Grabräubern zum Opfer gefallen) und beherbergte einen hölzernen Sarkophag und Salbgefäße des Königs, von denen noch Abdrücke im Boden zu sehen waren. Im Schrein fanden die Ausgräber Reste eines hölzernen Kasten-Sarges (die einzigen nachweisbaren Reste der königlichen Bestattung), wobei die Fragmente aber keine Spuren von Vergoldung aufweisen. In diesem Sarkophag befand sich einst die königliche Mumie, von der man aber bei den Ausgrabungen keine Teile mehr feststellen konnte. Entweder wurde sie von den Grabräubern zerstört oder von den Priestern der Antike an einen heute unbekannten Ort verbracht.
Im Schutt des
Grabraumes fanden die Ausgräber Fragmenge eines Kanopenkruges aus Alabaster
und zwei hölzerne Kanopendeckel. Von der königlichen Grabausstattung ist
durch die verschiedenen Plünderungen größtenteils nicht mehr viel erhalten
(Fragmente von Salbgefäßen, zwei kleine Holzboote, einige zerbrochene
Szepter, Stäbe und Bögen wurden gefunden). Lt. dem Papyrus Abbot war das
Grab unter Ramses IX. angeblich noch intakt (2+4+5).
Nachlese: |
Unter König Sesostris III. wurde der Totentempel von Mentuhotep Nebhepetre (II.) renoviert und er stellte 6 Standfiguren von sich auf - die sich heute teilweise im Brit. Museum und in der unteren Pfeilerhalle des Mentuhotep-Tempel befinden.
Drei der Statuen von Sesostris III. Sesostris III. ist bekannt für seine unverwechselbaren Statuen, die besonders auf den älteren einen auffallend düsteren Ausdruck im Gesicht haben. Sesostris III. ließ den Totentempel von Mentuhotep II. renovieren und stellte sechs Stand-Statuen von sich auf die Terrasse des Tempels.
Bild: mit frdl. Dank Saamunra |
Im Schutt auf dem Mentuhotep-Tempel wurde ein Sitzstatue des Amun gefunden, das wohl von Thutmosis III. stammt. Den Angaben nach lag es in der Nähe des Sanktuars von Mentuhotep II. Es kann nicht geklärt werden, ob es sich hierbei um eine Statue handelt, die Thutmosis III. im Sanktuar hat aufstellen lassen - oder ob sie aus dem Sanktuar des Thutmosis III.-Tempels verstürzt ist. Die Statue stammt aus der Sammlung von Lord Dufferins. Die Sitzstatue befindet sich heute im Kestner-Museum Hannover (siehe Rosemarie Drenkhahn: Die ägyptischen Reliefs im Kestner-Museum Hannover, 1989) (1).
Standbild des Amun Die Sitzstatue des Gottes Amun stammt aus Deir el-Bahari - ist aber zeitlich deutlich später zu datieren. Wahrscheinlich wurde es in der 18. Dynastie unter Thutmosis III. angefertigt. Die Ausgräber fanden es im Schutt des Mentuhotep-Totentempels und den Angaben nach lag es in der Nähe des Sanktuars. Heute ist nicht mehr zu klären, ob es sich hierbei um eine Statue handelt, die Thutmosis III. im Sanktuar aufstellen ließ oder ob sie aus dem Sanktuar des Thutmosis III.-Tempels verstürzt ist. Die Statue stammt aus der Sammlung von Lord Dufferins. Bild: Kestner-Museum
02 |
Aus der 19. Dynastie stammt eine unvollständige, große Inschrift, die sich am westlichen Sockel des Kernbaues befindet. Sie zeigt den König Siptah in knieender Haltung und hinter ihm sein Schatzmeister Bay.
Quellen und Literatur:
1. Elke Noppes - Mentuhotep Nebhepetre / Webseite zum Thema Mentuhotep II.
2. Dieter Arnold: Mentuhotep, Bd. 1 + 2, Der Tempel von Mentuhotep in Deir
el-Bahari, New York 1979;
und Arnold: der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el
Bahari, Bd. 1. Architektur und Deutung, Mainz 1974, S. 45
3. Magdalena Waser / 2012 - Wien - Diplomarbeit, Die Kapellen u. Gräber der
königl. Frauen Mentuhoteps II. (online-Version)
4. KEMET Jahrgang 19, Heft 1, Jan. 2010, Die Zweite Reichseinigung, Thomas
Kühn, S. 22
5. Totentempel
des Mentuhotep II. / Wikipedia
6. Dieter Arnold: Der Tempel des Königs Mentuhotep von Deir el-Bahari, Bd.
III. - die königlichen Beigaben, DAIK,
Ph. v.-Zabern-Verlag, Mainz 1981