Biografie Sethos I. 

Grab Sethos I. - KV 17

Bauten in Karnak Sethos I.

Vorschaubilder oben: beide Elvira Kronlob - alle Rechte vorbehalten

(Quellen und Literatur-Angaben am Ende dieser Seite - nummerierte Verweise im Text)
PM = Porter & Moss, Topographical Bibliography of Ancient Hieroglyphic Text, Reliefs and painting, 1927-1952)

Der thebanische Totentempel von Sethos I.  oder besser das sog. "Millionenjahrhaus" - liegt am nördlichen Ende einer Reihe von Totentempeln am Rande des Fruchtlandes westlich von Luxor und dem alten Dorf el-Qurna/el-Gurna, von dem er seinen Namen erhalten hat, südwestlich der Hügel von Dra Abu en-Naga. Der altägyptische Name des Totentempels Sethos I. lautete: "Das Haus des Geistes von Men-maat-Re Sethos im Hause des Amun im Westen von Theben" (Ax stxj mrj-m ptH) - (Quelle: Wikipedia)

Er war ebenso wie die anderen Totentempel als eine Art Kombination eines Fest- und Prozessionstempels für Amun-Re konzipiert als auch als Totenopferstätte für den nach seinem Tod vergöttlichten König. Das Gründungsdatum des Totentempels in el-Qurna ist nicht genau bekannt und kann nur vermutet werden. Anhand des Textes eine Felsstele über eine Steinbruchexpedition aus Jahr 6 des Königs, könnte der Baubeginn in die Mitte der Regierungszeit des Königs fallen. Sethos I. konnte den Tempel zu seiner Lebzeit nicht vollenden. Er dekorierte den 1. Pylon und den Palast im 1. Hof, die Nordhälfte der hypostylen Halle, die zentralen Räume 1-20 und den Barkenraum Ramses I. (Raum 29). Der gesamte Nordstreifen (Sonnenhof mit anschließenden Räumen), die Fassaden des Tempelhauses und Teile des kleinen Raumkomplexes seines Vaters Ramses I. wurden dann unter seinem Sohn und Nachfolger Ramses II. ausgeschmückt.

Historische Ansicht des Tempels aus der Zeit Lepsius

Bild: Karl Richard Lepsius (1810-1884) - public domain (Author died more than 70 years ago)

Die Tempelanlage wurde auf einer klassischen Ost-West-Achse erbaut war ursprünglich von einer mächtigen 3,20 (6 altägyptische Ellen) breiten und vermutlich 10,5m (20 Ellen) hohen Mauer aus ungebrannten Ziegeln umgeben. Die Anlage bildete ein leicht unregelmäßiges Rechteck (165m auf den Längsseiten im Norden und Süden und 139m im Osten und 137m im Westen) (Maßangaben nach Stadelmann [7] ). Die Mauer wurde mit vier höheren Türmen an den Ecken und mit je sechs Bastionen an den Längsseiten und fünf  an den westlichen Schmalseiten bewehrt, die jedoch nicht zum Schutz vor irgendwelchen Feinden dienten, sondern den Totentempel zu einer Götterfestung stilisierten (7). 

Der Haupteingang befand sich in der Mitte der Ostseite der Tempelumfassungsmauer und erfolgte durch einen hohen Ziegelpylon, dessen Maße aus den erhaltenen Fundamenten berechnen lassen. Der Pylon war 68,80m hoch, 109,50m breit und bei einer Böschung von 86° (wohl) 24m hoch (7). 

Reste des 1. Pylons - Innenseite

Der 1. Pylon wurde aus Lehmziegel erbaut und besaß einen weißen Kalkverputz. Außen und Innen war er höchstwahrscheinlich mit großformatigen Darstellungen des Königs vor den Göttern dekoriert. 

Bild: mit frdl. Dank www.isis-und-osiris.de   2007

Das Pylontor selbst war aus Stein errichtet worden, die Torpfosten und die monolithen Deckenbalken bestanden aus Sandstein, während die inneren Türgewände aus feinem Kalkstein gearbeitet wurden und daher heute von dem aufsteigenden Grundwasser zersetzt und zerstört sind. Sie haben dem Gewicht der bis zu 28 t schweren Deckbalken über die Jahrtausende nicht standhalten können und führte zu dessen Einsturz. Die Dekoration der inneren Torwände hatten das "schöne Fest vom Wüstental" zum Thema - aber auch davon ist heute kaum noch etwas erhalten (7). Die bei der Restauration aufgefundenen Blöcke wurden entlang des Prozessionsweges zwischen dem 1. und 2. Pylon auf Sockeln aufgestellt. Erhalten sind Darstellungen, welche die Szenen mit der Einführung des Königs vor Amun sowie den thebanischen Göttern und die Krönung des Königs im Tempel zeigen.

"verstürzt" gefundene Blöcke des Tordurchganges 
1995 lagen diese noch in den Trümmern des südlichen Hofes.

Foto: Elke Noppes 1995
- alle Rechte vorbehalten - 

 

"verstürzte" Blöcke des Toreinbaues (Ansicht von 2005)
(die gleichen Blöcke wie im Foto von 1995 oben - nun auf einem Sockel aufgestellt)

Von den reliefierten Blöcken, die man aus dem zusammengestürzten Tordurchgang geborgen hatte, sind einige davon entlang des Prozessionsweges zwischen 1. und 2. Pylon auf Steinsockeln aufgestellt. 

Auf dem hier gezeigten Teil ist Sethos I. in einer Opferdarstellung vor Amun zu sehen. Quasi opfert er "sich selbst" - denn die zu opfernde Figur bildet von unten nach oben gelesen den Thronnamen des Königs: "Men-maat-Re". 

Foto: Elke Noppes  2005
- alle Rechte vorbehalten - 

Wahrscheinlich befand sich im Osten - vor der Palastanlage eine Kaianlage, die aber - ebenso wie die gesamte Ostfassade - unter dem modernen Dorf Alt-Qurna verschwunden und heute verloren ist.

*

Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine klassische Tempelanlage, die aus einem 1. und einem 2. Pylon, dem Tempelgebäude und einem Gebäude mit Magazinräumen sowie einer Brunnenanlage bestand (1). An der Innenseite des 1. Pylons liegen links und rechts des Tores zwei gewaltige Sockel auf denen einst Sphingen ruhten. Die Sockel waren mit Darstellungen von unterworfenen afrikanischen und asiatischen Völkern geschmückt. Von der südlichen dieser Sphinxen hat sich ein großes Fragment des Körpers und die Doppelkrone erhalten, wovon allein die Doppelkrone eine Höhe von 2,10m hat.

Reste der nördliche Sphingenbasis - darüber die Doppelkrone

Die Sockel waren mit Darstellungen der unterworfenen Fremdvölker dekoriert. Im Zentrum der Front steht der Thron- und Geburtsname und davor das Serech mit dem Horusnamen des Königs. Flankiert werden die Namen zu beiden Seiten von je einer Darstellung Iunmutefs im Rezitationsgestus.

Bild mit freundl. Dank Dr. Karl Leser
- alle Rechte vorbehalten - 

 

Reste der südlichen Sphingenbasis (2007) mit Fremdvölkerdarstellungen

Auch hier sieht man leider viel zu gut, welche immensen Schäden das permanent steigende Grundwasser angerichtet aht. 

Bild mit freundl. Dank Elke Noppes 2007
- alle Rechte vorbehalten - 

 

Sockel der südlichen Sphinx mit Fremdvölkerdarstellung

Zeichnung: Lepsius -  LD III. 131a

Bei Beginn der Grabungsmission des Deutschen Archäologischen Institutes im Vorgelände des Tempels stand allein das Tempelhaus in einem ansonsten von Ziegelräubern verwüstetem Gebiet. Reisende im 19. Jahrhundert hatten noch Reste der Ziegelmauern und der Pylone gesehen. Der deutsche Ägyptologe Richard Lepsius (Mitglied der Preußischen Expedition) zeichnete einen Plan der Anlage, aber auch eine kolorierte Ansicht des Geländes mit Sphingen und den Überresten der Pylone. Andere Reisende, wie John Gardiner Wilkinson oder Robert Hay und Edward W. Lane berichteten von hohen Ziegelgebäuden oder Magazinen. Die Ausgräber des DAIK haben während ihrer Arbeiten nichts mehr davon entdecken können, aber aus den Fundamenten ließen sich einzelne Bauelemente sicher erschließen.

Plan Tempel Sethos I. in Qurna
- nach Wilkinson und DAIK
- bearbeitet von Nefershapiland - 

Tempelhaus:
A: Vier-Pfeiler-Raum
B: Barkenraum des Amun
C: Schlachthof
D: Totenkulträume Sethos I.
E:  Tempel Ramses I.
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c:  Barken- und Statuenraum Sethos I:
d:  Durchgänge zum Totenkultbereich/Sonnenhof
e:  Kapelle des Talfestes
f:  Kapelle für Isis und Osiris
g:  Kapelle für Mut
h:  Kapellen für Min-Amun/Amun-Re/Amun-Re-
      Harachte-Atum und Osiris
i:   Kapelle für Osiris
k:  Kapelle für Ptah

Räume nach DAIK in (2)

Der Prozessionsweg zwischen dem 1. und dem 2. Pylon teilt den Hof in eine nördliche und eine südliche Hälfte. In der nördlichen Hälfte befanden sich ausgedehnte Magazinanlagen und füllten den gesamten Bereich des Temenos aus. Der Tempelbezirk von Sethos I. hatte in der Nordhälfte - neben dem Haupteingang durch den 1. Pylon - einen weiteren Eingang. Dieser führte durch einer der nördlichen Außenbastionen in den Magazinhof und war wahrscheinlich als direkter Zugang für die Tempelbediensteten gedacht, die vermutlich nahe der nördlich gelegenen Stadt Hefthirnebes wohnten (7). 

Reste des 1. Pylons mit Blick auf die Hypostylhalle und die Stelen

Im Tempel von Qurna fanden sich mehrere Votivstele mit Gebeten Sethos I. zur Gründung des Tempels, die heute links und rechts der Prozessionsstraße zwischen dem 1. und 2. Pylon des Tempels neu aufgestellt wurden. 

Bild:    SFEC 2009 SETI1-0001.JPG
Autor: S F-E-Cameron, wikipedia, Juni 2009 
Lizenz: CC-BY-SA-3.0

 

Blick vom Prozessionsweg auf die Reste des 1. Pylons

Links und rechts des Prozessionsweges befinden sich die vom DAIK aus dem Trümmern herausgezogenen verstürzten Blöcke des Torgebäudes.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Finnland
- alle Rechte vorbehalten - 

Die verstürzten Blöcke wurden bei den Ausgrabungsarbeiten aus den Trümmern des zusammengestürzten Tores herausgezogen und entlang des Prozessionsweges (siehe Bild unten) zwischen dem 2. und 1. Pylon auf Sockeln aufgestellt (3). 

Rückseite des 1. Pylons mit Bau-Fragmenten 

In der Mitte des Bildes befindet sich der Prozessionsweg mit den Votivstelen und hinten rechts sind die Grundmauern des Jenseitspalastes zu sehen.

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanen, Finnland 2008
- alle Rechte vorbehalten - 

Nach dem Durchschreiten des 1. Pylons und dem Passieren der beiden Sphingen-Reste (hinter den beiden Pylontürmen) steht man auf einer Prozessionsstraße, die durch den 2. Pylon hindurch zum Allerheiligsten, dem Tempelhaus führt. Hinter dem 1. Pylon des Totentempels stehen heute 5 Votivstelen aus Sandstein (vier von Sethos I. und eine von Ramses II.), die teilweise vollständig erhalten sind und  in der Pflasterung der Durchgangspassage des äußeren Pylons des Sethos-Tempels gefunden wurden. Drei von ihnen zeigen Sethos I. in Anbetungshaltung vor verschiedenen Göttern. Die 4. Stele zeigt ihn mit vorgebeugtem Oberkörper und mit nach vorn gestreckten Armen in der "Verehrungshaltung" vor dem Gott Re-Harachte. Alle vier Stelen - sowie die von Ramses II. - sind in mittelmäßiger Qualität und in der Technik des versenkten Reliefs ausgeführt worden. Die Stele von Ramses II. zeigt die kurze Variante seines Thronnamens - ist also höchstwahrscheinlich in das 1. Jahr seiner Regierung zu datieren. Die Stelen von Sethos I. datieren wahrscheinlich gegen Ende dessen Regierungszeit.

Blick vom Prozessionsweg auf den 1. Pylon im Osten
mit den 4 Stelen von Sethos I. 

An der Prozessionsstraße zum Tempel stehen heute die Stelen von Sethos I.  II., welche die Besuche des Königs anlässlich des Talfestes verewigen. 

Foto: Elke Noppes 2005
- alle Rechte vorbehalten - 

 

Sethos I. bei der Anbetung von Re-Harachte

 Stele Sethos I. am Prozessionsweg

Der König kniet in Anbetungshaltung vor dem thronenden Re-Harachte.
Diese schlechter erhaltene Stele zeigt Sethos I. beim "Geben von Wein" vor einem nicht mehr erhaltenen Gott.

beide Bilder mit frdl. Genehmigung Elke Noppes (2005)
- alle Rechte vorbehalten - 

 

Stele Sethos I. hinter dem I. Pylon

 Stele Sethos I. hinter dem 1. Pylon

Sethos I. opfert die Maat vor Amun-Re Diese Stele ist weniger gut erhalten - der ganze untere Teil fehlt. Sethos I. opfert zwei runde Gefäße vor Amun-Re. 

Bild: mit frdl. Genehmigung Elke Noppes (2005)
- alle Rechte vorbehalten - 

Bild: Courtesy to Heidi Kontkanan 2008
- all rights reserved - 

Im südlichen Hof, der vermutlich als Tempelgarten angelegt war (3), befindet sich eine Brunnenanlage - ein sog. "Nilometer". Eine kleine Pforte aus der Südwand des hinteren Tempelhauses öffnet sich auf einen gepflasterten Weg, der zu einer Doppeltreppe führt. Diese führt zu zwei durch eine Insel getrennte Brunnenkammern hinab, welche die Quellen des oberägyptischen und des unterägyptischen Nils symbolisieren..Aus ihnen stiegen die Fruchtbarkeitsgottheiten Oberägyptens und Unterägyptens herauf und brachten ihre Erzeugnisse in den Tempel (3). 

Dieses Nilometer wurde 1915 im Süden der Tempelanlage bei einer französischen Ausgrabungsmission im Jahre 1915 entdeckt. A. Brasanti (in Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 21 / Artikel von Geßler-Löhr) bezeichnete es als "Nilometer-Zisterne", ein kleines rechteckiges Becken von bisher einzigartiger Bauform. Der Gang und die Umfassungsmauer wurden damals von Brasanti rekonstruiert. Er berichtete, dass das aus Steinblöcken gemauerte Bassin ca. 8,50m x 5,30  m misst und mit dem dahinterstehenden Tempelhaus über einen schrägen Gang in Verbindung steht, der direkt zu einer Tür in der Südwand von Raum XXXII. führt, von wo man aus über den südlichen Durchgang zum Vestibül ins Tempelinnere gelangt.

Nilometer - im südlichen Hof der Kultanlage von Sethos I.

Im südlichen Hof befindet sich eine Brunnenanlage für das Wasseropfer. Eine Doppeltreppe führt in den Brunnen zu einer Insel, welche den oberägyptischen und den unterägyptischen Nil trennt, welche das Wasser in die Totentempelanlage bringen (3). 

Foto: Elke Noppes  2004
- alle Rechte vorbehalten - 

 

Tempelpalast
-
Süd-Ost-Ecke der Tempelanlage - 

Ebenfalls auf der Südseite des 1. Hofes (bzw. in der Süd-Ost-Ecke des Tempels) befinden sich die Ruinen bzw. die Grundmauern des königlichen Ritualpalastes - ein Lehmziegel-Gebäude, von dem heute allerdings nur die Fundamente und der mittlere Teil der Fassade mit seinem höher gelegten Erscheinungsfenster (ein Bauelement, von dem aus sich der König den Untertanen zeigte und von dort aus Geschenke und Belohnungen verteilte) aus Kalkstein erhalten sind. Zu sehen sind noch die Säulenstümpfe des Portikus und die Fundamentmauern des Residenzsaales. 

Die Ruinen des "Jenseitspalastes"
- Blick von Nord–Westen über das Tempelhaus - 
- in der Mitte die Säulenstümpfe und die Treppe zum Erscheinungsfenster -

Bild: mit frdl. Dank www.isis-und-osiris.de   2007

Erfreulicherweise konnte bei den Grabungen der Kalksteinsockel der Palastfassade unter dem Erscheinungsfenster mit den Resten der Relieffierung des untersten Registers aufgefunden werden. Dargestellt waren Gabenträger in langen Gewändern, die Opfergaben und Opferständer tragen; zur Mitte, d. h.  dem Fenster zu, verbeugen sie sich. Bei diesen Gabenträgern handelte es sich wahrscheinlich um ägyptische und ausländische Gesandte, von denen allerdings nur noch spärliche Reste der Füße, der Beine und zum Teil auch von den Gewändern und der Opferständer erhalten geblieben sind (3+7).

Diese Darstellungen unter dem Erscheinungsfenster unterscheiden sich von denen in Medinet Habu oder dem Ramesseum; dort sind anstelle der Opferträger Ringer- und Kampfszenen zu sehen und stellten Zeugnisse der siegreichen Macht des Königs dar. Sethos I. ließ in seinen beiden Totentempeln in Qurna und Abydos nur Prozessionsdarstellungen und Szenen aus dem Festgeschehen abbilden.

Blick auf die Fundamente des Königspalastes (Jenseitspalast)

Vorderer Teil des Königspalastes (in der Mitte das höhergelegte "Erscheinungsfenster") mit Blick auf die Mauern des 1. Pylons und beide Sphingenbasen rechts und links des Durchganges (links mit Doppelkrone). Auf dem Passionsweg befinden sich die vom DAIK aufgestellten Stelen und die "aufgebockten" Relieffragmente (Rückseite).

Bild: Elke Noppes 2005
- alle Rechte vorbehalten - 

Aufgrund der Größe der Räume und dem fehlenden Wirtschaftstrakt ist zu schließen, dass es sich hierbei nicht um einen wirklichen Wohnpalast handelt, sondern um einen "Jenseitspalast" mit einem vorgelagerten Portikus. Durch diesen Portikus gelangte man über zwei Eingänge in eine große Säulenhalle, wo sich auch der Zugang zum Erscheinungsfenster befand. In den Millionenjahrhäusern von Theben öffnete sich ein Erscheinungsfenster vom Kultpalast in den davor gelegenen Tempelvorhof. Es besaß eine Zugangstreppe auf der Palastseite (Quelle: Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst, 2000). 

Nach Süden hin gelangte man durch ein breites Tor in den Thronsaal, der von vier Säulen getragen wurde. In seiner Mitte stand auf einer Erhöhung eine Statue des Königs (7), von der die Archäologen aber kein einziges Fragment gefunden haben. Aber unter dem Schutt des Säulensaales fanden die Ausgräber des Deutschen Archäologischen Instituts den stark zerstörten Kopf einer lebensgroßen Statue der Königsgemahlin Sethos I. und Mutter des späteren Königs Ramses II., Tuja (3+7). 

Eine große Scheintür, von der ein Fragment erhalten blieb, bildete die Rückwand des Thronsaales, durch die der tote König in der jenseitigen Welt als "belebter Geist" den Palast betreten konnte. Einige kleinere Räume (ein Bad sowie ein Schlafzimmer und Räume für die königlichen Bediensteten) befanden sich zu beiden Seiten und hinter dem Thronraum, wobei dieses alles aber keine echten, bewohnbaren Räume, sondern Modell-Räume waren, welche die Raumfluchten und Räumlichkeiten in ihrer Funktion in einem wirklichen Residenzpalast symbolisierten (7).

Schon bald nach Ende der Ramessidenzeit wurde der Jenseitspalast seiner verwendbaren Architekturelemente durch "Steinräuber" beraubt, u. a. wurden die Säulen herausgerissen und die Decken stürzten ein. Ebenso fanden die Türrahmen und das Kalksteinpflaster in den späteren Wohnbauten, die während des späteren 1. Jahrtausend im Schutz der Umfassungsmauern entstanden, Verwendung. Auch innerhalb des Tempelbezirks entstanden in späterer Zeit Wohngebäude, wie z. B. ein zweistöckiges Wohnhaus mit einem Weinkeller und Magazinen, das den schon zum großen Teil abgetragenen Tempelpalast überlagerte.

Der 2. Pylon:
-
und der Zweite Hof - 

Der 2. Pylon war ebenso wie der 1. Pylon aus Ziegeln errichtet worden - allerdings war er nicht so groß und mächtig wie der 1. Pylon. Seine Länge betrug 43,25m (82 Ellen) und seine Breite im Torbereich war etwa 6,70m (12,5 Ellen) (7). Mit Ausnahme der Türstürze aus Granit war das Tor ganz aus Kalkstein errichtet. Dieser war jedoch schon in der Mitte des nachchristlichen 1. Jahrhunderts bis auf die untersten Steinlagen abgetragen und entweder wiederverwendet oder in den Kalkbrennöfen der umliegenden Dörfer verbrannt worden ist. Die Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts haben seine Basis kenntlich gemacht, so dass man als Besucher erkennt, dass hier einstmals der 2. Pylon gestanden hatte. 

Der Prozessionsweg zum Tempelgebäude im hinteren Bereich der Anlage war ursprünglich von Dutzenden großer Sphingen gesäumt und der gesamte Bereich war voller Nebengebäude und Gärten mit Obst- und Kugelbäumen bepflanzt. Vom 2. Pylon und von den evtl. früheren Bauten im zweiten Hof sind heute nur noch wenige Reste erhalten - abgesehen von der gepflasterten Prozessionsstraße. 

Durch das Tor des 2. Pylon betritt man über eine flache Rampe den Zweiten Hof - den Festhof des Tempels. Dieser lag über einen halben Meter höher als der untere Erste Hof. Wie am dahinter liegenden Tempelhaus zu erkennen ist, sollte der Hof im Norden und Süden mit einer Umfassungsmauer aus Sandstein eingefasst werden. Es ist davon auszugehen, dass diese aufgrund des Todes von Sethos I. - ebenso wie manche andere Bauten der Tempelanlage - in seiner nur elfjährigen Regierungslänge nicht mehr zur Ausführung kam. Die Vollendung der zweiten, inneren Umfassungsmauer wurde - ebenso wie der Totentempel Sethos I. in Abydos dann vom Nachfolger und Sohn des Königs, Ramses II. in Ziegelbauweise vollendet.

Er tat dieses, wie in einer Weiheinschrift am Architrav des Tempels berichtet wird, in Ziegelbauweise, was aus den gefundenen Resten der Mauer aus ungebrannten Ziegeln erschlossen wurde. Die Arbeiten unter Ramses II. beschränkten sich aber auf die Errichtung der Ziegelmauer und das Hinzufügen von Dekorationselementen und zog sich wahrscheinlich über einige Jahrzehnte hin - erkennbar aus der unterschiedlichen Schreibweise des Geburtsnamens von Ramses II. (2). 

Diese Fundamente der Hofmauern in Ziegelbauweise wurden in der Tat von den Archäologen des DAIK entdeckt. Auch war von den Architekten Sethos I. vorgesehen gewesen, den ganzen Hof mit einem Kalksteinpflaster zu versehen - unmittelbar vor dem Tempelhaus waren auch schon das Fundament und die ersten Lagen des Pflasters verlegt - die aber wahrscheinlich später wieder herausgerissen und in späteren Bauten wiederverwendet wurden (7).

Rainer Stadelmann berichtet in seinem 4. Grabungsbericht, dass der Prozessionsweg zwischen 1. und 2. Pylon ursprünglich mit Sphingen flankiert und mit Bodenplatten bedeckt war, aber von diesem Prozessionsweg seien lediglich zwei Bodenplatten in situ gefunden worden. Es ist auch davon auszugehen, dass sowohl der 1. wie auch der 2. Hof terrassiert war. Der Niveauunterschied zwischen beiden Höfen beläuft sich heute auf etwa 1 m  und wurde durch eine Treppe ausgeglichen, die in der Mittelachse des Tempels liegt. Diese Treppe führt auf die Terrasse der querliegenden Vorhalle (siehe Rainer Stadelmann u. K. Mysliwiec, der Tempel Sethos I. in: MDAIK 38, 1982, S. 397f) (5). 


weiter zum II. Teil des Totentempels Sethos I. in Qurna
- das Tempelhaus -

Literatur und Quellen:
1. dt. Wikipedia / Totentempel des Sethos I. 
2. Häuser für Millionen an Jahren für Sethos I./Gitta Warnemünde pdf

3. “Begegnung mit der Vergangenheit"/ 100 Jahre in Ägypten/Deutsches Archäologisches Institut Kairo 1907-2007/
    G. Dreyer u. Daniel Polz (Hrsg.),  Ph. v. Zabern Verlag 2007
4. Luxor und das Tal der Könige / National Geographic Art Guide/Kent Weeks 2005
5. Millionenjahrhäuser, Stefanie Schröder, 2010 Harrassowitz-Verlag
6. ÄAT, Bd. 51, Die Häuser der Millionen von Jahren, Martina Ullmann, Harrassowitz-Verlag 2002,
7. Der Totentempel Sethos I. in Qurna, Rainer Stadelmann, DAIK 2001
8. Pfeiler seiner Mutter - Beistand seines Vaters; Diss. Ute Rummel, Hamburg 2003, Teil I. 
   


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